The Third Wave – Die Verschwörung

 
  • Deutscher Titel: The Third Wave - Die Verschwörung
  • Original-Titel: Den tredje vagen
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  • Regie: Anders Nilsson
  • Land: Schweden/Großbritannien
  • Jahr: 2003
  • Darsteller:

    Jacob Eklund (Johan Falk), Irina Björklund (Rebecca Akerström), Nicholas Farrell (Frank Devlin), Ben Pullen (Phoenix Kane), Marie Richardson (Helen Falk), Sylvester Groth (Dauphin)


Vorwort

Die Ernennung des Schweden Sellberg zum Chef der Abteilung „Organisierte Kriminalität“ von Europol in Den Haag bringt frischen Wind in die europäische Verbrechensbekämpfungsbehörde. Sellberg geht es darum, die „dritte Welle“ der Bandenkriminalität zu bekämpfen – die Kontrolle der legalen Wirtschaft durch international operierende Gangstersyndikate. Für seine Arbeit würde er gern seinen alten Schützling Johan Falk gewinnen, doch der hat sich desillusioniert und verbittert ins Privatleben zurückgezogen und lässt sich nur widerwillig zu einem Treffen überreden. Gleichzeitig findet in London die Finanzexpertin Rebecca zufällig heraus, dass ihr Freund Phoenix Kane als Geldwäscher und Organisator für eine Gangstertruppe arbeitet. Schokiert und von Sellbergs Pressekonferenz zum Thema inspiriert taucht sie unter, um sich dem Europol-Chef als Zeugin anzubieten. Kane und seine Leute sind allerdings nicht dumm und schicken ihr Profikiller auf den Hals. Sellberg wird bei dem Treffen erschossen und dem zufällig anwesenden Falk gelingt es nur mit Mühe und Not, Rebecca zu retten. Falk erkennt schnell, dass die einzige Chance, Rebecca, sich selbst und seine Familie mit heiler Haut aus der Affäre zu ziehen, darin liegt, Kane und seine Hintermänner auf frischer Tat zu überführen. Verkompliziert wird dies allerdings dadurch, dass Rebeccas Arbeitgeber eine private Security-Firma auf sie angesetzt hat und diese Privatbullen stehen, ohne es selbst zu wissen, ebenfalls auf Kanes Lohnliste.


Inhalt

Wenn’s um das Thema „Wirtschaftskriminalität in Film und Fernsehen“ geht, denkt man hierzulande sicherlich zunächst mal an die herrlich dröge 70er-Jahre-Zollfahnder-Serie „Schwarz Rot Gold“. Der Schwede Anders Nilsson schlägt mit seiner Filmtrilogie um den extrem eigensinnigen „Superbullen“ Johan Falk, deren dritter und aufwendigster Teil hiermit vorliegt (zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich von den Vorgängerfilmen „Zero Tolerance/Zeugen in Angst“ und „Executive Protection/Die Bombe tickt“ weder etwas gehören noch gesehen habe). Kenntnis der ersten beiden Filme wird von „The Third Wave“ nicht vorausgesetzt, könnte aber schon hilfreich sein, um einige der Charaktere besser einzuordnen (nicht zuletzt den zentralen Charakter Johan Falk, der mehr oder weniger „as is“ präsentiert wird. Da geht der Film schon davon aus, dass wir als Zuschauer den Knaben und seine Family bereits kennen und nicht noch langwierig mit Wiederholung seiner persönlichen Backstory behelligt werden müssen).

Thema des Streifens ist also das filmisch eigentlich eher unergiebige Thema der Wirtschaftskriminalität. Seit den „Schwarz Rot Gold“-Zeiten hat sich dieses spezielle illegale Gewerbe zwar weiterentwickelt, aber nicht unbedingt so, dass es im bewegten Bild wesentlich aufregender umgesetzt werden könnte. Banktransaktionen über Computer sind halt nicht gerade die schweißtreibenden Spannungserzeuger in Tüten. Dies weiß auch Anders Nilsson und nutzt die Geschichte um Milliarden, die zwischen Bankkonten und Scheinfirmen hin- und hergeschoben werden, als Backdrop für einen vergleichsweise konventionellen „Beschütze-die-Zeugin“-Thriller, bei dem die nominelle Story eher die zweite Geige spielt. Zumal die Story auch nicht immer völlig schlüssig durchkonstruiert und und, wie so oft, wenn das Thema High-Finance-Crime ist, für schlichtere Gemüter, also diejenigen, die nicht tagtäglich ihren Investmentbanker um neue Steuerhinterziehungsmodelle angehen, Leute wie mich sozusagen, manchmal etwas undurchschaubar wirkt. Nun gut, die Geschichte ist, auch wenn sie dem Regisseur sehr am Herzen liegen zu scheint, für den Film selbst zweitrangig – der Film schildert eine eher klassische Thrillersituation, in der der Held die zu beschützende Person von Punkt A nach Punkt B schaffen muss, mit dem Unterschied, dass Johan Falk hier auch noch Frau und Tochter am Hals hat. Sunfilm verkauft den Film mit markigen Sprüchen als „Action-Thriller der Extraklasse“ und „Adrenalin pur“, was, wenig verwunderlich, eine doch recht optimistische Einschätzung ist. Nilsson baut über die (etwas übertrieben lange) Laufzeit von 114 Minuten sicher einige Action-Szenen ein, doch bis auf den fast schon apokalyptischen Showdown in München (!) und eine Autoverfolgungsjagd mit Nachtsichtgeräten tut sich dabei wenig von gesteigertem Erinnerungswert. Das ist alles zwar routiniert gemacht und zweifellos flotter gepaced als der übliche Fernsehkrimi, aber nicht wirklich mitreißend, obgleich der Film zum Ende hin doch deutlich die Spannungsschraube anzieht – das Finale ist, wie schon angedeutet, dann recht spektakulär für europäisches Genrekino und bietet auch einige knackige Einschüsse. Insgesamt hätte es dem Film aber sicherlich nicht geschadet, wenn man ihn um 15-20 Minuten gekürzt hätte, besonders in der ersten Filmhälfte findet sich doch einiges an Leerlauf, was zwar hin und wieder zu netten character moments genutzt wird, aber den Flow aufhält. Kämpft man sich durch die ersten etwas trockenen dreißig-vierzig Minuten, kommt der Streifen in die Puschen, zieht das Tempo an und wird richtiggehend spannend.

Die Inszenierung ist professionell und stilsicher, die Kameraführung vermag gelegentlich Akzente zu setzen, die Actionszenen sind gut geschnitten, halten aber, mit Ausnahme des Showdowns, keinen Vergleich mit (natürlich auch x-fach teurerer) Hollywoodware aus, da fehlt’s dann etwas am letzten Kick. Der Soundtrack mit seiner Mischung aus symphonischen Themes und rockigeren Klängen wird geschickt und passend eingesetzt.

Ganz große Schauspielkunst erwartet den Zuschauer nicht – Jacob Eklund schlüpft zum dritten Mal in die Rolle des Johan Falk, es ist also davon auszugehen, dass die lakonisch-minimalistische Herangehensweise an den Charakter sich über die drei Filme hinweg bewußt so entwickelt hat, mir ist Eklund ein wenig zu flach, aber das mag auch daran liegen, dass ich die beiden Vorgängerfilme nicht gesehen habe. Irina Björklund (Rebecca) ist kaum mehr als die klassische „damsel in distress“, Ben Pullen (Kane) ist mir als zentraler Bösewicht etwas zu farblos. Angetan bin ich dagegen von Nicholas Farrell und John Benfield, die überzeugend als private Security-Männer eine entscheidende Rolle spielen, und dem im deutschen TV vielbeschäftigten Sylvester Groth, der den eiskalten Profikiller (und treusorgenden Familienvater) kompetent verkörpert.

Bildqualität: Sunfilm liefert gewohnte Qualität ab, heute einen sehr sauberen 2.35:1-Widescreen-Transfer (anamorph), der kaum Wünsche offen lässt. Farben und vor allem Kontrast sind ausgezeichnet, Kanten- und Detailschärfe gut, die Kompression allerdings nicht ganz so herausragend wie beim zuletzt gesehenen „Lilja 4-Ever“, was natürlich recht einfach dadurch zu erklären ist, dass „The Third Wave“ Hauptfilm und Extras auf einer Scheibe unterbringen muss. Zwei-drei kurze Störblitze sind die einzigen technischen Mankos.

Tonqualität: Pauschallob an Sunfilm, auch hier wird nicht am Ton gespart. Die schon fast üblichen fünf Tonspuren werden geboten, deutsch wie eigentlich immer in Dolby Digital 5.1, 2.0 und dts, schwedischer Originalton in Dolby 5.1 und 2.0. Ich habe mich, wie fast immer, auf den Originalton konzentriert, der rauschfrei und klar aus den Boxen schallt und in lauteren Szenen auch die nötige Wucht entwickelt. Manche Soundeffekte könnten ein wenig „explosiver“ sein, aber das ist vermutlich eher ein Problem des Sound Editing des Films und nicht der DVD. Der stichprobenhaft getestete deutsche Ton kann ebenfalls überzeugen.

Extras: Neben dem Originaltrailer (der verständlicherweise mehr auf die Actionaspekte als auf die Thrillerelemente eingeht) findet sich ein gut 14-minütiges Interview mit Regisseur Nilsson, in dem dieser ausführlich über Hintergründe und Entstehung des Films und der Johan-Falk-Reihe eingeht sowie ein sehr ausführliches, ca. 45 Minuten langes Making-of, das seinen Namen ausnahmsweise auch mal verdient. „Making Waves“ ist sehr informativ, kommt natürlich nicht ganz ohne gegenseitige Lobhudeleien der diversen Beteiligten aus, verrät aber dennoch sehr viel wissenswertes über die Dreharbeiten.

Fazit: „The Third Wave“ wird jemanden, der unter Action-Thriller Filme wie „Speed“ versteht, sicher nicht in Ekstase versetzen. Dennoch ist der Streifen nicht uninteressant – nicht nur, weil man europäische Filme mit Schwergewicht auf Action immer noch wie die Nadel im Heuhaufen suchen muss und daher schon rein prinzipiell zu fördern sind, sondern auch, weil der Film seine Qualitäten hat. Er ist weit davon entfernt, das auf dem Cover annoncierte adrenalinpumpende Actionspektakel sondershausen zu sein, aber es ist allemal ein solider Thriller, der seine eigenen hochgesteckten Ambitionen nicht ganz erreicht, aber aufgrund seiner sich stetig steigenderen Spannungsentwicklung und seinem fetzigen Finale durchaus einen Blick wert ist. Etwas weniger Leerlauf in der ersten Filmhälfte und etwas überzeugendere darstellerische Leistungen und ich könnte den Film uneingeschränkt empfehlen. Die DVD von Sunfilm hält qualitativ den gehobenen Level, den sich das Label mittlerweile erarbeitet hat.

3,5/5
(c) 2005 Dr. Acula


mm
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