- Deutscher Titel: The Third Society
- Original-Titel: The Third Society
- Regie: J.A. Steel (=Jacquelyn Ruffner)
- Land: USA
- Jahr: 2001
- Darsteller:
Jones (Jacquelyne Ruffner (uncredited))
Erica (Shannon Clay)
Michael Lee (Russell vann Brown)
Captain McGregor (Sonya Eddy)
Wong (Benny Tjandra)
Chan (Charles Shen)
Janine (Jones´ Mutter) (Debi B. Deebe)
Dragon (Khin Kyaw Maung)
„Young“ Dragon (Moritaka Yoshida)
Xang (Makai Hyun)
Ti (Satoshi Nakagawa)
Vorwort
Wann hat man als geplagter B-Movie-Rezensent, der sein sauer verdientes Geld in jeden dahergelaufenen Schundklopper investiert und sich mit Ansehen derselben und dem Schreiben von informativ-humorvollen (hoffentlich) Texten darüber die Nächte um die Ohren schlägt, das Gefühl, sich doch das richtige Hobby ausgesucht zu haben und nebenbei jetzt endlich ins offizielle „Who-is-whö der Internet-B-Film-Rezensenten aufgenommen zu werden? Schätzungsweise dann, wenn man erstmals in seiner E-Mail-Inbox die Anfrage eines Independent-Regisseurs-/Produzenten findet, ob man interessiert wäre, einen „Screener“ (für nicht absolut Eingeweihte: eine Vorab-Pressekopie) zu besprechen. Euer Merkwürdigkeit, selten einem Freibier aus dem Weg gegangen, steht solchen Unterfangen immer wohlwollend gegenüber, und wenn der Absender dieser Anfrage nicht der Amateuersplatterfilmer Heinz W. Blutverspritzer aus Castrop-Rauxel, der mir sein für 75 Euro entstandenes Video „Das Erkenschwicker Küchemesser-Massaker“ andrehen will (disclaimer: ich kenne keinen Amateursplatterfilmer aus Castrop-Rauxel, und bislang hat mir auch kein solcher einen Film zum Review angeboten) ist, sondern die Anfrage aus den USA kommt und ich zudem von dem in Frage stehenden Film (zweifellos aufgrund übermässigen Konsums von amerikanischen Badmovie-Seiten) schon mal was gehört habe, dann soll es auch so sein (abgesehen davon wollte ich schon immer die NTSC-Tauglichkeit meines 200-Marks-Videorecorders testen – scheint tatsächlich halbwegs zu funktionieren…).
Gesagt, getan, nach ein paar Wochen hatte ich dann tatsächlich (heute, um genau zu sein) das Package im Briefkasten, J.A. Steels The Third Society nebst diversem Pressematerial. Da fühlte ich mich doch moralisch verpflichtet, sofort nach Erhalt den Videorecorder anzuschmeissen und mir mein eigenes Bild von der Sache zu machen (gänzlich unvoreingenommen war ich leider nicht, muss ich zugeben, da ich die Reviews bei den Kollegen Nathan Shumate von Cold_Fusion_Video und Greywizard von der Unknown_Movies_Page schon vor einiger Zeit, also unabhängig von diesem Review, gelesen hatte und die waren nicht unbedingt sooo wohlwollend. Andererseits war ich persönlich schon öfters anderer Meinung als die beiden Herren – was mich nicht daran hindert, die beiden Sites uneingeschränkt zu empfehlen).
Ich werd´ mich nachher noch in der „Analyse“ zur Entstehung des Films auslassen und warum ausgerechnet meinereiner mit dem Screener bedacht wurde, jetzt aber erst mal zum Film selbst, der in der almighty IMDB unter „Action/Comedy“ einsortiert wird. Mal sehen…
Inhalt
Erst mal gilt es ein echtes Kompliment loszuwerden, nämlich an den Cutter des das Screener-Tape anführenden Trailers… sieht richtig gut aus und braucht sich hinter den Trailer für übliche DTV-Action-Klopfer nicht verstecken, ganz im Gegenteil.
Unseren offiziellen Film eröffnen wir mit einer Szene, die wir, da wir ja die Tagline des Films kennen („25 years ago they murdered her mother…“), umgehend als Flashback identifizieren (unterstützt durch die Tatsache, dass die Szene beinahe in schwarz-weiss [da kann aber auch das unzureichende NTSC-Playback meines Primitivrecorders dran schuld sein) und mit nur stilisiertem Ton gedreht ist) – ziemlich stylish wird ein kleines Mädchen Augenzeugin, wie ihre Mutter von einem asiatischen obercoolen Killer erschossen wird (gewöhnt Euch an die Szene, sie wird uns noch einige Male beehren). Dazu erfreut uns die pathetischte Narration seit der selige Criswell endgültig einen Sarg bewohnt und uns über den „Krieg zwischen Gut und Böse, zwischen Dunkelheit und Rechtschaffenheit“ berichtet, dass „Kinder die Opfer“ dieses Krieges seien oder vielleicht doch „ihre Unschuld“. „Das Böse“, so versichert uns die Erzählerin glaubhaft, „entspringt den dunklen Träumen“ und „vor 25 Jahren ging die Unschuld verloren“, denn jetzt „ist das Raubtier die Beute“. Uffza. Starker Tobak, und es geht noch weiter über die (allerdings recht clever gestalteten) Opening Credits – Cassandra Alexandra Reynolds, das ist die kleene Mordzeugin, ist offiziell für tot erklärt worden (wie uns anhand des Totenscheins dokumentiert wird), hat in Wahrheit aber von der US-Regierung eine neue Identität erhalten (Cassandra Alexandra Jones… not that much of a new identity, I suppose) und wurde ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen.
Wir schalten um nach Südostasien (persönliche Vermutung meinerseits, denn wo sonst lernt man Muay-Thai-Kickboxen?), gemimt von den malerischen Wäldern von Queensland, Australien (und das soll nicht despektierlich klingen, diese Aufnahmen sind ziemlich gut!), wo wir Cassandra Alexandra, im weiteren Filmverlauf nur noch Jones, beim Jogging und Workout verfolgen, während uns die Narration noch darüber aufklärt, dass Jones allgemein als „Loner“ gilt. „Vielleicht ist es die Erinnerung, vor der sie davonläuft,“ setzt uns die Erzählerin ins Bild, während Jones einen unschuldigen Baum verprügelt. „Oder sie wartet auf …“ ein klingelndes Telefon – die anschliessende Unterhaltung dreht sich, soweit ich das der weitgehenden Sinnfreiheit der selben entnehmen kann, um einen Banküberfall nebst Drogendeal (?) mit schlappen 22 Toten, hinter dem „Dragon“ stehen soll (wir rechnen uns an den berühmten zwölf Fingern aus, dass Dragon auch verantwortlich für den Mord an Jones´ Mami ist) und ein Informant, der näheres weiss, will nur mit Jones sprechen. „So wurde sie L.A.P.D.-Detective,“ erklärt uns die Erzählerin (was mich ernsthaft über die Einstellungskriterien der Polizeibehörde von Los Angeles nachdenken lässt).
Die nächsten Minuten sind zugegebenermassen reichlich schwer zusammenzufassen, da sie erstaunlich unzusammenhängend wirken, meistens ohne Dialoge auskommen und irgendwie mehr wie ein „Best-of“-Clip zu Musik wirken als ein integraler Bestandteil des Films. Okay, so we´re just reportin. Jones nimmt sich den Informanten Jimmy zur Brust, der sich sicher ist, dass Dragon sie töten wird (Anflüge von inspirierter Kamera- und Regieführung – note that rear view mirror!), und schon kommen Gunmen angeflogen und verwickeln Jones in einen Shoot-out, der unverrichteterdinge in ein Kickboxduell übergeht (und bei dem Jones auf einmal eine komplette Motorradkluft inklusive Helm – was das Gekickboxe für mich ein wenig unfair wirken lässt – trägt). Ein paar deutsche Luxuskarossen, bevölkert vermutlich von diversen Gangstern fahren los, dann gibt es mehr Fights… tut mir leid, ich verliere da den Überblick. Ist ja auch vollkommen egal, denn auf jeden Fall ist Dragon, der chinesische Obercrimelord, sauer, dass Jones ihm einen Eine-Milliarde-Dollar-Heroindeal versaut und dabei sowohl die Kohle als auch den Stoff abgegriffen hat (wuff, eine Milliarde ist schon ´ne Menge Holz – passt das überhaupt noch in den genreüblichen Pilotenkoffer? Stellt meine suspension of disbelief jedenfalls auf ´ne harte Probe) – und noch dazu hat sein Neffe dabei geholfen (echt? Naja, wenn er´s sagt). Deswegen sollen beide dran glauben. Chan, Dragons Sohn, plättet umgehend den verräterischen Neffen. Dragon spekuliert darüber hinaus, dass an Jones über ihre Schwester heranzukommen wäre. „Ich will sie tot sehen,“ brüllt Dragon, „denn sie ist die einzige, die mich identifizieren kann.“ Err. Entweder ist das Zeugenschutzprogramm auch nicht mehr das, was es mal war, was die neuen Identitäten angeht, oder Dragon ist ein Hellseher. Woher zum Geier will Dragon wissen, dass Jones das kleine Mädchen ist, dessen Mutter er 25 Jahre zuvor in den Orkus geblasen hat? Wurscht, es bringt den Plot weiter, in dem Sinne, dass auch Dragon seinen persönlichen Hass auf die Kontrahentin hat, macht mehr Spass und ist ganz im Sinne eines klassischen Heroic-Bloodshed-Dramas made in Hongkong.
Dragons Schlägertruppe setzt sich prompt in Bewegung. Jones wird auf ihrem Boot überfallen (bekanntlich leben alle Cops mit Macken, Traumata oder sonstigen Problemen in Wohnwagen, auf Booten etc.), wo eine kurze Kampfszene damit endet, dass Angreifer und Angegriffene ins Wasser stürzen und Angreifer versucht, Angegriffene zu ersäufen. Jones´ Schwesterherz mit Namen Erica wird in ihrem Haus von Chan und Genossen aufgesucht und mit sanfter Gewalt dazu überredet, die Milliarde Dollar von dem Konto, auf dem Jones sie hinterlegt hat, auf eines von Dragons Konten zu transferieren, da Erica passenderweise auch Bankangestellte oder sowas ähnliches ist und Zugriff auf die entsprechenden Computersysteme hat (mich interessiert vielmehr, wie Jones das Geld auf dieses Konto gebracht hat – zahlen Polizeidetectives üblicherweise öfter mal eine Milliarde Dollar in bar auf ein Konto ein? Und überhaupt, dürfen die da? Sollten da nicht höhere Stellen ein Auge drauf haben… alas, unsere Heldin hat ein Problem mit Autorität und Papierkram – es gibt eine Art Running Gag, wonach Jones nach jeder ihrer Aktionen schleunigst die Flucht ergreift, um den Papierkram ihren bedauernswerten Kollegen zu überlassen… dürfte Jones nicht nur äusserst populär bei ihren Co-Gesetzeshütern machen – was sagen die Vorgesetzten dazu?). Amüsant: einer von Chens Henchmen ist offenbar hungrig und beschwert sich wiederholt bei Erica, warum sie denn kein „foot“ (exakt so ausgesprochen) im Haus hat.
Ein Polizeiboot trifft bei Jones´ Schiffchen ein, gerade rechtzeitig, um Jones nach ihrem Weltrekordversuch im Luftanhalten (Konkurrenz für Carmen aus Swimming_Pool?) an Bord zu nehmen, wo sie sich erst mal in der Kajüte versteckt und versucht, Erica anzurufen, da sie, so scheint´s, ähnlich prophetische Gaben besitzt wie Dragon und ahnt, dass Schwesterlein in Schwierigkeiten steckt. Steckt sie auch, obwohl Erica die Tatsache, dass in ihrem trauten Heim drei schwerbewaffnete Gangster sie im Schach halten und versichern, dass sie umgehend nach Vollendung der Transaktion sowohl sie als auch Jones zu killen gedenken, erstaunlich open-minded entspannt aufnimmt (und sogar weiss, dass sie mindestens 24 Stunden Zeit hat, bevor die Killer zur Tat schreiten werden – woher sie das weiss und warum das so ist, das fällt mal wieder in den Kenntnisbereich des bekannten aasfressenden Vogels). Schliesslich, so erklärt sie den ungeduldigen Ganoven, benötigt sie für die Transaktion ein zweites Passwort, das der Computer aber erst generieren muss und das kann schon mal ein paar Stunden dauern (scheint mir ein noch nicht ganz ausgereiftes Computersystem zu sein, oder es wurde vom Systembetreuer meines Ex-Arbeitgebers eingerichtet). Jones´ Anruf unterbricht die Modem-Verbindung von Ericas Laptop zum Bankrechner. Diese Störung veranlasst Chan, Erica aufzufordern, ihrerseits Jones auf ihrem Handy anzurufen und zu versichern, das alles in Ordnung ist. Nicht wirklich geistreich von den Schurken, denn ohne grössere Anstrenung kann Jones ausloten, dass Erica unangenehmen Besuch hat und versucht, ein Meeting zu arrangieren (wozu? wo? Keine Ahnung.) Die Fieslinge packen Erica ein und verduften erstmal. Im zwischenzeitlichen Hideout stösst Chan ein paar halbseidene Drohungen gegen Erica aus, während Jones sich in ihr Bikeroutfit schwingt und zu einem Flughafen fährt, wo sie das Schloss eines Tores aufschiesst.
Tatsächlich wartet auf diesem Flughafen ein kleiner Jet, in den Erica hineingescheucht wird. Chan ist zufrieden, der Tower erteilt Starterlaubnis und die schon vorhin kurz im Bild befindliche Nobelkarossenmeute (zwei Benze, ein Porsche) eskortieren den Jet auf die Startbahn – das kommt scheinbar auf diesem Airport häufiger vor, denn der Tower findet´s zumindest nicht aussergewöhnlich, sondern widerruft die Startgenehmigung erst, als ein gewisses Motorrad die Runway entert. Logischerweise kümmert das die Bösmann-Fraktion wenig und wir kommen in den Genuss einer der seltsameren Szenen des Films. Jones auf der einen sowie die drei Autos plus Jet auf der anderen Seite düsen aufeinander zu, Jones umkurvt die Autos, fährt am Jet vorbei und dreht um. Versteh ich nicht. Egal. Eine Fuhre Streifenwagen (sprich: zwei) taucht auf und versucht, den Jet am Start zu hindern, was nicht gelingt, denn die Maschine hebt ab (eindeutiges Beweismaterial bleibt uns filmisch zwar verborgen, aber da der Vogel nun mal eine Szene später in der Luft ist, lassen wir das mal gelten). „Score 1 for the bad guys,“ kommentiert der mit seiner Freundin und einigen Thugs am Boden zurückgebliebene Chan trocken. Jones requiriert den nächstbesten Helikopter (eeeeh… einen Jet kann man vielleicht maximal mit Airwolf verfolgen, aber doch nicht mit diesem Micker-2-Personen-Teil???). Chan ist unbesorgt. „Ich töte sie, wenn sie wieder landet.“
Und zur Landung wird Jones auch prompt aufgefordert, von ihrem Captain, McGregor (die übrigens auch die Voice-Over-Narration liefert). Mit schönster trotziger dreizehnjähriger „Männö-Stimme protestiert Jones, dass ihre Schwester in dem Flugzeug ist, aber erstens weiss McGregor das und zweitens hat sie vermutlich auch ausgetüftelt, dass die Verfolgung per Hubschrauber relativ sinnlos ist. Die nächsten Minuten Dialog spielen sich zu gar hübschen (teilweise recht miesepetrigen) Flug- und Luftaufnahmen ab (ein wiederkehrendes Motiv des Films: die meisten Dialoge gibt´s, wenn keiner der Sprechenden im Bild ist. Wurde vielleicht stumm geschossen und dann erst nachsynchronisiert, in treuer Coleman-Francis-Fashion?) Jones nimmt die Erzeugnisse der deutschen Automobilindustrie relativ erfolglos aufs Korn, während Captain McGregor ihr Vorträge hält: „Sie haben in den letzten zwei Wochen dreizehn Drogendealer erschossen!“ Jones befindet hierauf, dass die Jungs eben einen anderen Berufszweig hätten einschlagen sollen und ihr das ansonsten auch ziemlich wurscht sei. Frustriert versteigt sich McGregor zur kryptischen Bemerkung, dass Jones die einzige Person sei, die keine Vergangenheit, sondern nur eine versiegelte Regierungsakte habe. Jones lässt ihren Helikopter genau da landen, wo sie ihr Bike abgestellt hat, killt im Vorbeigehen einen Bad Guy und konfrontiert dann Chan, den sie mit ihrer Fähigkeit, Kugeln ausweichen zu können, verblüfft (zum Glück ohne Matrix-Anleihen) – das Bonmot „die, die man nicht sieht, ist die, die dich tötet“ darf natürlich nicht fehlen. Dann stürzt sie sich auf Chan und verwickelt ihn in einen Kickbox-Zweikampf, der erstaunlicherweise damit endet, dass Jones obenauf ist (erstaunlich deswegen, weil der Löwenanteil des Kampfes so wirkt, als würde Chan mit Jones den Boden aufwischen). Ihr Finishing Move besteht darin, dem am Boden liegenden Chan mit einem gezielten Tritt die Rübe zu zermatschen (nicht, dass man irgendwas goriges sehen würde, aber wir erfahren später, dass Chan den Fussabdruck nicht überlebt hat).
Noch sind aber nicht alle Übeltuer erledigt, denn Chens Freundin Xang (das sie so heisst, weiss ich auch nur aus dem Nachspann) hat sich eine Geisel gegriffen. Allerdings ist Xang die inkompetenteste Geiselnehmerin seit Judge Reinhold in Ruthless People (ja, technisch gesehen war der Kidnapper, ich brauchte nur auf die Schnelle ´nen coolen Vergleich). Begründung? Xang sieht sich von drei bewaffneten Cops (interessanterweise allesamt weiblich) umringt. Nachdem sie sich vergewissert hat, dass ihre beiden Kolleginnen Xang auf Kimme haben, legt Jones ihre Waffe zu Boden. Xang ist blöde genug, daraufhin ihre Geisel von sich zu schubsen und wird prompt von den anderen Polizistinnen (darunter Captain McGregor, eine ungefähr dreihundert Pufnd schwere Afro-Amerikanerin) über den sprichwörtlichen Haufen geschossen. Wie sagt man so schön? Darwinism at its best… (Nicht endgültig klären konnte ich, ob die Geisel das überlebt hat – zwar wird sie nicht on-screen erschossen, aber am Ende der Szene liegen zwei Leichen rum. Kollateralschaden nennt man das wohl heutzutage). Rechtzeitig, als alles vorbei ist, stellt sich der soeben angebrauste FBI-Agent Michael Lee vor, der sich der üblichen spontanen Nichtachtung durch Jones erfreuen darf. Jones schwingt sich auf ihr Bike und verschwindet und Captain McGregor darf sich mit dem Papierkram herumärgern.
Es folgt die vorgeschriebene Duschszene (jugendfrei), die Jones, die sich ins verwaiste Heim ihrer Schwester zurückgezogen hat, zu einigen Flashbacks nutzt – wir sehen nochmals den Mord an ihrer Mama, aber auch, wie´s ihr weiter erging – ein Inspektor Chin brachte sie ins Zeugenschutzprogramm, dann gibt´s noch einige niedliche Kinderfotos von ihr und ihrer Schwester (was mir nie ganz klar wurde: ist Erica die leibliche Schwester von Jones oder was?). Vor der Duschkabine lauert Lee, der ihr eröffnet, ihre Akte gelesen zu haben, worauf wir einen vollkommen zusammenhanglosen Flashback (?) einspielen, der, so reime ich mir das zusammen, den von Jones vereitelten Drogendeal darstellen soll – oh boy, wenn Dragon alle seine Milliarden-Dollar-Geschäfte so abwickelt, wundert mich ernstlich, dass der Knabe nach 25 Jahren noch im Geschäft ist – seine Streitmacht in diesem Fall besteht aus 1 (in Worten: einem) Tunichtgut, der immerhin zwei Undercoveragenten plättet, bevor er von Jones kaltgemacht wird.
Back in der Gegenwart vertraut Jones an, warum sie eine harsche Einstellung gegenüber dem Dealergesockse hat, einer ihrer Freunde verstarb an einer Überdosis (gleich zwei Traumata auf einmal, das geht nun wirklich nicht…). Abgesehen davon hat sie auch Lees Akte gelesen und, wie Lee uns dankenswerterweise instruiert, hat sie IHN explizit angefordert (eh? Auf die Gefahr, dass ich mich wiederhole – ich komm da nicht mehr so ganz mit…). Bezeichnend: es ist wieder mal eine Szene mit extrem viel Dialog für Jones, weswegen die Kamera auch konsequent auf Lees Visage fixiert ist.
Erica derweil wird in die Luxuslimousine von Dragon gezerrt, wo der ein paar typische Bwa-ha-haa-ich-bin-so-böse-Drohungen ausstösst (von der Sorte, „sobald der Transfer komplett ist, seid ihr beide fällig“ – hm, dieses Computersystem überweist die Dollars offenbar einzeln, das dauert ja wirklich Stunden!), ehe er per Handy von einem seiner Unterlinge unterrichtet wird, dass sein Sohnemann ins Gras bzw. in Jones´ Schuh gebissen hat. Dragon ist exaltiert und schwört die übliche Blutrache (naja, er wollte Jones sowieso killen, also kommt´s da drauf eigentlich auch nicht mehr an). Erica wird wieder aus dem Auto gezerrt und vom Ober-Henchman namens Wong (again, ich weiss das nur aus dem Abspann) vor ihren Laptop gesetzt, damit sie die Geldübertragung weiter beaufsichtigt. Immerhin fesselt er eine ihrer Hände per Handschellen an den 49,95-DM-Ikea-Bürostuhl.
Zeit für eine weitere bedeutungslose Episode? You bet. Nachdem Jones den Anzugträger Lee erst mal etwas strassenkompatibler getrimmt hat, suchen die beiden eine Rockerkneipe auf und suchen nach einem gewissen Big Joe (Euer typischer 2-Meter-Afro-Amerikaner-Kleiderschrank), der gerade dabei ist, ein white chick zu vernaschen. Jones haut ihm ohne weiteres Federlesens eins auf die Nase, dann wird Big Joe raus auf die Strasse geschleppt (was die sonstigen Gäste der Bar nicht weiter interessiert – einen bar room brawl gab das Budget wohl nicht her). Keiner weiss, was Jones und Lee von Big Joe eigentlich wollen, ist aber auch wurscht, denn draussen warten schon ein paar Killer aus Dragons Bande und greifen mit ihren Martial-Arts-Moves an (nein, ich frage nicht, wie die Killer unsere Helden gefunden haben). Jones demonstriert rasch, dass ein handelsüblicher Ballermann in den richtigen Händen jedem Kung-fu überlegen ist und mäht die Schurken einfach nieder, bevor sie sich – ohne Lee – auf ihr Motorradl schwingt und gott-weiss-wohin fährt. Während Captain McGregor aufkreuzt und sich die Bescherung ansieht, überlegt der recht alleingelassene Big Joe, ob er die Gelegenheit nicht nutzen sollte, um stiften zu gehen (jo, wir bekommen einen Einblick in Big Joes Gedankenwelt), entscheidet sich aber schliesslich dagegen, weil er befürchtet, an der nächsten Ecke von Jones abgefangen zu werden, sondern lässt sich von McGregor in ihren Streifenwagen verfrachten. Lee gibt der Capitana noch ein kurzes Briefing über den Sachstand, aus dem wir auch nicht schlauer werden, indes sucht Jones ihr Boot auf, wo sie von einem Informanten erwartet wird, der ihr unbürokratisch die Telefonnummer von Dragon in die Hand drückt (???).
Auf zur nächsten Duschszene, und für die Erkenntnis, dass diese sicherlich wieder mit Flashbacks in alte Tage verbunden ist, werden die üblichen zehn badmovies.de-Gummipunkte vergeben. Fünf Bonuspunkte bringt die Prophezeihung, das selbige (die Flashbacks, mein ich jetzt, nicht die Gummipunkte) von blumiger Narration begleitet werden – Highlight: „Jones hat sich ihren Weg nicht ausgesucht, ihr Weg wurde für sie ausgesucht.“ Wir wahren unsere Continuity, indem Jones beim Verlassen ihrer Duschkabine erneut von Lee abgepasst wird, wir ahnen, etwas Exposition kommt auf uns zu. In der Tat, Lee verrät Jones, dass die Powers-that-be versuchen, den Geldtransfer zu sabotieren (nicht, dass da was bei rauskäme bzw. der Film das noch mal erwähnen würde). Ausserdem vermutet er Dragon in Hongkong, was Jones mit Leichtigkeit mittels der ihr überbrachten Telefonnummer widerlegen kann – schliesslich ist es eine lokale L.A.-Nummer, woraus sie messerscharf schliesst, dass Dragons Flugzeug lediglich im Kreis geflogen und wieder auf dem selben Airfield gelandet sei (welch Beweiskraft so ein kleiner Zettel mit einer Telefonnummer haben kann). Im übrigen erfahren wir endlich, weswegen Michael Lee eigentlich da ist, er ist weniger ihr Partner als ihr Bodyguard im Dienste des Zeugenschutzprogramms, aber den durfte sie sich wenigstens selbst aussuchen (was´n Service…).
Jones gibt noch Teile ihrer Lebensgesichte zum besten, wonach sie und ihr Schwesterherz ein hochausgebildetes dynamisches Duo sind – beide sprechen etliche Sprachen, und Ericas Kenntnisse in Computertechnik etc. werden von Jones´ Antiterrorbekämpfungswissen und sonstigen eher körperlichen Fähigkeiten ergänzt (netter Plot Point, der leider nur nirgendwo hin führt, ausser für etwaige Sequels). Abgesehen davon wünscht sie sich nur ein normales, langweiliges Leben („a normal life would kill yoü, stellt Lee fest, bevor er ernsthaf versucht, Jones schöne Augen zu machen, aber eine recht deutliche Abfuhr kassiert).
Der nächste Tag, der die Entscheidung bringen soll. Jones geht erst mal am Strand trainieren (ziemlich gut gefilmte Trainingsmontage, ehrlich), während im Evil-HQ erfreut zur Kenntnis genommen wird, dass die Transaktion endlich abgeschlossen ist. Wong überlegt kurz, ob er Erica vergewaltigen soll, lässt sich aber von deren schlichtem „don´t even think about it“ von diesem Gedanken abbringen. Immerhin ist er blöde genug, den Handschellenschlüssel liegen zu lassen, so dass Erica sich befreien und umziehen kann (?). „Jones hat einen Plan, wie immer!“ eilt die Erzählerin uns verständnislosen Zuschauern zur Seite.
Nachdem Jones fertigtrainiert hat, fährt sie mit ihrem Bike zum Flughafen, schiesst wieder ein Tor-Schloss auf (kostet doch alles Geld sowas) und findet eine immense Menge Nichts. Deswegen muss sie Dragon anrufen, und der macht ihr den Vorschlag, sich auf ihrem Boot zu treffen. In bester „Piss-off-the-bad-guy“-Stimmung erkundigt sich Jones, ob Dragon gedenke, wie sein Sohn oder doch lieber wie ein Mann zu sterben.
Wenig später am Boot – eine Gestalt in voller Motorradkluft und behelmt wird von den Evil Guys mit vorgehaltener Knarre zu Dragon geführt (lasst mich raten: die Gestalt in der Kluft ist ungefähr zwei Köpfe grösser und wesentlich stabiler gebaut als Jones – das ist Michael Lee). Dieweil werden alle verfügbaren Einsatzkräfte der Polizei per Rundspruch aufgefordert, den üblichen „officers in distress“ beizustehen (was sogar den Einsatz eines Tauchers einschliesst… nicht, dass das irgendwohin führt—). Dragon fordert die vermeintliche Jones auf, den Helm abzunehmen – surprise, surprise (not really), während die echte Jones gerade aus ihrem Jeep steigt und den Landungssteg zu ihrem Boot herunterspurtet. Ein kurzer Shoot-out, Dragon geht mit seinem persönlichen Leibwächter äusserst gefasst und ruhig stiften, während sich Wong Erica als Geisel schnappt und sich einen Stand-off mit Lee liefert, in den Jones als dritte Partei eingreift, was zu dem dramatischen Dialog „Drop the gun!“ – „Drop the fucking gun!“ – „Drop the gun!“ – „Drop the fucking gun!“ (repeat 10 times) führt. Schliesslich ist Wong von diesem Dialog genauso angefressen wie der Zuschauer, er schleudert Erica von sich und wird promptestens erschossen. Irgendwie gelingt es ihm dabei aber noch, Jones anzuschiessen – jedenfalls fällt sie um wie tot, rappelt sich wieder auf und ist fürderhin unharmed, um sich auf ihr Bike zu schwingen und wegzubrausen. Erica, die frischfrommfröhlichfrei ihr Auge auf Lee wirft, ist unbesorgt: „Die will sich nur wieder vor´m Papierkram drücken.“
Doch, so verkündet uns die Erzählerinnenstimme unheilsschwanger, „Jones wanted Dragon!“ – begleitet selbstredend von weiteren Flashbacks und der (allerdings von mir zusammengereimten) Erkenntnis, dass sie sogar eine spezielle Kugel für Dragon hat.
Telepathische Kräfte führen Jones ohne weitere Umstände direkt zum Landungssteg, an dem Dragon und sein letzter verbliebener Getreuer ihr Fluchtboot festmachen. Jones knallt den Leibwächter ab und so stehen sich Dragon und Jones zum letzten Gefecht mano-a-mano (errr…) gegenüber, in klassischer Wild-West-Duell-Pose, no less. Beide drücken gleichzeitig ab, beide treffen, beide fallen tot um. ??? Close-up auf Jones, die zumindest noch zuckt und nochmals Flashbacks durchläuft.
Jetzt wird´s noch mal stylish… während die unvermeidliche Narration ihren Epilog brummelt, ändert sich der Name auf der Todesurkunde vom Beginn von „Reynolds“ in „Jones“ (begleitet von Schussgeräuschen) – eine andere Stimme fragt: „Noch Fragen?“ Und unsere Erzählerin antwortet: „Ja. Ist Jones wirklich tot?“ Jeppa. The End.
Es schliesst sich an der vermutlich längste Nachspann der B-Filmgeschichte (schlappe neun Minuten), der wirklich jedes bewährte Mittel verwendet, um die Laufzeit eines solchen zu strecken, von der Einblendung jedes einzelnen Darstellers mit Namen über (einige wirklich drollige) Outtakes, bis hin zu ein paar versteckten Gags in den Closing Credits…
Versuchen wir´s mal mit einer völlig ungewohnten Taktik für diese Seiten und kommen direkt zum Wesentlichen. Ist The Third Society ein guter Film? Mit Sicherheit nicht – aber das habt Ihr erstens sicherlich schon meinen obigen Ausführungen entnommen und zweitens… wegen guter Filme sind wir ja alle nicht hier (wie heisst noch gleich diese Site?). Stellen wir die Frage also anders: Ist The Third Society ein unterhaltsamer Film? Hell, yeah!
Hier haben wir endlich mal wieder einen B-Film von der Sorte, die ich eigentlich seit mindestens dreissig Jahren ausgestorben glaubte: die Sorte mit der Attitüde „scheissegal, wenn die Aufnahme daneben ist, lasst uns weiterdrehen!“. Auf jeden Fall hat der Streifen Kult-Potential – und das natürlich ausschliesslich daher, weil äusserst wenig in The Third Society Sinn macht, schlüssig ist oder einfach nur übermässige Professionalität ausstrahlt. Mit ein wenig Pushing könnte sich der Film zum Plan 9 der Actionfilme entwickeln…
Fangen wir mal beim Drehbuch an… eh – sofern´s denn eins gegeben hat, denn diesem Plot kann man schlicht und ergreifend nicht folgen. Wer mir eine befriedigende, logische und in sich stimmige Zusammenfassung der Story auf einer DIN-A-4-Seite (inkl. Beschreibung aller Charaktere und ihrer Beziehungen untereinander) schicken kann, dem vermache ich mein englisches Prom Night-Tape. Irgendwo in den Verwinklungen des Scripts steckt vermutlich eine interessante Geschichte, aber bei all den Verwirrungen, zusammenhanglosen und nirgendwohinführenden Szenen, die sich vor dem erstaunten Auge des Betrachters abspielen, dürfte auch grösseren Geistern als dem meinen der Überblick verloren gehen. Kaum vorstellbar, dass man in eine derart überfrachtete Geschichte dabei noch so viele Plotholes einbauen konnte. Stellenweise wirkt das wirklich so, als würde man nicht einen einheitlichen Film ansehen, sondern eine eineinhalbstündige Zusammenfassung einer kompletten Season einer Fernsehserie mit einem krampfhaft gestrickten dünnen roten Faden. Auf die einzelnen Schwulitäten, in die sich die Geschichte selbst bringt, will ich hier gar nicht mehr eingehen, ich hab mich darüber weiter oben sicher schon in ausreichender Breite ausgelassen, es ist ausreichend, an dieser Stelle festzustellen, dass ein weniger an Dialogen eindeutig mehr gewesen wäre, denn die brechen sicherlich jeden Rekord an Sinnfreiheit.
Na gut, Actionfilme haben eh selten plausible Geschichten und auch ganz andere Kaliber haben völlig undurchsichtige Stories verbrochen (schlag nach beim Heroic-Bloodshed-Drama nach Wahl) und deswegen sehen wir uns die Filme ja auch nicht an, gelle? Also interessieren wir uns mal für die Action-Szenen. Anhand des Backgroundmaterials, das mir J.A. Steel dankenswerterweise hat zukommen lassen, ging ich davon aus, dass es etwas mehr hand-to-hand-combat geben würde (wozu ist man als Star schliesslich Muay-Thay-Boxer) – im Film selbst legt Steel aber deutlich mehr Wert auf Gunplay und demzufolge Shoot-outs. Die können natürlich mit den Hongkong-Produkten (und den subsequenten Versuchen Hollywoods, diese zu imitieren) nicht mithalten, sind aber ab und an ganz charmant inszeniert, wenngleich das actiontechnische Highlight zweifellos der kurze Kickbox-Kampf zwischen Steel und Shen darstellt, der auch ansehnlich choreographiert und inszeniert ist, wenngleich wenig originell (aber wir behalten ja im Auge, dass wir es hier nicht mit einem echten Profi-Produkt zu tun haben). Sonderlich spektakuläre Sequenzen gibt´s allerdings nicht zu bewundern und wer vermutet hätte, dass man sich die „money shots“ für einen besonders opulenten Showdown aufgehoben hätte, wird bitter enttäuscht werden – das Ende wirkt ein wenig sehr eilig, da ging dann wohl doch die Kohle zur Neige und man musste sehen, dass man irgendwie zu Potte kam.
Auch vom inszenatorischen Standpunkt gibt´s sicherlich mehr Schatten als Licht – die dramatischen Szenen tendieren, oft allerdings auch aufgrund der pathetischen Dialoge, ins Lächerliche und der Kunstgriff, lange Dialogpassagen durch exterior shots oder statische Kameraführung auf den Nicht-Sprechenden zu kaschieren, ist sicherlich nicht das Gelbe vom Ei – und es gibt mit Sicherheit einige Einstellungen, die den Schneideraum lieber nicht hätten verlassen sollen. Aber im Gegensatz dazu gibt es auch einige Anflüge von Style, einzelne Szenen sind wirklich visuell überzeugend inszeniert und würden stand-alone besser wirken als in dem sie umgebenden allgemeinen Chaos – einzelne Passagen der ersten grossen Action-Montage im ersten Filmdrittel sind überzeugend düster, in anderen Szenen gibt es wirkungsvolle Einzelbilder, die Flashback-Einspielungen sind schön gemacht, die Naturaufnahmen aus Australien oder die kurze Trainings-Sequenz am Strand sind beeindruckend, da schlummert durchaus Talent. Sicherlich hätte es nicht geschadet, das Tempo gelegentlich etwas anzuziehen bzw. die „grossen Actionszenen“ etwas geschickter zu verteilen.
Schauspielerisch wird – erwartungsgemäss – nichts grosses geboten, aber ich war dennoch positiv überrascht. Natürlich mag eine Rolle spielen, dass ich bei meinem letzten Review zu „Total Reality“ mit einigen ganz besonderen darstellerischen Nullitäten konfrontiert wurde, aber der Cast der Namenlosen, der sich hier redlich bemüht, muss sich hinter den üblichen Verdächtigen des DTV-Junks, der sonst über den B-Filmfreund hereinbricht, nicht verstecken. J.A. Steel (die übrigens für die Hauptrolle nicht kreditiert wird – der Nachspann präsentiert lediglich ein „and introducing / (insert title card here) / as Jones“ – näheres dazu gleich) hat eine gewisse Screenpräsenz, vieles ist noch unausgegoren und die mittlere Katastrophe, die sich Drehbuch nennt, bringt zusätzliche Schwierigkeiten, aber sie könnte durchaus eine Zukunft als weiblicher B-Film-Actionstar haben (die Konkurrenz auf dem Sektor ist nicht wirklich gross… ausser Cynthia Rothrock und den üblichen Hongkong-Heroinen fällt mir jetzt niemand ein), ihre kampfsportlichen Fähigkeiten stehen jedenfalls ausser Frage. Die beste darstellerische Leistung bringt zweifelsohne Shannon Clay als Erica, die mit Spass bei der Sache ist. Russell vann Brown hat keine grossartige Gelegenheit, sich zu profilieren und Chef-Schurke Khin Kyaw Maung hat leider auch zu wenig Screentime, um sich und seinen Charakter angemessen zu präsentieren. Ganz in Ordnung fand ich die Performance von Charles Shen als Chan.
Was die musikalische Untermalung angeht, so gibt´s auch hier gute und schlechte Nachrichten. Die gute Nachricht ist die, dass der Soundtrack einige durchaus anhörbare Rocksongs featured, die schlechte Nachricht ist, dass der instrumentale Score da nicht mithalten kann und die ungewöhnliche Nachricht (ha, die gibt´s auch noch) ist die, dass sich diese beiden Elemente öfter mal recht unvermittelterdinge innerhalb der selben Szene abwechseln – auf ein ruhiges gefühlvolles Pianosolo (sort of) knallt einem eine Sekunde später ein Heavy-Riff um die Ohren.
Bevor ich zu den abschliessenden famous last words komme, noch kurz zur Entstehung des Films. Steel ging mit dem Script bzw. seinen Vorfassungen einige Jahre lang klinkenputzen, aber angesprochene Produzenten verlangten von ihr immer wieder Umschreibungen, schlussendlich sollte sie die Hauptrolle in eine männliche Rolle umwandeln, worauf sie die Nase voll hatte, entschied, die Produktion selbst in die Hand zu nehmen und als kleine Rache an den letzten Producern auch die Hauptrolle selbst zu übernehmen, allerdings nicht selbst dafür Kredit zu beanspruchen, sondern diesen an den „Producer without coffee“ weiterzureichen. Kleine Bosheiten erhalten die Freundschaft.
Der Nachteil an der Ich-mach-alles-selber-Einstellung ist offensichtlich – Produktion, Regie, Co-Schnitt und Hauptrolle ist ein bissel viel für Steel. Die Konzentration auf Regie oder Spielen scheint mir angezeigt, denn dass sie da durchaus gute Ansätze hat, ist selbst in einem schlussendlich recht wirren Konglomerat von recht zusammenhanglosen Actionszenen und unfreiwillig komischen Dialogpassagen erkennbar. Zweifellos gab´s dazu auch noch das Manko von äusserst knappen Geldmitteln, möglich, dass mit etwas mehr Zaster das Endresultat professioneller gewirkt hätte. Dann allerdings, und damit geht´s auf die unbestechliche (selbstredend) Schlussbewertung zu, würde der Film einiges von seinem Charme verlieren – im Gegensatz zu lahmarschigen Pseudostarvehikeln wie dem angesprochenen Total Reality (hm, der könnte sich zu einem meiner bevorzugten Hassobjekte entwickeln) merkt man The Third Society an, dass der FIlm mit Herzblut gemacht ist. Da glaubt jemand an sein Können und unternimmt erste Schritte, das auch zu zeigen. Und wenn die entsprechende Person dann auch noch weiblich ist, kann ich nicht viel dagegen sagen – das Actiongenre hat viel zu wenig weibliche Stars und noch viel weniger weibliche Macher. In seiner derzeitigen Form ist The Third Society natürlich nicht mehr als ein Partytape, dass aufgrund seines naiven Camp-Value-Charmes und seiner unfreiwilligen Komik bestens unterhält. Mit mehr Geld und weniger Verantwortung könnte aus J.A. Steel aber durchaus noch was werden und ich bin gespannt auf weitere Werke (ihr zweiter Film, Vertex ist in Arbeit).
Astro Entertainment wird The Third Society 2003 als DVD auf den deutschen Markt bringen, voraussichtlich mit Behind-the-scenes-Footage und diversen Musikvideos als Bonus. Ich bin mir nicht sicher, ob ich Euch eine Kaufempfehlung auf den Weg geben sollte, aber für einen lustigen Abend in guter Stimmung kann der Film schon sorgen. Wenn mir jetzt nur noch jemand verraten würde, was der Titel bedeutet…
UPDATE – UPDATE – UPDATE
Mittlerweile hat marketing es (nach doch gut anderthalb Jahren, aber gut Ding will Weile haben), es geschafft, die deutschsprachige DVD-Veröffentlichung in die Läden zu stellen. Anstelle eines Extra-Bits hier meine technischen Anmerkungen zur DVD (wobei ich mir natürlich die Special Edition gegönnt habe):
Bildqualität: Für jemanden, der den Streifen bislang nur als NTSC-Screener gesehen hat, ist die marketing-DVD natürlich eine Offenbarung. Die Krekel-Company hat sich mal wieder nicht lumpen lassen und einen 1-A-Gütetransfer auf Disc geklatscht, der zu Begeisterungsstürmen Anlass bietet. Sauberes 1.85:1-Widescreen von perfekter Auflösung (dass das Bild manchmal etwas grieslieger wirkt, liegt bereits an der Vorlage), gestochen scharf und mit hervorragenden Kontrastwerten. Dank des Verzichts auf dts-Ton kann auch die Kompressionsrate vollkommen überzeugen, von Klötzchenbildung ist weit und breit nichts zu sehen. Bildstörungen gibt´s ebenfalls überhaupt nicht. Fetter Daumen nach oben.
Tonqualität: Drei Tonspuren werden geboten, deutscher Ton in Dolby 5.1 und 2.0 sowie der englische O-Ton in Dolby 2.0. Die beiden deutschsprachigen Spuren, die ich nur stichprobenartig angetestet habe, scheinen sich qualitativ nicht viel zu nehmen (allerdings gefällt mir die Synchronisation nicht wirklich), die englische Tonspur ist ebenfalls sehr gut gelungen, muss aber mit einem minimales Grundrauschen auskommen. Dennoch bleiben die Dialoge immer verständlich und besonders der ausgezeichnete Rock-Soundtrack kommt gut rüber. Die Soundeffekte sind leider schon von Haus aus etwas schwach auf der Brust, da kann die Tonspur nicht mehr viel tun.
Ausstattung: marketing veröffentlicht „The Third Society“ sowohl aus „normale“ Fassung als auch als „Special Edition“. Die auf 2000 Exemplare limitierte SE unterscheidet sich von der herkömmlichen Fassung durch die Dreingabe der Soundtrack-CD (sehr empfehlenswert für Freunde alternativer Rock-Töne). Das Bonusmaterial ist m.W. nach ansonsten bei beiden Veröffentlichungen identisch. Als da wären: der Originaltrailer in deutscher und englischer Sprache, eine Still Gallery, die neben Fotos aus dem Bild auch Promotion-Material und Interviews aus amerikanischen Magazinen featuered, Kurzinterviews mit Edith Fung (Designerin der Computergrafiken) und Jacque Ruffner (dreissig Sekunden!), beide allerdings mit extrem schlechten Ton und nahezu vollkommen unverständlich, Filmographien von Ruffner, Sonya Eddy und dem Darsteller des Dragon, dessen Name mir schon wieder entfallen ist (schnell gespickt: Khin-Kyaw Maung heisst der Gute), sowie ein 16-minütiges Videointerview mit Jacque Ruffner, dessen Tonqualität auch arg verbesserungsfähig ist (da wären Untertitel ´ne feine Sache gewesen). Dazu gibt´s noch das übliche Bündel Trailer aus dem sonstigen marketing-Programm. Beinahe vergessen hätte ich noch drei Musikvideos, wobei zwei davon Mitschnitte eines Live-Auftritts der performenden Band mit einigen Filmschnipseln sind und das dritte (intelligenterweise ein Song, der auch bei den anderen beiden Videos schon mit dabei ist) die Band pur zeigt (leider ist die Qualität der Liveaufnahmen, rein visuell gesehen, auf Amateurniveau). Insgesamt ´ne Menge Stoff von eher mittelprächtiger Qualität, wobei ich insofern vorbelastet bin, als mir das Interview nichts wesentlich neues verriet, was ich nicht schon aus persönlichem Kontakt mit Jacque wusste.
Fazit: eine technisch perfekte DVD-Umsetzung, vom Bonusmaterial hätte ich mir ein wenig mehr versprochen, aber die Soundtrack-CD allein rechtfertigt den Aufpreis durchaus (wenn auch vielleicht nicht den bei amazon.de verlangten, bei marketing direkt ist die SE wesentlich günstiger, aber davon hat Euer Doc nix…) Möge mir die Hand abfaulen, während ich dies tippe, aber ich schätze, einmal in seinem Leben hat Olli Krekel mit seinem Claim „weltbeste DVD-Veröffentlichung“ recht…
(c) 2003 Dr. Acula
BOMBEN-Skala: 8
BIER-Skala: 7
Review verfasst am: 01.06.2003