The Mummy’s Tomb

 
  • Original-Titel: The Mummy's Tomb
  •  
  • Regie: Harold Young
  • Land: USA
  • Jahr: 1942
  • Darsteller:

    Lon Chaney jr. (Kharis), Dick Foran (Steve Banning), John Hubbard (John Banning), Elyse Knox (Isobel), George Zucco (Andoheb), Turhan Bey (Mehmet), Wallace Ford (Babe), Frank Reicher (Prof. Norman), Cliff Clark (Sheriff), Mary Gordon (Jane Banning), Paul E. Burns (Jim)


Vorwort

Dreißig Jahre sind vergangen, seit Steve Banning und Babe Henson dem ägyptischen Hohepriester Andoheb und der mörderischen Meuchelmumie Kharis das Handwerk gelegt haben. Banning lebt mittlerweile in den amerikanischen Südstaaten und nagelt mit Vorliebe seine Gruselgeschichte um Anankas Grabmal jedem, der nicht schnell genug weglaufen kann, vor’s Knie, sei’s Nachbarin, seine ältere Schwester June oder sein Sohn John nebst Verlobter Isobel (impliziert hat Banning Marta geehelicht, aber offenbar ist seine Herzensdame irgendwann zwischendurch in die ewigen Jagdgründe aufgefahren. Den Film interessiert’s nicht weiter).

Leider haben seine blumigen Erzählungen einen kleinen, aber entscheidenden Fehler – Andoheb und Kharis sind mitnichten und -neffen tot bzw. vernichtet. Andoheb hat mittlerweile das Siechestadium seines Vorgängers erreicht und verrät deswegen das Geheimnis der Mumie und der Tana-Blätter seinem eigenen Nachfolger, einen jungen feschen Ägypter namens Mehmet. Mehmet soll nicht nur den Hohepriesterjob übernehmen, sondern, weil die Sterne nach langen Jahren endlich günstig stehen, blutige Rache an den damaligen Grabräubern und ihren Familien nehmen. Andoheb sprach’s und ritt ab zu den Ahnen, und Mehmet packt sofort die Mumie sowie ausreichend Tana-Flüssigkeit ein und schifft sich nach Amerika ein.

Eine vakante Stelle als Friedhofsaufseher bietet Mehmet einen idealen, abgelegenen Unterschlupf, wo er Kharis erwecken und auf Mordmission schicken kann. Sein erstes Opfer ist Steve Banning! Der alte Knabe wird nur noch tot aufgefunden und auf die merkwürdigen grauen Spuren am gewürgten Hals können sich weder der Sheriff noch John Banning einen gesteigerten Reim machen. In der Stadt bricht rasch Hysterie auf, da vor der Mordtat ein „Schatten“ gesichtet wurde, den aber niemand genauer beschreiben kann. Die komplette Einwohnerschaft kratzt an der Tür zur offenen Hysterie und als wenig später June Banning erwürgt wird und ein Hausdiener o.ä. mutmaßlich vom Mörder in einen katatonischen Schockzustand gebockshornt wurde, wird die Lage nicht eben ruhiger, zumal nun auch die sensationsgierige Presse mit all ihren mehr oder weniger vertrauenswürdigen Reportern in die Stadt einfällt – eine mysteriöse Mordserie schlägt sogar Nachrichten von der Ostfront. Auch Babe Henson trifft ein – eigentlich nur zu den Trauerfeierlichkeiten, aber als ihm die genaueren Umstände bekannt gemacht werden, blickt Babe durch – wie auch immer, Kharis, die Mumie, ist wieder da und spielt den Würger von Wolfenbüttel nach. Nicht ganz unverständlicherweise sind die meisten Leute, denen er seine Theorie an die Backe klebt, nicht ganz überzeugt – selbst wenn man an Geschichten von lebendigen Mumien glauben will, ist doch allgemein bekannt, dass Banning selbige vor dreißig Jahren kaputt gemacht usw. usf. Lediglich ein paar Pressefritzen wittern eine gute Story.

Die Story wird noch besser, als Babe Henson selbst zum nächsten Opfer der Mumie wird. Und dieses Mal sind die Beweise unwiderlegbar – ein Stück Leinen und darin zu findende chemische Substanzen lassen gar keinen anderen Schluss zu, als dass hier eine Mumie am Werk ist. Auch John Banning ist jetzt überzeugt, doch ein überraschender Einberufungsbescheid scheint ihn erst mal aus der aktuellen Affäre herauszulösen (selbst Isobel ist erfreut – Militärdienst ist immer noch besser als von der Mumie gekillt). Gleichzeitig kommt Mehmet eine genauso fantastische wie fatale Idee – wenn man Kharis mit der Tana-Flüssigkeit auf ewig am Leben erhalten kann, müsste das doch auch an anderen Personen, z.B. ihm selbst, funktionieren. Dann könnte er seine Aufgabe als Hüter der Mumie bis in die Ewigkeit erfüllen! Ewigkeit alleine ist aber auch langweilig, und ist Isobel nicht ein durchaus steiler Feger? Und kann man Kharis nicht auch für Entführungen brauchen? The plot thickens…


Inhalt

Nach „The Mummy’s Hand“ dauerte es eine Weile, bis Universal sich tatsächlich dazu durchrang, der Mumie eine komplett eigenständige Serie zu gönnen (es würde mich wundern, hätte es keine Überlegungen gegeben, die Mumie in die Frankenstein-mash-up-Reihe zu transferieren) – offenkundig setzte sich auch bei den Studiobossen der richtige Gedanke durch, dass die Mumie als Charakter dem Frankenstein-Monster zu ähnlich war. Immerhin aber entschied man sich dazu, das titelgebenden Monster stärker in den Mittelpunkt zu rücken. Also Abgang des zwar profilierten, aber ohne großen „Wiedererkennungswert“ auskommen müssenden Tom Tyler als Wickelträger, und Einwechslung von Universals Haus-und-Hof-Monsterdarsteller Lon Chaney jr., der damit die fehlende Tarotkarte in seinem Monsterbingo abhaken konnte und damit offiziell auch den vierten großen Archetypen nach Frankenstein-Monster, Dracula und Werwolf vor der Kamera spielte (und die Mumie als Variante des Zombie-Mythos sehen, gerade dieser Film bezeichnet die Mumie explizit als „living dead“, auch wenn das wieder technisch gesehen nicht richtig ist, weil Kharis nie richtig tot war).

Die große Überraschung des Films lautet zweifellos „Hey, Continuity!“. Der schlüssige Anschluss an einen Vorgängerfilm war bekanntlich nicht unbedingt die große Stärke des Universal-Horrors. In der „Frankenstein“-Reihe, in der ja alle anderen Monster (ver-)endeten, verhaspelte sich von einem Film zum nächsten immer wieder gern bei den Namen der Protagonisten, räumlicher und zeitlicher Verortung und baute eine „Timeline“ auf, die man mit gutem Willen als Escher-inspiriert bezeichnen kann, realistisch aber als konfuses Chaos werten muss, in dem nichts wirklich Sinn ergibt. „The Mummy’s Tomb“ hat den Vorteil, dass der Vorgängerfilm „The Mummy’s Hand“ sich zeitlich nicht exakt festlegte – klar, als Zuschauer ging man davon aus, dass das Ding mehr oder weniger in der relativen Gegenwart spielte, aber mit ein paar zugekniffenen Augen kann man das Prozedere auch in die roaring twenties legen – wir sind dann mit dem 30-Jahre-Zeitsprung immer noch nicht exakt im Jahr 1942 (und da sollen wir dieses Mal fraglos sein, da nicht nur der tobende Krieg den Film datiert, sondern auch einige Zeitungsausschnitte, die ins Bild gehalten werden, die Story nach 1942 festlegen), aber das kann mit dramaturgischer Übertreibung halbwegs wegerklären, ohne sich zu sehr aufzuregen. Neben Kharis dürfen drei andere Figuren aus dem letzten Film wieder mitspielen – Banning, Babe und Andoheb haben nicht nur zufällig die gleichen Namen, es sind die exakten Charaktere.

Nach einer deutlich zu langatmig geratenen Flashback-Sequenz (Banning berichtet von seinen Abenteuern), die satte 13 Minuten andauert (bei einem 60-Minuten-Film also fast ein Viertel der Laufzeit ausmacht) und die den Film für ein heutiges Publikum beinahe tötet (schließlich haben wir meistens „The Mummy’s Hand“ grad erst gesehen… ein Luxus, den der damalige Kinobesucher halt nicht hatte und nach etwa eineinhalb Jahren, die es von „Hand“ zu „Tomb“ brauchte, sicher für die Auffrischung nicht undankbar war) wechselt der Film für den Rest seiner Laufzeit in den Schweinsgalopp – wenn man nur noch knapp 45 Minuten hat, um seine eigentliche Geschichte zu erzählen, muss man schnell zu Potte kommen. Und so ist nach zwanzig Minuten der Hauptdarsteller und Star des ersten Teils (der hier auch, abgesehen vom vor dem Titel kreditierten Lon Chaney, Top-Billing genießt) abgemurkst (und auch George Zucco, Schurke des ersten Films, hat dann schon den Löffel geworfen). Der Film pflegt ersichtlich ein entspanntes Verhältnis zum Killen seiner „Stars“, da hat Hitchcock noch nicht im Traum daran gedacht, Janet Leigh zur Halbzeitmarke von „Psycho“ umzulegen, als Griffin Jay (neuerlich Drehbuchautor) und Harold Young (der neue Mann auf dem Regiestuhl) ihren Cast schon praktisch in Reihenfolge der Bekanntheit ausdünnen. Wallace Ford („Freaks“), zweiter Star des Vorgängers (und comic-relief), reist als Ersatz für Banning an, hat aber auch keine fünf Minuten Screentime, ehe er zum Mumienfutter wird. Wiewohl das für das zeitgenössische Publikum höchst überraschend und schockierend gewesen sein muss – und auch heute noch, kennt man die eher konservative Vorgehensweise eines klassischen B-Gruslers in Sachen Body Count -, eröffnet dies das Problem, dass „The Mummy’s Tomb“ nicht wirklich einen Protagonisten hat.

Klar, die Absicht ist, das Monster stärker in den Vordergrund zu rücken, aber Kharis ist nun mal das Musterbeispiel für eine Bedrohung ohne „Persönlichkeit“ – Kharis ist immer nur der Handlanger desjenigen, der ihn mit Tana-Flüssigkeit versorgt, ein herumschlurfender, eigenschaftsloser Würger, der keine eigenen Ziele verfolgt. Und Lon Chaney jr., der nun mal beim besten Willen kein Karloff ist, der auch unter schwerem make-up *spielen* kann, kann der Figur auch nichts abgewinnen, was nicht auch ein namenloser Stuntman hätte tun können (selbst Tom Tyler *versuchte* wenigstens, da und dort etwas Emotion einzubringen). Auf der „Gegenseite“, also bei Gutens, gibt es niemanden, der durchgängig aktiv ist – letztlich soll John Banning der „Held“ sein, doch der tut bis zum Showdown (dem klassischen Fackel-Mob, der sich im Filmkontext zwar richtig, aber gesamt-moralisch bedenklich, sofort auf den einzigen Ausländer einschießt, ohne für die Theorie, dass Mehmet der Auftraggeber der Mumie sein muss, andere Beweise zu haben als „redete über ägyptisches Zeuch“) nichts heldenmäßiges und ist auch nicht wirklich in die Story integriert (im Endeffekt kann John Banning auch nur gewinnen, weil Mehmet sich in der Konfrontation uncharakteristisch blöde verhält).

Der Film überlebt dieses Handicap ganz einfach dadurch, dass er, sobald mal in Schwung gekommen, rasant erzählt ist, kaum mal Leerlauf aufkommen lässt und sich nur selten Charakter-Momente gönnt. Harold Young („The Frozen Ghost“, „Die scharlachrote Blume“) inszeniert mit einem Auge auf Tempo und einem anderen auf die ausführliche Ablichtung der Mumie (was natürlich so gewollt ist, aber leider mit dem Haken daherkommt, dass der ausgezeichnete Turhan Bey als Mehmet etwas zu kurz kommt). George Robinson, Stamm-DOP des B-Universal-Horrors, gelingen einige impressive Kamerafahrten. Das Kharis-Make-up ist nicht sonderlich beeindruckend – es liegt auf der Hand, dass Jack Pierce weniger Zeit und Geld zur Verfügung hatte und da und dort short-cuts nehmen musste.

Bei den Darstellern ist als Kuriosität zu vermelden, dass der zurückkehrende Dick Foran (im old-age-make-up) nur vier Jahre älter war als sein Filmsohn John Hubbard („Duell in Diablo“, „Tumak – Herr des Dschungels“, „Marihuana“), ein eher wenig bemerkenswerter B-Lead, der in den 50ern primär fürs Fernsehen arbeitete. Auch Wallace Ford wurde künstlich auf Alt getrimmt. Keiner leiert sich eine denkwürdige Performance aus dem Kreuz. Elyse Knox („Sheriff of Tombstone“) ist hübsch anzusehen, hat nix zu spielen und hat als größten Verdienst wohl die Mutterschaft von Mark Harmon zu verzeichnen… Wirklich gut ist Turhan Bey, der wenig später als Held von Technicolor-Abenteuerfilmen seinen Durchbruch feierte (und auch im Karloff-Vehikel „The Climax“ zu sehen ist), und sowohl jugendlichen Charme als auch unterschwellige „menace“ in seine Performance legt. Eine kleine Gastrolle als forensischer Professor spielt Frank Reicher, dem geneigten Zuschauer sicher bekannt als Kapitän Englehorn aus „King Kong und die weiße Frau“.

Die Bildqualität der Universal-Blu-Ray ist wie erwartet ausgezeichnet, auch der Ton ist mehr als brauchbar. Wie bei „The Mummy’s Hand“ hat die britische DVD eine Vielzahl von Untertitelspuren, wie üblich aber keine deutsche.

Sieht man von dem ausschweifenden Flashback-Prolog ab, ist „The Mummy’s Tomb“ ein deutlich unterhaltsamerer Film als „Hand“ – man kann den Streifen als eine Art Vorläufer des übernatürlichen Slashers sehen (natürlich ohne die graphische Gewalt). Der Film hat seine Schwächen im Script und vor allem in der Darstellung der Mumie, ist aber rasant genug, damit’s dem Zuschauer erst im Nachhinen ausfällt. Wer den klassischen s/w-Grusel schätzt, wird akzeptabel bedient.

(c) 2017 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 5

BIER-Skala: 6


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mm
Webmaster
Thomas Hortian
4. Oktober 2017 0:31

Zugegeben, flott war der, fast schon überhastet, wenn er denn mal losgeht. Aber bis dahin ist er mit den ganzen Flashbacks auch umso zäher. Ist, wie Du sagst, auch zu schnell vorbei, um sich darüber Gedanken zu machen, schiebe ich allerdings in die Kategorie „kann man, muss nicht“…

mm
Webmaster
Thomas Hortian
4. Oktober 2017 0:34

Zugegeben, flott war der, fast schon überhastet, wenn er denn mal losgeht. Aber bis dahin ist er mit den ganzen Flashbacks auch umso zäher. Ist, wie Du sagst, auch zu schnell vorbei, um sich darüber Gedanken zu machen, schiebe ich allerdings in die Kategorie „kann man, muss nicht“.

Ich hab’s mal in der OFDB eingetragen…