The Torture Zone

 
  • Deutscher Titel: The Torture Zone
  • Original-Titel: The Fear Chamber
  • Alternative Titel: Chamber of Fear | The Torture Chamber |
  • Regie: Jack Hill, Juan Ibanez
  • Land: USA/Mexiko
  • Jahr: 1968/72
  • Darsteller:

    Dr. Carl Mandel (Boris Karloff)
    Corinne Mandel (Julissa)
    Mark (Carlos East)
    Helga (Isela Vega)
    Roland (Yerye Beirute)
    Zwerg (Santanón)
    N.A. Eva Muller
    N.A. Pamela Rosas
    N.A. Fuensanta
    N.A. Sandra Chávez


Vorwort

Abt. Was tut man nicht alles für die Rente…

Im Review zu Kadaver erwähnte ich ja bereits, nur deswegen zur letzten Börse geschlappt zu sein, um dort für den sprichwörtlichen Appel (das Ei war schon gar nicht mehr notwendig) cmvs „Karloff-Collection“ abzustauben. Kleine Buchboxen machen sich immer gut im Regal (zumal die vier Scheiben en bloc ein schönes collectible Rückenmotiv ergeben) und auf die Filmchen war ich schon eine ganze Weile scharf (nur nicht willens, dafür Richtig Asche TM abzudrücken… immerhin hab ich jetzt für alle vier Scheiben zuzüglich Dracula vs. Frankenstein weniger bezahlt als eine einzelne Karloff-Scheibe zum Releasezeitpunkt listenpreismäßig kostete. Geduld zahlt sich in Sammlerkreisen doch manchmal aus).

Zu dieser Serie von gar grausligen Schockern sollte man eine Vorbemerkung fallen lassen. Viele Filmfreaks hängen der irrigen Ansicht nach, eine der großen Differenzen zwischen Dracula Bela Lugosi und Frankenstein-Monster Boris Karloff wäre gewesen, dass Karloff in Würde hätte abtreten können, während Lugosi sich im Winter seiner Karriere in den Trash-Gassenhauern von Keule Ed Wood verdingen musste. Weit gefehlt. Obwohl Karloff in den 60er Jahren in Roger Cormans AIP-Streifen wie The Raven oder The Terror ´ne gute Figur machte (und in Peter Bogdanovichs offiziellem Debüt Targets quasi für die Bücher den Übergang zum klassischen Grusel zum modernen Horror besiegelte), musste Karloff als absoluten Abgesang seiner schauspielerischen Laufbahn in nicht weniger als vier mexikanischen Ultra-Low-Budget-Hobeln mitspielen (eben jenen der cmv-Karloff-Collection). Mehr tot als lebendig (Karloff litt unter schweren Rückenbeschwerden, konnte kaum stehen oder laufen, hatte nur noch eine halbe Lunge und musste zwischen den Drehs aus der Sauerstoffflasche beatmet werden etc.) absolvierte Karloff seine Auftritte größtenteils im Liegen oder Sitzen (und war auch nicht an den mexikanischen Sets, sondern liess seine Szenen in Kalifornien von AIPs Nachwuchstalent Jack Hill [Spider Baby, The Big Doll House, The Big Bird Cage] filmen, während Szenen ohne Karloffs Beteiligung von den jeweiligen mexikanischen Hacks vor Ort gedreht wurden). Karloff benötigte die Kohle für seine horrenden Arztrechnungen. Keiner der vier Streifen, die simultan 1968 entstanden, erblickte noch zu seinen Lebzeiten das Licht der Leinwände dieser Welt, sie erschienen erst drei-vier Jahre später und vielen praktisch mit ihrem Releasetermin der Vergessenheit anheim – insofern hatte Karloff gegenüber Lugosi wenigstens den Vorteil, dass kaum ein Mensch sich an seine „Leichen“ erinnerte.

Nun ist mittlerweile das 21. Jahrhundert angebrochen und jeder noch so vergessenswürdige Heuler wird von findigen Publishern auf DVD gepresst, so auch die vier Latino-Karloffs. Der geneigte Fan ist zunächst mal überrascht, dass keiner der vier Klopper die FSK mit einer Jugendfreigabe verliess (die FSK-16-Kaufhausversionen der Scheiben sind also allesamt gekürzt), der uns heute interessierende The Torture Zone muss sogar ohne jedes FSK-Siegel auskommen und muss sich mit einer indizierungsfreundlichen juristisch-strafrechtlichen Unbedenklichkeitsbescheinigung der SPIO-Kommission begnügen. Oha? Was stellen die in solchen Dingen doch eher unbeholfenen Mexikaner denn für böse Dinge an? Wir sind gespannt…


Inhalt

Eine kurze Lava-Stock-Footage-Einspielung macht uns begreiflich, dass nachfolgende Szenen im Inneren eines Vulkans stattfinden (damit haben wir´s, eingedenk King Kong – Frankensteins Sohn, ja momentan scheinbar). Durch dessen Höhlen und Gänge stolpern zwei Gestalten in gar nicht mal völlig unplausibel wirkenden Ganzkörper-Schutzanzügen. Der „whatever-you´re-looking-for“-Detektor, den einer der Space-Suit-Träger mit sich führt, sieht dafür eher aus wie ein verunglückter Shuffleboard-Stab und ist vermutlich aus einem Pappbastelbogen ausgeschnitten worden. Man ist auf der Suche nach „unbekannten Lebensformen“ (in einem Vulkan? Das sind vermutlich, hüstel, heiße Käfer…), die der Vater eines unserer Vorturner dort zu finden hofft. Und wenn nicht, meint der Nicht-Lendensproß des wissenschaftlichen Genies, kann man mit den elektronischen Geräten wenigstens das Erdinnere erforschen. Glaubt man dem ergreifenden Monolog des Shuffleboard-Profis, bedeutet dies umgerechnet in plastisch greifbare Ergebnisse „unentdecke Bodenschätze“ und die „Lösung des Rätsels um die Beschaffenheit des Erdinneren“, angeblich ein Mysterium, dessen Beantwortung ein alter Traum der Menschheit sei (die müssten nur Professor Charivari fragen, der war mit der „Giganto“ doch schon längst dort…). Der Detektor scheint irgendetwas detektiert zu haben, was Mark, den Detektorträger, zu näherer Investigationsbereitschaft und, vor allem, dazu veranlasst, seine Begleitung, niemand geringeres als ein Weibsbild namens Corinne (ergo die Tochter des brillanten Forschersmanns), in typisch-protektiver Macho-Manier zurechtzuweisen – für ein zartes Frauenzimmer könnte jeder Schritt weiter viel zu gefährlich sein. Als emanzipiertes Wesen besteht Corinne aber darauf, die tieferen Eingeweide des Vulkans selbstpersönlich in Augenschein nehmen zu wollen.

Mark funkt den Scheffe selbst, den großen Genius Dr. Carl Mandel (Erfinder der gleichnamigen Brotmännchen?), an und rapportiert „starke atmosphärische Interferenzen“ (es mag meiner Naivität in diesen Dingen zuzuschreiben sein, aber im Inneren eines friggin´ Vulkans wundert mich das nicht sonderlich). Karloff, äh, Dr. Mandel, der bekloppterweise nicht etwa in ein Funkgerät, sondern in ein handelsübliches Telefon (!) spricht, weist Mark an, darauf zu achten, dass Töchterchen Corinne keine Dummheiten macht. Viel Vertrauen in seinen Assistenten scheint der Herr Wissenschaftler aber nicht zu haben, denn kaum hat er Corinne herself am Rohr, mahnt er diese, ihrerseits darauf zu achten, dass Mark keine Dummheiten macht (er hätte sich wenigstens ´nen neuen Spruch überlegen können. Das ist unkreativ). Das traute Gespräch wird durch ein „elektronisches Signal“ gestört, das sich auf der Tonspur nur mit viel Fantasie in nahezu unhörbaren Zwitscherlauten äußert. Das kümmt Mandel bekannt vor. „Sowas haben wir schon mal aufgenommen, nur intensiver“, lässt er verlautbaren (sollte uns das also in irgendeiner Form tangieren?). „Wenn ich doch nur dabei sein könnte“, schmachtet der Doktor seine Krankenschwester-/Gehülfin Helga an (tja, man müsste siebzig Jahre jünger sein, wa, Meister?). Im Vulkan befiehlt Mark einmal mehr Corinne, in sicherer Entfernung zu warten, während er mit seinem „Detektor“ weiterstapft. Ich finde es irgendwie sehr lustig, dass das ominöse Signal, das nach mehr oder weniger glaubhafter Versicherung der Protagonisten immer lauter wird, auf der Tonspur keinerlei Eindruck hinterlässt. We gotta take their word for it.

Dr. Mandel hört´s über Funktelefon mit – „es hört sich fast an wie Klagegeschrei!“ (Man sollte senile alte Knacker keine Kommentare zu wissenschaftlichen Phänomenen abgeben lassen. Der Kerl braucht seine Medizin). Helga klopft ihm aufmunternd auf die Schulter. „Es ist der größte Moment meines Lebens und ich kann nur an diesem dummen Telefon sitzen“, greint Mandel (und gibt damit wenigstens zu, dass es dusselig ist zu telefonieren, wo man eigentlich funken sollte). Helga erhört meine Gebete und flösst dem kranken Greis seine Medizin ein (vermutlich Strohrum, 85 Umdrehungen).

Mark seilt sich in den Vulkan ab und, na sieh mal einer guck, findet die Quelle des Signals: „Eine Felsformation, die aussieht, als ob sie lebt!“ (???). Corinne spielt Relaisstation und übermittelt diese Information (wäre ich an ihrer Stelle, würde ich noch ein paar Mutmaßungen über den Geisteszustand Marks anfügen), Mandel wird ob dieser Enthüllung so hysterisch, wie sein bzw. Karloffs Gesundheit es hergibt und Mark starrt in bloßer Faszination ein unförmig pulsierendes Dingens an, das irgendwo zwischen geplatztem Soufflé und aufbrechender Eiterblase angesiedelt ist und angeblich die lebendige Felsformation darstellen soll. „Es lebt, es lebt“, kreischt Mark und Mandel (bzw. Karloff, der vermutlich gerade den Drehbuchautor wegen der blasphemischen Anspielung auf Frankenstein erwürgen möchte, bekäme er seinen maladen Hintern aus dem Rollstuhl hoch) spielt Fragezeichen.

Boah. Dat war jetzt aber mächtig spannend und stuff. Nach Stock Footage einer mir persönlich nicht bekannten Großstadt (vermutlich dann aber doch Mexiko City) schalten wir, so verrät es zumindest die Plakette am Eingang, um zu einer „Wohltätigkeitsstiftung“, die sich um Arbeitsplätze für junge Frauen ausländischer Herkunft bemüht. Ein Gutmenschenverein mit hehrer Agenda, also. Sowas sollte ich auch mal gründen. Schließlich kann man sich als Stifter immer noch aussuchen, WEN man da zu betreuen gedenkt und sich die attraktiven Rosinen rauspicken. Wie z.B. das Mädel, das sich gerade aus seinen Klamotten schält. Okay, es ist nicht Miss Universum, aber ich habe in mexikanischen Filmen schon wesentlich unappetitlichere Frauengestalten mitansehen müssen. Unsere Freundin (Luisa heißt sie, nicht, dass das wichtig werden würde) bestiert kritischen Auges die wenig geschmackssicher an die Wände getackerten Gemälde, die diverse horrible

Folter-, Mord-, Totschlag- und Monsterszenarien abbilden (aber abgesehen davon ist ihre Bude – die Stiftung fungiert nämlich auch als Wohnheim – schick im End-60er-Early-70er-Pseudofuturistikstyle eingerichtet), schlüpft in ihr Nachtgewand und dann unter die Heiabettidecke, nicht ahnend, dass eine weißbekittelte Gestalt sie von hinter dem Luftschachtgitter ausgiebig begutachtet (hm, ein weiterer Pluspunkt auf der „warum-sollte-ich-eine-Stiftung-dieser-Art-gründen“-Liste). Sehr ärgerlich: mir fehlt eine Großaufnahme der Nachttischlampe. Nicht, weil ich ein Nachttischlampenfetischist bin und mir das Modell noch in meiner Sammlung fehlt… im aquariumsartigen Ständer der Lampe schwimmt irgendwas undefinierbares rum und ich würde gern wissen, was (sieht aus wie´n in Formaldehyd eingelegter Fötus… sweet dreams guaranteed).

Luisa pennt innerhalb von Sekundenbruchteilen ein (ich beneide solche Menschen. Meinereiner wälzt sich jede Nacht ein-zwei Stunden in den Schlaf). Ein leicht verunstaltet wirkender Zwerg (I´m just reporting here) schleicht sich in die Stube und die ganze Szenerie wird, wie gehabt, von hinter dem Luftschachtgitter aus beobachtet. Wie es sich für ein ordentliches Wohnheim für leichte Mädchen gehört, wird das ganze Zimmer (bzw. zumindest die Wand, an der das Bettchen anmontiert ist) mal schwungvoll um 180 Grad gedreht – als Luisa die Augen aufschlägt, findet sie sich zu ihrer verständlichen Terrifizierung in einem Kerkergewölbe wieder – Skelette hängen an den Wänden und werden von fetten Spinnen und Schlangen bekrabbelt. Jou, nach Studium des Backcovers ist mir klar, dass sich hier heftig darum bemüht wird, der Maid einen formidablen Schrecken einzujagen – ich bin beeindruckt, da wird noch echter Aufwand betrieben (inwiefern die architektonische Logistik der ganzen Veranstaltung auch nur ein kleines Fitzelchen logisch ist, darüber will ich nicht spekulieren. Neinneinnein). Luisa wird mit diverser shock imagery bedacht (von der ich auch nicht wissen will, wie das funktionieren soll. Dass Zwerg-Creep, ein mysteriöser vage arabisch-asiatischer Kerl mit Turban und diverse Henchmen materialisieren und verschwinden wieder, was als fotografischer Trick ja durchgehen mag, hier aber offensichtlich „echt“ sein soll, um Luisa auszufreaken, geht mir schon über die Hutschnur) und flippt erwartungsgemäß aus, als der Turban-Typ mit einer Schlange auf sie zumarschiert – KREISCH! Da hüpft sie dann doch lieber aus dem Bett und nimmt die Beine in die Hand, auch wenn das bedeutet, durch (ausschweifend lange) spinnwebenverhangene Gewölbe zu flüchten. Diverse creepige Schaudergestalten, die Spinnen auf sie setzen und eine Art Leder-Dominatrix (verdächtig Helga ähnlich sehend…), die ihr ein paar Ohrfeigen verpasst, versetzen die arme Luisa in weitere Panik. Zu allem Überfluss wird sie auch noch in einen „Teich“ geworfen, der anscheinend mit „Blut“ gefüllt ist und in dem allerlei yuckyschmucky Ekelgetier wie Aale, Schlangen und sonstiges Tentakelzeugs herumschwimmt. Mit Müh und Not rettet sich Luisa aus der roten Suppe, aber die weitere Flucht endet an einem massiven Gitter. Von dort aus hat sie wenigstens beste Sicht auf die hervorragend ausgerüstete mittelalterliche Folterkammer, in der mindestens die spanische Inquisition (unerwartet, wie es sich für sie gehört) gerade am Werk ist und ein anderweitiges Frauenzimmer gerade über offener Flamme röstet. Der Chef im Ring, gehüllt in ein Oberpriestergewand, ist niemand anderes als Dr. Mandel, der die auf dem Grill liegende Mamsell „mit dem Blute Satans“ zu taufen beabsichtigt (hm, soviel zur Inquisition. Ist wohl doch eher der andere Verein). Des Oberchefpriesters bekapuzten Folterknechte erlegen die auf Sparflamme Geköchelte mit gezieltem Dolchstoß mittschiffs. Luisa ist verständlicherweise entsetzt, und sogar noch entsetzter, als nach humorloser Entsorgung der Leiche Mandel sein gieriges Auge direkt auf sie wirft und sie als nächste Kandidatin auskuckt. Die Folterknechte greifen zu und parken Luisas Astralkörper auf dem Jungfrauengrill. „Du musst bestraft werden für deine Sünden und Übeltaten“, salbadert Mandel-Priest (hm, wenn er die Rolle eines Satanspriesters spielt, müssten Sünden und Übeltaten doch genau sein Ding sein?), so dass de facto die gleiche Prozedur wie in jedem Jahr stattfinden würde, täte Luisas zartes Bewusstsein sich nicht prophylaktisch empfehlen. Nicht mehr und nicht weniger hat Dr. Mandel erreichen wollen – er und seine Gefolgsleute legen die Mittelalterkostüme ab und offenbaren darunter ordinär blaue Ärztekittel. Luisa wird auf eine Bahre gepackt und ein Zimmer weitergeschoben – dort ist des Doktors perfekt ausgerüstetes modernes Laboratorium. Luisa landet auf einem OP-Tisch und wird von diversen Grünkitteln umwuselt, die so tun, als wüssten sie, was Ärzte gewohnheitsmäßig so treiben. Allerdings – so ´nen Kaventsmann von Spritze sieht man nicht alle Tage. Das sind sicher solide 40 cm und die lanciert Mandel zielsicher in der Brustregion der Ohnmächtigen. Mit dem Spritzenoschi und einer daran angeschlossenen Zapfapparatur wird der armen Luisa der Lebenssaft ausgesaugt. „Blutdruck bleibt konstant“, behauptet Mark (was ich bezweifeln möchte, wenn einem literweise der Sprit abgepumpt wird), und zwar bei „160“ (das ist doch kein Blutdruck, da fehlt doch der diastolische…). „Sie wird sterben“, stellt Mark nun doch fest, aber erst nach „sechs Einheiten“ (Unzen? Fingerhüte? Hektoliter? Mann, wenigstens definieren könnte man die Einheit doch) ist Mandel zufrieden. Und die Olle, na, „sie wird es überleben“ (Optimist). By the way, Karloff sieht hier grad so aus, als könnte er selbst so drei-vier Liter Bluttransfusion vertragen… dagegen wirkt Lugosi in Plan 9 wie das blühende Leben.

Während Luisa off-gestretchered wird, können wir uns mal kurz in der Hütte umsehen. Ja, doch, nett. Der Innenarchitekt hat mal Star Trek gesehen (und ordnungsgemäß selbsttätige Schiebetüren eingebaut. Nur „sheeshen“ tun sie nicht). Das abgezapfte Blut wird in ein nebelumwabertes Bassin im Zentrum des Labors verbracht. Dort drin haust der lebende Fels und gibt angeblich Geräusche von sich, „als würde es sterben“ (nein, Helga, das sind nur die kollektiven Hirne der Zuschauer). „Es kann nicht sterben, weil es nicht wirklich lebt,“ präzisiert Mandel, „es funktioniert!“ Corinne, die wir (wie auch Mark) erstmals ohne ABC-Schutzanzug sehen und, naja, mein Typ ist sie nicht, was aber auch an der eher unglückseligen late-60´s-Frisur liegen mag, versteigt sich zu der Behauptung, es handele sich bei dem lebenden Felsklotz um „reine kristallisierte Intelligenz“, aber Mark, being rational thinker and stuff, übernimmt die Rolle des Spielverderbers und bescheinigt dem Dingens nicht mehr Intelligenz als einem Radiosender (und wenn wir von „Radio NRJ“ reden, dann reden wir nicht von Intelligenz…). Mandel wiederum setzt weiterhin große Hoffnungen in seinen Kuschelfelsen: „Es könnte unsere letzten Geheimnisse lösen!“ (Es wäre mir durchaus recht, täte mir mal jemand verraten, WIE und WELCHE). Mark ist weiterhin nicht überzeugt, und Mandel muss zugeben, dass „wir es nicht verstehen“ (willkommen im Club), immerhin aber „seine Aktivitäten drei Monate lang aufrecht erhalten haben“ (und wie hat das Ding ewige Zeiten im Inneren eines Vulkans ohne fremde Hilfe überlebt? Ich fürchte, Dottore Mande, du überschätzt deinen Einfluss. Und überhaupt – in den drei luschigen Monaten habt ihr ein „Wohltätigkeitsinstitut“ als Tarnung aufgebaut, in selbigem ein komplettes Felsendungeon mit Folterkammer und angeschlossenem Superlabor gebaut? Wer finanziert euch? Bill Gates?). Das Ding itself wobbelt in seinem Becken rum und sieht weiterhin bestenfalls lächerlich aus. „Es freut sich“, meint Helga ob der Rumwobbelei nach Blutzufuhr, während ringsherum im Labor Drucker Endlospapier ausspucken, Magnetbänder rattern und vermutlich aus einer nahen Disco geklaute bunte Glühlampen Lichtorgel spielen.

Mark erklärt uns den Plot – dem Felswobbler müssen ständig „Angstenzyme“ übertragen werden, damit es überlebt (und wie hat es dann, bitte, im Vulkan überlebt? Ich kann mir zwar vorstellen, dass jemand, der in einem Vulkankrater rumturnt, ggf. Angstenzyme absondert, aber das wird ja wohl nicht jeden Tag passieren). Und die, so doziert Dr. Mandel, und der muss es wissen, werden nur in „besonders beängstigenden Situationen“ gebildet (weswegen man sie in Fachkreisen auch „ANGSTenzyme“ nennt und nicht „Gähnenzyme“). Sure, und es gibt keinen anderen Weg, um „Angstenzyme“ zu gewinnen, als eine getarnte Geisterbahn zu bauen, diverses Ekelgetier auf junge Mädchen zu werfen und den Girlies Grand-Guignol-Insznierungen vorzuführen. Gut, in Mexiko retten auch alle Nase lang maskierte Wrestler die Welt, also seh ich das mal unkritisch.

Das Ding wird angeblich mal wieder „lauter“ und Mark studiert einen Ausdruck. „Es ist Urgestein“, entnimmt er der Computeranalyse (a-haaaa, und Urgestein lebt von Angst. Geologisch interessant), und abgesehen davon traut Mark dem furchtfutternden Stein nicht weiter, als er ihn werfen kann. „Es ist ein DING,“ rekapituliert Mandel, und als solches stellt sich nicht die Frage von „trauen oder nicht trauen“, genau wie bei einem Computer (hm, also MEINEM Computer trau ich auch nicht. Liegt aber wohl eher an XP). Mandels tumber Gehilfentschakel Roland (mit einer hübschen Lobotomisierungsnarbe am Schädel) ist der beste Freund des fremdartigen Felsens und redet in angedeuteter Babysprache mit ihm, während Mark seinem allwissenden Ausdruck die Information abringt, dass „es“ noch mehr Nahrung brauche. Die sechs Einheiten waren nicht genug (waren wohl doch nur Fingerhüte). Mandel befiehlt eine zweite Analyse, seiner fachkundigen Expertise hätte der Stoff für ´ne ganze Woche ausreichen müssen. Für Mark nur ein weiterer Beweis dafür, dass die ganze Forschertruppe auf nebligem Terrain arbeitet und doch lieber an die Öffentlichkeit gehen und Experten hinzuziehen sollte (Experten für lebendige Steine. Findet man sicher in den Gelben Seiten. Gleich hinter „talentierte mexikanische Genrefilmer“). Von Experten hat Mandel aber die Nase voll: „Experten sagten uns, die Erde sei flach!“ (Ist sie nicht??) Na klar, also dann doch lieber Amateure… denn, so erinnert uns Corinne daran, dass sie auch noch mitspielt, „Wissenschaftler gönnen sich gegenseitig keine Erfolge!“ (Alles Zicken, hab ich immer vermutet). Mandel ist grundsätzlich bereit, der Öffentlichkeit reinen Wein einzuschenken (bin gespannt, wie er dann sein Tarnunternehmen und die seelischen und körperlichen Grausamkeiten an seinen Blutspenderinnen erklären will), aber erst, wenn er greifbare Ergebnisse hat (man käme der Sache womöglich näher, würde sich mal herauskristallisieren, WAS sich Mandel an Ergebnissen konkret erhofft). Mittlerweile hat Kollege Kommpufter die Daten noch mal durchgerechnet und seine vorherigen Ergebnisse bestätigt (das will ich auch hoffen, denn ein Computer, der mit einem Satz Daten zu zwei unterschiedlichen Ergebnissen kommt, dem wäre dann wirklich nicht zu trauen). Ärgerlich, seufzt Mandel, denn das bedeutet, dass „wir noch mal in die Schreckenskammer“ müssen (und dem Dr. sind wohl die Kostümwechsel zu anstrengend), und zwar innerhalb von 36 Stunden! Mark wendet den beinahe fatalen Ausgang der eben durchgeführten Fütterung (beinahe fatal für Luisa) ein, aber Corinne, für ein Mädchen ihrer Zeit erstaunlich kaltschnäuzig, fährt ihm in die Parade: „Das wäre kein Verlust!“ Da fällt sogar Opa Karloff das Hörgerät aus der Lauschmuschel – was sein Tochterherz da von sich gegeben hat, geht auf keine Kuhhaut und findet nicht die Billigung des Diplom-Philanthropen Dr. Carl Mandel! (Abgesehen davon labert der Film sich gerade zu Tode. Nur, falls es noch niemand gemerkt hat).

Mandel spricht die weisen Worte der Entscheidung – einmal noch wird man das Experiment durchführen und dabei extremst vorsichtig sein. Sollte es anschließend immer noch keine greifbaren Resultate geben, wird das Projekt abgebrochen und die Daten „an das Institut“ (für lebende Steine, nehme ich an) abgegeben. Mark is totally cool with that, aber Corinne und Helga haben ein mißgünstiges Funkeln in den Augen. Zu allem Überfluss lässt Helga auch noch ein Glas mit lecker Blut in des Steins Bassin fallen und hat die Chuzpe, ihre Schusseligkeit dem Steinvieh zuzuschreiben (jaja, nach Drehbuch soll´s wohl das Felsending gewesen sein, das ihr das Glas aus der Hand geschlagen hat, aber ich schreib´ halt so, wie´s aussieht).

Wenn man ein ernsthaft forschender Wissenschaftler ist, sollte man sein Personal sorgfältig aussuchen, sonst entsteht leicht ein falscher Einruck. Turban-Typ (okay, der heißt Said) und Creepy Zwerg haben sich in ein Mädel-Schlafzimmer geschlichen und sind drauf und dran, der schlafenden Bewohnerin desselben an die Wäsche zu gehen. Aufpasser Roland ist allerdings auf Zack und vermöbelt die beiden Sittenstrolche. Helga hat an Said ein mahnendes Wor zu richten – „Wenn das noch mal passiert, erzähle ich dem Doktor von dem Mädchen, das du getötet hast!“ Seine diversen Perversionen soll Said ausschließlich in der Schreckenskammer ausleben, dafür wird er bezahlt (und, was vermutlich wichtiger ist, vor Nachstellungen der Polizei gedeckt). Said entschuldigt sich unüberzeugend und wird von Helga wie ein Schulbub auf sein Zimmer geschickt. Helga greift sich Roland, ihren Vertrauensmann unter den bösen Buben – der soll dafür Sorge tragne, dass niemand, ganz speziell nicht Mandel, etwas über die Dinge erfährt, die ohne des Doktors Wissen hier von sich gehen. Tsk-tsk, ich wittere gar finstere Schurkigkeiten (nicht, dass der Film auf diesen elegant angerissenen Plotpunkt jemals zurückkäme… seufz).

Ein neuer Tag, ein neues Glück im Wohnheim der gefallenen Schwestern. Eine gewisse Miss Ransom bewirbt sich um eine Stellung unbestimmter Natur (vor allem, da ich es eigentlich so verstanden hatte, dass dieses Institut nicht selbst Mädchen anstellt, sondern sie nur unterbringt und auf der Suche nach Arbeitsstellen moralisch unterstützt). Miss Ransom ist extremely … creepy (ich bin uncharmant und sage… auf den ersten Blick hielt ich die für´ne drag queen und keine besonders hübsche). Helga mag sie auch nicht sonderlich, aber das Aufnahmeformular darf die Ransom trotzdem ausfüllen (allerdings ist Helga zu niemandem). Dieweil verabschiedet Corinne Luisa (der die Extrahierung einer lebensbedrohlichen Menge Blut ersichtlich nicht weiter geschadet hat): „Mach dir keine Sorgen. Viele Mädchen haben Alpträume, bevor sie uns verlassen!“

Für die potentiellen neuen Schützlinge des Instituts ist ein medizinischer Check obligat (was natürlich hauptsächlich bedeutet, dass die Girls sich aus den Klamotten schälen dürfen) und Corinne wirft schon mal ein Auge auf, ugh, Miss Ransom (okay, der Körper ist genehmigt, aber die Rübe sollte man abhacken).

„Es“, unser lebendiger Steinfreund, ist indes weiterhin hungrig. Roland redet dem Ding gut zu und erzählt ihm von den neuen Mädchen. „Mach ihm keine Hoffnungen“, knurrt Mark, „vielleicht hören wir auf“. Anscheinend reagiert das Steinding auf diese Drohung ungehalten, jedenfalls ist Roland sich sicher, dass „es“ jetzt sauer ist. Mark empfiehlt Roland, den Stein darauf hinzuweisen, dass er gefälligst ein paar der gesuchten Informationen rausrücken soll, „sonst verliert es seinen Job!“ (und die Rentenanwartschaften… Und Hartz-IV-Ein-Euro-Jobs für lebendige Felsen gibt´s auch nicht so viele).

Uns von und zu Dr. Mandel ist schwer frustriert. Auch neuerliche Analysen des Superrechners haben keinerlei verwertbare Ergebnisse gebracht. „Es scheint, als würden unsere Computer mit ihm kooperieren, nur um uns zu ärgern“, schüttelt er irritiert sein greises-weißes Haupt. Mark allerdings hat clever ein neues Analyseprogramm gestartet. Den vermutlich eher kryptischen Ausdruck dieses Proggies überreicht er seinem Boss. „Aha, das scheint mir eine richtige Botschaft zu sein“, erkennt Blitzmerker Mandel und spekuliert, dass es sich bei dem Felswobbel um eine „natürliche Intelligenz“ handeln müsse. Herr Computer wird aber wohl ein Weilchen brauchen, den ganzen Datenschmu in Klartext zu übersetzen. Mark schlägt vor, die Daten erst einmal zu sammeln und dann komplett durch den Rechner zu jagen (woher nimmt der nur diese genialen Ideen?). Dr. Mandel fällt der Haken an dieser Vorgehensweise auf: „Dann müssen wir noch einmal in die Schreckenskammer!“ (Das tut dem Opfer sicherlich mehr weh als ihm). Auch Mark ist davon nicht begeistert, will´s aber hinter sich bringen – heute nacht oder nie (ähm, auch OHNE seine revolutionären Erkenntnisse hätte sich an DER Sachlage nix geändert. Oder ist das 36-Stunden-Zeitlimit, das wir vor ein paar Minuten etabliert haben, schon wieder vergessen?).

Helga bringt dieweil Creepy Miss Ransom zu Bett, wird aber von einem ominösen schwarzen Schal, den die Schickse auf dem Nachttisch liegen hat, ins Bockshorn gejagt (auch hier tut der Film wieder so, als wäre das ein ergreifender Plotpunkt, den wir uns merken müssten. Future Doc verrät: forget it). Creepy Miss Ransom ist nicht nur creepy, sondern in Punkto Unfreundlichkeit ein ebenbürtiger Gegner für die kalte Helga, weswegen die beiden sich ein wenig ankeifen. Die Kamera zoomt bedeutungsvoll auf die hässliche Brille von Creepy Miss Ransom, die ebenfalls auf dem Nachtkästchen parkt. Will man mir irgendetwas sagen? Tut mir leid, io non capisco.

Kaum ist Helga weg, schleicht Creepy Miss Ransom sich aus ihrem Zimmer, um ein wenig herumzuspionieren, wird aber in turn von Turbanträger Said beobachtet. C.M.R. öffnet zielstrebig eine Geheimtür im schachbrettartig dekorierten Treppenhaus und findet so direkten Einlass in das Geheimalbor, wo sie ohne weiteres von, bruhaaha, „Tentakeln“ attackiert und zum Wobbelfelsen ins Bassin gezerrt wird (engagiertere Darsteller würden sich wenigstens Mühe geben, sich in die Tentakel einzuwickeln). Said kuckt halb-amüsiert, halb-entsetzt zu. Die komplette Laborbelegschaft abzüglich Dr. Mandel entdeckt wenig später eine zur Greisin gealterte (und verstorbene, aber das ist sicher weniger schröcklich als der Alterungsprozess) C.M.R. neben dem Felsdingsbums liegen. „Böse, böse, böse“, stammelt Roland. Helga ist schlicht begeistert: „Es kann sich selbst um sein Futter kümmern!“ (Vielleicht kann es meinem Kater beibringen, den Dosenöffner zu bedienen? I´d appreciate!). Stellt sich nur die Frage – wie kam Creepy Miss überhaupt ins Labor und woher wusste sie von der Geheimtür? Mark entdeckt an der Leiche eine Brieftasche mit diversen Einbrecherutensilien (die sie erstens nicht benutzt hat und was zweitens nicht erklärt, woher Creepy Miss Ransom von der Geheimtür wusste und was sie warum zu entwenden trachtete. Anders ausgedrückt: es erklärt nicht wirklich was). „Dann war es kein Mord, sondern Gerechtigkeit“, outet sich Corinne als Anhängerin einer radikalen Justiz, gegen die sich die Sharia wie eine moderne rechtsstaatliche Judikative ausnimmt (wobei ich auch nicht ganz sicher bin, ob ein Wobbelfels unbekannter Natur einen „Mord“ begehen kann. Wenn ein Löwe einen Menschen anfällt und tötet, ist das ja auch kein Mord).

„Doch, es ist Mord“, dröhnt da Dr. Mandel, ganz moralische Autorität, aus dem Hintergrund. „Sie war eine Einbrecherin“, zickt Corinne ihren Daddy an, ohne sich um Verhältnismäßigkeit von Vergehen und Strafe zu kümmern, aber Papa Mandel hat sich festgelegt. Der lebende Felsklops muss vernichtet werden. Und zwar sofort und auf der Stelle, und, weil es Wärme zum Überleben braucht, per schlichtem Abdrehen der Wärmezufuhr. Corinne schreit entsetzt auf (ich glaub, die will den Felsen noch heiraten), doch der steinige Killer macht unserem Doktor einen Strich durch die Rechnung, indem er den Computer selbsttätig einschaltet und damit eine lebensverkürzende Heizungsausschalte effektiv unterbindet. „Es muss eigene Stromkreise entwickelt haben“, traut Helga dem lächerlichen Wobbeldingens eine ganze Menge zu. Mandel irrlichtert meinungstechnisch quer über das gesamte Spektrum und verkündet: „Freunde, noch ist es nicht zu spät. Ich will nichts mehr davon hören, nie mehr!“

Ah. Soso. Aber immerhin erklärt er durch handfeste Taten, was er damit aussagen wollte – er geht rüber zum Computer und rupft seinem treuen elektronischen Gefährten eigenhändig die Kabel raus. Das strengt ihn allerdings mächtig an (und angesichts Karloffs realem Gesundheitszustand fürchte ich, das musste er nicht mal spielen). Mit extreme late reaction bemerkt Corinne tatsächlich, das ihr Papa gesundheitlich nicht ganz auf der Höhe ist…

Während Creepy Zwerg und Said Miss Ransoms Leiche extrem unauffällig im Vorgarten des Instituts verbuddeln, diagnostiziert ein gedungener Medizinmann an Dr. Mandel einen leichten Herzinfarkt. Ein paar Wochen Bettruhe allerdings und er wird wieder wie aus dem Ei gepellt sein, denn für sein Alter, das behauptet der Arzt tatsächlich ohne jede Schamesröte, sei Mandel noch gut beinander (der hat seinen Dr. med. auch bestenfalls in einem Glückskeks gefunden). Helga lädt alle Schuld auf sich und gelobt, Mandel künftig von Überarbeitung abzuhalten (womit wir auch eine Ausrede hätten, den guten alten Boris für die restliche Laufzeit praktisch nur noch im Bett liegend zeigen zu können).

Mark ist optimistisch, dass die Sache ausgestanden ist: „Das Monster da unten ist nur ein Haufen Magma!“ Little does he know, dass Helga längst dem ersten eingetragenen Steinmonsterschutzverein beigetreten ist und der festen Überzeugung anhängt, man könnte und sollte das Vieh wiederbeleben. Mark weist erneut auf den beklagenswerten Umstand der mörderischen Umtriebe des Steinwobbels hin, aber Helga erneuert den schon von Corinne vorgetragenen Punkt, wonach die Ransom es ja nicht besser verdient habe und schon wertvollere Mitglieder des Genpools im Namen der Wissenschaft ihr Leben verloren haben. Außerdem, und da hat sie nicht völlig unrecht, fürchtet sie Ungemach für die tapferen Forscher, gäbe man die (mehr oder weniger nicht existenten) Ergebnisse für die Öffentlichkeit frei (ja, ich meine auch, die KÖNNTE ein paar unbequeme Fragen stellen, die Öffentlichkeit, die Böse…). Mark schlägt also alternativ vor, das Ding endgültig putt zu machen (eh, ich denke, es * ist * hin?) und die Überreste dann einer wissenschaftlichen Untersuchung zu unterziehen (so ganz kapiere ich nicht, was daran jetzt der revolutionär andere Ansatz ist, aber ich bin auch kein Geobiologe. Ja, so nennt sich die Fachrichtung). Er heischt Corinne um Bestätigung seines genial-männlichen Vorschlags an, die aber will den fiesen Stein nun gar nicht mehr sehen (vor fünf Screenminuten war´s ihr auch noch egal, dass das Dingens Leute gemeuchelt hat). Da ist aber noch der tumbe Gorilla Roland, der nach wie vor auf übersinnliche Art und Weise mit dem Steinbeißer in Verbindung steht und gut Freund mit ihm ist. Helga bemerkt des Großen einseitige Unterhaltung mit dem angeblich verblichenen Monsterfelsen und Roland erklärt sich und seine geistige Connection mit selbigem. Das bringt Helga auf eine Idee – sie packt Roland an seiner Loyalität zu Dr. Mandel („Du liebst doch Dr. Mandel?“ – eine eher beunruhigende Frage). Sie selbst sei´s auch bis zum, hüstel, Steinerweichen, und das könnte man der ganzen großen weiten Welt nur beweisen, wenn man weiter an dem Magmaklumpen forscht. Motivationstechnisch unterstützt durch den unzweideutigen Versuch Helgas, ihm unbürokratisch in die Hose zu steigen (diese Frau ist dedicated und opferbereit), lässt sich Roland breitschlagen, ihr bei diesem Ansinnen zur Hand zu gehen und das Steindings nicht sterben zu lassen. Die geeigneten Blutspenderinnen soll Roland unauffällig ranschaffen, für den Rest der Bösmannsbrigade (Said und den Zwerg) hat Helga allerdings keine Verwendung. Die können sich ihretwegen verpissen und wenn sie das nicht tut, na, dann soll Roland ggf. nachhelfen. She´s quite a bitch, our Helga.

Dieweil Helga und Roland also für das sieche Monster die Lichtshow wieder einschalten, empfiehlt der bettlägerige Dottore Corinne eine Landpartie, um „den Traum“ zu vergessen. „Es war ein schöner Traum“, seufzt Corinne. „Vor 20 Jahren“, widerspricht Dr. Mandel (hm, da war Corinne bestenfalls fünf), „jetzt ist es ein Alptraum.“ Er befiehlt Mark, dafür Sorge zu tragen, dass Corinne sich auch gut erholt und Corinne ihrerseits wird verboten, mit Mark über Geobiologie zu quaken. Corinne gibt sich geschlagen, auch da Helga zusichert, den alten Herrn pfleglichst zu behandeln und zieht mit Mark ab (eher unwidersprochen bleibt der Subtext, wonach Dr. Mandel es wohl nicht ungern sehen würde, täte Mark sein Töchterchen gleich direkt in den Hafen der Ehe lotsen).

Kaum sind die beiden also weg, schäkern Roland und Helga rum und freuen sich, dass ihre fiesen Pläne so wunderprächtig funktionieren. „Der Doktor ist krank und der Zwerg tot!“ (aha. Nett, dass wir drüber gesprochen haben). Meinetwegen. Der Film ist eh schon „an incoherent mess“, warum sich also aufregen? Zumal die Kamera auch pflichtschuldigst aufzieht und den schlangenumwuselten Kadaver des Zwergs zeigt. Roland und Helga machen einen leicht hypnogesafteten Eindruck – aber des eigenen Willen beraubts oder nicht – nur Said steht ihnen noch im Weg, der ahnt, warum auch immer, Übles und bewaffnet sich mit einer Wumme. Noch im Treppenhaus wird er allerdings vom messerschwingenden Roland attackiert. Anstatt ihn zu erschießen, lässt sich Said aber lieber auf ein Handgemenge ein (Investition in ein Halfter wäre vielleicht nützlich gewesen. Said braucht nämlich ungefähr ´ne Minute, um seinen Schießprügel aus der Jackentasche zu fummeln, bis dahin hat ihn Roland natürlich längst beim Schlawittchen gepackt). Roland wrestled dem Turbankopf die Knarre aus der Hand, doch Said kann sich befreien und dynamisch über´s Treppengeländer jumpen. Die Verfolgungsjagd führt ins Labor, doch Said gelingt die Flucht ins Ungewisse. „Keine Sorge, der kommt wieder“, verblüfft Helga uns und den leicht frustrierten Roland, „er braucht dieses Haus als Unterschlupf!“ (Selbst wenn ich ein polizeilich gesuchter Mädchenmörder wäre – ein Haus, dessen Bewohner NOCH durchgeknallter sind als ich selbst und die mich aus unerfindlichen Gründen umbringen wollen, wäre nicht unbedingt das Versteck, in das ich mich zurückziehen möchte).

Zumal wichtigere Dinge anstehen – unsere Schufte haben tatsächlich ein Girl aufgetrieben, eine Tänzerin (die ist auch keine Rakete, aber im Vergleich zu Miss Ransom mindestens Heidi Klum). Der hat man vorgeflunkert, hier einen Tanzjob ergattenr zu können, und zwar drunten im Labor (err…). Dancing Girl verlangt Vorkasse und gibt sich ob des nicht wirklich einladenden Ambientes und der fehlenden Zuschauer mit der lauen Ausrede zufrieden, wonach die Kundschaft „nicht gesehen werden möchte“. „Aah, solche sind das,“ resümmiert Tanzpüppi, die wohl schon einiges gesehen hat und schreitet vor weißer Wand zur tanzenden Tat. Roland sorgt für die Musik (er legt auf und musiziert nicht selbst), das Monster fiept und flöpt vor sich hin.

Wie nicht anders zu erwarten, entpuppt sich die Tänzerei zu generic easy listening Mucke, wie sie auch einem Jess-Franco-Film gleichen Baujahrs nicht zur Schande gereichen würde, als handelsüblicher, aber zumindest ansehbarer Striptease. Said, tatsächlich blöd genug, an den Ort des Geschehens zurückzukehren, spechtet aus sicherer Deckung interessiert, wie das Girl sich aus den wesentlichen Klamotten schält. Roland sabbert, das Ding wobbelt, Helga starrt leer vor sich hin. Zur Freude des Betrachters geht auch der BH der Tänzerin fliegen (womit wir so ziemlich beim erfreulichsten Visual des Films angekommen sind). Der „Tanz“ ist mittlerweile zwar zum typischen halbepileptischen Gezumpel degeneriert, aber da stehen wir ja drüber (schließlich haben wir Orgy of the Dead überlebt). Endlich ist das Steinmonster angetörnt genug, die Tentakel auszufahren und das Mädel zu packen (ich will nicht überkritisch sein, aber das mit den „Angstenzymen“ hat sich wohl zwischenzeitlich erledigt, oder? Jetzt kann man die Opfer sogar aus ´ner lustigen Tanzpartie heraus verwenden). Auch die Tänzerin unterliegt dem rapiden Alterungsprozess und ist hin. Helga studiert den passend ausgeworfenen Computerausdruck. „Helga, was ist das?“, blödfragt Roland (Bedrucktes Papier. So mit Buchstaben drauf. Verstehst du eh nicht). „Diamanten“, gibt mir Helga Rätsel auf, „es sieht aus wie eine Formel für Diamanten!“ (Was zur Hölle für eine Formel für Diamanten? „Man nehme drei Esslöffel Schmalz, ein Pfund Butter und drei Kilo Rohasche?“). Da wird Roland hellhörig und interpretiert dies als Goodwill-Geste des Steinmonsters zu seinen Gunsten: „Es weiß, dass ich sein Freund bin, es wird sie mir sicher geben!“ Das ist selbst Helga zu dämlich, aber Roland besteht darauf, dass Steini ihm Diamanten als Belohnung für seine guten bösen Taten zukommen lassen will. „Das ist verrückt“, meint Helga and who am I to object. Auf das V-Wort allerdings reagiert Roland schwer algerisch und reißt Helga wütend den Ausdruck aus der Hand. „Es ergibt keinen Sinn“, stammelt Helga (und spricht die wohl ersten unwiderlegbar wahren Worte des Films), „oder ich habe einen Fehler gemacht (als ich den Filmvertrag unterschrieben habe)“.

Mark und Corinne amüsieren sich am Pool ihres Urlaubsdomizils. Oh, süßer Vogel Unschuld, oder so.

Indes rappelt eine gar nicht mal so unhübsche Blondine (nur dieses eklige Augen-Make-up gehört verboten. Aber so lief man bzw. frau wohl anno ´68 rum) mit ihrer Kalesche über einen Feldweg. Eine Impromptu-Straßensperre aus leeren Fässern blockiert den Weg. Blondi hält notgedrngen an und wird ohne weiteres von Roland, der sich im nahen Maisfeld verborgen hielt, attackiert und entführt.

Und so findet Blondi sich in der Folterkammer wieder. Aber da hat man uns wohl ein paar fiese Dinge nicht zumuten wollen, alldieweil das Mädel bereits heftigst angekettet und auch schon übel blutig zugerichtet ist, als wir zuschauertechnisch dazustoßen. Helga öffnet sich die bis dato züchtig zurückgesteckte Haarpracht, fummelt an Blondis blutbesudelten Haaren, reißt ihr die Träger des Kleidchens ab und verpasst ihr eine ordentliche Auspeitschung (für die Ferkel-Fraktion: Nö, nicht graphisch, wir sehen Blondi von vorn, Helga prügelt auf den Rücken). Das Steinmonster düdelfröpt vor sich hin. Roland packt die blonde Schnalle am Haarschopf, weil er sich daran erinnert hat, dass des Felsens Opfer in „Angst und Schrecken versetzt werden“ müssen. Nur so, reimt sich Roland in den traurigen Überresten seines Brägens zusammen, wird ihm der Felsklotz die Diamanten zuwenden. Die bekannte 40-cm-Spritze wird da sicher gute Dienste leisten, vor allem, wenn man sie in unmissverständlicher Absicht gen empfindlicher Netzhaut des ausgekuckten Opfers richtet (für das nachfolgende yuckyyuckyauaaua fehlt den mexikanischen FX-Künstlern natürlich die Begabung, weswegen sie sich den potentiell ekligen Effekt lieber gleich schenken. Der Große Fulci won´t be amused). Helga misshandelt inzwischen den Computer und Roland schreit seinen felsigen Freund an: „Rede! Rede!!“ Einen Ausdruck später ist Helga sicher, dass das Ding „den Widerstand aufgegeben“ hat (nein, ich versuch gar nicht erst, darüber nachzudenken), aber Roland sind derlei Feinheiten ziemlich wurschtegal. Er will wissen, was mit den Diamanten ist. Helga, der nun langsam der Knopf aufgeht, dass sie sich so ziemlich den dümmstmöglichen Gehilfen ausgesucht hat, versucht ihm zu verklickern, dass er die ganze Diamantengeschichte vergessen soll und tituliert ihn als „Idiot!“. Wie wir bereits wissen, ist Roland diesbezüglich ein empfindliches Sensibelchen: „Du sollst mich nicht so nennen!“ Das ist zwar irgendwie alles recht ergreifend usw., bringt usn aber nicht wirklich weiter – weder im Hinblick auf hypothetische Diamanten noch praktische Ergebnisse der Computeranalyse.

Roland jedenfalls wittert Verrat – will Helga die Diamanten am Ende für sich alleine behalten? Mit dieser These geht er bei seinem Felsfreund hausieren und kündigt baldige erneute Fütterung an, „damit du bald so groß bist wie Roland!“ (Trau niemals Leuten, die von sich selbst in der dritten Person sprechen. Und ja, ich spekuliere an dieser Stelle, dass Helga noch zu Felsfutter wird. Wetten werden angenommen).

Dr. Mandel plauscht fernofonisch mit seinem urlaubenden Augenstern, der offenbar eine baldige Eheschließung mit Mark ankündigt. Mandel ist begeistert (wie ich bereits vermutet hatte): „Ich hätte es ja selbst vorgeschlagen, aber ich wollte mich nicht einmischen!“ (Progressiver Vater. Muss der Einfluss der 68er gewesen sein). Helga drängt den Doktor zur Schonung (uns Karloff sieht in diesen Szenen übrigens vergleichsweise gesund und munter aus, was wohl daran liegt, dass er sich nicht wirklich bewegen muss). Ist dem Doktor recht, denn er will fit wie´n Turnschuh sein, wenn´s darum geht, Corinne zum Altar zu führen. Dies wiederum freut Helga, die auf eine ausführliche Hochzeitsreise und damit inherente längefristige Abwesenheit des Turteltaubenpaares zählt. Trotz ihrer eigenen Pläne erzählt sie dem Doktor, dass sie während seiner krankheitsbedingten Auszeit weitergearbeitet hat. „Unsere Daten stimmen mit der Analyse überein,“ behauptet sie (das ist wieder mal einer der Sätze, über die man nachdenken sollte oder auch nicht. Nein, ich weiß nicht wirklich, was sie mir damit sagen will), die Lösung hat sie zwar noch nicht (die Lösung für WAS, gottverdammich??), aber sie steht kurz davor. Mandel bringt dieser Enthüllung nicht die angebrachte enthusiastische Aufmerksamkeit entgegen, da er aufgrund der verabreichten Medikamente wie Dornröschen wegpennt.

Said inspiziert dieweil, vermutlich aus professioneller Neugier, vielleicht kann man ja noch was lernen, die Leiche der Blondine, wird aber bei der Studiererei von Roland attackiert und durch gezieltes Augenausdrücken exekutiert (ist ja wirklich wie bei Fulci hier). Helga vergräbt sich in ihre Computerdaten.

Mark und Corinne sind doch schon wieder auf dem Heimweg, werden aber von Radionachrichten ins Bockshorn gejagt (Interesting Fact: In Mexiko fährt man zum Nachrichten hören rechts ran und lauscht im Stillstand. Und hier regen sich die Leute auf, weil sie beim Fahren nicht mehr telefonieren dürfen). Der Newscast informiert über den Fund der Leiche eines „fremdartigen Mannes“, mit Turban, 1,75 groß. „Said!“, blitzmerkt Mark, „die Beschreibung passt genau auf ihn!“ (Und vermutlich fünfhundert Millionen andere Asiaten, aber die sind wohl auch nicht alle grad in Mexiko unterwegs). Bei Mark gehen die Alarmlampen an – wenn die Polizei herumschnüffelt, was ja irgendwo auch wieder ihr Job ist, wird die Spur geradewegs zu Dr. Mandel führen (? Nachvollziehbar erklären, warum das so ist, kann er mir sicher auch nicht. Welche Anhaltspunkte sollten die Gendarmen haben, um einen toten indischen Mädchenmörder mit einem, hm-hmpt, renommierten Wissenschaftler in Verbindung zu bringen?). Mark gibt dem Stahlross die Sporen.

Helga vollzieht dieweil einen unangekündigten Seitenwechsel und versucht Roland, die Flausen auszutreiben. Der aber reagiert finster und verklickert seiner sort-of-Komplizin, dass „es“ sie nicht mehr möge. Helga versucht, dem zerebral eher unterversorgten Roland klar zu machen, dass der Killerstein ein gemeiner Verführer ist, aber Roland hat sich mittlerweile schon zu der Hypothese verstiegen, umgehend die Weltherrschaft antreten zu wollen (wie bitte will er das anstellen? Selbst mit einem paranormal begabten Wobbelfelsen an seiner Seite zweifle ich dezent an der Realisierbarkeit dieses Vorhabens), und die Diamanten, na, die werden sowieso ihm usw. Helga, unter deren Frisur doch so was ähnliches wie ein Gehirn tuckert, setzt Roland auseinander, dass der tödliche Fels doch nur ein elender Lügner sei. Roland beschränkt sich antworttechnisch auf einen beherzten Versuch, Helga die Gurgel zuzudrücken. Die Gewürgte schaltet im Angesicht des Todes auf eine Roland verständlichere Argumentation um und versichert Roland röchelnd, dass der alle Diamanten haben könne: „Du weißt, dass ich dich liebe!“ Roland untermauert seinen Weltherrscheranspruch, lässt aber immerhin los und gibt Helga somit Gelegenheit einen neuen vergeblichen Anlauf zu unternehmen, an seine Ratio zu appellieren. Ihrer bescheidenen Ansicht nach saugt der lächerliche Wabbelfelsen dem angeschlossenen Computer das gesammelte Menschheitswissen aus und vermittelt es seinen Artgenossen! „Es muss zerstört werden, bevor es uns zerstört!“ Roland lässt sich aber von solchen Lächerlichkeiten keine echte Männer-/Felsfreundschaft aus dem Kopf schlagen und wiederholt seine Würgeattacke: „Es will… dich!“ Und das vermutlich nicht zwecks Kopulation. Helga nimmt Reißaus, aber Roland spurtet hinter ihr her – schließlich soll sie ihm, bevor er sie dem hungrigen Stein vorwirft, noch verraten, wo die Diamanten sind. Die wilde Jagd führt durch den Folterkeller und selbstverständlich findet Helga unterwegs Gelegenheit, mehr oder weniger aus ihren Klamotten zu fallen (zumindest die Oberbekleidung geht perdü). Weil das Leben sich bekanntlich stets im Kreis dreht, endet die Verfolgung wieder im Labor, wo sie angefangen hat (typisch Frau, in Notlagen einfach hysterisch im Kreis rennen), wo Roland der eingefangenen Helga seine haarige Pranke aufs Gesicht packt, sie dadurch zumindest in eine laue Bewusstlosigkeit versetzt (würde er sie umbringen, hätte ja wohl sein felsiger Gebieter nicht so arg viel davon, oder?) und sie in das Monsterbassin wirft, wo die Schlabbertentakel sie auch promptestens aussaugen. Zur Belohnung wünscht sich Roland die Koordinaten der Diamanten, aber der Rest ist Schweigen.

Einen Umschnitt später hält Dr. Mandel einem (uns unsichtbaren) Fachpublikum einen Vortrag über seine grandiose Entdeckung. Anhand einiger Schautafeln erläutert er, schamlos übertreibend, dass das, was immer genau er auch eigentlich sucht (so richtig erklärt hat uns das ja bis heute keiner), „in der Nähe des Erdmittelpunktes“ zu finden sei (dabei sitzt da höchstens der Ragumuffin mit seinen variablen Vasallen. Ich hab doch „Giganto“ gelesen…) und, falls man es tatsächlich dort aufspürt, „alle Geheimnisse des Universums“ in den verdienten Händen der Menschheit liegen würden. Ich hab so das dumpfe Gefühl, Dr. Mandel ist ein Opfer der galoppierenden Alterssenilität. Um mit dieser „intelligenten Materie“ Kontakt aufzunehmen, habe er den Erdkern mit „einer Art Radioteleskop“ überwacht und dabei „atmosphärische Interferenzen“ bemerkt (im Erdinnern. Naja, besser als im Weltraum, siehe Plan 9. Hier redet sich jemand um Kopf, Kragen und sämtliches eventuell mal vorhandenes wissenschaftliches Renomée. Zu seinem Glück wacht Mandel, gerade, als er seinem vermutlich gerade kollektiv die nächste Klapse anrufenden Publikum von „Botschaften! Botschaften! BOTSCHAFTEN!“, die er empfangen haben will, vorschwärmt, aus einem Traum auf. Aber eine tranfunzelige Erleuchtung scheint er trotzdem zu haben.

Roland ist mal wieder mit Leichenentsorgungsarbeiten beschäftigt, als Mark und Corinne vorfahren. Die jungen Liebenden hören irgendwas (tschuljung, aber genauer weiß ich´s doch auch nicht), was Corinne sofort mit potentieller Gefahr für Leib und Leben ihres Erzeugers in Verbindung bricht (war´s das Knacksen eines Leistenbruchs?). Mark bemerkt den finster herumstrolchenden Roland und fragt mal probehalber, was lost ist. Roland scheuert dem unverschämten Fragerich eine und bekundet in dreifacher Ausfertigung, demnächst Herrscher der Welt zu werden. Einen evil stare später hat Roland sich schon in einen Jeep geschwungen und das Weite gesucht. Mark kuckt dämlich, was ziemlich viel heißen will, weil der auch im Normalzustand nicht sonderlich intelligent aus der Wäsche schaut.

Corinne hat sich von gehirnamputierten Gorillas mit delusions of grandeur nicht aufhalten lassen und ist schon längst im Labor, wo´s schon qualmt und dampft und Mandel an den Computerknotrollen rumfuddelt. Sie kann grad noch einen schockierten Blick auf die vergreist und tot rumliegende Helga werfen, bevor sie von des Monsters garstigen Tentakeln gepackt wird. Ihr Daddy ist die Ruhe selbst: „Beruhige dich, wenn du keine Angst zeigst, tut es dir nichts!“ Gehorsam beruhigt sich Corinne auf Kommando. Ihr alter Herr hackt immer noch sinnlos auf die Computerknöppkes ein und empfiehlt seiner Tochter, noch ein paar Minuten durchzuhalten. Der Tentakel zieht und zerrt an ihr, da fällt es Corinne zunehmend schwer, die Contenance zu bewahren. „Ich glaube, ich schaffe es nicht mehr lange“, fiept sie (jaja, „in vierunddreißig Sekunden werde ich wieder Angst haben“, oder wie?). Da stürmt Mark ins Labor, was sofort beruhigende Wirkung auf Corinne entfaltet. Weniger auf ihn selbst, denn er will seine Herzensschöne sofort vom bösen Tentakel subtrahieren. „Geh da nicht hin, sonst erwischt es dich auch“, rät Mandel Senior, schließlich „ist der Computer unsere einzige Chance“ (es wäre eventuell nett, wenn uns jemand verraten würde, WAS Mandel am Computer eigentlich treibt, dann könnte ich möglicherweise ja sogar mitfiebern). Im Gegensatz zu mir kapiert Mark sofort, was los ist, braucht keine weiteren Instruktionen, sondern flanscht sich an einem Computerschaltpult an und daddelt mit. Very cinematic stuff happens (Lichter blinken, Magnetbänder wurbeln usw.), der Felsklops pulsiert und versucht, so sagt zumindest Dr. Mandel, und der muss es wissen, „seine eigenen Stromkreise aufzubauen, um unabhängig vom Computer überleben zu können!“ (Hm, so ziemlich das genaue Gegenteil von dem, was man uns erzählt hat, als das Vieh zuletzt „eigene Stromkreise“ gebildet hat, da wollte es den Computer kontrollieren. Wie denn nu?). Eins ist jedenfalls klar – „wenn das passiert, haben wir keine Chance mehr!“ Bibber! Seit meinem letzten Lohnsteuerjahresausgleich war ich nicht mehr so entsetzt…

Aus dem Monsterbecken sprühen Funken, irgendwelches Zeug geht in Flammen auf und setzt das Labor in Brand. „Es unterbricht die Verbindungen“, erklärt Mandel. Mark fummelt an Computerkontrollen rum und braucht „mehr Energie!“ Der Wunsch wird scheinbar erfüllt, aber nu isses auch nicht mehr recht, denn „das war zuviel, es explodiert gleich“. Mandel allerdings setzt auf kalkuliertes Risiko: „Es ist schon unabhängig, du musst Corinne befreien, sobald es seinen Griff lockert! Mehr Energie! Mehr Energie!“ (Und keine neuen Steuern). Das ist alles mächtig spannend, wie unsere Protagonisten uns dramatisches Zeuch erzählen, weil sich leider Gottes nichts abspielt, was man uns eventuell ZEIGEN könnte. Ohne gesteigerte Schwierigkeiten gelingt es Mark, Corinne zu befreien, während irgendwelche lesser props vor sich hin explodieren.

„Du hast genau verstanden, was ich vor hatte“, lobt Mandel seinen treuen Gehilfen (wenigstens einer hat´s begriffen). Aber Mark wehrt ab: „Aufgrund der Programme war es klar!“ JA WAS DENN ZUM TEUFEL VERDAMMT NOCH MAL ICH WÜRD´S AUCH GERN WISSEN WENIGSTENS NACHTRÄGLICH WENN´S NICHT ZU VIEL VERLANGT IST HIMMELHERRGOTT. Sorry. Ich wollte mich eigentlich nicht aufregen. Aber meine Tirade muss selbst an Mandels verkaltem Gehörgang vorstellig geworden sein, denn er erklärt tatsächlich, was wir gerade Epochales gesehen haben: „Jeder Schritt seines Wachstumsprogramms wurde von uns aufgezeichnet und im Computer abgespeichet. Wir haben den Computer gezwungen, den Prozess rückwärts abzuspielen und so sein Wachstum wieder auf ein kleines Stück Felsen reduziert!“ (Äh, selbst wenn ich mal davon ausgehen würde, dass diese „Erklärung“ auch nur ein Jota Sinn macht, was ich nicht tue… hat uns Dr. Mandel nicht vorhin gesagt, der Felsklops sei schon „unabhängig?“ Wieso reagiert das Ding dann noch auf Computereinflüsterungen? Seufz).

Aber es geht natürlich immer noch dümmer… NOCH stupider als diese „Auflösung“ ist der „Effekt“, mit dem „angewachsene“ Felsbrocken vom ursprünglichen Steinchen wegfliegen und an ein im Becken befindliches Skelett (? Wer soll das nu wieder sein? Said? Da passen aber die Haare nicht) Haare wieder „dranspringen“. Memo an Filmemacher: just ´cuz you can run film backwards doesn´t mean you SHOULD…

„Sobald es sich abgekühlt hat, können wir es vernichten und in seine Einzelteile zerlegen“, meint Dr. Mandel hoffnungsfroh (man könnte natürlich auch meinen „vernichten“ und „in seine Einzelteile zerlegen“ wären entweder das selbe oder exklusive Ziele, je nach Standpunkt). Doch die bange Frage bleibt bestehen – hat das Ding seine Infos schon an seìne Spezis weitergegeben? (Wen´s tatsächlich interessieren sollte… darüber könnt Ihr in Euren schlaflosen Nächten filosofieren, der Film verrät´s nicht).

Stellt sich nun natürlich noch eine weitere Frage – was ist aus Roland geworden? Der stapft (schutzanzugslos) durch den Vulkan und sucht nach seinen Diamanten. „Wo sind meine Diamanten?“, fragt er denn auch verzweifelt, und fügt, um sein Bestreben zu legitimieren, noch „ich bin der Herrscher der Welt“ an (du wirst nicht mal Herrscher der Wäscherei im Irrenhaus, Freund). Bevor an dieser Stelle noch etwas denkwürdiges passieren könnte, folgt eine Stock-Footage-Vulkan-Eruption, weswegen wir davon ausgehen können, dass Roland höchstens noch die Diamanten in der Hölle zählen darf und mit diesem Schlussbild endet unser Film dann auch. Gottseidank, arg länger hätte ich nicht durchgehalten…

Vor einiger Zeit hab ich mal in einem Review geschrieben, dass man, wenn´s nach mir geht, die mexikanische Filmindustrie samt ihrer (Abfall-)Produkte komplett abschaffen könnte (eine Ausnahmegenehmigung verleihe ich höchstens den Santo-Filmen). Nachdem ich mir dieses traurige Machwerk namens „The Torture Zone“ zu Gemüte geführt habe, weiß ich auch wieder, warum ich dieser Ansicht nachhänge. Die Mexikaner können´s einfach nicht… hier geht einfach mal gar nix.

Theoretisch könnte man es mit diesen wenigen Worten belassen, aber erstens sind wir hier auf der Website, gegen deren Reviews die von Jabootu wie Post-it-Zettel wirken und zweitens, naja, den Schwanengesang einer Genre-Größe wie Boris Karloff muss man dann doch etwas detaillierter kommentieren.

The Torture Zone (bzw. The Fear Chamber, was der zumindest geringfügig sinnigere alternative US-Titel ist) erweist sich als Totalversager auf ganzer Linie, und da macht unser erster Kritikpunkt, das Drehbuch, natürlich keine Ausnahme (lustigerweise waren die Mexikaner frech genug, den ganzen Kram auf Edgar Allan Poe „basieren“ zu lassen. Davon nahmen selbst die auch nicht gerade für Zurückhaltung bekannten US-Distributoren Abstand). Erdacht von Jack Hill und dem hauptamtlich als Produzenten tätigen Luis Enrique Vergara (der selbstredend auch in der Santo-Serie seine Griffel im Spiel hatte und mit den vier Karloff-Vehikeln erstmals als Autor auffällig wurde), erschöpft sich das Kreativpotential der Geschichte im Schachzug, Boris Karloff als sort-of-mad-scientist zu casten. Der Rest ist hirnverbrannter Tinnef. Erkennbar ist immerhin das Bemühen, aus den Charakteren (soweit man sie so nennen will) ambivalente Figuren zu machen – leider Gottes ohne jeden Sinn und Verstand, was dazu führt, dass abgesehen von Roland (stets tumb und böse) und Mark (eigentlich immer lieb und nett) die weiteren wesentlichen Charaktere (Dr. Mandel, Helga und Corinne) ihre Attitüde quasi von Szene zu Szene um 180 Grad drehen. Da ist Corinne gerade noch kaltschnäuzig bis ins Mark, als es um Einbrecherin Ransom und deren Tod von Hand des Monsters geht, schon einen Umschnitt weiter will sie von dem bösen Ding nichts mehr wissen und es am liebsten zerstört sehen; gleiches gilt für Mandel und natürlich auch für Helga, die zumindest die Ausrede zu haben scheint, aus puren wissenschaftlichen Gründen an dem Steinmonster weiterforschen zu wollen, als Mandel sich schon dagegen entschieden hat und deswegen mit dem vom Felsklops from hell unterfuchtelten Roland ein Zweckbündnis eingeht.

Der nächste Punkt sind die sinn- und verstandeslos eingebauten Nebenfiguren wie Mädchenkiller Said (dessen Mädchenkillerei für den Film auch absolut nichts zur Sache tut, sondern nur als „informed attribute“ im Raum steht, als wäre ein Turban und ´ne Sonnenbrille in einem billigen Z-Film nicht Indiz genug, dass der Kerl nicht koscher ist), der Zwerg und die schon erwähnte Einbrecherin Ransom – über alle diese Figuren würden wir (naja, eigentlich nicht wirklich) gern mehr wissen: wie ist Mandel an den Zwerg und Said herangekommen, was versprechen die Gestalten sich davon, einem offensichtlich bekloppten Wissenschaftler bei seinen seltsamen Experimenten zu helfen? Was will das Ransom-Chick? Ist sie speziell hinter Mandels Forschungen her (ihr zielstrebiger Weg in des Doktors Labor spricht dafür) oder schleicht die sich öfter in räuberischer Absicht in Mädchenpensionate ein? Der mangelnde Background der Figuren, der ganzen Story an sich, ist deshalb um so bedauerlicher, weil der Film, worauf wir gleich noch zus prechen kommen werden, so ungeheuer geschwätzig ist.

Zunächst will ich aber ganz grundsätzlich auf die Logik bzw. das völlige Fehlen selbiger, eingehen. Da hätten wir zunächst einmal den schon für sich allein ziemlich heftigen Mangel, dass uns niemand so wirklich verrät, WAS Mandel ursprünglich im Erdinneren zu finden glaubt. Mehr, als dass es „alle Geheimnisse des Universums“ lüften könnte, ein Mantra, das Mandel sich auch noch einredet, als er längst weiß, dass seine Entdeckung nicht mehr als ein Felsbrocken mit Faible für Sadomasochismus ist, wird uns nicht verraten – ebensowenig, WAS wiederum das Monster eigentlich * ist * und welches Bestreben es treibt, außer, dass es gerne jungen Frauen die, ähm, Schönheit austreibt. Nun gut, ist ja auch egal. Da hat unser tolles Team also einen „lebendigen Felsen“ gefunden und mit ins heimische Labor genommen – wie, bitte schön, kommt man darauf, dass das Vieh von „Angstenzymen“ lebt und warum, in des Gehörten Namen, baut man dann umgehend innerhalb von drei freakin´ Monaten eine komplette Geisterbahn mit Folterkammer (die rein technisch schon gar nicht funktionieren kann, oder wie schafft es Dr. Mandel, dass seine diversen Schreckgestalten sich in Luft auflösen und wieder auftauchen können?), in der man junge Dinger schikaniert, die man mit einer „Arbeitsvermittlung“ nebst angeschlossenem Wohnheim ködert? Also, pures rationales wissenschaftliche Denke ist das nicht gerade, und wir wollen mal gar nicht darüber nachdenken, wer dem guten Doktor sein Labor und seine Tarnorganisation bezahlt (ich hab ja schon erwähnt, dass es mich auch durchaus interessieren würde, wie ein halbwegs seriöser Wissenschaftler dazu kommt, für seine halbseiden-dubiosen Experimente allgemein bekannte Girlslasher, lobotomisierte „Riesen“ und fetischistisch veranlagte Zwerge einzuspannen) – und mir kann auch keiner erzählen, dass man, um einem Mädel einen tüchtigen Schrecken einzujagen, dem ausgekuckten Opfer tatsächlich eine Inquisitions-Folterszenerie vorgaukeln muss; hey, bei den meisten Girls dürfte es doch reichen, ihr eine Vogelspinne vor die Nase zu setzen (gut, beim Doc, Schreiber dieser Zeilen, auch, aber das ist ein anderes Thema). Dass der Film unterwegs seinen eigentlichen Aufhänger, eben die „Angstenzyme“ mal eben völlig vergisst (beim „Kill“ an der creepigen Ransom), ist da nur noch eine Marginalie.

Aber gut, wir haben schon dümmere Drehbücher überstanden – ist ja nicht so, als ob man inhaltlichen Dünnpfiff nicht durch ordentlich Aktion übertünchen könnte. Wenn man den wollte… hier kommen wir aber zum oben schon angesprochenen Dilemma, dass The Torture Zone sich, vor die Frage gestellt, eine spannende „Action“- oder Horrorszene zu zeigen oder die vermeintlich dramatischen Ereignisse lieber verbal zu schildern, sich mit beinahe tödlicher Sicherheit immer für die Laberei entscheidet. Dieser Film quasselt sich mit einer penetranten Konsequenz zu Tode, die ihresgleichen sucht; dagegen ist jede „Warten auf Godot“-Adaption ein Nonstop-Thrillride. Merkt der geneigte Leser auch daran, dass ich mich, in Ermangelung irgendwelcher erwähnenswerter filmischer Elemente, in obiger Inhaltszusammenfaselung oft genug darauf beschränken musste, Dialoge zu zitieren, weil schlicht und ergreifend sonst nichts passiert! Alle Figuren quatschen und sabbeln und labern, als würde das Sprechen spätestens morgen nachmittag, halb drei, bei Todesstrafe verboten, ohne, und das ist das nun wirklich Tragische daran, dabei Unterhaltsames (aber damit rechnen wir nicht wirklich) oder für den Plot Relevantes von sich zu geben. Belangloses Geblubber, garniert mit hirnrissigem Technobabble, für das sich jede Original-Star Trek-Folge ins nächstbeste Wurmloch schämen würde, dargeboten mit der Ausdruckskraft eines schlecht dressierten Pavianensembles (mit einer notablen Ausnahme, und wer die ist, könnt Ihr Euch vermutlich denken).

Der Gipfel der Genüsse ist die, ähem, Klimax – anstelle hier einen, ich will ja nicht zu anspruchsvoll werden, spannenden oder wenigstens lustigen Endkampf Mensch gegen Monster zu zeigen, zeigt man uns lieber gar nichts, außer eine tentakelgefesselte Corinne sowie Mark und Dr. Mandel, die an ihren Computerschaltpulten herumfiedeln und uns, wie üblich rein verbal, glaubhaft (oder auch nicht) versichern, dass wir gerade einer extram dramatischen, thrillenden und überhaupt ganz doll aufregenden Szene beiwohnen. Verdammt, aber man könnte ja mit ein wenig gutem Willen selbst eine solche Anti-Klimax etwas filmischer gestalten (oder uns als Zuschauer wenigstens ein paar Brocken hinwerfen, WAS zum Teufel da gerade von sich geht. Mark und Mandel labern dummes Zeug, auf das wir uns keinen Reim machen können, dann macht´s metaphorisch gesprochen „Puff“ und all is well). Shudder. There´s no friggin´ way to make a horror film conclusion lamer.

Wenigstens kann man Jack Hill und Juan Ibánez bescheinigen, dass sie diese Anti-Plotte auch adäquat auf die Leinwand bannen. Weder Hill, der ja nun oft genug bewiesen hat, auch unter finanziell beschränkten Bedingungen mehr als nur brauchbare Leistungen abzurufen, noch sein mexikanischer Kollege Ibánez, der für die Non-Karloff-Szenen zuständig war und außer der Mexikarloff-Quadrologie nur noch mit dem Vernehmen nach ziemlich gut ausgefallenen Mex-Teenage-Rebell-Drama Los Caifanes auffällig wurde (die 8.9 in der IMDb stimmen mich aber seehr seeehr skeptisch), leisten sich auch nur leise Anflüge von inszenatorischer Klasse, sondern filmen stur und stupide den Schmarrn, den sie sich (zumindest, was Hill angeht) selbst mitausgedacht haben. Dabei ist die Ausstattung gar nicht so schlecht – das Laborset ist zwar einfach gestaltet, verfügt aber über diesen Charme der Retro-Futuristik, wie sie Ende der 60er/Anfang der 70er angesagt war, und der Folterkeller des Doktors sorgt zumindest für ein wenig gothische Gruselatmosphäre, zweifellos billiger Natur, aber auch nicht empfindlich schlechter als in vergleichbaren italo-iberischen Produktionen der gleichen Ära. Ein Grundsatzproblem des Films ist halt, dass das titelgebende Gimmick der „Folterzone“ bzw. „Schreckenskammer“ unterrepräsentiert ist – mehr als zwei Szenen von insgesamt vielleicht fünf oder sechs Minuten Dauer spielen sich dort nicht ab, so dass wir wieder mal einen soliden Etikettenschwindel konstatieren können.

Die Kameraführung, besorgt von Raul Dominguez, der etliche mexikanische Billighobel fotografierte, ist größtenteils langweilig, der Schnitt eher rumpelig, die Musik grausam bis vergessenswürdig.

Nun bleibt als letzte Hoffnung, dass das Ding nu wenigstens ordentlich horribel, blutig oder sonstwie brutal wäre, um die SPIO/JK-Freigabe zu rechtfertigen. Auch hier: Fehlanzeige. Die einzige wirklich „brutale“ Szene ist die Folterung des blonden Opfers im letzten Filmdrittel und selbst die beschränkt sich darauf, dass wir des Mädels blutverschmiert angesichtig werden, eine Auspeitschung erahnen und die fiese Augenszene uns zumindest in unserer blumigen Fantasie ausmalen können (die erste Folterszene ist ja auch im Filmkontext fake und daher unbedingt zu werten, was die Prüfstellen vermutlich wieder anders sehen). Den Film durchzieht allerdings natürlich durch seine geschlechtlich eindeutig definierten Opfer ein verruchter Hauch der Frauenfeindlichkeit (ich könnte mir gut ein Bethmann-Remake vorstellen… immerhin hat das Steinvieh ja Tentakel, harhar), der den einschlägigen Gremien ein Dorn im Auge sein könnte, aber summa summarum ist der Streifen ungefähr so ruppig wie ein durchschnittlicher „Tatort“, nur nicht halb so aufregend.

Spezialeffekttechnisch ist der Streifen eine praktisch komplette Nulllösung (damit aber wenigstens konsequent auf Spur des Restfilms). Das Monster ist ein unscharf-verwaschen vor sich hin wobbelndes Soufflé im hingerotzten Felslook und würde sich vermutlich im Fraggle Rock wohler fühlen als in einem ernsthaften Horrorfilm, die „Tentakel“ bedienen die gute alte „beklebter Gartenschlauch wird von außerhalb des Bildauschnitts vor die Kamera geschoben“-Schule und die „Kills“ äußern sich nur durch das hingehuschte old-age-make-up der Opfer (wenn man nicht eh gleich die Make-up-Kosten gespart und ein paar echte alte Schabracken in die Kostüme gehasselt hat). Beim vermuteten Können mexikanischer FX-Künstler des Jahres 1968 können wir aber wohl nur froh und dankbar sein, dass das so geregelt wurde (andererseits – mit echten FX wäre das ganze wohl wenigstens unfreiwillig komisch).

Nudity-Freunde kommen in den Genuss eines „erotischen“ Tanzes nebst dem dazugehörigen Satz Brüste, dazu gibt´s einige weitere Frauenzimmer in lingerie und knappen Nachtgewändern. Allerdings keine Aufreger, auch weil Schönheitsköniginnen eher nicht im Cast zu finden sind.

Darstellerisch sprechen wir Boris Karloff mal frei – auch wenn ich wirklich keinen großartigen qualitativen Unterschied zwischen Karloffs Mexifilmen und Lugosis Ed-Wood-Auftritten erkennen kann (für Plan 9 ist Lugosi ja eh wg. terminaler Unpässlichkeit entschuldigt), behält Karloff seine Würde – er versucht sichtlich, den ihn umgebenden Schwachsinn zu ignorieren und ernsthaft an die Rolle heranzugehen, auch wenn sie ihm die vermutlich übelsten Texte seines Lebens in den Mund legt. Aber trotz allem strahlt der todkranke Karloff, der nun wirklich quasi vom Sterbebett aus an den Set gerollt wurde, einen Enthusiasmus aus, den der Film (und das Restensemble) nicht verdient haben. Selbst ein bettlägeriger Karloff, der in manchen Szenen wirklich so aussieht, als würde er im nächsten Moment tot umfallen, spielt die ihn umwuselnden Knallchargen an die Wand. Ich ziehe meinen Hut vor dieser Arbeitseinstellung – die muss man erst mal haben, wenn man den ganzen Scheiß eigentlich eh nur noch mitmacht, um die Arztrechnungen zu bezahlen und es sicherlich auch Regisseur und Produzent völlig egal gewesen wäre, wenn Karloff seine Performance telegrafiert hätte.

Bei den Co-Stars handelt es sich um mexikanische Pappnasen erster Güte. Julissa (für ´nen Nachnamen hat´s nicht gereicht) ist nicht sonderlich hübsch, aber auch nicht augenmartend, geht also zumindest optisch halbwegs okay. Spielen kann sie, obwohl zu diesem Zeitpunkt schon einige Jahre im Geschäft, ungefähr so gut wie der sprichwörtliche Meter Feldweg, was sie nicht daran hinderte, in Mexiko groß Karriere zu machen – Julissa spielte nicht nur in zahlreichen Kinofilmen und Telenovelas, sondern produzierte auch einige Soaps und ist als Sängerin erfolgreich. Carlos East (Mark) ist der typisch blahe „Held“ (nicht, dass er irgendetwas heldenmäßiges zu bewerkstelligen hätte), wie er für den italo-iberischen Genrefilm geradezu im Lexikon stehen könnte. Undankbare Rolle, die er nicht mit Leben erfüllen kann… später war er noch in solch unsterblichen Gassenhauern wie dem gülligen Tintorera, Rene Cardonas The Bermuda Triangle und der französisch-schwizerischen TV-Serie Mein Freund Winnetou (!) zu sehen. Isela Vega, die ihre „Helga“ (sie Ilsa zu nennen, hat man sich wohl nicht getraut) zumindest im Filmsinne perfekt als eiskalten Fisch anlegt, ohne aber das nötige Charisma zu haben, tauchte in den beiden Lola la Trailora-Filmen wieder auf (außerdem dürfte sie einen Gastauftritt in der 97er-Conan-Serie wohl als Karriere-Highlight vermerkt haben).

Die cmv-DVD reißt keine Bäume aus, ist aber für das Gebotene zumindest ausreichend (und beim derzeitigen Börsentarif von dreihundert Eurocent darf man eh nicht meckern). Der Vollbildtransfer ist verhältnismäßig sauber, d.h. man darf sich schon an einigen Artefakten und Defekten erfreuen, aber das geht in Ordnung für einen absolut minderwertigen Mistfilm aus den Giftschränken mexikanischer Filmköche. Akustisch liegt ausschließlich ein deutscher Dolby-2.0-Track vor (eine englische Synchro oder gar spanischer O-Ton mit Subs wären sicherlich nett gewesen, aber das darf man wohl nicht verlangen). Nix zum Dolby-Anlagen-Austesten, aber zweckmäßig, auch wenn die Synchro an sich niemanden vom Hocker reißen wird. Als Extras gibt´s den mexikanischen Originalvorspann, eine Trailershow mit zusammenhanglos beigemengten Titeln (wie „Achterbahnen in 3D“) sowie eine nette, ausführliche Fotogalerie, die Boris Karloff über seinen kompletten Karriereverlauf als „Mann der 1000 Gesichter“ würdigt (auch wenn das eigentlich Lon Chaney war, aber wer wird den meckern). Die hübsche kleine Buchbox ergibt mit ihren drei Kolleginnen der Karloff-Kollektion ein nettes, zusammehängendes Rückenbild im Regal.

Zu bemerken ist noch, dass der vorliegende Print zwar als „ungeschnitten“ firmiert, ich dafür meine Hand aber nicht ins Feuer legen möchte. Die 88 Minuten, die die IMDb listet, genieße ich mit aller angebrachter Vorsicht, ich wundere mich mehr darüber, dass der mexikanische Vorspann, der sich über einige Highlight-Szenen (ja, sowas ähnliches halt) des Films abspielt, einige Einstellungen, speziell aus der zweiten Folterszene, zeigt, die sich mir im Verlauf des Films selbst nicht vorgestellt haben. Möglicherweise basiert die hier gebotene Fassung auf einem US-Cut, der selbst schon Federn lassen musste, vielleicht sind´s auch nur Filmrisse, ich weiß es nicht, aber ich wollte es erwähnt haben.

Schlußwort: Ich hab weiterhin kein Glück – es wäre wirklich mal wieder ein Film recht, der mich UNTERHÄLT, ob freiwillig oder unfreiwillig ist mir ja schon wurst. Auch The Torture Zone gehört zu den Filmen, die sich diejenigen, die über Eddie Woods Werke lästern, dringend mal ansehen müssen. Wer nach dem Genuss dieses Streifens immer noch der Ansicht ist, Plan 9 wäre der schlechteste Film aller Zeiten, sollte ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen (womit nicht gesagt ist, dass es nicht NOCH schlechter geht als The Torture Zone, das haben ja die letzten beiden Reviews eindrucksvoll bewiesen). Sehenswert an The Torture Zone ist nichts – das Drehbuch ist hirnrissig, ohne (unbeabsichtigt) lustig zu sein, die Darsteller bis auf Karloff mau, Effekte, über die man sich amüsieren könnte, praktisch nicht vorhanden und SPIO/JK-versprochene Perfiditäten sucht man auch vergebens. Einzig hartgesottene Trash-Komplettisten mögen hier zugreifen, aber einen echten WERT und sei´s als Partyheuler oder camp classic hat der ganze „Spaß“ nicht. Wundert mich nicht wirklich, dass der Klopper nach Fertigestellung erst mal vier Jahre auf Halde lag, bis er 1972 endlich erschien…

(c) 2009 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 9

BIER-Skala: 3


mm
Subscribe
Benachrichtige mich zu:
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments