
- Deutscher Titel: The Locals
- Original-Titel: The Locals
- Regie: Greg Page
- Land: Neuseeland
- Jahr: 2003
- Darsteller:
John Barker (Grant), Dwayne Cameron (Paul), Kate Elliott (Lisa), Aidee Walker (Kelly), Paul Glover (Martin), Peter McCauley (Bill)
Vorwort
Eigentlich wollen Grant und Paul nur ein gepflegtes Surf-Wochenende verbringen (Grant hat’s nötig – seine Freundin hat ihn verlassen, weil ihm der „Herr der Ringe“ nicht gefallen hat. Ein durchaus tauglicher Grund, wenn man mich fragt). Paul schlägt eine Abkürzung vor, und damit fangen die Probleme an. Zwar treffen sie schnell auf zwei hübsche Mädchen, die auf dem Weg zu einer Party sind, was sich unserer Surfer-Dudes natürlich nicht zweimal sagen lassen, aber auf dem Weg dorthin baut Paule einen Unfall. Auf der Suche nach tat- und abschleppkräftiger Hilfe werden die Dudes bei einem Farmhaus vorstellig, nur um dort durchs Fenster zu erleben, dass die Frau des Hauses per Kehlenschnitt ermordet wird. Der Killer und seine Horde Backwood-Kameraden sind auf Zeugen nicht scharf – für Paul und Grant beginnt der Kampf ums Überleben. Während Paul unverhofft auf dem Rücksitz der Party-Girls landet, findet sich Grant in der Obhut eines Farmers wieder, der ihn nicht unbedingt schützen, vielmehr aber für seine eigenen Zwecke einspannen will. Schnell wird klar, dass hier mehr im Busch ist als „nur“ eine mordlüsterne Backwood-Metzler-Bande – und dass die Jungs nur bis zum Sonnenaufgang Zeit haben, um mit heiler Haut zu entkommen…
Inhalt
Und wieder was vom FFF. Trotz Peter Jackson muss man die neuseeländische Filmindustrie nicht wirklich permanent auf der Rechnung haben, ähnlich wie ihre australischen Kollegen kommen die Kiwi-Filmemacher eher selten mit international vorzeigbaren Genreprodukten aus dem Quark. Aber nachdem die Aussies mit der Splattercomedy „Undead“ einen überraschenden (und für mich nicht ganz nachvollziehbaren) Publikumserfolg landen konnten, wollten die Neuseeländer wohl nicht zurückstehen. Greg Page, bislang in seiner Heimat als Videoclip-Regisseur hervorgetreten, legt mit seinem ersten abendfüllenden Spielfilm (selbstgeschrieben) einen überraschend originellen kleinen Horrorfilm vor, der es, entgegen dem in letzter Zeit wieder zu beobachtenden Trend, harte Splattereffekte aufzufahren, schafft, ohne exzessive Gewalttätigkeiten und Goreeskapaden (und daher auch in der FSK-16-Fassung ungeschnitten) Schreiber dieser Zeilen zu beeindrucken.
Der Film macht mir das Review nicht ganz so einfach – vieles, was den Streifen für mich bemerkenswert macht, könnte ich ohne großflächige Spoiler nicht beschreiben, daher muss ich es bei einem eher kurzen (das Publikum atmet erleichtert auf) und allgemein gehaltenen Statement belassen, zumindest, was die Abteilung Drehbuch angeht. Da muss ich Page durchaus ein Kompliment zollen – anfangs könnte man meinen, der Streifen würde sich, im Gefolge von „Wrong Turn“ oder dem neuen „Texas Chainsaw Massacre“ zu einer hippen, teenie-orientierten Hinterwäldler-Metzel-Angelegenheit „klassischen“ Zuschnitts entwickeln, doch nach etwa 30-35 Minuten nimmt der Streifen eine überraschende Wendung. Ohne zu viel verraten zu wollen (und wer gar nix ausgeplaudert haben will, möge die nächsten paar Zeilen tunlichst überspringen), der Film schlägt einen heftigen Bogen ins Übernatürliche und gewinnt einem bekannten und beliebten Horror-Archetyp völlig neue Facetten ab. Was mir an dem Streifen besonders gefällt, und was heutzutage auch nicht mehr wirklich oft vorkommt – der Film brachte mich zum Mitgrübeln… „Hmm, wenn das jetzt so ist, dann würde die Szene vorhin diesen und jenen Sinn machen, aber was bedeutet dann wieder die Szene von gerade eben`?“ Bevor ich jetzt in eine allgemeine Lobhudelei ausbreche – das Buch ist nicht perfekt, ein paar Unschlüssigkeiten sind zu verzeichnen und insgesamt kommt mir die Auflösung etwas zu kurz, aber es ist einer der selten gewordenen Horrorfilme, der nicht automatisch die Gleichung „Horror=No Brainer“ aufmacht, sondern bei dem es Spaß macht, das Puzzle zusammenzusetzen.
Greg Page bemüht sich in der Inszenierung um einen „gothischen“ Stil (zumindest behauptet er das in den begleitenden Interviews) – das mag man insofern stehen lassen, als „The Locals“, wie erwähnt, ohne grobe Schlachtplatteneffekte angeht. Großformatige Splattereinlagen, die über ein paar Messerstiche hinausgehen, braucht der geneigte Gorehound nicht zu erwarten – „The Locals“ setzt seine Scares nicht durch FX, sondern durch überraschende Enthüllungen im Plot. Trotzdem wird der Film nicht zu dialoglastig, weil Page einiges an Action durch Verfolgungsjagden mit Auto oder per pedes einbaut, die auch durchaus rasant und zupackend inszeniert sind. Bei nur knapp 85 Minuten Laufzeit kann man sich’s auch nicht leisten, großartig Zeit zu verplempern – d.h. großartige Charakterisierungen sind die Sache des Films nicht, dennoch bleiben vor allem die Hauptfiguren Grant und Paul durchaus glaubwürdig (über die Bösewicht-Fraktion hätte ich gern etwas mehr erfahren, aber das wäre sicher mit dem Konzept des Films, ihn nicht nur als Horrorfilm, sondern auch als „Mystery“ funktionieren zu lassen, kollidiert).
Noch mal kurz zum Thema FX – möglicherweise auch ganz gut so, dass der Streifen sich eine gewisse Beschränkung auferlegt, denn die wenigen Visual FX sind die großen Schwachpunkte des Films, da wird dann teilweise mit leicht durchschaubaren Zeitrafferaufnahmen gearbeitet, da fühlt man sich manchmal an die guten schlechten alten Zeiten des allerersten „Tanz der Teufel“ erinnert… aber auch das Budget von „The Locals“ bewegte sich sicher im, sagen wir mal, überschaubaren Rahmen.
Nicht zu vernachlässigen ist auch der Look des Films, den manch Kritiker ihm zum Vorwurf macht – „The Locals“ spielt zum überwiegenden Teil bei Nacht, aber, und das ist von Regisseur Page durchaus beabsichtigt, man SIEHT tatsächlich, was vor sich geht. Wie Page und der Produzent im Extramaterial ausführen, pfiffen sie beim Dreh auf Konventionen wie „wo könnte das Licht in der Szene herkommen“, sondern stellten an Beleuchtung einfach auf, was ging. Finde ich schon mal rein prinzipiell einen netten Zug, weil ich nunmal das seltsame Bedürfnis habe, auch in Nachtszenen eine dumpfe Ahnung von dem vermittelt zu bekommen, was so passiert, und sorgt durch das natürlich merklich unnatürliche Licht für eine etwas andere Atmosphäre – liebe Kritiker, die das als „schlechte Regie“ abqualifizieren, da ist ein Hintergedanke dabei! Überdies ist „The Locals“ schön fotografiert (stunning landscape, allerdings ganz was anderes als das Neuseeland, das wir vom „Herrn der Ringe“ kennen). Der gut zusammengestellte Soundtrack (hauptsächlich Alternative-Rock bis hin zum Death Metal) passt ausgezeichnet zum filmischen Geschehen.
Der Cast ist attraktiv (wie’s nunmal sein muss) und sympathisch, wobei es sich bei den jugendlichen Hauptdarstellern größtenteils um Newcomer handelt, lediglich Dwayne Cameron (Paul) ist ein verhältnismäßig alter Hase, der seine Karriere in der Kiddie-TV-Serie „The Tribe“ (läuft wohl auf KIKA, wenn ich nicht irre) begann. Ihn zeichnet eine gute Chemistry mit John Barker (Grant) aus, man nimmt den beiden die Freundschaft ab. Kate Elliott und Aidee Walker scheinen auf den ersten Blick ihre Rollen zu übertreiben, aber im Filmverlauf wird die dahinterliegende Intention deutlich (es ist ein gewisser Kommentar auf einen noch gewisseren Zeitgeist). Peter McCauley überzeugt als finsterer Mordbube, ohne dabei zum Stilmittel der Übertreibung greifen zu müssen (TV-Freunde können ihn aus einigen Gastauftritten bei „Hercules“ und „Xena“ kennen).
Bildqualität: Bei Sunfilm bin ich’s nicht anders gewohnt, ich kann guten Gewissens loben. Ein sehr schöner, sauberer, selbstredend anamorpher 1.85:1-Widescreen-Transfer von vollendeter Güte, störungs- und verschmutzungsfrei, mit ausgezeichneter Detail- und Kantenschärfe und bestem Kontrast. Tut mir leid, ich kann beim besten Willen nicht meckern (und ich mecker ja für mein Leben gern, mä-ää-äähh).
Tonqualität: Auch da kleckert Sunfilm üblicherweise nicht, sonder klotzt. Vier Tonspuren werden geboten, deutscher Ton stellt sich in Dolby 5.1, 2.0 und dts vor, den englischsprachigen O-Ton gibt’s in Dolby 5.1. O-Ton-Spezl Doc blieb natürlich der Originalfassung treu, wobei aufgrund der doch spürbar anderen Auffassung der englischen Sprache, die die Kiwis mit ihren Kollegen vom 5. Kontinent gemein haben, Zuschaltung der (manchmal arg freien und stellenweise auch merklich danebenliegenden) deutschen Untertitel zu empfehlen ist. Von der Tonqualität selbst hab ich nichts auszusetzen – optimale Sprachqualität, schönes räumliches Gefühl, angenehmer Musik- und sehr guter Sound-FX-Mix.
Extras: Lob und Tadel zu verteilen gibt’s hier – erst mal das Positive: Sunfilm veröffentlich die Scheibe mit Audiokommentar von Greg Page, packt außerdem eine unkommentierte Behind-the-Scenes-Featurette, den Originaltrailer und ca. 12 Minuten Interviews mit Darstellern, Regisseur und Produzent auf die Disc. Die Interviews sind, bis auf die mit Page und Produzent Steven Sachs, leider von der eher uninformativen Sorte. Stichwort „leider“ – leider hat Sunfilm es versäumt, die Extras mit deutschen Untertiteln zu versehen und da die Damen und Herren teilweise doch (wie erwähnt) heftige Akzente pflegen, ist schon konzentriertes Zuhören angesagt (stell ich mir beim noch nicht angetesteten Audiokommentar besonders „lustig“ vor). Das gibt dann doch Abzüge in der B-Note… Selbstverständlich darf eine Sunfilm-Trailershow nicht fehlen.
Fazit: „The Locals“ ist der Beweis, dass es immer noch möglich ist, aus einer vergleichsweise klischeebeladenen und „althergebrachten“ Grundsituation einen cleveren, originellen kleinen Horrorthriller zu stricken. Sicher wird das Genre nicht neu definiert, aber der Film zäumt das ein oder andere Genremotiv von einer neuen Seite auf und bringt den Zuschauer, zumindest meine Wenigkeit, dazu, mitzudenken – in Zeiten, in denen Horrorfilme sich entweder aufs x-te Abnudeln längst zu Tode gerittener „Ideen“ oder auf Splatter und Gore verlegen, ist das schon allein rein grundsätzlich zu unterstützen, und wenn’s der Film dann auch noch funktioniert, soll’s mir recht sein. „The Locals“ machte mir jedenfalls, obwohl’s ein „ernsthafter“ Film ist, erheblich mehr Spaß als der auf witzig getrimmte Australo-„Undead“ (klar, die Filme sind nicht wirklich z vergleichen). Solide gespielt, gut inszeniert, interessante Story – was will man eigentlich mehr? Bis auf den Fauxpas mit den fehlenden Untertiteln für die Extras ist die DVD-Veröffentlichung von Sunfilm nur zu empfehlen!
4/5
(c) 2006 Dr. Acula