- Deutscher Titel: The Love Feast
- Original-Titel: The Love Feast
- Alternative Titel: Pretty Models All In A Row | Ed Wood's Pretty Models All In A Row | The Photographer |
- Regie: Joseph R. Robertson
- Land: USA
- Jahr: 1969
- Darsteller:
Mr. Murphy (Edward D. Wood jr.)
Linda (Linda Coplin)
Vorwort
Okay, okay, ich gebe es zu. Es IST unfair. Es ist unfair, die Karriere des ungekrönten (naja, eigentlich kann man durchaus sagen „gekrönten“) König der Badmovies zu beleuchten und dabei ausgerechnet mit einem Film zu beginnen, der zweifellos in die Kategorie fällt, aber mit dem der gute alte Eddie so wenig zu tun hatte wie mit kaum einem anderen der Werke, in das er involviert war. Aber es war mir grad danach 🙂
Gut, für die Uninformierten ein kurzer Abriss über die erstaunliche Karriere des Edward D. Wood jr. Als ausgezeichneter Veteran des Zweiten Weltkriegs und leidenschaftlicher Crossdresser kam Eddie 1948 nach Hollywood, knüpfte Kontakte mit halbwegs einflussreichen Leuten, durfte 1951 ein Fernsehspiel inszenieren, lernte den drogenabhängigen und mehr tot als lebendigen Bela Lugosi kennen und befreundete sich, inszenierte 1953 mit „Glen or Glendä sein persönliches Credo, liess 1954 „Jail Bait“ und 1956 „Bride of the Monster“ folgen, nach dem Tod seines Freundes Lugosi kam 1959 der berüchtigte „Plan 9 from Outer Space“. Soweit folgte auch Tim Burtons Bio-Pic „Ed Wood“ halbwegs authentisch der Lebensgeschichte des Meisters. Danach ging´s abwärts. 1960 folgte mit „Night of the Ghouls“ sein letzter richtiger Spielfilm, Alkoholabhängigkeit und chronischer Geldmangel trieben ihn dann in die Mühlen der Porno-Romane und Sexfilme, wobei u.a. er 1965 Drehbuch und Regieassistenz bei dem Criswell-Vehikel „Orgy of the Dead“ übernahm. 1970 setzte er „Take it out on trade“, jüngst auf Video in den USA erschienen, in Szene, machte dann noch zwei reine Pornofilme mit „Necromaniä und „This Only House“, soff sich dann allmählich zu Tode und erlag 1978 einem Herzanfall, kurz bevor er als King der Badmovies wiederentdeckt und zu spätem Ruhm kam.
Wie erwähnt war Wood aufgrund seiner Sauferei ständig blank und musste Arbeiten annehmen, die ersichtlich unter seiner Würde waren. In den frühen 70ern schrieb er Drehbücher für Pornofilme im Dutzend und in einigen harmloseren Filmen wirkte er auch mit, so in dem 1969 entstandenen Streifen „The Love Feast“, der neuerdings unter dem Titel „Pretty Models All In A Row“ vermarktet wird (allerdings mit dem falschen Fehler, dass der Rhino-Video- und DVD-Release zwecks besserer Vermarktung Ed Wood als Regisseur vermerkt).
Inhalt
Die Opening Titles haben´s in sich, denn anstelle von herkömmlichen Schrifttafeln sind diese stilecht per Bodypainting auf einer ansonsten nackten Frau verewigt (nicht, dass es viele Credits gäbe… neben dem Titel wird nur noch Kamera und Titeldesign ins rechte Licht gerückt). Die Credits verraten uns aber immerhin auch, dass wir es nicht mit reinem Softsex zu tun haben, denn wir sehen – weibliche Genitalia! Oh la la…
Dann stellt sich uns unser, ähm, Held, vor, seines Zeichens genannt Mr. Murphy und dargestellt von niemand anderem als unser aller Edward D. Wood jr., ersichtlich schon jenseits seiner besten Tage ein wenig aufgedunsen wirkend. Mr. Murphy erzählt uns, dass er Mädchen liebt. Wer tut das nicht… Mädchen aller Art, genauer gesagt, und nur ein Problem belastet ihn. So many girls, so little time… um möglichst effektiv an der Eroberung des anderen Geschlechts zu arbeiten, bedient sich Mr. Murphy eines Tricks. Er geht die Gelben Seiten durch, ruft bei den Model-Agenturen an, gibt sich als Fotograf aus und bestellt die jungen Dinger direkt frei zu sich nach Hause. Das scheint ganz gut zu funktionieren, bis…
Linda ist die erste Verabredung an diesem Tage und das Mädchen ist von Mr. Murphy und seinem unvergleichlichen, ähm, Charme, entzückt, bis er sie auffordert, sich auszuziehen. Nacktfotos verbittet sich die Gute aufs Entschiedenste, aber Murphy kann sie beruhigen. Mitnichten will er sie nackt fotografieren, sondern um ihr die passende „durchsichtige“ Bekleidung zu verpassen, muss er sie erst mal nackt sehen. Das scheint einzuleuchten. Das Maderl strippt to the bone zu Murphys Frohlocken. Vertrauensselig lässt sich Linda ins
Schlafzimmer, laut Murphy ein Foto-Set, führen und posiert dort nackt (soviel dazu). Murphy korrigiert die Armhaltung ein wenig, nämlich um seinen Hals und dann gibt´s den Kuss. Zunächst leistet Linda Widerstand, aber den animalischen Verführungskünsten (ehhh…) des Mr. Murphy hat sie nichts entgegenzusetzen.
Getreu dem alten Hit der Ersten Allgemeinen Verunsicherung macht es aber im unpassendsten Moment DING-DONG. Wer steht da vor der Tür? Mr. Murphy hat seinen Terminkalender nicht ganz im Griff, den draussen wartet Susan, die sich auch nicht lang bitten lässt und dem guten Fotografen kaum zur Türe rein an die Wäsche geht. Einem flotten Dreier ist Mr. Murphy auch nicht abgeneigt und so landet man schnell zu Dritt auf der Matratze. Man spielt munter Ringelpiez mit Anfassen, aber bevor des Meisters Unterhöschen fliegen kann, macht es DING-DONG.
Wir erkennen einen Running Gag ja, wenn er uns in die Nase beisst, und hier fehlt wirklich nicht viel an einer Einblendung: „Achtung, dies ist ein Running Gag, bitte schon mal vorsorglich lachen.“ Murphy wankt zur Tür, wo das nächste Girl wartet. An dieser Stelle bin ich mit den Namen nicht mehr mitgekommen, ich glaube allerdings, die gute heisst Ellen oder Helen oder so. Mit Credits ist der Film recht spärlich und offenbar wollte niemand so wirklich damit in Verbindung gebracht werden, selbst die allwissende IMDB hat ausser der Linda-Darstellerin und Meister Wood selbst niemanden auf der Pfanne. Während Murphy sich dem Neuzugang widmet, spielen Susan und Linda an sich herum und wir kommen in den Genuss halbwegs expliziten lesbischen Sex, inklusive gefakedem Orgasmus. Okay, die Neue, nennen wir sie Ellen, stürzt sich auch gleich ins Getümmel und nun gibt es einen flotten Vierer, aber Mr. Murphy hat heut nicht wirklich Glück. Denn … DING-DONG!
Dieses Mal ist es aber kein Girl, sondern ein Taxifahrer, der sich in der Hausnummer geirrt hat. Da Murphy inzwischen eingesehen hat, dass er ein wenig überfordert ist, steckt er dem Cabbie Jerry ein paar Dollar zu und lädt ihn ein, sich den drei sexhungrigen Grazien im Schlafzimmer zu widmen. Jerry ist kein Kostverächter und schlägt ein. Murphy zieht sich in den Garten zurück und kippt erst mal etwas Hochprozentiges (die Szene hat Wood vermutlich schon mal gefallen), während Linda, Susan und Ellen Jerry bearbeiten und ihm sogar – SCHLUCK – die Unterhose entreissen. Aber keine Angst, einen Schniedel bekommen wir nicht zu sehen. Während Jerry und die Girls mit dem Fore-Four-Play beschäftigt sind und Murphy sich betrinkt, macht es DING-DONG.
Der Spass setzt sich fort und das nächste Model lädt sich ein. Das ganze wiederholt sich weiter, noch zweimal, wenn ich recht erinnerlich bin. Schliesslich stürzt sich auch Murphy wieder in die fröhliche Kissenschlacht, wo die Angelegenheit mittlerweile recht unübersichtlich ist, was die Filmemacher daran hindert, nähere Einblicke in das intime Treiben zu zeigen. Ausser jeder Menge Hintern und Brüsten gibt´s ab hier nicht mehr so viel zu sehen. Dafür geht das muntere lustige Treiben aber gleich weiter.
Denn da die Klingel nun offenbar kaputt ist, gibt´s ein Gehupe. Murphy, der sich zwischenzeitlich mal wieder in den Garten verzogen hat, zeigt keine gesteigerte Eile, denn er ist am Ende seiner Kräfte (Schlappschwanz). Da das Hupkonzert aber nervt, sieht er sich schlussendlich doch genötigt, nachzusehen und vor der Tür trifft ihn der Schlag. Im Cabrio wartet nicht eine, nicht zwei, nicht drei, sondern vier Mädchen. Das haut den stärksten Fotografen vom Sockel und die vier müssen ihn sprichwörtlich zurück ins Haus schleifen. Dort sind währenddessen, woher auch immer, zwei Klempner eingetroffen,
praktischerweise arbeitet man in dieser Zunft mit nacktem Oberkörper, und sie sind schwer willkommen, denn Jerry ist mit sechs Mädels allein auch ein bisschen auf verlorenem Posten. Unsere Klempner setzen auch gleich ihr Equipment ein, namentlich einen Pümpel und nun wird die Party richtig… naja, irgendwas wird sie jedenfalls, sehen kann man nix mehr. Ist vielleicht auch ganz gut so. Mr. Murphy hat andere Sorgen, denn die vier neuen Mädchen sind nicht das, was sie scheinen. Das merkt Murphy, als man ihm ein Hundehalsband samt Leine anlegt. You see, irgendwie scheinen die Mädchen von der Modelagentur zu kommen und nicht so besonders erbaut über das zu sein, was Murphy mit ihren Kolleginen so anstellt. Also wollen sie Murphy eine Lektion erteilen, was aber auch damit verbunden ist, das sie sich alle ausziehen (Ausnahme: die einzige farbige Actrice behält ihr Höschen an). Dann wird dem verblüfften Murphy ein Baby-Doll-Nachthemd gereicht, welches er anziehen soll (deutliches Indiz dafür, dass Wood am Drehbuch mitgeschrieben hat, das muss ein Paradies für ihn gewesen sein). Widerstrebend (laut Script) gehorcht Murphy, der dann eine Runde Stiefellecken darf, sprichwörtlich.
Die Orgie im Schlafzimmer schreitet voran, Murphy leckt Stiefel zur Zufriedenheit der Stiefelträgerin. Dann wird Murphy auch noch die Unterhose ausgezogen (also doch noch), statt dessen ein nettes Panty verpasst, und dann verlässt mich und den Film jegliche Ratio. Die vier Mädels nehmen Murphy in einen Kreis, schwenken eine Art Zaubermantel und drehen sich im Kreis, whatever that means. I have no idea.
Dann wankt Murphy vor die Kamera und verkündet, dass er schon nächste Woche eine andere Agentur beehren werde. Bodygepaintedes THE END.
Eh. Äh. Ja. Gut, von Filmen, an denen Ed Wood beteiligt war, erwartet man selten etwas halbwegs sinnvolles, von Sexfilmen ebenfalls nicht, was erwartet man also von einem Sexfilm, an dem Ed Wood beteiligt war? Genau. Und das bekommen wir im Überfluss. THE LOVE FEAST, zurecht in einer IMDB-Userkritik als einer der unerotischten Sexfilme aller Zeiten betitelt, ist sowas wie der verzweifelte Versuch, eine Sexkomödie zu drehen, die um ein reines X-Rating herumkommt und dennoch soviel nacktes Fleisch so explizit wie möglich zeigt. Kann natürlich nur in die Binsen gehen. Bleibt also ein filmhistorisches Unikum, das ganze. Ed Wood mit wenig Klamotten ist kein besonders ästhetischer Anblick, die beteiligten Damen sehen grösstenteils recht ansehnlich aus, ohne Schönheitsideale zu erfüllen, und zumindest hier hat der Film einen Vorzug gegenüber ähnlich gelagerter Ware aktuelleren Baujahrs, hier wird man jedenfalls nicht von Silikontitten erschlagen, damit ist man in meinem Buch der sexy Sachen schon mal latent auf der Gewinnerseite. Die Jungs stören nicht weiter, die einzig halbwegs erotische Szene ist eh die lesbische Szene zwischen Linda und Susan ganz am Anfang (auch wenn meine Freundin diese Szene komischerweise als recht lächerlich empfand… versteh einer die Frauen…), Schniedelwutze gibt´s, wie erwähnt, nicht zu sehen, aber ein paar Vagina-Shots immerhin, also mehr, als man gemeinhin bei RTL 2 vor die Glotzbuchten bekommt (versäumt man in diesem Falle aber auch nicht viel).
Wozu es für die Handlung, die man bequem in drei Worten zusammenfassen kann, drei Drehbuchautoren gebraucht hat, bleibt das tiefere Geheimnis der Beteiligten, wobei Wood sicherlich für den Fetisch-Crossdressing-Teil gen Finale verantwortlich war und ansonsten gelegentlich seine eloquenten Trademark-Dialoge, hier mehr Monologe, zum besten geben kann. Continuity-Fehler gibt´s zuhauf, man achte nur auf Woods Hemd in den verschiedenen Tür- und Gang-Szenarien (you´ll notice), und ganz besonders fällt auf, dass an einigen Stellen wohl der Original-Ton verloren ging und nachsynchronisiert wurde. Der Sprecher ist wohl nicht Wood selbst, obwohl redlich bemüht, so zu klingen, aber die nachsynchronisierten Dialoge passen im Stil überhaupt nicht zu dem betont eher ironischen Wood-Stil, sondern sind eher Marke Vorschlaghammer. Kann sein, dass das Rhino Video dran rumgefiedelt hat. Sei´s drum, Teile des Original-Sounds sind eh vollkommen unverständlich, was dafür spricht, dass der Streifen vermutlich an einem Nachmittag für zweidollarsechsunddreissig heruntergekurbelt wurde und die Produzenten (zurecht) davon ausgingen, dass spätestens nach 40 Minuten eh niemand mehr zuhören wird (die meisten wohl nicht mal mehr hinsehen).
Was sagen wir also dazu? Niemand hat irgendwas verpasst, wenn er diesen Film nicht gesehen hat, nicht mal Ed-Wood-Komplettisten, denn aufgrund der eher geringen Beteiligung des Meisters hält sich dessen Einfluss in Grenzen; wenn man nicht Ed Wood mal mit seiner Pocke bzw. im Baby Doll gesehen haben will, bietet der Streifen nichts erwähnenswertes, ein paar Lacher, die meisten unfreiwillig, sind enthalten, ansonsten jede Menge Fleischbeschau mittelprächtiger Qualität. Das Bildmaterial des DVD-Release ist ganz okay, wenn man berücksichtigt, dass wohl niemand damit gerechnet hat, mit dem Schotter irgendwann mal Kohle scheffeln zu können und das Filmmaterial schonend gelagert hat, ein paar Filmrisse sind zu verzeichnen, ohne extrem aufzufallen. Der Sound ist, wie erwähnt, ziemlich schlecht, aber auch das ist wohl dem minderwertigen Quellmaterial zuzuschreiben.
Bester Anschaffungsgrund fü Woodmaniacs dürfte sein, dass als Extra die ca. 50 Minuten lange Dokumentation „Ed Wood: Look Back in Angora“ enthalten ist, der Versuch, die Lebensgeschichte Woods anhand von Ausschnitten aus seinen Filmen zu rekonstruieren, gepaart mit Interviewsegmenten mit Zeitgenossen und Kumpanen des Meisters. Ein interessanter Versuch, der jedoch einige Aspekte ausser Acht lässt, als „Supplemental“ zu Rudolph Greys Biografie und Tim Burtons Bio-Pic nicht zu Verachten ist.
Die Frage, ob man die Disc, die mit ca. 20 Dollar auch nicht ganz so preiswert ist wie diverse Image-Releases bekannterer Wood-Filme, unbedingt haben muss, möchte ich eher verneinen, zumal die Nachbearbeitung der Titel mit der eindeutig neuen Insert-Plate „Written, Produced & Directed by Edward D. Wood Jr.“ und der Box-Titel „Ed Wood´s Pretty Models All In A Row“ verdächtig danach riecht, als wolle jemand mit Woods Namen noch mal kräftig absahnen.
In geneigter promillegetränkter Runde kann´s unter Umständen ganz lustig sein, diverse Drinking Games (Woods Hemdzustand, Türklingeln, „A Leak“) bieten sich geradezu an.
(c) 2002 Dr. Acula
BOMBEN-Skala: 9
BIER-Skala: 6
Review verfasst am: 02.01.2002