The Lost World: Vampire

 
  • Deutscher Titel: The Lost World: Vampire
  • Original-Titel: Sir Arthur Conan Doyle's The Lost World: Blood Lust / The Beast Within
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  • Regie: Colin Budds, Richard Franklin, Ian Gilmour, Catherine Millar, Michael Offer
  • Land: Kanada/Australien
  • Jahr: 1999
  • Darsteller:

    Professor George Challenger (Peter McCauley)
    Marguerite Krux (Rachel Blakely)
    Ned Malone (David Orth)
    Veronica (Jennifer O´Dell)
    Lord John Roxton (William Snow)
    Professor Arthur Summerlee (Michael Sinelnikoff)


Vorwort

Zu den wohlgehüteten Traditionen dieser hübschen Website gehört es, dass ihr Webmaster und grosser Eintänzer-Redakteur gerne mal seinen Senf zu Dingen dazu gibt, von denen er keine Ahnung hat (im Gegensatz zu manch anderem, der dies gern tut, gebe ich es wenigstens zu). Kritiker könnten behaupten, dass ich von keinem der hier behandelten Themen was verstehe (und sie könnten recht haben, hehe), aber das hat mich bislang nicht daran gehindert, meine unmassgebliche Meinung über schlechte Filme, die Lage am Arbeitsmarkt, die Weltpolitik an sich und die amerikanische Aussenpolitik im speziellen elendiglich viele Wörter zu verlieren. Und, wenn wir´s philosphisch betrachten, ist Unwissenheit nicht die beste Voraussetzung, um etwas zu beurteilen? Bevor ich jetzt aber anfange, existentialistische Axiome aufzustellen oder Sokrates zu zitieren, komme ich lieber auf den Punkt (sofern diese lange Rede überhaupt einen solchen haben sollte): über die Jahre bin ich vom TV-Junkie zum bekennenden TV-Ignoranten geworden… bei den öffentlich-rechtlichen Sendern gibt´s selten was bemerkenswertes zu sehen und bei den Privatkanälen macht´s ob der stundenlangen Werbung einfach keinen Spass mehr, ganz besonders bei Serien. Und so ging der ganze Boom neumodischer Fantasy- und/oder Science-fiction-Serien mir ganz dezent am breiten Hintern vorbei, sei´s nun Andromeda, Stargate, Buffy, selbst Enterprise, wie sie alle heissen. Dies trifft auch für The Lost World zu, die umpfzigste Variation des legendären Abenteuerromans von Mr. Sherlock Holmes Sir Arthur Conan Doyle, die hierzulande im Doppelpack mit der Tia-Carrere-spielt-Lara-Croft-Show Relic Hunter von Pro Sieben am Sonntagnachmittag verwurstet wird. Wenn ich nicht versehentlich von einer Sportübertragung für drei Minuten reinzappe, besteht kaum eine Chance, dass ich einen Fetzen dieser Serie sehe.

Entweder für bisherige Muffel oder Fans bringt das deutsche Pionier-DVD-Label ems nun seit einigen Monaten The Lost World-DVDs unters Volk, insgesamt zehn sollen´s werden, grossspurig angekündigt als „in sich abgeschlossene Fantasy-Abenteuer“. Das macht dann doch neugierig – vielleicht tatsächlich unabhängige TV-Movies mit dem Cast der Serie? Könnte möglich sein, zumal die Serie nach drei Seasons möglicherweise ihr Ende gefunden hat. Zudem ist einer der executive producer John Landis, der zwar in letzter Zeit viel Schrott fabriziert hat (Beverly Hills Cop III, Blues Brothers 2000), aber doch immerhin einige unvergessene Klassiker auf seinem Kerbholz hat, die ich hoffentlich nicht gesondert erwähnen muss. Also überwinden wir uns, schmeissen die DVD in den Player und kucken mal… der Episodentitel „Vampire“ und der Klappentext versprechen ja doch ein nicht ganz uninteressantes Abenteuer…


Inhalt

Da unser Hauptfilm mit Hintergrundinformationen geizt (warum, dazu lese man meine Nachbetrachtungen), ein kurzer Abriss über das, was man wissen müsste (ersatzweise kann man im groben auch in meiner Kritik zu The_Lost_World, einem kanadischen Vorläufer, aber nicht Pilotfilm, der Serie, nachschlagen). Professor Challenger und seine zusammengewürfelte Gruppe, bestehend aus Challengers Rivalen Summerlee, dem Abenteuerer John Roxton, dem Reporter Ned Malone und die Quotenfrauen Marguerite Krux und Veronica, letztere Tochter eines alten Kollegen von Challenger, die im Dschungel aufgepickt wird, entdecken in Südamerika ein abgeschiedenes Plateau, in dessen urweltlichen Wäldern sich allerlei Dinosaurier tummeln. Leider ist dem Team der Rückweg abgeschnitten, also versuchen Challenger und seine Leute, einerseits am Leben zu bleiben und andererseits einen Weg zurück nach Hause zu finden.

Als wir einsteigen, befinden wir uns offenbar mitten in einer Ballon-Exkursion (man reist per Heissluftballon) von Challenger, Malone, Roxton und Summerlee. Letzterer ist eifrig damit beschäftigt, verschiedene urzeitliche Pflanzen zu studieren und einzupacken. Plötzlich hören die Männer einen lauten Schrei einer Frauenstimme – stets bereit, einer damsel in distress in der Stunde der Bedrängnis zu Hilfe zu eilen, stürmen die Männer los und laufen direkt in einen verschiedene Fallgruben und sonstige Fallensysteme geschützten Urwaldbereich. Malone ist als erster am Orte des Geschehens, wo ein paar Eingeborene ein schamanistisches Ritual an einer schwangeren Frau vollziehen. Edelmütiger Held, der er ist, will Malone der vermeintlich in ernsthaften Schwierigkeiten befindlichen Dame helfen, rast entgegen der Warnung des Oberschamanen los, löst eine weitere Falle aus, fängt sich einen Curare-Giftpfeil ein, fällt um und ist tot. Der Schamane, Lento von Namen, ist aber ein freundlicher welcher, wie schon seine Warnung ausdrückte, und erklärt den verblüfften Gefährten, dass er Malone helfen könne – in der Tat legt Lento seine Hand auf Malone, weisses Licht gleisst und der Tote kommt wieder zu sich. Lento empfiehlt, den zwar wieder Lebendigen, nichtsdestotrotz noch angeschlagenen Malone zur weiteren Behandlung ins Dorf seines Stammes zu schaffen.

Währenddessen, im luxuriösen Zwei-Etagen-Baumhaus, in dem unsere Forscher ihr Hauptquartier aufgeschlagen haben (das Ding ist besser ausgestattet als ein englisches Herrenhaus, das muss man mal sagen), wo nur die beiden Frauen alleine zuhause sind (soviel zu den Gentlemen, die nie eine Dame allein in potentieller Gefahr zurücklassen würden). Marguerite badet und besitzt dann die Frechheit, sich in eine Jacke zu hüllen, die einst Veronicas Papa gehörte und für diese von höchstem ideellen Wert ist. Die beiden Mädel zicken sich energisch an (man merkt, wir sind in einer frühen Folge, uups, hab ich was verraten, dass ich eigentlich erst unten enthüllen wollte, der Serie, die Charaktere sind noch dabei, sich kennenzulernen und zu arrangieren) – ich schätze mal, Ende dieser Folge werden die Girlies sich irgendwie aneinander gewöhnt haben…

Dieweil erklärt Lento, dass er der Heiler seines Dorfes ist (der Stamm residiert in Baumhäusern, was Challenger zutiefst verblüfft – hat der Trottel vergessen, dass er selber in einem haust?), dem örtlichen Glauben nach Krankheiten böse Geister sind, die der Schamane sozusagen absorbieren könne, und die Zeremonie, die Malone so fatal störte, nur der Geburtshilfe diente – der Ort sei heilig und deswegen so geschützt. Trotz der scheinbaren Hilfsbereitschaft des Schamanen fragen sich Challenger und Roxton, ob der Knabe ganz koscher ist.

Veronica und Marguerite gehen sich inzwischen auf freiem Feld auf den Keks, Marguerite geht sogar so weit, mit ihrem Gewehr auf Veronica zu zielen. Bevor das ganze in einen Catfight ausartet (schnüff, schade, wäre hinsichtlich Veronicas knappem Dschungelgirl-Outfit sicher ganz nett geworden), stapft ein hungriger Hererosaurier (sp?) vorbei und zwingt die Mädels zur rasenden Flucht. Da kann´s dann schon mal passieren, dass man nicht aufpasst, wo man hintritt und schon stürzen die beiden Girls in einen vielleicht zehn Meter tiefen Schacht.

Im Baumdorf der Eingeborenen geht´s Malone dieweil ziemlich schlecht – Lento offeriert, eine weitere Geistheilung, als solches hat Challenger die Angelegenheit mittlerweile enttarnt („er manipuliert die Lebensenergien“), trotz des Widerstands des Dorfältesten Jura, der fürchtet, zuviel Aufnahme negativer Energien könnte Lento selbst gefährden. Lento weist seinen Häuptling darauf hin, dass die Geburt des neuen Schamanen bevorstehe und hierfür brauche man Harmonie im Dorf und ein toter Malone täte die erheblich stören. Also macht sich der Schamane ans Werk und saugt des Reporters Schmerzen auf – Malone spielt Stehaufmännchen und Lento kippt um und zeigt bösartig gelbe Augen…

Trotz der Notlage beschäftigen sich Veronica und Marguerite weiterhin mit ihrer Privatfehde (Frauen halt…), dezente Knochen weisen darauf hin, dass in diesem Schacht schon der ein oder andere länger auf Rettung gewartet hat (und vergeblich).

Jura lässt Lento einsperren – der Häuptling vermutet, dass die bösen Geister aller Krankheiten und Schmerzen, die der Schamane absorbiert hat, Besitz von dessen Körper ergriffen haben. Und Juras Sprüche a la „wir werden dich nie vergessen“ lassen nicht nur Lento vermuten, dass Jura ihn permanent beseitigen will. „Ich bin doch dein Freund,“ jammert Lento, aber Jura ist sich sicher, dass Lento nicht mehr er selbst ist. Hat er auch recht, denn Lento verwandelt sich in ein pickelbewehrtes Monster und droht dem Dorfältesten an, ihm das Herz bei lebendigem Leibe rauszureissen. Mir deucht, Jura weiss, wovon er spricht. Auch wenn das Malone anders sieht, als der von Jura erfährt, dass Lento umgebracht werden soll – er fühlt sich dafür – nicht ganz zu Unrecht – verantwortlich. Challenger, Roxton und Malone beratschlagen, ob man Lento befreien sollte.

Jura erklärt Challenger, dass der neue Schamane in kürze geboren werden wird und man Lento prophylaktisch aufknüpfen werde. „Sie haben kein Recht, ihn zu töten,“ mutmasst Malone, aber Summerlee verweist auf die offenbar auch hier gültige Prime Directive: „Haben wir das Recht, uns einzumischen?“ Und Challenger erdreistet sich sogar, Lento mit Jesus persönlich zu vergleichen, der sich auch für die Sünden der Menschheit geopfert habe.

Veronica und Marguerite sind endlich dabei, sich unter heftigem Gezänke aus der Höhle befreien zu wollen, per Räuberleiter. Marguerite greift dabei auf eine Schlange und gerät angemessen in Panik – das Dschungelmädchen lacht sich scheckig, ist es doch nur eine harmlose Scharlachnatter, die sie gleich mal herzt und streichelt – Marguerites bissiger Kommentar: „Eine Schlange reicht mir hier drin“ – und ihr dann durch gezielten Wurf die Freiheit zurückbringen will. Blöd nur, dass oben Kollege Saurier wartet, immer noch Kohldampf schiebt und die fliegende Schlange aus der Luft schnappt und verspeist.

Malone besucht den gefangenen Lento und entschuldigt sich dafür, ihm den Schlamassel eingebrockt zu haben, aber Lento, äusserlich vollkommen normal, winkt ab. Er mache sich nur Sorgen um den neugeborenen Schamanen – der brauche nämlich einen Lehrer und wenn er, also Lento, nicht mehr da sei, würde dieses Amt Jura zufallen, womit dieser die Macht über den Stamm hätte (täusche ich mich, oder ist der Dorfälteste nicht per se der Chef?). Malone ist jedenfalls felsenfest entschlossen, dem Herrn Schamanen das Leben zu retten, auch wenn der so tut, als würde er das gar nicht wollen.

Und so schreitet der Stamm zur Hinrichtung – Lento wird die ordnungsgemäss geknüpfte Schlinge um den Hals gelegt und dann geht er ab. Malone allerdings zerschiesst das Seil, Lento lässt sich nicht zweimal bitten, durchschneidet seine Fesseln, mutiert zum Monster und veranstaltet ein wenig Rampage, d.h. er versucht Jura zu töten, erwischt aber nur dessen Enkelin, springt und schwingt sich unter Buhmannposen durch das Dorf und geht schliesslich mit der lokalen Seilbahn stiften. Jetzt haben unsere Forscher richtigen Ärger, denn Jura, zusätzlich erregt ob des Tods seine Enkelin, beschliesst, dass irgendjemand hingerichtet werden muss und angesichts der Sachlage wäre Malone sein Top-Kandidat. Challenger und Roxton suchen dies zu verhindern, aber das wäre nur zu machen, wenn der ursprüngliche Delinquent sich wieder anfinden würde. Challenger und Roxton geloben, Lento zu finden, hätten aber gern Malone beim Suchtrupp dabei. Ganz blöde ist Jura allerdings nicht: „Ihr würdet nicht mehr zurückkommen“ (ich ehrlich gesagt auch nicht), und so ist es am alten Knacker Summerlee, die Lösung zu finden – er bietet sich für einen Geiselaustausch ein. Sollten Challenger, Roxton und Malone Lento nicht bis zum Mondaufgang finden, baumelt eben Summerlee am Strick, da ist Jura unkritisch.

Unsere Mädels veranstalten dieweil weiter Zickenterror. Veronica spekuliert, dass Marguerite eifersüchtig auf ihre glückliche Kindheit und Familie war (Hintergrundwissen, mit dem der Zuschauer von Einzelepisoden sich nicht weiter belasten sollte) und trifft damit wohl voll ins Schwarze, denn Marguerite giftet zurück: „Ich brauche keine Familie! Ich brauche niemanden!“ Was man im Dschungel nicht alles über Psychologie lernt. Immerhin, die Lage hellt sich ein wenig auf, denn die beiden hören gleich neben an einen unterirdischen Wasserlauf vorbeiplätschern. Wenn man sich zu dem durchgraben könnte, wäre zumindest das Trinkwasserproblem für´s erste gelöst, also wird mit Messern und blossen Händen gebuddelt.

Lento ist derweil im totalen Monstermodus im Dschungel los und liefert sich einen Kampf mit einem Affenmenschen, den er – mit den bösen Geistern im Bunde – recht mühelos gewinnt. Unsere Helden finden nur den toten Urmenschen und Spuren, die in drei verschiedene Richtungen führen. Wohl oder übel, man ist ja unter Zeitdruck, müssen die Freunde sich trennen (in einem echten Film wäre das für zwei das Todesurteil, aber wir sind ja in einer Serie und uns damit sicher, dass keinem Hauptdarsteller etwas ernsthaftes zustossen wird, was dem Spannungsbogen zumeist geringfügig abträglich ist). Wer Lento findet, soll den anderen ein Signal geben, aber keine Heldentaten versuchen, instruiert Roxton.

Die Mädchen haben erfolgreich den Wasserlauf angezapft, nicht nur ein Rinnsal, sondern ein ganzer unterirdischer Fluss ergiesst sich in den Schacht, der, wie Veronica nach offenbar mehrstündigem konzentrierten Nachdenken wissenschaftlich ermittelt hat, früher mal ein Brunnen war (genau genommen war das mein allererster Gedanke, als die beiden da reinfielen. Naja, Frauen und denken, man kennt dat ja, hihi). Veronicas Plan besteht nun einfach darin, den Brunnen zu fluten und sich mit den Wassermassen an die Oberfläche treiben zu lassen – und zu hoffen, dass dem Kollege Saurier inzwischen zu langweilig wurde.

Malone latscht in eine Schlingenfalle und findet sich kopfüber an einem Baum hängend wieder, kann sich aber selbst befreien, während Challenger plötzlich Lento gegenübersteht. Der böse Schamane pustet dem Professor ein magisches Pülverchen in die Augen, worauf der heftigst zu schreien beginnt und ersichtlich (hehe) erblindet ist.

Summerlee macht sich derweil im Eingeborenendorf liebkind. Obwohl nur Botaniker besteht er darauf, der schwangeren Schamanenmutter, die schwere Schmerzen hat, helfen zu können, wird dafür sogar von seinen Fesseln befreit und kommandiert bald das halbe Dorf herum, ihm irgendwelche Heilkräuter zu besorgen.

Lento beabsichtigt, den blinden Challenger mit einer Überdosis Schmerzen aus seinem reichhaltigen absorbierten Repertoire um die Ecke zu bringen, oder, falls es dem Prof zu schmerzhaft sein sollte, ihm einfach ein Messer zwischen die Rippen zu stecken. Gerade rechtzeitig erscheint Roxton, angelockt durch Challengers Schmerzensschreie, auf der Bildfläche und kann Lento anschiessen und zur Flucht veranlassen.

Der blinde Challenger kann auf der fröhlichen Jagdpartie keine rechte Hilfe mehr leisten – man entscheidet sich, dass Malone weiter Lento suchen soll, während Roxton und Challenger den heiligen Geburtsort aufsuchen wollen – einer kryptischen Bemerkung Lentos entnimmt der Professor nämlich, dass Lento die unliebsame Schamanenkonkurrenz ausschalten möchte. Marguerite und Veronica treiben indes langsam in einer ekligen Dreckbrühe nach oben – Marguerite packt eine Schlange und wirft sie aus dem Schacht, wo sie nicht von einem Dinosaurier gefressen wird.

Als Malone beinahe in eine Fallgrube stürzt, trifft er auf Lento – der ist in seinem besten Monster-Make-up und grinst Malone an, als der auf ihn anlegt: „Ich habe mein Leben für dich geopfert“. Undankbarer weisser Teufel, der Malone ist, schiesst er Lento trotzdem tot. Im Tod normalisieren sich Lentos Gesichtszüge und der bedankt sich artig: „Du hast meine Seele gerettet“, bevor er verscheidet.

Veronica und Marguerite sind nach ihrer Eigenrettung halbwegs versöhnt und Veronica informiert Marguerite noch darüber, dass die von ihr weggeworfene Schlange keineswegs, wie von Marguerite vermutet, auch eine harmlose Natter, sondern eine extrem tödliche Giftschlange gewesen sei (ha-ha, welch origineller Gag).

Im Dorfe der Eingeborenen ist sozusagen Partystimmung – der neue Schamane ist geboren und ist, Emanzipation allenthalben, eine SchamanIN. Der immer noch blinde Challenger drückt das Baby an sein Gesicht und – aaah – das Augenlicht kehrt zurück (und das arme Baby hat, kaum auf der Welt, schon mit seinen ersten bösen Geistern zu tun… nett, nicht?) Und so endet unsere erste Episode richtig schön happily – und da wir beim besten Willen keinen Vampir gesehen haben, müssen wir wohl davon ausgehen, dass die Blutsauer uns in der zweiten Geschichte erwarten.

Die beginnt mit einer Ballonfahrt, unterwegs sind dieses Mal Challenger, Roxton und Marguerite – man betreibt ein wenig Dino-Watching, was Marguerite königlich langweilt – zumal sie auch Roxton nicht wirklich leiden mag, zumindest nach aussen hin (wir wissen alle, wohin DAS nur führen kann). Und schon gar nicht will sie weitab vom Baumhaus irgendwo im Dschungel kampieren, aber genau das haben Challenger und Roxton vor. Bei einem Erkundungsgang wird Roxton von einem jungen, blutüberströmten Mann angegriffen – im Kampfgetümmel gelingt es dem Angreifer, Roxton in den Nacken zu beissen, bevor der hinzugeeilte Challenger ihn erschiessen kann (den Angreifer, nicht Roxton, schon klar, oder?). Challenger schlägt angesichts der blutigen Halswunde und einer drohenden Infektion vor, den Ausflug abzubrechen, aber Roxton winkt ab, es ging ihm selten bis nie besser, man kennt das ja. Nicht weit vom Angriffsort entfernt entdecken unsere Helden einen toten Tiger mit einer markanten Halswunde, die so aussieht, als wäre sie von einem Menschen verursacht worden (shudder!). Aber es ist kein Blut zu sehen… (diese Spannung – nervenzerfetzend, sag ich Euch… wie heisst die Disc noch mal?).

Bekanntlich ist ein Plot für eine Serienfolge nicht genug, also begrüssen wir unsere Nebengeschichte. Ned Malone und Veronica kommen sich bei einem trauten Rendezvous unterm Baumhaus näher – das Mädel lässt (für uns TV-Zuschauer natürlich unsichtbar) die Hüllen fallen und schlägt eine Runde Nacktplantschen vor. Doch unsere Freunde werden von einem Eingeborenen beobachtet, und der kennt sogar Veronicas Namen… ein alter Freund?

Roxton überkommt des Nächtens ein bislang unbekanntes Verlangen – gierig schielt er in Richtung der schlafenden Marguerite und ihres zarten Halses… er schleicht in ihr Zelt und beginnt sie zu begrabschen. Marguerite scheint es zunächst für einen erotischen Traum zu halten und leistet keinen Widerstand, als Roxton sie küsst und ihr die Bluse öffnet (erneut: das ist TV-Ware, Ihr Ferkel, da gibt´s nix zu sehen). Aber Roxton wird zunehmend gewalttätig und macht Anstalten, Marguerite zu beissen. Challenger rettet die Situation, in dem er Roxton vom Frauenzimmer schubst. Roxton reagiert darauf, indem er schreiend in den Urwald rennt.

Im Baumhaus erhofft sich Malone von Summerlee einen guten Rat in Liebesdingen – der arme Ned hat nämlich daheim in New York eine Freundin, und einerseits möchte er der nicht untreu werden, andererseits ist er nicht gänzlich unscharf auf Veronica. Was tun? Der alte Knacker Summerlee lächelt wissend und wünscht noch eine gute Nacht. Veronica träumt indes einen äusserst realistischen Traum, in dem sie von dem geheimnisvollen Eingeborenen besucht und betatscht wird. Ein Schrei – das Zimmer ist leer und die herbeieilenden Gefährten diagnostizieren einen Alptraum. Hätten sie mal auf´s Dach der Hütte gekuckt, denn dort sitzt der Geheimnisvolle Unbekannte TM.

Roxton rennt immer noch ziellos durch den Dschungel und läuft dabei einem hungrigen Raptor vor die Fänge. Roxton verbindet das aus seiner Sicht angenehme mit dem nützlichen und zückt sein Kampfmesser….

Im Luxus-Baumhaus meldet sich Besuch an, es ist der Unbekannte, der sich als Niko vorstellt, einen Sack voller Edelsteine auf den Tisch knallt und verkündet, Veronica sei ab sofort sein Eheweib.

Roxton bietet sich derweil mitten im Dschungel ein eher unerwarteter Anblick – ein mittelalterliches Schloss, komplett mit einem munter teleportierenden Burgfräulein, Callista von Namen, die Roxton wie einen alten Geliebten begrüsst: „Willkommen, Liebster, du bist wieder zuhause!“ Unheilsschwangere (Werbe-)Schwarzblende.

Niko, soviel ist unserer anderen Heldengruppe klar, beabsichtigt Veronica käuflich zu erwerben, sehr zu deren Missfallen, und auch Malone erhebt heftigen Einspruch: „Sie gehört dir?“ vermutet Niko und Malone fällt nix besseres ein, als dies zu bestätigen. Veronicas heftiges Grummeln wird geflissentlich von den Rivalen überhört. Niko gibt kund, Malone Bedenkzeit hinsichtlich des Verkaufs zu geben, wird man sich nicht handelseinig, muss halt ein Kampf auf Leben und Tod entscheiden (tja, meine Damen, so wird das in zivilisierten Kreisen geregelt).

Callista hat Roxton indes auf ihr Schloss gebracht und freut sich über die anstehende Verwandlung ihres neuen Spielgefährten, der zwar über Brustschmerzen klagt, aber das gehört einfach dazu. Callista spekuliert richtig, dass Roxton mächtig dürstet und so serviert sie ihm ein Gläschen Blut (recht dünner Fusel, allerdings) – Roxton quittiert das Elixier mit heftigem Geuaaarghe und dem Entwickeln von bösartig orangenen Augen. „Oh mein Gott,“ stellt er fest. „Bei dem musst du dich wirklich nicht bedanken,“ grinst Callista und weiht ihn mittels eines Messerwurfes in die Annehmlichkeiten des Vampirlebens ein – dank neuer verbesserter Reflexe kann Roxton die Klinge abfangen. Noch aber ist Roxton nicht überzeugt, bis Callista ihn mit durchaus körperlichen Argumenten bearbeitet… der romantische Kamin ist auch schon angefeuert und Roxtons Widerstand schwindet dahin wie Butter inner Sonne.

Challenger und Marguerite finden den leergesaugten Raubsaurier. „Was für eine Kreatur könnte das getan haben?“ fragt die entsetzte Marguerite und Challenger deutet auf die eindeutigen Abdrücke von Roxtons Stiefeln.

Niko besucht Veronica und spielt den Süssholzraspler – okay, er spielt nicht, er meint das völlig ernst, was er an Komplimenten über sie ausschüttet – schon seit vielen Jahren träumt er von ihr und weiss, dass es ihr genauso geht – ergo: man ist füreinander bestimmt und dieser Bestimmung müsse man nun mal folgen. Ob Veronica will oder nicht. Veronica will nicht und macht das recht deutlich, aber Niko ist erkennbar auf diesem Ohr taub.

John Roxton beginnt dieweil sein neues Vampirleben aus vollen Zügen zu geniessen, auch dank Callistas entsprechender Marketingmassnahmen (sie belabert Roxton auch ungefähr so enthusiastisch wie Billy Mays uns sein Oxi-Clean verkaufen will) – „Du bist das Universum!“ ist so ungefähr die vierwortige Zusammenfassung ihrer mehr oder minder sinnlosen, dafür aber aufdringlichen Vollschmarraktion. Alas, auch das schönste Dasein als untoter Blutsauger muss ja wohl einen Haken haben und mit dem rückt sie auch raus: „Eines Tages wirst du versuchen, mich zu töten!“ Und warum? Tja, ganz einfach – bei aller Selbstbeherrschung wird der Blutdurst des Vampirs irgendwann so stark werden, dass er sich auch bei seinem Gefährten bedient, ganz so wie´s Callistas Papa dereinst bei ihrer Family machte (der Herr Vater war der, der den „Fluch“ über die Sippe brachte) – er vampirisierte auch seine Tochter, brachte es jedoch nicht übers Herz, sie auszusaugen. Im Gegensatz zu Callista umgekehrt. „Auslese der Stärkeren,“ bestätigt sie unseren alten Kumpel Charles Darwin. Am Waldrand tauchen Challenger und Marguerite auf – oder, wie Callista sich auszudrücken beliebt „frisches Blut“. Einer für jeden Vampir, wie passend, und Roxton bittet sich das Privileg aus, alleine auf die Jagd zu gehen: „Sie sind meine Freunde, sie werden mir vertrauen“. Ist recht, meint Callista, aber mach hinne, ich hab Kohldampf.

Challenger und Marguerite stellen sich eine Frage, die ich mir auch schon seit einigen Minuten stelle – wie zum Geier kommt ein ausgesprochen europäisch wirkendes mittelalterliches Schloss in den vermeintlich südamerikanischen Dschungel? Eine bessere Antwort als dass Callistas Paps wohl ein amerikanischer Mulitimilliardär war, der sich die Bude Stein für Stein in England hat abtragen und im Dschungel neu aufbauen hat lassen (vielleicht ein entfernter Bekannter von Fitzcarraldo) fällt mir an dieser Stelle auch nicht ein… Roxton tritt aus dem Nebel zu ihnen hin und, deutlich erkennbar innerlich zerrissen, raunt den Freunden die wohlgemeinte Warnung hin, sich schleunigst zu verpissen. Das tun sie dann auch sicherheitshalber.

Ned Malone übt indes für sein anstehendes Duell mit Niko, sehr zum Unwillen von Veronica, die trotz Malones Beteuerungen, das alles sei eine Frage der Ehre (hm, das war doch damals Rocky gegen Maske?), nicht in seinen Fanclub eintritt.

Apropos nicht in den Fanclub eintreten – Callista ist momentan auch keine glühende Anhängerin von Roxton, vielmehr haut sie ihm ob seines Versagens ein paar vor die Kauleiste. Der Vampir in Roxton warnt Callista, es nicht zu übertreiben, aber die Lady bewaffnet sich mit einer Armbrust, um ihren neuen Partner unter Kontrolle zu halten, denn selbige, nämlich die Kontrolle über sich, werde der wohl – von wegen Hunger – bald verlieren. Nein, es macht nicht wirklich Sinn.

Mir ist nicht ganz klar, ob Callista ihn nu rausgeworfen oder ob er geflohen ist, jedenfalls kraucht Roxton schon bald durch den Urwald und wirft ein gieriges Auge auf ein kleines, gar niedliches Bambi. Tierfreunde aufgeatmet – bevor Roxton zur Attacke blasen kann, tauchen Challenger und Marguerite auf. Challenger vermutet, dass Roxton einer exotischen Infektion zum Opfer gefallen ist und in einer Art Fieberdelirium steht. Dem Vampir ist das egal, er stürzt sich auf den Prof. Marguerite hebt ihr Gewehr und droht Roxton an, ihn umzunieten, der bleibt unbeeindruckt. Der Dame Schuss ins meterweit entfernte Gewölle gibt Challenger immerhin die Chance, Roxton von hinten niederzuschlagen und festzustellen: „Wir haben nur eine Chance. Wir müssen ihn vergiften!“ Beb-zitter…

In der Nacht schleicht sich Veronica aus dem Baumhaus und ihr Verhalten lässt darauf schliessen, dass sie einen Abschied für immer plant. Und im Dschungel erläutert Challenger der entsetzten Marguerite nähere Einzelheiten seines Plans – ein von ihm noch zu spezifizierender Giftstoff solle Roxtons Blut reinigen und die Bakterien, die ihn versuchen, töten (don´t try this at home, kids!).

Niko, seherisch begabt, vielleicht verraten ihm seine Träume so was, hält Veronica auf und proklamiert, sie sei nunmehr seine Frau. „Sie ist nicht deine Frau – sie ist MEINE Frau!“ geifert der hinzustrürzende Malone (während Veronica sich vermutlich geistig die Hand an die Stirn patscht).

Nach der nächsten Werbepause hat Challenger dem armen Roxton schon einen Trank aus Belladonna eingeflösst. „Jetzt hilft nur noch Beten!“

Niko und Malone verhalten sich mucho macho, belauern sich wie tolle Hunde und gehen sichliesslich aufeinander los, das angekündigte Duell bricht vom Zaun, da kann Veronica noch so laut „Aufhören!“ kreischen. Wenn Mann erst mal schwanzgesteuert ist, ist alles zu spät, kennwadoch.

Roxton zittert derweil unter der Giftbehandlung wie das berühmte Espenlaub – „er reinigt sich“, stellt Challenger zufrieden fest, erst recht, als sein Opfer, äh, Patient, nach einer Weile wie tot liegen bleibt.

Die Rivalen Niko und Malone prügeln sich indes immer noch gegenseitig die Gehirnzellen aus den Synapsen, bis es Veronica endlich zu blöde wird. Sie zückt ihr Dschungelmesser und hält es sich vor den schmucken Bauchnabel. „Ihr könnt über meine Leiche kämpfen“, zürnt sie und in der Tat gebietet diese Drohung den Kampfhähnen Einhalt, auch wenn beide an einen Bluff glauben. Denkste, ein paar „du traust dich ja eh nicht“-Sprüche später geht das Dschungelgirl daran, öffentliches Harakiri zu begehen, aber die in Liebe entflammten Kerle hindern sie gemeinschaftlich an der Zurschaustellung ihrer lebenswichtigen Organe. „Warum ist mein Leben mehr wert als eures?“ schluchzt Veronica. Niko realisiert, dass seiner Flamme Prophezeihungen ziemlich wurschtig sind – „es war nur ein Traum“, gibt das Mädel dem Enttäuschten mit (was ihn sicherlich schwer trösten wird), drückt ihm seine Edelsteine in die Hand und der Zurückgewiesene zieht den Schwanz ein und haut ab, nicht ohne Malone noch zu raten, sich „ihrer würdig“ zu erweisen. Malone markiert den Strahlemann, aber Veronica stellt gleich mal eines klar: „Ich bin nicht seine Frau, aber auch nicht DEINE!“ Tja, Jungs, ich würde sagen, das war viel Lärm um nichts. Höhö. Ich hab´s schon immer gesagt, man soll sich nicht mit Frauen einlassen, nichts als Ärger.

So, wir müssen noch den anderen Plot abschliessen. Challenger und Marguerite kucken dämlich, weil Roxton reichlich hinüber aussieht. „Er war schon tot, wir haben ihm nur noch eine Chance gegeben,“ meint Challenger – möglich, dass Roxton das anders sehen würde. Aber da kommt er auch schon fieberfrei wieder zu sich, der Meister, aber wirklich glücklich kommt er uns nicht vor. Nach kurzer Überlegung machen sich die Drei auf zu Callistas Schloss. Roxton wird melodramatisch – „ich kannte alle Antworten!“ heult er sich bei Marguerite aus (Vampirismus als ultimative Erkenntnis? Zumindest eine neue Interpretation). Schliesslich macht er sich alleine auf, um Callista zu konfrontieren. Die ist ob Roxtons Verrat nicht ganz so gut auf ihn zu sprechen, unterbreitet ihm aber das Angebot, ihn erneut zu vampirisieren. „Hast du dich denn jemals so zuhause, so stark, so mächtig gefühlt?“ Wohl nicht, aber Roxton bleibt willensstark – „Meine Freunde können auch dir helfen, dich von der Krankheit zu befreien!“ Dafür hat Callista nur ein müdes Lächeln übrig – „Ich bin das pure Leben!“ Wenn Roxton nun kein Vampir mehr sein mag, dann ist er wenigstens noch für´nen kleinen Mitternachtsimbiss gut, denkt sich die Lady und versucht, ihn zu beissen. Roxton ritzt ihr mit seinem Kampfmesser den Arm auf und Callista flüchtet sich auf einen Balkon, wo sie, recht unvampirmässig, ein Schiesseisen auf Roxton richtet. „Es muss nicht so enden,“ sülzt Roxton, aber Callista sieht das anders… und so sähe es schlecht aus für Roxton, würde nicht Marguerite, die bekanntlich ja nicht vernünftig schiessen kann, die Vampirin mit einer Kugel in den Rücken erledigen (nachts, Schuss nach oben, zwanzig Meter Entfernung, nicht übel für einen Amateur). „Du wirst schon noch erkennen, dass ich recht hatte,“ röchelt Callista und stürzt sich übers Geländer – ihr Körper löst sich nach dem Aufschlag in einen dürftigen Spezialeffekt und Luft auf…

Nachdenklich marschieren unsere Freunde zurück zu ihrem Ballon. Marguerite ist sich sicher, dass Roxton wieder ganz der Alte wird, aber Challenger ist sich da nicht so sicher, so seltsam-bedrückt, wie der Abenteurer den Mond anstarrt. Aber Marguerite hat Vertrauen: „Wenn man ihm eines lassen muss, dann, dass er weiss, wie man überlebt…“
Bewertung

Sollte ems sich für seine Lost World-DVD-Reihe grundsätzlich schämen? Ich denke ja… denn im Gegensatz zu der medienwirksamen Ankündigung um „abgeschlossene Geschichten“ handelt es sich, wie auch geistig nicht ganz so schnelle Mitleser sicherlich erkannt haben, um völlig handelsübliche Episoden der TV-Serie, in diesem Falle 5 und 8 nach Produktionsreihenfolge bzw. 8 und 11 nach Sendefolge. Das macht gleich zwei fiese Fehler auf einmal aus – zum einen ist die Bewerbung irreführend, zum anderen macht das die Discs für Sammler recht uninteressant, da nicht mal die chronologische Reihenfolge eingehalten wird, sondern ems sich wohl dafür entschied, thematisch passende Episoden zusammen zu packen. Aber selbst wenn man darüber hinweggehen mag und einsieht, dass es durchaus einen Markt für die DVD-Veröffentlichung jeder noch so schrottigen Serie zu geben scheint (Buffy- oder Futurama-Boxsets machen ja noch Sinn, aber auf ein Boxset von Prince of Bel Air verzichte ich dann dankend), ist diese Veröffentlichungspolitik alles andere als kundenfreundlich – für schlappe 20 Episoden auf 10 DVDs darf der geneigte Fan immerhin 150 Euro hinblättern und bekommt dafür immerhin die blanken Folgen wie im Fernsehen, nur halt ohne Werbung (stopp, da muss ich mich korrigieren, immerhin gibt´s noch den Originalton). Dass die Kapazität einer DVD ohne weiteres dafür ausreicht, vier oder fünf Folgen auf eine Disc zu klatschen und man dann immer noch Platz für Extras hätte, womit dem Sammler gedient wäre, auf die Idee kommt man bei ems scheinbar nicht (aber vielleicht erscheint ja, nachdem alle 10 DVDs auf dem Markt sind, eine Super-Collector´s Edition für 300 Euro, hehe). Insgesamt scheint mir diese Release-Politik doch auf Bauernfängerei hinauszulaufen, zumal auch beim mir vorliegenden Rezensionsexemplar der Klappentext nur auf eine der beiden Episoden verweist – schlichte Gemüter (z.B. ich), die die Serie nicht ins FF kennen, könnten also durchaus auf die Idee kommen, es mit spielfilmlangen Sonderfolgen zu tun zu haben. Auch scheint es mir ein wenig gewagt, die Serie als John-Landis-Projekt zu vermarkten – Landis ist gerade mal einer von sechs ausführenden Produzenten, sein Einfluss dürfte sich also in ziemlich engen Grenzen halten.

Aber stellen wir uns unabhängig davon doch mal die Frage, ob die Serie an sich was taugt. Mit Sir Arthur Conan Doyles literarischer Vorlage hat sich jedenfalls recht wenig zu tun (was umso nachdenklicher stimmt, als der Originaltitel eben Sir Arthur Conan Doyles The Lost World lautet) – bei einer als Endlosserie konzipierten Reihe ist das auch kein grosses Wunder, denn mehr als einen Film gibt der Stoff nun mal von Haus aus nicht wert, ergo muss man sich von der klassischen Vorlage entfernen und kann sie bestenfalls als exotischen Backdrop nutzen. Und das ist genau, was bei The Lost World vor sich geht – die verlorene Welt dient einzig als Kulisse für eine mehr oder weniger inspirierte Abenteuerserie, deren Protagonist genauso gut Indiana Jones sein könnte, da gibt es kaum noch Eigenständigkeiten (spätere Folgen machen die Abenteurer ersichtlich sogar noch zu Zeitreisenden). Das, was den Stoff im Jurassic Park-Boom für Filmemacher so interessant machte, nämlich die Dinosaurier, ist in der Serie auf ein Minimum zurückgefahren – auch das ist verständlich, schliesslich kosten aufwendige Spezialeffekte teuer Geld und müssen daher sparsam eingesetzt werden (wer sich den Episode Guide kurz durchliest, wird feststellen, dass fast keine Story der Serie etwas mit Sauriern zu tun hat). Die wenigen Dino-Animationen sind okay – vor zehn-zwölf Jahren wären wir begeistert aus den Latschen gekippt, aber man wird halt anspruchsvoller mit der Zeit und die CGIs, die unsere Trickhexer hier einsetzen, wirken manchmal etwas hausbacken. Ansonsten sind die beiden hier präsentierten Episoden geradezu Paradebeispiele für kostengünstig inszenierte Abenteuerware – in beiden Folgen gibt es kaum etwas, was Geld gekostet hat – die aufwendigsten Effekte abseits der Dino-Animationen bestehen in ein paar weniger überzeugenden Latexeinlagen und drei Paar Kontaktlinsen. Und da grösstenteils in freier Wildbahn gedreht wurde (genauer gesagt in australischen Regenwäldern), braucht´s auch keine aufwendigen Sets. Inhaltlich bieten beide Episoden auch kaum bemerkenswertes – die erste Episode „The Beast Within“ ist sogar denkbar langweilig, „Blood Lust“ versucht zumindest ein paar neue Facetten am Vampirdasein auszuloten, scheitert aber schlicht und ergreifend an der Dramaturgie – Roxton und Callista wären durchaus für ein paar tiefschürfendere Erkenntnisse über diesen animalischen Vampirismus gut gewesen, aber das Script lässt ihnen keine Zeit, sich in dieser Hinsicht auszudrücken – schuld daran ist der zweite, auch nicht gerade aufregende Plot um Veronicas Rivalen (dieser Subplot ist ungefähr genauso drösig wie der um Veronica und Marguerite in Episode 1… man erkennt das krampfhafte Bemühen der Autoren, alle Charaktere einzubauen). Der ständige Wechsel zwischen den beiden Handlungssträngen verhindert, dass das Potential der Vampirgeschichte ausgeschöpft wird. Von der Inszenierung her kann keine der beiden Episoden ihre Fernsehherkunft erfolgreich übertünchen – es wird viel gequasselt, möglicherweise interessante, aber kostenintensive Szenen finden off-screen statt. Die theatralische Musik bemüht sich nach Kräften, das Geschehen auf dem Bildschirm aufregender zu machen als es tatsächlich ist, und ab und an gelingt ihr das sogar.

Wie viele eher preisbewusst produzierte Serien wird auch The Lost World nicht gerade mit namhaften Schauspielern überschüttet – die Hauptrollen sind durch die Bank mit kanadischen und australischen Fernsehakteuren besetzt. Und obwohl die Serie den tödlichen Fehler begeht, Professor Challenger nicht mit John Rhys-Davies zu besetzen, der der einzig wahre Challenger dieser Welt ist (den Mann muss der gute Sir Conan Doyle vor Augen gehabt haben, als er den Roman schrieb), konstatiert man, dass Peter McCauley kein schlechter Griff ist – zumindest wirkt er in der Rolle deutlich mehr „at home“ als Patrick Berin in Bob Keen´s grausamer 98er-Version des selben Stoffes. Genrefans könnten McCauley aus einigen Gastauftritten in Hercules und Xena in Erinnerung haben. Da die beiden hier präsentierten Episoden nicht zentral um Challenger gestrickt sind, hat er hier nicht allzu viel zu tun. Auch Rachel Blakely, die ihre Karriere in der Kult-Soap Neighbours begann (der wir ja auch Kylie Minouge verdanken), durfte schon mal in Xena mitmischen. Ansonsten dürfte ihr grösster Screen-Credit der in Jackie Chans in Australien gedrehten Mr. Nice Guy sein. Eine grosse Darstellerin ist Blakely meines Erachtens nicht. Will Snow, der ausser The Lost World nichts bemerkenswertes in seiner Vita stehen hat, war dereinst eines der gefragtesten Werbe-Modelle in Australien, und seine Fanschar ist immerhin so frech, Snow als einen möglichen Nachfolger für Pierce Brosnan als 007 ins Gespräch zu bringen. Sorry, aber zu einem James Bond gehört ein wenig mehr als gutes Aussehen und steifes Verhalten. Charisma? Ausstrahlung? Schon mal gehört? Das attrraktivste Ensemblemitglied ist zweifellos Jennifer O´Dell, die nach Gastauftritten in diversen TV-Serien mit Sometimes They Come Back Again … For More (dem zweiten Sequel einer schon im geschriebenen Zustand nicht tollen King-Kurzgeschichte) debütierte. Vielleicht spricht da mal wieder der Chauvi in mir, aber O´Dell zieht sich für meine Begriffe achtbar aus der Affäre. Michael Sinelnikoff hingegen brachte das Kunststück fertig, die Rolle des Professors Summerlee sowohl in dieser Serie als auch in der erwähnten Bob-Keen-Version zu spielen – hier ist er etwas besser im Bilde als in Keens Machwerk. Der farblose David Orth, der sich schon durch Auftritte in so weltbewegenden Serien wie Friday the 13th (die seltsame Pseudohorrorserie, die mit der Cunningham-Filmreihe so was von nichts zu tun hat), Total Recall 2070 und Robocop quälte, hat meines Erachtens auch keine grosse Hollywoodkarriere mehr vor sich.

Zur DVD-Präsentation hab ich ein paar Absätze weiter oben ja schon etwas ausgeführt – ich bleibe dabei, für Fans der Serie, und nur für solche ist diese Veröffentlichung ja interessant, es sei denn, man spekuliert bei ems wirklich auf den ein oder anderen Doofus, der hier komplette Abenteuerfilme erwartet, wäre eine chronologisch korrekte Herausgabe, vielleicht mit vier Episoden pro Disc und ein paar Extras (die es geben muss, denn selbst die offizielle Website der Serie verfügt über „behind the scenes-Videos“), dann wäre das zumindest für diese Zielgruppe von Wert. So aber finden sich auf der Disc eben magere zwei Folgen, zumindest wahlweise in deutschem oder englischem Ton zu verfolgen (wobei der deutsche Ton in der Sprachqualität Vorteile hat, die englische Originalspur naturgemäss etwas lebendiger an Geräuschen und Effekten klingt), mit einem qualitativ guten Vollbild-(ist-ja-klar)-Transfer. Als „Exträ findet sich eine Biographie von John Landis, die erfreulicherweise ehrlich genug ist, seinen dreifachen „Triumph“ bei der Goldenen Himbeere zu erwähnen, allerdings wiederhole ich mich auch hier – die Serie als ein Geisteskind von John Landis zu bezeichnen, ist sicherlich ein wenig weithergeholt.

Okay, letzte Worte… ich bin mal wieder nicht die richtige Zielgruppe für diesen Release. Es scheint auf der Welt eine ganze Menge Fans von The Lost World zu geben – okay, dagegen ist nichts zu sagen. Ich kann´s nicht ganz verstehen, denn mehr als eine recht banale Abenteuerserie mit nicht wirklich übertalentierten Schauspielern ist es einfach nicht – reichlich anspruchslose Unterhaltung. Man kann damit seinen naiven Spass haben, aber insgesamt erscheint mir die Reihe ein wenig zu konstruiert – will sagen, würden sich die Autoren auf einen Plot pro Folge einigen und den dann etwas deutlicher ausarbeiten, könnten einige Geschichten durchaus interessant werden. So bleibt´s aber dabei: The Lost World ist eine absolut durchschnittliche TV-Produktion für die eher schlichten Gemüter. Mittlerweile hat auch die gute alte BBC ihre Version des Stoffes als Miniserie abgedreht und veröffentlicht – sie soll sogar ziemlich gut sein. Trotzdem: langsam reicht´s mit Lost World-Verfilmungen. Es muss doch noch wenigstens einen anderen Stoff geben…

(c) 2002 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 4


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