The Lost World

 
  • Deutscher Titel: The Lost World
  • Original-Titel: Sir Arthur Conan Doyle's The Lost World
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  • Regie: Bob Keen
  • Land: Kanada
  • Jahr: 1998
  • Darsteller:

    Professor George E. Challenger (Patrick Bergin)
    Amanda White (Jayne Heitmeyer)
    Albert Malone (Julian Casey)
    John Roxton (David Nerman)
    Professor Summerlee (Michael Sinelnikoff)
    Djena (Gregoriane Minot Payeur)
    Myar (Russell Yuen)
    Maple White (Jack Langedijk)
    Lord Thomas (John Bradford)


Vorwort

Wirft man in einer Runde filmwissender Leute die Floskel „Lost World“ in den Raum, so denken wahrscheinlich 98 % der Angesprochenen erst mal an das allgemein mit viel Häme überzogene Machwerk Lost World: Jurassic Park 2. Dabei klaute Michael Crichton für das Auftrags-Sequel-Script lediglich den Titel eines viel älteren Klassikers des Dino-Genres, „The Lost World“, erdacht von niemand geringerem als dem Vater von Sherlock Holmes himself, Sir Arthur Conan Doyle. Der Abenteuerroman des als Krimitüftlers bekannteren Schriftstellers wurde allerdings nun auch schon umpfzig Mal verfilmt – sogar unter Mitwirkung des Kreateurs selbst, 1945, glaub ich, in Form eines s/w-Kurzfilms, dessen erhaltenen Fragmente auf der Budget-Disc Godzilla and other Movie Monsters auf DVD zu bewundern sind, Sir Doyle übernimmt in dieser Verfilmung die Rolle des Erzählers. Anyway, die Abenteuer des draufgängerischen dinomanischen Wissenschaftlers Professor Challenger sind Legion, und seit einiger Zeit flimmert ja auch eine recht hanebüchene Fernsehserie, die lose auf den Charakteren Doyles basiert, über heimische TV-Schirme, produziert von niemand anderem als John Landis. Unter all den Streifen, die mehr oder weniger getreue Verfilmungen des klassischen Stoffs sein wollen, picken wir uns heute mal die 1998 in Kanada entstande Version von Bob Keen heraus, die, wenn man den allgemein zugänglichen Quellen glauben mag, auch der Aufhänger für die erwähnte TV-Serie darstellte (zumindest ein Akteur spielt seine hiesige Rolle auch in der Serie, nämlich Michael Sinelnikoff). Klar, dass dieser Film seine Existenz hauptsächlich dem kommerziellen Erfolg der Spielberg´schen Dinoabenteuer verdankt und ebenso klar, dass die kanadische verlorene Welt mit einem Budget auskommen muss, für das sich Steven Spielberg wahrscheinlich nicht mal einen Schnürsenkel bindet. Andererseits hat Low Budget ja noch selten einen unterhaltsamen Filmabend verhindert, also sind wir mal optimistisch und sehen uns völlig vorurteilsfrei, wie immer halt :-), an, was die Kanadier aus der angestaubten Novelle so gemacht haben…


Inhalt

Schon schlecht, wenn man sich mit dem ersten Bild die B-Note für Werkgetreue gründlich versaut… ohne Not schubsen unsere Produzenten nicht nur die Zeit des Geschehens von 1912 nach 1934 – nicht, dass die Geschichte davon auch nur irgendwie beeinflusst würde, und verlegen das muntere Treiben auch noch, natürlich ebenso ohne Not, aus den südamerikanischen Dschungeln in die Mongolei – immerhin, für letztere Massnahme kann man mit bösem Willen sogar einen nachvollziehbaren Grund finden, denn Kanada, wo sämtliche Aussenaufnahmen gefertigt wurden, hat nun mal verdächtig wenige tropische Regenwälder, sieht aber dafür der mongolischen Steppe um so ähnlicher… kurz und gut, wir können mal davon ausgehen, dass trotz der optimistischen Betitelung als „Sir Arthur Conan Doyles The Lost World“ der arme Mann vermutlich einige Sonderschichten Grabrotation einlegen muss, wenn er mitbekommt, was man aus seiner Vorlage gezimmert hat. Ebenfalls potentiell ungut: dass uns ein Erzähler die Ohren vollheult über die katastrophale Lage, in der sich „wir alle“ befinden und das alles so begonnen hat… ok, unser Film ist also eine einzige gigantische Rückblende. Very spannend.

Nun gut, zumindest entnehmen wir der Totale, dass die Geschichte immer noch auf einem Bergesgipfel bzw. einem Plateau spielt. Professor Maple White und sein einheimischer Gehilfen-Tschackl wühlen sich durch Fledermaus-Dung in irgendeinem Tropfsteinhöhlensystem. Der Mongolen-Gehülfe (heisst wohl Asbek oder so) vollführt die klassischen Indy-Sidekick-Regeln („argh, nicht dahin, böses Omen, Hand des Teufels, hilfe, Panik“), erst recht, als Professor White ein NOCH WARMES Pterodactyl-Ei entdeckt. White hält es für eine gute Idee, das Ei einzupacken und an Ortu nd Stelle eine Siegesfeier zu veranstalten, indem er sein Grammophon auspackt (!), Beethovens Fünfte auflegt (!!) und ´ne Flasche Schampus entkorkt (!!!), während der liebe Asbek sämtliche erreichbaren Götter um Verzeihung anfleht. Ja, so sind sie, die exzentrischen Paläontologen… lassen lieber ein paar Vorräte daheim, schleifen aber ihr Grammophon und Schampus über zigtausende Kilometer in die letzten Winkel der Welt (eh… und mal ganz was anderes – wenn das besagt Ei noch warm ist, würde ich mir vorstellen, dass da bis vor kurzem einer gebrütet hat – sprich: wenn ich mir das Ei schon unter den Nagel reisse, würde ich schnellstmöglich stiften gehen…). Das Korkenknallenlassen weckt die (selbstverständlich vorzeitigen, im Sinne von „aus der Vorzeit stammenden“) Fledermäuse und die blasen zum Angriff. Der getreue Gehilfe verwandelt sich schnell in Fledermausfutter und der Professor stürzt sich aus dem Höhlenausgang in die Tiefe – immerhin war er klug genug, vorher einen Flaschenzug anzubringen, und so ein Seil zur Verfügung zu haben (just reporting).

White kommt wieder zu sich und kuckt zwei Mongolen ins Antlitz, Djena und Myar, wie´s der Zufall so will, die Geschwister des gerade verblichenen Asbek. White ahnt, wo die beiden sind, ist Professor Challenger nicht weit und bittet um Besuch desselben. White überreicht Challenger sein Notizbuch, gefüllt mit diversen bunten Zeichnungen des besagten Bergs und der Pterodactylen. Grosser Höhepunkt ist dann natürlich noch das Hervorholen des Dino-Eis. White ringt Challenger das Versprechen ab, die Dinos „für mich zu holen“ und im übrigen noch einer gewissen Amanda zu vermitteln, dass er sie liebe, bevor er seinen Odem verröchelt und dabei, Trottel der er ist, noch das Dino-Ei zerdeppert.

London, ein Monat später. Wir lernen den Erzähler kennen, Albert Malone, einen Jung-Reporter, der zu einem Vortrag von Professor Challenger über „lebende Dinosaurier“ hastet. Der Prof, der nicht faul Whites Ergebnisse unbürokratisch für seine eigenen ausgibt, sieht sich einer recht feindseligen Crowd gegenüber, die auch den Dias, die Challenger nach den Zeichnungen Whites hat anfertigen lassen, nicht wirklich viel Beweiskraft einräumen. Challenger stellt sich unbescheiden in die Linie verkannter Genies a la Gallilei und holt seinen letzten Trumpf raus – das eingelegte Pterodactyl-Embryo! Eine ungefähr zweieinhalbsekündige Inspektion des Specimen aus fünf Meter Entfernung führt bei Challengers Rivalen, dem altgedienten Professor Summerlee, zu dem prompten Ergebnis „billige Fälschung“. Tumult, Aufruhr! Trotz des sich abzeichnenden Fiaskos bittet Challenger die Königliche Zoologische Gesellschaft um die Mittel für eine neue Expedition in die Mongolei und Lord Thomas gewährt dieselben, unter der Bedingung, dass Summerlee als Aufpasser mitmischt. Der mag eigentlich gar nicht so recht, man weiss ja, das Alter, Rheuma, und dann die anstrengende Reise… aber als der alte Knabe begreift, dass er mit einer Ablehnung sein eigenes Standing untergraben würde, willigt ihr ein. Mehr als 10.000 Pfund soll´s auch nicht kosten, beruhigt Challenger, und nachdem Lord Thomas seinen Unterkiefer wieder gefunden hat, springt ihm gottseidank ein schwerreicher Knabe namens Perrault zur Seite, der nicht nur die Expedition bezahlen, sondern auch eine 100.000-Dollar-Kopfprämie pro gefangenem Dino aussetzen will, unter der Bedingung, dass er, also Perrault, das Ding dann wo er will ausstellen dürfe. Und gratis gibt´s noch einen gewissen John Roxton dazu, der sich als blasses unsympathisches Indiana-Jones-Abziehbild vorstellt, und den offenbar ene gepflegte Feindschaft mit Challenger verbindet, kurzum, wir merken vor: this guy means trouble.

Durch den blöden Vorschlag, das Bergplateau in der Mongolei per Ballon zu erklimmen (sure, das ganze nötige Equipment schleifen wir einfach zehntausend Kilometer mit), ergattert Albert Malone einen Platz im Team, und schlussendlich drängt sich noch Amanda White, des Verstorbenen Töchterlein und studierte Anthropologin, zur Wahrung der Interessen ihres Vaters als Mitreisende auf (und so unverschämt wie Challenger Whites Ergebnisse als seine eigenen verkauft hat, ist dies durchaus ein nachvollziehbarer Schachzug).

Eine in leichtem Anflug von directorial style gedrehte Reisemontage (Planes, Trains & Automobiles :-), und natürlich die obligatorische Landkarte) schliesst sich an – schlussendlich steigen die Reisenden in ein zugegeben cooles gelbes Raupenfahrzeug, das in seinem früheren Leben vermutlich ein Flugzeugrumpf gewesen ist und offenbar mit Luft & Liebe betrieben wird (denn es sieht nicht so aus, als hätte die Reisegruppe die vermutlich dafür notwendigen 57.324 Liter Sprit dabei). Roxton wirft erste Augen auf Amanda und schenkt ihr als Zeichen seines guten Willens ein afrikanisches Armband als Good Luck Charm. Eine erste Raupen-Panne gibt Raum für eine erste Auseinandersetzung zwischen Roxton und Challenger, der wegen einer früheren Expedition sauer auf den Indy-Verschnitt ist, und for the pure fun of it kommen unsere Gefährten an einem schicken Vulkanausbruch vorbei (erstens in absolut LAUSIGEN CGIs präsentiert, zweitens vollkommen unerheblich für die Story, denn alle Beteiligten quittieren das mit einem „uh, kuck ma, ´n Vulkanausbruch, lass ma weiterfahren“, und drittens gibt´s meines Wissens nach in der Tundra relativ wenig aktive Vulkane). Challenger diskreditiert Roxton bei Amanda und outet ihn als lästerlichen Grosswildjäger, der im Alleingang dafür verantwortlich sei, dass diverse Tierarten sich auf der Liste der bedrohten Spezies wiederfinden würden (ökologisches Gutmenschentum her oder hin, aber 1934 gab´s noch keine Liste der vom aussterben bedrohten Tierarten und vor allen Dingen keine alte Sau, die sich für so was interessiert hätte, und schon gar nicht unter Wissenschaftlern). Man pickt Djena und Myar, die sich als Führer zum Plateau empfohlen haben, nebst einiger Träger irgendwo in der Steppe auf und fährt weiter, bis der Buspanzer seinen Geist endgültig aufgibt und die Gruppe zum Campieren zwingt. Das folgende strange bit wird nur Leute verwundern, die mit der Romanvorlage vertraut sind (und ich bedanke mich hier bei Nathan Shumate von Cold_Fusion_Video, weil ich das Buch auch nicht gelesen habe). Summerlee und Challenger haben einen Disput über die Führung der Expedition, der wortwörtlich aus dem Buch entnommen ist – nur hatte der Dialog dort einen Sinn! Summerlee streitet Challenger das Recht zur Expeditionsleitung ab und der spielt daraufhin den Eingeschnappten. Im Buch macht das durchaus Sinn, denn dort ist Summerlee der Expeditionsleiter und Challenger reisst das Kommando unverblümt an sich, aber in diesem Film ist niemand anderes als Challenger von Anfang an der Chef, also ist Summerlees Einwand vollkommen sinnlos und Challengers Reaktion vollkommen unverständlich. Naja, vermutlich wollten die Drehbuchautoren dem Publikum nur mal zeigen, wie faithful sie mit der Vorlage umgehen.

Eine prähistorische Mücke entert das Nachtlager der Gruppe, sticht einen der einheimischen Träger, der prompt krepiert. Stört niemanden weiter, vielmehr baggert Malone Djena und stösst dabei auf Sympathie. Die Reise geht zu Fuss weiter durch den Schnee, denn Winter ist´s. Finally erreicht die Expedition den Berg (wird auch langsam aber sicher Zeit). Summerlee räumt ein, dass es den Berg gibt, sonst aber noch nichts. Challenger entdeckt zu seinem Missfallen, dass Roxton eine Kiste Dynamit dabei hat (wozu? Damit wir später damit noch eine DRAMATIC SCENE haben könne, what else?) Während Malone mit Summerlee und Djena den Ballonkorb zusammenbaut (übrigens eine erstaunlich moderne Stahlrohr-Steckkonstruktion), wandert Amanda off, um sich von den nächst besten herumlungernden Höhlenmenschen, die in Dinosaurierkostümen einen Fancy-Dress-Party feiern kidnappen und als Menschenopfer verwenden zu lassen. Dafür, dass das Script sie im weiteren Filmverlauf despektierlich als Neanderthaler tituliert, können die Höhlenmenschen nicht nur gruselige Halloween-Kostüme basteln, sondern auch eine ungefähr zehn Meter hohe fragil und kompliziert wirkende Holzturmkonstruktion mit Flaschenzügen und dreieckigen Trapezen (ja, ich weiss, dass ist ein geometrischer Widerspruch… sue me, ich hatte in Geometrie immer bestenfalls ne 4, ausserdem wüsste ich jetzt nicht, wie ich das sonst beschreiben soll), in die man die potentiellen Opfer fesselt und dann hochzieht, errichten. Bevor wir allerdings erfahren, ob diese Aufhängung, die auch mit Amanda durchgezogen wird (niederträchtigerweise wird das Opfer aber vor der Prozedur nicht entkleidet… Spielverderber!), zum Anlocken eines Viechs a la King Kong dient oder die Opfer einfach in luftiger Höhe hängenbleiben, bis sie von selbst den Geist aufgeben, greift die Rettungstruppe (nicht Chip und Chap, obgleich das vermutlich lustiger wäre) in Form von Myar, Roxton und Challenger ein und beginnt ein fröhliches Neanderthaler-Scheibenschiessen. Die Gerettete lässt dann auch gleich mal die Anthropologin raushängen und bittet darum, die Natives nicht zu töten, da sie eine „einzigartige Rasse“ seien. That´s scientific dedication! Eat your heart out, Indy! Also verfallen unsere Freunde auf die konventionelle Methode „run like fuck“ und entern den fertiggestellten, jedoch noch nicht vollständig beladenen Ballon und alarmstarten, für Myar reicht´s nur noch zum Aussen an den Korb klammern. Leider erweist sich der Ballon, obwohl noch nicht mal vollbeladen, als zu schwer, was dafür spricht, dass Ballon-Experte Malone ein paar grundlegende Berechnungen anscheinend schwer versaubeutelt hat, so dass weitere Ausrüstungsgegenstände den Weg alles Ballasts gehen. Immerhin, in Form von weiteren schwachmatigen CGIs erhebt sich der Ballon schwerfällig und schwebt an der Felswadn hoch. Ironischerweise (bzw. was der Film dafür hält) ist es an Summerlee, als erster lebende Pterodactyle zu sehen bekommt und eine Entschuldigung brummeln muss. Blöderweise sind die Flugsaurier kein Begrüssungskommittee, sondern eher feindselig eingestellt. Roxton ballert einen der Saurier ab, was die verbleibenden Flugechsen nicht lustig finden. Als erstes verschaffen sie Myar, der sich immer noch aussen am Korb festkrallt (schön blöd, hat er nicht anders verdient) first hand impressions vom freien Fall, dann zeigt einer der Saurier, dass er nicht blöd ist, und hackt die Ballonhülle kaputt, so dass die Gesellschaft by means of further lame FX bruchlandet. Während die Reisegesellschaft ihre Knochen sortiert und feststellt, dass nur Summerlee durch einen verstauchten Knöchel nicht mehr in Top-Form ist, stellt Roxton fest, dass die verbleibende Ausrüstung und mithin die Waffen über Kilometer verstreut sind und wir, dass die Wälder von British Columbia nur unzureichend einen tropischen Regenwald mimen können. Ein riesiger Saurier stapft uninteressiert vorbei und wird von den Experten als Brontosaurier identifiziert, obwohl wir als Dino-Kenner ein paar Diskrepanzen bemerken. Die mutigen Forscher entdecken Ruinen einer recht hochstehenden Kultur, die unmöglich von den Neanderthalern stammen können und Malone probiert, nachdem er als Plot Point auf den Schwefel-Sumpfgas-Geruch hingewiesen wird, unfreiwillig ein paar harmlosere Fallensysteme aus. Roxton und Amanda entdecken Gemeinsamkeiten der Artefakte mit gewissen Relikten auf Haiti (!) und die Dino-Koryphäen Summerlee und Challenger stimmen überein, dass die hier hausenden Saurier mutierte Ausgaben der Fossilien sind, die sie in Museen rumstehen haben. Djena geht spazieren (man weiss es ja, Frauen bringen sich auf solchen Expeditionen immer nur in Schwierigkeiten) und wird von einem unspezifierten Wassertier gebissen und bricht sofort zusammen. Man schleift die Bewusstlose in eine künstlich angelegte und verzierte Höhle, die auch als improvisiertes Nachtlager dient. Djena erholt sich schnell und kann auf den Umstand hinweisen, dass die Wandmalereien (Malereien???), die Amanda als verwandt mit ägyptischen Hieroglyphen klassifiziert (uffza) Ähnlichkeiten mit ihrem alten Familienerbstück-Amulett aufweisen. Mit einem verschlagenen Blick unterbreitet Roxton den Vorschlag, dass er nach den verstreuten Waffen suchen will. Widerwillig stimmt Challenger zu, und wir können Haus & Hof verwetten, dass Roxton up to no good is. Kaum ist Roxton weg, bekommt Challenger eine moralische Krise von wegen „Ich hab euch alle in Gefahr gebracht“, die seine Reisegefährten geflissentlich ignorieren – best thing you can do. Nachdem Roxton nicht zurückkommt, sieht sich Challenger genötigt, nach dem Rechten zu sehen und Malone sowie die wieder topfitte Djena begleiten ihn. Roxton war dieweil nicht faul, sondern hat den Ballon repariert und ist in heftigen Aufbruchsvorbereitungen – und einen Baby-Centrosaurier (was immer das ist) hat er auch schon gefangen. You see, Roxton plant, die 100.000 Dollar-Prämie einzusacken und in getreuer Tradition aller mathematisch schwachen Schufte ist auch er zu dem Ergebnis gekommen, dass sich 100.000:1 einfacher teilt als 100.000:6. Überdies hat er den gar schurkischen Plan gefasst, mit der Kohle das Plateau als Jagdgebiet für zahlungskräftige Klientel zu erschliessen und unermesslich reich zu werden. Welch diabolisches Vorhaben! We can´t have that. Obwohl Roxton, da mittlerweile bewaffnet, die besseren Karten hat, gelingt es Challenger mit Unterstützung seiner Gefährten, Roxton in eine langweilige Kampfszene zu verwickeln und schlussendlich damit temporär auszuschalten, dass er ihn mit dem Schliessmechanismus des Ballonkorbs k.o. schlägt (! – Muss man gesehen haben, das ist so unsagbar DÄMLICH! Roxton hat wohl nicht nur ein Glaskinn, sondern einen kompletten Glaskörper).

Währenddessen werden Summerlee und Amanda, die immer noch in der Höhle hocken, von einem grösseren Dino angegriffen, können ihn aber in die Flucht schlagen.

Challengers Party, mit dem gefesselten Roxton im Schlepptau, stolpert über die verstreuten Essensvorräte und bei Djena (erstens Frau, zweitens einheimisch, ergo dumm wie Bohnenstroh) setzt sich Hunger über gesunden Menschenverstand durch und sie robbt, den zahlreichen Booby-Traps in Form von Fallgruben zum Trotz, die sie auch so ziemlich alle auslöst, auf das Happa-Happa zu. Diese Gruben sind, so scheint´s, durch Tunnel miteinander verbunden (zuviele Vietnam-Filme gesehen, Leute) und in denen haust ein Riesenkrokodil! (Argh! Scheint ein seltener Vertreter der Spezies crocodilus maulwurfiensis zu sein). Roxton nutzt die günstige Opportunity, um sich loszureissen und dem Kroko vor die Zahnreihen zu werfen. Djena ist erst mal gerettet und Roxton presumed eaten.

Man trifft sich in der Höhle wieder (wo Challenger & Co. gar lustigerweise erst mal von Amanda und Summerlee für den zurückkehrenden Dino gehalten werden… hach, wie ORIGINELL, hach, wie DROLLIG). Amanda hat sich mittlerweile aus den Wandzeichnungen die Geschichte des Volks der Karrak aus den Fingern gesogen, die vor 600 Jahren das Plateau eroberten, die Neanderthaler versklavten, schlussendlich aber zugrundegingen, weil sie das ökologische Gleichgewicht des Plateaus durcheinanderbrachten. Die Neanderthaler, so Amanda, seien die Bewahrer des Ökosystems. Das ist zwar alles ganz nette und hippe Zivilisationskritik, aber ich erlaube mir ernsthafte Zweifel an der Behauptung, 1934 hätte es Menschen gegeben, die schon mal irgendwas von „ökologischem Gleichgewicht“ und „Ökosystem“ gehört hätten. Man, das ist Anachronismus pur. Ist ja echt nett, den Film mit ökologischem Sendungsbewusstsein zu versehen, aber DANN HALTET DAS WENIGSTENS IM RAHMEN DER GEGEBENEN EPOCHE, IHR TORFNASEN! Meine suspension of disbelief erhängte sich zu diesem Zeitpunkt in meinem Wandschrank.

Challenger, bereits geläutert (boah, dat ging schnell), bläst zum Rückzug für den morgigen Tag, doch Malone spielt den party pooper und weist darauf hin, dass der reparierte Ballon höchstens zwei Leute tragen könnte. Challenger kommt zu dem Ergebnis, dass dann wohl Djena und Amanda gehen müssten (die beide sicherlich sehr viel Ahnung von Ballonfahren haben), aber Amanda schiebt Summerlee vor, wg. der wissenschaftlichen Erkenntnisse, der wiederum lehnt dankend ab, weil er nur jetzt und hier die Gelegenheit hat, seine Dinosaurier am lebenden Objekt zu studieren. Scheint auf Djena und Malone hinauszulaufen…

Aber soweit sind wir noch nicht… es ist Nacht, und nicht die Preussen, sondern der Ober-Neanderthaler kommt durch eine Geheimtür in die Höhle und bläst Summerlee einen Giftpfeil ins Genick. Dieser löst Wahnvorstellungen aus und voll auf einem schlechten LSD-Trip taumelt Summerlee ins Freie, fühlt sich von Natives verfolgt, stolpert zum Ballon und macht dort die Bekanntschaft eines übelgelaunten Tyrannosaurus Rex (musste ja wohl so kommen)… Während die restlichen Freunde wachwerden, das Verschwinden Summerlees und den bewussten Giftpfeil bemerken, versucht der panische Summerlee, bei dem die Drogen nachlassen, mit dem Ballon zu fliehen. Leider verheddert er sich in der Halteleine und baumelt kopfüber unter dem Fahrkorb, gerade so recht in Buffet-Höhe von Meister T-Rex, der mit einem gezielten Krallenschlag den grössten Teil von Summerlee vom Ballon subtrahiert und sich daran gütlich tut. Mit den Resten eines Beines entschwindet der Ballon.

Als Challenger und der Rest der Truppe auftauchen, finden sie nur noch die schöne Bescherung, dass Summerlee dem T-Rex offenbar nicht wirklich geschmeckt hat – er hat in zwar in seine Einzelteile zerlegt, aber nix davon gefressen. (Eh, ich hab´s jetzt nicht mehr jedesmal gesondert erwähnt, aber die CGI-Effekte sin´ nich´ wirklich gut…).

Angesichts der hoffnungslosen, aber nicht ernsten Lage fallen Djena und Malone endgültig in love und lassen sich bei ihrem romantischen te´te-a`-te´te (hab ich jetzt die ganzen accentes richtig? Französisch und moi sind zwei ziemlich gegensätzliche Pole, die sich nicht anziehen) nicht mal von einem Rudel CGI-Fledermäuse stören.

Challenger und Amanda entdecken, dass in der Höhle ein Lüftchen zieht (by means des sooo abgedroschenen Luftzug-löscht-Streichholz-Tricks) und stossen so auf die Geheimtür, die in ein Tunnelsystem führt. Naja, mehr in ein Tropfsteinhöhlensystem, das wir schon vom Prolog her kennen und wo die beiden auch ohne weitere Hindernisse auf die bereits skelettierten Reste von Asbek und die nicht skelettierten Reste von Whites Grammophon, Schallplatten und Sektflaschen stossen (sieht also aus wie nach ´ner zünftigen Party…). Und als wäre das nicht schon genug Dramatik für eine Szene, steht plötzlich Roxton mit gezogener Knarre vor unseren Forschern – er sieht ziemlich übel zugerichtet aus und seine Laune ist auch nicht viel besser. Die nähere Bekanntschaft mit crocodilus maulwurfiensis hat Roxton direktemang gen Land-der-Bekloppten geschickt und das lebt er nun aus. Ihr habt das Dynamit vergessen? Der Scriptwriter nicht… Roxton beabsichtigt das Tunnelsystem zu sprengen, und zwar mit Challenger und Amanda drin. Für sich selbst hat er allerdings noch Pläne, denn er hat den schon von White verwendeten Ausgang gefunden und auch dessen Flaschenzug-System zur Express-Flucht. Tja, und eine der prähistorischen Fledermäuse hat Roxton auch schon gefangen, in den Klauen des Wahnsinns oder nicht sind 100.000 Dollar eben 100.000 Dollar. Challenger kann Roxton nicht daran hindern, die Zündschnur anzufeuern, aber die gefangene Fledermaus ist sauer, beisst Roxton und er stürzt sich etwas unmotiviert schreiend ohne hilfreiches Seil in die Tiefe. Challenger und Amanda nehmen die Beine in die Hand und können sich so gerade eben vor der Explosion, die das Tunnelsystem komplett verschüttet (und damit auch den Ausgang), in Sicherheit bringen.

So it seems our travellers are doomed to stay here for all eternity, aber Malone hat die Ballonhülle gefunden und unterbreitet den Wahnsinns-Vorschlag, daraus einen Fallschirm zu basteln (!) und mit selbigem nach unten zu gleiten. Challenger und Amanda sind sich vollkommen darüber im klaren, dass, selbst wenn diese Schnapsidee funktionieren sollte, der Schirm niemals alle vier Überlebenden tragen könnte, aber willigen ein, den Plan in die Tat umzusetzen, und sei´s als Beschäftigungstherapie. In der sumpfgasgeschwängerten Ruinenstadt geht man daran, den Ballon umzuarbeiten – aber es ist an der Zeit, dass eine der Damen sich wieder in Schwierigkeiten bringt. Die Reihe ist wieder an Djena, die von ihrem Amulett gesteuert (sie hat irgendwelche Zeichen auf den Ruinen wiedererkannt) herumwandert und einem Haufen hungriger (und mies animierter) Raptoren in die Hände läuft (ein Dinofilm ohne Raptoren? Ja wo wären wir denn da??). Djena wird attackiert, die anderen eilen zu Hilfe und wir bekommen eine Sparausgabe von Jurassic Park, als einige Dutzend Raptoren angreifen (teilweise werden hier ein paar Puppen als FX eingesetzt, die besser aussehen als die CGIs, aber nicht mucho…). Man flüchtet auf ein paar Ruinen und versucht, sich die Raptoren vom Hals zu halten, womit wir ungefähr bei unserer Anfangs-Narration wären. To add insult to injury greift nun auch noch Kollege T-Rex an, ungünstigerweise (für Djena) gerade dann, als selbige von den Ruinen runterfällt. T-Rex macht Hackfleisch aus Djena (surprise). Da der Showdown erklecklich blöde ist, hier die Kurzfassung: Malone, seiner grossen Liebe beraubt, lenkt die Aufmerksamkeit des T-Rex auf sich, während Challenger und Amanda vor den Raptoren in eine Art Kammer flüchten, nur um wieder rauszuklettern. Malone lockt den Raubsaurier zu sich und entzündet dann mit einem fiesen Grinsen per Feuerzeug das Sumpfgas. Die Explosionsdruckwelle schleudert Challenger und Amanda, die sich am Ballon-Fallschirm festklammern, über den Rand des Plateaus gen Sicherheit…

Später hält Challenger in London einen tränenduseligen Vortrag und stellt fest, dass die „verlorene Welt“ und „lebende Dinosaurer“ leider nicht existieren… und eine letzte Szene zeigt uns, dass Malone die Explosion überlebt hat und als Caveman verkleidet seit sechs Monaten in der verlorenen Welt überlebt hat und nun, als letzte Tat des Albert Malone, sein Tagebuch vom Plateau schleudert… THE END.

Naja, wir sind ja gewöhnt, dass Dinofilme meistens nicht viel taugen, aber diese „verlorene Welt“ ist schon eine ziemliche Schändung des Conan-Doyle´schen Schaffens. Wie Kollege Shumate es so schön ausdrückt, scheint eine Ambition der Produzenten gewesen zu sein, zu zeigen, wie stark man eine klassische Vorlage verhunzen und trotzdem noch so frech sein kann, den Namen des Schriftstellers proudly auszubeuten.

Gut, wer die Vorlage kennt, wird mitbekommen haben, wo überall sich die Produzenten und Drehbuchschreiberlinge „künstlerische Freiheiten“ mit dem Roman genommen haben – wie gesagt, ich hab das Buch nicht gelesen und kenne auch beleibe nicht alle bisherigen Verfilmungen, werkgetreu oder nicht, kann daher zu diesem Thema nicht viel sagen. Drum konzentriere ich mich mal auf den Film an sich, sozusagen „stand alone“. Leider fällt dem geneigten Reviewer, der ansonsten meilenweit geht, um ein redeeming value an einem Film mit grossen Sauriern zu finden, nicht viel positives ein, also gehen wir gleich zu den Negativa.

Klassische Vorlage her oder hin, das Script ist reiner Lötzinn. Die Charaktere sind unausgegoren, ganz besonders Professor Challenger, der, das weiss sogar ich, eigentlich ein fanatischer Wissenschaftler, hier aber ein ziemliches Weichei ist. Amanda ist vollkommen überflüssig, aber man braucht halt eine damsel in distress, und nur auf eine Mongolin mochten sich da die Produzenten nicht verlassen, Roxton soll wohl eine Art negative Indy-Jones-Entsprechung sein, ist aber bloss ein blasser, uncharismatischer Fiesling. Die Story selbst ist eine ziemlich belanglose Anneinanderreihung vor mehr oder weniger (mehr weniger) interessanten Vignetten inklusive einer endlos langen Exposition-Reise-Sequenz zwecks Character Building. Dummerweise wird der Film auch nicht interessanter, wenn die Helden endlich die titelgebende verlorene Welt erreichen – zu dröge schleppt sich der Film im Schritttempo von Dino-Encounter zu Dino-Encounter, ohne jemals Fahrt aufzunehmen oder Spannung aufzubauen – so erweist sich The Lost World als weiteres treffliches Beispiel dafür, dass Spezialeffekttüftler nur in seltenen Fällen auch fähige Regisseure sind. Bob Keen hatte seine erfolgreichen FX-Whiz-Finger in etlichen exzellenten Genrebeiträgen (z.B. in den ersten drei Installments der Hellraiser-Serie), aber als dramatischer Regisseur fällt Mr. Keen glatt durch (wenig überraschend, wenn in seiner Director-Vita so impressive Einträge wie To Catch A Yeti stehen. Null Händchen für dynamische Inszenierung, der Meister.

Zur Qualität der Spezialeffekte hab ich mich weiter oben ausgelassen – die CGIs sind einfach schwach. Die Animation an sich ist zwar gelegentlich okay, aber die Integration in die Filmszenen ist so offenkundig, so aufgesetzt und so technisch schwach gelöst, dass einem fast die Tränen kommen – am schlimmsten ist der oberpeinliche CGI-Vulkanausbruch, für den sich vermutlich selbst Eddie Wood geschämt hätte – billig, primitiv, oberflächlich. Himmelherrgott, irgendwann muss doch selbst dem ignorantesten Cheap-Ass-Produzenten aufgehen, dass diese Art Effekte nur dann Sinn macht, wenn man genügend Kohle hat, sie richtig good-looking zu machen und sie auch angemessen in den Film einzubauen. So, wie hier verwendet, wirken CGIs primitiver als der primitivste Mann-im-Gummianzug, Puppentrick-Effekt oder Stop-Motion (mit wehmütigem Blick erinnert man sich an die Effekte von Ray Harryhausen – der Mann hatte auch selten ein richtig grosses Budget für seine Tricks, aber sie sahen eigentlich immer gut und überzeugend aus… nur braucht Stop-Motion zwar nicht unbedingt viel Kohle, aber etwas mehr Zeit, und das haben Filmproducer ja heutzutage grundsätzlich nicht mehr). Bemerkenswert (und vielleicht Keen´s Erfahrungen in seiner Splatter-Zeit zu verdanken) ist allerdings, dass einige der Effekte ausgesprochen blutig ausfallen (auch wenn die Dino-Mampf-Szenen sich meist hinter einem günstig im Weg rumliegenden Felsblock, der genauere Sicht behindert, abspielen), aber auch Gore kann ein Debakel nicht ganz im Alleingang verhindern.

Irgendwie nachvollziehbar, dass wir auch keine beachtlichen schauspielerischen Leistungen bewundern dürfen. Patrick Bergin (der etwas auseinandergegangen ist, seit wir ihn in richtigen Filmen wie dem britischen Robin Hood oder Der Feind in meinem Bett gesehen haben) ist schon allein vom Typ her die komplette Fehlbesetzung für Challenger (ich zitiere noch mal Nathan Shumate: der Roman schildert Challenger als bulligen, vollbärtigen, eher kompakten Typ, oder wie Nathan meint, kurz eben John Rhys-Davies) und das scheint dem Iren auch klar gewesen zu sein – hölzern stapft Bergin recht unmotiviert durch den Streifen, frei von jeglichem Charisma, das eine solche Rolle erfordert.

Jayne Heitmeyer, die mir, man möge mir verzeihen, vollkommen unbekannt ist, hätte zumindest Pluspunkte sammeln können, wenn man sie mal etwas spärlicher bekleidet gezeigt hätte (überhaupt: keine halbnackten Cavegirls… was´n dat für´n Dinofilm? :-)) – ja, ich weiss, ich bin Chauvi 😉 Aber ´ne darstellerische Leuchte ist sie ebensowenig wie ihre diversen Kollegen. Da möchte ich gar keinen speziell herausheben, denn irgendwie scheint keiner der Akteure sein besonderes Herzblut vergossen zu haben – kann man den Leuten auch nicht verdenken.

The Lost World spielt sich wie ein belangloser TV-Film ab (obwohl der Streifen zumindest in Kanada als Kinofilm konzipiert zu sein scheint) und so nimmt es nicht Wunder, dass der Streifen für eine vollkommen belanglose (wenn gleich nicht unerfolgreiche, da in ihre vierte Season gehende) TV-Serie Pate stand. Mit Sicherheit werden wir diesen Film in nächster Zukunft im Nachmittagsprogramm irgendeines privaten Fernsehsenders wiedersehen (falls das nicht eh schon geschehen ist) – allerdings kann man selbst einen verregneten Sonntagnachmittag erheblich unterhaltsamer gestalten als mit einem Durchlauf von The Lost World, vielleicht mit einer Partie Canasta, einer Besichtigung des örtlichen Klärwerks oder dem Zählen der Blümchen auf der hemischen Tapete…

(c) 2003 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 3


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