The Machinist

 
  • Deutscher Titel: The Machinist - Der Maschinist
  • Original-Titel: The Machinist
  •  
  • Regie: Brad Anderson
  • Land: Spanien
  • Jahr: 2004
  • Darsteller:

    Christian Bale (Trevor Resnik), Jennifer Jason Leigh (Stevie), Alana Sanchez-Gijon (Maria), John Sharian (Ivan), Michael Ironside (Miller)


Vorwort

Trevor Resnik hat ein ziemliches Problem – er hat seit einem Jahr kein Auge mehr zugemacht. Die unfreiwillige (und gelegentlich auch nur durch dumme Zufälle bedingte) Schlaflosigkeit hat aber nur vergleichsweise überschaubare Folgen – einen rapiden körperlichen Verfall, die Trevor zu einem wahren Skelett von Menschen hat werden lassen. Dennoch steht Trevor an seiner Maschine in der Fabrik seinen Mann, und für sein Seelenheil sorgen die zwei Frauen in seinem Leben: die Nutte Stevie, bei der er sich die sexuelle Befriedigung holt und die in ihn verliebt ist und die Serviererin Maria, von der er sich jede Nacht im Flughafenrestaurant Kaffee und Kuchen auftragen lässt (und in die, so scheint’s, er verknallt ist). Könnte also alles ein einigermaßen zufriedenstellendes Arrangement für alle Beteiligten sein (abgesehen von seinem Gesundheitszustand), doch dann geschieht Rätselhaftes – ein neuer Kollege, Ivan von Namen, stellt sich Trevor in einer Raucherpause vor und verursacht durch eine kleine Ablenkung einen schauerlichen Betriebsunfall, bei dem Kollege Miller durch Trevors Schuld eines Arms verlustig geht. Komisch nur, dass niemand in der Firma Ivan kennt oder auch nur mal gesehen hat, geschweige denn, dass ein Arbeiter dieses Namens auf der Gehaltsliste steht. Ivan bleibt zunächst verschwunden – Trevor wird von seinen Kollegen geschnitten, versucht aber, die Beziehung zu Maria zu verbessern, was allerdings auch beinahe in einer Katastrophe endet. Zufällig trifft Trevor Ivan wieder, bekommt von dem geheimnisvollen Mann aber keine Antworten auf seine Fragen. Trevor wird zunehmend paranoid und fühlt sich als hilfloses Opfer einer Verschwörung, der nicht nur Ivan, sondern auch seine Kollegen und überhaupt jeder und jede, die er kennt, angehört…


Inhalt

„The Machinist“ lief bereits im Sommer dieses Jahres auf dem Fantasy Film Fest und wurde nun, begleitet vom Promotiongewitter von schier gar nichts, offiziell auf deutschen Kinoleinwänden gestartet. Wenn von dem Film überhaupt die Rede war, dann hauptsächlich wegen der zweifelhaften Energieleistung von Christian „Batman Begins“ Bale, sich für die Rolle tatsächlich auf ein Kampfgewicht von 50+x-Kilo runterzuhungern (gesund ist das auch nicht). Das ist mächtig schade, denn „The Machinist“ ist durchaus ein echtes Ereignis im an Enttäuschungen reichen Kinojahrgang 2004. Auf den Spuren von David Fincher und David Lynch zelebriert Brad Anderson in dieser hauptamtlich spanischen Produktion einen fulminanten Alptraum, sicher komplexer und sperriger als die meisten Fincher-Werke (dafür aber würde das Thema Fincher sicher gefallen), dafür ein wenig zugänglicher und „konsumierbarer“ als Lynch. Von der ersten Sekunde an nimmt der Film den Zuschauer gefangen, zieht ihn in den gleichsam faszinierenden wie verstörenden Mikrokosmos einer gleichsam sympathischen wie abstoßenden Persönlichkeit. Viel steht und fällt natürlich mit der schauspielerischen Leistung von Christian Bale, die ohne jeden Zweifel außergewöhnlich ist (obwohl ich seine Rollenidentifikation für *leicht* übertrieben halte), für den „The Machinist“ auch eine ausgezeichnete Gelegenheit bietet, sich zu profilieren, ist er doch quasi in jeder Szene zu sehen. Aber es wäre falsch, den Film auf eine One-Man-Show von Christian Bale zu reduzieren – man würde nicht nur die souveräne Leistung von Jennifer Jason Leigh und ein launiges Comeback von „Total Recall“- und „Highlander II“-Paradebösbube Michael Ironside vernachlässigen, sondern auch die schiere Brillanz der Inszenierung. Der Streifen ist nicht nur eine psychologische Höllenfahrt, sondern auch ein visuelles Erlebnis – Anderson gelingt es durch Farbgebung, Beleuchtung (oder „Mangel“ derselben) eine unheilvolle, verunsichernde Atmosphäre zu erzeugen, ohne dabei ein kleines Quentchen morbiden Humors zu vergessen. So gelingen Anderson und seinem Ensemble ein ganzer Reigen schwerst im Gedächtnis haften bleibender Szenen – praktisch nichts an diesem Film verfehlt seine Wirkung und auch wenn der Film, worin der Film eher der Lynch- als der Fincher-Tradition verhaftet ist, eine wirkliche Auflösung der Ereignisse verweigert, sich dafür aber für faszinierende Interpretationen öffnet.

Es verbietet sich dem Schreiber dieser Zeilen, mehr über diesen Film zu verraten – es ist ein Film, den jeder Zuschauer für sich selbst entdecken sollte und daher eigentlich Pflichtprogramm für jeden Freund des anspruchsvollen, im weitesten Sinne phantastischen Kinos. Rätselhaft, spannend, atemberaubend – „The Machinist“ ist ein großer Film, der ein großes Publikum verdient hat, nur leider aufgrund der mangelnden Promotion nicht finden wird. Bleibt zu hoffen, dass dem Streifen wenigstens auf DVD der angemessene Erfolg beschieden ist – wobei „The Machinist“ zweifellos auch ein Film ist, der seine hypnotisch-suggestive Wirkung am besten auf der Kinoleinwand entfaltet. Daher der uneingschränkte Ratschlag: wer die Möglichkeit hat, sich diesen Film im Kino anzusehen, sollte eigentlich längst schon nicht mehr überlegen, sondern an der Kasse anstehen und sein Ticket lösen! Go see it!

5/5
(c) 2004 Dr. Acula


mm
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