The Pilot’s Wife

 
  • Deutscher Titel: The Pilot's Wife
  • Original-Titel: The Pilot's Wife
  • Alternative Titel: Gefährliches Doppelleben |
  • Regie: Robert Markowitz
  • Land: USA
  • Jahr: 2002
  • Darsteller:

    Christine Lahti (Kathryn Lyons), Campbell Scott (Robert Hart), Alison Pill (Mattie Lyons), Kirsty Mitchell (Muire Boland), John Heard (Jack Lyons), Nigel Bennett (Dick Somers), Rick Burchill (Tierney)


Vorwort

Für Pilotengattin Kathryn Lyons wird eines weniger schönen Morgens der schlimmste Alptraum wahr – vor der Tür steht Robert Hart von der Pilotenvereinigung und überbringt die Kunde, dass ihr Mann sich mitsamt seinem Flieger und so 130 Passagieren bröselförmig in den Atlanik gestürzt hat. Eine Explosion hat das Flugzeug zerstört. Die Ermittlungen der Untersuchungsbehörden bewegen sich bald in eine für Kathryn unerfreuliche Richtung – schnell wird klar, dass nur ein Bombenattentat das Unglück ausgelöst haben kann und sollte es sein, dass Jack Lyons damit unmittelbar in Verbindung steht? Für Kathryn natürlich undenkbar, doch bald mehren sich auch bei ihr Zweifel. Haben sie und Jack nicht die Heile-Familien-Welt nur für Tochter Mattie vorgegaukelt? Und mit wem stand Jack in London über e-mail ständig in Verbindung? Kathryn nimmt die Recherche selbst in die Hand und findet tatsächlich in England nicht nur ein Bratkartoffelverhältnis ihres Männes, sondern angetrautes Weib und Kind – und das auch noch mit Verbindungen zur IRA…


Inhalt

Wieder einmal legt man mehr oder weniger frohgemut eine DVD der Best-„Action Collection“ in den Player und schickt zwei bis drei Stoßseufzer gen Himmel… hat unser heutiger Film vielleicht etwas mit „Action“ zu tun oder ist er wenigstens abseits der Genre-Einordnung ansehbar? Nun, mit „Action“ hat „The Pilot’s Wife“ schon mal wieder rein gar nichts zu tun – anstatt eines aktionsgeladenen DTV-Thrillers erwartet uns nichts weiteres als ein Thrillermelodram aus der amerikanischen Fernsehküche, produziert von Lion’s Gate im Auftrag des Networks CBS.

Und das wollen wir gleich mal feststellen – der Bestandteil „Melodram“ ist der Adaption des gleichnamigen Romans von Anita Shreve, besorgt von der Autorin selbst, deutlich wichtiger als der Bestandteil „Thriller“. Auch wenn Roman und Skript gewisse Elemente aus dem Bereich Politthriller einbringen und dies sogar mit einer recht unverhohlenen Sympathie für die Seite der irischen Freiheitskämpfer (SPOILER: der Film theoretisiert unwidersprochen, dass das Bombenattentat von britischen Geheimdiensten eingefädelt wurde, um härteres Vorgehen gegen die IRA-Seperatisten durchpauken zu können; so gesehen könnte man sogar weitere, politisch aktuellere Parallelen ziehen, da das IRA-Problem ja in den letzten Jahren ja nicht mehr wirklich eines ist), so liegt das Hauptaugenmerk des Films doch auf Kathryn und ihrer persönlichen Reaktion zunächst auf den Verlust des Ehemanns, die Entdeckung seines Doppellebens und das drohende Auseinanderbrechen ihrer Beziehung zur Tochter. Demzufolge dient, dramaturgisch gesprochen, ihre Recherche letztlich weniger der Aufklärung des Attentats bzw. des Doppellebens ihres Mannes, sondern vielmehr der Selbstfindung Kathryns.

Despektierlich könnte man also wieder einmal von einem „Hausfrauenthriller“ sprechen, aber, und das ist die sympathische Überraschung an „The Pilot’s Wife“, der Film funktioniert in sich ziemlich gut. Okay, Genrepuristen sind vermutlich dezent angepisst, dass der Streifen sich schlussendlich um eine Auflösung des Thrillerplots drückt (mehr als die oben angesprochene Theorie wird uns nicht geobten) und überhaupt ziemlich open endet (will sagen, weniger endet denn einfach aufhört), aber das macht dramaturgisch durchaus Sinn, alldieweil der Prozess, dem Kathryn sich wohl oder übel stellen muss (ich rede jetzt nicht von einem Gerichtsverfahren, sondern von einem psychischen Vorgang) auch nicht einfach so von jetzt auf gleich abgeschlossen ist, sondern über Jahre verarbeitet werden muss – wir steigen an einem Punkt aus der „Story“ aus, in dem Kathryn einige grundsätzliche Dinge über ihren Ehemann, dessen Leben und auch über sich selbst klar geworden sind; von diesem Punkt aus kann sie ihr eigenes Leben neu sortieren – insofern schon ein „guter“ Zeitpunkt, um die vordergründige Geschichte zu beenden.

Dramaturgisch ist das Prozedere gut gelöst – das „Auseinanderbrechen“ Kathryns heiler Welt geschieht durch kurze Flashbacks, in der wir als Zuschauer miterleben, dass das, was sie z.B. gerade Tochter Mattie erzählt (also das „alles in bester Ordnung, Mami und Papi hatten sich ganz doll lieb“) bestenfalls Wunschdenken war, sich Jacks Geheimniskrämerei nachträglich zu Verdachtsmomenten, äh, verdichtet etc. Dieser Kunstgriff, direkt mit dem Flugzeugabsturz anzufangen und die auseinanderbröckelnde Familienwelt erst nachträglich sichtbar zu machen, erlaubt dem Film, trotz der starken melodramatischen Elemente nie zu sehr in tearjerker-Regionen zu versinken, sondern mit aller genremöglichen Dynamik einen flotten Fortgang der Ereignisse zu gewährleisten – ich kritisiere gern, wenn’s um Flashbacks geht, aber hier wird das Stilmittel sinnvoll und stimmig eingesetzt, um gewisse Plotentwicklungen zu unterstützen und ganze „Expositions-Chunks“ unnötig zu machen. Jenseits der persönlichen Tragödie Katrhyns nimmt der Film beiläufig, aber deutlich bemerkbar, „Nebenkriegsschauplätze“ aufs Korn. Der entwürdigende Medien-Zirkus, der um Kathryns bzw. Jacks Rolle bezüglich des Attentats gemacht wird, wird ebenso kritisiert wie die Arbeitsweise der Ermttlungsbehörden und der Geheimdienste (die Kathryns private Recherche nutzen, um über sie an eine IRA-Zelle heranzukommen).

TV-Spezialist Robert Markowitz, dessen wohl bekanntestes Werk das True-Crime-Drama „Murder in the Heartland“ mit Tim Roth und Faizura Balk sein dürfte, kommt mit dem Stoff gut zurecht. Er lässt der Geschichte genug Raum für die „persönlichen“, melodramatischen Momente, ohne sie zu sehr auszuwalzen, und ist auch in den mehr auf Spannung getrimmten Passagen stets Herr der Lage. Großartige Schauwerte sind von einem Film dieser Kategorie nicht zu erwarten (wobei der Streifen zumindest elegant die äußert primitive CGI-Explosion des Fliegers als Traumszene kaschiert). So bewegt sich der Film auf dem optischen Niveau einer durchschnittlichen Low- bis Middle-Budget-TV-Produktion, wobei einige nette Landschaftsaufnahmen des Irischen (auch wenn vermutlich von Kanada oder Neuengland gemimit) zu verzeichnen sind.

Darstellerisch legt sich Christine Lahti („Chicago Hope“) voll ins Zeug und liefert eine stets glaubwürdige, nuancierte Vorstellung der geplagten Kathryn auf die Mattscheibe. Campbell Scott („The Exorcism of Emily Rose“) kann in der recht undankbaren Rolle ihres „Sidekicks“ Robert Hart keine Akzente setzen, das gelingt dafür aber Alison Pill („The Book of Daniel“) in ihren prägnanten Auftritten als Tochter Mattie. Ebenfalls überzeugend: die britische TV-Aktrice Kirsty Mitchell als Jacks „Zweitfrau“. John Heard („CSI: Miami“, „The Sopranos“) gelingt das Kunststück, in den kurzen Flashback-Sequenzen ein rundes Bild des ambivalenten Charakters Jacks zu zeichnen. In einer Nebenrolle verdingt sich Charakterkopf Nigel Bennett („Apokalypse Eis“).

Bildqualität: You pays your money and you gets what you expects. Zumindest, wenn man eine Best-8-Filme-auf-2-DVDs-Kollektion erwirbt. Der Vollbildtransfer ist zweckmäßig, mit durchschnittlichen Schärfe- und Kontrastwerten und einer glücklicherweise nicht stark geforderten Kompression. Nicht besser als Fernsehen über Hausantenne, aber für umgerechnet 1,25 Euro darf man sich auch wieder nicht beschweren.

Tonqualität: Für die Tonqualität gilt das selbe – Dolby Digital 2.0-Ton in ausschileßlich deutscher Sprachfassung in technisch akzeptabler, aber auch nicht höheren Weihen, z.B. Surround-Anlagen, zugetan.

Extras: Öhm, ich wiederhole mich – 8 Filme auf 2 DVDs, da gibt’s nix an Extras zu holen.

Fazit: „The Pilot’s Wife“ ist, das hat jetzt sicherlich auch der Letzte kapiert, kein Actionfilm und damit auf einer „Action-Collection“ streng genommen völlig fehl am Platz. Aber bei Best Entertainment sehen wir das erstens nicht so eng, haben zweitens eine schicke Metallbox zum Angeben und ins Regal stellen und drittens taugt der Film als „Thrillodram“ durchaus. Gute darstellerische Leistungen, eine sich zwar nicht befriedigend auflösende, aber psychologisch gut und glaubhaft umgesetzte Story und eine routinierte Inszenierung machen den Streifen nicht zum hochgradig memorablen Eventfilm, aber zumindest zum akzeptablen time waster, wenn man mal nicht alleine Filme kuckt…

3/5
(c) 2005 Dr. Acula


mm
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