The Hard Word

 
  • Deutscher Titel: The Hard Word
  • Original-Titel: The Hard Word
  • Alternative Titel: The Australian Job |
  • Regie: Scott Roberts
  • Land: Australien
  • Jahr: 2002
  • Darsteller:

    Guy Pearce (Dale Twentyman), Rachel Griffiths (Carol), Robert Taylor (Frank), Joel Edgerton (Shane Twentyman), Damien Richardson (Mel Twentyman), Rhondda Findelton (Jane)


Vorwort

Es ist eigentlich ein für alle Beteiligten perfektes Arrangement – die wegen läppischer Nebensächlichkeiten wie ein paar Banküberfällen in U-Haft schmorenden Twentyman-Brüder (Denker Dale, Gemütsmensch Mel und Hitzkopf Shane) nutzen mit Hilfe ihres cleveren Anwalts Frank und des korrupten Gefängnisdirektors großzügig gewährte Freigänge, um Geldtransporter u.ä. lohnende Objekte zu berauben. Das geht zwei Jahre lang gut, bis Dale Verdacht schöpft, daß die Twentymans (hm, der Name erinnert mich an einen alten Witz aus meiner Heimat: „Was sind achtzig Mann auf einem Moped? Der Vierzigmann und sein Bruder.“ Ha-ha) mächtig abgelinkt werden – erstes Indiz: Dale bemerkt, dass sein attraktives Eheweib Carol offensichtlich nicht in stiller Treue auf seine Entlassung wartet, sondern mit Frank angebändelt hat, zweites Merkmal: anstelle der versprochenen Freilassung dürfen die drei Brüder nach ihrem letzten Coup noch einmal unbefristet einfahren… Als tatsächlich die Freiheit ruft, wollen die Brüder eigentlich dem Kriminellentum ade sagen, doch Frank hat einen Super-Coup auf der Pfanne – die Buchmacher-Umsätze des größten australischen Pferderennens. Widerstrebend lassen sich Dale & Co. auf den Überfall ein, der, da Frank im Bestreben, die Twentymans unauffällig auszuschalten, externe Kräfte angeheuert hat, in einem Blutbad endet…


Inhalt

Auch im fernen Australien erkennt man einen modischen Trend, wenn er ein Känguruh in die Nase beißt, und versucht sich nach Kräften anzuhängen. Gut, mittlerweile sind schwer Tarantino-beeinflußte ironisch-zynische Gangsterfilme nicht mehr absolut „a la mode“ (mit dem Produktionsjahr 2002 ist „The Hard Word“ schon ein ziemlicher Nachzügler auf dem Gebiet), aber ich persönlich seh diese netten gewalttätigen Gangsterplotten mit dem Motto „jeder bescheißt jeden“ immer wieder gern. „The Hard Word“ gibt sich auch alle Mühe, sich nicht hinter den prominenten Vertretern des Subgenres verstecken zu müssen, scheitert aber letztlich knapp am eigenen Anspruch. Das kommt hauptsächlich daher, dass das Script zwar sicherlich glaubt, ungeheuer clever zu sein, aber im Vergleich zu wirklichen modernen Klassikern wie „Reservoir Dogs“ oder „Bube Dame König grAs“ zu eindimensional, zu wenig überraschend, zu wenig komplex ist. Das beginnt zwar noch ganz vielversprechend mit dem Set-up der quasi aus dem Knast heraus organisierten Überfälle, wird jedoch spätestens zur Filmmitte, als die Twentymans die Freiheit wiedergewinnen, eher konventionell-geradlinig, was natürlich nicht das schlechteste sein muß. Aber so richtig der „echte Reißer“ mag sich nicht einstellen – „The Hard Word“ bleibt nett anzusehen und langweilt nicht, aber fetzt einen auch nicht pausenlos vom Stengel – die Dialoge sind zwar gelegentlich recht pfiffig, manchmal aber auch etwas zu gewollt „hip“ und insgesamt hätte dem Film die ein oder andere Action-Sequenz mehr nicht geschadet.

Ich denke, ein Großteil dieser Problematik ist der Tatsache geschuldet, dass der altgediente Drehbuch-Veteran Scott Roberts (seit 1984 als Autor im Geschäft) sich hier erstmals als Regisseur versuchte. Trotz einer ansprechenden technischen Gestaltung, was die ausgezeichnete Kamerarbeit (unterkühlte Farben stehen im Vordergrund), angeht, fehlt Roberts‘ Inszenierung die rechte Dynamik, um’s salopp auszudrücken, der entscheidende „Tritt in den Hintern“. Wie gesagt – der Film langweilt nicht und nimmt sich nur wenige Auszeiten, aber der ganz große Drive mag sich nicht einstellen – in seiner „großen“ Standout-Szene (der Durchführung des Überfalls auf die Buchmacher) deutet der Streifen an, dass insgesamt mehr drin gewesen wäre. Ich kann aus Sicht des Autors nachvollziehen, dass man sein Script am liebsten selbst verfilmt, aber es wäre wohl ratsam gewesen, wenn Roberts – gerade in einem Subgenre, in dem es verhältnismäßig „einfach“ ist, ein solides Script abzuliefern und man dem Film am ehesten über den visuellen Stil, die Inszenierung eine eigene Identität geben kann – sein Ego zurückgestellt und mit einem routinierten Regisseur zusammengearbeitet hätte. Der hätte dann vielleicht auch aus dem durchaus routinieretn Cast noch ein Quentchen mehr rausholen können. Guy Pearce, seit der Drag-Queen-Comedy „Priscilla, Queen of the Desert“ on the list und in Hollywood mit „L.A. Confidential“ und „Memento“ überaus positiv aufgefallen, geht relativ entspannt an die Sache – eine zwar sympathische, aber letztlich nicht wirklich zwingende Performance des ehemaligen Soap-Stars aus „Neighbours“. Zumal ihn auch keine rechte chemistry mit Rachel Griffiths („Muriels Hochzeit“, „Die Hochzeit meines besten Freundes“, „Blow“) verbinden mag. Griffiths (in blonder Perücke sehr attraktiv) hat zudem das Problem, dass ihr Charakter zwar letztlich vital für den Film und die unterschiedlichen Beziehungen zwischen den Protagonisten ist, irgendwie aber trotzdem „underwritten“ bleibt. Die Newcomer Joel Edgerton („Star Wars Ep. 2 + 3“) und Damien Richardson liefern ansprechende Leistungen ab, ebenso der australische TV-Veteran Robert Taylor als schmieriger und doublecrossender Anwalt (ha!) Frank.

Bildqualität: Sunfilm präsentiert „The Hard Word“ in einem sehr ansehnlichen 2.35:-Widescreen-Transfer. Die kalten Farben des Films werden ansprechend umgesetzt, ein wenig mehr Kantenschärfe hätte nicht schaden können, dafür kann der Kontrast überzeugen. Ein-zweimal stören kleinere Störblitze das uneingeschränkte Sehvergnügen, aber darüber kann man durchaus hinwegsehen. Insgesamt also wenig zu kritisieren.

Tonqualität: Auch hier hat man bei Sunfilm zumeist wenig zu motzen, fünf Tonspuren erfreuen den Käufer – deutscher und englischer Ton liegen jeweils in 5.1- und 2.0-Dolby-Digital-Mixen vor, zudem gibt’s die bei Sunfilm schon fast obligatorische DTS-Spur. Besonders die 5.1-Spuren können voll überzeugen, wobei ich (entgegen meiner sonstigen Überzeugungen) letztendlich die deutsche Spur bevorzugte (australischer Akzent ist doch auf die Dauer erheblich anstrengender als z.B. waliser). Alle Tonspuren bestechen durch absolute Klarheit und ausgezeichnete Abmischung von Dialogen, Musik und Geräuscheffekten, wobei die 2.0er-Spuren naturgemäß eine Idee „schwammiger“ wirken als die superscharf getrennten 5.1er-Tracks.

Extras: Neben dem Originaltrailer, den üblichen Biographien und einer angemessenen deutschen Untertitelspur finden sich „Highlights von Cast & Crew“ und „Interviews mit Cast & Crew“. Der erstgenannte Punkt ist dabei vollkommen überflüssig, weil sämtliche dort getätigten Aussagen der Beteiligten auch in der ausführlicheren Interview-Sektion vorkommen, in den „Highlights“ werden diese Statements lediglich mit ein paar Filmszenen untermalt – unnötig. Die Interviews selbst sind wieder mal von der eher selbstbeweihräuchernden Sorte und verraten relativ wenig interessantes. Eine Trailershow auf drei andere Sunfilm-Titel rundet die Bonusfeatures ab – zwar ist das Bemühen Sunfilms erkennbar, etwas „value for money“ auf die Disc zu packen, aber – ganz in der Tradition des Hauptfilms – der große Reißer findet sich auch im Zusatzmaterial nicht.

Fazit: „The Hard Word“ ist insgesamt ein eher durchschnittlicher Vertreter des modernen Gangsterfilm-Subgenres. Der Streifen hat trotz sichtlicher Anstrengungen insgesamt von allem ein wenig zu wenig – Witz, Action, Spannung, das alles ist zwar vorhanden, mag sich aber nicht ganz zu einem einheitlichen Ganzen verbinden, wozu auch der lack of chemistry zwischen Pearce und Griffiths beiträgt, obwohl der Film ansonsten recht ansehnlich gespielt ist. Ich bleib dabei – ein routinierterer Regisseur hätte mit dem nicht uninteressanten Stoff etwas mehr anstellen können als Debütant Roberts. Wer aber auf den modernen Gangsterfilm steht und nach neuen Filmen dieser Richtung hungert, kann mit „The Hard Word“ auch nicht viel falschmachen. Die DVD von Sunfilm überzeugt in bild- und tontechnischer Hinsicht durchaus, lediglich ein paar interessantere Bonusdreingaben hätte das Label auftreiben können.

3/5
(c) 2004 Dr. Acula


mm
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