The Skydivers

 
  • Original-Titel: The Skydivers
  • Alternative Titel: Fiend from Half Moon Bay | Panic at Half Moon Bay |
  • Regie: Coleman Francis
  • Land: USA
  • Jahr: 1963
  • Darsteller:

    Harry Rowe (Anthony Cardoza)
    Beth Rowe (Kevin Casey)
    Joe Moss (Eric Tomlin)
    Suzy Belmont (Marcia Knight)
    Frankie Bonner (Titus Moede)
    Bobby (Bob Carrano)
    Red (Michael Rae)
    Bernie (Jerry Mann)
    Jim, der Fotograf (Keith Walton)
    als er selbst (Jimmy Bryant)


Vorwort

Wir sind ja schon wieder mal bei einem Mini-Jubiläum angekommen, das satte dreihundertfuffzichste Review steht an. Okay, ist nicht gerade “500” oder “950” (kleiner subtiler Seitenhieb auf meine alte Heimat Nürnberg, deren Stadtväter sich nicht entblödeten, das 950. Stadtjubiläum mit großem Mediengedöns zu feiern, damit’s erstens in ihrer Amtszeit und zweitens im Jahr 2000 die allgemeinen Feierlichkeiten gab), aber es ist immerhin ‘ne halbwegs runde Nummer und verdient daher, wie üblich zu solchen Anlässen, nicht den nächsten x-beliebigen DTV-Klopper mit Gary Daniels (und noch nicht mal den nächsten Pseudofilm von Joseph Lai), sondern was aus der Kiste “wuhaa, das waren noch Zeiten”. Der ursprünglich vorgesehene Kandidat Rat Pfink a Boo Boo musste leider aufgrund Player-Medium-Unverträglichkeit vertragt werden, auf Ed Wood (von dem ich auch noch ein bissl was in der Hinterhand habe) hatte ich nicht die ganz große Lust, da fiel mir der gute alte Genosse Coleman Francis wieder ein. Während die eine Hälfte der Leserschaft sich jetzt kollektiv die Stirn kratzen wird und überlegt, wer zum Mörderhenker jetzt wieder Coleman Francis sein soll, erinnert sich an die andere Hälfte an ein Asbach-Uralt-Review von Yours Truly zu dessen achtundfünfzigminütiger Zelluloidschändung THE_BEAST_OF_YUCCA_FLATS mit Tor Johnson. Unbegreiflicherweise gelang es Meister Francis, in Kollaboration mit dem alten Ed-Wood-Spezl Tony Cardoza noch weitere cineastische Mordanschläge auf das geneigte Publikum zu verüben und The Skydivers ist einer davon (es gibt immerhin noch einen dritten mit Red Zone Cuba, hinter dem ich her bin wie der Leibhaftige hinter der lieben Seele).

Coleman Francis und sein Triumvirat des filmischen Genius gehören, wen wundert’s, zu den Lieblingsopfern der kultigen und ebenso kultisch verehrten Kultserie (Redundanz? Was ist das?) Mystery Science Theatre 3000 und da ich dank Hausrocker Dewi momentan leihweise auf einem ganzen Stapel MST3K-Episoden sitze (ist zwar nicht immer bequem, aber irgendwas ist immer), konnte ich mir The Skydivers heute zu Gemüte führen und, um einmal aufzuzeigen, welch unvorstellbare Opfern ich im Dienste der Allgemeinheit zu bringen bereit bin, ich habe mir nicht die MST3K-Fassung angesehen, sondern (die auf den Original-DVDs aus dem Hause Rhino meist mitgelieferte) “ungeschnittene” Originalfassung des Films (hat natürlich auch damit zu tun, dass ich erstens den MST3K-Boys nicht alle Gags klauen möchte, sondern nur die offensichtlichen, die sogar mir einfallen, und zweitens, lenkt die nonstop-Sprücheklopferei von Mike und den Bots auch ein wenig ab).

Augen zu und durch (und bei Coleman Francis ist das auch so ziemlich die sicherste Methode, wobei zusätzlich “Ohren zu” auch nicht verkehrt ist) heißt also die Devise.


Inhalt

Du weißt, dass der Filmemacher nicht das allergrößte Vertrauen in sein Werk hat, wenn er sich genötigt sieht, den Vorspann über eine Highlight-Reel of things to come zu legen (im Falle Coleman Francis ist das sicherlich auch gerechtfertigt) – kurios wird’s vor allem dann, wenn einem die Soundtrack-Spur einen symphonischen BA-DA-DUMM-Score um die Ohren schlägt (selbstverständlich nur recycelte Tonware), während die begleitenden Bilder ein paar Jugendliche zeigen, die sich rock’n’roll-mäßig den Wolf tanzen.

Der Film proper startet dann mit der Etablierung der Tatsache, dass wir es mit einem Film um Fallschirmspringer zu tun haben (wären wir anhand des Titels NIE draufgekommen), bzw. um die Betreiber einer Sprungschule (ah, ich hätte ahnen sollen, dass Terminal Velocity ein Remake war). Die Coleman-Francis’sche Vorstellung einer Sexbombe fährt vor und begehrt von Beth, deren Mechaniker-Overall alles verbirgt, was möglicherweise an der Dame interessant sein könnte (aber ich bin dafür eher dankbar), Auskunft, wo sich denn ein gewisser Frankie, der offensichtlich hier arbeiten soll, rumtreibt. Nirgends, knurrt Beth sexy hexy an, denn sie habe den gerade eben wegen Trunkenheit am Arbeitsplatz gefeuert. Sexymaus zeigt uns ihre Kehrseite und ihren famosen, eh, Hüftschwung, setzt sich in ihr Cabrio und düst wieder ab. Indes taucht Harry auf, Beths Ehemann und mit ihr zusammen Besitzer der Sprunschule, und tut nicht wirklich etwas.

Beth beweist, dass “Frau am Steuer – nicht geheuer” durchaus auch auf das Pilotieren von Sportflugzeugen zutrifft und scheucht eine Cessna o.ä. (tut mir leid, die Tage, an denen ich jeden Flugzeugtyp an der Silhouette identifizieren konnte, sind vorbei, da war ich ungefähr zwölf) mit wilden Hoppelbewegungen über den Acker, äh, die Runway ihres kleinen Airfields. Harry eilt seinem geliebten Besen zu Fuß (!) zu Hilfe und zerrt sie aus der bockenden Maschine (das wäre sicherlich aufregender, würden wir nicht bei Nahaufnahmen Beths und bei der “dramatischen Szene”, in der Harry sie aus dem Flugzeug “rettet”, klar und deutlich bemerken, dass der Vogel STEHT und allenfalls von ein paar off-screen stehenden Hanseln ein wenig geschüttelt wird). Beth schiebt ihre Probleme nicht auf die Tatsache, dass sie ihren Pilotenschein im Müsli gefunden hat, sondern auf Frankie, der die Maschine gewartet haben will.

Da taucht Pete (Typ Neandertaler) auf und möchte unbedingt seinen ersten “free fall” absolvieren, im Gegensatz zu den “static jumps”, die er bisher absolviert hat (mitlesende Fallschirmspringer mögen mich bitte davon unterrichten, was der Unterschied ist. Bis mir das Gegenteil bewiesen wurde, gehe ich mal davon aus, dass “static jumps” Trockentraining darstellen). Harry ist zwar der Ansicht, Pete sei dafür noch nicht bereit, lässt sich aber breitschlagen und pilotiert den Sprungwilligen auf geeignete Höhe (nicht ohne vorher seinem Weib versichert zu haben, dass sie “jeden Tag hübscher” werde. Dann möchte ich sie nicht einen Tag vorher gesehen haben… oder ein Jahr, ugh!). Pete springt ab freut sich am Schirm hängend wie ein Schneekönig über da Erlebnis und landet sicher (während die Musik uns versichern möchte, dass wir einer ungeheuer dramatischen Sequenz beiwohnen. Okay, vielleicht war ein Fallschirmsprung 1963 wirklich noch was spektakulär-sensationelles… es wäre vielleicht auch eindrucksvoller, wenn die Close-uns des bzw. der Springer/s nicht so offensichtlich Studio-Aufnahmen wären).

Speaking of music, die gibt sich wirklich alle Mühe, so unpassend wie möglich zu sein, auch bei der sich anschließenden Sequenz am Strand – unsere Sexbombe von vorhin tollt mit… Harry im Boot durchs Wasser, was beiden scheinbar wirklich Spaß und Frohsinn bringt. Miss Sexy, sie heißt übrigens Suzy, damit wir das auch mal klären, möchte sich gern mit Harry für den nächsten Tag verabreden, aber der windet sich, worauf Suzy enttäuscht das Weite sucht.

Nachdem wir bewundert haben, wie in den USA anno 1963 Briefpost ausgetragen wurde (nämlich von irgendeinem vermutlich schlecht bezahlten Statisten oder Mitglied des Francis-Familienclan in seinem eigenen Auto mit dem Köter auf’m Schoß), schalten wir um in die Wohnstube von Beth und Harry, wo erstere mit dem liebevoll gekochten Abendessen auf ihren Göttergatten wartet. Der kommt von seinen Beach Games mit Suzy zurück und liest erst mal seine Post. Sein alter Armeekumpel Joe hat ihm geschrieben, sülzt (wie uns Harry freundlicherweise vorliest) von der alten Freundschaft und blablaba und bietet sich als Mechaniker auf, falls Harry und Beth mal einen benötigen sollten. Beth fällt ein, das sie Frankie gerade gekantet hat und demzufolge eine Mechanikerstelle vakant wäre. Da Harry aber erheblich weniger enthusiastisch reagiert, als das gemeinhin der Fall wäre, wenn die Ehefrau dem Ehemann vorschlägt, dessen bester Kumpel solle doch in die gemeinsame Firma mit einsteigen, nimmt Beth dies zum Anlass, eine grundlegende Ehediskussion zu führen und kommt aufgrund der Tatsache, dass “irgendetwas zwischen uns steht”, messerscharf darauf, dass Harry eine Affäre mit Suzy am Start hat (cleveres Mädel). Da Harry, doof wie er als Sackträger nun mal ist, anstatt eines deutlichen Dementis nur bedeutungsvoll und tiefgründig blickend vor sich hin schweigt, kann sich Beth an den Haaren ihrer scheußlichen Perücke abzählen, dass sie absolut und totalemente ins Schwarze getroffen hat (da hat die Frau mal recht und dann passt es auch wieder nicht).

Während dieser dramatischen Geschehnisse ist ein Kerl, den wir bislang noch nicht kennen, mit seinem Motorrad aufs Airfield vorgedrungen und scheint dort sinnlos herumzulaufen. Harry fällt dies auf und in Sorge um seine kostbaren Flugzeuge (oder auch nur, weil’s ‘ne günstige Ausrede ist, dem gestrengen Blick seiner Frau Gemahlin und weiteren peinlichen Fragen zu entkommen), macht er sich auf, den Eindringling zu stellen und auf dem Niveau einer Schulhofprügelei unter Erstklässlern zu verkloppen. Der Übeltäter ist niemand anderes als Frankie, der uns zwar nicht verrät, was er eigentlich hier wollte, aber, schon mal am Kragen gepackt, sich heftigst darüber beschwert, dass Harry mit Suzy SEIN Mädchen an der Angel habe. “Suzy gehört niemandem,” ortet sich Harry als früher Vertreter der Emanzipationsbefürworter und Frauenversteher-Fraktion, bietet aber trotzdem einen Deal an: Sofern Frankie in Zukunft davon absehe, Harrys Flugzeuge zu belästigen, lässt er selbst Suzy von der Angel (tja, so wird das unter Männern geregelt. Dem ihnen sin Girl ist dem andern sin Aeroplan). Sollte Frankie diesem vorteilhaften Arrangement nicht zustimmen wollen, stellt Harry ihm in Aussicht, diverse Knochen zu brechen. So motiviert stimmt Frankie der Abmachung zu und motorradelt von hinnen.

Nach weiteren Fallschirmsprungszenen (es wäre schön, wenn die Darsteller in den Nahaufnahmen wenigstens so täten, als würden sie an einem Schirm hängen) unterhalten sich im (Ed-Wood-mäßig gelösten Set) Hangar Beth und Springer Bernie über ihre Motivation. “Wenn ich nicht springen könnte, würde ich durchdrehen”, gibt Bernie zu Protokoll, “wenn ich springe, verschwinden all meine Sorgen!” (Wären Drogen nicht billiger?). Beth hingegen glaubt, dass man als Springer versuche, sich selbst zu beweisen, keine Angst zu haben. Highly philosophical stuff, I suppose.

Zum nächsten Sprung von Bernie und zwei anderen Skydivern haben sich ein paar Schaulustige eingefunden (scheint also tatsächlich quite a big deal gewesen zu sein, damals, die Springerei), u.a. ein Kerl mit einer Wandergitarre (der Reviewer sieht’s mit schreckgeweiteten Augen, erinnert sich daran, dass der Vorspann zwei “original songs” androht und richtet Stoßgebete an sämtliche sich betroffen fühlende Gottheiten… bitte, bitte, nicht SINGEN!) und ein Fotograf, der von anderen Anwesenden für einen Pressevertreter gehalten wird, aber das streitet er ab. “Wozu machen sie dann Fotos?” neugiert irgendjemand. “Damit ich sie mir ansehen kann”, verdient Foto-Typ zehn Punkte auf der “Dumme-Antworten-auf-dumme-Fragen”-Skala. Überdies ist der Knabe auch noch ein absoluter Vollidiot, weil er im Bemühen, noch ein paar schöne Bilder zu knipsen, beinahe mehrfach von der startenden Maschine überfahren oder umgeschubst wird (ein wahres Wunder, dass der Kerl nicht schnurstracks in den Propeller rennt).

Die drei Fallschirmspringer zeigen einen vermutlich umwerfend spektakulären so-was-ähnliches-wie-Formationssprung und verabreden nach der glücklichen Landung, doch mal einen Nachtsprung zu veranstalten, bei dem alle (auch Harry und Beth) mitspringen sollen. Dies wird beschlossen und verkündet. Lustig finde ich übrigens, sei an dieser Stelle mal eingeschoben, dass die Landungen der Springer grundsätzlich aus “epischen” Totalen gezeigt werden und die landenden Springer in selbigen sofort von Dutzenden Zuschauer umlagert werden, während bei den dazugehörigen Nahaufnahmen die Landezone grundsätzlich menschenleer ist – spricht dafür, dass Filmökonom Coleman Francis die Totalen bei irgendeinem Wettbewerb oder einer Flugschau gemacht hat und dann in sein eigenes Werk eingepfriemelt hat.

Mittlerweile ist (ob ihr’s glaubt oder nicht), schon fast eine halbe Stunde rum und wir haben noch nicht mal rudimentäre Fragmente einer Story. Ob da noch eine kommen wird?

Zunächst mal erfolgen wir beinahe in Echtzeit aus der beliebten Rücksitzperspektive die Anreise eines uns bislang unbekannten Typen zur Sprungschule unserer Protagonisten. Nach mehreren Stunden – so kommt es dem Zuschauer zumindest vor – erreicht er sein Ziel und labert Beth an: “Sie sind noch schöner als auf den Bildern”, lügt er ohne rot zu werden (gut, vielleicht wird er rot, aber es ist ein schwarz-weiß-Film) und wird durch diese Süßholzraspelei von Beth unstrittig als Joe, Harrys alter Mechaniker-Kumpel, identifiziert. Beth bietet ihm einen Kaffee an. “Ich MAG Kaffee,” freut sich Joe ein Loch ins Knie (was ein Indiz dafür ist, dass Coleman Francis entweder ein bekennender Kaffee-Junkie ist, auf Endorsement seitens der kolumbianischen Kaffeeplantagenindustrie hoffte oder selbst Kaffee-Dealer mit Hoffnung auf Umsatzsteigerung war, weil in seinem gesamten, bekanntlich drei Filme umfassenden Filmkanon, Kaffee und das Trinken desselben zu den zentralen Plotelementen gehört. Und wenn ich Euch schon solche Beiläufigkeiten ausführlich schildere, könnt Ihr Euch sicher vorstellen, wie das beim Live-Ankucken des Films rüberkommt). Vor den Koffeinschub (den auch der Zuschauer an dieser Stelle nötig hat, weil bislang noch immer nichts passiert ist) hat Göttin Beth aber die Grande Tour des wunderbaren Flugplatzes gesetzt (die, wenn wir Joes nachfolgendem Dialog glauben sollen, eine satte Sunde dauert), so dass auch noch Harry eintreffen kann, ehe es ans Heißgetränk geht (und vielleicht sollte sich Harry mal ein Auto anschaffen, bei dem nicht automatisch in jeder Linkskurve die Beifahrertür aufgeht, ist doch gefährlich, so was…)

Neandertal-Man Pete meldet sich mit dem dringenden Bedürfnis nach einem neuen Freefall-Erlebnis. Leider ist die Tonspur nicht ganz auf dem neuesten Stand der Technik, jedenfalls entnehme ich Petes Gebrabbel, dass er wohl von richtig richtig richtig weit oben abspringen möchte, was Harry aufgrund bestehender Regularien abwehrt und allenfalls gewillt ist, Pete in einer Höhe von 22000 Fuß aus dem Flieger zu schmeißen. Pete steigt also in luftiger Höhe aus, verliert aber zum Entsetzen der vom sicheren Boden aus zukuckenden Joe und Beth die Kontrolle: “He’s all mixer-up”, diagnostiziert Joe, während Pete den Möllemann spielt und sich ungebremst und -spitzt in den Boden rammt (Ihr glaubt doch aber selbst nicht, dass im Budget wenigstens eine Strohpuppe dringewesen wäre, die man erfolgreich hätte beim Einschlag zeigen können… Nönö, das dürfen wir uns mal wieder denken). Beth und Joe eilen zum Absturzort und finden den zwar offiziell tot seienden, aber für einen aus 7 km Höhe abgestürzten Fallschirmspringer erstaunlich frisch, sprich nicht-puddingförmigen Pete, was Beth zu einem Heulkrampf bewegt und der mittlerweile auch wieder gelandete Harry ungefähr so emotional aufgewühlt quittiert, als hätte er gerade festgestellt, dass auf an seinem Lieblingsholzfällerhemd ein Knopf abgegangen ist.

Der tragische Unglücksfall ruft die Flugaufsichtsbehörde auf den Plan, die für die Dauer der Ermittlungen die Sprungschule erst mal schließt (so weit, so Terminal Velocity, aber falls Ihr jetzt meinen solltet, dass dies sich, bei gut Filmhalbzeit, zu unserem Plot entwickeln würde, seid Ihr mal wieder schief gewickelt). Harry macht sich erheblich mehr Sorgen um die schließungsbedingt kitzlige monetäre Situation als ihm der geplättete Pete ans Herz ginge, dafür hat Beth Angst für beide.

Harry dealt mit dieser Situation, wie ein Mann es eben so zu tun pflegt – er geht in die nächste Fallschirmspringerkneipe, die sich hochgradig originellerweise “The Skydiver” nennt, und haut sich hochprozentige Alkoholika hinter die Binde. Da Harry-Darsteller Tony Cardoza entweder nichts verträgt (unwahrscheinlich, da Ed-Wood-Freund) oder der Kneipier, der seine Geschäftsräume zur Verfügung stellte, nicht mehr als einen Gratisdrink rausrücken wollte (wahrscheinlicher), belässt Harry es bei einem Schnäpperten (er opfert allerdings noch einen Quarter für die Jukebox und wir hören glatt zwei Sekunden eines der “original songs” des Films… der lustige Titel: “Tobacco Worm”… hä???) und möchte wieder heimfahren, doch da begegnet ihm Suzy, die sich zuvor noch extra aufgedonnert hat und die angebahnte Beziehung vertiefen möchte. “Du bist nur eine Schickse”, lallt Harry und gibt ihr den Ratschlag, sich schleunigst zu verzupfen (tja, da hätte selbst Kevin McCarthys UHF-Leitsatz: “Nennt die Schicksen nicht Bräute” nicht geholfen). Suzy knallt ihm eine und stürzt sich dann mit gespreizten Fingernägeln auf den sie Verschmähenden. Harry hat keinen Bock darauf, sich von einem hysterischen Frauenzimmer auf Mädchenkämpf-Weise nerven zu lassen, schubst er sie brutal auf ihr Cabrio. Suzy setzt ihren gemeingefährlichen Todesblick auf und deutet an, dass wir vielleicht die scharfe Kurve zu einem Eifersuchtsdrama nehmen.

Was macht die Schickse also? Sie geht mit Frankie Bootfahren. Das ist insofern witzig, als Frankie und Suzy auf dem Wasser eindeutig mit einem Motorboot rumdüsen, dieses sich aber am Ufer mysteriöserweise in ein Segelboot transformiert (schon richtig, Coleman, man kann nicht auf jede Kleinigkeit achten. Der Kollege von DVD Verdict hat zu des Regisseurs generellem Werk den schönen Spruch: “He never met a shot he didn’t print” auf Lager. Warum komm ich nicht auf so gute Sätze?) Suzy stellt ihrem Ersatzlover die Fangfrage: “Liebst du mich?” Daraus entwickelte sich für uns Kerle noch nie was Gutes… Suzy säuselt Frankie ins Ohr, dass sie ihm auf irgendeine obskure Art und Weise seinen Job wiederbeschaffen könnte und fragt sich dann vermeintlich zusammenhanglos, was dem armen Pete wohl zugestoßen sein könnte (mal abgesehen davon, dass er mit 60 m/sec auf’nem Acker eingeschlagen ist). Frankie vermutet, dass Pete dem “Höhenfieber” zum Opfer gefallen sei – einen Rauschzustand, in dem er selbst auch schon gewesen wäre, weswegen er das Springen auch aufgehört habe: “Ich dachte, ich käme direkt in den Himmel.” “Da hättest du mich aber nicht gefunden,” wisecracked Suzy und stellt die ach-so-unschuldige Frage, was den passieren würde, wenn man einen Fallschirm mit Säure bearbeiten würde. Fallschirm mit unpraktischen Löchern, kunftet Frankie aus, ehe ihm der Knopf aufgeht, dass Suzy eine mittelschwere Gemeinheit vorhat. “Warum bist du so fies?” fragt er, “du hast doch alles, was man sich wünschen kann”. Suzy nuschelt irgendwas über ihre so schwere, weil überbehütete Kindheit (oder so was ähnliches), was offensichtlich Grundlage genug für ihre Klatsche sein soll.

Joe bietet indes seinen Arbeitgebern an, sich einstweilen zur finanziellen Entlastung der noch gegroundeten Sprungschule einen anderen Job zu suchen, aber Beth wehrt ab. Suzy besorgt sich auf die ihr eigene unauffällige Art und Weise die für ihren raffinierten (gähn) Mordplan benötigte Säure – sie hüftwackelt zum nächstbesten geriatrischen Apotheker und verschwindet nach einem herzigen Augenaufschlag und der gehauchten Bitte “Ich hätte gern ein bisschen Säure” kurz mit ihm im Hinterzimmer (meine blumige Fantasie malt mir da wieder Szenen aus, die ich nicht wirklich gebraucht hätte). Mit der so erbeuteten Säure fahren Suzy und Frankie zum Flugfeld, wo sie ihm die entscheidende Frage stellt: “Machst du es oder muss ich es am Ende auch noch selbst machen?” Frankie weist darauf hin, dass der Attentatsplan momentan eh für die Katz wäre, alldieweil momentan ja kein Flugzeug abheben wird, lässt sich aber, blöd und macho wie er nun mal ist, breitschlagen, nachdem Suzy ihn schon als feiges Huhn tituliert hat. Der Mordpakt wird mit einem Kuss besiegelt.

Die FAA hat erfreuliche Nachrichten für Harry und Beth – die Untersuchung ist abgeschlossen, es darf wieder gesprungen werden (und wir dürfen endlich wieder Fallschirmspringen bewundern… falls sich tatsächlich jemand fragt, von welcher Güte die entsprechenden Aufnahmen sind: sie sind ungefähr so, wie Aufnahmen aussehen, die Fallschirmspringer gegenseitig von sich machen, um sie in ihrem Fallschirmspringerclub vorzuführen. Oder, um beim schon mehrfach herangezogenen Vergleich zu bleiben: Terminal Velocity isses nich…). Bei den Vorbereitungen zum nächsten Start fällt Harrys gestrenger Blick auf Joe und Beth, die sich für seinen Geschmack etwas zu gut zu verstehen scheinen. Nixdestotrotz bringt er erst mal seine Springer in die Luft, die zu erneuter BLA-DA-DAA-DUMM-dramatischer Musik die nächste Sprung-Szene zelebrieren (jaja, wir müssen ja aufholen, was wir in den letzten zwanzig Minuten verpasst haben). Unser Freund, der Fotograf, rapportiert dem gelandeten Harry begeistert, dass die Springer “wie riesige Möwen“ ausgesehen hätten (was erneut beweist, dass man blind und trotzdem Fotograf sein kann), was Harry aber nicht im geringsten interessiert, denn ihm gefällt gar nicht, dass Joe und Beth gemeinsam zur Landestelle gefahren sind, um die Springer aufzupicken (dabei ist Beth wahrscheinlich bloß dankbar, dass Joe über eine Kalesche verfügt, bei der nicht während der Fahrt die Beifahrertür ständig aufgeht). Harry macht Weib und Freund eine Eifersuchtsszene (klar, dass er mal “auswärts essen“ geht, ist okay, aber sein Frauchen darf nicht mal von einem anderen Kerl Feuer annehmen) von schier überwältigender Emotionalität, aber als vermeintlicher Nebenbuhler und vermeintliche Ehebrecherin Harry ansehen, als sei er nun endgültig einmal zu oft mit dem Kopf zuerst aufgeschlagen und eine Affäre dementieren, knickt Harry sofort ein, klopft seinem Kumpel auf die Schulter und zieht ab (das würde ich jetzt fast so interpretieren, als hätte er den Kampf um Rom, eh, Beth, schon verloren gegeben, bevor er überhaupt anfängt).

Dafür erklärt er ein paar doofen Kindern (ich möchte wetten, dass es sich um die Francis-Sprösslinge handelt, und an deren Stelle wäre ich sauer… in Yucca Flats durften sie noch tragende Rollen spielen und hier sind sie zu bloßen Stichwortgebern degradiert), dass der große, wahnwitzige und elementar dramatische Nachtsprung am nächsten Samstag stattfindet (den Kids muss man diese komplexe Information aber zweimal geben, ehe sie’s schnallen). Beth erklärt dieweil Joe, der scheinbar tatsächlich nicht abgeneigt ist, die Position ihres Stechers zu übernehmen, dass sie Harry nach wie vor liebe (“und er mich irgendwie auch”). Joe offeriert unter diesen Bedingungen seinen sofortigen Abschied, aber das hält Beth nicht für nötig (ob Harry das auch so sieht?).

Dieweil versammeln sich von weither angereiste Zuschauer (also, das Fallschirmspringen muss damals wirklich eine einzige Sensation gewesen sein), von denen einer aus mir vollkommen unerklärlichen Gründen (abgesehen davon, dass er völlig stoned ist, denn er gibt auf die Frage “Sind sie auch schon mal geflogen?” die Antwort “ich fliege die ganze Zeit” zum besten), einen quicklebendigen Hahn dabei hat (?!), um den nächsten tollkühnen aerial stunt von Mike und Bernie zu bewundern: einen “piggyback”-Jump, bei dem einer der Springer versucht, sich an den anderen zu krallen und diesen erdwärts “zu reiten” (die Sprungszenen sehen aber auch nicht entscheidend anders aus als die ungefähr zwei Millionen anderen zuvor). Die Teenage-Tochter eines der Zuschauers ist total aus dem Häuschen und meldet den Wunsch an, ebenfalls einmal springen zu dürfen, was der gestrenge Papa, dem ob des Nervenkitzels des bloßen Zuschauens schon der Angstschweiß von der Stirne rinnt, natürlich vehement verbietet (ich schätze, das soll eine comic-relief-Szene sein. Hätte man vielleicht einblenden sollen).

Harry erläutert, dass der superduper-Nachtsprung mit einer richtigen Festivität begangen werden soll – vor dem Sprung gibt’s einen Tanz mit Live-Musik. Nach der Tanzerei wird dann aus 16.000 Fuß Höhe gesprungen. Womit wir bei der im Vorspann schon angekündigten großen Tanzszene sind. “Jimmy Bryant & His Night Jumpers” (schön, dass man eine Band mit passendem Namen aufgetrieben hat, denn angeblich spielen diese Jungs sich selbst) spielen auf zum Tanz und zu den eindruckslosen Rock’n’Roll-Nummern twistet sich das Jungvolk die Seele aus dem Leib (solch epileptisches und ekstatisches Gezappele hab ich seit der letzten Love Parade nicht mehr gesehen, und die Jugend von heute braucht dazu ja Ecstasy). Ein Jüngling wird von einer großbusigen Blondine, die die Show seltsamerweise in einem einteiligen Badeanzug besucht (auch andere Gästinnen sind allerdings im Badeoutfit anwesend, vielleicht ist das Dress Code bei Nachtsprüngen), tanzenderweis in Beschlag genommen – sie schält ihn aus dem T-Shirt und schleudert ihn in wagemutigen Tanzfiguren übers den Betonboden (in einem nachfolgenden Close-up kann man sich davon überzeugen, dass die Lady zwar ordentlich Holz vor der Hütte hat, aber an ihrem Gesicht stört irgendwas… see enclosed picture). Ebenfalls unter den Partygästen: ein Schotte im Kilt (gerade wenn man denkt, der Film könnte damit beginnen, etwas Sinn zu machen). Dieweil schleichen sich, gekleidet in stilechtes Assassinen-Schwarz, die feigen Attentäter – während wir uns noch fragen, wen Beth denn nun abzuservieren gedenkt (es gibt zwei Möglichkeiten, da Beth ja auch springen soll… die Rivalin oder den Liebhaber), sitzen Beth und Harry beim, man ahnt es, Kaffee. Harry ist in eher nachdenklicher und nicht zum Tanzen aufgelegter böse-Vorahnungen-Stimmung. Beth schlägt vor, er solle sie doch zur Stimmungshebung mal küssen (bei dem Besen verginge mir da jeder Rest an positiven vibes).

Frankie und Suzy manipulieren einen der Schirme (welchen dürfen wir weiterhin raten), der Schotte ist bester Stimmung, Jimmy Bryant und seine Night Jumpers spielen eine vage asiatisch orientierte Nummer, die sechs Springer bereiten sich auf ihren großen Auftritt vor und in Ermangelung anderer Zeittotschlag-Methoden baut Meisterimprovisator Coleman Francis noch eine kurze Nummer einer Rollerskaterin ein. Die muss, und darüber ist sie wahrscheinlich dem Regisseur heute noch gram, vorzeitig abbrechen, weil die Springer fertig sind. Frankie und Suzy verpissen sich, werden aber von einem Teenager gesehen, der sich aber nix weiter dabei denkt. Die versammelte Menschenmenge winkt den Springern zu, als seien sie die ersten Apollo-Astronauten auf dem Weg zum Mond und dann wird auch schon gestartet.

Schmalzige melodramatische Musik informiert aufmerksamkeitsschwache (oder sanft entschlafene Zuschauer) darüber, dass gleich etwas fürchterbares passieren wird. Die Springer springen, Harry zieht an der Reißleine, aber anstelle eines sicher zur Erde tragenden Schirms schälen sich aus seinem Rucksack nur brennende (?) Fetzen. Abstürz – Plonk – Tot. Das kommt davon, wenn man eine Braut Schickse nennt, gelle? Die Sprungkameraden und Beth sind entsetzt, da fällt dem Teenage-Jungen ein, dass er beobachtet hat, wie sich Suzy und Frankie unauffällig-auffällig verdrückt haben. Bitzartig kommt man zu der einhelligen (zwar zutreffenden, aber mein Gott, die könnten doch genauso gut nur interessehalber mal vorbeigeschaut haben) Überzeugung, in Suzy und Frankie die Mörder gefunden zu haben (dass es Mord war, ist allen Beteiligten auch sofort klar) und da man in diesem Teil der Wälder sichtlich noch alttestamentarischen Grundsätzen nachhängt und man sich überflüssiges Gedöns wie eine Festnahme und einen fairen Prozess gerne erspart, wird per Akklamation ein Todesurteil verabschiedet. Wer eine Bleispritze hat, setzt sich in seinen fahrbaren oder fliegenden Untersatz und macht sich auf die verfolgenden Strümpfe, inklusive Joe, der den Tod seines Kumpels nicht ungesühnt lassen will. Frankie und Suzy retten sich zu ihrem Auto, werden aber verfolgt (it is so exciting), bis es ihnen zu langweilig wird, sie rechts ranfahren und zu Fuß weiter abhauen wollen. Die gnadenlosen Verfolger schießen Suzy umgehend um, Frankie rennt noch ein paar Meter weiter, bis auch er (vom Regisseur selbst) per Blattschuss erledigt wird (dass der vermeintlich Erschossene ums Verrecken nicht stil liegen bleiben kann, trübt die Illusion ein wenig ein). Und weil Coleman Francis ein alter bittersüßer Melodramatiker ist, darf Suzy noch einmal zu sich kommen, einen letzten Blick auf ihren niedergestreckten Komplizen werfen und dann endgültig abkratzen.

Warum jetzt noch ein Epilog nötig war, wissen die Götter, der Geier, der Henker, Coleman Francis oder (wahrscheinlich) keiner der Genannten. Joe packt seine Sachen, bietet Beth aber an, bei ihr zu bleiben und die Sprungschule weiterzubetreiben. Beth lehnt dankend ab, sie will selbst wegziehen, weil zu viele Erinnerungen an der Stätte hängen. Und so schnürt auch Beth ihr Bündel, wirft dem Verhau noch einen letzten wehmütigen Blick zu und fährt Gottweißwohin. Dann gönnt der Streifen noch fast jedem Darsteller eine eigene Credit-Sequenz mit Bild und dann ist Schluss.

Oh je, Coleman Francis. Was soll man zu ihm und seinen Werken sagen, wenn’s doch eigentlich eh niemand so richtig wissen will? Gut, eines können wir The Skydivers aus der Werkstatt des bekennenden Sportflugzeug- und Fallschirmspringer-Fans (schließlich sind Sportflugzeuge und Fallschirmsprünge elementare Bestandteile aller seiner Filme) sagen, das man im weitesten Sinne als Kompliment auffassen könnte: The Skydivers ist zweifellos ein Tonfilm – etwas, was man z.B. vom Beast of Yucca Flats aus dort ausführlich dargelegten Gründen nicht uneingeschränkt behaupten kann. Im üblichen Umkehrschluss bedeutet das aber leider, dass The Skydivers ein wesentliches Merkmal des Unterhaltungswerts abgeht, nämlich der das Beast so possierlich zulabernde Erzähler… und, wenn wir mal grundehrlich sind, abgesehen von dem phrasendreschenden Erzähler (“flag on the moon – how got it there?” “A man, caught in the wheels of progress”) hatte das Beast, neben Tor Johnsons von der Academy sträflich übersehener Titel-Performance keinen auch nur irgendwie gearteten Unterhaltungswert…

Womit wir beim Thema wären – The Skydivers hat keinen charismatischen method actor wie Tor Johnson zu bieten PLUS keinen herzigen Erzähler! Was bleibt da übrig? Berechtigte Frage, knappe Antwort: 74 endlose Minuten bodenloser Langeweile, die selbst hartgesottenste Trashfans vor eine arge Geduldsprobe stellen (ich weiß, selbst schuld, wieso kuck ich den Film auch ohne MST3K-Riffing?). Ich schätze, man könnte den Entertainment-Wert von The Skydivers mit einem kleinen, aber doch nicht ganz unaufwendigen Trick um 1000 % steigern… man nehme die Beast-Tonspur, nehme sie auf Cassette auf, spiele diese plus eine x-beliebige “99-klassische-Movie-Themes”-CD ab, stelle den TV-Ton ab und drücke dann auf PLAY am DVD-Player mit der Skydivers-Disc. Voilá – instant cult classic (Patent beantragt).

Damit dürfte eines geklärt sein: The Skydivers saugt. Und zwar heftigst (mindestens 1600 Watt). Der Grund ist einfach – Coleman Francis hat einfach nicht das geringste Talent zum Drehbuchschreiben und/oder Regie führen. Er kann’s einfach nicht, und hier bestätigt sich das auf extremste Weise. Die “Story” kommt (bei einem 74-Minuten-Film!) gerade mal im letzten Filmdrittel in etwas, was man “Puschen” nennen könnte, wenn der Film überhaupt eine schlüssige Geschichte hätte, der Rest ist zusammenhang- und sinnloses Gebrabbel, untermalt von ein paar nach dem Zufallsprinzip in den Streifen geworfenen Fallschirmsprung-Szenen. Es wirkt so, als hätte Meister Francis aus schlichter Begeisterung, endlich wieder mal ein paar tausend Dollar für einen Film zusammengebettelt zu haben, selber keine Ahnung gehabt, was für eine Geschichte er mal eben verfilmen könnte und dann am, hüstel, Set locker vor sich hin improvisiert (der inflationäre Anteil an Szenen, die für die Plotte des Films nicht die geringste Bedeutung haben, zu aller erst natürlich die fast sechs oder sieben Minuten, die der Film mit der Tanz- und Musiknummer totschlägt). Daraus folgt, dass es sich bei The Skydivers auch eindeutig um den seichtesten Film der eindrucksvollen Karriere des Maestros handelt; während Beast bei äußerst gutwilliger Betrachtung gerade durch den Erzähler-Kommentar als düstere fortschrittsskeptisch bis wissenschaftsfeindliche Anti-Utopie durchgehen kann und Red Zone Cuba eine stramme antikommunistische Message verfolgt, müht sich The Skydivers mehr schlecht als recht (genauer gesagt: ausschließlich schlecht) durch ein ödes Eifersuchtsdrama voller unmotivierter Charaktere, ohne jeden Zug und bar jeder Emotionalität. Keine der handelnden Figuren hat irgendeinen Background, der sie dem Zuschauer vermittelbar macht, selbst “Karikaturen” oder “Klischeefiguren” wäre noch viel zu hoch gegriffen, denn das würde voraussetzen, dass Francis gewisse Archetypen des Genres erkannt und eingesetzt hätte. Seine Figuren sind einfach nur da und labern dummes Zeug daher – niemand tut auch nur ansatzweise etwas nachvollziehbares (Frankie lässt sich relativ unproblematisch in ein Mordkomplott einspannen, warum Harry überhaupt eine Affäre mit Suzy eingegangen ist, bleibt ein tieferes Geheimnis, ebenso, wozu es Joe eigentlich gebraucht hat – abgesehen für die eine schmalbrüstige reverse-Eifersuchtsszene Harrys, im Showdown treten massenweise Gestalten auf den Plan, die wie nie zuvor gesehen haben etc. pp.). Die These, dass es für diesen Film ein echtes, auf Papier stehendes Drehbuch gegeben habe, verweise ich an dieser Stelle ohne schlechtes Gewissen ins Reich der blöden Geschichten.

Dafür garniert Francis sein stolzes Werk mit einigen fast schon surrealen Szenen – der bekiffte Zuschauer mit seinem Kuschel-Hahn, der ein paar unverständliche schottische Silben daherbrabbelnde Kiltträger, einen komischen orangen- oder apfelverzehrenden Burschen, der mysteriöserweise ein paar mal in die Skydiving-Szenen eingeschnitten wird – und ein paar unbeholfenen Versuchen an humoristischer Auflockerung, die aber schmählich scheitern. Ist ja auch was wert.

Natürlich ist der Streifen trotz seiner enervierenden Langeweile eine Fundgrube an unfreiwilligem Humor – dramatische Action-Szenen an einem sichtlich friedlich auf der Runway parkendem Flugzeug (der “Flugzeug-außer-Kontrolle”-”Stunt” unmittelbar davor ist auch sehenswert), Harrys lächerliches Auto mit der selbstöffnenden Beifahrertür, die hanebüchene Säurebeschaffung, das Transformer-Boot, es gibt für den Trash-Buff durchaus was zu entdecken, aber da das Tempo des Films ungefähr so rasant ist wie das Wachstum von Tropfsteinen, macht das, im Vergleich zu laugh-a-minutes wie Plan 9 oder Robot Monster entschieden weniger Spaß (auch darum, weil die Dialoge nicht von dieser inspirierten Wahnsinnigkeit wie bei den Kollegen Wood oder Tucker ist, sondern sie einfach nur dröge, öde und, tadaa, langweilig sind).

Handwerklich zeigt sich Francis im Vergleich zum Beast leicht verbessert – The Skydivers lässt sich als “Film” bezeichnen, auch wenn Francis keine spannende “Verfolgungsjagd” inszenieren könnte, wenn man ihm 100 Millionen Dollar zum Verpulvern in die Hand drücken würde. Nervig gestaltet sich seine penetrante Inszenierung von Dialogszenen durch leicht aus Froschperspektive gefilmten Close-ups, die mittels rumpeligem Schnitt aneinandergereiht werden. Die “Trickaufnahmen” sind indiskutabel (sprich: die Close-ups der Fallschirmspringer im “Sprung”), für die “Todesstürze” reichte es nicht mal zu Billiglösungen wie einer aus dem Flugzeug geworfenen Puppe und die Einbindung der offensichtlich nicht speziell für den Film entstandenen Fallschirm-Landungsszenen ist, eh, meisterhaft gelöst. Die Luftaufnahmen selbst haben immerhin ambitioniertes Amateurniveau – die gezeigten Sprungleistungen und “aerial stunts” dagegen mögen 1963 vielleicht noch supersensationell gewesen sein (wobei ich auch dies gepflegt bezweifeln möchte), wirken aber aus heutiger Sicht auch eher erheiternd.

Eher erschütternd ist auch einmal mehr die musikalische Untermalung – der musikalische Leiter scheint gezielt versucht zu haben, den letzten Rest an Wirkung, den Francis’ Szenen einmal gehabt haben mögen, durch die konsequent unpassendste Archivmusik zu vernichten (wenn in einer, hüstel, dramatischen Dialogszene fröhliche Mariachi-Musik erklingt). Jimmy Bryant & his Night Jumpers spielen äußerst durchschnittliche instrumentale Surf-Twist-Rock’n’Roll-Nummern, aber die dazu gebotene Tanzeinlage stellt auf alle Fälle das humoristische Highlight des Streifens dar (Jimmy Bryants größtes Ruhmesblatt dürfte darstellen, dass er in den 50ern zu den “Roy Rodgers-Reitern”, also den Begleitern eines der zahlreichen singenden Cowboys der B-Film-Welt, gehörte).

Kommen wir zu den Darstellern… Es gibt gute Schauspieler, es gibt schlechte Schauspieler, und es gibt Anthony Cardoza, der ist gar kein Schauspieler – er gehört unzweifelhaft zu den Leuten, die, sobald man ihnen eine Kamera vor die Nase hält, entweder ein dummes Gesicht ziehen oder einfach nur vor sich hin stieren. Keine Frage – das ist leading man material, wenn’s denn welches gibt. Cardoza schlafwandelt sich so bland, so farblos, so unauffällig durch die Hauptrolle des Streifens, dass es eigentlich kaum auffallen würde, wenn er gar nicht dabei wäre. Warum Cardoza dann als Co-Produzent auch noch die Hauptrolle übernehmen musste? Kann nur eine Lösung geben – vermutlich ließ jeder zehntklassige Provinz-Schauspieler, der in einem Schulspiel mal eine stumme Rolle hatte, eine Coleman-Francis-Anfrage (spätestens nach dem Genuss von Beast of Yucca Flats mit dem Vermerk “unbekannt verzogen”, “überraschend verstorben” oder “Mafia ist informiert” zurückgehen, so dass dem armen Produzententeam Francis-Cardoza nicht anderes übrig blieb, als einen von sich selbst zu casten.

Kevin Casey (Beth) und ihre Perücke wurden nie mehr im Zusammenhang mit einem Film, der über den Erwerb eine Kinokarte zum Eigenbedarf hinausging, gesichtet, und das ist auch gut so. Marcia Knight (Suzy) reckte ihre Assets bereits im Beast in einer Mini-Rolle ins rechte Licht und konnte in den frühen 70ern noch zwei kleine Nebenrollen in längst vergessenen Filmen erhaschen – über Talente, die nicht unmittelbar mit ihren anatomischen Vorzügen zu tun haben, lohnt es nicht zu sprechen. Eric Tomlin (Joe) hatte auch schon eine kleine Rolle im Beast und war 1970 noch in der legendären Trash-Granate Bigfoot dabei. Auch ihn zeichnet eine “blandness” aus, die man erst mal erreichen muss.

Der kultigste Name im Cast (neben Cardoza und dem Regisseur selbst) ist zweifellos der als “Gaststar” gebillte Titus Moede, der schon bei Beast als “Sound Mixer” ausgeholfen hatte (kurios genug, wenn man sich an den Film erinnert), u.a. in einer Twilight Zone-Folge spielte und in der Folgezeit nicht nur in den Kultfilmen Rat Pfink a Boo Boo (dort die zweite Hauptrolle des Boo Boo) und The Incredibly Strange Creatures Who Stopped Living And Became Mixed-Up Zombies von Trashmeister extraordinaire Ray Dennis Steckler amtierte, sondern auch selbst einige C-Movies schrieb, produzierte und inszenierte. Moede trägt hier vor allem ein extrem lächerliches “Suzy”-Tattoo und einen permanent dümmlichen Gesichtsausdruck spazieren.

Rhino Video hat für die “uncut”-Version des Streifens einen Print aufgetrieben, der so gut ist, wie man es von einem vierzig Jahre alten Mistfilm erwarten kann. Der s/w-Print ist nicht zu grob verunreinigt, gelegentlich etwas verwaschen und sehr unterschiedlich in der Helligkeit und im Kontrast (aber das wird wohl schon am Quellmaterial gelegen haben, denn dass Coleman Francis sich Qualitäts-Filmmaterial leisten konnte, verweise ich auch ins Reich der Fabel). Für das Gebotene reicht’s zweifellos aus, ebenso der Ton, der zwar wie üblich bei billigen B-Filmen aus dieser Epoche alles andere als klar und gut verständlich ist (es knarrt doch ganz schön heftig und gelegentlich versinken die Dialoge im Soundmatsch), aber es ist für die Verhältnisse dieser Art Film schon akzeptabel. Auf DVD erhältlich ist der Streifen m.W. nur in der Mystery Science Theatre 3000 Collection Vol. 1, zusammen mit Bloodlust, Catalina Caper und The Creeping Terror. Für Fans allerweil eine lohnende Investition, da man zu allen Streifen die MST3K- als auch die Originalfassung erhält (insgesamt vier Flipper-Discs) im Digipak mit witzigem Schuber.

Ohne die Unterstützung der sprücheklopfenden Filmtranchierer der MST3K-Crew ist The Skydivers aber ein verdammt ernüchterndes Erlebnis, in seiner Wirkung vergleichbar mit klatchianischem Kaffee (gratitous Pratchett-reference). Egal, was für einen schönen Rausch man sich schon angesoffen hat, die 74 unmenschlich langen Minuten dieses Films versetzen einen entweder in Tiefschlaf oder in eine Art Anti-Katers der schlichten Ungläubigkeit, wie es möglich sein kann, einen derart öden Stinkstiefel von Film zu verbrechen, der abgesehen von seinen Perlen Francis’scher Unfähigkeit nun wirklich nicht den geringsten Fun-Faktor hat. In seiner uneditierten, ungeschnittenen Version ist The Skydivers wirklich ungenießbar. Ehrensache, dass ich trotzdem versuche, auch Red Zone Cuba noch aufzutreiben…

(c) 2004 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 9

BIER-Skala: 2


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