The Gate – Tor zur Hölle

 
  • Deutscher Titel: The Gate - Tor zur Hölle
  • Original-Titel: The Gate
  •  
  • Regie: Tibor Takacs
  • Land: USA
  • Jahr: 1987
  • Darsteller:

    Stephen Dorff (Glen), Christa Denton (Al), Louis Tripp (Terry), Kelly Rowan (Lori Lee), Jennifer Irwin (Linda Lee), Deborah Grover (Mom), Scot Denton (Dad), Ingrid Veninger (Paula), Sean Fagan (Eric), Andrew Gunn (Brad)


Vorwort

Alles schlechte kommt von unten – zumindest für den ca. zwölfjährigen Steppke Glen. Dabei sah das Loch im Boden, das nach Entfernung eines wurmstichigen Baums im Hinterhof entstand, zunächst recht vielversprechend aus, alldieweil Glens bester Kumpel Terry die dort aufgefundenen seltsamen hohlen, kristallinartigen Steine fachmännisch als Drusen und potentiell finanziellen Gewinn bringend klassifiziert. Die rätselhaften Worte, die sich bei der Bergung der Steine auf dem (warum auch immer) mitgebrachten Etch-a-Sketch manifestieren und die man natürlich treudoof laut ausspricht, werden zunächst vernachlässigt. Als sich aber merkwürdige Ereignisse eher übernatürlicher Art – und das stilecht während mehrtägiger Abwesenheit der Eltern, so dass Schwester Al sich als Babysitterin verdingen muss – wie z.B. Levitation während einer Party, häufen, unterzieht Terry, nebenberuflich Headbanger, eins seiner Metal-Alben kritischer Überprüfung. Im Booklet der LP findet sich nämlich der identische Wortlaut und nach der dortigen Gebrauchsanweisung (der mittlerweile bei einem rätselhaften Flugzeugabsturz entleibten Band) handelt es sich um eine Dämonenbeschwörung, die nichts weniger als das Tor zur Unterwelt öffnet und, sofern selbiges nicht fix wieder geschlossen wird, das Ende der Welt bedeuten könnte. Gesagt, getan, doch irgendwas klappt bei der entsprechenden Aktion nicht – das Tor ist weiterhin offen und für Glen, Terry, Al und die bei Al übernachtenden Lee-Schwestern beginnt eine Schreckensnacht. Die Dämonen der Unterwelt (recht possierliche Gesellen) suchen sich Menschenopfer, um ihren Oberdämonenchef auf die Erde zu holen…


Inhalt

„The Gate“ ist zusammen mit „I, Madman“ der Film, auf dem Tibor Takacs, einstmaliger Horror-New Hopeful, seinen mittlerweile durch laue Fernseharbeiten wie für die Sitcom „Sabrina“ und diverse Nu-Image-Hobel heftig ramponierten Ruf aufbaut. Ende der 80er war die kostengünstig hergestellte Produktion ein veritabler Renner auf dem Videosektor und rechtfertigte ein paar Jahre später sogar ein Sequel.

Dabei ist, wenn man sich den Film ohne nostalgische Verklärung und durch die objektive Brille ansieht, mal wieder fraglich, was „The Gate“ wirklich über den handelsüblichen Genredurchschnitt hinaushebt. Mit Sicherheit nicht das Drehbuch, denn die hastig zusammengeklaute Plotte bedient sich eigentlich nur bei bekannten Vorbildern von „Poltergeist“ bis „Gremlins“, garniert das mit ein wenig halbseidenem Okkultkram und serviert das Menü auf für hartgesottenen Horrorgucker eigentlich ungoutierbare teenager-kompatible Weise. Autor Michael Nankin, der der Welt neben dem Sequel noch den naiven „Russkies“ verdankt, ehe er zum Fernsehen wechselte und dort als Drehbuchschreiber und Regisseur (u.a. schrieb oder inszenierte er für „Picket Fences“, „Chicago Hope“, „Monk“ und „Battlestar Galactica“) anheuerte, schafft es nicht, der Story eine eigene Handschrift zu verleihen, sie durch irgendeine clevere Idee von der vergleichbaren Massenware abzuheben (abgesehen davon vielleicht, dass einige Plotpoints, wie der, der ultimativ zum glücklichen Ende führt, selbst für juvenile horror extrem albern daherkommen. Halt, einen einzigen skurrilen Einfall gibt’s dann doch. Den aber verrate ich nicht, weil ich eine fiese Socke bin). Die Story ist vorhersehbar (wäre man gutwillig, könnte man auch „geradlinig“ sagen), die Charaktere eindimensional und überraschungsfrei. Eine Story also eher für ein Publikum, das sich nicht gern den Kopf über Motivationen und Plotentwicklungen zerbricht.

Dass trotz der Einfallslosigkeit des Scripts „The Gate“ doch halbwegs ansehbar daherkommt, liegt zum einen an der Regie von Takacs, der aus den beschränkten Möglichkeiten des Drehbuchs das Optimum herausholt. Ohne etwas für das Genre Revolutionäres auf die Leinwand zu bannen, gelingen ihm einige akzeptable Spannungssequenzen und auch der ein oder andere jump scare – darüber hinwegtäuschen, dass „The Gate“ letztlich aber nichts als der umpfzigste „Schreckensnacht in einem Haus“-Heuler ist, kann er nicht, aber er gestaltet den Ride zumindest einigermaßen kurzweilig, auch wenn es recht lang dauert, bis der eigentliche Horror-Plot in die Strümpfe kommt.

Der andere, und dabei gravierendere Pluspunkt des Films sind seine Spezialeffekte – nein, natürlich kein Splatter oder Gore, wir haben es mit einem Film zu tun, der sich an ein jugendliches Publikum richtet, bemerkenswert sind vielmehr die Creature FX. Auch wenn die Dämonen selbst nicht gerade den Gipfel des Einfallsreichtums darstellen, beweist „The Gate“ einmal mehr, wie man gute altmodische Stop-Motion-Effekte wirkungsvoll einsetzt, was hier überwiegend geschieht. Takacs sollte später in „I, Madman“ (zu deutsch: „Hardcover“) wieder mit Stop Motion arbeiten – er hat dafür einfach ein gutes Händchen. Die technische Qualität der Tricks ist für das vermutete geringe Budget beachtlich, speziell, was die „kleinen“ gartenzwerggroßen Fußvolk-Dämonen angeht (beim großen Oberdämon, der sich einen Kampf mit Glen liefert, indem auch dieser stop-motion-animiert wird, ist die Effektarbeit durchschaubar, aber immer noch auf einem ähnlichen Level wie z.B. in Pyuns „Nemesis“). Zuständig für die Tricksereien ist Randall Cook, der anschließend einige Full-Moon-Filme („Puppet Master II/IV“, „Dr. Mordrid“) betreute und mittlerweile bei Weta Digital gelandet ist, die Blockbuster wie „Herr der Ringe“ oder „I, Robot“ veredeln. Die stimmungsvollen Matte Paintings steuert die legendäre Firma Illusion Arts bei.

Wo wir gerade dabei sind, können wir ja auch ein bissl spoilern (also ggf. den Absatz jetzt überspringen) und ausplaudern, dass „The Gate“, für einen Film, der sich an ein jugendliches Publikum richtet, nur konsequent, nicht mal ’ner Fliege was zuleide tut und sich jeglichem Body Count (und sei’s durch die Schlußpointe) verweigert.

Die darstellerischen Leistungen sind mittelmäßig – wir haben’s hauptrollenderweise mit Kinderdarstellern zu tun, und das ist ja immer so ’ne Sache. Stephen Dorff, der’s durchaus zu etwas gebracht hat („Space Truckers“, „Blade“, „Cecil B. DeMented“, „Alone in the Dark“ [ähem], und sich heute noch dazu beglückwünscht, die Rolle des Jack Dawson in „Titanic“ abgelehnt zu haben), deutet im zarten Alter von 13 Jahren spätere Großtaten noch nicht wirklich an, sein Kumpel Louis Tripp tauchte nach dem Sequel „The Gate II“ (in dem er die alleinige Hauptrolle übernahm) nur noch in „Detroit Rock City“ auf. Christa Denton (als Al recht sympathisch und hübsch anzusehen) machte ebenfalls keine große Karriere (ein Jahr vor „The Gate“ war sie in „8 Million Ways To Die“ neben Jeff Bridges zu sehen). Kelly Rowan (eine der Lee-Schwestern, keine besonders dankbare Rolle) wurde immerhin noch zum gefragten TV-Star mit gelegentlichen Abstechern in Kino-Gefilde („Candyman II“) und ziert heutzutage den Cast der beliebten Teen-Soap „O.C. California“. Scot Denton, einer der wenigen Erwachsenen im Cast, kann in Sofia Copplas „Virgin Suicides“ entdeckt werden.

Bildqualität: Sunfilm packt den Streifen in anamorphem 1.85:1-Widescreen auf die Silberscheibe und stellt mit dem Transfer anspruchslose Gemüter zufrieden. Das Bild ist, ähnlich wie beim jüngst gesehenen „Interceptor“ auf der soften Seite, kann also in Punkto Detail- und Kantenschärfe nicht voll überzeugen. Der Kontrast ist angemessen, die Kompression, auch hier eine Parallele zum „Interceptor“ erscheint mir verbesserungswürdig. Dafür ist der Print frei von Verschmutzungen und, Wunder über Wunder, zum ersten Mal seit langem lief eine Sunfilm-Scheibe auf dem per Zufallsprinzip gewählten Player klaglos durch.

Tonqualität: Die Sunfilm-übliche Auswahl steht auch hier zur Disposition. Die deutsche Synchronspur kann man sich in Dolby 5.1 oder dts reinziehen, den englischen O-Ton in Dolby 5.1. Dubtitles werden mitgeliefert. Die Dolby-Spuren leiden ein wenig unter der drucklosen Präsentation – sie sind rauschfrei und klar verständlich, aber es fehlt der Kick. Etwas mehr Bass und insgesamt ein wenig mehr Power hätten nicht geschadet. Die Musik steht sehr im Hintergrund und ist ein wenig matschig eingemischt.

Extras: Auch hier wie beim „Interceptor“ eher Magerkost – der Trailer, dazu ein paar Biographien auf Texttafeln und die Sunfilm-Trailershow.

Fazit: „The Gate“ ist ein altmodischer Horrorfilm (sofern man von „Horror“ im Wortsinne reden will) – er hat kaum eigene Ideen, sondern setzt nur Fragmente aus dem typischen 80er-Jahre-Mainstream-Horror-Baukasten aneinander. Die sympathisch kurze Laufzeit von 83 Minuten sorgt für die nötige Kurzweil, auch wenn sich das „Wesentliche“ (bzw. wirklich Sehenswerte) auf den letzten Akt konzentriert, die Stop-Motion-Tricks sind aller Ehren wert und verdienen sich bei einem alten Stop-Motion-Fan wie meinereiner ein Anerkenntniskärtchen. Insgesamt empfiehlt sich „The Gate“ aber eher für Genre-Komplettisten und -Nostalgiker. Den sprichwörtlichen Hund hinter’m Ofen hervorzulocken wird mit einem (nicht unbedingt im negativen Sinn zu verstehenen) altbackenen und dazu blutleeren Kiddie-Grusler eher schwierig. Die Sunfilm-Scheibe ist akzeptabel, könnte aber sowohl in Bild und Ton optimiert werden.

3/5
(c) 2005 Dr. Acula


mm
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