The Monster Club (THOR-Review)

 
  • Deutscher Titel: The Monster Club
  • Original-Titel: THE MONSTER CLUB
  •  
  • Regie: Roy Ward Baker
  • Land: Großbritannien
  • Jahr: 1980
  • Darsteller:

    Vincent Price (Eramus)
    John Carradine (R.Chetwynd-Hayes)
    James Laurenson (Raven)
    Simon Ward (George)
    Barbara Kellerman (Angela)
    Donald Pleasence (Pickering)
    Stuart Whitman(Sam)
    Richard Johnson (Busotskys Vater)
    Britt Ekland (Busotskys Mutter)
    Anthony Valentine (Mooney)
    Patrick Magee (Lunas Vater)
    Anthony Steel (Lintom Busotsky)
    Fran Fullenwider (Vollbusige Schönheit)
    Roger Sloman (Werwolf)
    Geoffrey Bayldon (Psychiater)


Vorwort

Wie das Schicksal doch manchmal so spielt: Da sitzen zwei Typen, die viel Zeit und Lebensenergie daran vergeuden, sich mit den Sichtungen von allerlei Schmarn die Stunden zu verplempern und, wenn sie der Schreibteufel packt, gelegentlich Reviews darüber in die Welt zu setzten. Wie hoch sind die Chancen, dass beide just zur selben Zeit ausgerechnet den selben Film besprechen? Sei’s drum, „the more, the merrier“, wie der Angelsachse sagt. Darum gibt es von THE MONSTER CLUB nun gleich zwei Besprechungen, wobei die Meinung unseres Dr. Acula HIER nachzulesen ist.

In vieler Hinsicht ist MONSTER CLUB das Ende einer Ära. Als den Hammer Studios langsam die Luft ausging und die Gothic-Horrorfilme unmodern wurden, versuchte die Britisch-amerikanische Firma Amicus sich an den letzten Krümeln des Kuchens zu bedienen. Die Amicus Filme galten lange Zeit als „Hammerfilme für arme Leut“, produzierten eine ganze Reihe von TWIGHLIGHT ZONE-artigen Episodenfilme, die aber (oft) immerhin noch die klassischen Hammer-Horror Schauspieler wie Christopher Lee, Vincent Price oder Peter Cushing innehatten.

Aber dann endeten die 70er Jahre, und die Weißwurst war endgültig ausgezuzelt und MONSTER CLUB sollte das Schlusswort sein.


Inhalt

Der Horrorautor R.Chetwynd-Hayes (John Carradine) macht einen nächtlichen Spaziergang durch das nebelige London. Wie es in London Sitte ist, wird er gleich von einem Gammelbruder (Vincent Price) angehalten, der angeblich seit Wochen nichts mehr zwischen die Kiemen bekommen hat. Chetwynd-Hayes bietet natürlich Hilfe an, aber statt der angebotenen hand voll Pennys, bedient sich der Bedürftige selbst und schlägt seine Vampirhauer in Hayes Hals.

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„Die Beißerchen kenne ich doch irgendwoher?
Aber klar, das „Francis-Lederer-Modell“, Anno 1971!“

Der Schreiber erwacht wenig später im Domizil des Vampirs, der sich als Eramus vorstellt und sich äußerst Dankbar für die kleine Blutspende zeigt. Er hätte auch nicht tief genug zugebissen, um Hayes zum Untoten zu machen. Außerdem ist Erasmus ein großer Freund der Horrorliteratur („man liest ja am liebsten immer über sich selbst“), und als solcher ein Fan von Hayes Werken.

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„John, wir wollen unseren baldigen Ruhestand mit Würde feiern.
Ich kenne dafür den perfekten Ort.“

Eramus lädt den immer noch leicht irritierten Hayes in seine Stammkneipe ein. Dies sei nicht irgendeine Pinte, sondern ein ganz besonderer Ort, wo sich des Nachts Vampire, Werwölfe und Ghouls tummeln. Dort spielt auch schon die Gruppe „The Viewers“ ihren Evergreen „Monsters Rule O.K“ auf der Bühne. Der Autor zeigt sich höchstinteressiert über die Ausstattung des Clubs; sein Auge fällt auf einen Stammbaum der Monstren. Eramus erklärt die familiären Verbindungen zwischen den Kreaturen, und wartet gleich mit einer Geschichte über eines dieser Kreaturen auf:

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Seit den Zeiten von Bela Lugosi hat dieser Stammbaum die
Horrorfilmindustrie am Leben erhalten.

Der Shadmock

George (Simon Ward) und Angela (Barbara Kellerman) sind zwei linke Vögel, ständig auf der Suche nach potentiellen Opfern, denen sie das Geld aus der Tasche ziehen können. Da fällt ihr Blick auf eine Anzeige in der Zeitung: eine Mann namens Raven (James Laurenson) sucht Hilfe zur Katalogisierung seiner riesigen Büchersammlung, und Angela, um Ravens Vermögensverhältnisse auszuspionieren, nimmt den Job an.

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„Na, Angie, wen wollen wir den heute beklauen?“
“Ach, ich dachte da an ein missgestaltetes Monster.
Da kann nichts schief gehen.

Raven ist eine Seele von einem Menschen – beziehungsweise, ein Shadmock, ein Mischling aus Ghoul und Werewolf – der nur ein einziges Problem hat: er ist hässlich wie ein blindes Pferd und lebt deshalb komplett vereinsamt und isoliert in seinem Landhaus. Angela entwickelt zunächst sogar eine gewisse Sympathie aber als Raven um ihre Hand anhält, zeigt sich dass Geld doch schwerer als Liebe ist.

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Ein Monster mit Herz für Täubchen und Tierchen.
Doch wenn dir mörderische Katz lauert,
dann hilft nix mehr.

Während der Hochzeitsfeier, bei der Ravens monströse Sippschaft das Tanzbein schwingt, versucht Angela das arme Phantom zu beklauen. Auf frischer Tat vom Ehemann in Spe ertappt, gibt Angela zu, dass sie nie vorgehabt hätte, in den Stand der Ehe einzutreten, und dass sie sich vor Ravens bleicher Visage ekelt. Das nimmt der Shadmock persönlich und demonstriert seine magischen Kräfte: durch bloßes Pfeifen ist er in der Lage, Widersacher in Brand zu stecken (was er vorher schon anhand einer taubenmordenden Katze demonstriert hat).

Das bricht Raven zwar das Herz, aber die Sippschaft bietet sich als Stütze an. Anders bei Angela: diese ähnelt nun einem wandelnden Hamburger (medium-rare) und sucht Trost bei ihrem George. Der Anblick bringt George komplett um den Verstand und er fristet seine Tage ab dato in einer Nervenheilanstalt.

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“Der Patient hockt seit heute Morgen hier und wiederholt immer wieder nur,
die Dame hätte in der Kneipe gestern vor fünf Bieren noch ganz anders ausgesehen.“

Zurück im Club, spielt New-Waver B.A. Robertson den Song „Sucker for your Love“; der Auftritt scheint für heutige Standards recht peinlich aber, hey, das waren halt die 80er. Als Special-Guest des Abends, stellt Filmproduzent Lintom Busotsky (Anthony Steel) sein neuestes Werk vor, das zum Teil auf seiner eigenen Kindheit basiert:

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Dank Koks und Heroin konnte B.A Robertson auf Make-Up verzichten.
Wie gesagt: Waren die 80er Jahre.

Der Vampir

In seiner Schule ist der junge Lintom (Warren Saire) ist ein kompletter Außenseiter.Der Sohn osteuropäischer Einwanderer (Britt Ekland und Richard Johnson), ist Lintom noch dazu ein arger Nerd und ständiges Ziel des Spottes seiner Mitschüler.

Die Busotskys führen das harmonische Leben typisch amerikanischer Spießbürger, nur welchem Gewerbe sein Vater nachgeht ist Lintom nicht ganz schlüssig. Er weiß nur dass der Papa des Nachts arbeitet, tagsüber schläft und ihn vor schwarz gekleideten Männern mit Geigenkästen warnt. Unter der Führung des Pfaffen Pickering (Donald Pleasence) tauchen diese auch bald auf und entpuppen sich als vom Vatikan gesponserte Vampirjäger.

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Die Drei von der Tankstelle auf Vampirjagd.
Der Mittlere hat’s am Schwersten.
(Ich sage nur: Schaltknüppel).

Es gelingt den Vampirjägern scheinbar, in Papa Busotskys Gruft einzudringen und ihn zu pfählen aber durch einen Trick (er trägt eine Pfahlsichere Weste), dreht der Vampir den Spieß um und beißt den Geistlichen, der prompt selbst zum Vampir mutiert. Da bleibt seinen Kollegen nicht viel zu tun, außer ihren vampirisierten Ex-Boss selbst mit dem spitzen Pflock zu bearbeiten. Happy-End für unsere glückliche, kleine Vampirfamilie (und außerdem war es ruhig am Set. Ursprünglich wollte man Klaus Kinski als Vampir-Papa besetzen, der vermutlich das Set kurz und klein geschlagen, und alle Beteiligten massakriert hätte. Wir persönlich können nur der vergeudeten Möglichkeit hinterherweinen).

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“So ist nun mal der Lauf der Industrie: wir kupfern von The Munster ab,
und eines Tages kupfert Harry Potter von uns ab.“

Im Monster Club geht die Show weiter, jetzt mit einer Stripperin, die buchstäblich „alle Hüllen „ fallen lässt. Dazu gibt es eine Einlage von Rockröhre Stevie Lange und ihrer Band „Night“. Hayes ist immer noch von der Genealogie der Monstren fasziniert, und auch zum Thema „Humgul“ (einer Kreuzung aus Mensch und Ghoul) hat Eramus die passende Geschichte:

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Es sind Szenen wie Diese, die einen jungen Jörg Buttgereit geprägt haben müssen.

Der Humgul

Der Regisseur Sam (Stuart Whitman) sucht nach dem perfekten Drehort für seinen neuen Horrorfilm. Der Ort sollte so abgelegen und unheimlich wie nur möglich sein, und nach kurzer Suche, findet sich im Örtchen Loughville die perfekte Location. Sam informiert sich beim kauzigen Wirt (Patrick Magee) zwecks Genehmigung für den Dreh. Dafür seinen aber alleine „die Alten“ zuständig und die würden bald erscheinen. Dabei lernt Sam die Dorfgemeinschaft kennen, die allesamt wie die Nachkommen einer Leprakolonie aussehen.

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“Hey, Pat, zu was für eine Rolle haben sie dich diesmal verdonnert?“
“Zum leichenfressenden Gastwirt, aber 50 Pfund sind 50 Pfund.

Das ist dem Regisseur leicht suspekt, und er versucht sein Heil in der Flucht zu finden. Aber, wer hätte es in solchen Fällen gedacht, das Automobil versagt seinen Dienst. Da die Nacht anbricht, sind die Dörfler vehement, dass Sam bei ihnen übernachtet und bugsieren ihn in ein Hotelzimmer. Zwar gibt sich Sam leicht verkräzt wegen der etwas rauen Einladung, sein Mütchen wird aber durch das Auftauchen von Luna, der bildhübschen, wenngleich scheinbar geistig etwas zurückgebliebenen Wirtshaustochter, ein wenig gekühlt.

Während Sam Lunas Hasengoulasch verzehrt, erzählt ihm diese, dass man die Außenwelt nicht kenne, und sich ausschließlich aus „Kisten“ kleidet und speist. Besagte Buxen sind, zum Erschrecken Sams, Särge und die Dorfbewohner Ghouls (von Dämonen besessene Leichenfresser). Luna gibt sich als Humgul zu erkennen, die „anders als die Anderen“ sei. Sam müsse allerdings als zukünftige Atzung für die Ghouls herhalten, da die Gräber der Nachbarschaft inzwischen schon abgeerntet sind.

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Hier möchten wir dem Leser noch das diesjährige B-Movie-Basterds-Festival nahe legen,
wo man die Gelegenheit hat, das BM-Team persönlich kennen zu lernen.

Das stimmt Sam nicht unbedingt fröhlich und er bittet Luna um Hilfe zur Flucht. Luna weiß sich nur einen Rat: Sam solle sich in der nahe liegenden Kapelle verstecken, zu der die Ghouls (offensichtlich Atheisten) keinen Zugang hätten. Mit Müh und Not schafft es Sam in das Gotteshaus, findet aber dort nur das, über ein Tagebuch gebeugtes Skelett des ehemaligen Geistlichen.

Im Buch selbst liest Sam die Geschichte des Dorfes: wie man eine schmutzverschmierte Kreatur im Friedhof gefunden und er, der Dorfprediger jene Kreatur in sein Haus aufgenommen habe. Als man die Kreatur eines Nachts beim Fressen einer Leiche ertappt, jagt man es in den Wald, von dort wären dann aber ganze Horden der Ghouls eingefallen und hätten das Dorf übernommen.

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Erfolgreiche Missionierung im 19ten Jahrhundert:
“… so will ich dir die Birne waschen, und auf den Namen Karl-Heinz taufen.“

Draußen schreien die Ghouls, Sam solle gefälligst herauskommen und nehmen Luna – trotzdem sie eine der ihrigen ist – als Geisel. Sam kann die Ungeheuer mit einem Kreuz aus der Kirche abwehren, und Luna zu sich in die Kapelle retten. Luna offenbart Sam, dass man in der Kapelle nur temporär Sicher sei, da am Abend die Älteren erschienen – und die seien Mächtig und Weise – also entschließt man sich in die Flucht nach Vorne, genauer gesagt, in den Wald. Die Beiden können dem Ghoul-Mob entkommen, aber Luna wird von einem geworfenen Stein getroffen und verendet am Wegesrand.

Sam rennt zur Hauptstrasse und schafft es, die Aufmerksamkeit einer Polizeistreife auf sich zu lenken. Die Polizisten wollen Sam zum nächsten Präsidium bringen, chauffieren ihn aber stattdessen zurück nach Loughville – schließlich wolle man den Älteren bei ihrer Ankunft etwas bieten.

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“Es hätte mir zu denken geben sollen: Polizisten mit Pornobalken und Damenhüten,
da kann doch was nicht stimmen!“

Hier endet Eramus dritte Geschichte. Hayes möchte sich auf den Heimweg machen, aber Eramus, dem der Schreiber ans Herz gewachsen ist, schlägt Hayes, trotz Proteste der anwesenden Mitmonster, als neuestes Clubmitglied vor. Schließlich haben die Menschen in den vergangenen 60 Jahren 150 Millionen ihrer eigenen Spezies gemeuchelt, hätten Panzer, Giftgas und Atombomben erfunden, Kriege angezettelt, nur um sich gegenseitig den Garaus zu machen – also, was wäre ein echter Monster Club ohne Menschen?

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“Manchmal frage ich mich, wer die wirklichen Monster sind:
Wir… oder vielleicht doch DIE!“

Die Mitgliedschaft ist also ausgemachte Sache und zur Feier des Tages wagt man gemeinsam – Hayes, Eramus und der Rest der Belegschaft – eine Einlage auf der Tanzfläche; zum Ska-Hard Rock-ischen Sound vom Song „Monster Club“ der Gruppe „The Pretty Things“.

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“Mit etwas Geduld würden wir heute „The Rolling Stones“ heißen!
Aber wir bereuen NICHTS!“

THE END

Analyse

Wie schon erwähnt, war die Amicus Firma für ihre, von den Hammer-Streifen inspirierten Episodenfilme bekannt, darunter Filme wie DIE TODESKARTEN DES DR. SCHRECK, TOTENTANZ DER VAMPIRE und ASYLUM. Zwischen DIE TÜR INS JENSEITS und MONSTER CLUB lagen dann auch sechs Jahre Pause. Die Firma kochte mit wesentlich kürzerer Flamme als die opulenten Hammer Produktionen (wie der Vampir Erasmus zynisch bemerkt, „bedeutet eine moderne Kulisse ein niedrigeres Budget“).

Nun streiten sich aber die Filmgelehrten des 21sten Jahrhunders, ob nun THE MONSTER CLUB ein echter Amicus-Film (in dem Fall wäre es wirklich ihr finale Eintrag gewesen), oder ob Amicus überhaupt etwas mit der Sache zu tun hatte. So listet der deutsche Wikipedia-Eintrag den Film als eine Amicus-Production, wohingegen der englische Eintrag ausrücklich darauf hinweist, dass THE MONSTER CLUB kein Amicus Film war und lediglich mit Referenzen auf die Traditionsfirma gespickt war. Auf meiner Fassung findet sich zumindest kein Hinweis auf Amicus, also einigen wir uns, dass THE MONSTER CLUB der finale Amicus-Film war, den Amicus nicht produziert hatte. Auch über den Produzenten und Amicus-Gründer Milton Sobotsky herrscht Uneinigkeit. So behauptet der Artikel zum Beispiel, dass THE MONSTER CLUB Subtoskys finales Werk war, wohingegen wir uns relativ sicher sind, dass er in späteren Jahren noch die Ray Bradbury TV-Serie DIE MARS-CHRONIKEN, sowie die Stephen King Adaptionen MAXIMUM OVERDRIVE und MANCHMAL KOMMEN SIE WIEDER zumindest koproduziert hat. Und da sagt man immer, im Internet steht nichts als die reine Wahrheit. Fakt ist jedenfalls, dass THE MONSTER CLUB der finale Kinofilm von Regie-Veteran Roy Ward Baker (DIE SIEBEN GOLDENEN VAMPIRE, DRACULA – NÄCHTE DES ENTSETZENS, um nur zwei zu nennen) war, der sich nach Drehschluss nur mehr auf TV-Produktionen spezialisierte.

Wie immer ist es eine Freude, Vincent Price zu sehen: flamboyant, „Larger-than-life“, immer darauf bedacht, die nächste Szene zu stehlen. Auch im vorangeschrittenen Alter (MONSTER CLUB feierte seine Premiere während Prices 70ten Geburtstag), hat der Altmeister des Horrors nichts von seiner Magie eingebüsst. Man merkt Price an, dass er Spaß an dem Schmarn hatte. Vermutlich ahnte die Ikone, dass auch seine Zeit endgültig vorbei war. Zwar hatte Price noch sporadisch Gastauftritte in kleinen Low-Budget Horror-Streifen wie FROM A WHISPER TO A SCREAM (AKA THE OFFSPRING) und BLOODBATH AT THE HOUSE OF DEATH, aber über die kann man getrost das Mäntelchen des Schweigens ausbreiten. MONSTER CLUB sollte übrigens Vincent Price einziger Auftritt als Vampir sein.

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Das letzte Stelldichein der alten Horrorikonen – zumindest fast.

Der Rest der Schauspieler ist ebenso ausgewählt: John Carradine (nicht ganz so gut gealtert wie Price, um es mild auszudrücken), den wie immer schurkischen Simon Ward; Britt Ekland (ja, der Peter Sellers hatte zwar mächtig einen an der Waffel, dafür aber Geschmack, was das optische anbelangt), der messerscharfe Blick von Donald Pleasence und Patrick Magee, wie man sich am liebsten an ihn erinnert: Als Creepy Old Man.

Apropos Vampir: Die Rolle des Chetwynd-Hayes sollte ursprünglich an Christopher Lee gehen. Der besah sich den Titel des Films und lehnte vehement ab, in so einem Schund mitzuspielen, und entschied sich stattdessen in niveauvolleren Filmen wie EINE IRRE SAFARI, KENNWORT – SALAMANDER und dem Chuck Norris Vehikel DER GIGANT aufzutreten.

Kommen wir zur Musik: wie erwähnt werden die Geschichte jeweils von einer musikalischen Darbietung abgerundet. Highlights sind da besagter Song der Rhodesierin Stevie Lange (das rothaarigste Tina Turner-Imitat der Welt) und der Ohrwurmskompatible „Monsters Rule O.K“ von „The Viewers“. Der Song „Stripper“ hat es übrigens auf keines der beiden „Night“ Alben geschafft. Tiefpunkt ist der Auftritt von B.A Robertson, der scheinbar versucht jedes scheußliche Klischee der Neon-80er zu bestätigen. Viertes Rad am Wagen ist der Auftritt von „The Pretty Things“, die sich 1981 bereits zum zweiten Mal reformiert hatten. Für Trivia-Interessierte: „The Pretty Things“ ging aus der Skiffle-Band „Little Boy Blue“ hervor, in der einst Keith Richard, Brian Jones und Mick Jagger spielten. „UB40“, ein paar Jahre vor ihrem endgültigen Durchbruch, trugen ihr Scherflein zum Soundtrack bei, haben sich aber nicht auf die Bühne des Monster Club getraut.

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Gab von allen Musikanten noch die beste Figur ab: Stevie Lange.

Es hält sich die Legende, dass die Masken vom Milton Subotskys Milchmann (ist keineswegs anzüglich gemeint. Nein! Das war Doors Job!) angefertigt wurden. Obwohl 90 Prozent der in der Disko tanzenden „Monster“ aussehen, als ob die Masken von zurückgebliebenen Drittklässlern angefertigt wurden, stimmt das so natürlich nicht ganz. Der Künstler, Vic Door, war zu jener Zeit nur ein wenig knapp bei Kasse und arbeitete Tagsüber in einer Milchaufbereitungsanlage – wir können nur hoffen, dass er das auch heute noch tut und die Karriereleiter hinaufgeklettert ist, denn als Maskenkünstler wäre der Gute wahrscheinlich schlichtweg verhungert.

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DAS soll der Milchmann zusammengebastelt haben,
und so sieht es auch aus.

Die Geschichten wurden übrigens vom „echten“ R.Chetwynd-Hayes (1919-2001), einem resümierten Verfasser von Geister- und Vampirgeschichten, geschrieben, der einst bei Amicus in Lohn und Brot stand. Der Herr war mit THE MONSTER CLUB alles andere als zufrieden, kritisierte, dass der Film zu albern sei, konnte mit der Mucke nichts anfangen und fand, dass John Carradine zu Tattergreisig sei um ihn zu spielen (Hayes war zu diesem Zeitpunkt 61, also alles andere als frisch, aber bei Carradine Aussehen kann man annehmen, dass er den Grafen Dracula noch persönlich gekannt hat). Auf Chetwynd-Hayes Kappe gehen auch so kleine Amicus-Klassiker wie DIE TÜR INS JENSEITS oder DIE TODSKARTEN DES DR. SCHRECK. Freilich, an das Kaliber kommt THE MONSTER CLUB schon alleine wegen der kleinen Brötchen nicht heran, aber trotzdem:

Fazit: ein gelungener Amicus-Episodenfilm, wie er sein muss. Nein, ernst zu nehmen ist das ganze natürlich nicht, aber das war vermutlich auch nie der eigentliche Sinn der Sache. Insbesondere die mittlere Vampir-Geschichte ist ungefähr so gruselig wie eine Folge von DER KLEINE VAMPIR (also knapp eine Stufe über Graf Zahl aus der Sesamstrasse). Die anderen beiden Geschichten hätten auch gut in Karl-Heinz Schroths MEINE SCHWARZE STUNDE gepasst, wären aber vermutlich für HAMMER’S HOUSE OF HORRORS zu ungruselig gewesen. Man könnte also durchaus von einem Spaß für Jung und Alt sprechen. Für die kontemporären Gorebauern wird er zu unblutig, und den jüngeren Zuschauern (die Namen wie Christopher Lee höchstens aus HERR DER RINGE kennen), wird er wahrscheinlich zu altmodisch sein und schlicht am Bürzel vorbeigehen.

Noch mal ein Apropos: wer das endgültige Ende der Hammer / Amicus-artigen Produktionen sehen will, dem sei DAS HAUS DER LANGEN SCHATTEN (1983) empfohlen. Zwar wurde der Film von keiner der oben genannten Firmen produziert (sondern von Cannon-USA, die sich wenige Jahre später mit dem SUPERMAN IV – DIE WELT AM ABGRUND-Debakel das Genick brachen), ist aber das finale Stelldichein von Christopher Lee, Vincent Price, Peter Cushing und John Carradine. Auch ein echtes Schmankerl.

© 2015 Thorsten Atzmueller


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 5


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