The Spirit

 
  • Deutscher Titel: The Spirit
  • Original-Titel: The Spirit
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  • Regie: Frank Miller
  • Land: USA
  • Jahr: 2008
  • Darsteller:

    Gabriel Macht (The Spirit/Denny Colt)
    Samuel L. Jackson (The Octopus)
    Eva Mendes (Sand Saref)
    Scarlett Johansson (Silken Floss)
    Louis Lombardi (Pathos/Ethos/Logos)
    Sarah Paulson (Ellen Dolan)
    Dan Lauria (Dolan)
    Stana Katic (Morgenstern)
    Paz Vega (Plaster of Paris)
    Frank Miller (Liebowitz)


Vorwort

Abt.: Ja, das ist im Kasten. Das können wir so ins Kino bringen!

Da sitzt man hier und weiß nicht so recht, wie man mit seinem ersten Langreview anfangen soll. Zum Film an sich ist man gewissermaßen gekommen wie die Jungfrau zum Kinde, als einer unser allseits beliebten Forenuser es angesichts seiner Trägheit beim Versenden einer Bestellung meinerseits (läppische drei Wochen Verspätung!) für nötig hielt, sich mit einem kleinen Bonus zu entschuldigen. Also sprang mir dann, als das Päckchen schließlich ins Haus polterte, auch schon ganz oben auf diese Perle, die heute und hier verwurstet wird, entgegen.

Was gibt es also zu ,The Spirit‘ zu sagen?
Frank Miller verdiente sich seine Lorbeeren mit Comics – oder wie der Mann-Von-Welt™ sagt, wenn er sich vom comiclesenden Pöbel abgrenzen will: Graphic Novels. Exemplarisch sollte man hier wohl ,The Dark Knight Returns‘ und ,Batman: Year One‘ nennen, da beide Storys maßgeblich dazu beitrugen, dem Fledermausmann das düstere und eher „gritty“ gehaltene Gesicht zu verpassen, mit dem wir ihn heute kennen. Die Experten streiten sich noch, was mit Miller dann um die Jahrtausendwende herum passierte – die Theorien reichen von einem kräftigen Schlag auf die Denkrübe bis hin zur Entführung durch Außerirdische – denn mit seinen Batman-Miniserien ,The Dark Knight Strikes Again‘ und ,All Star Batman and Robin the Boy Wonder‘ demontierte er sich und die Legende vom Mann, der Batman revolutionierte, mit einer nichtendenwollenden Aneinanderreihung von Peinlichkeiten.
Tja, wie gewonnen, so zerronnen.

Aber sehen wir uns lieber seine … ähm … Errungenschaften im Filmsektor an. Hier taucht Miller das ersten Mal mit einem Script für ‚RoboCop 2’ auf, das jedoch als unverfilmbar eingeschätzt und vollkommen umgeschrieben wurde. Für den dritten Teil war er allerdings als Co-Autor ein weiteres Mal mit an Bord. Dann kehrte für eine ganze Weile Ruhe ein, bis Robert Rodriguez auf die Idee kam eine von Millers Storys zu verfilmen und dabei weitestgehend den Stil der Vorlage – mit ihren scharfen schwarz/weiss-Kontrasten und vereinzelten, grellen Farbakzenten – beizubehalten. Rodriguez nötigte dazu Miller als Co-Regisseur mit ans Set und heraus dabei kam der allseits … bekannte ‚Sin City’. [Ein falsches Wort und du kriegst nen Permaban – Gregor.]
Obwohl er sich zunächst dem Vernehmen nach doch recht zierte und nicht mehr als nötig mit der Produktion zu tun haben wollte, kam Miller beim Dreh offenbar auf den Geschmack und hielt es anscheinend für eine ganz großartige Idee dem – nett gesagt – mäßig erfolgreichen ‚Sin City’ eine Produktion im selben Stil nachzuschieben und dabei selbst noch auf seine alten Tage auf dem Regiestuhl Platz zu nehmen.
Zu diesem Zweck griff er sich den Eisner-Klassiker ,The Spirit‘ und das Ergebnis werde ich wohl heute ertragen müssen.
Also gut, Freunde der Sonne. Ich hab‘ schon beim sichten des Audiokommentars bemerkt, dass es nicht meiner Arbeitsweise entspricht Notizen zu machen und darauf mein Review zu gründen (vor allem nicht bei diesem Film.)
Daher schiebe ich die Disc Guerillastyle ins Laufwerk, klapp‘ mein Dildobook White auf und halte immer mindestens einen Fuß auf der Pausetaste. Ein Livereview quasi. Ah, well. Here we go. Hinein ins … hnrgh … Vergnügen!


Inhalt

Wir beginnen mit dezentem Rot auf Schwarz. Etwas, was wohl den Herzschlag eines Verschiedenen nicht-darstellen soll, da dieser (der Herzschlag, newa?) offenbar nicht vorhanden ist. Diese, ähm, Deutung wird auch durch das penetrante Piepen nahegelegt.
Eine Dame, die glitzert wie eine Bordelltür, macht das schöne Krankenhausambiente zunichte, stellt sich uns als der Tod vor und verwechselt uns mit jemandem namens „Denny Colt“. Jedenfalls könnte man den Eindruck entwickeln, da sie, so wie wir das ausmachen können, direkt in die Kamera quatscht. Naja, einmal kann man das ja machen.
Wie dem auch sei, die Lichtgestalt salbadert einen dramatischen Monolog darüber, wie Denny ihr entkommen, sie aber doch immer bei ihm sei. Intriguing …. NOT.
Zurück zur Flatline. Ein Telefonklingeln ruft – jetzt kann ich‘s ja verraten – unseren Helden zurück ins Leben und wir dürfen uns sein Geheimversteck ansehen. Jedenfalls wollen uns die angetrunkenen Gestalten, die im Audiokommentar ihre Weisheiten zum Besten geben – Frank Miller und Producerin Deborah del Prete – das weismachen. Für mich sieht diese „Lair“ nach einem leeren Raum aus in den man ‘ne Horde Katzen gekippt hat.
Unser, äh, Sympathieträger für die nächsten eineinhalb Stunden schlängelt sich geschickt durch das maunzende Viehzeug, stapft in Shorts und schwarzweiß zu seinem Telefonapparat und muss sich von einem nervösen Männchen anhören, dass irgendetwas in den Sümpfen im Argen liegt, während wir uns an des Spirits Digital aufgewerteten Bauchmuskulatur gütlich tun dürfen. Da hat wohl jemand bei 300 gespickt.
Also, was genau da los sein soll weiß unser Informant anscheinend auch nicht. Dass er sich an den Spirit wendet und wir folglich den Film überhaupt erst ertragen müssen, anstatt dass er einfach seine Kollegen von der Polizei ruft, wird recht schwachbrüstig damit gerechtfertigt, dass der lange Arm des Gesetzes doch von Spionen des Octopus – unseres Bösewichts für den Abend – unterlaufen sein könnte. Was sich – da es nie mehr auch nur ansatzweise thematisiert wird – im Übrigen als völliges Hirngespinst erweist.
So oder so, Grund genug für den Spirit sich was anzuziehen und auf eine Parkour-Tour über die Dächer zu gehen. Derweil dürfen wir uns einen weiteren, pathetischen Monolog anhören, dieses Mal deutlich ausufernder als unsere Begrüßungsrede von Frau Tod. Was man mit einem einfachen „De Stadt iss scho‘ doll, wa?“ hätte abhandeln können, wird von unserem spiritistischen Freund über die gesamten erweiterten opening Credits gesäuselt. Ich habe die Befürchtung, dass sich hier ein Muster abzeichnet.
Nebenbei erwähnt, sind sich Frankie und Debbie auf dem Audiokommentar nicht zu schade stolz zu erklären, dass jeder Move unseres Heldesn in dieser Öffnungssequenz ohne Hilfsmittel von Stuntmen durchführbar gewesen sei. Und das, während er im Laufschritt über Telefonkabel stürmt und an Wirework durch die Luft segelt, als wär‘ er Chow Yun-Fat in ,Tiger and Dragon‘. Respekt, Respekt.

Genug Realitätsverlust, denn die (die Realität, also) holt unseren Mann für‘s Blöde in der gefühlten vierten Minute seines Monologs auch schon wieder ein. Grade als er die üppigen Hupen seiner heißgeliebten Stadt beschreiben wollte, vermutlich. Jedenfalls brüllt ihm eine leidlich verzweifelte Frauenstimme dazwischen und er muss erst einmal einen Blick auf die Uhr werfen. Wird wohl nichts mehr mit der heutigen Sturm der Liebe-Folge. Aber damit muss sich so ein Superheld wohl abfinden, also, auf zur Rettung!
Boom Boom Pow, ein paar Mugger werden zusammengefaltet und in Mülltonnen gestopft (ja, for real), dann taucht auch schon die Polizei auf, kann aber nichts mehr tun außer Glückwünsche zur eigenen Unfähigkeit und zum Heldentum des Spirits auszusprechen.
Doch den Spirit hat‘s erwischt, Schockschwerenot, ein Messer im Bauch. Kein Grund zur Panik, aber doch ein Grund für die Gerettete, meine Gedanken auszusprechen: „What is this I don‘t even.“
Nein, tatsächlich macht sie‘s wie Schwarzenegger in ‚Predator’ und erkundigt sich nach dem Zustand ihres Retters, nicht im Speziellen, sondern im ganz Allgemeinen: „What are you?“ Eine Frage die ich auch ganz gerne beantwortet Hätte. Allerdings beschließt der Sprit – wie man ihn nach den Konsumgewohnheiten seiner Macher auch nennt –, dass er schon genug getan hat und lässt uns und unsere ratlose Leidensgenossin irritiert zurück. Bleibt für sie nur noch, ihm pfannkuchengesichtig Gottes Segen zu wünschen. Na, da schließen wir uns doch nicht an.

Ein paar menschenunmögliche 20-Meter-Sprünge später landen wir gemeinsam mit dem maskierten Rächer der Enthirnten im Streifenwagen von Frank Miller und dürfen uns darüber freuen mitzuerleben, warum die meisten Regisseure davon absehen, Cameoauftritte zu vollziehen, die ihnen mehr als eine Zeile Text aufbürden. Naja, wenigstens spielt er besser, als dass er Regie führt.

Schnitt zum Sumpf. Der Informant hat offenbar beschlossen sich etwas auf eigene Faust umzusehen und betätigt sich in der hohen Kunst des Krötenanleuchtens. Er stapft in einen knöcheltiefen Tümpel, aus dem eine Eva Mendes im Catsiut auftaucht und ihn mit ihrer Erbsenpistole bedroht. Potzblitz, da bleibt einem die Spucke weg. Peng Peng!
Und grade als wir doch wissen wollen, wer da wem eine neue Belüftung verpasst, sind wir wieder bei Frankie und seinem treuen Begleiter Sprit. Der Comicautor in Streifenpolizisten-Klamotte legt unserem Helden nahe, dass Verstärkung doch keine sooo schlechte Idee wäre, aber der weiß schon, dass er selbst wenigstens unsterblich ist. Und da sowieso keiner an die Kinder denkt, wird der Vorschlag ungnädigst abgeschmettert.
Also ab durch den Zaun in den Sumpf.

Mal wieder ein sinnentleerter Einschnitt von Frau Glitzertod, damit wir auch ja wissen, dass sie des Heldens ständige Begleiterin ist. Frankie meint, dass nur Cops und Matrosen sie hören können. Oh! Ein Hinweis auf des Spirits wahre Identität? Hat er, bevor er sich ein zweites Standbein in der Verbrechensbekämpfung gesucht hat, die sieben Weltmeere bereist, um seinen unstillbaren Hunger nach prallen Seeschlangen zu befriedigen? Die Taue gezogen? In der Takelage geklettert? Den weiße Wal mit seiner stählernen Harpune gejagt?
Nein, hat er nicht, wenn es nach ihm geht. Er ist nämlich nach eigener Aussage weder das eine, noch das andere. Ob er damit recht hat, werden wir es erfahren?
Aber erst einmal finden wir unseren Informanten mit ein paar Löchern in der Brust. Frankie vermeldet hektisch „Officer down!“ und der Löchrige schwärmt, anstatt würdevoll abzutreten, vom Mädchen aus dem knöcheltiefen Wasser.

Rückblende, damit wir auch ja nicht auf die Idee kommen, sie könnte ihn angeschossen haben. Mendes (der Einfachheit ab nun Sand Saref, kurz Sand genannt) und der Cop, der zwar einen Namen hat, aber bald sowieso aus der Handlung verschwindet, stehen sich also im Tümpel, aus dem sie grade aufgetaucht ist, gegenüber. Da drängelt sich doch eine Hand aus dem Off (deren Träger dem Blickwinkel nach auf einer Leiter mitten im Wasser steht) ins Bild, inklusive dicker Wumme in den behandschuhten Fingern (der Eingeweihte erkennt die Desert Eagle, auch bekannt als die hässlichste Pistole der Welt, die immer dann jemandem in die Hand gedrückt wird, wenn der Regisseur allen sagen will „THIS GUY MEANS BUSINESS!!!11“). Der Cop stirbt (wenn er denn sterben würde) wenigstens glücklich, weil er nichts besseres zu tun hat, als Sand auf die nassen Hupen zu starren, als er von der Hand aus dem Off zersiebt wird. Guter Mann, das. Und nicht genug: Wenn man schon abtritt, dann richtig, denkt er sich und greift Sand im Sturz beherzt in den Ausschnitt, wobei er allerdings nur ein ihr Halskettchen zu fassen bekommt und an sich reißt.
Sand macht ob des erhöhten Bleianteils in der Luft lieber den Taucher und verschwindet im plötzlich metertiefen Wasser, wo sie allenfalls bedingt würdevoll versucht, so zu tun, als würde sie schwimmen, während sie mit einem Industrieventilator angeblasen wird und jemand mit Buntstift Wasserblasen auf die Linse kritzelt. Irgendwo in der Tiefe trifft sie auf ihren Kollegen, der hier unten mit zwei Kisten auf sie wartete und – gerade als er ihr enthusiastisch den Daumen-Hoch zeigt – im akuten Kugelhagel erwischt wird. Also macht sie sich daran mit der Beute zu flüchten.
Derweil dürfen wir auch einen Blick auf den ungeübten Schützen werfen, der kein geringerer als Samuel L. Jackson im Cowboykostüm ist. Ja. Gut. Nehmen wir das einfach mal hin. Sammie füllt hier – für alle die es sich noch nicht denken konnten – die Rolle des Octopus aus.

Warum der Gute sich Octopus nennt?

Es ist Samuel L. Jackson im Cowboykostüm. Ist es nicht offensichtlich? Denk‘ mal drüber nach, du Schlaumeier.

Wie dem auch sei, unser Octopus verschießt erst einmal einen halben Laster Munition, erwischt dabei die Verbindungsschnur der beiden Kisten, mit denen Sand flüchtet (was aus den beiden effektiv nur noch eine macht) und macht sich dann daran, der nassen Maus in die Tiefe zu folgen. Aber offensichtlich ist er hinter der anderen Art von Booty her, denn er grapscht sich vergnügt grinsend die zurückgelassene Kiste.
Sand und ihr angeschossener Begleiter tauchen indes … irgendwo in your average generic Industrieanlage auf und der Verletzte lamentiert, dass der Angreifer der Octopus sei und man doch wüste, was dieser Schlimmes tun kann.
Nein? Also ich nicht. Wie auch? Vielleicht könnte man ja … also … eine kleine Erklärung? So eine Andeutung? Nicht?
Bevor es zu irgendeinem Akt der Aufklärung kommen kann, rät Sand Mr. Namenlos charmant „shut up and bleed.“

Wieder in der Gegenwart ankommen, werden wir Zeuge, wie der Oktopus aus der Pfütze steigt, während der Angeschossene noch immer über der Mendes‘ Boobies schwadroniert. Frank Miller bekommt offscreen vom Octopus den Kopf (welchen der Böswatz daraufhin mit einem saftigen „Heads up!“ unserem Helden an die Birne schmeißt) abgemacht. Wir sehen, wir haben es mit Freunden des gepflegten Humors zu tun.

Auftritt: Fatsos. Während sich der Spirit nämlich noch von dem intellektuellen Tiefschlag erholen muss, setzt der Octopus die erbeutete Truhe seinen Henchmen vor, hier vertreten durch drei adipöse Klone mit random-Fremdwörtern auf ihren T-Shirts, unsäglich verkörpert von Louis Lombardi, dem die Rolle der unlustigen Nervtöter-Sidekicks förmlich auf den Leib geschneidert zu sein scheint und der sie mit einem Enthusiasmus, der tatsächlich körperliche Schmerzen verursacht, spielt.
Die drei machen sich also über die Truhe her und Octi erklärt uns und dem Spirit, dass es für ihn nichts schöneres gibt, als dessen Arsch die ganze Nacht lang zu bearbeiten. Außer vielleicht Eier.
Gut, nach dieser erschütternden Enthüllung und einem slapstickigen Arschtritt beschließt unser Held kopfüber im Sumpf zu versinken. Ich kann‘s ihm nachfühlen.

Die drei Schwachköpfe vom Dienst beweinen indes den Verlust eines Lasters, durch welchen das Verladen der Kiste deutlich erschwert wird. Glücklicherweise wird einer von ihnen daraufhin von dem besagten Lastkraftwagen im Rückwärtsgang weggefotzt (an dieser Stelle die einzige mögliche Umschreibung, in Anbetracht der Person im Führerhäuschen). Aus steigt die von einem der drei Eierköpfe mit penetranter Beharrlichkeit als „the most beautiful woman ever“ angemeldete Silken Floss – oder auch Scarlet Johannson in ‘nem Outfit aus Lady Gagas hintersten Kleiderschrank. Vielleicht nicht most beautiful ever, aber doch der angenehmste Auftritt des noch jungen Abends, zumal sie sich nicht mal im Ansatz die Mühe macht, ihren Unmut über die Situation, in die sie ihr übereifriger Agent da gebracht hat, zu verbergen. Sie spielt so unmotiviert, gleichgültig und genervt, dass man in einem anderen Film meinen könnte, das solle tatsächlich zur Rolle gehören. Wir wissen‘s natürlich besser und sind uns bereits im Klaren, dass Miller sowas nie tun würde.
So oder so, ihre Order lautet: Kiste verladen und abrücken, der Boss ist für‘s erste mit seinem Spielkameraden beschäftigt.

Zurück zu unseren Turteltauben, die sich in bester Itchy-And-Scraty-Manier, inklusive „boing“- und „pfiuuu“-Soundeffekte, auf die Nasen hauen, dass es so gar nicht in den bisher eher verquast-düsteren Ton des Streifens passen will. Der Octopus packt sogar einen 2 Meter langen Riesenschraubenschlüssel aus, auf den unseren beiden Spürnase aus dem Audiokommentar besonders stolz sind.
Im Zuge dieser Prügelei erleben wir unseren ersten Höhepunkt (ja, genau, ihr Ferkel), als Octi dem Spirit ein Klo über den Schädel zieht und dieser in einem Zustand akuter Restriktion darin stecken bleibt. Großspurig wird auch noch verkündet „Toilets are always funny“, von einem vollkommen die Spur verlierenden und nur noch hysterisch vor sich hin kichernden Jackson.
Ein wenig fühlen wir uns an das alte Paradoxon „Ich lüge immer“ erinnert.
Nachdem wir noch ein Weilchen das Geprügel ertragen müssen, inklusive einer weiteren Erwähnung von geschlagenen Eiern seitens des Octopus, rutscht diesem heraus, dass der Spirit ein fehlgeschlagenes Experiment sei, das nie hätte passieren dürfen. Ja, der Meinung bin ich auch.
Wenn man an dieser Stelle ein Ohr in den Audiokommentar wirft, erfährt man außerdem mit stolz geschwellter Brust seitens der Macher, dass dies der erste Moment des Films sei, in dem man auch nur ansatzweise erfährt, worum es überhaupt geht. Während ich das offiziell anzweifle – ja, ich bezweifle sogar, dass wir überhaupt jemals erfahren werden, worum es hier geht – finde ich die 15 Minuten Marke doch einen etwas unüblich gewählten Punkt um zum ersten mal anzudeuten, dass der Streifen sich noch so etwas wie eine Story wachsen lassen könnte.

15 Minuten und schon auf Seite 4. God bless you, Spirit. Ich versuche mich zusammenzureißen und nehme noch einen Schluck Aldipils.

Octopus schwafelt also weiter, davon dass er und der Spirit sich doch sehr ähnlich seien und verduftet endlich (nicht bevor einer der Henchmen dem Spirit ein paar Kugeln verpasst), damit wir wieder einen blick auf unsere Glitzernde Frau werfen dürfen.
In die Szenerie stolpert des Spirits Love Interest #1 und versucht – ihres Zeichens Chirurgin – ihn zu einem Krankenhausaufenthalt zu überreden. Sicher, im Normalfall keine schlechte Idee, aber er nimmt lieber seinen Hut und entreißt dem todesnahen Informanten den Anhänger, den dieser grade erst Sand aus dem Dekolletee gepult hatte. Wie gewonnen, so zerronnen.
Es folgt ein Schwätzchen mit dem Vater seines Liebchens, der auch an der Crimescene herumgammelt, was damit zu tun haben könnte, dass er den Posten des Commissioners in Central City ausfüllt. Verständlicherweise hätte Commissioner Dolan – so der volle Name unseres „Stupid Chief“-Stockcharacters – gerne, dass sich der Spirit aus der Polizeiarbeit raushält. Wird nicht passieren, fürchte ich.
Der Spirit kehrt sich dramatisch der Kamera zu, langt durch die vierte Wand und begehrt von uns voller Inbrunst, dass man ihm zehn Minuten zugestehe um den Kopf frei zu bekommen. Beneidenswert, ich glaub‘ nach dem Film werd‘ ich etwas länger brauchen. Plötzlich stecken wir jedenfalls wieder im dritten Kreis der Overactinghölle, als unser Commissioner von der Welt zu wissen verlangt: „What‘s ten minutes in a man‘s life, anyway?“ Nicht zuletzt wegen der massiven Selbstzufriedenheit, die ob dieser Line im Audiokommentar ausbricht, vermute ich, dass sie dem geneigten Fan irgendwas sagen sollte. Allerdings bin ich weder geneigt noch Fan genug und man hält es auch nicht für nötig mich dazu aufzuklären, vielleicht können die Irren aus dem Forum ja weiterhelfen.

Monologtime! Der Sprit kontempliert aus dem Off seinen Zustand, während er traurig durch die Stadt schlurft.
Da braucht‘s doch gleich ein Kontrastprogramm, nämlich Octi, der sich mit dem zurückgebliebenen (im geistigen wie im räumlichen sinne) Henchmen darüber unterhält, warum er ihn nicht ins Krankenhaus fahren, sondern lieber einfach niederschießen wird. Hat laut ihm etwas mit Krankenversicherung und Eiern auf seinem Gesicht zu tun.

Okay, langsam reichts! Was hat es mit diesem Eier-Gerede auf sich? Warum ist dieser schwarze Superbösewicht im Cowboykostüm besessen von Eiern!? Schalten wir den Audiokommentar ein! Ah, ja, da haben wir‘s. Frankie wird‘s uns erklären: „Now, if you wonder about his, uh, the Octopusses fascination with eggs: I have no explanation.“
Ich … ämphe … also …

Nächste Szene, der Spirit läuft wieder (oder noch immer) durch die Stadt, sieht sich die Hupenbeute aus Sands Besitz an und entdeckt im Inneren des Anhängerchens eine sepiafarbene Rückblende.
Das, was hier laut Audiokommentar die Krux der Geschichte darstellen soll, ist recht rasch zusammengefasst: Junger Spirit und junge Sand sind verliebt, Sands Vater – ein Polizist – wird erschossen, sie bekommt dadurch pubertätslogikbedingt einen unauslöschbaren Hass auf Polizisten und verlässt den jungen Spirit, weil dieser Polizist werden will. Sie will lieber viele funkelnde Steine und Reichtümer und Jasons goldenes Vlies. (Na, ob das noch wichtig wird, für die Story? Sicherlich nicht! Ach was!)
Wenn man den Fehler macht Spirit dazu zu befragen, braucht er allerdings einen fünfminütigen Monolog in die Kamera um es zu erklären und schließt sehr scharfsinnig, dass Sand am Tatort gewesen sein muss, wenn er hier ihre Halskette in den klammen Fingern hält. Attabooy!

Damit wir‘s auch alle verstanden haben, vermisst Sand derweil in einer Limusine wortreich ihr Schmuckstück, bekommt jedoch von einer weiteren, inbrünstigen Rede des Octopus aus dem Off das Wort abgeschnitten. Nach einer Kamerafahrt durch die Innereien der Stadt, die den Charme der Zwischensequenz eines Videospiels anno 1999 versprüht, dürfen wir unsere Augen an Samuel L. Jackson in einem Samuraikostüm weiden. Warum? Nun, ich weiß es nicht! Aber ich glaube auch nicht mehr daran, dass es Sinn machen würde den Audiokommentar dazu zu befragen!
Er exposiert großspurig, dass er nun im Besitz des Blutes von Heracles sei, stellt aber beim öffnen der erbeuteten Kiste fest, dass darin anscheinend nur eine Lampe liegt. Jedenfalls sieht es für den geneigten Zuschauer danach aus.
Da Octi mit der Arbeit seines Raumausstatters allerdings rundum zufrieden ist, freut er sich nicht allzu sehr über das neue Leuchtmöbel und klappt die Kiste wieder zu, bevor wir einen Blick hineinwerfen können. (Fast wie bei Pulp Fiction, altaaa, yuk! Voll die Hommasch!) Stattdessen verhackstückt er lieber einen weiteren Satz fetter Henchmen, während Silken Floss (ebenfalls in einem neuen Kostüm, yay! Man muss ja die kleinen Freuden des Lebens zu würdigen wissen) gelangweilt im Hintergrund stehen und an einem Apfel brunchen darf.
Die Vase, die unser aller Lieblingsbösewicht sucht, befand sich – wie einer der Fatsos geistesscharf schließt – wahrscheinlich in der anderen Box, mit der Sand Saref den Abflug gemacht hat. Also heißt es wohl Sand suchen und den Spirit aus dem weg schaffen! Der Mann hat schon einen Plan geschmiedet und dem Spirit einen Hinweis hinterlassen, der diesen Genau in die Geheimbasis der Böswatze führen wird. Klingt Foolproof.

Sand treibt ihren Informanten, der ihr die Informationen über den gesuchten Schatz (der jetzt in den Händen des Octopus ist) besorgt hat, derweil in den Freitod, in einer Szene die einzig und allein dazu zu dienen scheint, dass Eva Mendes sich auf einen Kopierer setzen und ihren Hintern Fotokopieren kann. Man muss es sehen um‘s zu glauben.
Peng, eine Leiche mehr. Gleichzeitig sitzt der Spirit halbnackt auf Dolans Untersuchungstisch (Tochter Dolan, nicht Commissioner) und lässt sich Komplimente zu seiner physischen Verfassung machen.
Ein wenig Geflirte, man kommt sich näher, sie stellt fest, dass er doch mit jeder Mieze, die er trifft, rummacht – aber was will man als willenlose Frau schon dagegen tun? Und grade als man beschließt sich gegenseitig ins Spitzenhöschen zu steigen, reißt Daddy die Tür auf und sprengt die Party.

Und da haben wir gleich einen weiteren, überflüssigen Charakter. Stellt sich als „Morgenstern“ vor, die Uniformierte (komplett mit Davidsstern um den Hals und „KKK“ [whatever …] auf der Mütze). Ihres Zeichens Rookie fresh from Baltimore. Da Fliegt der Spirit natürlich herbei und verteilt der zackig (sprich: mit Stock im Arsch) overactenden Dame erst einmal Handküsse. Ganz zum Missmut der beiden Dolans. Morgenstern, die vielleicht sowas wie einen comic relief Sidekick darstellen soll und dabei auf ganzer Linie scheitert, ist jedoch entzückt. Na wenigstens etwas.

Miller wirft hier jeden Anflug von zusammenhängendem „Look and Feel“ über Bord und schickt unser Dreiergespann – Spirit, Morgenstern und Commissioner Dolan – auf einen Stadtrundgang. Innerhalb von zwei Minuten nietet unser Held im Vorbeigehen und in bester Slapstickmanier einen Handtaschendieb mit gestreckter Faust um, fängt das besagte Diebesgut aus der Luft, bekommt von dem Besitzer (einem älteren Herrn) einen Heiratsantrag, wird von einer schmachtenden Dame interviewt und rät im Zuge dessen einer Horde Kindern sich immer fein die Zähne zu putzen (wozu er mit funkelnden Zähnen direkt aus einer Zahnpastawerbung in die Kamera grinst).
Es wird langsam aber sicher schwer, den Irrsinn, der in diesen Momenten über den Bildschirm flimmert, in Worte zu fassen, weil der Film selbst ihn einfach mit keinem Satz würdigt. Niemand reagiert auf die plötzliche Blödsinnigkeit, obwohl die dem ernsteren und dramatischeren Ton, der sonst angeschlagen wird, vollkommen entgegen läuft.
Was? Wer hat sich gedacht, dass der Film damit durchkommt, in einer Minute völlig humorbefreit zu zeigen, wie eine Femme Fatal (oder das, was sich Frank Miller darunter vorstellt) jemanden mit Fotos, auf denen er einen Knaben befummelt, in den Selbstmord zu treiben, und in der nächsten Tom und Jerry-esque Slapstickregister zu ziehen? Hallo, Film? Irgendjemand? Hilfe?

Jedenfalls rügt der Commissioner den Spirit präventiv für den Akt des Herzensbrechens, den dieser an seiner Tochter vollziehen wird. Nicht ganz zu unrecht verweist der Spirit auf das aktuelle Oktopodenproblem in der Stadt, während Morgenstern den beiden in völliger Irritation hinterherläuft und sich offensichtlich fragt, wie sie hier reingeraten ist.
Der Audiokommentar verweist in diesem Moment übrigens darauf, dass man sich unbedingt Morgensterns grandiose Schauspielleistung ansehen soll, auch wenn es schwer fällt, weil im Vordergrund so eine fesselnde Dramatik vonstatten geht. Danke, das massive Abspasten ist mir nicht entgangen.
Nachdem der Commissioner noch berechtigterweise zu wissen verlangt, ob der Sprit getankt hat oder auf irgendeiner anderen Art von bewusstseinserweiternden Substanzen ist, geht es auf zum Tatort, wo Sands Opfer noch mit halber Rübe sitzt und die Fotokopie vom Hinterteil (Sands, nicht des Opfers) darauf wartet vom Spirit aus dem Papierkorb gefischt zu werden. Die Besitzerin des Arsches wird vom Sekretär als Sand Saref und als die Verdächtige #1 identifiziert.
Also steckt Spirit das kompromittierende Material zu Ermittlungszwecken heimlich ein, völlig uneigennützig natürlich. Nach einer allseits verzweifelten Schauspieleinlage, bei der ich mir nicht ganz im klaren bin, was die Beteiligten damit transportieren wollten – vielleicht innere Zerrissenheit und moralische Konflikte zwischen Spirit und Commissioner, wo sie sich doch gegen das Böse verbünden sollten! – macht er sich wieder alleine auf den Weg um Sand zu suchen.

Diese gewinnt indes nebenbei ein millionenschweres Pokerspiel, knüpft sich nur ein Diamantenarmband aus dem Pott als Souvenier um und setzt den Rest des Haufens als Belohnung für den Mann aus, der sie mit dem Octopus in Verbindung bringt. The *hust* plot thickens.

Monologtime. Der Spirit stolpert ein weiteres Mal durch die Stadt, ohne dabei wirklich irgendetwas zu sagen zu haben.
Gleichzeitig irgendwo unter der Stadt: Scarlet Johannson im Krankenschwesternkostüm.

Ja? Was? Ich soll da noch mehr zu sagen? Aber … Ja! Okay! Ist ja gut!

Octi sitzt also in seinem Untergrundlabor, moping, genau wie der Spirit, und weiß so recht nichts mit der Welt anzufangen. Eine unter vielen Erklärungen für seine Niedergeschlagenheit könnte sein, dass vor ihm auf dem Schreibtisch ein Fuß mit Kopf kichernd auf und ab hüpft. Jedenfalls raubt mir der Effekt den restlichen Lebenswillen. „Plain damn weird“ sind sich Scarlet und der Octopus einig, was ich für eine sträfliche Untertreibung halte. Jedenfalls sorgt die massive Blödsinnigkeit der Szene dafür, dass der erneute Kostümwechsel hin zum Arzt, seitens des Octopus’, gar nicht so sehr auffällt.
Unsere Evildoer sind besorgt, denn die Einnahmen aus dem Drogenhandel brechen zusammen, weil die Leute dahinter gekommen sind, dass es Nebenwirkungen gibt. Seltsam, Crack und Meth laufen doch auch noch ganz gut.
Den Octopus interessiert das allerdings nicht so sehr, er will sich lieber darauf konzentrieren Sand zu finden, damit er mit der Macht des Heraklesblutes zum Quasi-Gott werden kann. Dann habe er keine Geldprobleme mehr, weil er sich einfach alles nehmen könne, was er will. Man fragt sich, was ihn im Moment, als quasi-unsterblichen Superwissenschaftler mit einer Armee von quasi-unsterblichen Henchmen, daran hindert, es genau so zu handhaben, aber er wird das schon wissen. [So toll ist der Octopus nun auch wieder nicht; hat ja nicht einmal ein „Doctor“ vor dem Namen – Gregor.]
Der hüpfende Fuß wird dankenswerterweise in Säure aufgelöst und Octi erzählt der Kamera wie instabil die Chemikalie ist, mit der er sich und den Spirit in Supermänner verwandelt hat, auch wenn wir nie irgendwas davon merken. Aber um seinen Erzfeind umzulegen, hat er extra einen Spezialisten einfliegen lassen. Lass mich raten: Jemanden der unsterblicher ist als du selbst? Nein? Was ist dann der Si… ah … wen kümmert‘s.

Unterdessen läuft der Spirit durch die Stadt und präsentiert allen möglichen Passanten die Fotokopie von Sands Hintern in bester „Kennen sie diesen Arsch?“-Manier. Selbstverständlich ist es ein kleinwüchsiger Hotelpage, dem schließlich eine Leuchte aufgeht.

Was? Ich denke mir das nicht aus! Ein Midget identifiziert Sands Hinterteil und sagt unserem maskierten Superhelden, wo es zu finden ist.

Nachdem wir also Zeugen dieser … unerwartet erfolgreichen Ermittlungsarbeiten wurden, steht der Spirit in Sands Hotelsuite. Zeit für ein Wiedersehen. So wie er die Handschellen präsentiert, stellt Sands – die grade aus der Badewanne gestiegen und nur mit einem Handtuch bekleidet ist – die nicht unberechtigte Frage, ob er vorhabe sie zu verhaften oder vielleicht eher eine runde Halma spielen will. Er bleibt aber steinhart [höhö – Gregor] und fordert, dass sie die Hände hochnehme.
Keine schlechte Idee, denn schwupps, ist das Handtuch am Boden und der geneigte Zuschauer darf sich daran erfreuen einen Blick auf das dieses mal unbekleidete Hinterteil der Mendes zu werfen.
Zwar gesteht unser Held ihr zu, sich für‘s erste zu bekleiden (booo!), ist dabei aber so abgelenkt, dass er fast über Sands vierundneunzigsten, toten Ehemann stolpert, der – wie sie erklärt – einen schluck aus der Vase mit Herakles‘ Blut nehmen musste. Ist ihm nicht so gut bekommen.
Es wird etwas geflirtet, aber als der Spirit anfängt, Sand sein Herz auszuschütten, wie verwirrt er von den Andeutungen des Octopus doch sei, gibt sie ihm deutlich zu verstehen, dass sie seine Lebensgeschichte nicht allzu sehr interessiert. Spirit schnappt ein, zickt rum und wird von ihr rausgeschmissen. Aus dem Fenster.
Auf halbem Weg nach unten bleibt er an einem Wasserspeier an der Hausfassade hängen, ganz zur Belustigung der Passanten. Natürlich, wen interessiert es, dass er ein paar Minuten vorher noch als everybody’s darling präsentiert wurde? Nun findet es der Pöbel jedenfalls viel lustiger ihn mit „Jump! Jump!“-Rufen zum Selbstmord anzuhalten und wüste Beleidigungen zu ihm rauf zu brüllen. Hohoho, der Beschützer der Stadt, lasst ihn uns mit faulen Eiern bewerfen!

Der Spirit plant jedoch, noch nicht zur Straßenpizza zu werden, und telefoniert stattdessen mit Morgenstern. Die hat herausgefunden, dass die Schuhe der Henchmen in der Leichenhalle voll mit Industriesalz waren und kann den Spirit somit in auf den rechten Weg zum Octopus weisen. Sehr hilfreich, aber Zeit für ein längeres Schwätzchen bleibt ob der misslichen Lage nicht, also beendet unser Held das Telefongespräch und versucht sich mit der Hilfe seines Gürtels zu einem Aufzug hinüberzuschwingen, wobei er seine Hose verliert. Hilarity ensues.
Nachdem er sich also nochmals (und nicht ganz unberechtigt) von der versammelten Masse und den Insassinnen des Aufzugs auslachen ließ, packt er wieder einen dramatischen Monolog aus (der sich natürlich perfekt in die Stimmung der Szene einfügt) und rennt ein weiteres Mal menschenunmöglichst über die Dächer der Stadt in Richtung Octopus.

Sekunden später ist er dann auch schon da und beginnt mit der subtilen Infilration der Anlage, indem er schwer bewaffnete Henchmen mit Schneebällen bewirft. Oh, dieser Schelm! Als er dann bis in die Kanalisation vordringt, steht er plötzlich Scarlet aka Silken Floss gegenüber und … lässt sich ohne Gegenwehr mit einer Spritze betäuben. Anstatt dieser Fremden im Lady-Gaga-Outfit, die offenbar hier in die Basis seines Nemesis gehört, einfach die Fontanelle zu verbeulen, versucht er ihr sicherheitshalber seine Zunge in den Rachen zu schieben! Man weiß ja nie! Immer wachsam sein!

Nach einer Szene zwischen den beiden Dolans, die eigentlich nur als pointless umschrieben werden kann (Daddy versucht seiner Tochter ihre unbegründete Schwärmerei für den Spirit auszureden, aber sie ist halt eine Frau, die können ja nicht anders!), kommen wir langsam zum Höhepunkt des Abends.

Aber der Reihe nach: Unser Held wacht an einen Zahnarztstuhl gefesselt (nein, das ergibt nicht weiter Sinn) auf und sieht sich um. Schockschwerenot, Hakenkreuze! Die nazifizierte Umgebung löst nicht grade Begeisterungsstürme aus, auch nicht die leicht bekleidete Frau, die sich durch den pompösen Vorhang, der die Szenerie begrenzt, schiebt. Spirit erklärt mal wieder direkt in die Kamera, dass er in seinem Leben einen ganzen Haufen seltsamer Frauen kennengelernt hat, aber dass dieses hier, wenn sie ist, wer er denkt, dass sie ist, wohl die seltsamste wäre. Ja, wer ist sie denn?
Ah, well, wir werden‘s nie erfahren, auch wenn sie sich – nicht sehr erhellend – als ,Plaster of Paris‘ vorstellt.
Jedenfalls führt sie eine Runde ansehnlichen Bauchtanzes auf, schneidet unser aller Freund den Schlips ab, als wär‘s Weiberfastnacht in Kölle, und rammt ihm eine Hand voll Minischwertchen in die Schulter, bevor sie wieder aus dem Bild kreiselt. Nun. Ja, da hat er nicht zu viel versprochen, das war schon sehr random.
Grade als wir denken, dass es nicht mehr seltsamer kommen kann, heißt es Hakenkreuzspot an! Und schickt den Samuel L. Jackson in der SS-Uniform raus!

Ja, hier haben wir ihn. Den Grund, warum sich noch Generationen an The Spirit erinnern werden, wenn nicht jemand ein Mittel erfindet um das ding Komplett aus unserem kollektiven Bewusstsein zu tilgen. Wenn ihr jemals einen Film drehen solltet und einfach nicht weiter wisst … besorgt euch einen Schwarzen, steckt ihn in eine Naziuniform und lasst ihn eine flammende Rede in die Kamera halten, während im Hintergrund das Deutschlandlied donnert. Man wird sich an euch erinnern.

Der gute Octopus wird jedoch von einem bimmelnden Telefon unterbrochen, als Silken Floss – auch entsprechend ansprechend uniformiert – die Szene stürmt und ihm einen kabellosen Hörer ans Ohr klatscht. Entweder werden Handys in der Form altertümlicher Telefonhörer gebaut, oder Miller hat an dieser Stelle endgültig eingesehen, dass man jeden Realismus über Bord werfen kann, weil es sowieso keinen Sinn mehr macht und das ganze doch eine Comicverfilmung ist! Die muss keinen Sinn ergeben!
Am anderen Ende des Rohrs ist – wie wir nach einem herzhaften „GUTN TAG!“ feststellen dürfen – ein gewisser Mr. Long, der eine Botschaft von Sand Saref zu übermitteln hat. Octopus brüllt dabei praktischerweise quer über den gesamten Greenscreen wann und wo das Treffen und der Austausch mit Sand stattfinden soll, bevor er zu seinem Monolog über whatever und seine Gehilfin zum Posieren vor einem raumfüllenden Hitlerbild zurückkehrt.
Selbst dem Spirit reicht es irgendwann und er gibt zu bedenken, dass nicht nur dem Publikum die Füße einschlafen, sondern er auch ganz gerne auf den sprichwörtlichen Punkt kommen würde. Also erbarmt sich Octopus und erinnert den Spirit an dessen Tod, von dem wir als Publikum nun, zur 62sten Minute, dankenswerterweise auch einmal erfahren. Es scheint also, als sei unser Held im Dienste als Polizist erschossen worden und als kalter Körper in die klammen Finger des Doctor Octopus [äh … – Gregor] geraten, der schon eine Verwendung für die tote Leiche unseres strammen Jünglings im Sinn hatte. Ihn nämlich mit seinem weißen Lebenselixier zu füllen, als wär er ein Neuling im Badmovies.de-Board.
Auf der Suche nach Unsterblichkeit war der arme Spirit also nichts als ein Versuchskaninchen (das ganz nebenbei zurück ins Leben geholt und fast unzerstörbar gemacht wurde, kein schlechter trade-off, würde ich sagen).

In einer Rückblende entsteigt unser Held also, aufgespritzt mit dem Octopussaft, dem Grab, ohne so recht zu wissen warum, wieso und wohin. Also besucht er erst einmal Commissioner Dolan und gemeinsam beschließen die beiden, dass er es doch einfach mal als Superheld versuchen soll, wenn er aufgrund akuter Totness schon keinen ehrlichen, erfüllenden Job in der Leergutannahme bekommen kann.

Octopus erwähnt noch, wie sehr ihn pralle braune Eier anpissen – man kennt das ja – und enthüllt schließlich, dass sein Elixier noch keine wirkliche Unsterblichkeit bietet. Dazu brauche er erst noch die mystische Vase aus der Sandbox. Der Spirit verlangt mehr zu wissen und Octopus wäre kein wirklicher Bösewicht, wenn er da nicht delivern würde, also folgt ein ausufernder Aufsatz über das Blut von Herakles und wie es ihm die DNA eines Halbgotts in die Gene fotzen wird, wenn er es endlich in die Finger bekommt und trinkt.
Wie es scheint, einfach um zu beweisen, wie böse unsere Bösewichte sind, kommen die beiden aus heiterem Himmel auf die Idee, einen Eimer voll Tornhill-Fanservice (Insider wissen, was gemeint ist) in den Raum zu kippen und ein Katzenbaby zu schmelzen, indem sie ihm ein Schälchen voll Serum auf der falschen Temperatur verfüttern.
Ja, es macht keinen Sinn whatsoever.
Wenigstens beschließt der Spirit JETZT, als der Octopus auch diese Grenze überschreitet, diesen umzulegen. Die ganze Stadt mit Drogen zu versorgen, die Kinder in zahnlose alte Männer verwandeln, war offenbar nicht böse genug. [Komm schon! Die Sau hat Kätzchen geschmolzen! – Gregor.] Weiter im Text und auf zur Vernichtung des Spirits, denn Octopus ist sich nicht zu schade, unseren Helden in so viele kleine Stücke zerhacken zu lassen, dass er sich nicht mehr zusammensetzen und daher auch nicht regenerieren könnte, wie uns Silken Floss freundlichst erklärt.
Zu diesem Zweck ruft er seine Bauchtänzerin zurück auf die Bühne, die schon mit ihrem riesigen Säbel ausholt um sich des Spirits Zehen zu schneiden, aber es reicht eine gehauchte, französische Line von unserem Helden, um sie vom Gegenteil zu überzeugen. Anstatt ihn zu verhackstücken tut Plaster lieber ebenjenes mit Spirits Fesseln und man macht sich gemeinsam mit ihm auf die Flucht. Gutes Personal ist schwer zu finden.
Kaum sind die beiden entkommen, rammt sie ihm jedoch ihren Säbel durch den Leib und hüpft barfuß aber fröhlich durch den Schnee davon. Der geneigte Zuschauer gibt sich verwundert.
Wieder ein Auftritt des Glitzergirlies, als Spirit vom Pier kippt und zu ertrinken droht, aber er entscheidet sich – ganz Held – gegen die Verlockungen des Todes, als ihm einfällt, dass er zuhause einen Topf Gulasch auf dem Herd vergessen hat.

Also kein Happy End, wir müssen weiter leiden. Stattdessen geht‘s zurück ins Krankenhaus zur betitteten Dolan, aber nicht für lang, da er gleich von OP-Tisch aufspringt und sich in Richtung des Treffens zwischen Sand Saref und dem Octopus aufmacht, zu dem sich besagte Dame selbsthändisch mit einem Flugzeug einfliegt. Obwohl sie sich bereits in der Stadt befindet.

Bei dem Aufeinandertreffen von Sand und Silken Floss, jeweils inklusive eigenem Henchman, konstruiert Miller uns den unmotiviertesten Maxican Standoff der Filmgeschichte, während Scarlet erklärt, dass sie sich eigentlich nur zum Spaß mit dem Octopus abgibt. Nicht so vollkommen glaubhaft, wenn man in Betracht zieht, dass sie eigentlich den ganzen Film über nichts tut, außer die Augen zu verdrehen und entnervt zu schnaufen.
Wie dem auch sei, die Übergabe geht gehörig daneben, als der Octopus im Pimp-Outfit auftaucht und – als wäre das nicht genug um jede Party zu sprengen – auch noch den Schießbefehl erteilt.
Er weiß allerdings nicht um den Spirit, der zusammen mit der ganzen Polizeimacht der Stadt (wären die einfach mal zum ersten aufeinandertreffen von Sand und Octi gefahren, dann hätte uns das viel Kopfschmerzen erspart) im Gebüsch sitzt und auf das Passende Stichwort wartet.
Silken Floss macht sich im allseits aus- und erbrechendem Chaos davon, während Sand sich auf die Truhe mit ihrem Schatz stürzt und Spirit und Octopus sich wieder ins Liebesspiel vertiefen. Spirit gibt sich reichlich unbeeindruckt davon, dass Octi Waffe um Waffe auf ihn entleert, wird aber mit der letzten Ladung doch noch umgepustet und darf mit zeitlupiger Trauermusik umkippen und reglos liegen bleiben. Schockschwerenot, der ist doch nicht tot?

Wahrscheinlich war als geheimes Signal etwas abgemacht wie „ihr stürmt los, sobald er mich in faustgroße Stücke geschossen hat!“, denn der Commissioner bringt plötzlich Bewegung in seine Truppe und lässt die Kampfhubschrauber anrücken. Ein glück, dass er so lange gewartet hat. Der Film könnte sonst ja auch ein paar Minuten früher aus sein! Und das will doch niemand!
Octopus packt seine Geheimwaffen aus, die aussehen, als hätte jemand alle greifbaren Waffen-Requisiten genommen und ohne Sinn und Verstand für Funktionalität zusammengetesat. Hm … man könnte ja mal … Ich meine, vielleicht hört man was auf dem Audiokommentar dazu?
Ah! Ja, hier haben wir‘s: Miller erklärt voller stolz, dass er dem Propguy einfach auftrug, alle Waffen, die sich vorrätig finden, anzukarren. Die hat er dann mit Draht und Klebeband zwei Minuten vor Drehbeginn zusammengekleistert und dem sicherlich hocherfreuten Sam Jackson in die Hand gedrückt! Ich bin … begeistert?

Wie auch immer, Millers Superwaffen können dem Octopus auch nicht mehr helfen. Seine Henchmen werden zu einem Haufen Hackepeter zusammengeschossen und ihm selbst fotzt Morgenstern per Granatwerfer den Arm weg. In all dem Chaos vergessen die allerdings, ihn festzunehmen, und kümmern sich lieber um … andere Sachen? So geben sie ihm jedenfalls Zeit, die Vase mit dem kostbaren griechischen Lebenssaft zu grapschen und zum Schluck anzusetzen, aber Sand und der Spirit (gasp, er lebt!) gehen dazwischen. Sie zertrümmert per Handtaschenflak die Vase (ach, kommt da auch mal jemand drauf?) und er stopft seinem langjährigen Prügelfreund eine Handgranate in die Hose, zwecks gemeinsamen Dahinscheidens durch Detonation. Daraus wird allerdings nichts, als sich Sand mit dem Goldenen Vlies, das sich anscheinend in der anderen Truhe befand, auf den Spirit wirft. So sprengt es also Octopus alleine in Stücke und alle sind glücklich und wir können endlich nach Hause gehen!

Oder?

Ja, tatächlich, es folgen nur noch Formalitäten. Spirit gibt Sand den Anhänger zurück, sie sieht unter seine Maske und guckt reichlich erstaunt (wahrscheinlich, weil er ohne haargenau so aussieht, wie mit), dann wird herumgeknutscht. Die beiden Dolans, die das ganze mal wieder aus der Ferne betrachten dürfen, sind nicht sonderlich erfreut darüber, aber, hah, so ist er halt, der süße Schelm! Was will man tun!

Dann heißt es Abschied nehmen und schlussendlich noch einen Monolog in die Kamera klatschen, aber nicht bevor Silken Floss ein Fingerchen ihres zerflossenen Bosses aufgesammelt hat, zwecks Sequel das hoffentlich niemals kommen wird.

Abspann! Es ist vollbracht!

Oh je. Oh je, oh je. Man merkt es vielleicht schon, mir fehlen etwas die Worte angesichts des Irrsinns, der dem Streifen aus jeder Pore quillt. Es ist wirklich schwer so ein völlig unzusammenhängendes Stück Digitalzelluloid angemessen wiederzugeben.
Dabei glaube ich auch nicht, dass eine umfassendere Kenntnis der Comicvorlagen (von denen ich bis zu den ersten Anzeichen der Verfilmung nichts gehört und die ich bis heute nicht einmal schnupperweise gelesen habe [du gottverdammter Kulturbanause – Gregor]) sehr erhellend wirken würde. Zwar wüsste man eventuell etwas mit den Charakteren, die einem hier ohne Einführung um die Ohren geklatscht werden, anzufangen wissen, aber das würde dem Film an und für sich ja noch kein Stück weiterhelfen.

Das Script kann nicht aus viel mehr als ein paar hingekrakelten Notizen und wüsten Zeichnungen seitens Miller bestanden haben.
Es dauert – entgegen der Aussage unserer Freunde vom Audiokommentar – deutlich länger als bis zur 15-Minuten-Marke, bis sich irgendetwas abzeichnet, was sich als halbwegs geordneter Plot bezeichnen lässt. Die Charakterzeichnung ist godawful; dazu sei exemplarisch der Octopus genannt, über den wir (bis auf eine diffuse Origin-Story, die sich mit „der hat sich halt Unsterblichkeitszeug gespritzt“ adäquat zusammenfassen lässt) sprichwörtlich nichts erfahren: Warum nennt er sich den Octopus? Warum die bescheuerten Kostüme? Warum seine Eiermanie? Warum?
Um andere Charaktere steht es nicht viel besser: Silken Floss bekommt nur ein halbherziges „Ich mach‘ das hier zum Spaß“ als Motivation an die Backe getackert, was so gar nicht zu ihrer Schlussszene passen will, in der sie den Finger des Octopus‘ aufsammelt um „from scratch“ zu starten.
Den Vogel schießt aber Plaster de Paris, die bauchtanzende Schwertkämpferin, ab, die, wenn es hoch kommt (und das kommt‘s mir beim Gedanken daran), vielleicht fünf Minuten Screentime hat. In diesem doch recht spärlichen Zeitfenster schafft sie es vom Handlanger des Bösewichts zum Sidekick des Helden und schließlich zur eigenständigen Villainess zu werden. Ohne dass der Film irgendeine Erklärung dafür bereithalten würde. Nichts! Keine! Außer die verflucht schwachbrüstige Tatsache, dass jede Frau unserem Helden zu Füßen liegt sobald er um die nächste Ecke biegt, was schon einen weiteren Clusterfuck in sich darstellt.
Ist das eine seiner Superfähigkeiten? Hat der Octopus mit seinem Unsterblichkeitsserum auch ein Instant-Prince-Charming-Mutagen zusammengemischt? Warum übt er dann selbst nicht so eine Wirkung auf die Frauenwelt aus, die ihm erlauben würde, eine wolfensteineske Armee aus Catsuit-tragenden Elitekämpferinnen zu unterhalten? Stattdessen muss er sich mit einer Horde adipöser Clone herumschlagen, die weniger Grips im Schädel mit sich herumtragen als die sprichwörtlichen drei Meter Feldweg.
Damit nähern wir uns auch langsam dem grässlichsten Aspekt an: All das wäre bisher ja zu ertragen gewesen. Mit einem Schulterzucken als weird hinzunehmen. Sogar die Tatsache, dass die physikalischen und logistischen Unmöglichkeiten, die sich hier aneinanderreihen und einfach nicht mehr mit „Comic-Logik“ erklärt werden können, wären beim richtigen Unterhaltungswert hinzunehmen. Andere machen das ja ganz ähnlich und liefern trotzdem guckbare Filme ab, die ihre Vorzüge halt nicht im Drehbuch haben. (I‘m lookin‘ at YOU, Michael Bay!)
Ich komme damit klar, wenn der Octopus beständig gigantische Waffen aus der Luft zaubert oder die Polizei plötzlich Kampfhubschrauber und schwere Artillerie zur Verfügung hat. Sicher, das alles verhindert zwar, dass The Spirit zu einem guten Film wird – oder auch nur zu einem, den man sich vielleicht mehrmals ansehen will, wenn gar nichts anderes zu tun ist – aber was ihn zu einem (und hier bediene ich mich frei bei Villon) stinkenden Topf Affenpiss, zu einem Eimer Urin rossiger Eselsstuten, zu einer wahren Latrinenflut macht, ist der unsägliche, unerträgliche, menschenunwürdige Humor. Fuck this, dazu braucht‘s ‘nen eigenen Absatz.

Nehmen wir direkt das Offensichtlichste und Penetranteste: Die Henchmen. Wer auch immer auf die Idee gekommen ist, dass eine Horde strohdummer, annähernd-unsterblicher Fettsäcke auch nur das geringste Potenzial für Humor innehat, sollte zu zwanzig Jahren ‚Golden Girls’ verurteilt werden. Man möchte nur noch im Boden versinken, sobald eine dieser Abominations die Bühne betritt. Nein, eigentlich möchte man durch den Bildschirm steigen und den Verantwortlichen die große Portion Arschgewalt zukommen lassen, die sie verdienen.
Es hilft auch nicht, dass der Film verzweifelt versucht, die Unerträglichkeit der Henchmen aufzugreifen und ironisch zu brechen. Tatsächlich hat es, wenn Silken Floss mal wieder die Augen verdreht und betont, wie sehr sie die Viecher doch hasst, eher etwas von der fast schon sprichwörtlichen Amateurfilmertruppe, die lieber betont wie scheiße – und daher doch so lustig! – ihr Film ist, anstatt die verschwendete Energie dahingehend zu verwenden, den Film ansehbarer zu machen.
Aber nicht genug mit den Henchmen. In fast jeder Szene – vor allem wenn die Handlung etwas körperbetonter wird – werden uns vollkommen unmotivierte und zusammenhangslose Slapstickeinlagen vorgesetzt. Ob der Octopus nun mit einem Riesenschraubenschlüssel auf den Spirit losgeht oder diesem ein Klo überstülpt, oder der Spirit bei seiner dramatischen Rettungsaktion von der Hausfassade ganz nebenbei seine Hose verliert – es ist einfach unerträglich.
Vor allem im Kontrast zur überzogenen Dramatik fällt der Humor unangenehm auf. Mit seinen Monologen könnte Miller jedem noch so schäbigen Detektiv-Groschenroman die Schamesröte auf die Titelseite treiben. Dazu später mehr, hier sei das nur erwähnt, um auf einen weiteren Kritikpunkt zu kommen: Das vollkommen uneinheitliche ,Look and Feel‘ des Streifens. Fast schon im Sekundentakt wechseln sich cheezige Dramatik und Slapstickhumor ab, aber damit nicht genug: Beispielsweise die fast schon gottgleiche Verehrung des Spirits durch die Bürger während eines Stadtrundgangs einerseits und andererseits die Szene, in der er hosenlos von der Fassade eines Hochhauses baumelt und mit Schmährufen zum Springen aufgefordert wird. Es gibt keinen Zusammenhang und keinen Grund für diese Wandlung in der Haltung gegenüber dem Spirit. Nicht den geringsten, nicht einmal einen kleinen Anhaltspunkt. Es wird uns einfach vorgesetzt, wie ein Trog voll Pferderotz.

Ob die Charakterzeichnung – wenn man es so nennen will – der Frauen, mit denen der Spirit Kontakte unterhält, der Comicvorlage geschuldet ist, kann ich, wie schon zuvor angedeutet, nicht beurteilen. Genau so wenig kann ich irgendeine fundierte Aussage über die Herkunft oder die Natur der hypnotischen Wirkung, die unser kleiner Schwerenöter auf Frauen zu haben scheint, treffen, weil einem der Film dazu einfach kein Arbeitsmaterial liefert. So bleibt nur zu sagen, dass die meisten weiblichen Gestalten, denen gnädigerweise erlaubt wird, über den Bildschirm zu flimmern, eigentlich keinen weiteren Zweck erfüllen, außer dem Spirit willenlos zu verfallen. Selbst Sand Saref, die es einmal fertigbrachte, ihn zu verlassen und durchgehend als selbstbewusste und kühl-berechnende Figur dargestellt wird, verfällt ihm am Ende wieder willenlos und muss sich zur endlosen Reihe der Schmachtenden gesellen, da er einzig und allein seine Stadt lieben kann.
Einzige Ausnahme ist hier Silken Floss, die jedoch auch durchgehend als asexuell – wenn auch begehrenswert – dargestellt wird.

Soviel zum Drehbuch. Aber auch technisch ist der Streifen ein beherzter Griff ins Klo. Es vergeht keine Sekunde, in der man ihm nicht ansehen würde, dass er komplett vor der Greenbox gedreht wurde. Die Hintergründe sehen nicht bloß künstlich oder comichaft aus, sondern vermitteln durchgehend den Eindruck, dass man sich in der Zwischensequenz eines deutlich veralteten Videospiels befindet. Selbst die letzten Teile der ‚Need for Speed’-Reihe, in denen echte Darsteller die leidlich vorhandene Story vor gerenderten Hintergründen voranzutreiben versuchten, erreichten da dieses Niveau. Die Schwarz/Weiss-Optik erfüllt – in ‚Sin City’ noch recht geschickt als stilistisches und sogar als Storytelling-Device angewandt – hier nicht den geringsten Zweck. Alles wird zu einer braun-grauen Suppe mit willkürlich gesetzten Farbtupferln, aus der vielleicht ein oder zwei Einstellungen (um die anscheinend der ganze Film herumgestrickt wurde) als ganz hübsch herausstechen. Bezeichnend unter diesem Gesichtspunkt ist, dass, obwohl in den Monologen des Spirits die Stadt immer wieder als lebendes, komplexes, organisches Ding beschworen wird, jedes Großstadtfeeling komplett ausbleibt. Die Filmwelt wirkt einfach vollkommen leer und steril.
Die Actionsequenzen sind zwar übersichtlich gehalten, interessieren den Zuschauer aber nicht die Bohne, da nie Dynamik oder ein Gefühl tatsächlicher Bedrohung aufkommt. Alles versinkt in digital glattgebürsteter Beliebigkeit.

Die schauspielerischen Leistungen reichen von körperliche-Schmerzen-verursachend bis f‘in awesome, wobei es im unteren Segment doch sehr eng wird. Den Bodensatz bildet dabei Louis Lombardi in der Rolle der Henchmen (über die ja bereits genug gesagt wurde, nur soviel noch: er spielt sie mit angemessen grauenhafter Hingabe und Unfähigkeit), begleitet von Spirit-Mime Gabriel Macht, der seine Monologe stets direkt in die Kamera overacted und sich auch ansonsten allem Anschein nach recht verloren vorkommt. Viele seiner Schandtaten werden natürlich unmittelbar Millers Regieanweisungen geschuldet sein, aber wo kommen wir denn hin, wenn wir ihn hier mit einem „Ich hab nur Befehle ausgeführt“ zum Freispruch kommen lassen.
Eva Mendes und Samuel L. Jackson laufen komplett auf Alkohol- und Koks-betriebenem Autopilot, wobei es letzterer doch schafft, seiner vollkommen grotesk zusammengeschriebenen Figur einen gewissen, fast schon bedrohlichen Nachdruck zu verleihen. Dazu bedient er sich seines gesamten Overacting-Schatzes und chargiert grade in der SS-Uniform doch recht memorabel und eindrücklich. Das ist nicht schön, aber bleibt als nicht in Worte zu fassender Irrsinn doch im Kopf. Frau Mendes hat als Sand Saref indes offenbar als einzige Regieanweisung „guck halt, dasste hübsch aussiehst“ erhalten und setzt das – je nach Geschmack – den Umständen entsprechend um.
Die beiden Dolans sind recht forgettable. Sarah Paulson gibt sich redlich Mühe, das hilflos unter den Umtrieben des Spirits leidende Liebchen zu geben und dabei bloß nicht im Gedächtnis zu bleiben. „Vielleicht bringt mich ja keiner mit dem Streifen in Verbindung, wenn ich mich nur ganz klein mache“, oder etwas in der Art wird sie sich wohl gedacht haben. Dan Lauria als Commissioner zeigt hingegen anschaulich, wie Overacting auch daneben gehen kann, und sorgt für reichlich Fremdschämen, ganz ähnlich Stana Katic als Rookie Morgenstern, die so aufdreht, dass man fast schon böswillige Sabotageabsichten unterstellen muss.
Richtig Spaß macht es hingegen Scarlett Jonhansson zuzusehen. Inwieweit ihr durchgehend angepisster Gesichtsausdruck und ihre beständige Genervtheit nun auf die Rolle, oder einfach nur auf das Bewusstsein, wo sie da reingeraten ist, zurückgeht, lässt sich nicht so eindeutig auseinanderklamüsern. Aber so oder so bringt sie die hasserfüllte Sidekickin des Octopus mit einer stoisch gelangweilten Inbrunst (ja, das macht wenig Sinn, ich weiß) auf den Schirm, dass sie jede Szene, in der sie auch nur im Hintergrund herumstreunt, an sich reißt. Darüber hinaus sind ihre absurden Kostüme durch die Bank sehenswert.

Eine weitere, besonders auffällige Angewohnheit Millers ist es, seine Chargen direkt in die Kamera – und mit dem Kopf voran durch die Fourth Wall – agieren zu lassen. Beständig macht es den Eindruck, als würde sich jemand ohne erkenntlichen Grund ans Publikum wenden. Während ohnehin etwas wie das Entstehen eines einheitlichen Bildes durch das unebene Pacing und die abgründigen Humoreinlagen unmöglich gemacht wird, sollte man doch wenigstens darauf verzichten, seine Darsteller andauernd aus der Geschichte auszubrechen zu lassen, um dem Zuschauer einen vom Pferd zu erzählen.

Gesichtet wurde die deutsche DVD von Sony Pictures, die sich qualitativ unauffällig im Mittelfeld der regulären Major-Lable-Veröffentlichungen bewegt. Neben dem deutschen Ton in DD5.1 haben wir den Englischen Originalton (ebenfalls DD5.1) und einen hirnschmelzenden Audiokommentar mit Regisseur Frank Miller und Produzentin Deborah Del Prete (DD2.0), der sich wahlweise mit deutschen Untertiteln bestücken lässt. Mit deutschen, englischen und türkischen Untertitelspuren sind alle potenziellen Zielgruppen abgedeckt und angemessen versorgt. Als Extras haben wir neben den üblichen Trailern ein Interview mit Miller und ein Making Of, sowie ein alternatives Ende in Form von Storyboards. Alles nicht sonderlich interessant (jedenfalls nicht mehr, nachdem man schon den Film durchleiden musste), aber wenigstens hat man sich die Mühe gemacht, einige Extras zusammenzukratzen.

Fazit: Eine Unglaublichkeit vor dem Herrn. Man kann wirklich nicht fassen, dass es das, was man hier vorgesetzt bekommt, durch irgendeine form der Qualitätsprüfung geschafft hat. Es reicht immerhin bei einer „größeren“ Produktion wie dieser hier nicht, wenn ein Mensch allein den Irrsinn für eine gute Idee hält. Da sind hunderte von Leuten, die ihr Geld mit Filmen verdienen, beschäftigt. Wie, frage ich mich, kann es da sein, dass so ein Clusterfuck es auf DVD, geschweige denn in die Kinos schafft? [Tu mal nicht so entsetzt, du hast wohl noch nie „Episode I“ gesehen – Gregor.]
Wie dem auch sei, während die professionellen Qualitäten des Streifens sich alle Mühe geben, sich gut zu verstecken oder schlicht nicht vorhanden zu sein, gibt er doch perfektes Anschauungsmaterial in passender Gesellschaft (in diesem fall drei Kästen Bier) ab. Was bei der Erstsichtung allerdings noch dazu führt, dass man die Hände zum Himmel reckt, auf die Knie fällt und fassungslos nichts mehr außer „WAS? NEIN! OOORH! DAS GIBTS DOCH NICHT!“ rausbringt, geht einem beim zweiten und dritten (nüchternen) Durchnudeln des Silberlings zunehmend auf die Nerven. Vor allem auf die Henchmenpossie des Octopus wird man spätestens nach 1 1/2 Durchgängen einen Hass aufgebaut haben, der genug Nahrung für vier Magengeschwüre bietet.
Ein epischer Totalschaden, der Prototyp des filmischen Trainwrecks (wenn man innerhalb des professionellen Sektors bleibt und Taubert und Co. außen vor lässt).

© 2010 urizien


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 9


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