The Immortal

 
  • Deutscher Titel: The Immortal
  • Original-Titel: The Immortal
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  • Regie: David Straiton
  • Land: Kanada/Großbritannien
  • Jahr: 2000
  • Darsteller:

    Raphael „Rafe“ Cain (Lorenzo Lamas)
    Dr. Sara Beckman (April Telek)
    Goodwin (Steve Braun)
    Mallos (Dominic Keating)
    Yashiro (Robert Ito)
    Vashista (Kira Clavell)


Vorwort

Wieder mal zu was ganz anderem. Wie Lorenzo Lamas zu so etwas ähnlichem wie einem „Star“ (I use this term ever so loosely) werden konnte, ist eine Frage, über die sich zukünftige Generationen von Filmhistorikern die Köpfe zerbrechen können und werden. Der gute Lorenzo (von weniger diskriminierenden Kreisen auch respektlos „Lorenzo das Lama“ genannt) war einst, in den guten alten Tagen (vor Privatfernsehen und stuff) in vielen deutschen Haushalten gern gesehener Gast in der beliebten Wein-Soap (und nicht nur, weil sie zum weinen war) Falcon Crest (ob ich wollte oder nicht, ich mußte mir das damals ansehen… ich war damals nicht in der Position, die alleinige Kontrolle über den Fernseher an mich zu reißen), was ihm offensichtlich zu langweilig wurde und ihn geradewegs in eine Karriere als Held zahlloser schundiger Actionklopper a la Snake Eater oder Gladiator Cop trieb. In dem Sektor würde er sich vermutlich noch heute mit den Dudikoffs und Lundgrens dieser Welt Videothekenregale teilen (obwohl man davon ausgehen kann, daß das, worin Dudikoff und Lundgren normalerweise starren, high-quality-stuff ist im Vergleich zum durchschnittlichen Lamas-Heuler), und es wäre gut so, aber der Dämon Fernsehen sprang unvermittelt aus seiner Kiste und verschaffte ihm die Hauptrolle in der dezent unterhaltsamen (d.h. ab und war ´ne Episode nicht gänzlich unlustig) Action/Abenteuer-Serie Renegade (läuft ja auch oft und gern bei Kabel 1).

Weil auch das schönste wie eine halbwegs erfolgreiche TV-Show einmal zu Ende geht und Mr. Lamas offensichtlich tödlich beleidigt war, daß er beim Casting für die beliebte Highlander-Fernsehserie sträflich übergangen wurde, griff er als nächstes TV-Projekt The Immortal an, eine kanadisch-britische Co-Produktion, die sich mühselig über eine Season und 22 Folgen schleppte, ehe sie von ihren Leiden erlöst wurde.

Das allerdings war mir nicht bewußt, als ich die mir freundlicherweise zur Verfügung gestellte holländische DVD aus dem Paket zerrte, ich hielt das zunächst für einen echten „neuen“ Lamas-Film (man vergebe mir, die Serie ist wohl schon mal bei RTL II gelaufen, aber wenn ich nun tatsächlich auch noch jede Serie auswendig kenne, die dort jemals abgespult wurde, würde ich mein Hobby „Trash“ way to serious nehmen…). Gut, zufälliges IMDB-Surfen in anderer Sache verschaffte mir diesbezüglich Klarheit, aber selbst wenn ich´s nicht gewußt hätte, spätestens dreißig Sekunden nach Filmstart wäre es mir wie Schuppen aus der Lockenpracht gefallen – this thing screams „TV“. Nun ist schlechtes Fernsehen ja auf diesen Seiten nicht prinzipiell außen vor, und wenn´s auf DVD unter die Leute gebracht ist, ist es genauso fair game wie die Verhackstückung eines Wynorski-Ergusses (und ich meine das mit den Ergüssen ausschließlich filmisch… noch ist diese Site halbwegs jugendfrei). Ergo: Insert Review Here.


Inhalt

Wieso nach dreißig Sekunden? Simpel – The Immortal haut uns nämlich, erstaunlicherweise ganz ohne Teaser-Sequenz, sofort einen billigen TV-Serien-Vorspann um die Ohren. Über die typischen Vorspannbilder labert ein Erzähler irgendwelchen Schwurbel über den Unsterblichen, der sich sein langes Leben damit um die Ohren schlägt, die „Botschafter des Bösen“ zu jagen. Naja, jeder braucht´n Hobby.

Dann finden wir uns in einer Dunklen GasseTM wieder, wo eine Frau aus ihrem Van diversen elektronischen Krempel auspackt (sieht erst mal nach Richtmikrofonen u.ä. Hochtechnologie aus), ohne zu ahnen, daß sie beobachtet wird. Und der Beobachter ist sichtlich kein Mensch wie du und ich, sonst würde er nicht recht relaxed nicht an, sondern AUF einer Wand stehen – im perfekten 90°-Winkel. Neo, bist das du??. Nein, es ist nicht Neo, denn unser Matrix-Erlöser hat sich nur selten eines Raubtierblicks bedient (Ihr wißt schon, geschlitzte Pupillen, wie dereinst Jacko in Thriller). Unser Girl schmeißt ihr Equipment an und labert was von „voller Scanner-Bandbreite“. Ihr Gerät sendet einen unangenehmen Ton aus, der für den Wandhocker noch erheblich unangenehmer ist als für unsereiner, ihm scheint das wirklich weh zu tun. Und nicht nur ihm, sondern einem in der Nähe rumkurvenden Taxifahrer, der sich ebenfalls in ein Creature-Selbst verwandelt, seinen geschockten Fahrgast auf offener Straße rauswirft und die Quelle des Lärms ansteuert. Der ursprüngliche Wandsteher fordert Mädel forsch auf, den Apparat auszuschalten. Tut sie nicht, sondern flüchtet sich ins Innere ihres Vans. Die mittlerweile zwei ominösen Beings versuchen sich violenterweise Einlaß zu verschaffen, doch da naht die Rettung für die bedrängte Dame – Lorenzo das Lama! Sein Outfit und seine Frisur hat er von Renegade mitgebracht (langer Ledermantel, Headbanger-Matte), aber dort führte er sich nicht mit mehrfachen Saltos ein. Eine große Kampfszene entbrennt inklusive Matrix-styled Wallwalking and stuff (und ein paar unbeholfener Versuche an Pseudo-Bullet-Time-Effekten). Das geht eine Zeitlang hin und her, bis sich Lorenzo, hier Raphael „Rafe“ Cain (aua), einer Stange bemächtigt und den bösartigen Taxifahrer aufspießt (Vampire?). Das Opfer zappelt ein wenig unkontrolliert (und auf-gespeedet) hin und her, dann tut sich unter ihm eine rotglühende CGI-Vortex direktemang gen Hell auf und saugt den Bedauernswerten auf. Auf die zweite Kreatur feuert Raphael im besten HK-Style mit zwei Pistolen, was jene aber wenig kratzt (sollte Raphael als Profi in der Hinsicht, der er ja ist, nicht wissen, daß er mit herkömmlichen Schießeisen nichts ausrichten kann), auch hier muß eine ordnungsgemäße Pfählung herhalten (CGI-Vortex zum zweiten). Rafe will der Dame ausrichten, daß die Gefahr vorbei ist, wird aber, kaum macht er die Van-Hecktüre auf, von ihr prophylaktisch erschossen.

Da trifft´s sich günstig, daß Rafe den Beinahmen „der Unsterbliche“ nicht aus purem Jux und Dollerei trägt, sondern wirklich nicht mit so simplen Mitteln über den Jordan geschickt werden kann. Rafes teenage sidekick Goodwin eilt herbei und auch dem Mädel (okay, warum soll ich´s so spannend machen wie der Film: Dr. Sara Beckman heißt die Gute) tut´s mächtig und ehrlich leid.

Rafe nutzt seine Bewußtlosigkeit bzw. zumindest vordergründige geistige Abwesenheit (ich will jetzt nix hören von wegen „wie unterscheidet man das bei Lamas von normalem Acting?“) zu einem Flashback ins antike Japan (17. Jahrhundert, exactly), wo er als einziger Überlebender eines Schiffbruchs durch die Botanik stolpert und plötzlich einem geheimnisvollen alten Japaner (aber wenigstens keinem Shogun) gegenübersteht – Sam, dem Typ aus Quincy (gratitous Arrogant-Worms-Reference), eh, Robert Ito, eh, Yoshiro, der Rafe damit verblüfft, seinen Namen zu kennen und ihn einlädt, ihm zu folgen.

Back at present day fragt Sara Goodwin, wer oder was zum Geier die bösen Kreaturen da eben gewesen sind, doch nicht etwa Dämonen? „Auf jeden Fall waren´s nicht die Backstreet Boys,“ scherzt Goodwin (naja, die Übergänge von Boygroup zu Dämon sind m.E. doch eher fließend). Der angeschlagene Rafe wird in Saras Wohnung gekarrt, wo Goodwin ihm die Kugel Kaliber .38 aus der Brust puhlt und ein paar halbgare Wisecracks ausgetauscht werden. Wir flashen wieder zurück nach Japan, wo Rafe inzwischen (bzw. damals – ich liebe diese Parallelhandlungen in verschiedenen Zeiten) eine Familie gegründet hat, d.h. eine entzückende Japanerin geehelicht und eine entzückende Mischlings-Tochter fabriziert hat. Wieder in der Gegenwart (hrmpf, ich hab ja nix gegen Flashbacks, aber dieses ständige Hin- und Hergeschalte im Minutentakt ist nervig) verlangt Sara weiterhin Antworten, die der rasch genesende (wir sprechen von Minuten) Rafe konsequent verweigert. Sara rückt damit raus, daß ihr komischer Elektronik-Krempel ein Detektor zum Aufspüren dämonischer Besessener ist (hollaho! Kennen die Ghostbusters das Teil?) und sie ihren Doktortitel in paranormaler Psychodingologie (hab mir den Ausdruck nicht merken können) hat. Rafe flasht lieber zurück nach Japan und erinnert sich, wie er dereinst vor hunderten von Jahren Goodwin kennenlernte, der sich dort als Mönch (zumindet der Kutte nach) durchschlug und von Rafe erwischt wurde, als er was zu Essen klauen wurde. Vom Essensdieb zum adoptierten Hero-Sidekick ist der Weg nur kurz. Eines schönen Tages wird Rafe (im Flashback, wohlgemerkt) abberufen, weil ein gewisser Akira vom Pferd gefallen ist und sich dabei eine Gräte gebrochen hat. Die bergungsbedingte Abwesenheit des Haushaltsführers nutzen zwei fies aussehende Gestalten hoch zu Roß und in Samurai-Monturen, um seinem Weib und Kind einen Besuch abzustatten, und zwar keinen von der Höflichkeitssorte. Vielmehr sind die beiden, ein recht kaukasisch aussehender Kerl und eine attraktive Asiatin, gar böse Dämonen, killen die Frau und entführen das Kind. Rafe spürt zwar, daß irgendwas passiert ist, rennt zurück nach Hause, findet aber nur noch seine Angetraute bäuchlichgs, hinüber und malerisch im Teich schwimmen – da kann man dann schon mal in Zeitlupe schreien…

Der nächste Morgen in der Gegenwart. Rafe plant den unauffälligen Abgang aus Saras Bude, aber so leicht kann er ihr nicht entkommen. Sie hat sich ausgerechnet, daß Rafe als Dämonen-Jäger arbeitet und hält ihr Gerät für eine ideale Ergänzung: „Ich finde sie, du zerstörst sie!“ Prinzipiell gute Idee, meint Rafe, aber das Gerät zieht die Dämonen auch an und das ist ihm zu heiß (Feigling!). Goodwin weist darauf hin, daß Sara, sollte man sie allein zurücklassen, in Gefahr schwebe, weil die Dämonen sie finden könnten (Berufsrisiko als Parapsychologin, oder?) und so läßt sich Rafe schweren Herzens und absolut unenthusiastisch breitschlagen, die Schnalle mitzunehmen. Dieweil hocken die beiden Japanerinnen-Killer und Kindesentführer in einem Straßencafe und diskutieren über Rafe, den sie zuletzt 1834 in Deutschland (yay!) gesehen hätten. Übrigens hören unsere Fiesos auf die Namen Mallos (er) und Vashista (sie). Jetzt, wo man mal wieder in der selben Stadt sei, wäre doch eigentlich eine gute Gelegenheit, den Dämonenkiller endgültig ad acta zu legen. Mit Hilfe eines dämonisierten Informanten ist es auch nicht so schwer, den gegenwärtigen Aufenthaltsort unserer Helden schnüffelnderweise (jep, die Dämonen „riechen“ ihren Kontrahenten) zu ermitteln. Blöderweise sind unsere Dämonen libidogesteuert – Mallos und Vashista, die eine Love/Hate-Relationship betreiben, die jeder SM-Beziehung alle Ehre machen würde, müssen sich nämlich spontan abküssen und so entgeht ihnen, daß die Objekt ihrer Begierde in aller Gemütlichkeit aus dem Haus spazieren. Zwar ist Mallos Fähigkeit, durch seinen ausgestreckten Zeigefinger Computereffekte zu verschießen, die die ganze oberste Etage des Mietshauses in die Luft fliegen lassen, beeindruckend, aber an dieser Stelle sichtlich verschwendet. „Sie haben uns gefunden,“ stellt Goodwin trocken, nichtsdestotrotz recht unbeeindruckt fest.

Zeit für Flashback… bzw. eine kombinierte Flashback/Action-Highlights-Montage. Yoshiro, der sich nach dem Dämonenangriff auf Rafes Familie zu seinem Mentor und Lehrmeister erklärt hat, labert fernöstlichen Kriegermythologie-Rhabarber („der Krieger muß seine Waffe, seinen Gegner und sein Herz kennen“), was mit ein paar random action scenes, in denen Rafe in verschiedenen Zeiten und Orten Dämonen plättet, kombiniert wird.

Als Goodwin und Rafe ihr vor ein paar Minuten erklärt haben, in einem Bus zu hausen, hat Sara nicht das erwartet, was sich ihrem entzündeten Auge bietet: „It looks so… greyhoundish!“ Tja, der Bus der Dämonenkiller ist kein hochtechnisiertes blinkendes Knight-Rider-Derivat, sondern von außen nur ein schlichter grauer Reisebus. Drinnen ist er aber auf altes Japan getrimmt (Traditionalisten) und mit Antiquitäten vollgestopft, die recht respektlos behandelt werden – eine Ming-Vase, bei deren Anblick Sara fast die Kuller aus´m Schädel fallen, benutzt Rafe recht profan als Schlüsselbox. Die unaufmerksamen Oberdämonen gehen leichtsinnigerweise davon aus, mit ihrer Explosionsaktion Rafe in die ewigen Jagdgründe geschickt zu haben und hauen sich in einem Restaurant die Wampe voll. Vashista faßt einen Kellner ins Auge und verpaßt ihm durch Berührung einen grausigen Flash-Forward auf sein künftiges Leben (fast möchte ich glauben, da hat jemand Lola rennt gesehen…) – Weib und Kind werden vom Auto überfahren werden. Das macht Vashista einen Höllenspaß (ich weiß, Schadenfreude ist die schönste Freude und jeder braucht was, was ihm Freude bringt). Und auch Mallus findet den dezenten Gag „nett“.

Rafe, Goodwin und Sara hängen, weil Sara ihre Dämonendetektorgizmos aus ihrem immer noch in der Gasse parkenden Van bergen will rum und trennen sich – Rafe mag auf Dämonenjagd gehen und Goodwin soll Sara auf direktem Weg zum Bus zurückbringen. Wie immer, wenn ein Held seinem Sidekick klare und unmißverständliche Anweisungen gibt, werden diese gröblichst mißachtet. Sara will nämlich auch noch ihren Jaguar (Cabrio, als Dämonenforscherin scheint man doch ´nen guten Dollar zu schieben, hätte ich jetzt echt nicht gedacht) abholen und Goodwin, offensichtlich Autofan, läßt sich relativ unbürokratisch überreden.

Rafe flashbacked (hmpf. Hätte man das nicht auch linear erzählen können? So komplex isses ja auch nicht und auf die Art und Weise gestaltet sich das recht enervierend). In einem Rammstein-Gedächtnis-Videoclip sehen wir ihn mit nacktem Oberkörper ein Schwert schmieden (und die Soundtrack-Mucke paßt auch halbwegs dazu… ein deutlich an Rammstein angelegtes Gitarrenriff, über das der typische Ethno-„waiaaaiawaiiiwaiiii“-Gesang gelegt wird). Nach Fertigschmiedung zündet Rafe sein Haus an und schwört anschließend, nicht zu ruhen und zu rasten, bis die Mörder seiner Frau und Entführer seiner Tochter zur Strecke gebracht sind. Weil Goodwin wohl nix besseres zu tun hat, gibt er ein AOL-würdiges „me too“ zum besten, Yoshiro erscheint, wedelt mit den Händen, ein bläulicher CGI-Wirbel umgibt unsere Helden für zwei Sekunden, presto: instant immortal. Der alte Japaner hilft noch mit ein wenig mystischem Prep-Talk auf die Sprünge und versichert Rafe, der „Auserwählte“ zu sein (NEEEIN, er ist doch Neo!!) und schickt ihn auf seine Mission. Unsterblichkeit war schon mal schwieriger zu ergattern.

Goodwin und Sara sind im Parkhaus und Goodwin bewundert den roten Jaguar. Der allerdings scheint sich daran zu erinnern, ein Produkt englischer Wertarbeit zu sein und verweigert (I can believe that). Das liegt aber daran, daß der Dämonen-Informant das Auto sabotiert hat (der Junge ist GUT. Er wußte, welches Auto Sara gehört UND das sie dorthin zurückkehren wird, obwohl alle Dämonenwelt davon ausgeht, daß Rafe, Goodwin und Sara in handliche Fleischfetzen verwandelt wurden. Befördert den!). Rafe findet dieweil den vorhin von Vashista so geschockten Kellner vollkommen down in the dumps in der Gosse sitzen (das ging schnell!! I´m impressed), ist sich völlig klar, was passiert ist und versichert dem armen Kerl, „es war alles nur Lüge, was sie dir gezeigt hat“ (ich denke, der bedauernswerte Kellner kann jetzt von ZWEI Bekloppten erzählen, die er an einem Tag getroffen hat). Der Informant tut dieweil das, was Informanten zu tun pflegen, er petzt seine Informationen. „Ich hab dir gesagt, wir hätten den Stückchen schauen sollten,“ biestert Vashista, schwingt sich aber trotzdem mit Mallus in ihre unwahrscheinlich coole (und das meine ich ausnahmsweise mal ernst) Retro-Oldtimer-Cabrio-Schleuder (ich wußte mal, wer diese Dinger baut, die aussehen wie ein Mittelstück aus Roadster von 1930 und Formel-1-Rennwagen) und düsen vom Acker, während Informer versucht, ein unschuldiges Frauenzimmer von seinem dämonischen Charme zu überzeugen. Der zufällig vorbeistreunende Rafe erweist sich als Retter der Damsel-in-Distress-in-spe und packt den Informanten am Kragen, Informationen will er nämlich auch, und zwar, wohin Mallus und Vashista unterwegs sind. Gegen das ausgesprochene Versprechen, ihn nachher ganz in Ruhe mit der Frau rummachen zu lassen („die ist mir egal,“ wie sich Rafe ausdrückt) rückt der Informant mit der Wahrheit raus. Was den Teil mit dem „in der Ruhe mit der Frau“ angeht, hat sich´s Rafe allerdings anders überlegt (schade, die erste Variante wäre wenigstens mal frech gewesen) und schickt den Dämon zur Hölle, wo er hingehört.

Goodwin und Sara versuchen immer noch, den Jaguar in Gang zu bringen, werden aber von den einbrausenden Dämonen unterbrochen (jetzt denke ich grad drüber nach, ob der Herr Informant den beiden eigentlich tatsächlich *gesagt* hat, wohin sie fahren müssen… ich kann mich jetzt spontan nicht dran erinnern). Sara flüchtet sich auf´s Dach und wird von Vashista im Retro-Car verfolgt (diese Karre ist in diesem Zusammenhang auch vermutlich das einzige Auto, an dem Unterboden-Beleuchtung wirklich cool und passend wirkt), während Mallus Goodwin am Kragen packt. Sara erreicht the end of the road bzw. die Dachkante und wird von Vashista mit einem gehauchten Küßchen über selbige geschleudert. Sara packt ein paar praktischerweise herumhängende Kabel (die einzigen an der kompletten fuffzich Meter breiten Fassade – den Spot hat sie gut gewählt) und hängt rum. Goodwin wird von den Bösen eingekäscht und entführt, Rafe kommt gerade noch rechtzeitig, um in letzter Sekunde die abrutschende Sara zu bergen. Immerhin ist ihm klar: Goodwin soll als Köder für ihn herhalten. Sara hat auch ein wenig Denkarbeit verrichtet und aus ein paar kryptischen Anmerkungen Goodwins von vorhin kombiniert, daß die beiden Dämonen für den Tod Rafes Frau verantwortlich sind. „Sie sind das absolute Böse,“ schwarzmalt Rafe (ich protestiere! Dr. Loomis hat mir glaubhaft versichert, daß das der Job von Michael Myers ist! Impostors!)

Goodwin findet sich in einer Gruft wieder, die Mallus und Vashista speziell für Rafe geschaffen haben. „Vor hundert Jahren hätten wir dich nicht so einfach erwischt,“ grinst Mallus (tja, auch Unsterbliche werden nicht jünger). Goodwin versucht zu fliehen, bereitet damit den Dämonen aber kein Kopfzerbrechen, denn die Gruft befindet sich sichtlich nicht in unserer realen Welt und erweist sich als im wahrsten Sinne des Wortes ausgangslos. Die Dämonen verzupfen sich und lassen einen verzweifelten Goodwin zurück: „Was würde Rafe jetzt tun?“ Meditieren, ist das Ergebnis. Also hockt sich Goodwin in den Lotossitz und murmelt „oooommm, I´m so screweeeed“ (Realist). Meditieren tut in der Tat aber auch Rafe in dem Teil seines Busses, der als japanischer Schrein gestyled ist. You bet, daß diese günstige Gelegenheit für einen ausgiebigen Flashback genutzt wird. Back in the past fragt Rafe sich, die Welt und vor allem Yoshiro, warum ER auserwählt wurde (ich weiß es: Keanu Reeves hatte gerade was vor). „Eure Liebe war zu rein,“ salbadert der oriental wise man, „die Dämonen ernähren sich von Leid, Schmerz und Trauer. Sie wollen dich mit Hoffnung quälen. Du mußt über dem Leid und dem Schmerz stehen, um sie aufzuhalten!“ Das erklärt zwar nicht alles, genau genommen gar nix, aber es muß reichen. Während Rafe in seinen elyisischen Meditationssphären schwebt, hat sich Sara an den Computer gesetzt und wissenschaftlich ermittelt, daß es in der Stadt genau vier dieser schicken Dämonenschleudern gibt (wenn sie mir jetzt auch noch verrät, WIE sie das herausgefunden hat, ohne sich in den Computer der Kfz-Zulassungsbehörde einzuhacken, bin ich wirklich impressed), und ds wäre doch ein schicker Anhaltspunkt für weitere Ermittlungen (ehrlich? Und wenn die Dämonen ´nen Leihwagen fahren oder sich die Kiste woanders gekauft bzw. gemeldet haben?). Im Dämonen-HQ präpariert Mallus dieweil die vergifteten Armbrust-Bolzen, die Rafe killen sollen – „seine Glieder werden ihm abfallen,“ grinst der Oberdämon. Vashista möchte das gerne mal an Mallus ausprobieren (die haben in der Tat eine *interessante* Beziehung). Indes erklärt Rafe Sara die Dämonen-Hierarchie. Da gibt´s die Class-A-Dämonen wie Mallus und Vashista, die also die Chefs sind und größere Fähigkeiten haben und das gemeine Fußvolk der Klasse B, „Frauenschläger, Autodiebe, Straßenpantomimen, der gewöhnliche Abschaum!“ (hat der Drehbuchautor Pratchett gelesen?) Womit er aber immer noch nicht rausrückt, ist die Tatsache, daß er und Goodwin dem Highlander-Club angehören, sprich, nicht abkratzen können.

Da wir schon zwei Minuten keinen Flashback mehr hatten, bauen wir jetzt noch einen ein, schadet ja nicht. Yoshiro und Rafe walken durch Japan und spüren nach Dämonen, als plötzlich ein solcher als Ninja verkleidet aus dem Gebüsch hüpft und einen unschuldigen Wandersmann als Geisel nimmt. Weil Rafe aber arroganterweise nicht wie sein weiser Sensei die Waffe ablegt, sondern den Dämonen provoziert, sticht dieser übelgelaunt die Geisel ab. „Nooooooooooooooooo!“ gröhlt Rafe in Zeitlupe… Gute Arbeit, Meister!

Sara erklärt Rafe in der Gegenwart, daß sie auch ihre eigene tragische Vergangenheit mit sich rumzuschleppen hat. Ihre Eltern wurden von Dämonen besessen und dazu gebracht, sich gegenseitig umzubringen, was ihr natürlich niemand geglaubt hat. Darum hat sie sich auch der Aufspürung der Dämonen gewidmet. Rafe flashed once more back to Japan, wo er auf Yoshiros Anweisung den Leichnam des seinetwegen Getöteten rumtragen darf. Seine Strafaufgabe für die Woche: die Familie des Geplätteten finden und für ein ordentliches Begräbnis sorgen, was gar nicht so einfach ist, da man den Namen des Burschen nicht kennt und Personalausweise damals noch nicht usus waren.

Vashista versucht zwischenzeitlich in der Gegenwart, Goodwin zu verführen und ihn auf die dunkle Seite der Macht zu ziehen. „Ewiger Schmerz oder ewige Lust,“ stellt sie ihn vor eine Denksportaufgabe (ich denke, die meisten der hier mitlesenden müßten jetzt nicht allzulange überlegen…) Goodwin bleibt jedenfalls so standhaft, daß die Dämonin sich dazu genötigt sieht, kurz mal in seinen Körper einzudringen und belustigt festzustellen, daß der Junge noch „Jungfrau“ ist (in 400 Jahren nicht einmal zum Stich gekommen?? Boy, immortality SUCKS!). Während Rafe nun doch bei Sara mit der Sprache rausrückt, daß er schon ein paar hundert Jahre auf dieser Erde lustwandelt, bemüht sich nun Mallus um Goodwin (dem´s ohnehin zu langweilig ist und der nachfragt, ob die Dämonen nicht vielleicht ´ne Playstation haben. Merke auf Goodwin, Dämonen haben mit Sicherheit eine XBox!). Mallus philosphiert darüber, daß Sara und Rafe sich nicht zufällig getroffen haben und vermutet, daß Rafe auf seine alten Tage ein wenig einsam ums Herz geworden wäre. Dies wird zum umgehenden Einfiedeln eines romantic flashbacks, Rafe und Ehefrau in den besten gemeinsamen Tagen, genutzt. Rafe erklärt Sara, daß er durchaus getötet werden kann (aber er verrät nicht wie), er wisse nur „wie man überlebt“ (das genügt mir persönlich allerdings nicht ganz…). Der „wie man überlebt“-Teil wird mit weiteren random action sequences unterlegt. „Wie hält man die Dämonen auf?“ will Sara wissen. „Einen nach dem anderen,“ entgegnet Rafe kaltlächelnd.

Vashista hat sich mittlerweile in den Kopf gesetzt, Goodwin als „Pet“ zu behalten, was Mallus nur eingeschränkt witzig findet: „Ich besorg dir einen frischen!“ Vashista glaubt, Eifersucht bei Mallus zu spüren und schon fallen die beiden übereinanderher wie die Darsteller eines viertklassigen Pornofilms (natürlich allerdings ohne jegliche Nudity…). Goodwin ist disgusted: „Nehmt euch ein Zimmer!“ Mallus hat von den witzigen Bemerkungen Goodwins genug und friert ihn per Eispuste in einen handlichen Gefrierblock.

Unsere verbliebenen Helden finden die Dämonen-Karre vor einem Klamottenladen namens „Mephisto´s“ (Dämonen sollten endlich lernen, sich weniger auffällige Unterschlüpfe zu suchen…). Die darin rumhängenden seltsamen Gestalten sind aber keine Dämonen, sondern nur „fashion victims“ (auch hier würde ich sagen: die Übergänge sind fließend). Hinter einem Kleiderständer versteckt steht ein Poster, das Vashista mit Goodwin zeigt (potz!), was andeutet, daß man hier an der richtigen Adresse ist. Rafe drückt Sara eine Kanone in die Hand und befiehlt ihr, sich nicht von der Stelle zu rühren (wetten, dass?), er selbst dringt in die Hinterzimmer des Ladens vor, nur um sich plötzlich in einer anderen (grün leuchtenden und an einen Korridor erinnernden) Dimension wiederzufinden. Einen Western-Music-Cue später steht Rafe auch schon mitten im Wilden Westen in „Grimstone“, hat einen Sheriffstern an den Ledermantel gedengelt bekommen und steht dem gefürchteten Gesetzlosen Goodwin gegenüber (der aber weiß von gar nix, weder, daß er Goodwin heißt noch Rafe kennt) und mag Rafe gerne umnieten. Rafe killt schnell ein paar im Hintergrund lauernde Dämonen und schreitet schließlich zum Duell. „Ich werde nicht ziehen,“ gelobt er seinem Sidekick und der läßt sich nicht lumpen und ballert Rafe um. Worauf sich Rafe wieder in der Korridor-Dimension materialisiert und mich darüber grübeln läßt, wozu´s diese drei Minuten gerade eben nu gebraucht hat. Sara kommt die längere Abwesenheit Rafes spanisch vor, also macht sie sich auf eigene Faust auf die Suche, findet Rafe aber weder innerhalb noch außerhalb des Ladens. Außerhalb findet sie allerdings die sich auf der Kühlerhaube des Jaguars räkelnde Vashista. Die eilig gezückte Kanone verwandelt die Dämonin mit einem Fingerschnippen in eine gar eklige Schlange (was an Schlangen per se so eklig ist, daß man sie kreischend fallen lassen muß, als hättem an mindestens in einen Eimer Maden gegriffen, weiß ich übrigens auch nicht) und versenkt Saras Füße im Beton der Straße (der Trick ist zumindest nicht ganz schlecht).

Rafe ist inzwischen in der Gruft angekommen, findet eine gefrostete Goodwin-Statue und wird mit einem Hagel Armbrustbolzen begrüßt (so schnell sollte aber nicht mal ein Dämon die Armbrust nachladen können), die Rafe aber mehr oder weniger mühelos abwehren kann (denn, wie uns ein Flashback vermittelt, hat Yoshiro seinem Schüler gezeigt, wie man sowas tut, wenn auch etwas rabiat – das nimmt langsam Infra-Superman-mäßige Flashbackverhältnisse an). Vashista klärt Sara inzwischen darüber auf, daß sie persönlich Saras Eltern auf dem Gewissen hat. Für uns Dämonologen ist klar, Vashista will Sara in Rage bringen, weil das den Dämonen so gefällt. Aber auch Sara ist clever und bekundet, sich nicht von jemandem, der wie eine „Cocktailkellnerin aus Vegas“ gekleidet ist (huihui, was´ne Beleidigung) manipulieren lassen will. In der Gruft explodiert die Goodwin-Statue in tausend Stücke, aber dank höherer Eingebung weiß Rafe, daß es nicht der echte Goodwin war. Vermutlich hilft auch die Tatsache, daß im nächsten Raum der Krypta ein halbes Dutzend Goodwins rumsteht, plus Mallus, der Rafe die Sinnlosigkeit seines Quests einreden will: „Unsere Leute sitzen von der Wall Street bis im Weißen Haus. Mein 1000-Jahres-Plan ist gerade dabei, umgesetzt zu werden (das hat schon mal einer versucht, Herr Mallus). Hast du schon meine Website besucht? Killergrafik!“ Möglicherweise ist Rafe gegen extensive Flash- und Shockwave-Animationen ebenso allergisch wie ich und schießt probehalber ein paar Mal auf Mallus (und ich sag doch, er sollte wissen, daß das nix bringt).

Vashista greift inzwischen zum perfidesten Teil ihres „ich-rege-Sara-künstlich-auf“-Plans und verwandelt den hübschen roten Jaguar in einen gelben Honda Civic oder Yugo oder sowas des Baujahrs 1983. „You are sick!“ entfährt es an dieser Stelle Sara (und wir erkennen: es ist doch das Auto des Menschen bester Freund, sogar, wenn der Mensch eine Frau ist…), für die der Spaß an dieser Stelle dann doch aufhört. Mallus ärgert dieweil Rafe mit der Feststellung, daß die kleine Tochter immer noch jeden Abend nach ihrem Daddy heult (mit 450 sollte man doch langsam drüber weg sein???). Jetzt ist Rafe mächtig sauer und startet eine schwungvolle Kampfszene, bis er auf einmal recht unvermittelt anbietet, sollten die Dämonen Goodwin, Sara und sein Tochter freigeben, seinen Kampf aufzugeben. Mallus mag das nicht recht glauben und natürlich will Rafe nur Zeit gewinnen, wird aber durch eine dämonenseits verursachte Projektion seiner Frau aus der Fassung gebracht. Vashista spielt indessen mit Saras Anti-Dämonen-Ausrüstung und hat natürlich die Gebrauchsanweisung nicht gelesen. Die doofe Dämonin schaltet natürlich prompt den für ihresgleichen unerträglichen Ultraschall-or-other-Ton ein und muß reißaus nehmen (dabei verwandelt sich die Schlange zurück in die Knarre und Saras Füße werden befreit, der Jaguar bleibt aber etwas unerklärterweise trotzdem der rostige Kleinwagen). Auch Mallus wird davon angeschlagen und muß fliehen, das bricht auch den Spell über den schockgefrosteten Goodwin.

Nachbesprechung bei Dämons. „Du langweilst mich,“ grumpft Mallus Vashista an (angesichts der Tatsache, daß sie gerade einen ziemlich sicheren Punktsieg verschenkt hat, wäre „langweilen“ noch eines der freundlicheren Verben, mit denen ich sie belegen würde). „Fahr zur Hölle,“ empfiehlt Vashista ihrem Partner, aber der hat das letzte Lachen: „Du zuerst,“ grinst er und schon öffnet sich der Fahrstuhl nach ganz unten und saugt die entsetzte Dämonin in die tiefsten Gruben des Infernos. „Next,“ kommentiert Mallus.

Bei Gutmenschens zieht Sara erst mal aus dem Bus wieder aus, ist sich aber sicher, daß man ein prima Team abgegeben hat. Rafe bleibt schweigsam, denn er flashbackt nochmals abschließend nach Japan, wo er mit Yoshiro dem Begräbnis des seinetwegen umgekommenen Hansels beiwohnt. „Jetzt hast du gelernt, daß jedes Leben eine Bedeutung und Wichtigkeit hast,“ schlaumeiert Yoshiro und Rafe hat die Lektion natürlich verstanden. Und damit wäre dieser Film dann auch beendet.

Serien-Pilotfilme sind so´ne Sache. Sie müssen einerseits den Weg für die nachfolgende Serie ebnen und den langweiligen Stuff, nämlich das Grund-Setup der Serie und den Character Background etablieren, sollten aber nach Möglichkeit auch als abgeschlossene Filme mit in sich stimmiger Dramaturgie verwertbar sein, so daß man, sollte die Serie dann doch nicht realisiert werden, den Film nicht komplett als Abschreibungsmaterial auf den Müll werfen muß, sondern ihn getrennt vermarkten kann. Angesichts dieses moralischen Dilemmas muß man sich nicht wundern, daß die meisten Serien-Piloten nichts taugen (und bei der Qualität so manchen Pilotfilms, schlag gerade nach bei Star Trek und denen zu Next Generation und Deep Space Nine ist es fast schon überraschend, daß die Serien überhaupt umgesetzt und dann noch so gut wurden… allerdings ist Star Trek aufgrund des eingebauten Fan-Potentials schon wieder ein schlechtes Beispiel – ein besseres ist vielleicht der Pilotfilm von Twin Peaks, dem man für manche Auslandsfassungen ein Ende antackerte).

The Immortal macht da keine besondere Ausnahme. In dem Pilotfilm geht´s eigentlich ausschließlich darum, das Konzept der Serie festzulegen und die Beziehungen der prinzipiellen Charaktere untereinander darzulegen, worum man eine arg gezwungene Rahmenhandlung geschneidert hat. Das Konzept der Serie selbst ist schnell erklärt: Highlander meets Blade meets Kung Fu in Matrix-Optik – also die typische Sorte Anti-Idee, die nur auf dem Schreibtisch eines anspruchslosen Produzenten gut aussieht (man kann darüber streiten, ob die Tatsache, daß der Held den Nachnahmen „Cain“ trägt, nun eine Hommage oder ein Rip-off von Kung Fu ist); eine Serie, die nach dem Baukastenprinzip aus einigen angesagten Trends zusammengefügt ist und vollkommen frei von jeglicher eigener Inspiration oder Innovation ist. Die Anbiederungen an die genannten Einflüsse sind alles andere als subtil (Rafe darf sogar einen Gegner köpfen, in PG-13-Manier, versteht sich), aber zumindest auf einem einigermaßen anständigen handwerklichen und filmischen Niveau.

Aber zunächst mal noch kurz zur Story des Pilotfilms bzw. zur Struktur derselben – es bietet sich natürlich, speziell für weniger ambitionierte Lohnschreiberlinge, an, die Story wie hier geschehen parallel zu erzählen (überhaupt, wo non-lineares storytelling ja so „in“ ist). Leider Gottes gestaltet sich das hier, wie schon im obigen Text einigemale erwähnt, ausgesprochen nervig – wenn Flashbacks und aktuelle Story sich im Minutentakt abwechseln, ohne daß man sich als Zuschauer auf die Stimmung des einen oder anderen Settings einlassen kann oder überhaupt eine Möglichkeit hat, auch nur die jeweiligen Charaktere kennenlernen, regt das nicht wirklich zum konzentrierten Sehen an, sondern degradiert den Film schnell zur lauen Hintergrundberieselung (zumal viele notwendige Hintergrundinformationen nicht vermittelt werden, sondern wohl erst im Laufe der anschließenden Serie „enthüllt“ wurden. Dem „Genuß“ des Pilotfilms stand-alone ist dies selbstverfreilich nicht zuträglich, und die Umsetzung schreit auch nicht gerade danach, daß man die restlichen 22 TV-Folgen sofort und unbedingt sehen muß, weil man´s vor atemloser Spannung nicht mehr aushält). Mir persönlich hätte eine konsequente Zweiteilung der Story besser gefallen – dreißig-vierzig Minuten antikes Japan am Stück, daß uns den Hintergrund und die Mythologie der Geschichte näherbringt, und dann nochmal dreißig-vierzig Minuten der modernen Handlung, mit der dann Sara vorgestellt wird (die „Suspense“-Elemente, in denen Sara stückweise das „Geheimnis“ von Rafe entschlüsselt, sind ja sowieso für die Füße, denn wir wissen ja spätestens aus dem Vorspann, worum´s in der Serie grob geht) – eine solche Methodik hätte mehr Raum für Dramaturgie gelassen, da in der jetzigen Form die ein- bis zweiminütigen Vignettchen kaum einen Zusammenhalt haben.

Wie schon gesagt, vom technischen Niveau her ist das für eine billig in Kanada produzierte TV-Serie nicht allzu übel. Die Kampfchoreographie ist okay (und wird selbstverständlich von einem Chinesen besorgt), die CGIs sind nicht aufregend, aber lassen einem auch nicht gerade die Galle hochsteigen, nur die Matrix-style Bullet-Sequenzen sind von einem eher niederschmetternden Niveau. Prinzipiell hält der Streifen auch eine recht konsequente Marschroute ein, seine Actionszenen gleichmäßig über den Film zu verteilen, allerdings sind drei der „großen Actionszenen“ relativ uninspirierte Zusammenschnitte (aus zukünftigen Serienfolgen? I don´t know and I don´t care either) ohne dramaturgischen Bezug zur Handlung – sie showcasen lediglich Rafes dämonenkillende Fähigkeiten als Unterstützung des Narrative. Selbstverständlich bleibt das ganze natürlich auch jugendfrei, es wird unblutig gestorben (bzw. die Dämonen sterben ja nicht richtig, sondern fahren „nur“ zurück zur Hölle).

Regisseur Straiton versucht über die gesamte Laufzeit, den Streifen optisch durch diverse Schnitt- und Kameragizmos und -gimmicks interessant zu halten. D.h. es gibt einiges an Zeitlupensequenzen, doppelt- bis dreifach wiederholte Schnittfolgen, Verzögerungseffekte, quasi die ganze Bandbreite „hipper“ Techniken. Immerhin, es wird nicht richtig nervig und einige der verwendeten Techniken wirken ziemlich passend und interessant eingesetzt.

Lorenzo Lamas ist kein Schauspieler und wird auf seine alten Tage, der allerjüngste ist er ja nun auch nicht mehr, sicher keiner mehr werden. Daher ist es nicht sehr überraschend, daß sein Acting hier mehr der Steven-Seagal- als der De-Niro-Schule geschuldet ist; d.h. Lamas hat eineinhalb bis zwei Gesichtsausdrücke (lässig-cool, was er zugegeben recht gut beherrscht und stonefaced-grimmig), die er ja nach Gemütslage einsetzt. Wenn´s dann wirklich „emotional“ werden muß (ergo, als er seine Frau tot findet und der Wandersmann wegen ihm geplättet wird), fühlte ich mich dann doch an Barry Pepper in Battlefield_Earth erinnert (obwohl Barry zugegebenermaßen noch etwas „schöner“ in Zeitlupe „nooooooooooooooo“ schreien kann.

April Telek hat in der Pilotepisode noch nicht viel mehr zu tun, als dumme Fragen zu stellen und sich retten zu lassen, was sie auf dem Standard unterklassiger Fernsehproduktionen halbwegs erträglich tut, Steve Brown gibt den comic-relief-sidekick erfreulicherweise relativ un-annoying; ein paar seiner Scherze sind durchaus ein Schmunzeln wert. Am meisten Spaß haben wie üblich in solchen Filmen und Serien die Bösewichter. Dominic Keating, der später auf der Enterprise anheuerte und Kira Clavell haben einige spaßige gemeinsame Szenen (ihre Love/Hate-Beziehung ist eines der gelungeren und originelleren Elemente des Pilotfilms. Ich weiß nicht, ob Yashista später wieder auftauchen „durfte“, aber auch Keating spielte den Mallus nicht in allen Episoden) und können rollenbedingt halt auch ein wenig die overacting-Sau rauslassen.

Zum Test lag mir hier die holländische DVD aus dem Hause RCV vor. Der Videotransfer liegt in 4:3-Vollbild vor (ich glaube auch nicht, daß die Serie in 16:9 gedreht wurde) und verfügt über vorzügliche Bildqualität – was man bei einer aktuellen TV-Produktion aber auch erwarten kann und muß. Jedenfalls kann man kaum meckern, bis auf ein paar ganz selten auftretende horizontale Störblitze ist das Bild absolut sauber, klar, scharf und kontrastreich und selbst der berüchtigte Vierfach-Zoom-Test liefert noch ein ansehnliches Ergebnis. Der 5.1-Ton hält leider die anfängliche Top-Qualität nicht über die komplette Laufzeit durch und neigt gen Ende doch in den Höhen etwas zum Knarzen, ist aber dafür wenigstens vollkommen rauschfrei. Außer zuschaltbaren holländischen Untertiteln und ein paar Trailern gibt´s keine weiteren Extras, aber das ist auch nicht unbedingt Pflicht bei Programmen wie diesen.

Fazit: The Immortal ist eine Serie, die kein Mensch braucht, weil es alle Bestandteile schon in wesentlich besseren Original-Verpackungen gibt, namentlich eben Highlander, Blade, Kung Fu und Matrix. Dies trifft dann folgerichtig auch auf den Pilotfilm zu. Da die technische Umsetzung durchaus akzeptabel und das Können von Kamera- und Schnitt-Team nicht unbeachtlich ist, geht allerdings auch der trashige Charme, den Renegade z.B. durchaus hatte, verloren. Es bleibt eine zwar ganz gut aussehende, aber inhaltsleere und kaum zum weiteren Konsum der Serie verfolgende austauschbare Fantasy-Action-Melange, an der nur Hardcore-Lorenzo-Lamas-Fans und diejenigen, die als Ersatzdroge für Highlander auch mit einer zweitklassigen Kopie zufrieden sind, ihren Spaß haben werden. Ich würde dann aber dann doch lieber auf die nächste Wiederholung von Highlander warten…

(c) 2003 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 4


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