The Killing Box

 
  • Deutscher Titel: The Killing Box
  • Original-Titel: The Killing Box
  • Alternative Titel: Ghost Brigade | The Lost Brigade | Grey Knight (Director's Cut) |
  • Regie: George Hickenlooper
  • Land: USA
  • Jahr: 1993
  • Darsteller:

    Nehemiah Strayn (Corbin Bernsen)
    Captain John Harling (Adrian Pasdar)
    Colonel George Thalman (Ray Wise)
    Rebecca (Cynda Williams)
    General Haworth (Martin Sheen)
    Jesiah Elkins (Robert Wilson)
    Martin Bradley (Jefferson Ways)
    Langston (Billy Bob Thornton)
    Thomas (Allison „A.J.“ Langer)
    Corporal Dawson (Alexis Arquette)
    Murphy (David Arquette)
    Borne (Dean Cameron)
    Terhune (Matt LeBlanc)
    Maler (George Hickenlooper)


Vorwort

Ich glaube, ich sagte (bzw. schrieb, für die Nitpicker unter meiner Gefolgschaft :-)) wohl schon öfter, dass es Filme gibt, die kein Schwein kennt. Meistens straft die breite Öffentlichkeit diese vollkommen zurecht mit ihrer Nichtachtung, bei anderen verwundert es schon eher. The Killing Box ist so einer. Abgesehen von einem etwas indifferenten Eintrag in Hölle auf Erden lief mir der Titel eigentlich noch nie prominent über den Weg und auch in meiner damaligen Videothek war der Streifen, trotz FSK-16-Freigabe und Release von VCL, bekanntlich nicht gerade einer der kleinsten Videoanbieter, nie zu finden. Und dabei gibt es durchaus einige bemerkenswerte Fakten zu diesem Werk. George Hickenlooper, der Regisseur, ist unter Cineastenkreisen aufgrund seiner Dokumentation Heart of Darkness, einer filmischen Chronik der Dreharbeiten zu Apocalypse Now eine kleine Legende, und die Besetzung mit Corbin Bernsen, Ray Wise und Martin Sheen war auch anno 1993 für einen B-Film nicht total von Pappe – allerdings sollte ein cleverer Anbieter wie VCL auf die Idee kommen, diesen Film neu zu releasen und gross die Namen Billy Bob Thornton, David Arquette und Matt LeBlanc aufs Cover dreschen (übrigens befleissigt sich The Killing Box in seiner ursprünglichen deutschen Inkarnation einer recht hübschen Box mit dem bei VCL damals angesagten Reliefcover). Nun, die Independent-Klitsche mit dem grossspurigen Namen „Motion Picture Corporation of Americä könnte sich mit Sicherheit einige seiner Darsteller einer Dekade später nicht mehr leisten und, naja, vielleicht mit einer Ausnahme, würden die sich auch nicht mehr für eine Produktion dieser Art hernehmen, aber es dürfte kaum einen Horrorfilmfan geben, der die Prämisse einer Kompanie Untoter, die den amerikanischen Bürgerkrieg aufmischt, nicht in Form von wenigstens einem dahingenuschelten „könnt´ was werden“ würdigen würde. Dito Euer guter alter Doc der sich zwar darüber im klaren war, dass er angesichts eines FSK-16-Ratings mit Sicherheit kein Splatterfest erwarten könnte, aber einen stimmungsvollen Horrorthriller kann man ja zur Not auch jugendfrei hindrechseln, wenn man clever ist. Mal sehen…


Inhalt

Für die Nichtmilitaristen unter dem Publikum (sprich z.B. moi) klärt uns ein kurzer Opening Crawl noch darüber auf, was es eigentlich mit dem Begriff „Killing Box“ zu tun hat – das ist mitnichten eine Schachtel mit irgendeinem unerfreulichen Inhalt, sondern die militärische Bezeichnung für die hübsche kriegerische Spielerei, einen Feind von vier Seiten zu umzingeln und dann genüsslich niederzumachen. Und ein ganz wunderbares Beispiel dafür habe sich aa 28.12.1862 zu Catums Creek, Tennessee, zugetragen, wo das 51.Alabama-Regiment der Südstaaten von den Yankees hingemetzelt wurde, mit der Ausnahme von der Regel, dass es Überlebende gegeben habe… Zu halbwegs stimmungsvollen Schlachtenszenen in schwarz-(eher braun-)weiss spielt sich der restliche Vorspann mit seiner impressiven Cast List ab, ehe wir mit einem „one year later“-Insert uns am Orte des Geschehens, sprich Catums Creek, wiederfinden, wo der etwas mürrische Nordstaaten-Colonel Thalman reichlich unleidlich eine grauenvolle Szene begutachtet – ein Trupp seiner Unionssoldaten hat nämlich ein schlechtes Los erwischt und findet sich reichlich tot, dafür aber malerisch kopf-nach-unten gekreuzigt, wieder. Während sich Kriegsfotograf Bradley ob des Anblicks seines gekreuzigten Bruders sein Frühstück noch mal durch den Kopf gehen lässt, sieht Thalman angesichts der eindeutigen Beweislage sofort klar… schliesslich liegt vermutlich nicht von ungefähr ein Abzeichen des 51. Alabama-Regiments und eine Südstaaten-Flagge am Orte des Massakers herum.

Dies schaltet unseren Erzähler und nominellen Helden ein, der hört auf den Namen John Harling, wäre eigentlich erheblich lieber Seelenhirte, also Prediger, als Captain auf Seiten der Nordstaaten-Union, kann er doch den Schrecken des Krieges nicht viel abgewinnen (und da im Unions-Camp munter amputiert und operiert wird, ist man geneigt, Meister Harling zuzustimmen). Tja, und deswegen hat er auch schon seinen Abschied eingereicht, aber vor den fröhlichen Ritt nach Hause hat der liebe Gott, und in jeder Armee, die was auf sich hält, ist das nun mal der diensthabende General, der hier ein gewisser Haworth ist, von Martin Sheen gespielt wird und sich gerade vom Regisseur selbst portraitieren lässt, die Schweissfüsse gesetzt. Haworth stellt Harling den guten Thalman vor und brieft ihn über die Sachlage. Als „bester Fährtenleser“ der Nordstaaten ist Harling nämlich genau der Mann, den Thalman braucht, um seine Ermittlungen über das Massaker voranzutreiben, dem nicht weniger als 31 Mann zum Opfer gefallen seien. Die allgemeine Ansicht seiner Generalität und Thalmans ist, dass Überlebende des bewussten Regiments sich unter der Führung ihres stellvertretenden Kommandanten Jesiah Elkins – man höre, staune und erschrecke angemessen – sogar mit Unionssoldaten zu einer Renegaten-Bande zusammengeschlossen haben, mit der schlichten Motivation, dass die Betreffenden angesichts der Greuel des Krieges nunmehr Bewohner des La-La-Landes wären und in ihrer Geistesverwirrung alles hinmetzeln, was sich hinmetzeln lässt. Harling ist nicht wirklich enthusiastisch, dass seine ehrenhafte Entlassung auf den Zeitpunkt nach Lösung des Kreuziger-Problems verschoben wird, und es stimmt ihn nicht wesentlich fröhlicher, dass er zu Ermittlungszwecken einen weiteren Überlebenden der Killing Box interviewen darf, den im Nordstaaten-Gewahrsam befindlichen Ex-Chef des Regiments, Nehemiah Strayn, der, das Schicksal will es so, ehedem des kampfesmüden Captains Ausbilder in Westpoint, damals wie heute die sprichwörtlich hohe Schule und Kaderschmiede der US-Armee, war.

Strayn ist zwar nicht unbedingt in Topform, aber ungebrochen, was sich darin äussert, dass er seine Wärter damit nervt, während des Pinkelns den Yankee Doodle vor sich hin zu pfeifen. Der Konföderierten-Kommandant ist überrascht, seinen Ex-Schüler unter solchen Umständen wiederzusehen, hält entsprechende Freude aber im Zaum, sondern kickt dem verdutzten Harling erst mal seinen Pisspott gegen die Rübe, um einen Fluchtversuch zu unternehmen. Harling ist zwar im Wortsinne angepisst, aber auf der Hut und verhindert den Ausbruch, konfrontiert Strayn dann mit dem vorliegenden Bildmaterial (gut, ich glaube gern, dass es anno 1862 schon einigermassen praktikable Fotos gegeben hat, aber die Teile sind so verdammt scharf, wie ich es hundertzwanzig Jahre später mit meiner Pocketkamera nicht hingekriegt habe, naja, wenigstens sind sie nicht in Farbe). Strayn reimt sich zusammen, dass die Yankees vermuten, sein Ex-Regiment sei für die Wahnsinnstat verantwortlich und quittiert dies mit einem freundlichen „Fahr zur Hölle“. Wir dürfen dies als Zurückweisung dieser Theorie interpretieren.

Anderswo passiert für den Fortgang unserer kleinen Schauergeschichte Dringlicheres. Eine waffen- und zahlenmässig überlegene Kompanie Blauröcke, ergo Unionisten, ergo Nordstaatler, für diejenigen, die in amerikanischer Geschichte nie so richtig aufgepasst haben, belagern eine Scheune, in der sich ein Rudel Grauröcke, sprich Konföderierte, sprich Südstaatler (womit das ein für allemal geklärt wäre, in Zukunft müsst Ihr Euch das selber zusammenreimen) mit einer Handvoll Gefangener verschanzt hat. Nachdem die Südstaatler sich standhaft weigern, aufzugeben, blasen die Unionisten zum Deguello und sind auf dem besten Wege, Scheune samt Insassen (auf die wenig bis keine Rücksicht genommen wird) ins Nirvana zu pusten, als am Horizont und aus dem Nebel Kerle in Südstaatenuniformen taumeln. Verstärkung, freuen sich die Südstaatler Löcher in den Bauch, aber daran ist rasch zu zweifeln, denn selbst dem borniertesten Sklaventreibergeneral ist relativ klar, dass in der eigenen Armee keine kugelfesten Kämpen produziert werden und als solche erweisen sich nämlich die Neuankömmlinge. Die Yankees versuchen sich im Sturmangriff auf die renitenten (und für uns genreerfahrenen Vielseher mühelos als Zombies zu identifizierenden, auch wenn sie sich anstatt einer ungesunden Gesichtsfarbe nur mit weisser Kriegsbemalung verziert haben) Grauröcke und stürmen in den Nebel. Auftauchen tun allerdings, zum mittelschweren Entsetzen der Belagerten, die Untotenarmee. Deren Chef fordert den Kommandeur der Konföderierten zwar freundlich zum Heraustreten auf, aber der ist recht skeptisch. Zurecht, denn obwohl der Oberuntote den barmherzigen Samariter spielt („wir hörten Kampflärm und dachten, ihr braucht vielleicht Hilfe“), ist all dies nur Fassade – ehe er noch grossartige Diskussionen starten kann, wird dem Südstaaten-Cheffe schon die Kehle aufgeschlitzt und dem Rest der Brigade geht´s nicht viel besser, ausser dem stotternden Feigling Murphy, der schon von den mittlerweile zur Selbsthilfe greifenden Gefangenen (einem Yankee-Soldaten und einer Farmersfamilie) in den Hintern getreten wird. Einzig ein junges hübsches Sklavenmädchen beteiligt sich zum Ärger der Restgefangenen nicht an der Befreiung, aber dem Mädel scheint klar zu sein, was hier abgeht. Und tatsächlich, schon steigt der Oberzombie, nach offensichtlich nicht filmreifer Entsorgung der Gefangenen, Vergewaltigung im Sinn zu ihr auf den Speicher. Das Girl behilft sich damit, die Bude in Brand zu stecken und in die Wälder zu flüchten. Herr Zombie verfolgt ein wenig halbherzig und zieht sich dann mit einem überlegenen Grinsen wieder zurück, denn es gibt noch was zu erledigen… den armen Murphy nämlich, der entsetzt erkennen muss, dass sein Kommandeur und seine Kameraden sich mittlerweile dem Heer der Untoten angeschlossen haben und es eigentlich ganz gerne sehen würden, wenn er sich jetzt auch unbürokratisch den Hals durchschneiden lassen und damit zu „einem komplett anderen Wesen“ würde. Murphy entzieht sich diesem Ansinnen durch sofortig durchgeführten Selbstmord.

Und die schöne Bescherung spricht sich, inklusive Bildmaterial, auch zum Krisenstab um Thalman und Harling durch und der berichtet auch gleich an den immer noch unkooperativen Strayn weiter. Und ein Angebot hat Harling auch dabei – begleitet Strayn den Erkundungstrupp der Yankees als Berater, steht eine Begnadigung in Aussicht, selbstredend erst nach dem Treueeid auf die Union. Strayn spielt zunächst den aufrechten Konföderierten, für den das ungefähr so wäre, als ob man den Papst zu einer Mekka-Wallfahrt nötigen wolle, aber die Aussicht auf ein (dringend notwendiges, wenn ich mal so sagen darf) heisses Bad ist dem Herren dann doch näher als ein Fahnenmeineid.

Und so kann sich der Trupp schon bald in Aufbruchsvorbereitungen ergehen. Fotograf Bradley will auch mit von der Partie sein (hm, wenn jemand in den Verdacht geraten könnte, comic relief character zu werden, dann der Bursche), der unbekehrte Südstaatler Strayn provoziert hämisch die „Nigger“, die für seinen Haarschnitt und Rasur zuständig sind, und Colonel Thalman ist absolut unbegeistert, seinen Intimfeind Strayn als Teil der Party vorzufinden und stellt sogar die diesbezügliche Order des Generals offen in Frage, was ihm einen disziplinarischen Rüffel des Südstaatlers einbringt: „Bei uns steht ein General noch über einem Colonel, aber vielleicht ist das bei euch Yankees anders.“ Die Yankees revanchieren sich, indem sie Strayn zu dessen bitter disgust an das mittlerweile aufgebrachte und als wertvolle Zeugin (obwohl sie, wie man uns später noch beibringen wird, stumm ist) betrachtete Sklavenmädchen fesseln. Strayn fühlt sich zutiefst gedemütigt und verlangt eine sofortige Revision dieser Entscheidung, aber Harling grinst überlegen: „Bei uns steht ein Captain noch über einem Kriegsgefangenen, aber vielleicht ist das bei euch anders…“ Zwingende Logik, und als zusätzliche Gemeinheit bekommen Gefangener und Zeugin (für ´ne Zeugin wird die nicht wirklich gut behandelt, muss ich mal sagen, auch wenn Harling die Methode damit verteidigt, dass nicht das Sklavenmädel an der Flucht gehindert werden soll, sondern Strayn – schliesslich hat Thalman ihm verklickert, dass es mit seiner Entlassung nix wird, sollte Strayn ausbüxen) nicht mal ´nen Gaul zugeteilt, sondern müssen auf Schusters Rappen reisen. Da geht´s ihnen aber auch nicht schlechter als der Handvoll begleitender Fusssoldaten, die ein fröhlich´ Lied auf den Lippen losmarschieren. Harlings Erzählerstimme pondert derweil die Unwägbarkeiten der Mission und die Grausamkeiten, denen er auf die Schliche kommen soll: „Vielleicht hatte Gott sein Gesicht abgewandt.“ Pfaffe, elender.

Das erste Nachtlager gibt uns Gelegenheit, ein wenig Character Background-Pflege zu betreiben und wir erfahren insofern ein wenig mehr über die Beziehung von Harling und Strayn – ya see, erst mal verklickert Strayn jedem, der es nicht hören will, dass Harling von seinem Offiziers-Daddy nach Westpoint geschickt wurde, obwohl der Junior eigentlich lieber Theologie hätte studieren wollen. Zwar seien Strayn und Harling dort gut ausgekommen, aber schlussendlich hätten sie sich wegen eines Mädels (weswegen auch sonst) sogar duelliert, auch wenn sich keiner von beiden mehr an den Namen des Girls erinnern kann (Prima-Theologe, sach ich ma…). Allerdings habe Harling als Duellsieger es nicht übers Herz gebracht, seinen Kontrahenten zu entleiben, weswegen der ihm jetzt einen Gefallen, und dies sei die Begleitung bei dieser Mission, schulde. Harling seinerseits versucht Strayn die Vorzüge der Union und der Besserbehandlung von Schwarzen näherzubringen, was Strayn mit einer Impromptu-Umfrage im Camp kontert. Zwar ist die überwiegende Mehrheit der Yankees zwar der Ansicht, dass die Konföderierten sich schleunigst dem Lincoln-Lager anschliessen sollte, aber Wahlrecht für „Nigger“? Gott bewahre, nein!!! (Politischer Ausflug: Dieser ist ein ganz richtig erkannter Punkt – womit ich nicht meine „kein Wahlrecht für Schwarze“, sondern dass man manche politische Entscheidungen doch nicht dem gemeinen Pöbel, speak you and me, überlassen sollte. Meine Güte, was da rauskommen könnte, sieht man z.B. an dem Käse, den die Schweizer verzapfen, und damit meine ich nicht ihren Emmentaler, der ist nämlich lecker, sondern ihre Volksabstimmungen, wie die jüngst abgeschmetterte Vorlage, Behinderten mehr Rechte zuzugestehen. Es gibt Dinge, die die breite Masse, und die ist im Zweifel halt die Mehrheit, schlicht nicht durchblickt, weil sie nicht selbst betroffen ist oder einfach keinen shit darauf gibt, und die besser von fähigeren Köppen getroffen werden sollte. Leider haben zumindest wir derzeit keine fähigen Köppe, die vernünftige Entscheidungen fällen könnten – Beweis: unsere Regierung und unsere Opposition, die nehmen sich nämlich in der Hinsicht momentan keinen Stich… womit wir unseren politschen Exkurs leicht resignativ beenden).

Der Trupp erreicht indes, bzw. wenig später, Catums Creek und den dort errichteten Friedhof. Während das Sklavengirl unauffällig ein umgefallenes Holzkreuz wieder aufrichtet, und das erstaunlicherweise in X-Form, genau wie die Kreuze, an denen die grausam zugerichteten Leichen gefunden wurden, bekommt Strayn am Ort seiner militärischen Niederlage erstens einen schwer melancholischen („ich habe hier 200 Mann verloren!“) und zweitens einen Flashback. „Schon mal von einer Killing Box gehört?“ fragt er Thalman, „das ist hier geschehen!“ Und wir dürfen uns das auch ansehen. Strayns Regiment wurde befohlen, sich hinter die feindlichen Linien zu schleichen und dort Nachschublinien der Yankees zu unterbrechen. Dummerweise erlebten die Südstaatler im wahrsten Sinne des Wortes ihr blaues Wundern, denn sie liefen geradewegs in die anrückenden Unionisten. Und die rieben das Regiment nach allen Regeln der militärischen Kunst auf. Noch schlimmer, als Strayn sich mit seinem Dutzend verbliebener Getreuen ergibt und die Waffen niederlegt, wird dies von den Yankees glatt ignoriert. Als erster wird Strayn über den Haufen geballert und von seinen Kameraden für tot gehalten. Stellvertreter Elkins versuchte den Ausbruch aus der Umzingelung, aber wurde mit allen seinen Leuten, inklusive des zwölfjährigen Trommelknaben Thomas, noch dazu Strayns Neffe, kaltlächelnd massakriert.

Eine sehr bewegende Story, findet Thalman unbeeindruckt und auch Harling zieht sich lieber diskret zurück. Einzig das schwarze Sklavenmädchen scheint emotional überwältigt zu sein und wir ahnen, dass das nicht unbedingt das Publikum ist, für die Strayn die Story zum besten gegeben hat.

Im Camp pennt Strayn den Schlaf der Ungerechten, Harling deckt in einer wahren Geste der Rührung seinen alten Buddy zu und das Sklavengirl bearbeitet den Schlafenden mit einem Talisman – der schickt Strayn in eine Traumvision, eine (reichlich blaue) wüste Ebene, ein X-Kreuz mit einer afrikanisch wirkenden Maske, Südstaatensoldaten und afrikanische Stammeskrieger, Leichen und die Stimme seines Neffen Thomas… schweissgebadet wacht Strayn auf und weiss plötzlich: „Der Fluss!“

Am nächsten Morgen stellt Harling entsetzt fest, dass sein persönlicher Privatgefangener, an dem mehr oder minder das Glück seines Lebens hängt, stiften gegangen ist. Doch der Abgängige hockt nur nackt im Fluss und taucht ab… und findet sich in einer Grotte wieder, die mit dämonischen Fresken ausgestaltet ist und wo inmitten eines Kerzenkreises der kleine Trommelknabe Thomas hockt! Und das bedeutet für uns heftigste Schübe von Exposition, ergo, wer während des Films mal kurz austreten oder Bier holen will, sollte das tunlichst nicht an dieser Stelle tun, sonst kapiert er nämlch vom Rest der Geschichte Rhabarberkuchen. Denn Thomas berichtet seinem Onkel, was geschehen ist. Nahe des Flusses gibt es ein Loch in der Erde, das von einer Unionskanonenkugel gerissen wurde und das unbedingt verschlossen werden muss. Seinerzeit seien die Leichen der Südstaatler (einschliesslich Thomas´ eigener) von der Flussströmung durch dieses Loch in die Grotte getrieben worden und dort seien sie verwandelt worden – in etwas, bibber, unmenschliches! Die „Meker“ haben sich ihrer Seelen bemächtigt und die Meker seinen nun wiederum das Böse in Person, vor zweihundert Jahren aus Afrika importiert. Diese dämonischen Entitäten hätten die Südstaatler verwandelt – die „Schwachen“ mehr oder weniger in Happa-Happa, die „Starken“ dagegen in die unbesiegbaren Untotenarmee, die nun danach strebe, sich zu vermehren und die Herrschaft anzutreten – womit auch geklärt wäre, dass der Chefzombie in der Tat Strayns einstiger Vize Elkins ist. Obwohl Thomas auch zu den „Starken“ gehört, verrät er dem lieben Onkel netterweise, dass diese Armee unbedingt aufgehalten werden muss und auch aufgehalten werden kann – Silber und Feuer vernichten die Zombies, fliessendes Wasser können sie nicht überqueren (schätze, das dürfte ihren Vormarsch sowieso ein wenig aufhalten). Strayn staunt Bauklötze und möchte seinen Neffen am liebsten mitnehmen, aber dat geht latürnich nicht, und als Strayn zudringlich wird, beisst der kleine Rotzlöffel… Strayn taucht auf und bricht vor Harlings (und Thalmans reichlich angefressenen) Augen zusammen.

Thalman drängt zur Weiterreise, denn er hat von einem weiteren Vorfall gehört, doch Strayn geht´s dreckig. Zwar führt man seine seltsamen Aussagen über dringend zuzuschüttende Löcher auf ein Delirium aufgrund Schlangenbisses zurück (nichtsdestotrotz wird das erledigt), aber Strayn versichert, in einfachen Worten, dass er ein Opfer des Zombie-Virus sei und das allen passieren werde, die in die Fänge der Zombiebrigade geraten würden. Harling hält seinen alten Mentor für wagga-wagga. Nicht so das Sklavenmädel, das sich mit einem Messer zu dem Erkrankten schleicht. Der hält sie für seine Erlöserin: „Benutze es, bitte!“ Tut das Girl auch, aber anders, als man denkt, denn sie schlitzt sich die Hand auf und hält sie Strayn vor die Visage. Und da die Meker-Zombies offensichtlich auch der Vampirzunft angehören, tut sich Strayn keinen Zwang an und daran gütlich, schlabber.

Die Fremdblut-Therapie schlägt an und schon bald fühlt sich Strayn wieder pudelwohl und abmarschbereit. Harling kommt es zwar reichlich spanisch vor, bzw. unsüdstaatenmässig, dass Strayn sich nun förmlich an das „Niggermädchen“ ranschmeisst, aber er kombiniert zumindest richtig, dass das Mädel ursächlich mit Strayns Wunderheilung zu tun hat. Obgleich die plötzliche Anbiederung den nicht minder rassistischen Yankees nicht schmeckt und Strayn überdies angeregte Gespräche mit dem stummen Mädchen führt. Harling stellt Strayn deswegen zur Rede: „Sie ist stumm!“ „Sie hat einen Namen,“ entgegnet Strayn. „Ja, wie alle im Süden: Nigger!“ knurrt Gutmensch Harling verächtlich, worauf Strayn eine sofortige Entschuldigung bei dem Mädchen einfordert. Strange behaviour for a redneck. Bevor die Sache ausdiskutiert werden kann, gerät der Trupp unter Beschuss. Thalman wittert den gesuchten Feind, aber was sich da hinter einem Karren verschanzt hat, ist nur ein kleines Häuflein reichlich sterblicher Grauröcke, das sich auch nur zu gern und mit Freuden den Unionisten ergibt und zu Protokoll gibt, von dem Untotenkorps attackiert worden zu sein. „Es waren unsere Leute,“ stellt der Südstaaten-Corporal Dawson fest. „Nein,“ brummt Strayn düster, „das waren nicht unsere.“ Thalman hat genug gehört, er beschliesst, zwei bereitstehende Yankee-Regimenter im Alleingang zu alarmieren (Held, verfluchter) und gibt Harling die strikte Order, am Leben zu bleiben und sich ansonsten aus allem rauszuhalten. Strayn nimmt Harling beiseite: „Ich kann dir helfen, aber du musst mir vertrauen!“ Harling glaubt allerdings, dass Rebecca Strayn ein wenig verhext habe. „Woher kennst du ihren Namen?“ fragt Strayn überlegen, „sie kann nicht reden und nicht schreiben! Sie hat es dir auf andere Weise gesagt!“ Harling fällt zunächst keine plausible Ausrede ein, deswegen hört er sich Strayns neueste Geschichte an, die Rebecca ihm telepathisch oder sonstwie übersinnlich vermittelt hat. Einst gab es in Afrika einen Stamm, der von anderen Stämmen nie angegriffen wurde, und zwar deswegen, weil dieser Stamm ein Loch im Boden, aus dem die Meker-Dämonenbrut an die Oberfläche drängte, verschlossen hatte und bewachte. Erst als weisse Sklavenhändler vor 200 Jahren den Stamm überfielen, die Männer töteten und die Frauen verschleppten, kam das Böse frei, als einer der dummen Weissen blöde genug war, das Loch zu öffnen und runterzuklettern, und im Gepäck der Sklavenschiffe direktemang gen land-of-the-damals-noch-nicht-free. Und wie´s der Deibel so will, ist Rebecca eine Nachfahrin dieses Stammes und demzufolge in der Lage bzw. zumindest mit dem Wissen gesegnet, die Meker und ihre Zombies zu besiegen.

Hübsche Story, befindet Harling, aber er habe jetzt wichtigeres zu tun. Gefrustet zieht sich Strayn zu Rebecca zurück und schenkt ihr seine Taschenuhr, die seinem Grossvater einst gehörte… zwar tritt der Südstaatler noch in ein Nigger-Fettnäpfchen, aber noch bevor er seine Entschuldigungskur voll abspielen kann, steht da plötzlich Elkins an der Spitze der Zombie-Brigade vor ihm und möchte nichts sehnlicher, als wenn sein Ex-Chef sich ihm und seinen Jungs anschliessen würde. Schliesslich wollten sie nichts anderes, als das Land wieder so herzustellen, wie es sich gehört (und wir können uns ja denken, wie das nach Meinung eines mightily evil Südstaaten-Rassisten aussehen sollte… man könnte meinen, die hätten sich schlussendlich doch noch durchgesetzt – oder wären zumindest nach Südafrika ausgewandert). Strayn verweigert den freiwilligen Anschluss, indem er Elkins ins Gesicht spuckt, wofür er tätlich angegriffen wird. Rebecca versucht sich einzumischen, wird aber von Elkins überwältigt: „Du bist stark, aber wir nehmen keine Nigger,“ stellt der Zombie die Aufnahmebedingungen für die Untotenabteilung des KKK klar. Nichtsdestoweniger will er ihr die Kehle aufschlitzen, aber es gelingt Rebecca, den Zombie mit der gerade erhaltenen Silbertaschenuhr zu bannen. Im Camp bricht leichte Panik auf, auch wenn allgemein Strayns hysterische Warnung, Elkins und die Untoten seien im Anmarsch, für Gülle gehalten wird, dennoch ist man hochgradig nervös und so beballert Harling die einen Hügel herunterstolpernde einsame Gestalt prophylaktisch. Das wütende Gegrummele, dass es immer noch gegen die Dienstvorschriften sein, einen vorgesetzten Offizier zu beschiessen, verrät allerdings, dass es sich um Thalman handelt, der ausführt, auf die Zombie-Brigade gestossen und verwundet worden zu sein. Wir Genrefüxe ahnen natürlich, dass Thalman sich längst dem Gästeteam angeschlossen hat, worauf nicht nur seine Kriegsbemalung schliessen lässt. Dennoch lässt sich Harling natürlich dumpfbackigerweise zu einer persönlichen Inspektion der Sach- und Rechtslage herab und findet sich prompt am falschen Ende eines Messers wieder, bzw. seine Kehle tut dies. „Wir wollen nur dich, Strayn,“ gurgelt Thalman und Strayn willigt in den Austausch ein. Prompt beabsichtigt Thalman nun, Strayn zu meucheln, da wird er von Rebecca mit einer Fackel gebannt. Auf Anforderung setzt sie den Zombie-Colonel auch in Brand, was einerseits zwar den Dämon aus seinem Körper vertreibt, andererseits dem armen Kerl auch tödliche Brandverletzungen zufügt. Bevor er verröchelt, kann er Harling allerdings noch ein paar sachdienliche Hinweise geben – und den seltsamen Wunsch, überirdisch „beigesetzt“ zu werden, denn ansonsten würde die Erde ihn wieder mit Energie versorgen und in den Zombie-Status zurückbringen. Die dokumentierten Kreuzigungen seien daher mitnichten Abschreckung gewesen, sondern sollten schlicht verhindern, dass die gemeuchelten „Schwächlinge“ wieder ins Leben zurückkehren. Harling verspricht entsprechendes, mit seinen letzten Worten wendet sich der Todgeweihte an Strayn: „Seien sie nicht böse auf ihre Männer, aber zeigen sie auch kein Erbarmen!“ Dann verscheidet Thalman, nicht ohne noch verraten zu haben, dass die Zombies am nächsten Abend angreifen wollen. Er wird gekreuzigt, dann ist guter Rat teuer, ehe Harling einfällt, dass die vor kurzem aufgebrachten Südstaatler nicht bis auf den letzten Mann niedergemacht wurden und vermutet den Grund in dem von denen mitgeführten Karren. Und richtig, die Konföderierten hatten bei der Evakuierung einer Stadt sicherheitshalber den Silbervorrat der örtlichen Bank mitgehen lassen. Von dieser Erkenntnis bis zur Idee, die Bajonette zu versilbern und Silberkugeln zu formen, ist es nicht mehr weit (und die mobile Schmelzvorrichtung erstaunlich schnell errichtet). Überdies lässt Harling seine Männer noch einen Graben ausheben und von einem nahen Brunnen bewässern – fliessendes Wasser, you know…

„Das wird die teuerste Schlacht der Geschichte,“ scherzt Harling angesichts der veredelten Ausrüstung und Strayn freut sich, zur Abwechslung mal nicht auf seinen alten Schüler schiessen zu müssen. Dann reicht Strayn Rebecca einen Revolver und bekommt dafür eine hübsche kleine Puppe, bevor er sich als Köder für die Untoten in die Wälder verdrückt. Während der Mond aufgeht, pfeift Strayn Südstaatler-Weisen und bald schon setzt Elkins mit seiner Mundharmonika ein. Strayn tut so, als hätte er es sich anders überlegt und lässt sich von Elkins belabern: „Der Krieg ist aus, komm nach Hause. Du brauchst keine Löcher im Boden, keine Meker, als Ausrede…“ Jetzt hat Strayn genug und schiesst den Untoten nieder, was den zwar nicht wesentlich aufhält, aber ansäuert. Und nun schnappt die Falle zu, die Yankees ballern aus allen Rohren und machen mit ihren Silberwaffen die Zombies nieder. Elkins ist schockiert: „Wir sind Brüder!“, bläst aber dennoch zur Attacke. Rebecca ballert fleissig mit, wird von Elkins angegriffen, doch Strayn fordert ihn zum Duell mano-a-mano. Elkins grinst: „Silber, Feuer, Wasser – sind wir so leicht zu besiegen?“ Schätze ja, Meister, denn er muss überraschend zur Kenntnis nehmen, nach einem Säbelstreich Strayns zu bluten. Er revanchiert sich mit einem seinerseitigen Säbelstich, da hopst ihm Rebecca auf den Rücken. Jetzt kennt Elkins auch keine rassistischen Hinderungsgründe mehr, packt die Maid und schlitzt ihr die Gurgel auf. Geistesgegenwärtig schiesst Rebecca sich in den Bauch und die Silberkugel schlägt auch durch den Wanst des Zombies… Mit dem Abgang ihres Führers ist der Rest der Zombiestreitmacht nicht mehr der filmischen Rede wert und am nächsten Morgen kann Strayn daher seine tiefe Trauer über das Ableben seiner schwarzen übersinnlichen Flamme Ausdruck verleihen…

An Harlings Erzählerstimme ist es, den Wrap-up zu vollziehen. Auf eigene Verantwortung liess er Strayn frei und bezahlte dafür mit Dienstverpflichtung bis zum Ende des Bürgerkriegs. Strayn schloss sich wieder den Konföderierten an und kämpfte tapfer, auch wenn er sich wegen plötzlich verkündeter Anti-Sklaverei-Einstellung zahlreiche Feinde machte. Nach Kriegsende reiste er zum Catums Creek, um seinen Neffen aus der Grotte zu holen. Seither habe nie mehr jemand etwas von ihm gehört…

The Killing Box ist ein Film der verschenkten Möglichkeiten. Zwar ist dieser Bürgerkriegs-Zombie-Film bei weitem nicht so deppert wie das ultrapeinliche Nichelle-Nichols-Filmchen Supernaturals, dennoch fällt es mir nach den zwar nicht wirklich langweiligen, aber selten aufregenden 84 Minuten „Filmgenuss“ schwer, in Begeisterungsstürme auszubrechen. Dabei ist die Story nicht wirklich schlecht – die Idee, untereinander verfeindete Süd- und Nordstaatler, die sich ideologisch näherstehen, als sie selbst vermuten würden, gegen einen gemeinsamen, vermeintlich unbesiegbaren Feind kämpfen zu lassen, ist nicht wirklich übel, und dazu noch ein bisschen leicht verdauliche (will sagen, nicht mit erhobenem Zeigefinger daherkommende) Anti-Rassismus-Propaganda, die immer gutzuheissen ist, zu gesellen, ist ein netter Schachzug, aber trotzdem will irgendwie nichts halbes und nichts ganzes dabei rauskommen. Und das ist angesichts des Renome´es Hickenloopers (ob des von mir leider bislang nicht gesehenen erwähnten Dokufilms) und der talentierten Besetzung doch eine ziemlich herbe Enttäuschung.

Aber der Reihe nach… zwar ist die Geschichte selbst, wie erwähnt, nicht das Hauptproblem des Films, leistet sich aber dennoch einige Schnitzer, so z.B. dass uns ein Insert unterrichtet, dass die Handlung ein Jahr nach der Schlacht an Catums Creek einsetzt, Strayn aber selbst später von „vor einem halben Jahr“ spricht. Kann auch ein Synchrofehler sein (die Dubbing-Arbeit ist wahrhaftig nicht überragend, vor allem Harling hat eine absolut unpassende Synchronstimme, das sage ich, ohne die Original-Voice zu kennen), zugegeben, aber das muss nicht vorkommen und wirft immer ein schlechtes Licht auf die Produktion. Auch ist mir die ganze Backstory um die Meker, obwohl ziemlich ausführlich heruntergebetet, irgendwie zu unschlüssig und zu vage – da ist keine rechte Motivation dahinter… okay, das absolut Böse an sich braucht wohl keine Motivation, aber der Antrieb der Untoten scheint mir irgendwie auch ein politischer zu sein und das passt nun nicht unbedingt zur mythologischen Ursprungsgeschichte der Dämonen. Man könnte nun, als unkritischer Zeitgenosse, die Holprigkeiten der Story wohlwollend vernachlässigen, wenn der Streifen ersatzweise rasant und spannend oder wenigstens ordentlich blutig wäre, aber weit gefehlt… Denn Meister Hickenlooper und seine Spiessgesellen handeln nun mal nicht nach der These „action speaks louder than words“, sondern nach der alten B-Film-Weisheit „words are cheaper to film“, und das hat wiederum zur Folge, dass der Film ausserordentlich geschwätzig wirkt. Wann immer die Wahl zwischen einer aufwendigen Action-Szene oder einer langatmigen Dialogpassage besteht, entscheidet sich The Killing Box mit tödlicher Präzision für das Gelabere. Von den vampiristisch-mörderischen Umtrieben der Zombiebrigade erleben wir bis auf die nicht wirklich aufregende Einverleibung des belagerten Südstaatenkontingents nichts mit (okay, da kann natürlich unter Umständen auch mal wieder die Zensurschere der FSK mit im Spiel gewesen sein), statt dessen gibts gar fröhliches Lagerleben, Ungeniessbarkeiten wie den verzweifelten Versuch Strayns, Bradley einen ordentlichen Südstaatenakzent beizubringen (auch wenn Bradley sonst erfreulicherweise kaum als comic relief genutzt wird, sondern mehr oder weniger als vollkommen überflüssige Nebenfigur) und belanglosen Character Background – es ist zwar ganz nett, dass Strayn und Harling eine gemeinsame konfliktbeladene Vergangenheit aufweisen, aber die Story macht bis auf ein paar kurze Anspielungen wenig aus den Möglichkeiten, die das bietet. Ganz besonders nervig sind die beiden Schlüsselstellen, die Begegnungen mit den zombifizierten Thomas bzw. Thalman – da könnte man glatt auf die Idee kommen, der Plan der Untoten würde darin bestehen, die Lebenden buchstäblich zu Tode zu labern, ganz besonders im Falle von Thomas, der einen nahezu endlosen mehrminütigen Monolog dahersalbadert, der uns mit der Brechstange alles Wissenswerte über die Meker en bloc serviert – hier wäre weniger wirklich mehr gewesen, will sagen, es wäre erheblich effektiver (und auch spannender), würde der Film uns diese Informationen dosiert verraten, in der präsentierten Form klingt das weniger nach aufregender Enthüllung als nach Anruf bei einer ausnahmsweise gut informierten Support-Hotline von Demons-R-Us. Also bleibt für die Seite mit den Positiva eigentlich nur noch die recht nett ausgearbeitete Love/Hate-Relationship zwischen Strayn und Rebecca.

Das Tempo des Streifens ist, wie man sich zusammenreimen kann, eher betulich, vermeidet wie erwähnt potentiell aufwendiges, und geht im selten unspektakulären Showdown vollends flöten. Nachdem Elkins entleibt wurde, dachte ich mir immer, da muss doch noch was kommen, das kann´s nicht gewesen sein, aber denkste. Schwierig scheint der Umgang mit den unstoppbaren Killermaschinen nun doch nicht zu sein, denn mehr als zwei oder drei Minuten recht armselig inszenierter Pseudo-Action (ausser Elkins scheint sowieso keiner der Untoten irgendwas drauf zu haben) gibt das nicht her, da fühlt man sich dann doch leicht beschummelt. Überdies fällt Hickenlooper auch nichts originelles oder kreatives vom inszenatorischen Standpunkt her ein, alles ist reichlich bieder und eher auf TV- denn auf Kinoniveau. Die (zumindest in der DF) nicht wirklich zahlreichen Make-up-Effekte der legendären Trickschmiede KNB EFX passen sich dem nahtlos in ihrer Unspektakulärheit an.

Tja, und auch über die Besetzung gibt es nicht unbedingt nur superpositives zu vermelden. Corbin Bernsen (bekannt aus L.A. Law) ist zwar m.E. dafür geboren, schmierig-unsympatische Südstaaten-Charaktere zu portraitieren (vgl. Tales_from_the_Hood), und gibt sich auch redlich Mühe, jedoch wird auch seine schauspielerische Leistung von der seines Synchronsprechers mühelos k.o. geschlagen – wenn ich mal Preise für die am drögsten übersetzten Filme verleihe, dann hat The Killing Box mit seiner herz-, lieb- und emotionslosen 08/15er-Synchro verdammt gute Chancen.

Adrian Pasdar, der sich schon in Kathryn Bigalows modern classic Near Dark mit untotem Vampirgezücht herumschlagen musste, leidet unter dem Widerspruch, einerseits zwar der nominelle Heldencharakter zu sein, andererseits aber nicht wirklich viel von Bedeutung zu tun und zu sagen zu haben und entscheidet sich angesichts dieses Dilemmas dafür, seine Rolle im Automatik-Modus abzuspielen. Die Synchro tut ihr übriges.

Twin Peaks-Star Ray Wise hat zwar auch eine Rolle zur Verfügung, die ihm auf den Leib geschneidert zu sein scheint, nämlich die des Ekelpacks vom Dienst, aber auch Wise ist sträflich unterbeschäftigt. Was ´ne Krux, da hat man nun wirklich für ´nen B-Film ´ne brauchbare Besetzung, gibt ihr aber nix zu tun. Das gilt sowieso für Martin Sheen (Spawn, Dead Zone), der nicht viel mehr als einen extended cameo absolviert.

Gut dagegen die schauspielerische Leistung von Cynda Williams als stummes Sklavenmädchen, die beweist, das man auch im Rahmen eines B-Films aus einer stummen Rolle nun nicht gerade das Maximum, aber ein gerüttelt Mass an Effektivität herausziehen kann.

In den Nebenrollen verschleisst sich zahlreiche zukünftige Hollywood-Prominenz. Billy Bob Thornton (Sling Blade, A Simple Plan und ehemaliger Angelina-Jolie-Bespringer) fungiert als blosser Stichwortgeber, ebenso wie Alexis Arquette aus dem unerschöpflichen Clan der Arquettes und der spätere Friends-Star Matt LeBlanc, den ich nicht mal geortet, geschweige denn erkannt hätte. A.J. Langer mimt sozusagen in einer transsexuellen Rolle den Trommelknaben Thomas (später gab sie in Carpenters Escape from L.A. die alles auslösende Präsi-Tochter). Charmant der Kurzauftritt von David Arquette (ebenfalls aus dem Clan, bekannt und mehr oder weniger beliebt aus Scream oder Eight Legged Freaks), dessen Turn als leicht unterbelichteter stotternder Südstaatensoldat (und vor allem sein zeitiges Ableben) auch seinen Feinden gefallen dürfte.

Was gibt´s sonst noch zu sagen? Die Musik ist wieder mal grösstenteils selten unpassend und nur im absoluten Notfall bemüht atmosphärisch, und zwei-dreimal bemüht sich Regisseur Hickenlooper tatsächlich um so etwas wie Style (zwei eingebläute Visionssequenzen und eine schwarz-weiss-Sequenz). Sonst fällt mir ehrlich gesagt nicht mehr allzuviel zum Thema ein.

The Killing Box, und damit komme ich auf mein Eingangsstatement zurück, ist in der Tat ein Film der verschenkten Möglichkeiten – da hat man ein ziemlich interessantes Thema und einen talentierten Cast, aber was dabei herauskommt, ist ein ziemlich belangloses Zombie-Filmchen mit nur wenig Unterhaltungswert. Der Streifen ist nicht sonderlich spannend, nicht besonders blutig (also auch für die Splatterheadz untauglich) und betrügt den Zuschauer noch dazu um ein angemessen spektakuläres Ende. Scheint so, als sollte George Hickenlooper (der sich übrigens auch ein Cameo als Portraitmaler des Generals Sheen gönnt) doch eher bei seinen Leisten als Dokumentarfilmer bleiben, denn für´s Erzählkino scheinen mir seine Fähigkeiten nicht zu reichen. Sollte man wirklich absolut nichts besseres zu tun haben, kann man sich den Film einmal der Vollständigkeit halber ansehen, aber das reicht dann auch – und verpassen tut man sowieso nix wesentliches, wenn man es denn lieber bleiben lässt. Gute Horrorfilme mit Westernmotiven bleiben also weiter rar gesät.

(c) 2001 Dr. Acula


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BIER-Skala: 3


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