The Tournament

 
  • Deutscher Titel: The Tournament
  • Original-Titel: The Tournament
  •  
  • Regie: Scott Mann
  • Land: Großbritannien
  • Jahr: 2009
  • Darsteller:

    Robert Carlyle (Father Macavoy), Ving Rhames (Joshua Harlow), Kelly Hu (Lai Lai Zhen), Ian Somerhalder (Miles Slater), Scott Adkins (Yuri Petrov), Liam Cunningham (Powers), John Lynch (Samier), Andy Nyman (Eddie), Iddo Goldberg (Rob), Nick Rowntree (Eddie Cuzzack), Sebastien Foucan (Robert)


Vorwort

Alle sieben Jahre versammeln sich die 30 besten Auftragskiller der Welt in einer nichts Böses ahnenden Kleinstadt, um ihren Besten zu küren (was zwangsläufig auf ein „last man standing“-Verfahren hinführt). Vor sieben Jahren erkämpfte sich Joshua Harlow den inoffiziellen Weltmeistertitel nebst umfänglicher Geldprämie und zog sich dann aufs Altenteil zurück. Nun steht die nächste Auflage des Turniers an, Middlesbrough in England ist der stolze Austragungsort. Die Turnier-Techniker haben sich bereits in alle Überwachungskameras (im UK zahlreich) und sonstigen wichtigen Leitungen eingeklinkt, die Cleaner-Teams stehen bereit. Zu den Favoriten zählen in diesem Jahr die Chinesin Lai Lai Zhen, der französische Parkour-Athlet Robert (dessen Nachnamen ich vergessen habe), der russische Ex-Elitesoldat Petrov und der durchgeknallte Yankee-Newcomer Miles Slater. Doch die Organisatoren haben einen Spezialgast am Start – den Titelverteidiger! Dem ist nämlich das geliebte Eheweib erschossen worden und die für gewöhnlich gut unterrichteten Kreise haben Joshua gesteckt, dass der Killer einer der Teilnehmer am Turnier ist… Als wäre das nicht schon ausreichend Garantie für ein zünftiges Blutbad (auf dessen Ausgang die üblichen reiche-Pinkel-Kreise beträchtliche Summen wetten dürfen), spielt der Franzmann Cleverle – damit die Killer sich auch finden, hat man jedem von ihnen ein Implantat verpasst, das über GPS-Empfänger zu orten ist (und, damit’s nach 24 Stunden Spielzeit kein lästiges Unentschieden gibt, sich automatisch in die Luft jagt, sollte mehr als ein Kämpe noch am Leben sein). Robert schnippelt sich sein Implantat aus der Plauze und schnippt es lässig in einen Kaffeepott, dessen Inhalt sich der versoffene Pfaffe Father Macavoy einverleibt. Der verdutzte Gottesmann mit dem schweren Alkproblem sieht sich von Stund an pausenlosen Mordanschlägen seitens der diversen Killer ausgesetzt – auch Lai Lai Zhen will ihm zunächst ans Leder, doch gelingt es Macavoy durch couragiertes Greinen, sie von seiner Harm- und Hilflosigkeit zu überzeugen. Während Lai Lai sich zu Macavoys Beschützerin aufschwingt (denn selbstverständlich betrachten die Organisatoren seine Beteiligung als erheiternde Randnotiz und nehmen ihn als 500:1-Außenseiter in die offiziellen Wetten auf), meuchelt Joshua sich wie des Racheengels missgelaunter großer Bruder durch die Teilnehmerliste – früher oder später werden sich die Wege kreuzen…


Inhalt

Ich hatte „The Tournament“ von Anfang an als Kandidaten für den knackigen Äktschn-Film des diesjährigen FFF-Programms auf der Liste – und nach dem Trailer zur Opening Night war ich verraten und verkauft. Klar, es hätte natürlich sein können, dass – wie so oft – für das Werbefilmchen sämtliche verfügbaren guten Szenen verbraten wurden, aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Außerdem halte ich mich an die „alles-mit-Ving-Rhames-muss-grundsätzlich-rocken“-Regel, die mich bislang nur bei „Day of the Dead“ im Stich gelassen hat. Da stört mich dann auch nicht, dass ich keines der bisherigen Werke von Regisseur Scott Mann (u.a. „Tug of War“ oder „Down Amongst the Dead Men“ bislang gesehen habe und auch das Autorenkollektiv Jonathan Frank, Nick Rowntree und Gary Young für mich aus völlig unbeschriebenen Blättern besteht.

Es war beinahe schon unfair, dass ich bis zum letzten Festival-Tag warten musste – aber die Wartezeit hat sich gelohnt, denn „The Tournament“ ist tatsächlich der 90-minütige Adrenalin-Trip, den der Trailer versprach, auch, und das ist eine Einschränkung, die ich in diesem Fall ohne schlechtes Gewissen ausspreche, wenn er primär den Gorebauern in mir anspricht. Natürlich ist die Story nicht wirklich der Rede Wert, obschon sich die drei Autoren mühen, mehr als nur die üblichen Klischees eines „viele Killer auf engem Raum, die sich gegenseitig totschießen müssen“-Kloppers (einer der besseren Vertreter dieses Nischengenres ist Albert Pyuns Mean Guns) abzuspulen, denn sie spendieren uns nicht nur einen Plot zum Auffüllen der wenigen Freiräume zwischen den breit ausgewalzten Action- und Killszenen, sondern sogar zwei! Da haben wir einmal Joshua Harlows Rachefeldzug (an dem’s allerdings einen Haken gibt – was wäre, wenn einer der Konkurrenten den von ihm gesuchten Mörder seiner Frau erlegt, bevor Joshua rausfindet, wer’s denn nu war) und Lai Lais Bestreben, Macavoy, eine wahre Schande seiner Zunft, irgendwie lebendig durch das Gemetzel zu führen. Beide Plotlinien reiten freilich arg auf der Binsenweisheit „auch Auftragskiller sind Menschen mit Gefühlen und Zeuch“ herum, aber sie funktionieren als das, was sie sollen – sie geben den Figuren eine Motivation und einen „character arc“, an dem sie sich entlanghangeln können bis hin zur – nicht wirklich überraschenden – „Kreuzung“. Zwischendurch gibt’s auch genügend Zeit für low-brow-Humor (wenn Macavoy z.B. verzweifelt ein Gebet an seinen Vorgesetzten schickt und zu seiner Begeisterung unmittelbar im Anschluss tatsächlich einen Flachmann findet…), aber letztlich ist das alles natürlich reine Nebensache.

Denn „The Tournament“ ist der Film, für den das Prädikat „Splatter-Action“ erfunden wurde (weswegen ich mich auch im Review mal erfreulich kurz halten kann). Im Prinzip geht’s nur darum, eine erbauliche Menge finsterer Gestalten möglichst blutig um die Ecke zu bringen. „The Tournament“ findet dabei unter der flotten Regie von Scott Mann, die sich nicht mit Nebensächlichkeiten aufhält, sondern manchmal fast *zu* rasant durch das 24-Stunden-Limit der Geschichte hetzt, eine gute Balance zwischen handgemachter, ehrlicher Action und völlig überzogenem und daher nicht mehr ernstzunehmenden Splatter, die Spannung ergibt sich durch das Zeitlimit und das fiese Herunterzählen der noch aktiven Teilnehmer praktisch von allein.

Das Schöne: der wieder mal in Bulgarien gedrehte Film (dem man seine osteuropäische Location nicht ansieht, da erledigen die Production Designer einen guten Job) setzt wirklich auf handgemachte Action im Wortsinne – hier wird nicht mit CGI nachgeholfen, hier springt der Stuntman noch selbst, hier werden noch echte Autos in die Luft gejagt und Verfolgungsjagden mit Doppeldeckerbus und Tanklastzug sind *real*. Wie schön das ist, weiß man zu würdigen, wenn man in Punkto knalliger Action in den letzten Jahren eigentlich nur noch mit zwar technisch beeindruckenden, aber dennoch eben *nicht echten* Computertricks abgespeist worden ist. Im ganzen Stuntwork des Films offenbart sich ein hochwillkommener old-school-Ansatz, ob das Foucans beeindruckende Parkour-Künste, die patenten motorisierten Stunts oder die harten Zweikämpfe sind – wenn Cannon heute noch Filme machen würde, ich denke, sie würden ungefähr so aussehen. Ich bin beileibe nicht derjenige, der CGI-Effekte aus grundsätzlichen Erwägungen ablehnt, aber wenn man „The Tournament“ gesehen habe, kann man sich schon die Frage stellen, welchen filmischen Gewinn es bringt, vergleichsweise „simple“ Sachen wie eben eine zünftige Autoexplosion aus der digitalen Konservendose zaubert, anstelle sie einfach in echt zu drehen (das Kostenargument kann’s ja allein auch nicht sein) – wenn da physisch vorhandene Gegenstände aufeinanderprallen, in die Luft fliegen etc, hat das ganz einfach immer noch eine andere Wirkung als bloße Pixelkünste. Scott Mann geht hier den richtigen Weg – „The Tournament“ macht schon deswegen Spaß, weil alles eben für den Zuschauer ersichtlich *echt* ist. Old-school ist auch die Kameraführung des ehemaligen Nu-Image-Mannes Emil Topuzuv (Raging Sharks, „Mosquito Man“, „SharkMan“) – der willkommene Effekt: ein Actionfilm, bei dem wir sogar die Action sogar tatsächlich *sehen* können. Geht doch! (Übrigens heißt das nicht, dass „The Tournament“ ganz ohne CGI auskommt, aber das Stuntwork, das ist konventionell).

Ebenfalls bodenständig sind die ausgesprochen heftigen Splatter-Effekte, denen man da und dort sicherlich mit dem Computer auf die Sprünge geholfen hat, aber auch hier ist die digitale Unterstützung unauffällig – was auch daran liegen kann, dass die Goreeinlagen derart ruppig sind, dass man auf Feinheiten nicht mehr wirklich achtet. Hier werden Köpfe weggeschossen, Finger abgeschnitten, ganze Körper explodieren in ihre blutigen Einzelheiten, da bleibt mal wieder kein Auge trocken; die Sudeleien sind, wie schon anklang, schon fast in Funsplatter-Regionen überzogen, dennoch wäre ich über eine ungeschnittene KJ-Freigabe dezent überrascht. Ob Shoot-out, infight im Handgemenge oder anderweitiger Blutverlust, knüppelhart ist alles – aber der Kontext ist derart, ähm, wie sag ich’s, ohne dass mir unsere Familienministerin die Internet-Lizenz entzieht, spaßig, dass nicht nur tumbe Gorespacken (die aber auch) juchitzen dürfen…

Zumal „The Tournament“ für einen Actionfilm bestenfalls mittelschwerer finanzieller Ausstattung (12 Mio. Dollar, vermutet die IMDb und das wäre so in etwa auch die Hausnummer, die ich mir vorstelle) einen respektablen Cast vorweisen kann. Neben Ving Rhames („Dawn of the Dead“, „Pulp Fiction“), der mit der Präsenz einer unaufhaltsamen Naturgewalt durch den Film schreitet überzeugen Robert Carlyle („Trainspotting“, „Die Welt ist nicht genug“, „Eragon“, „Stargate Universe“) als abstoßendster Filmpriester diesseits eines Konvents katholischer Kinderschänder und schafft es doch, seine Figur sympathisch werden zu lassen. Kelly Hu („Martial Law“, „X-Men 2“) erfindet den Archetyp der ass-kickenden Killerbraut mit Martial-Arts-Fähigkeiten nicht neu, macht das aber ganz patent, Ian Somerhalder („Lost“, „Lost City Raiders“) kann als völlig spinnerter Miles Slater mal so richtig die Sau rauslassen und macht das mit allem angebrachten Gusto, Liam Cunningham, der in Blood: The Last Vampire trübe Funzel des Frohsinns war, zeigt als charmant-fieser MC des Tournaments seine Begabung noch deutlicher auf. Gleichfalls durchaus beeindruckend: Scott Adkins („Wolverine“) als böser Russe und Sebastien Foucan („Casino Royale“), der Erfinder des Parkour-Sports, in einer Rolle, die diesen Umstand weidlich ausnutzt.

Fazit: Kein kopflastiges Kino für intellektuelle Filmanalytiker, dafür ein Freudenspender sondersgleichen für Fans des harten, sich dabei aber nicht zu ernst nehmenden Action-Kinos. Was der Trailer verspricht, kann der ganze Film durchaus halten – gut gespielte, schräge Charaktere, beinharte Splatter-FX und erfrischend altmodische handgearbeitete Stunts ergeben einen ausgesprochen schmackhaften, kurzweiligen Snack, der sowohl simple Splatterspasten als auch die anspruchsvolleren Anhänger brachialer Actionfilme in Verzückung versetzen kann. Schon mal vormerken, aber im Auge behalten, vor einem Erwerb die Ungeschnittenheit zu überprüfen. Uncut ist das Ding jedenfalls ein knüppelharter Rocker vor dem Herrn.

UPDATE-DVD-Release: Ascot Elite hat mir freundlicherweise ein Exemplar der deutschen DVD-Veröffentlichung zukommen lassen. Zunächst gilt es, das traditionelle babylonische Fassungswirrwarr bei heftigeren Filmen zu entwirren. Ascot veröffentlicht den Streifen in drei Versionen, von denen leider, und das ist sehr bedauerlich, keine einzige ungekürzt ist. Die ansehende FSK-18-Verkaufsversion hat am meisten gelitten und entbehrt ca. 3,5 Minuten. Die deutsche Verleihfassung, mit einem JK-„keine schwere Jugendgefährdung“-Siegel, muss 96 Sekunden federn lassen (und bedient sich auch noch einiger Zooms, um blutige Details auszusparen), und selbst die österreichische Version (JK: strafrechtlich unbedenklich) weist ein 40-Sekunden-Defizit auf (eine Szene, in der Miles Slater einen Hund tötet, blieb auf der Strecke). Mir lag zum Review die deutsche Verleihversion vor.

Der anamorphe 1.85:1-Bildtransfer ist gut gelungen, wirkt aber auf LCD-Equipment etwas grobkörnig und insgesamt leicht blässlich. Schärfe und Kontrast sind ausgezeichnet, die Kompression unauffällig. Defekte oder Störungen waren nicht zu bemerken.

In Sachen Sound hat der geneigte Kunde die Wahl zwischen deutschem Ton in DTS 5.1 und Dolby 5.1 sowie englischer Originalsprachfassung in Dolby 5.1. Unter der Maßgabe, dass ich die deutsche Synchronisation nur stichprobenartig angetestet habe, ist der Sound zufriedenstellend – könnte etwas wuchtiger und monumentaler in den großen Action-Szenen kommen, ist dafür aber differenziert abgemischt.

An Extras werden Videointerviews mit Carlyle, Hu, Cunningham und Mann (mit insgesamt 11 Minuten nicht gerade eine enorme Fundgrube), knapp 10 Minuten unkommentierte Behind-the-Scenes-Aufnahmen, der Originaltrailer sowie eine Trailershow. Das würde ich mal eher als das „Mindestprogramm“ einstufen.

Dem Splatter-Action-Freund sei, obwohl auch die deutsche JK-Fassung derb ist, angeraten, so er eine deutsche Tonspur braucht oder Importe scheut, sich nach der österreichischen JK-Fassung, z.B. auf Börsen, umzusehen.

4/5
(c) 2009 Dr. Acula


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