The Fantastic Four (1994)

 
  • Original-Titel: The Fantastic Four
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  • Regie: Oley Sassone
  • Land: USA
  • Jahr: 1994
  • Darsteller:

    Reed Richards/Mr. Fantastic (Alex Hyde-White)
    Sue Storm/Invisible Girl (Rebecca Staab)
    Johnny Storm/Human Torch (Jay Underwood)
    Benjamin „Ben“ Grimm (Michael Bailey Smith)
    Dr. Doom/Victor von Doom (Joseph Culp)
    The Jeweler (Ian Trigger)
    The Thing (Carl Ciarfalio)
    Professor (George Gaynes)
    Alicia Masters (Kat Green)
    The Weasel (Chuck Butto)


Vorwort

Abt. Superheldenverfilmungen. Zuletzt beschäftigten wir uns ja mit den, hüstel, freien Bearbeitungen diverser DC-Comic-Heroen wie Superman und Batman, höchste Zeit, daß wir uns mit der Konkurrenz von Marvel beschäftigen. Bevor sich Marvel-Lizenzen durch X-Men und Spiderman als solche zum Kohle scheffeln entpuppten, war der Hausrekord der Marvel-Verfilmungen eher bescheiden – wenn man schon einen Albert Pyun an die Ikone Captain America läßt und Dolph Lundgrens Punisher fand seine Kultgefolgschaft ja auch eher weniger unter den Comic-Book-Enthusiasten. Wir wollen uns heute aber einem der großen Mysterien der Filmgeschichte widmen, dem unveröffentlichten Fantastic Four-Film. Bevor ich kurz zur Entstehung des Films anführe, ein paar Abschweifungen zum Comic selbst.

Die Fantastischen Vier waren, zugegebenermaßen, nie mein absoluter Lieblings-Marvel (ich zog Spinne, die Ruhmreichen Rächer, die X-Menschen und selbst Hulk vor) – das lag ironischerweise vielleicht an der kritikerseits ausgemachten Stärke der Fantastic 4, denn ähnlich wie bei Spiderman (wo ich das alles in meiner Jugend aber interessanter gelöst fand) machte die bloße Superhelden vs. Superschurken-Konfrontation allenfalls die halbe Miete aus. Die Vier mußten sich immer auch mit persönlichen, privaten und familiären Problemen herumschlagen (Reed und Sues teilweise unglückliche Ehe, die aus Mr. Fantastic auch schon mal einen Alkoholiker machte, innerfamiliären Nachwuchs, Johnny Storms Ausraster [in einem Parallel-Universums-Angle starb Johnny in Vietnam], Ben „Ding“ Grimms tragische „beauty-and-the-beast“-Liebesgeschichte mit Alicia) – vor allem die wirklich ewig langen story angles machten die „4“ schwer zu verfolgen, speziell zu Condor-Comic-Zeiten, als es keinen eigenständigen Serientitel gab und immer wieder aus dem Zusammenhang gerissene Einzelgeschichten in Sonderheften und Alben verbraten wurden (lediglich der Williams-Verlag, der aber nahezu alle Marvels in Deutschland auch als Einzeltitel vermarktete, hatte der fantastischen Famlile eine eigene Heftreihe gegönnt; aber wie gesagt, da erschienen ja auch „Frankenstein“ und „Dracula“, bis der Jugendschutz dem ein jähes Ende machte). Am unterhaltsamsten fand ich den superheldigen Familienclan meist dann, wenn einzelne Mitglieder desselben mit anderen Marvel-Helden zu Team-ups eingesetzt wurden (es gibt einige sehr spaßige Ding-und-Spinne-Abenteuer).

Die zentrale Nemesis der Fantastischen Vier ist und bleibt bis heute Doctor Doom (hat den Bösen nicht daran gehindert, auch mit diversen andere Marvel-Helden die Klinge zu kreuzen), ein genialer Wissenschaftler, der von dem von ihm diktatorisch beherrschten osteuropäischen Zwergstaat Latvernia aus immer wieder versucht, die Weltherrschaft anzutreten und/oder seinen persönlichen Erzfeind Reed Richards auszuschalten.

Eigentlich also ein relativ solider Stoff für eine Verfilmung, weil alle Zutaten vorhanden sind – Superhelden-Action, human-interest-Drama, Humor (durch Ben Grimms gern gepflegte Sprücheklopferei). Dachte sich auch Bernd Eichinger, der den Stoff nach seinen ersten Hollywood-Export-Erfolgen in den 80ern unter Option nahm. Klar aber wahr wohl auch ihm, daß die Effekt-Technologie noch nicht soweit war, eine adäquate Filmadaption bei vertretbarem finanziellen Aufwand auf die Beine zustellen. So tickte die Lizenz-Uhr unerbittlich – mit dem 31.12.93 wäre Eichingers Option verfallen, wenn er bis dahin den Lizenzgebern nicht einen vorzeigbaren Film präsentieren konnte. Mitte 1993 wurde man bei der Constantin dann doch langsam panisch – die Lizenz wollte man nicht verfallen lassen, aber selbst sah man sich außerstande, in dem kurzen Zeitraum von vier verbleibenden Monaten ein solches Projekt zu stemmen. Was tut der clevere teutonische Filmmogul in einem solchen Falle? Genau, er ruft den einzigen Menschen an, dem es zuzutrauen ist, für wenig Geld und reichlich schnell einen passenden Film zu stricken – Roger Corman. Der machte sich auch prompt ans Werk, baute ein 1,5-Millionen-Dollar-Budget, trommelte einen Cast Handelsklasse B minus zusammen und heuerte als Regisseur Oley Sassone ein, der hierzulande wohl am ehesten durch seine Filme mit Leo Rossi (eine Folge der Relentless-Thriller-Serie und die beiden Fast Getaway-Actionkomödien mit Cynthia Rothrock und einem der Coreys, Haim oder Feldman, fragt mich jetzt nicht, mit welchem) dem Videothekenstammkunden ein Begriff sein könnte.

Alle Beteiligten waren guter Dinge, New Horizons brachte auf seinen anderen Veröffentlichungen den Trailer unters Volk und strebte einen Kinoeinsatz an, die einschlägigen Magazine berichteten, bis Eichinger dem Projekt eine Woche vor der Premiere den Stecker rauszog – selbstverständlich hatte unser Bernd nie die Absicht gehabt, seinen guten Ruf durch die ernsthafte Veröffentlichung einer Low-Budget-Produktion zu gefährden. Er hatte seinen fertigen Film, die Lizenz lief weiter, und mit den Produktionskosten bzw. der Absetzung derselben konnte sich das zuständige Finanzamt rumschlagen. Einzig Corman und seine Getreuen kuckten in die Röhre (wobei ich dem alten Fuchs Roger eigentlich nicht zutraue, dieses Ränkespiel nicht von Anfang an durchschaut zu haben), und natürlich die Filmfans, denn der fertige Streifen verschwand im Giftschrank.

Aber – man kann halt im Leben fast nichts geheimhalten, und so tauchten die ersten Bootleg-Tapes auf und wurden zu heißbegehrten Sammlerstücken – und da wohl kaum damit zu rechnen ist, daß Eichinger eines Tages über seinen Schatten springt und den Film freigibt, wird das auf absehbare Zeit wohl die einzige Möglichkeit sein, sich die Sparstrumpf-Ausgabe des Prestige-Titels unter den Marvel-Comics anzusehen. Womit wir dann endlich beim Thema wären. Zum Dank verpflichtet bin ich übrigens wieder einmal unserem Korrespondenten Torsten Dewi für wertvolle Hintergrundinformationen.


Inhalt

Vorab – die Entstehungsgeschichte der Fantastischen 4 according to the gospel kenne ich nur in groben Zügen – zu außergewöhnlichen Abweichungen der Filmstory von dem, was die Comic-Fans als Bibel ansehen, kann ich daher nicht kompetent berichten, aber es geht uns hier ja auch weniger um Werktreue als um die Qualitäten des Films an sich.

Nach einem recht hübschen CGI-animierten Vorspann, der uns durch unser heimisches Sonnensystem führt und sich gut als Titelsequenz einer Fernsehserie machen würde, finden wir uns an einer Unität wieder, wo ein hochenthusiastischer Physikprof über die nur alle zehn Jahre stattfindende Annäherung der „komentenähnlichen Energiequelle Colossus“ (was immer man sich auch darunter vorstellen kann, darf und muß) daherschwadroniert. Unter seinen Studenten: Streberleiche Reed Richards (dadurch identifiziert, daß er als einziger auswendig den Wert der Lichtgeschwindigkeit in km/h herbeten kann) und sein Kumpel Victor, die gemeinschaftlich in Stille, Bescheidenheit und Zurückhaltung in einem Labor (wer immer ihnen das auch finanziert hat) ein „Prisma“ gebaut haben, mit dem sie die Energiequelle anzuzapfen gedenkenn (warum auch immer, aber bei mad scientists ist die bewährte Antwort ja schon immer gewesen „because I can“). Auf dem Weg zum Lab schaut Reed noch schnell in seinem Wohnheim vorbei, das Mrs. Storm gehört und wo auch Reeds anderer Kumpel Ben Grimm residiert sowie die Storm-Kinder Susan und Johnny (letzterer noch im bestenfalls Vierkäsehochalter). Szene dient zu nothing, außer schnell zu etablieren, daß es die Storms auch schon gibt.

Jetzt aber hurtig ins Labor… Reed hegt seine Zweifel an der Akkuratesse von Victors Berechnungen, aber für Nachkalkulation und Probeläufe sieht der Freund keine Zeit. Während sich draußen allerhand Stern- und Colossus-Gucker sammeln, schalten Reed und Victor ihr Equipment ein und beginnen mit dem Anzapfvorgang (die FX sind erträglich, und angesichts des geringen Budgets schon fast wieder prima). Wie nicht anders zu erwarten geht das Experiment nach Kräften schief, weil die Anlage durchbrennt. Reed will zur Flucht blasen, aber Victor kann sich nicht von seinen Computern trennen und kassiert eine volle Dosis Colossus-Energie. Reed (oder war´s Ben? Sorry, aber da hab ich eine Sekunde lang nicht aufgepaßt) reißt Victor aus der Entladung frei, aber der Busenfreund ist schwer angekokelt.

Und so verkündet der vage osteuropäisch aussehende Arzt im Hospital (den wir allerdings unschwer als einen schon vorher nebst Partner ominös an der Unit rumlurkenden Mysterious Guy identifiziert haben), daß Victor das Zeitliche gesegnet hat. Trauer und Entsetzen bei Reed und seinen Kumpels, doch selbstredend ist Victor noch am Leben und Mysterious Guy und sein Kumpel haben offenbar große Pläne mit ihm: „We must save him“…

Flash Forward, zehn Jahre später. In seinem hübsch futuristisch ausgestatteten Büro (ist das schon das Baxter Building? I forget) plant der früh ergraute Reed Richards (ehrlich gesagt – die Grausträhnung fand ich ein wenig übertrieben, das sieht mehr aus wie Dr. Strange als Reed) den Start seines selbstgebauten Raumschiffs (ich kann jetzt gar nicht sagen, ob der Film das erklärt, weil die Dialoge teilweise ob der nicht ganz so dollen Soundqualität etwas unverständlich blieben, aber wenn ich das richtig aus den Comics in Erinnerung hab, hat Reed seinen Reichtum durch ein Sammelsurium genialer Erfindungen zusammengerafft). Ziel der Weltraumexpedition ist (na, aufgepaßt? Wer kommt alle zehn Jahre wieder?), genau, Colossus – nach Victors vermeintlichem Ableben nimmt Reed die Angelegenheit nämlich sehr persönlich. Als Crew für den Flug schlägt Ben Grimm sich selbst sowie Sue und Johnny Storm vor (die fachliche Qualifikation dieser beiden mag uns zweifelhaft erscheinen, aber Ben meint schlicht „niemand kennt das Projekt so gut wie sie“, und wer sind wir, dem zukünftigen Ding zu widersprechen… oops, hab ich jetzt gespoilert?). Mama Storm ist zwar ein wenig besorgt, daß die Sache am Ende gefährlich werden könnte, aber nachdem Reed (der das anfänglich auch nicht für die allerbeste Idee seit geschnittenem Brot hält) erklärt, daß er selbstpersönlich für Leib und Leben bürge, läßt sich das Muttchen angesichts einer wunderbaren Heldengedenk-Pose in der Tür zu einem „look at that, the fantastic four“ hinreißen (prophetische Worte).

Währenddessen in Latvernia (ich bin mal wieder dank des dumpfen Sounds leicht überfragt, aber ich glaube, daß der Name „Latvernia“ im Film nicht ausgesprochen wird)… wir sehen eine metallische Klauenhand und ein einzig bösartig durch einen Sehschlitz stierendes Auge – Doctor Doom! Nicht schlecht gelöst, der erste Auftritt des supersten aller Superschurken im Marvel-Universum. Doom will sich eine Diamantenlieferung unter den Nagel reißen, und bevor wir uns noch fragen, warum sich die Inkarnation der Evilness mit solch profanen Angelegenheiten beschäftigt, erfahren wir nicht nur, daß es diesbezüglich Konkurrenz in Person des „Jewelers“ gibt (we´ll explain), sondern auch, daß es nicht um ein paar gewöhnliche Klunker geht, sondern einen mindestens kiloschweren Riesenoschi von Stein (der ist in Karat sicherlich nicht mehr meßbar und dürfte im Wert ungefähr beim Bruttosozialprodukt mehrerer mittelgroßer Industriestaaten liegen – in other words: I can´t buy that, und damit mein´ ich jetzt nicht den Diamanten per se) im Besitze von Reed Richards. Der braucht den Brummer für sein Colossus-Projekt – der Diamant soll die ungeheure Hitze und Energie, die das Raumphänomen ausstrahlt, auffangen und verteilen, damit eine Überlastung wie seinerzeit mit Vic vermieden wird. Reed schafft den Stein in sein Labor und schaltet seine Laser-Alarmanlage ein (sind diese Laser nicht normalerweise immer rot und unsichtbar? Reed bevorzugt grün und auch für Blinde gut erkennbar – Klartext: durch dieses Lasernetz zu stapfen, trau ich sogar mir zu). Apropos blind, ganz vergessen – unterwegs von Bank/Diamantenhändler/whatever zu Labor hat Ben Grimm ein blindes Frauenzimmer über den Haufen gerannt, was nicht nur in schmalbrüstigen romantischen Komödien, sondern auch in Comicverfilmungen wie dieser nur in „Liebe auf den ersten Blick (bzw. „die erste Berührung“, soweit es das Mädel angeht)“ enden kann – F4-Fans wissen natürlich, das kann nur Alicia Masters, Dings Dauerflamme und berufsmäßige bildende Künstlerin sein.

Alicia jedenfalls ist in den ihr unbekannten Trampel ebenfalls sofort verliebt und modelliert aus dem Gedächtnis eine Skulptur. Ben ist allerdings nicht der einzige Verehrer – auch der Jeweler hat sein gierig´ Auge auf sie geworfen und möchte ihre ein ganz spezielles Geschenk machen. Während Dooms Henchmen (die beiden vage osteuropäisch aussehenden Kerle aus dem Prolog) Anstalten treffen, in Reeds Labor einzubrechen, ist der Jeweler schon mittendrin statt nur dabei. Ziemlich ungezwungen überhüpft er Reeds Laserbarrieren und tauscht, zum baffen Erstaunen der beobachtenen Doom-Männer, den Diamanten gegen eine Imitation aus. Die unvorhergesehene Intervention des Jewelers findet allerdings des bösen Doktors Wohlgefallen, erspart es ihm doch die Arbeit, die Richards-Mission selbst sabotieren zu lassen. „They will die in space!“ freut sich Doctor Doom ein Loch in die Rüstung (ach ja, falls es tatsächlich absolute Ignoranten der Marvel-Geschichte geht: Doom trägt aufgrund seiner vielfältigen Verunstaltungen eine Ganzkörperrüstung mit diversen Mätzchen).

Ahnungslos düsen Reed und seine Freunde ins All und machen sich daran, Colossus nahe zu treten – die Effektarbeit kann durchaus als gelungen bezeichnet werden, allerdings schrecken die Filmemacher nicht davor zurück, den schon 1950 wg. „overdoing“ aus dem Verkehr gezogenen Trick des „schwebenden Bleistifts“ zwecks Verdeutlichung der Schwerelosigkeit einzusetzen – darauf hätte ich verzichten können. Nun, aufgrund des ausgetauschten Diamanten geht die Colossus-Anzapfung ins Astronautenhöschen, was Reed & Co. erstaunlich gefaßt aufnehmen („The diamond is fake“ im Tonfall von „Der Kaffee ist kalt“, okay, ich weiß, Panik würde nun auch nicht wirklich weiterhelfen, aber trotzdem…). Das Raumschiff explodiert in tausend Einzelteile und Doctor Doom kann in seinem gothischen Thronsaal hämisch lachen.

Jedoch… zur allgemeinen Überraschung, insbesondere seiner eigener, findet Ben Grimm sich auf höchst irdischen Gestaden, umgeben von qualmenden Raumschiffstrümmern (wir übergehen jetzt mal den Part von „eigentlich müßte der Krempel doch in der Atmosphäre verglühen“ geflissentlich), irgendwo in einer menschenleeren Pampa wieder. Und nicht nur sich, sondern auch den unter ein wenig Wreckage verkeilten Reed sowie den hyperenergetisch durch die Gegend hüpfenden Johnny („yeehaw! What a ride!“ – Fehlt nur noch „Let´s do it again!!“). Reed spielt in der allgemeinen Überlebensfreude den party-pooper – im Gegensatz zu seinen Kollegen findet er es doch ein wenig denkwürdig, daß das Raumschiff hin ist, die Astronauten aber nicht mal den sprichwörtlichen Kratzer davongetragen haben. Nachdem Johnny niest und damit (hint-hint) einen arglos herumstehenden Busch abfackelt, fällt doch auf, daß noch jemand fehlt – Sue. Die macht sich zwar akustisch bemerkbar, ist allerdings nirgendwo zu sehen, wenig wunderlich, weil sie unsichtbar ist. Als Sue sich unwillkürlich halb materia- und dabei realisiert, daß sie hüftabwärts nicht vorhanden ist, kippt sich vorsichtshalber mal mit einem hysterischen Kreischer um, Reed streckt den Arm aus, um sie aufzufangen und entdeckt dabei (weil er bislang wohl noch keine Reichweite von fünf Metern im linken Arm hatte), daß er seine Extremität mächtig strecken kann. Tscha, mir deucht, mit euch stimmt doch nicht so ganz alles, Mädels… nur Ben kuckt dumm aus der Astronautenmontur, denn bei ihm sind keine auffälligen Veränderungen zu bemerken.

Operation Ganymed-Feeling stellt sich ein – man ist weitab von Nirgendwo, ist sich klar, daß man allgemein für tot gehalten werden wird und Suchmannschaften es vermutlich deshalb nicht so wahnsinnig eilig haben werden. Also – Camping und warten auf bessere Zeiten. „Es besteht kein Grund zur Panik,“ versucht Reed wenig überzeugenderweise zu versichern, kommt damit aber bei Stimmungsschwankwunder Johnny, der semihysterisch durch die Gegend springt, gerade an den richtigen – von „wissenschaftlichen Erklärungen“ mag der Hitzkopf nix hören, stellt aber dafür fest, daß er in seiner Hand ein kleines Feuerchen machen kann (so la la, der Effekt).

Irgendwie, wie genau, wissen die Götter der Superschurken, hat Doom herausgefunden, daß Reed und Freunde noch am Leben sind und das findet begreiflicherweise des Villains Wohlgefallen nicht – er schickt seine Fußtruppen los, damit die die Absgestürzten finden, bevor´s am Ende noch ein anderer tut. Der Rest der Welt hält die Astronauten allerdings für perdü und beauftragt eine Gedenkstatue, was, Zufälle gibt´s im Leben, Alicia Masters zugetragen wird. Als man ihr Gipsabdrücke (wenn ich das richtig verstanden habe, aus der Helmfertigung) der Heldenköppe anliefert und sie des Grimms Gipsvisage abtastet, fällt es ihr wie Schuppen aus den Haaren, daß der gefallene Held ihr unbekannter Schwarm ist, was sie nicht fröhlich stimmt. So, jetzt wird´s vielleicht auch mal Zeit, zu beleuchten, wer oder was der Jeweler eigentlich ist – der residiert unterirdisch als König der Kanalisation und hat eine Entourage aus Freaks, Mißgebildeten und sonstigen Ausgestoßenen der Gesellschaft um sich versammelt. Zum Glück auf Erden fehlt ihm nur noch die passende Königin und dafür hätte er sich eben Alicia ausgekuckt. Und die sollen seine Leute jetzt mal ranschaffen. Da Alicia emotional noch überwältigt davon ist, daß sie jetzt war weiß, wer ihre heimliche Liebe ist, dummerweise aber erst posthum, gelingt die Entführung.

Besser laufen die Dinge dieweil für die Gestrandeten – amerikanisches Militär zieht als Rettungsmission auf, zückt aber plötzlich und unvermutet die Gewehre. Warum? Weil da ein komisches orangenes Ding auftaucht und ziemlich garstig aussieht (heutzutage würde man das Ding sicher CGI-animieren, Corman beließ es bei einem Rubber-Suit, der auf den ersten Blick zwar ein wenig lächerlich wirkt, sich aber bei genauerer Betrachtung recht detail- und mimikfreudig zeigt – die Technik dürfte ziemlich identisch zu der sein, die bei den live-action Ninja Turtles-Filmen verwendet wurde). Reed realisiert, daß es sich um Ben handelt und verhindert, daß die Soldaten ihn prophylaktisch umnieten. Aber als Ben erkennt, was aus ihm geworden ist, macht er sicherheitshalber mal Reed für seinen Zustand verantwortlich und ist alles andere als ein happy camper.

Unsere Freunde werden in ein Laboratorium geschafft und getrennt voneinander von einem gewissen Dr. Huffman untersucht. Der arme Huffman allerdings dürfte nach diesen, wohl als comic relief gedachten, Untersuchungen ein Fall für die nächstbeste Klapse werden – Ben zertrümmert durch bloßes Körpergewicht einen Stuhl, Johnny flammt seine Hand nach Gutdünken ein und aus (und entdeckt dabei seinen zukünftigen Trademark-Spruch „Flamme an!“), Sue macht sich unsichtbar und Reed – Huffman ist mittlerweile so mit den Nerven runter, daß er Reed anweist, sich seine Blutprobe gefälligst selbst zu entnehmen – nimmt ihm die Blutprobenspritze aus der Hand, ungeachtet der Tatsache, daß er ein paar Meter von ihm weg sitzt.

Huffman läßt sich aber nicht einweisen, sondern rapportiert an seinen Vorgesetzten und das ist – qu´ell surprise – nicht ein Achtundzwanzig-Sterne-General der US-Armee, sondern… ta-da-da-tamm… Doctor Doom himself. Der schmiedet schon Pläne mit den Superkräften seiner Gefangenen, die vor allem damit zu tun haben, daß er sie woanders, z.B. bevorzugt in sich selbst vereint, besser aufgehoben hält als in den Körpern der Gutmenschen. Huffman ist sich sicher, daß man die Superkräfte auch übertragen könnte, nur braucht man dafür den ominösen und bewußten Diamanten. Tja, muß man den wohl doch noch dem Jeweler abluchsen, und das ist ein Job für Dooms Henchmen.

Dieweil dawnt es unseren Helden, daß sie weniger Patienten denn Gefangene sind. Johnny möchte am liebsten da raus, wo kein Loch ist, Reed wundert sich, warum man ihn als anerkannte Konifere auf allen wissenschaftlichen Gebieten nicht selbst ins Labor läßt, nur Ben hofft, daß die Weißkittel irgendwas brauchbares rausfinden könnten. In der Domäne des Jewelers hat selbiger indes Alicia fesseln und knebeln lassen und versucht sie davon zu überzeugen, daß sie doch auch eine „Ausgestoßene sei“. Dooms Henchmen stören die traute Eheanbahnung mit ihrem Ansinnen, den Diamanten käuflich zu erwerben (sieht Doom gar nicht ähnlich…). Der Jeweler lehnt entschieden ab und nach einem kurzen Stand-off läßt er die Repräsentanten Dooms unsanft hinauskomplimentieren. Doom nimmt das Scheitern seiner Kaufverhandlungen verhältnismäßig locker, sondern bescheidet seine Unterlinge lediglich damit, die Sache persönlich in die Hand nehmen zu wollen.

Unsere Freunde haben indes beschlossen, aktiv zu werden und herauszufinden, was überhaupt gespielt wird. Hierzu verprügelt Ding erst mal ein paar von Dooms (ist ja wohl keine Überraschung mehr) Wissenschaftlern (was allerdings eher, hm, unglücklicherweise durch eine Art Kamerawirbeln in Ermangelung einer echten Prügelszene vermittelt wird). Reed, Johnny und Sue eignen sich deren Klamotten an und gehen auf Stöbertour. Sue macht sich unsichtbar und haut einen Wachtposten k.o., was den Helden Zugang zu einem Computer (einem Laptop) verschafft – man stellt fest, daß die Dateien in einer unbekannten Sprache verfaßt sind, eignet sich aber ein paar Diagramme und einen Plan der Anlage an. Da der Niedergeschlagene mittlerweile den Alarm ausgelöst hat, wird sofort zur Flucht geblasen – dabei stolpern die Helden in des Dooms Geheimlabor und finden dort einen gigantischen Aparillo unbestimmten Zwecks, der Reed, being supergenius and stuff, trotzdem vom bloßen Augenschein her tierisch beeindruckt: „It incorporates an atomic splitter! It´s brillant!“
Doom, der gemütlich ins Lab schlendert, bedankt sich artig und rambled dann diversen (dank Stimmverfremdung und der allgemein bekannt-bewährt gruftigen Soundqualität des Bootlegtapes) Tinnef darüber, wie er die Vier zu benutzen gedenkt und daß diese doch ein wenig undankbar sein, nach all dem Aufwand, den der selbstlose Wohltäter Doom für sie betrieben habe. Die Heldenfraktion ist hiervon wenig begeistert – „wir gehen nach Hause,“ keift Reed. Das wiederum kann Doom sich schlechterdings nicht bieten lass, grummelt ein wenig von „hatte gehofft, daß es nicht soweit kommen muß“ und ruft seine Truppen herein. Die sind bis an die Zähne bewaffnet und exekutionswillig (hm, was hätte Doom nun davon, wenn er die Vier totschießen läßt?). Praktischerweise erweist sich Ben als kugelfest und prügeltauglich, Johnny schweißt flammentechnisch eine Öffnung in die Wand (die Effektarbeit wirkt ein bissl arg cartoonish, aber da kommt noch schlimmeres), Sue sorgt durch geschicktes Unsichtbarwerden dafür, daß sich ihre Kontrahenten gegenseitig plätten und Reed stellt der hereinstürmenden Verstärkung ein ausgedehntes Bein. Ben bricht schließlich die von Johnny mürbe gemachte Wand auf und die Helden entkommen (nun könnte man sich streng genommen fragen, WIE sie weiter entkommen, schließlich sind sie immer noch in Latvernia und without any means of transportation, und Doom ist doch dort der Oberhoncho). Egal, Doom ist sauer, die Vier gerettet und ein 4-Logo whooshed in bester Serienmanier auf den Bildschirm).

Im Baxter Buildung (ich bleib einfach mal dabei) forscht Reed nun auf eigene Kappe, aber erst eine nebenbei dahergesagte Bemerkung Sues bringt ihn auf den richtigen Trichter… eigentlich will Sue ihm ja irgendwie ihre Liebe gestehen, aber „ich bin immer so schüchtern!“ Reed haut die spontane Erkenntnis aus den Schuhen – jetzt ist ihm der Zusammenhang klar: Sue war schüchtern, deswegen ist sie jetzt Teilzeit-Unsichtbar, Johnny war immer ein launischer Hitzkopf, deswegen steht er jetzt in Flammen, Reed selbst wollte immer alles gleichzeitig tun und überall zugleich sein, weswegen er sich jetzt so verbiegen und dehnen könne und Ben, tja, der wollte seine Probleme immer mit roher Kraft lösen, weswegen er jetzt ein orangenes Ziegelmonster ist. „Die kosmische Strahlung hat uns gezeigt, daß unsere schlechtesten Charakterzüge in Wahrheit unsere größte Chance sind!“ Über die psychologische Fundierung dieser These könnte man sicher mehrere Semester debattieren (vor allen Dingen über Bens Punkt – inwiefern kann „Probleme mit roher Gewalt lösen“ eine „Chance“ darstellen?), aber mein größeres Problem daran ist, daß wir mit Ausnahme von Johnnys Launenhaftigkeit diese Charakteranalyse allein anhand des Gezeigten kaum unterschreiben könnten (bei Sue könnte man noch dahingehend argumentieren, aber Reed und Ben – da müssen wir Reeds fachmännischer Expertise wohl einfach glauben, Belege dafür, daß z.B. Ben als übertrieben kraftmeierisch dahergekommen wäre, haben wir eigentlich nicht). „Holy Freud Batman,“ entfährt es Johnny anhand dieser Enthüllung (sollte das nicht eher „Holy Batfreud“ heißen?). Ben hilft die Erkenntnis allerdings psychisch auch nicht wesentlich weiter – denn er hat sich durchaus die Rechnung aufgemacht, daß seine Freunde ungeachtet ihrer neuen Fähigkeiten immer noch ein normales Leben führen können, was ihm als einzig auch körperlich Verändertem verwehrt bleibt. Deswegen haut er auch unter den üblichen „versucht nicht, mich zurückzuhalten“-Blubbereien ab, um ein Leben als Penner auf den Straßen zu führen und unschuldige Passanten zu erschrecken (does he birthday parties, too?)

Sue entdeckt dieweil eine weitere Superkraft, nämlich das Blitzhäkeln von Superheldenkostümen – mit denen überrascht sie Reed und Johnny. Während Reed die Kreation seiner Zukünftig-Liebesten angemessen komplimentiert, ist Johnny ehrlicher und realistischer: „You look like a dork!“ Abgesehen davon weist Johnny darauf hin, daß das „4“-Logo sich auch überholt habe: „We´re more like the terrific three“ (was durchaus auch kein schlechter Comictitel wäre). „He´ll be back“, sind sich Reed und Sue sicher – wieder heimlich im Drehbuch gespickt?

Nun, wir haben vorhin etwas von einer Art Parallelgesellschaft der Creeps, Freaks und generellen gesellschaftlichen Outsider gehört… kann also nur dahin führen, daß Ben Grimm von Jewelers Freakshow vorbehaltlos akzeptiert und aufgenommen wird. Der Jeweler himself (immer noch mit der renitenten Alicia beschäftigt, die ihm glaubhaft versichert, sich keinesfalls als social outcast zu fühlen) kippt vor Begeisterung über den Neuzugang schier aus den Pantinen: „Gebt ihm alles, was er sich wünscht!“ Doctor Doom seinerseits bereitet seinen kurzen Ausflug zwecks Diamanten-Organisation vor und kündigt an, nach Rückkehr sein Whatever-it-is-Device fertigzustellen.

Im Baxter Building wird indes braingestormt. „Wer außer uns könnte an Colossus interessiert sein?“ Die Antwort liegt auf der Hand: Victor, aber der ist doch… oder nicht? Ein kurzer Handschriftenvergleich der alten Original-Pläne und der in Latvernia erbeuteten Zettel bringt es an den Tag – Victor ist alive and kicking. Und kicking ist das richtige Stichwort, denn in des Jewelers Reich kickt er gerade ein wenig ass und killt mit seinen Truppen fröhlich die Freaks des Kanalisationskönigs. Jeweler greift sich in kompletter Mißkalkulation der Doom´schen Ansinnen Alicia als Geisel und droht, sie zu töten, was dem Blecheimer naheliegenderweise vollständig wurscht ist. Nicht aber Ben Grimm, der Alicia und den Ernst der Lage erkennt. Doom spielt Sofortumschalter, realisiert, was Sache ist und entreißt dem Jeweler Alicia, um sie nun selbst als Geisel gegen Ben zu verwenden. „It´s clobberin´ time“ trademarkspricht Ben und macht sich ans Werk, während Alicia (ebenfalls von der Erkenntnis getroffen) zu heulen anfängt. Dadurch gerührt (?) verwandelt sich Ben zurück in einen Menschen und nimmt sicherheitshalber, weil jetzt nicht mehr kugelsicher, Reißaus (der Jeweler hat sich im Zuge dieser dramatischen Situation für etwaige Verwendung in einem Sequel unauffällig verzupft). Doom packt Alicia als Versicherungspolice ein und macht sich mitsamt Diamant vom Acker, während Ben in einer Gosse Hulk spielt – d.h. er nimmt sich eine schwere emotionale Krise, flashbackt sich in Wut und Rage und verwandelt sich wieder (endgültig?) in sein orangenes Ding-Selbst.

Doom stellt sich anruftechnisch ins Baxter Buildung durch und zieht eine Pantomimen-Nummer an, gegen die Gebärdendolmetscher der Phoenix-Tagesschau zurückgenommene Stilleben darstellen. Seinem couragierten Armgefuchtel und geranztem Monolog entnehmen wir gewisse Drohgebärden – die unterstreicht er, indem er seinen Superlaser-Einschaltet und ein wenig Verwüstung veranstaltet. Und sollten die Fanta4 sich nicht innerhalb schlapper 12 Stunden selbst ausliefern, wird New York City geplättet. Gerade rechtzeitig kehrt Ben zurück in den trauten Kreis der Freunde („Don´t ask!“ bittet er sich aus) und wird über die neuesten Neuigkeiten informiert, so z.B. auch das Liebesgeständnis von Sue an Reed. Damit wäre alles für den Showdown bereitet. Und um den kümmere ich mich nach meinem Abendessen…

So, Pizza wäre verhaftet, jetzt kann´s weitergehen. Ohne jegliche Schwierigkeiten düsen die Vier nach Latvernia und stehen zu ihrer eigenen Verblüffung schnell direkt vor dem Mega-Laser: „This is too easy!“ (I guess…). Liegt natürlich daran, daß das ganze eine Falle ist – ehe sie sich´s versehen, stecken unsere Helden in Stasis-Kraftfeldern und Doctor Doom patscht sich beinahe ans Hirn: „Pitiful“, findet er die Performance seiner Feinde, nicht mal den Spaß einer amtlichen Verfolgung gönnen sie ihm. Naja, auch egal, kann die Rache schneller durchgezogen werden, denn, wie nicht anders zu erwarten, macht Victor Reed persönlich für den seinerzeitigen Laborunfall verantwortlich (theoretisch sollte er sich, täte diese Version denn stimmen, eigentlich bedanken, immerhin ist er jetzt Cheffe eines ganzen, wenn auch kleinen, Landes mit Ambition auf Weltherrschaft etc.). Jedenfalls verzällt Doom Reed noch, daß er es ganz besonders genießen werde, ihn zu killen, sobald er erst mal die Kräfte der Vier auf sich übertragen habe. Und schwups schaltet Doom sein Kraftübertragungsthingie ein (für das man wiederum den Diamanten, warum auch immer, hat ja eigentlich mit „Colossus“ nicht wirklich was zu tun) ein und mittels mittelmäßiger Effekte vollzieht sich der Transfer der Superpowers. Doom empfiehlt Reed, die positive Seite zu sehen, immerhin wird New York verschont… „for now“ (har-har).

Allerdings sollte uns´ Doom seine Stasis-Kraftfelder mal einer Revision unterziehen – daß zwischen Kraftfeld und Boden ein Spalt ist, der breit genug ist, daß Reed sein flexibles Füßchen durchstecken und mit dem großen Zeh die Lähmfelder ausschalten kann, war sicher nicht im Sinne des Erfinders. „It´s clobberin´ time“ gröhlt Ding (was ich immer noch nicht für den großartigsten aller „let´s kick some ass“-Sprüche seit Erfindung der Keule halte) und wirft sich in die Action, Johnny flammt, Sue unsichtbart und Reed läßt seine Fäuste sprechen. Doom erkennt, daß seine Armee inkompetent genug ist, um die Schlacht mit Pauken und Trompeten zu verlieren, schaltet im Vorbeigehen seinen Todeslaser ein und macht´n Abgang. Reed ist nicht in der Lage, den Laser abzuschalten, aber Johnny hat eine Idee, ganzkörperflammt erstmals und hebt sich fliegenderweis´ in die Lüfte und verfolgt den Laser. Ben befreit Alicia und stellt fest, daß sie ihn trotz seiner Deformierung nicht für abscheulich hält. Reed verfolgt Doom auf die Dachterrasse dessen gemütlichen 300-Zimmer-Schlosses. Der Kampf ist kurz, weil Reeds extendable Extremitäten sich der eingebauten Rüstungsbewaffnung überlegen zeigen, Doom stürzt über die Burgzinnen und klammert sich, wie üblich, an der Kante fest und winselt was von der alten Freundschaft. Reeds gutes Herz siegt, er bemüht sich, den alten Kumpel hochzuziehen, aber der mag eigentlich gar nicht gerettet werden, salbadert dummes Zeug wie „du hast nicht den Mut“ und klinkt seinen Handschuh aus, um mit dem üblichen madman-Lachen tausende Meter in die Tiefe zu stürzen. Reed legt den Handschuh ab und wendet sich ab, und so entgeht ihm das verdächtige Zucken desselben (hab schon mal aufregendere Sequel-Aufhänger gesehen).

Wäre noch die Sache mit dem Laser – dafür ist bekanntlich Johnny zuständig, der es tatsächlich schafft, den Laserstrahl zu überholen (ich bin beeindruckt), eine Art Flammenschild vor New York aufbaut, was den Laser aufhält, zurückreflektiert und eine Implosion of some sorts bewerkstelligt (das kann mir sicher jemand befriedigend wissenschaftlich erklären, oder auch nicht). Die Effekte dieser Sequenz sind übrigens, naja, eher peinlicher Natur und sehen doch mehr nach Zeichentrickfilm aus.

Die Welt bzw. New York City, was zumindest für Bewohner des Big Apple auf das selbe rauslaufen dürfte, sind gerettet und so können Reed und Sue in aller Ruhe heiraten (daß Reed lieber sein Superheldenstrampelhöschen trägt als einen anständigen Anzug, find ich ein bißchen schofel). Dann verabschieden sich Mr. Fantastic und seine Braut in die Flitterwochen und mit dem schlechtesten FX-Shot des ganzen Films (Reed winkt per verlängertem Arm, der nun wirklich selten ersichtlich nur ein Stock mit´m Handschuh druff ist, animatronisch ist daran nix)… bis zum nächsten Teil, wie Roger Corman vielleicht hoffte…

Natürlich kann eine mit einem absoluten Sparschwein-Budget von 1,5 Mio. Greenbacks gedrehte Superheldenadaption in keiner Weise mit einer der modernen megalomanischen Major-Produktionen vom Schlage Spiderman oder Hulk mithalten, das ist klar und sollte vorausgesetzt werden. Und wenn man sich die dadurch bedingten Einschränkungen, mit denen Oley Sassone und seine Crew fertig werden mußten, um einen vorzeigbaren Film gebacken zu bekommen, vor Augen hält (und die betreffen schlichtweg alle Belange des Films), konstatiert man nach den gut 90 Minuten dann doch: Für das Geld war das vermutlich nicht besser hinzubekommen. Sicher hat der Film einige Schwächen, aber die kann man eigentlich ausnahmslos mit zwei Worten begründen: „kein Geld“.

Gut, es stellt sich die Frage, ob man mit den beschränkten Mitteln einer typischen Corman-Produktion an die ambitionierte Adaption eines legendären Comics überhaupt herangehen sollte, aber, da müssen wir fair sein, es war ja nicht Cormans Idee.

Gehen wir der Reihe mal unsere üblichen Punkte durch. Das Drehbuch ist okay – die Experten sagen mir, daß die Abweichungen zum ursprünglichen Fanta4-Entstehungs-Comic sich in Grenzen halten (Victor von Doom und Reed Richards sind im Comic keine alten Schulbuddies). Natürlich gibt es den ein oder anderen logischen Hauer (aber seit wann sind Superheldencomics logisch), aber die liegen größtenteils in der aus den 60er Jahren stammenden Vorlage begründet – da konnte eine undefinierbare kosmische Strahlung halt problemlos für alle möglichen und unmöglichen Superkräfte herhalten (wobei allerdings die „in die Psyche“ kuckende Strahlung, die vermeintliche Charakterschwächen in „Stärken“ verwandelt, schon eine der wirklich dämlicheren Ideen der Comic-Welt ist… dagegen ist des Hulkens Gammastrahlung und Peter Parkers radioaktiver Achtbeiner pure wissenschaftliche Plausibilität). Vieles wird für Nicht-Comic-Leser unverständlich bleiben (was hat Victor überhaupt mit Latvernia zu tun? Wieso interessieren sich die latvernischen Agenten so für ihn? Wieso ist er zehn Jahre später dann der Oberhoncho des Landes?). Der Diamant ist als MacGuffin vielleicht ein bißchen billig (und vor allem der Kunstgriff, den Jeweler via Diamant in die Story zu bringen, Stichwort „Hochzeitsgeschenk“, kommt mir ein wenig doof vor), und daß mehr oder weniger das gleiche Gerät in Dooms Händen als Colossus-Anzapfer, Superkräftetransferierer und Megalaser zu gebrauchen ist, naja, gut, Superschurken tun sowas gelegentlich, will ich mal akzeptieren.

Insgesamt plagt den Film strukturell und vom ganzen Drehbuchaufbau her das Pilotfilm-Syndrom – der Film versucht, die grundsätzlichen Beziehungen der Charaktere aufzubauen und zu erläutern und lädt sich dabei ein wenig viel auf. Ich hätte für meinen Teil auf den kompletten Jeweler/Alicia-Subplot verzichtet und statt dessen ein wenig mehr Doom vs. Fanta4-Action eingebaut (okay, des Dingens Charakter-Krise wäre dabei unter den Tisch gefallen und hätte den human-interest-Drama-Faktor reduziert) sowie vor allem Reed und Ben vor der kosmischen Bestrahlung etwas näher beleuchtet (damit dieser ganze mehrfach angesprochene Plotpunkt von wegen der Umkehrung der Charakterschwächen etwas mehr Sinn und Tiefgang bekommt, so ist das einfach eine Erklärung, die dem Zuschauer ins Gesicht geklatscht wird und die er eben einfach akzeptieren muß).

Was gefällt, ist die Ausstattung – sowohl das Baxter Building als auch Dooms latvernianisches Hauptquartier sind für das geringe Budget elaborat erarbeitet (auch wenn mir Reeds Mobiliar vielleicht einen Tick zu Jetsons-mäßig wirkt). Die Special FX sind von unterschiedlicher Qualität – an den Weltraumeffekten gibt´s nichts zu kritteln, die sind gelungen und würden auch so mancher höher budgetierte Produktion nicht schlecht zu Gesicht stehen. Ben Grimms „Ding“-Anzug regt vielleicht auf den ersten Blick zum Grinsen an, erweist sich aber rasch als das Optimum angesichts der zur Verfügung stehenden Mittel; besonders die Gesichts-Mimik weiß zu überzeugen. Weniger gut fahren da Reed und Sue – Reeds Körperverlängerungen sind relativ leicht als simple mechanische Tricks zu durchschauen (Glück für die Tricktechniker, daß Reed sich scriptgemäß auf Ausfahren von Arm und Bein beschränkt und größere Verrenkungen nicht erwartet werden; an dieser Stelle möchte ich übrigens auf mein persönliches Steckenpferd hinweisen: wie kömmt´s, daß Reeds Kleidung eigentlich immer passend mitwächst? Beim eigentlichen Superhelden-Anzug kann ich mich zumindest aus den Comics dran erinnern, daß ein Spezialgarn entwickelt wurde, aber das dürfte erstens weder Sue beim ersten Stricken neuer Klamotten zugänglich gewesen sein und dürfte zweitens schon gleich gar nicht auch in Raumanzügen u.ä. verarbeitet worden sein).

Sues Unsichtsbarkeitseffekte sind tricktechnisch auch dankbar durch schlichte Überblendungstricks zu bewerkstelligen, sind aber für die Preisklasse des Films annehmbar gelöst. Johnnys CGI-Flammereien schwanken zwischen ganz okay bis hochnotpeinlich – wenn Johnny etwas mehr als nur ein kleines Feuerchen in der Handfläche entfacht, kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, daß da auch mal etwas Zeichentrick im Spiel war und gerade die finale Hatz auf den Laser (die aber, und auch da muß man wieder Corman verteidigend zur Seite springen, die wurde von einer anderen Firma besorgt), naja, wie schon gesagt, die gefiele mir in einer Samstag-morgen-Cartoon-Show besser als in einem Feature Film.

Regisseur Oley Sassone muß man bescheinigen, daß er sich um eine tempo- und abwechslungsreiche Inszenierung bemüht – der Film hat einen guten, schwungvollen Rhythmus, verteilt seine Actionszenen nicht schlecht über die Laufzeit. Sassone reizt die Möglichkeiten des knappen Budgets gut aus, kann einige stimmungsvolle Bilder erzeugen und empfiehlt sich eigentlich durchaus für größere Aufgaben (auch hier sei´s nochmal angemerkt: dafür, daß die Effekte teilweise abstinken, kann der Regisseur wenig bis nix). Einzig die erste Action-Szene des Dings, die durch den fröhlichen Kamerawirbel praktisch neutralisiert wird und das ein bißchen arg fernsehmäßige, aber zum Glück nur einmal eingesetzte Stilmittel der Einblendung des 4-Logos für einen Szenenwechsel stört ein bißchen. Gefällig ist auch die Musik der bekannten und beliebten B-Filmkomponisten-Brüder Wurst, die einige schöne Themes beisteuert.

Abstriche machen muß man bei einem Film dieser Preisklasse zumeist bei den darstellerischen Leistungen. Alex Hyde-White bleibt mir als Reed Richards ein wenig zu farblos (mal abgesehen von seinen übertrieben grauen Schläfen). Zwar kommt Hyde-White optisch durchaus an Jack Kirbys Vision ran, aber ihm fehlt es etwas am nötigen Charisma – das wissenschaftliche Genie in allen Lebenslagen kann man ihm nicht ganz abnehmen. Hyde-White sammelte bereits in den ersten beiden mißglückte Captain America-TV-Filmen von 1979 Comic-Erfahrungen, spielte in dem in gewissen Kreisen semikultisch verehrten Zeitreiseabenteuer Biggles, wurde als Jugendausgabe von Sean Connerys Henry Jones aus Indiana Jones and the last Crusade gestrichen und verdingte sich anschließend zumeist in B-Movies wie Alien Within oder TV-Ware wie Days of our Lives, ehe er in den letzten Jahren als Charakterdarsteller in größeren Filmen wie Catch me if you can und Gods and Generals wiederentdeckt wurde.

Sue Storm hat´s da schon einfacher – sie hat selten entscheidendes zur Handlung beitragen und hat auch nicht mehr als den „generic blonde girl“-Look zur Schau zu tragen und schon ist sie dead-on. Rebecca Staab, hauptsächlich in TV-Serien wie The Guiding Light oder Port Charles beschäftigt, aber zünftigen B-Filmen wie Stray Bullet (Bit-Review online), T.N.T. oder The Substitute 3 nicht abgeneigt, macht da einen ganz plausiblen Job.

Jay Underwood, der seinen Ruhm größtenteils aus der von Kritikern (und gehirnbenutzenden Zuschauern gleichermaßen) gehaßten Fernsehfilmreihe Not Quite Human (in der er einen androiden Polizisten spielt) zieht, aber immerhin so interessante real-life-Charaktere wie Sonny Bono (in The Sonny and Cher Story) und Ernest Hemingway (in The Adventures of Young Indiana Jones spielen durfte, kommt meiner persönlichen Vorstellung des immer hibbeligen, hypernervösen und launischen frühen Johnny Storms (bei dem auch in den Comics immer die kleinste Kleinigkeit ausreichte, um ihn zum Austicken zu bringen) ziemlich nahe. Den Credit für Ben Grimm/Ding teilen sich Michael Bailey Smith für die Humankomponente und Carl Ciarfalio als Ding-Suit-Träger. Smith, der über bit parts in Actionfilmen selten hinauskam (u.a. CIA Codename Alexa, Cyborg 3, Final Voyage, Submerged wirkt sympathisch, wenngleich er nicht als schauspielerische Oberleuchte rüberkommt. Dafür hat er aber auch zu wenig zu tun, weil die meisten dramatischen Szenen für seinen Charakter dem Ding vorbehalten bleiben. Dieses wiederum wird von dem routinierten Stuntman Ciarfalio souverän bewegt.

Die Fraktion der Bösewichter besetzten Joseph Culp und Ian Trigger. Während Trigger aus seinem Charakter des Jeweler (ursprünglich war der bekanntere Superschurke „Mole Man“ vorgesehen, der technisch zwar der selbe Schurke in anderer Inkarnation ist, aber aus rechtlichen Gründen ersetzt wurde) keinen gesteigerten Nutzen ziehen kann (auch deswegen, weil sich mir der ultimate Sinn der Jeweler-Beteiligung an der ganzen Story nicht recht erschließt; im übrigen wurde Trigger für diesen Film aus einer zwanzigjährigen [!] Filmpause gelotst), erfreut uns Joseph Culp, Sohn von TV-Serien-Star Robert Culp, mit der Erkenntis, daß overacting nicht nur durch Mimik, sondern auch durch Gestik erzielt werden kann. Wie der praktisch ständig von seiner Maske verdeckte Culp seine Dialoge durch ausschweifendes Gestikulieren unterstreicht, verstärkt und überspitzt, ist ein echter Hinkucker. Daumen hoch für den Mann, der ansonsten kaum durch größere und bemerkenswerte Rollen aufgefallen ist (Trashfreunde könnten ihn aus dem auch hier besprochenen Caged in Paradiso oder Firestorm kennen).

Einen Gastauftritt absolviert der ewige Commandant Lassard aus Police Academy, George Gaynes, als begeisterungsfähiger Prof aus dem Prolog.

Die üblichen Worte zur Qualität der von mir gesichteten Fassung erspare ich mir mal – es ist ein Bootleg eines nie regulär veröffentlichten Films, also muß man nehmen, was man kriegt. Immerhin ist auf der hier vorliegenden Version der Trailer mit drauf, der mit den prophetischen Worten „Coming Soon To A Theatre Near You“ baden geht.

Fazit: The Fantastic Four kann, budgetbedingt hauptsächlich, den großen Major-Releases im Superhelden- und Comic-Adaptionsbereich natürlich nicht das Wasser reichen und, seine wir ehrlich, „dank“ der äußerst schwankenden Effektarbeit wäre ein tatsächlicher Kinostart sicher nicht ohne großes Geschrei und Wehklagen der Comic-Geeks abgegangen – für einen theatrical movie ist das doch ein wenig dürftig. Allerdings hätte sich der Streifen problemlos als Pilotfilm für eine Fanta-4-Fernsehserie empfohlen, gutklassiges TV-Niveau hat der Film allemal und einen soliden Unterhaltungswert kann man ihm dank der flotten Inszenierung von Oley Sassone (der dem Vernehmen nach ob der Einmottung des Streifens mächtig stinkig war, was man ihm nicht verdenken kann) bestimmt nicht absprechen. Sollte einem der Streifen auf´ner Börse (was hierzulande aber eher seltener vorkommen sollte, hehe) oder bei eBay über´n Weg laufen und man ein Faible für Comic- und Superhelden-Filme hat, kann ich zum bedenkenlosen Zuschlagen raten. Ist selbstverständlich alles ein bis drei Nummern kleiner als bei hundertwasweißichmillionenschweren Spidermans, aber mindestens genauso kurzweilig und amüsant, und die schlechteren Effekte kann man sich immer noch schön saufen (und, jetzt mal ehrlich, Spideys CGI-Animation im Raimi-Film… so dolle war das ooch nich…).

Und übrigens – ich erwarte Lob und Preis, daß ich das komplette Review ohne einen einzigen Gag auf Kosten der Deutsch-Rapper um Smudo durchgezogen habe, das war nicht einfach…

(c) 2003 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 5

BIER-Skala: 7


mm
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