The Legend of Hercules

 
  • Deutscher Titel: The Legend of Hercules
  • Original-Titel: The Legend of Hercules
  •  
  • Regie: Renny Harlin
  • Land: USA
  • Jahr: 2014
  • Darsteller:

    Kellan Lutz (Hercules), Gaia Weiss (Hebe), Scott Adkins (Amphitryon), Roxanne McKee (Alcmene), Liam Garrigan (Iphicles), Liam McIntyre (Sotiris), Rade Serbedzija (Chiron), Jonathon Schaech (Tarak), Luke Newberry (Agamemnon), Kenneth Cranham (Lucius)


Vorwort

Antikes Griechenland… König Amphitryon erobert das Königreich Argos, indem er den dortigen Kini im Zweikampf plättet. Obschon das für meine Begriffe eine Methode ist, die für die Verhältnisses eines antiken Königs ausgesprochen menschenschonend ist, ist sein Eheweib Alkmene unzufrieden. You see, eigentlich sollte sich der Feldzug nur gegen Ägypten richten, mit Argos hatte Amphitryon eigentlich keinen Beef, konnte aber der Aussicht auf Ruhm, Gold und Vergrößerung seiner Armee nicht widerstehen. Auch Amphitryons Sohn Ephikles wird bereits für die Kriegskunst vorbereitet.

In ihrer Not eilt Alkmene zum nächsten Orakel und wirft sich vor Hera in den Staub. Beeindruckt von Alkmenes Friedenswunsch willigt Hera ein, dass Zeus die Sterbliche schwängern darf, um einen Sohn zu zeugen, der der Welt den Frieden bringen soll.

Amphitryon überrascht den unsichtbaren Gott bei der Begattung und reagiert ausgesprochen unwirsch. Der aus dem kleinen Akt entspringende Sohn, von Alkmene nach Heras Wunsch Herkules genannt, auch wenn sein Ziehvater einen anderen Namen – Alkides – für ihn hat, wird dementsprechend als Sohn mindestens zweiter Klasse behandelt, obwohl er in jeder Hinsicht seinen verzogenen Bruder in die Tasche steckt. Dies z.B. auch beim Becircen der kretischen Königstochter Hebe, die Amphitryon gern mit Ephikles verheiraten würde. Hebe und Hercules büxen aus, werden aber erwischt, und zum Dank schickt der König seinen Sohn und den Heerführer Sotiris auf ein Himmelfahrtskommando nach Ägypten. Die kleine griechische Einheit wird von den Ägyptern niedergemacht, ganz so wie Amphitryon es bestellt hat. Nur Sotiris und Herkules – inkognito – scheinen dem ägyptischen Kommandanten gut genug zu sein, um als Sklaven verkauft zu werden.

Die Griechen landen in einer Gladiatorenarena, wo sie sich in Kämpfen auf Leben und Tod beweisen. Ihrem neuen Eigner reden sie ein, dass am meisten Geld bei den von Amphitryon veranstalteten Spielen zu holen ist. Sotiris wird in einem Qualifikationskampf zwar verwundet, aber Herkules macht als Einzelkämpfer weiter und gewinnt das Turnier, womit er zahlreiche Mitstreiter für seine kleine Revolution gegen Amphitryon gewinnt. Der und Ephikles haben mittlerweile tatsächlich eine Schreckensherrschaft errichtet und sind selbstredend eher wenig bereit, freiwillig abzutreten. Herkules muss seine göttlichen Kräfte erlangen, ehe er Siegesaussichten hat, doch so richtig glaubt er die Story von seiner göttlichen Abstammung selbst nicht…


Inhalt

Wenn sich die Filmkritik über etwas einig ist, dass keine der drei 2014er-Herkules-Verfilmungen wirklich was taugt – die Asylum-Fassung aus Prinzip nicht (obschon sie vielleicht die originellste Interpretation des Helden liefert), die The Rock-Fassung nicht, weil sie ihre Fantasy-Elemente weitgehend verleugnet, und die mit Kellan Lutz wegen Kellan Lutz. Schätze ich. Der ehemalige „Twilight“-Star versucht sich ja mit mittelprächtigem Erfolg seit eingier Zeit als Action-Held neu zu erfinden und schaffte es so auch in das Ensemble der „Expendables“.

„The Legend of Hercules“, inszeniert von Routinier Renny Harlin, will bewusst nicht die klassischen, vielbesungenen Heldentaten des größten aller griechischen Heroen einmal mehr schildern, sondern quasi seine „origin story“ beschreiben. Was im Endeffekt allerdings nur eine Ausrede dafür ist, sich um die Sagen-Vorlage einen feuchten Kehricht zu kümmern und eine völlig austauschbare Actiongeschichte in der Antike zu erzählen (von den „klassischen“ Elementen taucht nur der nemeische Löwe auf, und der wird praktisch in einer Art Teaser-Sequenz verbraten, die per Film-Steno ausrichten lässt, dass Herkules=toll und Ephikles=mieser Arsch).

Nun gut, ich kann auch mit einem herkömmlichen Sandalen-Film leben, so er gut gemacht ist, aber dabei hapert’s eben auch. Das Script holpert und poltert zwar in rasantem Tempo, aber ohne größeren inneren Zusammenhang vorwärts (und scheint überhaupt kein Verständnis für die Zeitabläufe zu haben. Was nach jeder normalen Logik Jahre dauern sollte, scheint in dieser Welt eine Frage von wenigen Tagen zu sein) und ist jederzeit bereit, Plot- oder Charakterentwicklung für eine auf 3D getrimmte Actionszene zu opfern. Die Action türmt zwar einen Body Count von den Ausmaßen eines kleineren Krieges auf, ist aber nie auch nur ansatzweise mitreißend oder packend fotografiert, im Gegenteil, die ständigen kurzen Zeitlupensequenzen für nach Ansicht der Macher besonders denkwürdige Eskapaden der Kombattanten gehen schon nach gut dreißig Minuten auf die Nerven, werden aber konsequent bis zum bitteren Ende durchgezogen. Dazu sind das mal wieder Kampfszenen der jugendfreien Art, d.h. es wird zwar massenhaft gestorben, aber nie irgendwie graphisch explizit – wie unsagbar feige der Film ist, zeigt sich exemplarisch in Herkules‘ Kampf gegen die sechs griechischen Champions. Fünf davon sind Kerle, einer ’ne Frau. Man darf mal kurz spekulieren, welche fünf davon getötet werden und bei welchem Champion Herkules Gnade wallten lässt…

Die FX können ebenfalls nicht überzeugen – gut, mit 70 Millionen Dollar Budget spielt „The Legend of Hercules“, so erschreckend es sich zu schreiben anfühlt, nicht in der ersten Liga der Blockbuster, dennoch – die CGI für die Greenscreen-Kulissen wirken irgendwie halbfertig und die Computerarbeit für eine Schiffsüberfahrt sogar regelrecht peinlich für eine Produktion dieser Kragenweite. Mag sein, dass das alles in 3D etwas besser aussieht, alldiweil Harlin sich im Begleitmaterial ausführlich darüber auslässt, das von Sets bis zu Frisuren alles auf 3D-Optimierung getrimmt wurde, so recht glauben mag ich das aber nicht.

Auf Schauspielerseite blamiert sich Kellan Lutz nicht völlig, reißt aber auch keine Bäume aus. Ich respektiere den Wunsch, aus Herkules, gerade bei einem „Jugendabenteuer“, nicht den üblichen Muskelschinken zu machen, aber Lutz fehlt es ganz einfach an „leading man“-Charisma. Man mag einfach nicht glauben, dass ein von ihm gespielter Charakter die Massen zu elektrisieren vermag. Scott Adkins als sein böser Ziehpapa ist dagegen durchaus in Ordnung – ich wünsche Adkins ja schon seit geraumer Zeit Rollen in größeren Filmen, beschwere mich also auch nicht, wenn er mal eine bekommt, auch wenn der Film nicht der Rede wert ist. Ebenfalls durchaus überzeugen kann „Spartacus“ Liam McIntyre als Sotiris – einen Rollentausch zwischen ihm und Lutz hätte ich nicht übel gefunden. Liam Garrigan ist als Ephikles angemessen schleimig, die große Katastrophe im Cast ist zweifellos Gaia Weiss als Herkules‘ love interest Hebe – kann mir nicht vorstellen, dass sie in „Vikings“ ebenfalls so ausdruckslos, unmögbar und distanziert durch die Serie marschiert wie hier in diesem Film. Das ist Anti-Schauspiel, das ich in dieser Nicht-Qualität allenfalls von Diane Krüger in „Inglorious Basterds“ kenne (oder von Karoline Herfurth in „Errors of the Human Body“).

Was mir ganz gut gefallen hat, ist der Score von Tuomas Kantelinen, der sicher nicht besonders originell ist, aber die Stimmungen und das „Zeitkolorit“ gut einfängt.

Dass Renny Harlin weit davon entfernt ist, noch mal Klassiker wie „Prison“, „Die Hard 2“ oder auch nur „Cutthroat Island“ (den ich nach wie vor für ein unterschätztes Stück Kino halte) zu machen, ist nach den Erfahrungen der letzten Jahre sicherlich keine große Überraschung. Dass er aber auch aus seiner vielleicht letzten Chance, mit einem ordentlichen Budget noch mal ’ne richtige Duftmarke zu setzen, SO wenig rausholt, ist beinahe tragisch. Asylums „Hercules Reborn“ macht jedenfalls mehr Spaß für einen Bruchteil des Etats.

2/5
(c) 2017 Dr. Acula


mm
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DMJ
DMJ
17. April 2017 20:21

„Beeindruckt von Alkmenes Friedenswunsch willigt Hera ein, dass Zeus die Sterbliche schwängern darf, um einen Sohn zu zeugen, der der Welt den Frieden bringen soll.“

Mmmmmja! Genau! So und nicht anders war das in der Sage, wäre ja sonst auch voll nicht korrekt.

„Um einst Alkmenen zu betören,
Bist du ihr als ihr Mann genaht.
Bei mancher Frau – ich wollt’s beschwören –
Wär‘ dieses Mittel nicht probat.“

Diese Stelle aus Offenbachs „Orpheus“-Operette geht mir bei jeder Nennung von Herakles‘ Mutter durch den Kopf.
Und die Welt kann das ruhig wissen.

„wie unsagbar feige der Film ist, zeigt sich exemplarisch in Herkules‘ Kampf gegen die sechs griechischen Champions. Fünf davon sind Kerle, einer ’ne Frau. Man darf mal kurz spekulieren, welche fünf davon getötet werden und bei welchem Champion Herkules Gnade wallten lässt…“

Erinnert mich an „Gladiator“, wo der Held die ganze Zeit tapfer maskierte (und demnach gesichtslose) Sklaven abschlachtet, aber dann den einzigen freiwilligen Kämpfer verschont, weil dem der Helm aufklappt.

„Ich respektiere den Wunsch, aus Herkules, gerade bei einem „Jugendabenteuer“, nicht den üblichen Muskelschinken zu machen“

… aber es deutet doch auf ein grundsätzliches Verständnisproblem der Macher hin.