The Gingerdead Man

 
  • Deutscher Titel: The Gingerdead Man
  • Original-Titel: The Gingerdead Man
  •  
  • Regie: Charles Band
  • Land: USA
  • Jahr: 2005
  • Darsteller:

    Gary Busey (Millard Findlemeyer/The Gingerdead Man), Robin Sydney (Sarah Leigh), Ryan Locke (Amos Cadbury), Larry Cedar (Jimmy Dean), Alexia Aleman (Lorna Dean), Margaret Blye (Bettie Leigh), Jonathan Chase (Brick Fields)


Vorwort

Der Killer Millard Findlemeyer überfällt ein Diner und legt in diesem Zusammenhang zwei Gäste um – den alten Bäcker James Leigh und dessen Sohn Jeremy. Schwester Sarah überlebt und nicht zuletzt aufgrund ihrer Aussage landet Millard auf dem elektrischen Stuhl.

Während für Sarah das Leben nicht unbedingt besser wird – die Familienbäckerei geht vor die Hunde, Mama Bettie hängt an der Jack-Daniels-Flasche und Jimmy Dean (!), Oberhaupt einer Franchise-Bäckerei-Kette, die direkt gegenüber dem Leigh-Laden eine Filiale eröffnet hat, drängt Sarah zum Verkauf – ist für Millard die Reise noch lang nicht zu Ende. Schließlich ist seine liebe Mama eine Hexe und hat sich die Asche ihres Sohnemanns nach Hause schicken lassen.

Eines schönen Abends erhält die Leigh-Bäckerei eine Lieferung von „Grandma’s Gingerdead Seasoning“. Das Gewürzpulver will Sarah unbedingt ausprobieren, aber ihrem Mitarbeiter Brick passiert bei der Paketöffnung ein verdrießlich Mißgeschick – er schneidet sich in die Flosse und bei der Impromptu-Untersuchung blutet er in das Pfefferkuchengewürzfass (und dass weder Brick noch Sarah dies bemerken, lässt mich wenig wohlwollend über die hygienischen Standards in Leighs Familienbäckerei sinnieren). Uh-fuckin‘-oh.

Im Teig beginnt’s denn auch schnell verdächtig zu blubbern, aber da Sarah damit beschäftigt ist, ihre schießwütige Süffel-Mama davon abzuhalten, den Dean-Laden kurz und klein zu schießen und auch noch ein weiteres unmoralisches Verkaufsangebot, vorgetragen von Jimmy himself nebst seiner Zicken-Tochter Lorna, abzuwehren, bekommt’s erst mal niemand mit.

Sarah backt dann vor sich hin und schiebt einen frisch ausgestochenen Pfefferkuchenmann in den Ofen. Dann allerdings überrascht sie Lorna dabei, Ratten in der Bäckerei auszusetzen – Motto, wer nicht verkauft, dem macht das Gesundheitsamt den Laden zu. Lornas Boy-Toy Amos, stadtbekannter Punk und Tunichtgut, unterbricht den schönsten Catfight und erweist sich als überraschend unbegeistert von Lornas Methoden. Das kann aber alles nicht ausdiskutiert werden, weil ein von den kämpfenden Girls veranstalteter Kurzschluss nun endgültig dafür gesorgt hat, dass Millard Findlemeyers Geist in den Pfefferkuchenmann fahren kann.

In seiner neuen Form mag Millard nicht besonders groß sein, aber seiner Mordlust tut das keinen Abbruch. Natürlich hat er speziell Rache an Sarah im Sinn, aber wenn ihm irgendwer anders vor’s Messer oder ein anderes potentielles Mordwerkzeug läuft, ist ihm das auch recht. So verliert Bettie Leigh erst mal einen Finger und Jimmy Dean, von seiner panischen Tochter per Handy alarmiert, stellt fest, dass er im Kampf Auto gegen Hauswand bestenfalls dritter Sieger werden kann. Aus Sarahs Freundin und Mitarbeiterin Julia möchte Millard ein leckeres Dessert machen, aber Amos und Sarah gelingt es, sie aus dem Kühlraum zu retten.

Dennoch ist guter Rat teuer, denn Millard ist ein patenter Fallensteller – wie Lorna zu ihrem fatalen Leidwesen erfährt – und den Killergnom in der Bäckerei zu finden, um ihm den Garaus zu machen, ist gar nicht so einfach…


Inhalt

Ach Charlie, Charlie, Charlie. Ich sag ja immer wieder, dass Charles Band bei mir einen monumentalen Stein im Brett hat, weil mir Empire und Full Moon viele schöne Stunden beschert haben, aber, Teufel noch mal, irgendwann ist jeder Kredit aufgebraucht, und was Charlie seit Anfang der 2000er auf die zahlende Kundschaft los lässt, geht in vielen Fällen leider nicht mehr auf die vielbeschworene Kuhhaut. Wäre da nicht zwischendurch ein halbwegs kompetentes „Puppet Master“-Sequel oder drei oder ein überraschend komischer „Killjoy“-Film, ich hätte wahrscheinlich schon aufgegeben.

Nun kommt der Qualitätsverlust des Full-Moon-Outputs nicht von ungefähr – der Zusammenbruch des DVD-Markts grad in den USA trifft eine Unternehmung wie Full Moon, die nunmal exklusiv für den Direct-to-DVD-Markt arbeitet, dreifach hart. Wo ein Laden wie Asylum z.B. seinen Kram regelmäßig für Kabelsender wie Syfy & Konsorten dreht, hat Full Moon keinen solchen zuverlässigen Abnehmer und Streaming-Deals wie mit Hulu, Amazon Video oder den hauseigenen Streamingservice Full Moon Direct (obwohl Band in der Hinsicht experimentierfreudig ist und z.B. „Evil Bong 4:20“ zuerst als Stream veröffentlichte, bevor er auf DVD vertickt wurde) buttern das Brötchen auch nicht gerade auf beiden Seiten.

Logische Folge – die Budgets, bei Full Moon eh schon immer spartanisch, sind mittlerweile mikroskopisch und bestenfalls im fünfstelligen Dollarbereich, so dass selbst eigentlich Selbstgänger sein sollenden Franchises wie „Puppet Master“ per Crowdfunding nachgeholfen werden muss, woraus folgt, dass Band kaum mehr externe Regisseure anheuern kann, sondern das meiste inzwischen selbst inszeniert (und Band ist vielleicht zu seiner besten Zeit ein cleverer Produzent gewesen, aber nie ein besonders guter Regisseur), und auch in Punkto Schauspieler nicht mehr auf echte „Stars“ oder wenigstens legitime Talente zurückgreifen kann, sondern mehr oder weniger nehmen muss, was das Arbeitsamt Los Angeles vorbeischickt.

Insofern musste man es anno 2005 schon als Casting Coup verbuchen, dass Charles Band für „The Gingerdead Man“ niemand anderes als den unbestrittenen König von Hollywoods-Vorzeigeirren, Gary Busey (allenfalls herausgefordert von Randy Quaid), verpflichten konnte. Nun war Buseys Karriere auch damals schon vor die Hunde gegangen, aber immerhin – es ist ein Name, den man kennt und sogar mit einem (durchgeknallten) Gesicht verbinden kann, so good for Charlie. Natürlich ist auch ein Busey-im-Karriereloch zu teuer für Charles, um einen kompletten Film mit ihm drehen zu können… wir bekommen Gary daher für ungefähr drei Minuten zu sehen, danach leiht er nur noch dem Killer-Lebkuchenmann die Stimme (wovon man in der deutschen Fassung, die eben auf Amazon Prime im Full-Moon-Kanal zu besichtigen ist, herzlich wenig hat).

Und wenn man sich erst mal damit angefreundet hat, dass jemand, in diesem Falle Charles Band, dem wahrscheinlich mindestens ein Arm abfällt, sollte er in einen Film keine zwanzig Zentimeter hohe Killerkreatur einbauen können, es für eine gute Idee hielt, einen lebendigen Lebkuchenmann auf Mördertour zu schicken, klingt der Gedanke eigentlich ganz witzig. Einen Irren-in-real-life einen killenden Keks spielen zu lassen, der in Ausübung seines Amtes doofe Sprüche klopft, das könnte doch eigentlich ganz passables Trash-Entertainment werden… oder? ODER?

Leave it to Charles Band, dass das ODER die Option ist, mit der wir uns anfreunden müssen – aus einer durchaus im positiven Sinne so beknackten Prämisse einen derart langweiligen Film zu stricken, muss man erst mal hinbekommen. Klar, klar, klar – das Budget gibt nicht viel her, weswegen der Film zu 95 % in der Bäckerei spielt (immerhin – im echten Leben IST die Location eine Bäckerei), die nun aber visuell nicht sonderlich interessant ist. Und Band bzw. seinen Drehbuchautoren fällt auch nicht viel interessantes ein, was sich darin tun könnte. Bei einer Nettolaufzeit von knapp 55 Minuten (!! Dazu kommen 13 Minuten Vor- und Abspann) sollte die Sache schnell in die Pötte kommen, aber nach der zugegeben launigen Teaser-Sequenz mit dem noch humanoiden (naja, was man so „humanoid“ nennt) Gary Busey dauert es viel zu lange, bis der Gingerdead Man endlich gebacken und auferstanden ist – und auch danach ist seine Terrorherrschaft über die Bäckerei nicht gerade elefantös aufregend. Der Bodycount plätschert sich bei drei ein, und der dritte Tod kommt dann auch erst nach dem „Twist“ – wenn man es so nennen will, dass der Geist des Killers in den Körper von Brick wandert, nachdem der den Gingerdead Man kurzerhand aufißt und beseitigt nur den Killer endgültig (bis zum Sequel). Bis auf Lornas zumindest einigermaßen witzigen Abgang sind die Bluttaten des Lebkuchenmanns auch lahm und weitgehend unblutig, und seine Kommentare – zumindest in der deutschen Fassung – auch nicht sonderlich lustig.

Ist halt das alte Lied – ist dein Script nicht gut oder wenigstens lustig, dann sollten wenigstens die Kills Gore und Splatter liefern, aber das würde Geld kosten, und das kann sich Charlie nicht leisten, auch wenn die Creature FX (die wirklich nicht der Rede wert sind) vom Altmeister John Carl Buechler gestaltet wurden.

So schleppt sich „The Gingerdead Man“ eher mühselig über seine knappe Stunde Laufzeit – wobei die darstellerischen Leistungen auch nicht helfen.

Gary Buseys Auftritt zu Beginn ist natürlich das Highlight des Films – in den zwei-drei Minuten gibt er alles, lässt seine Gesichtszüge entgleisen und spielt genau den Bekloppten, den wir ja doch irgendwie alle lieben – fehlt da die optische Komponente, Buseys Charakterkopf zu sehen (und seine echte Stimme dank Synchro nicht zu hören), fällt das Gimmick des sprechenden Kekses halt ziemlich flach – vielleicht fährt die Originalversion da besser.

Nicht besser sein können die Leistungen des Restcasts. Robin Sydney hat zwar einen netten girl-next-door-Look, aber vor Talent quillt sie nicht über (was man auch daran festmachen kann, dass sie bis heute in den Filmen des erweiterten Gingerdead-Man-„Universums“ mitspielt. Dazu später noch ein paar Worte). Männermodel Ryan Locke hat zwar auch einen ordentlichen Look, aber Charisma und Ausdruckskraft einer Stange Weißbrot – immerhin zieht er heutzutage gelegentlich Gastauftritte in TV-Serien wie „Hawaii 5-0“ an Land. Alexia Aleman (Lorna) ist zwar eine ordentliche Zicke, hat’s aber mit der Schauspielerei dann wohl doch bleiben lassen, jedenfalls verzeichnet sie seit 2009 keine Einträge mehr in ihrer Vita. Jonathan Chase (Brick) landete immerhin eine Hauptrolle in der Tyler-Perry-produzierten Sitcom „Love Thy Neighbor“, die aber auch eher unterirdische Kritiken einfuhr, sich aber trotzdem über fünf Staffeln halten konnte (ich glaube, dass Tyler Perry auf einem Stapel kompromittierender Bilder von Film- und Fernsehproduzenten sitzt). Larry Cedar, routinierter Fernsehdarsteller („Deadwood“, im Kino im „The Crazies“-Remake zu sehen gewesen), könnte aus der Jimmy-Dean-Rolle vielleicht etwas machen, hätte man ihm irgendetwas latent Unterhaltsames ins Script geschrieben.

Als Mama Bettie konnte Charlie Margaret Blye verpflichten, immerhin mal sowas wie ein echtes Starlet gewesen und u.a. im Original des „Italian Job“, „Man nannte ihn Hombre“ oder „Entity“ zu sehen gewesen. Leider ist die Performance der 2016 verstorbenen Blye eine einzige Peinlichkeit, zumal Charlie ihr offenbar als einzige Regieanweisung „spiel ’ne besoffene Karen Black“ mit auf den Weg gegeben hat.

Gut, ein neuer Full-Moon-Film muss vermutllich nur ein paar hundert Einheiten verkaufen, um als „Erfolg“ zu gelten, jedenfalls ging „The Gingerdead Man“ in Serie (zunächst noch mit Gary Busey im clever betitelten Sequel „The Passion of the Crust“), dann (ohne Busey, dafür mit einem Stimmenimitator) in ein Crossover mit „Evil Bong“, zu dessen Stammbelegschaft der Killer-Krümel nun gehört (und sich mittlerweile ein „shared universe“ auch mit „Killjoy“ teilt). Dort ist der Keks natürlich endgültig zum Pausenkasper degradiert worden, aber das ist dann auch ungefähr die Rolle, die dafür gerechtfertigt ist. Die Chance, einen wirklich memorablen Low-Budget-Killer zu schaffen, die hat Charlie schon mit diesem ersten Film vergeigt…

(c) 2017 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 3


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