The Thrill Killers

 
  • Original-Titel: The Thrill Killers
  • Alternative Titel: Maniacs on the Loose |
  • Regie: Ray Dennis Steckler
  • Land: USA
  • Jahr: 1964
  • Darsteller:

    Ray Dennis Steckler (Mort „Mad Dog“ Click, als Cash Flagg), Liz Renay (Liz Saxon), Joseph Bardo (Joe Saxon, als Brick Bardo), Carolyn Brandt (Carol), Gary Kent (Gary Barcroft), Herb Robins (Herbie Click), Keith O’Brien (Keith Rogers), Laura Benedict (Linda), Ron Burr (Ron), Titus Moede, George J. Morgan, Atlas King, Erina Enyo, James Bowie, Coleman Francis, Gene Pollock, George Caldwell, Nancy Crawford, Ron Haydock


Vorwort

Und schon wieder Ray Dennis Steckler. Tut mir leid, ich hab mir halt grad zwei Steckler-Boxen zugelegt, damit müsst Ihr jetzt leben. Wir sind ja schließlich nicht zum Spaß hier.
 
Ich hab Steckler in den Reviews zu LEMON GROVE KIDS und RAT PFINK A BOO BOO ja auch schon ein paar allgemene Worte verloren, muss mich also jetzt nicht großartig wiederholen. Heute befassen wir uns mit THE THRILL KILLERS, den Steckler 1964 für das übliche Mini-Budget inszenierte und der vor allem auch ein Testament seines Improvisationstalents darstellt. Das ursprüngliche Script (ein klassischer „madmen on the loose“-Roughie) macht vielleicht die Hälfte des Films aus, den Rest erdachte Steckler spontan bei der Entdeckung einer zünftigen Location, oder weil sein Produzent George J. Morgan darauf bestand, dass Steckler selbst eine Rolle übernehmen sollte.
 
THE THRILL KILLERS hat nie den Bekanntheitsgrad von THE INCREDIBLY STRANGE CREATURES WHO STOPPED LIVING AND BECAME MIXED-UP ZOMBIES!!? oder auch nur RAT PFINK A BOO BOO erlangt – das kann in der Handelsklasse Film, mit der wir uns hier herumschlagen,  ein gutes oder ein schlechtes Zeichen sein; nur weil etwas nicht auf den einschlägigen „WORST MOVIE EVAAR!“-Listen aufscheint, muss es ja noch lang nicht knorke sein, andererseits ist’s ja oft genug so, dass Regisseure aus dem 60er-poverty-row-independent-producer-Bereich nur wegen ihrer großen Trashgranaten berühmt werden, und wenn sie etwas „Gutes“ fabrizierten, bleibt das gerne mal unter dem Radar der üblichen Verdächtigen, weil es eben nicht die erhofften Camp- und Trash-Antiqualitäten aufweist. Wir werden uns das Ding also notgedrungen mal wieder selbst ansehen und uns unsere eigene Meinung bilden müssen. Also ich jetzt wenigstens…
 
 


Inhalt

Unser Film beginnt mit einem wichtigtuerischen Erzähler (kein Geringerer als Coleman THE BEAST FROM YUCCA FLATS Francis, der damit ja einschlägige Erfahrung hat), der uns zunächst den, ähm, Helden des nachfolgenden Schwanks vorstellt – Joe Saxon (Joseph „Brick“ Bardo, LEMON GROVE KIDS MEET THE MONSTERS, und wer sich je gefragt hat, woher Albert Pyun seinen Brick-Bardo-Fetisch hat… nun, unser Lieblingshawaiianer ist offenbar beinharter Steckler-Fan). Saxon ist Schauspieler in L.A., wartet aber noch auf den großen Durchbruch, der aber, so zumindest seine eigene Meinung, kann nicht mehr lang auf sich warten lassen. Bis dahin schlendert Saxon über den Hollywood Boulevard und tritt die Sterne auf dem Walk of Fame mit Füßen. Das kinda-sorta-Gegenstück zum von sich selbst eingenommenen, ein unproduktives Leben führenden Saxon ist, zumindest behauptet das der Erzähler, der hart arbeitende griechische Immigrant Dennis Kesdekian (Atlas King, THE INCREDIBLY STRANGE CREATURES WHO STOPPED LIVING AND BECAME MIXED-UP ZOMBIES!!?), der für seine drei kleinen Kinder und eine Ehefrau (Nancy Crawford, THE WITCHMAKER) zu sorgen hat. Harte Arbeit zahlt sich aber bekanntlich nicht aus…
 
Als Keskedian auf seiner Travelling-Salesman-Route durch das Hinterland von L.A. kurvt, begeht er die strategische Fehlentscheidung, für einen Anhalter, eh, anzuhalten. Fehlentscheidung deswegen, weil der Tramper niemand anderes ist als Mort „Mad Dog“ Click (Ray Dennis Steckler, einmal mehr unter seinem Schauspieler-Alter-Ego Cash Flagg), und wer sich den Spitznamen „Mad Dog“ eingehandelt hat, hat dies selten wegen seines sonnigen Gemüts getan. Mort kuckt daher keck durch die Seitenscheibe, zückt seinen Revolver und ballert Keskedian tot. Dafür hat Mad Dog jetzt ein Auto, einen blauen 53er-Plymouth-Station Wagon (von der Farbe haben wir als s/w-Betrachter des Films jetzt nicht so viel).
 
Saxon feiert eine große Party für diejenigen, die seiner Hollywood-Karriere auf die Sprünge helfen könnten, insbesondere den wichtigen Produzenten George J. Morgan (as himself, Stecklers damaliger Haupt-Finanzier und Co-Producer), dem er gerade den Rough Cut seiner neuesten Screen-Darbietung vorgeführt hat. Der Producer und seine Yes Men (darunter „Boo Boo“ Titus Moede) sind so mittelmäßig begeistert – der Film hat zwar ein paar gute Szenen, ist ihnen aber insgesamt „zu langsam“. Saxon beugt sich der Expertise, weist aber darauf hin, dass rough cuts ja üblicherweise noch nicht die Endfassung eines Films darstellen und sich auch das Pacing im Endschnitt verbessern könnte. Saxons holdes Eheweib Liz (Liz Renay, VERABREDUNG MIT DEM TOD, BLACKENSTEIN, DESPERATE LIVING), das seine eigene Schauspielkarriere an den Nagel gehängt hat und nunmehr als Künschtlerin (malenderweis) reüssiert, gehört auch nicht gerade zu den obersten Fans der thespischen Betätigung des Gatten. Das Paar hat sich hoch verschuldet, und auch juxige Champagnerparties für die Reicheren und Schöneren kosten Geld. Liz wäre es lieber, Joe würde auf ehrliche Art und Weise seinen Lebensunterhalt verdienen (weil du, Liz, mit deinen Leinwandschändungen so dicke zur Haushaltskasse beiträgst, Babe…).
 
Indes drängt es Mad Dog zum Abbau seiner jahreszeitlich bedingten sexuellen Gelüste, weswegen er eine Zwei-Dollar-Nutte namens Erina (Erina Enyo, THE INCREDIBLY STRANGE usw.) aufgabelt bzw. sich von ihr in ihr mickriges Apartment schleppen lässt. Dort stört Mad Dog das Radio – das plärrt, dass drei gefährliche Irre aus einer Klapsmühle geflohen sind: Gary Barcroft, Keith Rogers und Herbie Click, und, nein, es ist kein Zufall, dass der Letztgenannte sich den Nachnamen mit unserem Freund Mad Dog teilt. Erina muss feststellen, dass Mad Dog, as people who are called Mad Dog are wont to do, nicht unbedingt auf Kuschelsex mit Vorspiel, sondern eher auf die raue Variante, und die notfalls auch ohne Geschlechtsverkehr, steht. Nachdem er sich Erina gefügig geohrfeigt hat, zückt Mad Dog sein Messer und slasht die bedauernswerte Nutte als wäre er Michael Myers‘ unehelicher Schwippcousin.
 
Im Hause Saxon hängt dagegen der eheliche Segen schief. Liz beansprucht von Joe eine verbindliche Aussage zu seiner beruflichen und dabei tunlichst nicht im Filmgewerbe angesiedelten Zukunft, die vom Göttergatten nicht nur unter Verweis auf die vorgerückte Uhrzeit verweigert wird. Das ist dann auch das Fass, dem die Krone den Nagel in den Heuhaufen wirft. Während Joe den Schlaf der Ungerechten schläft, schnürt Liz ihr kofferförmiges Ränzel, schreibt einen rührseligen Trennungsbrief, sattelt ihr Motorhuhn und brettert ins Ungewisse.
 
Dieweil, anderswo, ein einem Diner an einem abgelegenen Highway. Die einzigen Gäste von Wirtin Linda (Laura Benedict) sind Carol (die unvermeidliche Steckler-Muse Carolyn Brandt) und Ron (Ron Burr), ein frischvermähltes junges Pärchen, dessen romantisches Turteln Linda so beeindruckt, dass sie ihr Frühstück aufs Haus gehen lässt. Ron hat für das junge Eheglück auch schon das passende Dach überm Kopf gefunden, und das möchte er Carol zu gern zeigen. Soll an Carol nicht scheitern. Das junge Paar gibt beim Gehen Liz die Klinke in die Hand. Die ist nämlich eine alte Freundin von Linda (Cousine, behauptet die englische Wikipedia. Das muss ich überhört haben) und hat dringenden Bedarf nach ein wenig BFF-Pep-Talk.
 
Es können aber die besten Freundinnen nicht in Frieden über den soeben in den Wind geschossenen Männe der einen ablästern, wenn das Objekt der Tratscherei ein paar Minuten später durch die Tür tritt, und jenes nicht allein, sondern in Begleitung von George Morgan nebst Entourage. Vorgeblich sind die Herrschaften auf einer Location-Scouting-Tour und Joe dünkt Lindas Diner die ideale Kulisse für Morgans nächsten Kassenknüller. Linda scheint nicht abgeneigt, zumal Morgan nicht nur den Umsatzausfall während etwaiger Dreharbeiten zu decken gedenkt, sondern auch eine Renovierung in Aussicht stellt. Faktisch hat Joe sich aber natürlich zusammengereimt, wo des holden Besens erster Weg nach Trennung hinführen wird und hofft, die Abwanderungswillige mit all seinen romantischen Willies umzustimmen.
 
Bei Ron und Carol droht die Romantik dieweil ins Gegenteil umzuschlagen, weil Carol von der von Ron ausgekuckten Immobilie nicht gerade pausenlos vom Stengel gepustet wird. Die Hütte liegt nicht nur soweit draußen, dass „Arsch der Welt“ ein astreiner Euphemismus wäre, sondern ist auch vom generellen Zustand her nicht unbedingt Anwärter für die Titelseite von „Schöner Wohnen“. Dafür, doziert Ron, entspricht die stolze Villa den finanziellen Möglichkeiten eines dahingehend nicht auf Rosen gebetteten Jungliebespaares, und Eigentümer Hank hat Ron die in Frage stehende Einliegerwohnung zu einem günstigen Preis verschachert. Nun würde Ron seinem Gspusi den neuen Nachbarn auch gern persönlich vorstellen, doch glänzt Hank mit Abwesenheit. Ron lässt sich und Carol unbürokratisch selbst in Hanks Wohnstatt ein, und die deutet darauf hin, dass Hank nur kurz vor die Tür gegangen ist – Happa-Happa steht vor der Tür, das Radio läuft und wiederholt die Warnung vor den drei gefährlichen Geistesgestörten und berichtet auch vom Mord an Dennis Kesdekian nebst Autodiebstahl. Das Pärchen macht sich da natürlich keinen gesteigerten Reim drauf. Wenn Hank nicht da ist, wird Ron die Grande Tour über Haus und Grundstück eben allein leiten. Zum Geläuf gehört nämlich auch noch ein Nebengebäude, und das ist schon, ähm, sehr rustikal bzw. eine nur von Gebeten und rostigen Nägeln zusammengehaltene Ruine. Nichtsdestotrotz träumt Ron schon von erklecklichem Reibach durch Vermietung der Bruchbude, sobald er sie wieder einigermaßen in Schuss gebracht hat. Carol remains to be convinced.
Voll unangebrachtem Stolz führt Ron sie in den ersten Stock der baufälligen Konstruktion und was strahlt dort vom Treppenansatz den Newlyweds in die jeweiligen Angesichter? Die mehr oder weniger fein säuberlich abgetrennte Rübe von Hank! SHOCK!!!
 
Nun ist Hank die Denkmurmel nicht aus Gründen allgemeinen körperlichen Verschleisses abgefallen. Der Urheber der spontanen unvollständigen Kopftransplantation ist noch anwesend – es ist der axtschwingende Gary (Gary Kent, DRACULAS BLUTHOCHZEIT MIT FRANKENSTEIN, DER MANN MIT DEN ZWEI KÖPFEN, DIE RASENDEN ROCKER VOM THUNDERSTRIP), und seine Kumpels Keith (Keith O’Brien) und Herbie (Herb WURMFRESSER Robins) sind auch schon da. Und Gary ist absolut gewillt, seiner im Werden befindlichen Schrumpfkopfsammlung noch den ein oder anderen Hutständer hinzuzufügen. Das terrifizierte Paar wird vom Psychopathentrio durch die Bude gejagt, wobei Gary sich primär auf Ron kapriziert. Beim Fluchtversuch begeht Ron den Fauxpas, versehentlich die Haustür zuzuwerfen (eigentlich zwei Fauxpässe… der zweite ist nämlich, dass er nicht vorher durchgegangen ist…) und wenn Gary und seine Axt irgendetwas auf den Tod nicht ausstehen können, sind das geschlossene Türen. Gary leidet nämlich unter einer speziellen, türspezifischen Klaustrophobie. Ron schlägt dabei auch noch lang hin und liegt damit ideal für die Amputation seiner Birne… und, kudos an Steckler, we actually *see* the decapitation on screen…
 
Carol flüchtet in den ersten Stock, was nun auch keine gute Idee ist, weil die Möglichkeiten, sich in einem sprichwörtlich leeren Haus zu verstecken, überschaubar sind… leider wird unser Filmemacher in diesem Fall durch eine ungünstig vor der Kamera stehenden Wand daran gehindert, die gräßlichen Einzelheiten ihres weiteren kurzen Lebensweges zu dokumentieren, aber sie werden nicht sonderlich erfreulich sein…
 
Ein Doppelmord unter Freunden macht hungrig, und so brechen die Psychos auf, um sich verwertbare Nährstoffe zuzuführen und ein Telefon zu suchen, letzteres, weil Herbie sein geliebte Bruderherz über den erfolgreichen Ausbruch unterrichten will. Es bedarf wenig Fantasie, um sich auszurechnen, dass ihr diesbezügliches Streben sie geradewegs in Lindas Diner führt, wo das Saxon-Pärchen nebst Begleitung noch unspezifiziert rumhängt. Die Psychos verhalten sich zunächst noch einigermaßen „normal“ – so normal, wie man halt wirken kann, wenn man am Dinertisch enthusiastisch seine Axt streichelt. Herbie nimmt den öffentlichen Fernsprecher in Beschlag und bimmelt Mad Dog an. Die Bruderliebe hält sich in einem relativ eng gesteckten Rahmen, soweit es Mad Dog angeht. Ja, prinzipiell wäre er schon bereit, Herbie und seinen Cronies zu assistieren, was die Suche nach einem sicheren Unterschlupf angeht, aber es muss schon auch was für ihn dabei rausspringen. Herbie behauptet – ob das der Wahrheit entspricht, sei vorsichtig dahingestellt – es an einer angemessenen monetären Entschädigung nicht mangeln soll.
 
Meanwhile, im Schankraum, haben sich Liz und Joe zu der Erkenntnis durchgerungen, dass es sich bei den drei neu angekommenen Gästen nicht um die von der Tankstelle, sondern die entsprungenen Irren handelt. Solchermaßen enttarnt entbinden sich die Psychos von der bisher aufgebrachten Zurückhaltung und schicken sich an, das Diner zum Schauplatz einer fröhlichen Geiselnahme umzuwidmen. Herbie, offensichtlich the brains der Unternehmung, beansprucht ein Tasskaff, die Linda geistesgegenwärtig mit einer Prise Rattengift versetzt. Das ist, zumindest in der Welt, die Ray Dennis Steckler bewohnt, unmittelbar und sofort mit dem ersten zarten Nipper tödlich. Das ist natürlich Aufruf zu allgemeiner Eskalation – Joe gelingt es, Keith, den augenscheinlich ungefährlichsten der Irren, k.o. zu schlagen, dieweil Liz die hübschen Beine in die Hand nimmt und in die Prärie spurtet, aber Gary heftet sich unverzüglich an ihre Fersen. Während Linda und Morgan die Polizei alarmieren, nimmt Joe die Verfolgung seines Ehedrachens und ihres eigenen Verfolgers auf. Die wilde Jagd führt in die angrenzenden Berge. Joe holt Gary ein und kann ihn in ein Handgemenge verwickeln, was Liz ihrerseits die Möglichkeit gibt, sich wieder in Richtung Straße zu verabschieden. Joe und Gary prügeln sich auf den Gipfel eines größeren Felsbrockens, und dort zieht Joe dann, being the hero and stuff, den eindeutig Längeren. Gary überprüft die Schwerkraft und muss feststellen, dass die noch bestens funktioniert. Pardauz.
 
Liz hat sich indes zur Straße durchgeschlagen und hält hilfesuchend die nächstbeste Motordroschke ein und steigt ein. Nur… ist… das… halt… leider… ein blauer 53er Plymouth Station Wagon, und an dessen Steuer sitzt Mad Dog.
 
Nun, Mad Dog ist, wie wir uns erinnern, jetzt nicht gerade der größte Fan seines Bruders und dessen buckliger Begleitung. Am besten vergewaltigt und killt es sich dann halt doch alleine, und so sind Herbie und seine Genossen schnell vergessen. Joe kuckt dumm hinterher und rennt zurück zum Diner, wo mittlerweile die Staatsmacht eingetroffen und gerade dabei ist, den letzten noch atmenden Ausbrecher einzupacken. Schnell ist der Groschen gefallen, dass Liz sich unglücklicherweise gerade Mad Dog Click als potentiellen Retter ausgekuckt hat, und geht sofort die Großfahndung raus. Joe addiert sich ungefragt zu einer Streifenwagenbesatzung und es kann verfolgt werden. Wir wissen ja – Steckler MAG Verfolgungen, ob nun zu Lande, zu Wasser oder in der Luft. Obwohl, okay, für Wasser und Luft hatte er nie genug Geld…
 
Mad Dog sieht sich also unerwünschterweise von einem ganzen Rudel an motorisierten Bullen verfolgt und weicht auf Nebenstraßen und Feldwege aus. Auch das gewinnt keinen Preis im großen Ideenwettbewerb, denn auch Feldwege sind irgendwann mal zu Ende und seinem eher als Straßenpanzer zu bezeichnenden Klaumobil sind Geländeeigenschaften ziemlich fremd. Mad Dog lässt die Kiste samt seiner Geisel stehen und stolpert über einen arglos grad sein mutmaßlich frisch geschossenes Wildbret zubereitenden Cowboy. Mad Dog erschießt den verhinderten Westernhelden und bemächtigt sich seines Zossens. Doch auch mit einem treuen Gaul unterm Hintern steht die Flucht unter ungünstigen Vorzeichen, denn, wie schon gesagt, es ist eine eher hügelige Gegend und sobald das Geläuf etwas steiler und unwirtlicher wird, ist auch der Vorteil eines Hottehüs schnell aufgebraucht. Mad Dog muss also auf eigenen zwei Beinen weiter stiften gehen, doch die Polizei fühlt ihm ordentlich auf den Zahn. Der Killer killt zwei, drei, vier Bullen (gibt ja auch genug), aber er selbst ist auch nicht kugelfest – ein Detective in Zivil (Gene Pollock, THE INCREDIBLY…) brennt ihm die fatale Ladung auf den Pelz… aber wenigstens verröchelt Mad Dog in der hübschen Natur…
 
Ein Weilchen später bei Saxons… Joe hat seine Lektion gelernt und seiner geliebten Liz zuliebe der Schauspielerei abgeschworen. Doch da klingelt das Telefon – am Apparat ist Morgan mit einem unmoralischen Angebot: die Hauptrolle in seinem nächsten großen Film, für 5.000 Dollar die Woche bei garantierten 10 Wochen Arbeit – und die weibliche Hauptrolle spielt Morgans neueste Entdeckung, Miss Transsylvanien – niemand anderes als Linda… Da kann Liz nur noch seufzen und zustimmen, dass Joe seines schauspielerisches Retirement auch noch ein paar Monate aufschiebt.
 

Es ist sicher eine kleine Überraschung, aber THE THRILL KILLERS ist die zelluloidgewordene Leistungsbescheinigung Stecklers, dass er, hätte er es drauf angelegt, wirklich mal den Sprung ins „richtige“ Hollywood zu schaffen, durchaus ein zuverlässiger Lieferant solider B-Ware – und vielleicht sogar mehr – hätte werden können (dass er ein Händchen dafür hatte, sich mit talentierten Leuten zu umgeben, ist sowieso klar; seinen Tontechniker Keith Wester hab ich schon in den anderen Reviews erwähnt, und die Kamera bedienten für ihn schon mal Leute wie der spätere A-Lister Laszlo Kovacs oder Oscar-Gewinner Vilmos Zsigmond, oder der hiesige D.O.P. Joseph V. Mascelli, Autor des noch heute gerne gelesenen Standardwerks „The Five Cs of Cinematography“).

Vergleicht man THE THRILL KILLERS mit zeitgenössischen Roughies, wie David Friedman oder die Findlays sie produzierten, sieht das Steckler-Werk (schon rein wörtlich genommen) richtig gut aus. Klar, die Story ist nicht besonders originell, und die Verbindung des vermeintlichen Hauptplots um die drei ausgebrochenen Psychopathen zu Stecklers eigenem Mad-Dog-Charakter (die dann auch den Showdown bestreiten muss), ist ziemlich erzwungen (aber verständlich, wenn man sich daran erinnert, dass Mad Dog im Originalscript nicht vorkommt). Charakterentwicklung findet nicht wirklich statt (die einzige Figur, die so etwas wie einen Arc hat, ist Joe mit seinem Entschluss, die Schauspielerei aufzugeben und der ergibt sich nicht wirklich aus dem Plot heraus), und generell hat keine Figur eine Persönlichkeit, die über „irre“ bzw. „nicht irre“ hinausgeht. Immerhin kommt die Geschichte ohne ganz große Dussligkeiten aus – günstige Zufälle, sicher, aber nichts, was komplett unglaubwürdig wäre, wenn man sich auf die Prämisse mal eingelassen hat.

Nein, das Gebiet, auf dem THE THRILL KILLERS wirklich punktet, ist tatsächlich (und es verblüfft mich am meisten, dass ich das zu einem Steckler-Film zeige) die filmische Umsetzung. Die Sequenz, in der Ron und Carol im runtergekommenen Haus auf die Psychopathen treffen, ist auch mit über fünfzig Jahren auf dem Buckel immer noch eindrucksvoll und intensiv. Steckler nimmt da auf gewisse Art den Terrorfilm vorweg, der sich eigentlich erst in den frühen 70ern, mit THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE et. al. entwickelt, in dem das Böse keine spezielle Motivation mehr brauchte, keine Mythologie dahinterstehen musste, sondern der Horrofilm an und für die gesellschaftlichen Entwicklungen kommentierte, wonach man einfach von einem Bekloppten, der sich auf einem Uhrturm verschanzte, willkürlich abgeknallt werden konnte. Stecklers Psycho sind Prototypen dieser neuen Zeit, dieser neuen Sorte Schurken – sie verfolgen keine höheren Ziele, ihre Opfer sind rein zufällig gewählt, und dabei sind sie völlig empathielos. Ich hatte bislang eigentlich Peter Bodganovichs großartigen BEWEGLICHE ZIELE als den offiziellen Wendepunkt vom traditionellen gothischen Horror zum modernen Terrorfilm ausgemacht, aber THE THRILL KILLERS (ein gut gewählter Titel, denn ihre Mordtaten bringen den Psychopathen hier einfach den Kick für den Augenblick) macht ein gutes Argument dafür, diese Ansicht zumindest mal zu überdenken. Steckler hat da einfach nur das Problem, dass der Film schon zu seiner Zeit völlig unbeachtet blieb (von der seriösen Filmkritik schon dreimal) und er damit nicht wirklich „Einfluss“ auf die Entwicklungen des Genres ausgeübt haben kann, aber wir sollten zu seinen Gunsten schon anrechnen, dass er damit seiner Zeit doch um ein paar Jahre voraus war.

Wie gesagt, diese Sequenz ist zweifellos gelungen und mit Sicherheit auch die intensivste, zupackendste des Films, aber nicht die einzige wirkungsvolle. Schauen wir uns z.B. die Szene an, in der Mad Dog die Nutte tötet. Die Szene wird von einem draußen an der Fassade blinkenden Neonlicht beleuchtet – im Sekundentakt hüllt die Leuchtreklame das Zimmer in Finsternis, dann wieder in helles Licht, während Mad Dog zum Messer greift und sein bedauernswertes Opfer abschlachtet. Das ist ein Stilmittel, für das man zehn-fünfzehn Jahre später einen Brian de Palma gefeiert hat und hier probiert es ein sowohl von seinen Zeitgenossen als auch der retrospektiven Filmkritik bestenfalls als unterhaltsamer Trashlieferant eingestufter Kreisligaregisseur es mit erstaunlich sicherer Hand aus…

Auch die Sequenz im Diner nach Eintreffen des Psychopathen-Trios ist wesentlich besser gelungen als man es Steckler nach Ansicht von THE INCREDIBLY STRANGE CREATURES oder RAT PFINK A BOO BOO zutrauen möchte; sicher nicht grad Hitchcock, aber durchaus bemerkenswert, auch dank der Performances eines Casts of unknowns und Steckler-Spezis, die da auch fröhlich dilettieren könnten, aber erstaunlich eindringlich agieren.

Generell ist die Kameraarbeit, auch wenn Mascelli eher ein Theoretiker denn ein Praktiker war, erheblich besser, als es ein Film mit diesem Mickerbudget verdient hätte. Die s/w-Fotografie ist slick und stellenweise echt einfallsreich (wenn eine Dialogszene zwischen Liz und Joe in einem breiten Spiegel gefilmt wird, ist das keine Spinnerei wie bei Jess Franco, sondern öffnet das Bild und könnte auch als Symbolik für die zunehmende Entfremdung zwischen den Ehepartnern gesehen werden).

Was jetzt alles nicht heißen soll, dass THE THRILL KILLERS keine Schwachpunkte hätte – der ganze Schlussakt, nachdem die drei Geistesgestörten entweder dingfest gemacht oder getötet wurden, und in dem dann Mad Dog übernehmen muss, ist dann doch ein Tribut an Stecklers übliches Steckenpferd, langwierige Verfolgungs-“Jagden“. Wie ich schon sagte, Steckler liebt Verfolgungen, nicht zuletzt, weil man damit Laufzeit schinden kann, aber leider ist er nicht besonders gut in der Inszenierung von Verfolgungen – da ist nur sehr selten echte Dynamik, echte Rasanz, echte Anspannung drin (die einzige einigermaßen gelungene Verfolgung, die ich von ihm bislang gesehen habe, ist kurioserweise eine aus RAT PFINK A BOO BOO, wenn dort Linc, nur um Cee Bee zu verunsichern, sie ein paar Minuten lang auf der Straße stalked) und auch hier führt es dazu, dass der Film nach seinem apostrophierten Höhepunkt, der Auseinandersetzung der Helden mit den drei hauptamtlichen Maniacs, eher unspektakulär ausläuft (auch rein von der Dramaturgie her ist dann halt auch eine Manhunt auf einen „outmatched“ Flüchtigen, auch wenn er ein Killer ist und noch den ein oder anderen seiner Verfolger umlegt, nicht so spannend wie es eben die Verfolgung des unschuldigen Helden wäre). Und ich bin auch kein besonderer Freund der Darstellkunst Stecklers; er würde mir vermutlich sogar zustimmen, hatte er ja gar nicht vor, eine Rolle, und dann noch eine am Ende derart wichtige, zu übernehmen, aber er ist nun mal im Film und er ist in einem Ensemble aus Halbprofis, Freunden und Bekannten beinahe durchgängig das Schlusslicht. In der Szene mit der Nutte, da ist er gut, da hat er auch ein bisschen die Möglichkeit, nur mit Mimik und Gestik zu arbeiten und wird dann eben auch noch, wie gerade erwähnt, von Beleuchtung und Kamera unterstützt, im Schlussakt fallen diese Hilfsmittel weg, und dann fallen Stecklers darstellerische Defizite doch auf (eigentlich „spielt“ er im Schlussakt gar nicht mehr, sondern beschränkt sich einfach darauf, zu rennen und/oder zu reiten).

Dafür sind, wie gesagt, vor allem Herb Robins, der olle „Wurmfresser“, und Gary Kent als die beiden wichtigen Psychokiller, überraschend gut, und letztlich sind es ihre Figuren, die in den besten und eindringlichsten Parts des Films das Geschehen vorantreiben. Joseph „Brick“ Bardo ist als Held adäquat, Liz Renay passable damsel-in-distress.

Die Bildqualität der Media-Blasters-DVD ist aller Ehren wert (1.85:1 anamorph), der Ton gut brauchbar. Als Extra gibt’s wie üblich einen Audiokommentar mit Steckler, ein Videointerview, Radiospots und eine Bildergalerie sowie die „color inserts“. Dazu sei gesagt, dass Steckler den Film in „hallucugenic hypnovision“ in die Kinos brachte. Das bedeutet nicht mehr, als dass der Film von einem Hypnotiseur anmoderiert wird, der darauf hinweist, dass an einigen Stellen im Film eine wirbelnde Spirale eingeblendet werden wird, auf die man sich konzentrieren solle und dann die Killer aus dem Film leibhaftig im Theater sehen werde (das waren dann natürlich Steckler und seine Cronies, die in ihren Filmkostümen durch die Gänge rannten). So sehr es den Komplettisten freut, dass diese Segmente auf der DVD zu finden sind, so erfreulich ist es auch, dass der Hauptfilm ohne sie präsentiert wird, denn diese William-Castle-Mätzchen hat THE THRILL KILLERS überhaupt nicht nötig, sie würden bei Integration in den Film nur stören.

Also, letzte Worte – völlig ironiefrei: THE THRILL KILLERS ist ein erstaunlich kompetenter, fieser kleiner Thriller-Roughie mit einigen wirklich eindringlichen, unangenehmen Sequenzen und sauberer, gelegentlich sogar bemerkenswerter Kameraarbeit. Der Film kann sein Niveau nicht über seine komplette 70-Minuten-Laufzeit halten und hebt sich seine schwächste Phase ausgerechnet für’s Finale aus, aber wer Ray Dennis Steckler bislang nur für eine Punchline unter Trash-Fetischisten hielt, der findet hier ein echtes Aha-Erlebnis.

© 2020 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 5

BIER-Skala: 7


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Diamond Bentley
Editor
Diamond Bentley
4. März 2020 22:03

Der Roughie, ein leider viel zu kurzlebiges Genre