The Reunion

 
  • Deutscher Titel: The Reunion
  • Original-Titel: The Reunion
  •  
  • Regie: Michael Pavone
  • Land: USA
  • Jahr: 2011
  • Darsteller:

    John Cena (Sam Carey), Ethan Embry (Lou Carey), Amy Smart (Nina Carey), Boyd Holbrook (Douglas Carey), Gregg Henry (Wills), Michael Rispoli (Canton), Lela Loren (Theresa Trujillo), Jack Conley (Nealon), J.D. Garfield (Verdugo), Josh Berry (Steve Bermutti), Dylan Kenin (Bertram), River Shields (Janson)


Vorwort

Böse Menschen entführen den Milliardär und Venture-Kapitalisten Wills direktemang aus seiner Limousine. Dass seine Bodyguards bleidurchsiebt im Straßenstaub verrecken, ist ob ihrer gezeigten Inkompetenz hochgradig gerechtfertigt.

Anderswo. Der Jungkriminelle Douglas Carey wird mal wieder aus dem Knast entlassen, wird aber wenigstens von seiner Freundin erwartet – und von einem Einschreiben, das zur Abwechslung mal keine Vorladung zu einem Gerichtstermin ist. Wieder anderswo hat der Cop Sam Carey einen seiner weniger erfreulichen Tage, wird er doch wegen übertriebener Gewaltanwendung achtkantig suspendiert. Aber auch Sam wird ein Einschreiben zugestellt. Und wiederum anderswo ist der Kautionsvermittler Lou Carey reif für einen amtlichen Nervenzusammenbruch. Einer seiner Klienten, ein gewisser Rodriguez, hat sich auf Nimmerwiedersehen verabschiedet und weil Sam in seiner unergründlichen Weisheit eine 250.000-Dollar-Kaution gestellt hat, kann er sich eigentlich gleich gehackt legen. Aber auch ihm flattert ein Einschreiben zu…

Absenderin des Briefs ist Nina und die ist der drei höchst unterschiedlichen Jungs Halbschwester. Das macht im Umkehrschluss Lou, Sam und Douglas zu Brüdern, zumindest Halbbrüdern, denn ihrem werten Herrn Erzeuger fiel es bei, mit keiner Frau mehr als ein Kind zu zeugen. Nun hat der alte Herr den Löffel gereicht, was Sam und Lou ehrlich gesagt nicht weiter kratzt und Douglas überrascht, ist er doch als Waise aufgewachsen und hatte bis dato keine Ahnung, eine echte Familie zu haben. Wie gesagt, der werte Paps betrachtet nun die Tulpen von unten, hat aber zuletzt reich geheiratet und eine erkleckliche Erbschaft hinterlassen, schnuffige 3 Millionen Dollar pro Nase. Aber wie üblich hat die Sache einen unappetitlichen Haken. Der Verblichene hat sich ausbedungen, dass die Penunze nur ausgekehrt wird, sofern die Brüder zwei Jahre lang gemeinsam ein Unternehmen betreiben. Für Sam und Lou kommt das gar nicht in Frage, sind sie sich doch seit der Kindheit in inniger Abneigung verbunden, da kann Papa gar nicht so viel Schmerzensgeld auszahlen, um sie an einen Tisch zu bringen. Doug wäre da schon aufgeschlossener und Nina bekniet die Brüder, es doch wenigstens mal zu versuchen. Dabei stellt sich nur die berechtigte Frage, WAS die drei Burschen zusammen machen sollen…

An dieser Stelle kommen die TV-Nachrichten mit ihrer Berichterstattung über die brutale Entführung des Milliardärs ins Spiel. Lou hat das sehr bestimmte Gefühl, dass sein abgängiger Kautionsflüchtling Rodriguez in das Milliardärsnapping involviert ist und zuversichtlich, dass er ihn aufspüren könnte. Was diverse Fliegen mit einer Klappe totschlagen würde – erstens bekäme Lou seine Viertelmillion wieder, die Familie des Entführten hat eine saftige Belohnung ausgesetzt UND man könnte das mit dem Zusammenarbeiten unter Gefechtsbedingungen ausprobieren.

Theoretisch kein schlechter Plan, auch wenn Sam nur sehr widerwillig mitzieht. Aber tatsächlich kommt … auf die Spur eines von Rodriguez gern verwendeten Verstecks und just, als die Lou und Douglas die dort ansässige Dame befragen, platzt Rodriguez, leicht ungehalten, herein. Sam sieht sich genötigt, den Gangster umzulegen. Was zwar kurzfristig die armseligen Leben von Doug und Lou rettet, allerdings die Spur zum entführten reichen Pinkel abschneidet. Sam wäre durchaus dafür, die Flinte ins Korn zu schmeißen, auf dass jeder seiner Wege geht, aber besonders Douglas, dem eine dysfunktionale Familie deutlich lieber ist als gar keine, drängt darauf, die Suche fortzusetzen.

Sam spekuliert, dass eine Operation wie die Entführung generalstabsmäßig geplant gewesen sein muss und nur ein Kartellboss die notwendige Logistik und Manpower aufbringen kann. Also wird beschlossen, nach Mexiko in Rodriguez‘ Heimatort zu fahren und dort irgendwie unauffällig Kontakt mit dem herrschenden Kartell aufzunehmen und so die Spur des vermissten Geldsacks wieder aufzunehmen. Der Gedanke ist durchaus richtig, jedoch ist der Drogenbaron Canton der zusammen mit einem von Wills um etliche Millionen geprelltem Start-up-Unternehmer hinter dem Kidnapping steckt, einer, mit dem schlecht Kirschen essen ist. Zum Glück machen die Brüder die Bekanntschaft einer früheren Flamme des gefällten Rodriguez, Theresa, die auf den aber nicht mehr gut zu sprechen ist, mit einer Flinte umzugehen weiß, sich in Douglas verkuckt hat und einem Anteil an der üppigen Belohnung nicht ablehnend gegenübersteht…


Inhalt

Wer sich einen WWE-produzierten Film ansieht, weiß im Allgemeinen, was ihn erwartet – preisgünstig gefilmte Randaleäktschen mit einem oder mehreren Muckiprotzen aus dem Wrestling-Business. Vor ein paar Jahren sah das noch ein bisschen anders aus, denn da versuchte das McMahon’sche Imperium tatsächlich, eh, „ernsthaft“ im Hollywood-Geschäft mitzumischen und nicht nur auf banales Geballer und Geprügel zu setzen, sondern auch andere Genres zu besetzen – von der familientauglichen Komödie über Thriller, Horror bis hin zu dem wohlgelittenen Coming-of-Age-Drama „That’s What I Am“. Leider (aus Sicht der WWE) waren diese Versuche, aus dem hauseigenen Studio einen echten, ernstgenommenen Hollywood-Player zu machen, keine sonderlichen Publikumsmagneten – einzig der Halle-Berry-Thriller „The Call“ konnte einigermaßen Eindruck an den Kinokassen schinden.

In diese Phase fällt auch „The Reunion“, auch und insbesondere ein Versuch, das Repertoire von John Cena zu erweitern und ihm Rollen zuzuschanzen, wie sie auch The Rock in der frühen Phase seiner Filmkarriere angenommen hätte, um vom Image des reinen Actionstars zu einem breiteren, auch familientauglichen Spektrum wegzukommen. Mit Ethan Embry stellte man ihm einen routinierten Sidekick zur, äh, Seite und dazu mit Boyd Holbrook noch einen vielversprechenden Newcomer, denn schließlich kann die Formel zum großen Geld nur lauten, wenn eine Buddy-Comedy mit zwei höchst unterschiedlichen Charakteren in den Hauptrollen $$$ einspielt, dann muss eine Buddy-Comedy mit DREI höchst unterschiedlichen Charakteren in den Hauptrollen zwangsläufig $$$² einspielen. Das war, wie so oft, wenn’s um WWE-Filme geht, ein kommerzieller Trugschluss, muss aber nicht zwangsläufig die Schuld des Films an und für sich sein.

Die hinter dem Film stehende Idee ist sicherlich nicht strafbar, und wenn sie auch nicht sonderlich originell ist, ist das gute alte Buddy-Prinzip nicht von Ungefähr ein kaum totzuprügelndes Vehikel, um einen Film darum zu stricken. Allerdings ist Michael Pavone weder ein besonders guter Autor noch ein außergewöhnlich fähiger Regisseur. Pavone begann als Autor bei der Lorenzo-Lamas-Serie „Renegade“ und schrieb auch für „Prison Break“. 2008 heuerte ihn die WWE als „kreativen Berater“ für ihre Flagschiff-Show „Monday Night RAW“ an und übertrug ihm 2009 die Verantwortung für die Filmabteilung. In dieser Funktion führte er bei „The Reunion“ und „That’s What I Am“ Regie, wurde aber nach dem enttäuschenden Einspielergebnissen besonders des letztgenannten Films, von dem sich das Studio viel erhofft hatte, gefeuert.

Aus der Figurenkonstellation könnte sich einiges machen lassen – Embry alias Lou spielt den liebenswerten Chaoten mit eher, naja, fragwürdiger Moral, Cena ist der muskelbepackte Gewaltspacken Sam, der noch kein Problem gefunden hat, dem er nicht hätte aufs Maul hauen können, und Holbrook der naive, aber hochgradig charmante Kleinkriminelle Douglas, dem die Mädchenherzen zufliegen und unbedingt mit seinen Halbbrüdern „bonden“ will, ob die nu wollen oder nicht, was nicht einfacher dadurch wird, dass Sam und Lou sich mehr oder weniger gegenseitig für ihre verkorkste Kindheit verantwortlich machen. Wie gesagt, damit kann man arbeiten. Wäre man denn jemand, der die Sache auch humorvoll umsetzen könnte. Blöderweise liefert Pavones Script nur wenige Lacher und ist tonal völlig schief – launige Comedy und harte Action zu kombinieren ist nicht ganz einfach; zynischen Humor und harte Action kann dagegen jeder, ist hier aber nicht gefragt, weil ja neben der Krimihandlung, die mehr als stolpernd und stotternd vorangetrieben wird, der „Reunion“-Aspekt, also die mehr oder minder glückliche Wiedervereinigung der entfremdeten Geschwister, ein Schwerpunkt sein soll, aber gerade da fällt Pavone kaum etwas ein als das gegenseitige Angekeife von Sam und Lou, das nicht wirklich eine Entwicklung durchmacht (bzw. wenn man glaubt, dass das Script die Beziehung der Brüder auf eine neue Ebene hievt, das Gegenteil passiert und irgendwie zurück auf den bisherigen status quo rebootet wird. Das wird beim dritten Mal dann auch langweilig und macht dann das obligatorische Happy End, zu dem sich alle Geschwister in den Armen liegen, obwohl – SPOILER – sich herausstellt, dass die vermeintliche Erbschaft eine Luftnummer ist, die von der Schwester erfunden wurde, um die Familie zusammenzubringen, unglaubwürdig).

Der Humor findet primär auf der Dialogebene statt, und ist leider nicht sonderlich hochklassig noch quantitativ bemerkenswert. Man findet da und dort was zum Schmunzeln, aber Schenkelklopfer sind nicht darunter.

Die Actionszenen sind… okay. Nicht sonderlich zahlreich bis zum respektablen Showdown, nicht sonderlich spektakulär (bis auf einen ganz coolen Hubschrauber-Sprung von Cena), ziehen die Wurst durch die Bank nicht vom Teller. Pavone hat weder hinsichtlich der komödiantischen noch der actionorientierten Elemente seines Films Ideen, die den Film visuell aufpeppen, ihm richtiges Tempo zu verleihen oder den Zuschauer mal überraschen. Es ist alles mit dem geringstmöglichen kreativen Aufwand heruntergekurbelt, durchaus professionell, aber ohne Elan. Stay tuned for some outtakes in the credits.

Was allerdings bemerkenswert ist und mich direkt zur Darstellerkritik führt, ist, dass der Film einen Cast, der wirklich gut aufgelegt und „game“ für eine flockige Action-Komödie ist, nach Kräften verschwendet. Denn John Cena, Ethan Embry und Boyd Holbrook harmonieren prächtig, und spielen sich die Bälle, die sie vom Script in die Hand gedrückt bekommen, mit aller Spielfreude zu. Cena persifiliert sein Image als tumber Action-Hero, Embry („Once Upon a Time“, „Die Hexen von Oz”, “Brotherhood” und einer der Griswold-Rustys, nämlich der aus “Vegas Vacation”) macht als chaotisch-cholerischer Leo ordentlich Spaß und Boyd Holbrook, grundsympathisch als Strahlemann Douglas, deutet an, warum er mittlerweile in Großproduktionen wie „Gone Girl“, „Logan“ oder „Predator – Upgrade“ substantielle Rollen spielt. Man wünscht sich wirklich, die drei hätten bessere, witzigere Lines, weil man fühlt, dass die Schauspieler großartige Chemie und Fun am Zusammenspiel haben. Fürchterlich verschwendet ist auch Amy Smart („Crank“, „Shameless“, „Justified“), von der wir wissen, dass sie witzig sein kann, hier aber nur zwei Szenen, quasi als framing device, hat, aus denen sie naturgemäß keinen Nutzen ziehen kann. Als Entführungsopfer Wills ist Gregg Henry („Mamba“, „Gilmore Girls“) routiniert, auch wenn der Versuch des Films, seiner Figur, die streng genommen für den eigentlichen Plot völlig unwichtig ist, Background, Tiefe und Charakterentwicklung zu geben, deplatziert wirkt. Michael Rispoli („Tötet Smoochy“, „Kick-Ass“) ist als Gangsterboss okay, Lela Loren („Snitch – Ein riskanter Deal“, „Lost“, „Power“) in der eigentlichen weiblichen Hauptrolle der Theresa hübsch anzusehen.

Die DVD von DARObietet gutes Bild (1.78:1-Widescreen), der Ton nervt aber mit ständigen Lautstärkeschwankungen, die einen in den Wahnsinn treiben können. Als Extras finden sich sieben Making-of-Featurettes von Casting bis Stuntwork.

„The Reunion“ ist insgesamt einer der schwächeren WWE-Filme – die Idee ist brauchbar, das Ensemble zu allen Schandtaten bereit, aber Drehbuch und Regie sind viel zu einfallslos und uninspiriert. Das dudelt 90 Minuten lang an einem vorbei, ohne zu spontanen Selbstverbrennungen zu führen, hat aber auch keinerlei Nähr- und Mehrwert. Schade um den Cast.

© 2019 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 5

BIER-Skala: 4


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