The Marine

 
  • Deutscher Titel: The Marine
  • Original-Titel: The Marine
  •  
  • Regie: John Bonito
  • Land: USA
  • Jahr: 2006
  • Darsteller:

    John Cena (John Triton), Robert Patrick (Rome), Kelly Carlson (Kate Triton), Anthony Ray Parker (Morgan), Abigail Blanca (Angela), Jerome Ehlers (Det. van Buren), Manu Bennett (Bennett), Damon Gibson (Vescera)


Vorwort

Undank ist der Welt Lohn – das muss auch Supermarine John Triton erfahren, denn obwohl er gerade praktisch eigenhändig den Irak-Krieg gewonnen hat (bzw. zumindest einen Al-Kaida-Stützpunkt pulverisiert und einige Geiseln befreit hat), wird er wegen direkter Befehlsverweigerung entlassen. Den kurzfristig angetretenen Job als Sicherheitsmann in einem Bürotower verliert er schon am ersten Arbeitstag nach einer lustigen Schlägerei mit einem cholerischen Yuppie und dessen Entourage. Johns treues Weib Kate macht dem frustrierten Ex-Soldaten den Vorschlag, einfach mal ins Blaue zu fahren. Dumm nur, dass die zum Boxenstopp ausersehene Tankstelle die ist, an der auch Diamantenräuber Rome und seine Bande, die gerade Klunker im Wert von schlappen 12 Mio. Dollar geklaut und dabei ein paar Leichen hinterlassen haben, ihrer Fluchtkalesche neuen Sprit spendieren wollen. Eine neugierige Highway-Patrouille plus eine explodierende Tanke später ist John k.o. gegangen und Rome mit Johns Auto und Kate im Gepäck über alle Berge. John nimmt die Verfolgung auf – ein munteres Demolition-Derby schließt sich an, mit schlechterem Ausgang für den Marine. Doch auch die Bösburschen sind in Folge des Lack- und Bleiaustausches immobil und entscheiden sich für die Flucht zu Fuß durch die Sümpfe South Carolinas.

John wird vom ermittelnden Detective van Buren aufgegabelt und bekommt von diesem den Segen, weiterhin persönlich die Fährte der flüchtigen Räuber aufzunehmen. Nachdem unser Held kurzfristig von ein paar Moonshinern, die seine Anwesenheit im Sumpf komplett falsch verstehen, aufgehalten wird, spürt er aber das temporäre Versteck der Ganoven auf…


Inhalt

WWE Films. Juchee. Die Filmabteilung von World Wrestling Entertainment scheint, nach meiner oberflächlichen Betrachtung, primär zwei Aufgaben zu haben (bzw. gehabt zu haben, denn mittlerweile folgen die von dort produzierten Streifen den Vorgaben der WWE-TV-Shows und zielen auf jugendlicheres Publikum ab): 1. Zu beweisen, dass man auch im 21. Jahrhundert immer noch Dumpfbackenaction a la 1985 machen kann. 2. Zu beweisen, dass Wrestler als Schauspieler nix taugen.

These 1 wurde nunmehr schon des öfteren z.B. von NuImage eindruckslos widerlegt (ich denke da an Direct Action), und für These 2 braucht’s nun wirklich keine Beweise mehr (wie ich an dieser Stelle schon mehrfach erwähnte: außer Dwayne „The Rock“ Johnson hat’s keiner drauf). Nuja.

„The Marine“ hat schon mal eine recht komplizierte Produktionsgeschichte – ursprünglich angedacht als Vehikel für Stone Cold Steve Austin, machte der der WWE einen Strich durch die Rechnung, als er sich (einmal mehr) im Streit von der Promotion trennte (inzwischen aber wieder versöhnt ist und für WWE Films „The Condemned“ abdrehte), als Gegenspieler war zunächst Al Pacino (!) vorgesehen, der aber angesichts des für seine Begriffe erheblich zu niedrigen Gagenschecks abwinkte. Nachdem der Helden-Part an John Cena, bereits 2004 dazu ausersehen, das neue Gesicht der Company zu werden, fiel, wurde der Schurkenpart Patrick Swayze (!) offeriert, was aber auch nicht funktionierte, so dass der ewige T-1000 Robert Patrick zum Zuge kam. Gedreht wurde 2004 in Australien, aber erst 2006 kam der Streifen – nach mehreren Verschiebungen, zuletzt um dem The Rock-Vehikel „Gridiron Gang“ aus dem Weg zu gehen – in die Kinos, wo er dann auch prompt keinen gesteigerten Eindruck hinterließ (dennoch aber mit einem weltweiten Einspielergebnis von satten 22 Mio. $ erfolgreichstes WWE-Kino-Produkt ist), auf dem Heimkinomarkt rutschte der mit 20 Mio. $ budgetierte Film dann aber doch locker in die Gewinnzone (und rechtfertigte ein Sequel, in dem eigentlich Randy Orton die Hauptrolle spielen sollte, aber verletzungsbedingt ausfiel und durch seinen Storyline-Lakaien Ted DiBiase jr. ersetzt wurde).

Skeptisch darf man schon mal ob der ausführenden Kreativschergen sein – Regisseur John Bonito tat sich vor „The Marine“ (und danach) nur in behind-the-scenes-Funktionen bei den WWE-Fernsehshows (und dort speziell bei der kürzlich stillgelegten ECW-Neuauflage) um, und Drehbuchautorin (!) Michelle Gallagher wurde einzig mit der RomCom „Strange Hearts“ (2001) auffällig. Das ist jetzt nicht gerade das Resumé eines Mark Lester… Das Script, wen wundert’s, ist Kappes, aber es ist sogar für einen Film, der sich in der Tradition des gepflegt unsinnigen 80er-Action-Kintopps a la Arnie oder Seagal ausgesprochen schwach.

Zum einen liegt’s daran, dass nicht wirklich dramatische „odds“ gegen den Helden aufgestapelt werden – im Gegensatz zu den Heroen alter Zeit hat’s uns John Triton (ächz) hier nicht mit ganzen Invasionsarmeen oder wenigstens durchorganisierten Terroristen zu tun, sondern mit lumpigen fünf Diamantenräubern, und die haben dann auch eigentlich nichts anderes vor, als mit heiler Haut zu entkommen. Triton muss also nicht gerade den dritten Weltkrieg verhindern oder wenigstens einen Präsidenten retten. Die simple Entführung der Angetrauten mag zwar eine viertelwegs plausible Motivation für den Charakter sein, aber als „Drama“ für einen ordentlich scheppernden Randalefilm ist das arg dünn – das geht als Plot für ’ne mittelprächtige Episode von „Walker, Texas Ranger“ o.ä. durch, ist jedoch eben nicht das, was den Äktschnfan vor Spannung ins Sofa presst (das gilt dann um so mehr, wenn die Bösewichter nicht mal einen einigermaßen vernünftigen Grund haben, die Olle überhaupt mitzuschleifen. Im Endeffekt hält sie die Schurken eher auf, von Nutzen als Geisel ist sie ihnen genau *nie*, da darf man sich schon mal fragen, warum sich Rome & Co. die renitente Kate überhaupt ans Knie nageln oder sie spätestens, als sie erkennen müssen, dass John die Sache ausgesprochen persönlich nimmt, irgendwo im Sumpf verklappen).

Will sagen – dünne Plotten bin ich im Bereich des „let’s blow some shit up“-Films gewohnt, die Story von „The Marine“ wäre mir aber schon für einen Nu-Image-Film zu uninteressant und lahm. EIn noch gravierenderes Problem des FIlms ist allerdings, dass es ihm (bzw. Drehbuchautorin Gallagher) mühelos gelingt, ihre Heldenfigur zum singulär uninteressantesten UND unsympathischten Charakter des Films zu machen. Merke: Wenn du lieber mit allen Bösewichtern inkl. des dritten Henchmen links ein Bierchen trinken würdest als mit dem Helden, fällt’s dir schwer, dem die Daumen zu drücken. Die Bösen sind also eindeutig nicht böse genug (zumal das Script sich nie entscheiden kann, ob Rome nun ein sadistisches Dreckschwein oder nur ein verschmitzter Knuddel-Gauner sein soll) – sie haben auch die witzigen Dialoge und one-liner, und einige Gags sind sogar wirklich lustig (z.B. Morgans „der Schwarze ist immer schuld“-Rede), wohingegen John Triton eine völlige Anti-Entität ist, ein langweiliger, tumber Fleischbrocken, der sich einzig über seine Soldateneigenschaft definiert und für jede zivile Tätigkeit schlicht und ergreifend zu blöde ist. Wenn man ihm wenigstens den ein oder anderen flotten Spruch mitgegeben hätte, aber nein, ausgerechnet DER Charakter ist dann auch noch völlig ironiefrei. Und das war schon in den 80ern out (wie „The Last Boy Scout“ es ja explizit ansprach). Der Charakter Tritons wird ja schon mit der debil-brechreizerregenden Titeleinblendung (John Cena salutierend in Marine-Paradeuniform – der im *Film* keine Sekunde lang trägt – vor wehendem CGI-Sternenbanner. Da wird einem ja übel ‚von… übrigens wurde dem Film in den USA vorgeworfen, dem Militär nicht ausreichend Respekt zu zollen. Macht daraus, was Ihr wollt…) vollumfänglich dargestellt, das richtet sich wirklich nur noch an den aller-lowesten aller lowest common denominators, so denkbefreit ist ja nicht mal die Wrestling-Fan-Crowd (was man schon daran merkt, dass Cena, obwohl in den Storylines stets ein „Guter“ von einem nicht zu unterschätzenden Anteil des Publikums ausgebuht wird).

Dazu passt dann auch, dass „The Marine“ seine Titelfigur auch falsch aufbaut – wer seinen Helden schon in den ersten zwei Minuten – als Teaser – im Alleingang ein ganzes Militärcamp vernichten lässt, tut sich schwer, Spannung aufzubauen, wenn er diesen Helden dann eben gegen fünf Figuren antreten lässt, von denen zweieinhalb reine comic-relief-Charaktere sind (und darum muss Triton auch mal in die Hände von Rednecks fallen, die ihn ein paar Minuten lang aufhalten, sonst hätten die Schurken *überhaupt* keine Chance)…

Zur nächsten Baustelle – „The Marine“ ist ein Kinofilm, d.h. für die große Leinwand konzipiert, sieht aber in keiner Sekunde anders (besser, aufwendiger, optisch optimierter) aus als ein stinknormaler DTV-Actionheuler, den andere Studios für drei oder vier Millionen Dollar hinlegen. Da ist kein Scope, das sieht nicht aus wie für’s Kino gemacht, das ist eben doch nur (auch wenn ich den Vergleich inflationär bemühe) genau das, was auch Nu Image (billiger und gerne auch spannender) macht. John Bonito hat das offenbar erkannt und inszeniert um sein Leben – ich habe seit Boa vs. Python keinen derart überinszenierten Film gesehen, der ohne Sinn und Verstand vermeintlich „coole“ Kamerafahrten, 360-Grad-Schwenks oder ähnliche Gimmicks einbaut – das beginnt nach 30-40 Minuten tatsächlich aktiv zu nerven. Außerdem braucht Bonito zu lange, um überhaupt zur „Story“ zu kommen (gut 30 Minuten) und auch dann findet er nur selten den Overdrive – die Autoverfolgungsjagd, in deren Verlauf der von Triton gekaperte Polizei-V8 gewaltsam von allen überflüssigen Sonderausstattungen (wie Stoßfänger, Motorhaube, Dach u.ä.) befreit wird, ist zwar sinnfrei, aber durchaus fetzig (kaputt gemacht wird die Sequenz allerdings durch eine lausige Greenscreen-Aufnahme, wenn Triton aus dem zu Klump geschossenen Auto stürzt) und im Showdown schieben die Pyrotechniker Überstunden, dagegen sind komischerweise gerade die Zweikampfsequenzen (für die Cena ja wie gemacht sein sollte) trotz des dezenten Einbaus einiger Wrestling-Moves eher unimpressiv. Zwischen den diversen Action-Szenen wird der Film sowieso nur durch die manchmal mehr, manchmal wenigen amüsanten Verbaleskapaden des Schurkenteams am Leben erhalten.

Stichwort „am Leben erhalten“ – dank des US-PG-13-Ratings ist „The Marine“ ausgesprochen blutleer. Gestorben wird zwar reichlich, aber wie üblich in derlei eingestuften Filmen klinisch rein, blutleer und manchmal sogar außerhalb des sichtbaren Bildausschnitts. Da kuckt man dann schon komisch, wenn für den obligaten „der-tote-Schurke-steht-noch-mal-auf“-Gag (huch, hab ich was verraten?) für ein paar Sekunden reinrassiges Horror-Make-up aufgefahren wird.

Auch der Soundtrack von Don Davis („Matrix“-Trilogie) reißt keine Bäume aus – im Nachspann darf John Cena, der tatsächlich kein unbegabter Rapper ist (sein erstes WWE-Gimmick war auch das eines weißen Freestyle-Rappers) und zwei Hip-Hop-Alben veröffentlicht hat, die von den Leuten, die etwas davon verstehen, für gar nicht schlecht gehalten werden, auch ein paar Kostproben seiner rhyme skillz zum Besten geben.

Womit wir dann auch schon bei der Schauspielerschelte sind – und da muss ich über Cena den ein oder anderen Kübel Häme ausschütten. Er ist *furchtbar*. Es wundert mich, wie schon oft gesagt, immer wieder, dass Wrestler vor der Filmkamera so oft versagen (mit der Ausnahme von The Rock), wo sie doch für ihren Lebensunterhalt eigentlich nichts anderes tun als zu schauspielern, nur halt im Ring oder in Backstage-Sketchen. Cena ist zugegeben auch im Wrestling kein Charismabolzen wie Dwayne Johnson, Steve Austin oder Hulk Hogan, kann aber durchaus gute Promos bringen, aber hier ist er schrecklich, völlig ohne Ausdruck, nichts weiter als sich bewegende Muskelmasse, steif, hölzern, emotionslos. Dagegen ist Steven Seagal ein expressionistischer method actor. Kelly Carlson („Starship Troopers 2“, „Nip/Tuck“) hat als Kate nicht viel zu tun als sich durch die Gegend schleppen und aufs Maul hauen zu lassen, hinterlässt aber zumindest optisch einen einigermaßen ansehnlichen (wenn auch braven, sie ist ja ’ne Gute) Eindruck.

Robert Patrick beschloss offensichtlich, nu, wo seine Karriere sowieso schon im Eimer ist, wenigstens ordentlich Spaß zu haben. Patrick serviert praktisch jede Line im Comedy-Modus, ist sich für schamloses Chargieren nicht zu schade und nimmt den ganzen Tinnef, der hier veranstaltet wird, sichtlich keine Sekunde lang ernst. Ebenfalls Laune macht Anthony Ray Parker („The Matrix“, „The Frighteners“, „Xena“ und langjähriger professioneller Sidekick der neuseeländischen Infomercial-Queen Suzanne Paul) als Morgan, der durchgeknallte Freak unter den Schurken, der einige wirklich lustige Szenen zu spielen hat und sie auch trocken rüberbringt. Abigail Bianca („All Saints“, „Liquid Bridge“) müht sich darum, die erlaubte keimfreie PG-13-Erotik in den Film zu bringen.

Bildqualität: Die DVD von Fox im 1.85:1-Format (anamorph) ist bildtechnisch okay – nicht spektakulär gut, das Bild ist recht weich, da könnte man schärfetechnisch sicher noch zulegen, Kontrast und Kompression sind gut, Defekte/Störungen/Verschmutzungen sind nicht zu verzeichnen.

Tonqualität: Deutscher und englischer Ton werden in Dolby 5.1 geboten. Ich habe nur die O-Ton-Spur angetestet (Untertitel werden auf Englisch, Türkisch und Deutsch für Hörgeschädigte geliefert) – die ist von der Sprachqualität recht gut, Musik- und Effektmix sind allerdings für meine Begriffe etwas lasch.

Extras: Da gibt’s jede Menge – Audiokommentar von Bonito, Cena und Carlson, Making-of, diverse Featurettes über John Cena, die Promotion-Clips der WWE für den Film sowie Eindrücke von der Weltpremiere.

Fazit: Ich versuche ja, auch wenn mir das keiner glaubt, immer das Positive zu sehen. Bei „The Marine“ gibt’s nur leider nicht arg viel davon – zwei-drei gute Action-Sequenzen, aber das ist es, sieht man nicht Robert Patricks Cartoon-Schurken-Performance und ein paar gute Gags noch als schadensmindernde Elemente an, auch so ziemlich. Ein selbst für die Verhältnisse anspruchsloser Action langweiliges und doofes Script, ein heillos überforderter Hauptdarsteller und ein Regisseur, der anscheinend auch nicht so wirklich weiß, was er tut summieren sich zu einem Film, der auch hartgesottenen Action-Alleskuckern kaum Adrenalinstöße bescheren wird – ich fühlte mich ehrlich von so manchem billigen „Operation Delta Force“- & Co.-Heuler deutlich besser unterhalten. Für das DTV-Sequel lässt das die Hoffnungen nicht gerade in den Himmel steigen.

2/5
(c) 2010 Dr. Acula


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