The Horror Star

 
  • Deutscher Titel: The Horror Star
  • Original-Titel: Frightmare
  •  
  • Regie: Norman Thaddeus Vane
  • Land: USA
  • Jahr: 1982
  • Darsteller:

    Conrad Ragzoff (Ferdy Mayne als Ferdinand Mayne)
    Saint (Luca Bercovici)
    Meg (Jennifer Starrett)
    Eve (Carlene Olson)
    Bobo (Scott Thomson)
    Donna (Donna McDaniel)
    Stu (Jeffrey Combs)
    Etta Ragzoff (Barbara Pilavin)
    Wolfgang Baumann (Leon Askin)
    Detective (Chuck Mitchell)
    Professor (Jesse Ehrlich)
    Werbespot-Regisseur (Peter Kastner)
    Mrs. Rohmer (Nita Talbot)
    Alan Stock
    Twyla Littleton
    Joe Witherell
    Janet Lee Orcut


Vorwort

Abteilung Filme, die die Welt nicht kennt… ohne Bertler & Liebers HÖLLE AUF ERDEN (von mir ja gerne als Nachschlagewerk gebraucht, ohne mit dem Inhalt bzw. den dortigen Beurteilungen stets konform gehen zu können), wäre ich auf diesen Streifen sicher nie gekommen. Dabei hat FRIGHTMARE (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Streifen von Pete Walker aus dem Jahre 1974) eigentlich Kult-Potential, handelt es sich doch um die erste Horror-Rolle von Jeffrey Combs (und wenn Euch dieser Name nichts sagt, seid Ihr möglicherweise auf der falschen Website… na gut, ich verrat´s Euch trotzdem: RE-ANIMATOR, BRIDE OF RE-ANIMATOR, CASTLE FREAK, DOCTOR MORDRID etc.). Zum Nachteil gereichte dem Film in diesen Landen sicherlich die Videoveröffentlichung auf Mike Hunter Video und diese Kaschemme spezialisierte sich frühzeitig auf Adult-Entertainment und war im regulären Programm von Videotheken eher selten zu finden. Das deutsche Videocover ist dabei allerdings recht hübsch geraten (siehe weiter unten) und hat auf jeden Fall entschieden mehr mit dem Film zu tun als das Original-Filmplakat (siehe oben). Die Prämisse des Streifens ist dabei ziemlich reizvoll, also sehen wir uns das mal in bewegten Bildern an.


Inhalt

Wir eröffnen mit einem typischen Horrorfilmhaus und einer hübschen jungen Frau, die sich im Schlafzimmer die Haare kämmt, um, so ist zu vermuten, sich fürs Nachtlager herzurichten. Da taucht im Fenster eine Gestalt auf, ein Vampir, zweifellos und schon beugt er sich über den Hals seines Opfers und beisst… SCHNITT! Der Regisseur ist genervt, sein Star, der Alt-Mime Conrad Ragzoff, bringt ihn schier zur Verzweiflung. Ragzoff, der letzte aus der Riege der klassischen Horrorstars, ist sowieso angefressen, denn für einen Werbespot zu arbeiten, hält er eh für unter seinem Niveau und seinen Director für eine Niete. Frustriert beruft der Regisseur eine Drehpause ein und setzt sich ungeschickterweise auf eine Balkonbrüstung. Ragzoff spaziert vorbei, stupft den Direx mit seinem Spazierstock an und der stürzt sich in seinen Tod. „Nummer 19“ kommentiert Ragzoff knapp…

Szenenwechsel… in einem vollgepackten Kino läuft ein alter Conrad-Ragzoff-Fan vor begeisterten Zuschauern, die nun noch den vom Professor der Filmhochschule und dem studentischen Filmclub organisierten persönlichen Auftritt des Stars entgegenfiebern. Ragzoff lässt sich mit dem Auftritt starmässig Zeit und hält dann eine rührende „ich-bin-so-geehrt-hier-sein-zu-dürfen“-Rede, doch irgendwie schwinden ihm die Sinne und er poltert zu Boden. Meg, ein Mitglied des Filmclubs, greift beherzt ein und rettet dem Zausel per Mund-zu-Mund-Beatmung das Leben.

Das Erlebnis bringt den Mimen zum Nachdenken, mit seinem Eheweib sitzt er zusammen und meint, für´s Sterben noch nicht bereit zu sein. Daher bestellt er seinen Entdecker und Stammregisseur Wolfgang Baumann zu sich. Der, so Ragzoff, soll, baldiges Ableben des Schauspielers vorausgesetzt, dessen Begräbnis prunkvoll und eines Stars würdig inszenieren. Kaum gesagt, reicht Ragzoff auch schon den Löffel. Wolfgangs Trauer dauert ungefähr drei Sekunden, dann lässt er sich zu einer Tirade herab, denn den Regisseur plagt der Sozialneid. Ragzoff verdiente sich durch die Filme dumm und dusslig, ganz im Gegensatz zu Wolfgang, überdies sei er ein Schwein gewesen. Die vermeintliche Leiche hört sich das nicht länger an und erstickt Wolfgang mit einem Kissen. „20“ kommentiert Ragzoff bissig und wir erkennen doch ein gewisses Verhaltensmuster (man möchte meinen, bei dem Regisseurverschleiss hätte sich Ragzoff bei seinen Rollenangeboten schwer getan)… Ragzoff will, Movie-Madman-mässig, etwas in die Orgeltasten hauen, aber dabei geht´s ihm endgültig an den Kragen. Mit letzter Kraft schleppt sich der Altstar noch in den bereitstehenden Sarg und klappt den Deckel zu…
The Horror Star, deutsches Kaufvideo-Cover
Testamentarisch hat Ragzoff verfügt, nicht eingeäschert werden zu wolllen, da er beabsichtige, von den Toten zurückzukommen. Die Trauerfeier wird zum vollen Erfolg, als Ragzoff seine eigene Grabrede per Videoeinspiel hält, was die Trauergemeinde zu rasendem Applaus veranlasst. Danach wird Ragzoff in sein selbstpersönliches und gänzlich unbescheidenes 30 Meter breites Mausoleum verfrachtet, das sogar mit einem Neon-Stern mit Ragzoffs Namen verziert ist…

Des Nächtens versammelt sich der studentische Filmclub vor dem Friedhof, um dem Idol zu huldigen. Leicht angeheitert wird beschlossen, den Star in seiner Gruft zu besuchen. Man (sprich: die vier Jungs der siebenköpfigen Schar) steigt über´n Zaun, findet das Mausoleum verschlossen vor, aber einer der Jungs kann aufs Dach klettern, die Dachluke einschlagen und sich herablassen. Ragzoffs Stimme begrüsst ihn. „Ich heisse Dich willkommen“. Nichtsdestotrotz öffnet der Knabe für seine Kollegen die Mausoleumtür. Ragzoff meldet sich per Videoeinspiel. „Ich hoffe, ihr habt 1000 Jahre Zeit“ verkündet Ragzoff, der auf Einbrecher wohl nicht so steht. Immerhin sind die Jungs clever genug, ob dieser Warnung die Tür zu blockieren. Man verfällt auf die herausragende Idee, den Sarg zu öffnen und Conrad Ragzoff (R.I.P.) zu einer kleinen privaten Party mit nach Hause zu nehmen.

So muss sich Ragzoff im dahingeschiedenen Zustand noch eine Dinnerparty mit Horror-Masken gefallen lassen, nur Meg (die Lebensretterin von vorhin) findet die Party nicht sonderlich lustig, im Gegensatz zu Eve, die die Leiche sogar zum Tanz auffordert, Saint hilft dabei und führt den Kadaver. Danach gibt’s noch ´ne gar lustige Polaroid-Session, bei der Eve dem Corpse sogar ein Bützche verpasst (ekelig…). Nach diesen lustigen Partyspielen verfrachten die Jungs Ragzoff in die Dachkammer, wo für alle Eventualitäten ein Sarg bereitsteht, in selbigen wird Ragzoff eingemottet.

Dieweil investigieren die Cops, repräsentiert durch einen der fettesten Detectives aller Zeiten, den Leichendiebstahl. Aber auch Ragzoffs Witwe Etta will wissen, was mit ihrem Göttergatten passiert ist und sie bedient sich eines Mediums, nähmlich Mrs. Rohmer. Mit ein paar persönlichen Gegenständen des Verblichenen nimmt sie unter diversem 0190-Gestöhne und Im-Stuhl-Herumwerfen Kontakt mit dem Jenseitigen auf, und zwar erfolgreich, denn in der Dachkammer erhebt sich Ragzoff aus seinem Sarg und schreit auf.

Die Kids sind verständlicherweise ob des Schreis beunruhigt und sehen nach dem Rechten. Ragzoff schlummert friedlich in seinem Sarg, aber Saint knallt vorsichtshalber den Deckel zu. Mrs. Rohmer allerdings ist in bestem Kontakt mit Ragzoff und verkündet mit dessen Stimme seiner Witwe, dass er direkt aus der Hölle zurück unter die Lebenden kommt. Witwe Etta fordert Rache für den Leichendiebstahl, er soll die Diebe in die Hölle schicken… Ragzoff lässt sich nicht zweimal bitten, der Sarg explodiert (!) und Zombie-Ragzoff marschiert los. Zeit wird´s, immerhin ist der Film schon halb rum.

Meg plagen Gewissensbisse, sie ruft anonym bei Etta an und bietet ihre Hilfe an, aber eine Gestalt vor ihrer Tür lässt sie das Gespräch vorzeitig beenden. Natürlich ist es Ragzoff auf der Suche nach einem Opfer.

Meg bleibt aber noch verschont. Oscar und Donna sind im Gange, etwas vorehelichen Sex zu praktizieren und in Horrorfilmen ist das bekanntlich eine schlechte Idee. Donna sieht eine Gestalt und gerät ausser Stimmung. Oscar ist genervt, aber lässt sich breitschlagen, nachzusehen, sogar in der Dachkammer (Blödmann). Ragzoff sperrt ihn prompt dort ein, bedient sich einer Geheimtür und lauert ihm dann im Sarg auf. Schnell ist Oscar gemeuchelt, wobei Ragzoff ihm offenbar die Zunge rausreisst. Dann versteckt Ragzoff die Leiche.

Donna sucht nun ihrerseits nach Oscar, sogar in der Dachkammer. Der Sarg ist mittlerweile leer, was Donna natürlich irritiert. Sie eilt vor´s Haus, wo Ragzoff aber schon wartet und sie mit einem bösen Blick in Brand steckt (!). Donna fackelt auf dem grünen Rasen ab, was natürlich von den restlichen Kiddies keiner bemerkt.

Die Polizei, durch Megs Anruf alarmiert, überwacht indes das Telefon von Etta Ragzoff.

Am nächsten Morgen bemerken die Kids tatsächlich, dass zwei von ihnen fehlen. Im Keller mag ob Unheimlichkeit der Örtlichkeit keiner suchen, bis Meg sich bereit erklärt. Dort ist es zwar ordentlich unheimlich, und Ragzoff schleicht der holden Maid auch nach, aber bevor er sich ihrer bemächtigen kann, rufen die Freunde sie wieder nach oben. Ragzoff muss sich ein neues Opfer suchen und findet es in dem Schwachkopf Bobo. Telepathisch beordert er Bobo in sein Mausoleum und schliesst ihn dort ein. Ein Videoeinspiel begrüsst Bobo und wünscht soviel wie angenehmes Sterben, dann steigt schon giftiger Rauch auf und killt den armen Jungen.

Eve sieht sich, dessen ungeachtet, ein Ragzoff-Video an, doch mittendrin beginnt sie Stimmen zu hören. „Hilf mir“ bittet eine Frauenstimme und lockt Eve auf den Dachboden. Dort trifft sie auf einen schwebenden Sarg, der sie prompt die Treppe herunter verfolgt und sie schliesslich zweimal gegen den Türstock rammt. Das scheint tödlich zu sein, denn Ragzoff trägt ihren Körper dann wieder nach oben.

Die drei Überlebenden halten Kriegsrat, Saint, Stu und Meg. „Wir kommen aus diesem Haus schon irgendwie raus“, versichert Saint zur Verblüffung der Zuschauer, denn bis jetzt sah es nicht so aus, als würde irgendjemand die Gruppe am Verlassen des Gebäudes hindern. Stu plädiert für den sofortigen Abgang, Meg allerdings besteht darauf, dass man vorher ordnungsgemäss, wie geplant, Ragzoffs Leiche ins Mausoleum zurückbringt. Widerstrebend willigt Saint ein und Stu wird dazu verdonnert, die Taschenlampe zu suchen. Das ist natürlich gleichbedeutend mit dem Todesurteil, denn schnell stösst Stu auf Ragzoff. Selbiger schwingt ein Schwert und schon poltert das Stus Köpfchen über die Treppe auf den Rasen, wo ein Rabe (der am Vorabend noch in der Party eingesetzt wurde) schnell dabei ist, diverse Fetzen aus der Rübe rauszureissen.

Jetzt ist es an der Zeit für einen Panikanfall Megs. Das Haus, offenbar ihres (Studenten scheinen Geld zu haben…), hat eine böse Geschichte, die Vorbesitzerin beging Selbstmord. Saint versucht zu beruhigen, aber intelligenterweise beschliessen die beiden, sich zur Suche nach Stu zu trennen… Meg darf den Vorgarten durchsuchen und findet dabei die verkokelten Überreste von Donna. Saint eilt auf Zuruf herbei. Meg kündigt an, zur Polizei gehen zu wollen. Da klingelt das Telefon. Etta Ragzoff ist dran und behauptet, die Nummer von Conrad zu haben. PANIK! Jetzt ist sofortige Flucht angesagt… Saint fährt schon mal den Wagen vor, Meg muss noch ihre Sachen packen.

Etta hat offensichtlich die Polizei unterrichtet, denn der fette Detective will sich einen Durchsuchungsbeschluss besorgen.

Meg hört Stimmen, während Saint mit dem (Leichen-)Wagen kämpft. Ragzoff spürt Meg auf und scheucht sie auf den Dachboden. Als Ragzoff sich auf sie stürzen will, greift sie sich den Spazierstock des Zombies und pfählt ihn damit. Saint, der wie üblich zu spät kommt, findet nur noch einen toten Zombie und eine schwer im Schock befindliche Meg. Saint packt sich Ragzoffs Leiche und rast damit zum Friedhof.

Die Cops sind mittlerweile angekommen und finden dort nur die vollkommen abgetretene Meg, die schon wieder Ragzoffs Stimme hört.

Im Mausoleum packt dieweil Saint die Leiche in den ursprünglichen Sarg, aber Ragzoff meldet sich prompt per Video. „Kann es sein, dass es ein bisschen heiss wird?“ Wieder steigt der Rauch auf, aber Saint gelingt die Flucht aus der Gruft. Ragzoff steht einmal mehr auch körperlich von den Toten auf und pirscht ihm nach. Die wilde Jagd geht über den Friedhof, wobei Ragzoff sich der beliebten Killer-Regel bedient, sich an jedem gewünschten Ort materialisieren zu können. Saint flüchtet sich in die Leichenhalle, wo es zur Konfrontation kommt. Saint versucht, Ragzoff mit einem Messer zu attackieren, aber Ragzoff stiert ihn mit seinem bösen Blick einfach nieder. Der Zombie kickt Saint in einen bereits okkupierten, aber noch offenen Sarg, verschliesst ihn und lässt ihn samt schreiendem Saint gen Krematorium schweben. Saint endet als Flambe´e.
Highlights aus FRIGHTMARE
Alles wieder in Ordnung, so scheints, in der Gruft, wo Etta und Mrs. Rohmer noch mal Abschied von Ragzoff nehmen. Rohmer will sich alleine verabschieden, also macht Etta den Abflug. Aber Rohmer ist nicht ganz selbstlos, denn kaum allein, zieht sie dem Toten alle Ringe vom Finger. „Das sind die Geschenke, die du mir immer versprochen hast“. Oha, Rohmer war wohl mal Ragzoffs Gspusi. Sie filzt die Leiche weiter und findet in der Tat ein gerolltes Bündel Geldscheine in der Capetasche des Stars (!!!). Bevor sie das allerdings einsacken kann, erhebt sich Ragzoff einmal mehr und stopft Rohmer mit dem Geldbündel das Maul bis zur Erstickung. „Kommen Sie zu mir, meine Liebe,“ verkündet ein weiteres Videoeinspiel, begleitet von Neonblitz und Donner, während Etta lächelnd das Mausoleum verlässt.

Ein letztes Mal meldet sich Ragzoff per Videoeinspiel… die Hölle, so verkündet er, ist gar nicht so schlimm, nur das Essen zu lang gekocht und der Champagner nur aus Kalifornien…
Bewertung

FRIGHTMARE aka THE HORROR STAR ist irgendwie ein Film der verschenkten Möglichkeiten. Die Grundidee ist klasse – ein verstorbener Horrorstar nimmt Rache aus dem Jenseits, das klingt doch gut. Wäre vielleicht auch gut geworden, wenn man seiner eigenen Idee auch getraut hätte. Viele Fans hätten, auch ob der Einführung des technisch toll ausgestatteten Mausoleums, damit gerechnet, dass eine Gruppe Einbrecher IN DEM MAUSOLEUM den Auflauerungen eines Zombie-Ragzoffs oder nur diversen Fallensystemen, kommentiert per Video, ausgesetzt wird. Das wäre ein pfiffiges Szenario geworden, an dem man seinen Spass hätte haben können. So aber fehlt den Kreatoren des Streifens die notwendige Chuzpe und FRIGHTMARE entwickelt sich nach gut vierzig Minuten Vorlauf zu einem relativ uninspirierten Teenie-Slasher. Wäre für sich allein immer noch gar nicht so schlimm, denn selbst ein gut gemachter Teenie-Slasher kann ja Laune machen und immerhin war dieses Genre 1982 noch nicht so totgetreten wie schlappe zehn oder zwanzig Jahre später, aber der Streifen hat halt noch ein paar ganz andere grundlegende Probleme.

Zum Beispiel ist der Streifen furchtbar unspektakulär. Das kann natürlich an der um drei Minuten getrimmten deutschen FSK-16-Fassung liegen, die Gore-Effekte nur schamhaft andeutet – immerhin war mit Jill Rockow eine relativ reputierte Make-up-FX-Artistin am Werke, aber selbst wenn die FX in der deutschen Fassung enthalten gewesen wären, so bezweifle ich, dass man sie tatsächlich gesehen hätte, denn der Film bzw. die interessanten Stellen desselben spielen grundsätzlich in Dunkelheit. Dass man auch Dunkelheit so ausleuchten kann, dass man von der Action on screen auch etwas mit eigenen Augen erkennen kann, sollte sich eigentlich auch 1982 schon unter Filmemachern rumgesprochen haben, allerdings wohl nicht zu den hier verantwortlichen. Lediglich die Enthauptung von Jeffrey Combs ist – nicht nur aus horrorfilmhistorischen Gründen – ganz ansehnlich gelöst worden. Ansonsten schleppt sich der Film nach dem vielversprechenden Beginn eine Weile vor sich hin, bis er dann in der letzten halben Stunde versucht, Tempo und Spannungsschraube anzuziehen, allerdings mehr oder minder nur von Mord zu Mord hangelt, ohne wirkliche Spannung aufzubauen.

Das wiederum liegt daran, dass die Charaktere selten uninteressant gezeichnet sind. Conrad Ragzoff könnte zwar prinzipiell ein höchst interessanter Villain sein (seine Angewohnheit, ihm lästige Regisseure abzumurksen, ist witzig, hätte aber besser ausgebaut werden können), aber im Filmverlauf ist er doch nicht viel mehr als ein x-beliebiger Michael-Jason-Krueger mit dem kleinen Gizmo, sich übernatürlicher Fähigkeiten (Telepathie, Telekinese) bedienen zu können – das schient aber nur als reines Plot Device gedacht zu sein als durchdachte Absicht. Die, öhm, Helden sind selten uninteresant. Wir erfahren basically überhaupt nichts über sie, ausser dass sie einen „Filmclub“ haben, offenbar Horrorfans sind und im speziellen Ragzoff verehren. Warum sie dann dessen Grab schänden, bleibt im Unklaren – ich glaube kaum, dass echte Bela-Lugosi- oder Boris-Karloff-Fans es für eine tolle Idee hielten, mit der Leiche des Idols ne Party zu feiern. Wie gesagt, eine echte Persönlichkeit hat keiner der Charaktere verliehen bekommen, es sind farblose Pappcharaktere ohne Tiefe, die also auch kein Interesse erwecken können und so beschränkt sich das „Mitgefühl“ dese Betrachters schlicht und ergreifend auf das Mitraten, wer nun als nächster den Löffel reichen wird. Bodycount kann man durchaus spannender gestalten.

Wie schon angedeutet, ist dabei die Inszenierung ziemlich dröge und manchmal recht TV-filmmässig statisch (wenn ich´s nicht besser wüsste, tät ich sowieso sagen, dass es sich um einen Fernsehfilm handelt), Drehbuchautor und Regisseur Vane (kein Meister seiner Zunft, irgendetwas bedeutendes sucht man in seiner Vita vergebens) bemüht sich gar nicht erst, irgendwelche Überraschungsmomente einzufiedeln. Der Plot Twist gen Ende um die gierige Mrs. Rohmer läuft natürlich ins Leere, da diesbezüglich nicht das geringste angedeutet wurde, keine Beziehung zwischen Rohmer und Ragzoff irgendwo mal dezent ins Bild gerückt wurde. Es wirkt einfach aufgesetzt.

Die schauspielerischen Leistungen passen sich dem adäquat an. Ferdy Mayne, Hansdampf in allen Gassen und Ländern, ist ein Guter, das wissen wir spätestens seit seiner Darbietung als Graf Krolock in Polanskis TANZ DER VAMPIRE und ab und an verirrte er sich immer wieder mal in Horrorfilme, wenn er nicht gerade in Deutschland Fernsehfilme drehte oder Ausflüge nach Frankreich unternahm (einer seiner besten Auftritte findet sich in der grandiosen Louis-de-Funes-Komödie HASCH MICH, ICH BIN DER MÖRDER) – hier ist er zweifellos der beste Akteur, allerdings versprüht er seinen gewissen diabolischen Charme nur als „Lebender“, d.h. in der Prolog-Sequenz und in den diversen Videoeinspielen (mann, was hätte man aus dem Stoff machen können… ich fühle mich glatt bemüssigt, aus dem Stoff ein GUTES Script zu machen :-)), als Zombie agiert er recht, äh, zombiemässig. Ansonsten sind eigentlich nur zwei weitere Akteure erwähnenswert. Luca Bercovici schloss sich im weiteren Verlauf seiner Karriere zwischenzeitlich dem Charles-Band-Clan an und inszenierte 1985 den kommerziell erfolgreichen (und dreimal fortgesetzten) Schnellschuss GHOULIES, erweist sich hier aber nicht gerade als begnadeter Schauspieler.

Über Jeffrey Combs viel zu erzählen, hiesse Eulen nach Athen tragen – wer sich halbwegs im Horrorbereich auskennt, weiss, wer Combs ist und dass er durchaus nicht nur ein Kultstar, sondern ein annehmbarer Akteur ist. Hier hält er sich im Vergleich zu seinen Ensemblekollegen durchaus wacker, wenn man berücksichtigt, dass er die Rolle nur erhielt, weil seine Haarfarbe zu dem bereits vorher angefertigten Prop des abgetrennten Kopfs passte (!!! – Typecasting, wie man es sich vorstellt). Hätte seine Rolle etwas mehr Tiefgang (oder wenigstens zwei-drei vernünftige Dialogzeilen), könnte er vermutlich schon in diesem Frühwerk zeigen, was er drauf hat.

Sind wir schon wieder bei Fazit-Time? Tatsache… FRIGHTMARE aka THE HORROR STAR – ein Film, aus dem etwas hätte werden können, hätte man das Drehbuch ein bisschen umgeschrieben (ein bisschen SEHR umgeschrieben) und der Grundidee etwas mehr über den Weg getraut (es gibt Gerüchte, dass der Film als Parodie gedacht war – wenn ja, gibt´s dafür verdammt wenige Lacher). So aber bleibt es bei einem ziemlich unspektakulären Slasher, der lediglich aufgrund seiner originellen Idee von Interesse ist. Weder Gorehounds noch Nailbiter werden an diesem Film ihre rechte Freude haben. Einzig als Sammlerobjekt für beinharte Jeffrey-Combs-Fans dürfte FRIGHTMARE von gesteigertem Interesse sein – und natürlich für Freunde von Ferdy Mayne, dem singulären Highlight des Streifens.

(c) 2001 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 4


mm
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