The Help

 
  • Deutscher Titel: The Help
  • Original-Titel: The Help
  •  
  • Regie: Tate Taylor
  • Land: USA/Indien/Vereinigte Arabische Emirate
  • Jahr: 2011
  • Darsteller:

    Emma Stone (Skeeter Phelan), Jessica Chastain (Celia Foote), Bryce Dallas Howard (Hilly Holbrook), Viola Davis (Aibileen Clark), Octavia Spencer (Minny Jackson) u.a.


Vorwort

„The Help“ ist ein kleiner Film, der sich vergangenes Jahr überraschend zu einem veritablen Hit entwickelt hat und sich für mehrere Woche an die Spitze der Charts setzte (zumindest in den USA) und von der Kritik mehrheitlich positiv besprochen wurde (76% bei den rotierenden Tomaten). Angepriesen wird er als ein dramatisches, aber auch lustiges, also allgemein herzerwärmendes Antirassismus-Drama. Und wie es sich für ein Antirassismus-Drama gehört, dreht sich der Film vorwiegend um zwei weiße Schnepfen:

Auf der einen Seite haben wir Skeeter (Emma Stone), eine junge Frau, die eben ihr Journalizismus-Studium in New York abgeschlossen hat und nun nach Hause zurückkehrt, also nach Jackson, Hauptstadt von Mississippi (und bekanntlich von June Carter und Johnny Cash in einem Song verewigt, der auch im Film angespielt wird). Der örtliche Hühnerstall dummer Bimbos wird von ihrer Kindheitsfreundin Hilly Holbrook (Bryce Dallas Howard) regiert, die sich gerade mit einer Hygiene-Initiative hervortut. Ziel besagter Initiative: Die Häuser der Oberschicht sollen mit Außentoiletten für schwarze Bediensteten ausgestattet werden. Wär ja noch schöner, wenn sich weiße und schwarze Ärsche dieselbe Brille teilen.

Skeeter ist das Rassengetue ihrer Altersgenossinnen eher fremd, stattdessen stürzt sie sich in die Arbeit fürs Jackson Journal, wo sie die Haushaltstipps-Kolumne übernimmt – freilich ohne irgendeine Ahnung vom Haushalten zu haben. Sie behilft sich, indem sie Aibileen (Viola Davis), das schwarze Hausmädchen einer ihrer Kolleginnen, um Rat fragt.
Allerdings kommt sie zunehmend von ihrem eigentlichen Auftrag ab und verfolgt ein anderes Ziel: Sie will ein Buch über das Leben und Leiden der schwarzen Hausmädchen in Jackson schreiben. Erklärt sich zu Anfang nur Aibileen bereit, ihr Rede und Antwort zu stehen, kommt bald die lustige Minny (Octavia Spencer) hinzu, die ein loses Mundwerk und eine Vorliebe für gebratenes Hähnchen mitbringt (ach, diese Neger). Und nachdem ein Schwarzer auf offener Strasse erschossen wird, erzählen auch die restlichen Haushaltshilfen von Jackson Skeeter ihre Lebensgeschichten.
Jedenfalls der Theorie nach. In Wirklichkeit reden die Beteiligten vor allem darüber, wie heikel und gefährlich das ist, was sie da machen, und tatsächlich … ach ne, es passiert keinem was. Puh, Glück gehabt.

Bei der anderen weißen Schnepfe handelt es sich um Celia (Jessica Chastain), eine blonde White-Trash-Göre, die krampfhaft um die Anerkennung von Hillys Clique kämpft. Sie wird von besagter Clique allerdings geschnitten, weil sie der Ober-Rassistin einst den Ex ausgespannt hat (per vorehelicher Schwangerschaft). Jetzt verbringt sie ihre Zeit damit, am Laufmeter Fehlgeburten zu haben und diese jeweils im Garten zu beerdigen. Zudem versucht sie, ihren Mann mit ihren haushälterischen Fähigkeiten zu beeindrucken, aber ganz ähnlich wie Skeeter verfügt sie über keine solchen. Aber zum Glück gibt es da die lustige Minny, die eben von Hilly gefeuert wurde (weil sie deren Toilette benutzt hat) und verzweifelt nach einer neuen Stelle sucht, weil sie sonst von ihrem Mann verprügelt wird (ach, diese Neger).


Inhalt

Schokoladenkuchen

In einer Schlüsselszene von „The Help“ tischt die lustige Minny ihrer ehemaligen Chefin einen Schokoladenkuchen auf, in den sie die eigene Scheiße verarbeitet hat. Ein passendes Bild für diesen Film: Solang man eine Antirassismus-Botschaft ranhängt, kann man jeden Scheißdreck verkaufen – und das Publikum frisst ihn mit Genuss.

Bäcker des cinematographischen Kacke-Kuchens war Tate Taylor, der bis anhin vorwiegend als unbedeutender Nebendarsteller unterwegs war („I Spy“) und vor „The Help“ gerade mal einen Kurzfilm namens „Chicken Party“ (mit Octavia Spencer in der Hauptrolle, die vermutlich schon dort die hähnchenfressende lustige Negerin spielte) sowie eine mir völlig unbekannte Komödie namens „Pretty Ugly People“ inszenierte.
Vorlage für seinen Film war der Debütroman der Schriftstellerin Kathryn Stockett (eine alte Freundin von Taylor), die selbst als behütetes Kind der weißen Oberschicht in Jackson aufwuchs und von schwarzen Hausmädchen großgezogen wurde, bevor sie zwecks Journalismus nach New York auswanderte und dort für ein Buch über die besagten schwarzen Hausmädchen zu recherchieren begann (das erinnert mich doch an irgendwas …).

Als das Buch herauskam, wurde Stockett übrigens von einer ehemaligen Angestellten ihres Bruders verklagt. Abilene (!) Cooper warf ihr vor, für den Roman ohne Erlaubnis ihre Lebensgeschichte verbraten zu haben. Das muss man sich mal auf den Hirnwindungen zergehen lassen: Stockett hat eine schwarze Frau ausgebeutet, um ein Buch gegen Rassismus zu schreiben. Das kann ja heiter werden.

Fassen wir bis hierhin mal zusammen: „The Help“ basiert auf dem Buch einer ausbeuterischen Weißen, wurde von einem Weißen inszeniert und dreht sich um zwei weiße Protagonisten. Kein Wunder also, lautet die eigentliche Botschaft des Filmes, dass es im Mississippi der 1960er mehr gute Weiße gab, als es diese verschreckten Neger wahrhaben wollen.
Eine weitere Schlüsselszene des Filmes: Die lustige Minny wird auf ihrem Weg zu Celias Anwesen von deren Mann überrascht. Dazu muss man wissen, dass Celia ihrem Gatten die Anwesenheit der Haushaltshilfe verschwiegen und Minny schon die ganze Zeit Angst hat, dass ihr Tun auffliegt und besagter Gatte sie an Ort und Stelle lyncht. Aber, haha, Minny hat sich ganz umsonst Sorgen gemacht, denn der gute Mann ist total locker drauf und hat überhaupt nichts gegen Schwarze. Ach, diese dummen Neger und ihre völlig unbegründeten Ängste. (Die Ausnahme sind natürlich prügelnde Neger-Ehemänner, die sind tatsächlich eine reale Gefahr.)
Glaubt man dem Film, waren die Weißen damals eigentlich ganz okay, litten aber genau so wie die Schwarzen unter dem Regime von Hilly Holbrook. Wenn doch nur solche bösen EinzeltäterInnen nicht gewesen wären!

Dafür gab es messianische Gutmenschinnen wie Skeeter, die nichts unversucht ließen, um ihren schwarzen Zeitgenossen zu helfen. So wie Martin Luther King und John F. Kennedy auf derselben Stufe standen (beide Attentate kommen in „The Help“ als Hintergrundrauschen vor), so stehen auch die schwarzen und weißen Bürgerrechtskämpfer auf derselben Stufe. Das Problem waren nicht die Weißen, das Problem waren die bösen Weißen. Die guten Weißen hingegen stehen ihren schwarzen Brüdern und Schwestern nicht nur bei, sie überzeugen sie überhaupt erst davon, für sich selbst einzustehen und sich gegen ihre Unterdrücker zu wehren! Gelobt sei Skeeter!
Übrigens: Die Story um die engagiert Journalistin hat keine realen Vorbilder im Jackson der 60er, aber die Parallelen zu Kathryn Stocketts Lebensgeschichte liegen auf der Hand. Stockett versetzt also ihren literarischen Klon ins alte Jackson, wo sie wie Jesus und Kennedy in einem wirkt. Mit anderen Worten: Skeeter ist Stocketts aus weißer Schuld und Rechtfertigungszwang geborene, geschichtsrevisionistische Mary Sue. „The Help“ dreht sich nicht um die Situation der Schwarzen, der Film dreht sich darum, dass die Weißen gar nicht so schlimm sind, wie die blöden Neger immer sagen.

Das Leiden der schwarzen Hausmädchen? Interessiert nicht wirklich. Die schwarzen Nebenrollen? Eindimensionale Stereotype und lustige Pausenclowns. Die Erlebnisse verwöhnter weißer Klassenkämpferinnen sind viel spannender – da wird dann auch so viel unnötiger und für den Plot nicht von Belang seiender Mist wie möglich reingewürgt: Die Mutter der weißen Heldin hat Krebs. Die weiße Heldin lernt einen jungen Mann kennen, der anfangs ihre freche Art schätzt, schließlich aber mit ihrem Buchprojekt nicht klar kommt. Hillys Mutter (Sissy Spacek!) wird senil und ins Altersheim abgeschoben. Und da wäre natürlich noch die melodramgetränkte Nebenhandlung um das blonde Dummchen Celia. So kommt man ganz gut auf 150 Minuten, ohne sich ernsthaft mit Aibileen, Minny und den anderen schwarzen Hilfsangestellten befassen zu müssen. Sie dienen einzig dazu, die Figurenentwicklung der weißen Hauptfiguren zu stützen.

Gott behüte, dass sich ein Film über Rassismus um Neger dreht.

Zugegeben, „The Help“ ist kein Einzelfall. Wie nicht zuletzt die verdienten Helden von Cracked.com ausführlich ausgeführt haben, ist Hollywood noch heute bis in seine Grundfesten rassistisch und sexistisch – hilariöserweise gerade auch dort, wo es vorgeblich um Toleranz und Kulturaustausch und ähnlichen schwulen Mist geht.

Klein-Mäxchen-Drama

Als sei dies alles nicht würgreizend genug, wird „The Help“ auch noch mit schwerfälligem Drama zugeschissen, dass einem Hören und Sehen vergeht. Das Konzept von Tragikkomödien ist kein Neues, aber Taylor und Co. gelingt es nicht, für ihren Film eine gescheite Balance hinzukriegen. So wird zum Beispiel an einer Stelle plötzlich ein Monolog Aibileens reingewuchtet, in dem sie vom gar tragischen Tod ihres Sohnes berichtet – ein Bericht, der an klischiertem Tränengedrücke nicht zu überbieten ist und die Grenze zur unfreiwilligen Komik mit Leichtigkeit überschreitet. Kein Einzelfall: Als Aibileen schließlich gegen Ende entlassen wird und das dreijährige Töchterchen des Hauses kreischend und weinend am Fenster steht, wär ich fast gestorben vor Lachen.
Minny und Aibileen bedanken sich bei ihrer gütigen Erlöserin

Den Elch schießt jedoch Celia mit ihrem Fehlgeburten-Gärtchen ab: Die kleinen Bäumchen, die sie pflanzt, sollen auf schockierende Art und Weise klar machen, wie viele arme kleine Föten dort vergraben sind, aber die schräge Komik des Bildes beerdigt jeden Anflug von echter Betroffenheit gleich mit. So etwas gehört nicht in ein ernst gemeintes Drama, sondern in eine geschmacklose Deppenkomödie.
Alles in allem kommt es einem vor, als würde sich der Regisseur in regelmäßigen Abständen mit der Brechstange dazwischenzwängen und sagen: „So, jetzt sind wir mal für ein paar Minuten ganz, ganz, GANZ traurig, bevor wir wieder über die lustigen Neger und ihre Vorliebe für gebratenes Hähnchen lachen.“

Das Ende ist dafür derart verkitscht und märchenhaft „alles wird gut“-mässig, dass man auf der Stelle kotzen möchte. Niemandem ist was passiert, alle leben glücklich und zufrieden weiter und Hilly hat ihre ganze Macht verloren, weil Aibileen ihr gesagt hat, dass sie eine gottlose Frau sei. Selbst das Hausmädchen, das die böse Ober-Rassistin ins Gefängnis gebracht hat, amüsiert sich im Knast köstlich mit Skeeters Buch. Ach, diese Neger.

Fazit

Ein derart konsequent rassistisches Antirassismus-Drama wie „The Help“ muss man erst einmal hinkriegen. Und der kitschige Melodramen-Scheiss ist auch nicht für jedermann. Freunde unfreiwilliger Komik werden aber durchaus bedient.

Nun, was haben wir heute gelernt?

Die Weißen im Mississippi der 1960er waren eigentlich ganz in Ordnung
Die Schwarzen verdanken ihre Befreiung den Weißen
Schwarze sind lustige Pausenclowns, die gern gebratenes Hähnchen essen
Neger hantieren mit der eigenen Scheiße

Und damit willkommen im neuen Jahr.

1/5
(c) 2012 Gregor Schenker


mm
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