The Land that Time Forgot

 
  • Deutscher Titel: The Land that Time Forgot
  • Original-Titel: The Land that Time Forgot
  •  
  • Regie: C. Thomas Howell
  • Land: USA
  • Jahr: 2009
  • Darsteller:

    C. Thomas Howell (Frost), Timothy Bottoms (Captain Burroughs), Lindsey McKeon (Lindsey), Darren Dalton (Cole), Stephen Blackehart (Lonzo), Christopher Showerman (Stack), Patrick Gorman (Conrad), Scott Subiono (Zander), Anya Benton (Karen), David Stevens (Jude), Christian Stoehr (Lukas), Lew Knopp (Cooper), Jonahan Sanders (Oliver)


Vorwort

Memo an Heiratswillige: Die Hochzeitsreise nicht für eine Kreuzfahrt mit einem wurmstichigen Kajütkreuzer verplanen. Sonst kann’s Euch gehen wie den frisch getrauten Pärchen Frost/Karen und Cole/Lindsey. Es braucht nur einen heftigen Sturm und der Kutter des nicht minder wurmstichigen Captains ist waidwund – dass die Insel, an die man getrieben wird, von Fug und Rechts wegen nicht da sein dürfte, wo sie ist, wird angesichts der Sachlage für vernachlässigenswert gehalten. Alles geht an Land, um die verlorenen Trinkwasservorräte aufzufüllen, mit Ausnahme Karens, die aufgrund eines unspezifizierten Bauchgefühls lieber an Bord bleiben will. So können dann auch gleich zwei Katastrophen gleichzeitig passieren: Bootsmann Stack wird von einem ausgesprochen unerwarteten Pterodactyl gefressen und Karen signalisiert per Leuchtpistole vom Schiff aus Ungemach. Als die reduzierte Expedition zum Strand zurückkehrt (u.a. nach Begegnung mit einem unfreundlichen T-Rex), findet sie dort eine reichhaltige Auswahl an kein-Schiff-mit-Karen vor. Unverrichteter Dinge quartieren sich die vier verbliebenen Recken in einer Höhle ein, wo sie überraschenden Besuch empfangen dürfen – den Piloten Jude, Mitglied der berühmt-berüchtigten verschollenen Flight 19-Staffel. Es braucht nur noch die Vorführung Conrads, eines alten Seebären, der seit 10 Jahren auf der Insel rumhockt, und ebenfalls auf einem offiziell verschollenen Schiff angeheuert hatte, bis beim Captain endlich die „Bermuda-Dreieck“-Verbindung laut und vernehmlich ein Glöcklein läutet.
Noch schlafen die Neuvermählten selig, aber man kennt das ja: sie wachen auf und wollen annullieren.
Air Pterodactyl im Fly-Thru-Imbiss.

Jude und Conrad haben aber zumindest eine Idee, was mit dem Schiff und Karen passiert sein könnte. Auf der anderen Seite der Insel hocken nämlich ein paar Nazis, die mit ihrem U-Boot gestrandet sind. Tatsächlich haben die Deutschen Karen mutmaßlich für, äh, Unterhaltungszwecke gekidnappt. Jude und Conrad schlagen ein Ablenkungsmanöver vor, das den T-Rex beinhaltet und grundsätzlich funktioniert – aus Sicht unserer Neu-Gestrandeten war nur nicht geplant, dass Jude und Conrad das von den Nazis geklaute Schiff selbst klauen und damit gen Horizont schippern, dieweil sich Frost und die Seinen nunmehr im Gewahrsam der Nazis wiederfinden. Da macht der Captain eine Entdeckung – auf der Insel gibt’s Öl! Damit (und mit einer schnell zusammengemacguyverten Dieselraffinerie) könnte man das U-Boot wieder flott machen! Nazis und Yankees müssen notgedrungen zusammenarbeiten, zumal die Ölquelle rein zufälligerweise auch des T-Rexens Wohnzimmer ist…


Inhalt

Aaaaaaasylum! Ich kann nix dafür, die Jungs bringen pro Woche mehr Filme auf den Markt als ein anständiger Mensch kucken kann…

„The Land That Time Forgot“ ist natürlich wieder ein Mockbuster und hängt sich an den, hihi, „Erfolg“ der verhältnismäßig gefloppten Will-Ferrell-Komödie „Die fast vergessene Welt“ an. Was „The Land“ vom gemeinen Feld-, Wald- und Wiesen-Schundprodukt Marke Irrenhaus unterscheidet, ist, dass die Asylum-Jungs zumindest der Form halber selbst eine literarische Vorlage beackern, nämlich den gleichnamigen Roman des „Tarzan“-Erfinders Edgar Rice Burroughs, der zur Freude unabhängiger, sprich finanzklammer, Filmemacher in den USA ins public domain gefallen ist und daher nach Herzenslust von jedem verfilmt werden kann, der glaubt, unfallfrei eine Kamera bedienen zu können.

Man sollte aber nicht übermäßig viel Tränen zugunsten des literarischen Ansehens Burroughs vergießen, denn schon dessen zeitgenössische Kritiker mutmaßten, er habe den Roman nur deswegen geschrieben, um im Fahrwasser von Arthur Conan Doyles (oft verfilmter) „Vergessener Welt“ den ein oder anderen schnellen Dollar mitzunehmen. Man könnte bösartigerweise sagen, hier benutzt ein Rip-off ein Rip-off, und damit wachse ja wohl zusammen, was zusammen gehört.

Jedenfalls könnte man auf den Gedanken kommen, für Asylum wäre „The Land That Time Forgot“ eine Art, hüstel, Prestige-Projekt gewesen – drei bekanntere Namen im Cast und einer davon durfte sogar Regie führen. Ex-Brat-Packer C. Thomas Howell, der schon Ende der 90er hin und wieder sein Glück mit der Regie versuchte (The Big Fall) durfte für Asylum schon einige der „prominenteren“ Titel inszenieren („Krieg der Welten 2“, „The Day The Earth Stopped“) und gehört nun mal nicht zum Stall mehr oder minder talentierter Hausregisseure, den die Billigschmiede sich über die Jahre herangezüchtet hat. Auch das Script verbrach keiner der üblichen Nasenbären, sondern Co-Star Darren Dalton, ebenfalls ein ehemaliger Brat-Packer der zweiten Liga (aber auch in den definierenden Brat-Pack-Filmen „Die Outsiders“ und Die Rote Flut mit von der Partie), der seine Schauspielkarriere zugunsten des Drehbuchschreibens eine Weile unterbrochen hatte und nun mit Asylum ein Comeback in Angriff nimmt.

Werktreue ist begreiflicherweise nicht erste Priorität bei Filmen dieser Kategorie, jedoch darf man Dalton bescheinigen, dass er ein durchaus launiges B-Movie-Script ganz im Stil der 70er Jahre zu Papier brachte, dessen „Updates“ in Sachen Charakterkonstellation, Storystruktur und Action-set pieces durchaus vernünftig sind, und der der Versuchung widersteht, aus „The Land That Time Forgot“ etwas anderes zu machen, als die Geschichte nun mal ganz grundsätzlich ist, nämlich ein schlichtes, „altmodisches“ Abenteuergarn – keine 80 Minuten Nonstop-Action (was das Budget gar nicht hergeben würde), aber auch keine belanglose Langeweile, was Asylum oft und gern in lieu of actual content als Füllsel zwischen seine Trailer-money shots streut. Das ist alles nicht neu, originell oder überraschend, aber erprobt, bewährt und funktioniert – sowohl die character motivation für Frost (der will seine Frau wieder haben), der „Twist“, dass die vermeintlichen Freunde der Helden (Jude und Conrad) sie mit Freuden im Austausch für einen schwimmenden Untersatz den Nazis vorwerfen, als auch der Umstand, dass die Nazis gar nicht SO böse, sondern, sieh da, auch nur Menschen sind (was irgendwie ja auch dem Selbstverständnis der deutschen U-Boot-Fahrer entspricht), bei denen „na, du Untermensch?“ schon mal ’ne freundschaftlich-kabbelige Beleidigung unter Kumpels sein kann (in der selbstredend zu präferierenden O-Ton-Fassung sprechen die „Nazis“ übrigens passables Deutsch, und mit Christian Stoehr hat man sogar einen Muttersprachler dabei, der die Chose mit seinem badensisch klingenden Dialekt noch aufwertet).

Sich über die Logik eines Films aufzuregen, dessen Prämisse darin besteht, dass „Verschollene“ unterschiedlichster Zeiten auf einer saurierbevölkerten Insel (auf der’s trotzdem massenhaft Vögel gibt), sollen Leute tun, die dafür bezahlt werden und denen deswegen eh keiner zuhört. In seiner internen Logik macht der Streifen nicht viel falsch (was auch daran liegt, dass er sich tunlichst damit zurückhält, Fragen nach dem wie & warum zu beantworten. Nervt hier erheblich weniger als bei „Lost“), im Gegentum, die Sorgfalt, mit der hier geschrieben wurde, überrascht schon wieder – gerade, als ich darüber nachgrübelte, welch böse Überraschung unsere U-Boot-Fahrer wohl erleben werden, wenn sie unraffiniertes Petroleum in ihre Maschine schütten, kommt Captain Burroughs mit seiner Selbstbau-Diesel-Raffinerie aus Haushaltsartikeln, und nach 100 Million BC ist „The Land That Time Forgot“ sogar schon der zweite Asylum-Film, der explizit auf den höheren Sauerstoffgehalt der Luft in Urzeiten eingeht. Respekt.

Als scriptbedingte Minuspunkte bleiben mir nur zweieinhalb Anmerkungen, und das ist für Asylum nun echt praktisch nix: Captain Burroughs schwebt mir in seiner Charakter-Anlage etwas zu sehr zwischen komischer Figur und praktisch veranlagtem Held, der Opfergang eines Charakters kurz-vor-Schluss scheint mir nicht so ganz zu funktionieren, und der Versuch, einen T-Rex mit einem U-Boot-Torpedo zu töten, scheitert neben der schlichten praktischen Unmöglichkeit in der entsprechenden Situation an der Unfähigkeit des FX-Department (dazu später mehr).

Als Regisseur macht C. Thomas Howell vieles richtig – er inszeniert nicht primär sich selbst, sondern lässt auch den anderen Akteuren Raum zur Entfaltung, größtenteils bekommt er den „pulp-adventure“-Spirit von Vorlage und Script adäquat hin. Kameraführung und Schnitt sind nicht herausragend, aber vielleicht einen Tacken besser als im run-of-the-mill-Asylum-Klopper – etwas nervig wird auf die Dauer nur sein elendes Faible, Leute beim durch-den-Wald-rennen von der Seite in HD aufzunehmen. Wird schnell ermüdend und wirkt ein wenig einfallslos (wobei an dieser Stelle auch angemerkt sein soll: „The Land That Time Forgot“ ist nichts für „Leute-gehen-von-A-nach-B“-Allergiker. Rumgelaufen wird in diesem Film ’ne ganze Menge). In Sachen Tempo erweist sich Howell als versiert – in den Action-Szenen ist das durchaus flott und zupackend, dazwischen lässt er metaphorisch gesprochen auch mal die Beine baumeln, Cast und Zuschauer durchatmen, baut da und dort mal eine Montage ein; wie gesagt, dass ist alles durchaus im Geiste klassischen Abenteuerkintopps, wie ihn seit, na, fast 30 Jahren eigentlich keiner mehr macht (und wenn, dann nur noch ironisch gebrochen oder für Kids).

Größeren Aufwand an Sets und Kulissen muss nicht erwartet werden – der Film spielt nun mal zu 95 % in freier Natur (ich schätze mal, dass wieder, wie bei neueren Asylum-Werken üblich, in Belize gedreht wurde). Sehr urtümlich wirkt der „Urwald“ nicht (aber zumindest noch etwas uriger als in „100 Million BC“), aber da der Streifen ja auch nicht explizit die Aussage macht, unsere Helden wären in die Vergangenheit gereist, muss er das ja irgendwo auch nicht. Die Effekte, wieder einmal konzipiert und umgesetzt von Scott Wheeler und Tiny Juggernaut, offenbaren Licht und Schatten. Die Creature FX/CGI sind – für Asylum – richtiggehend gut. Sie sind sowohl vom Design als auch vom Compositing her deutlich besser als im vergleichbaren „100 Million BC“ und wirken auch deutlich „physischer“, Ein paar practical FX hat man sich auch aus’m Kreuz geleiert und für zwei Splatter-Szenen (inklusive einer vergleichsweise spektakulären Körperhalbierung durch beherzten Dino-Biss) der okayen Art ist auch Zeit, ohne dass der Streifen gleich Horror-Gefilde aufsuchen würde. Völlig Banane sind jedoch die auch per CGI gewerkelten „pyrotechnischen“ Effekte, die ein deutscher Amateurfilmer vor fünf Jahren auch nicht übler hinbekommen hätte – schlechter geht’s kaum, und zu allem Überfluss sind die FX-Trickser dann auch noch blöd genug, die Explosion eines U-Boot-Torpedos „kleiner“ zu machen als die einer lausigen Handgranate.

Der Score von Chris Cano und Chris Ridenhour (letzterer offensichtlich Asylums zweite Komponisten-Allzweckwaffe neben Ex-Scorpions-Basser Rieckermann) ist gefällig, nicht so aufdringlich wie die meisten Rieckermann-Arbeiten, und weist sogar eine hübsche End-Credit-Ballade auf (allerdings kommt mir das main thema verteufelt bekannt vor, ich komm nur nicht drauf).

Obwohl durchaus attraktives Weibsvolk aufgeboten wird, bleibt der Streifen in dieser Hinsicht völlig jugendfrei.

Womit wir auch schon bei den Aktiven wären. C. Thomas Howell, dem man bescheinigen kann, seit seinen Teenie-Star-Jahren in Würde (aber auch ziemlich flott… der ist ja nur vier Jahre älter als ich, sieht aber mindestens… naja… zehn älter aus) gealtert, agiert mit der richtigen Mischung aus Seriösität und enthusiastischem Fun an der Sache, Timothy Bottoms („The Last Picture Show“, „Invasion vom Mars“, „That’s My Bush!“ und lustigerweise in der kurzlebigen Chiodo-Brothers-Dino-Abenteuerserie „Land of the Lost“ am Start) hat ebenfalls sichtlich Freude an der Sache (vielleicht manchmal, s.o., etwas zu viel als gut für den Film wäre, aber wenn man sich wieder vor Augen hält, wie manch anderer Asylum-Gaststar, z.B. Dale Midkiff, durch seine Rolle schlafwandelte, verzeiht man gern), und auch Drehbuchautor Darren Dalton ist mit Leidenschaft dabei – sollte er auch, ist ja sein Script – und hinterlässt ’nen passablen Eindruck. Die Frauen können – mangels großartiger Gelegenheit sich auszuzeichnen; die Action- und Abenteuerszenen reservieren die Herren der Schöpfung für sich) nicht ganz mithalten: Lindsey McKeon („One Tree Hill“, „Veronica Mars“) und die gebürtige Russin Anya Benton (Death Race 3000, dort in der Mini-Rolle einer der babylonischen Tempel-Huren, „Don’t Look in the Cellar“, „MegaFault“) sind augenfreundlich, McKeon schlägt sich in ihren spärlichen Charakterszenen achtbar, Benton hat nicht viel zu tun.

David Stevens („Punch-Drunk Love“, „Darkroom“) ist in der verhältnismäßig kleinen Rolle des Jude lustig genug, dass mir sein vorzeitiger Ausstieg aus der Story schon fast leid tat, TV-character-player-Veteran Patrick Gorman ist grummlig und bärbeißig genug für seinen kurzen Part. Scott Subiono, Chef der Deutschen (und standesgemäß auch als „Kaleun“ betitelt; „Con Express“) kämpft in der O-Ton-Spur ein wenig mit dem Umstand, besser englisch zu radebrechen als deutsch (was man natürlich verstehen kann), ist aber ganz sympathisch. Stephen Blackehart („100 Million BC“, „Death Race 3000“) unterstreicht mit einer ganz witzigen Performance (an der natürlich auch sein „Deutsch“ „schuld“ ist), dass er als supporting actor, der da und dort mal ’nen kleinen Dialog setzt, besser ist denn als lead.

Bildqualität: Great Movies kriegt’s langsam gebacken, vernünftige DVDs zu mastern. Der 1.78:1-Widescreen-Transfer ist angemessen farbecht-bunt, frei von Blockrauschen, absolut zufriedenstellend scharf, mit solidem Kontrast und unauffälliger Kompression.

Tonqualität: Ich vermeide pauschal bei Filmen dieser Kragenweite deutsche Synchros. Die englische O-Ton-Spur (Dolby Digital 2.0) ist auch völlig genießbar, gut ausgepegelt, sehr gut verständlich (außer, wenn ein paar der Nicht-Muttersprachler sich in ihren deutschen Lines verheddern) und dank der „Zweisprachigkeit“ der Charaktere kommt man auch in der OF in den Genuss teutschen Wortschatzes. Die Synchro liegt übrigens in Dolby Digital 5.1 vor.

Extras: Ein kurzes, wenig informatives, aber zumindest launiges Making-of-Featurettchen, eine nicht sonderlich ergiebige Blooper Reel, eine Bildergalerie und eine recht ausführliche Asylum-Trailershow.

Fazit: Es ist soweit – ich habe ihn gefunden, den Asylum-Film, den ich praktisch ohne weitere Einschränkung, also ohne jeglichen „Trashbonus“, weiterempfehlen kann. „The Land That Time Forgot“ ist mit der – vermeidbaren – Delle der schwachen CG-„Pyros“ ein völlig vertretbarer B-Abenteuerfilm, der unabhängig von seiner „mockbuster“-Connection funktioniert, einen sympathischen Cast in ein sympathisches, altmodisches Abenteuer verstrickt, dabei keinen größeren Blödsinn veranstaltet als er dem Genre nun mal von Haus aus innewohnt. Das macht Spaß und ist genehmigt, auch wenn vermutlich kein dekadenüberdauernder „Kultfilm“ draus werden wird (aber ich hab mich nicht wesentlich weniger unterhalten als bei Kevin Conners Adaption des gleichen Stoffs aus den 70ern). Fun little movie!

3/5
(c) 2010 Dr. Acula


mm
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