The Devil’s Rock

 
  • Deutscher Titel: The Devil's Rock
  • Original-Titel: The Devil's Rock
  • Alternative Titel: Nazi Bitch - War is Horror |
  • Regie: Paul Campion
  • Land: Neuseeland
  • Jahr: 2011
  • Darsteller:

    Craig Hall (Grogan), Matthew Sunderland (Meyer), Gina Varela (Helena), Karlos Drinkwater (Tane), Luke Hawker (Müller), Jessica Grace Smith (Nicole), Jonathan King (Soldat), Nick Dunbar (Marinesoldat), Haydn Green (Soldat)


Vorwort

Juni 1944, Ärmelkanal, am Vorabend von D-Day, der großen alliierten Invasion. Einige alliierte Spezialeinheiten sind abgestellt, auf den von den Nazis besetzten Kanalinseln ein paar Sabotageakte durchzuführen, die die Aufmerksamkeit der deutschen Heeresführung von der eigentlichen Invasion ablenken sollen. Die beiden Neuseeländer Grogan und Tane sollen auf der (fiktiven) Insel Furae ein deutsche Geschützstellung ausschalten.

Nach der halsbrecherischen Überquerung eines Minenfeldes entdecken Grogan und Tane den deutschen Bunker und die Kanone, aber verhältnismäßig wenig deutsche Soldaten, hören dafür aber Schreie beiderlei Geschlechts und Schüsse aus dem Bunker. Grogan vermutet, dass die Nazis dort ein paar Gefangene foltern und wäre für eine Befreiungsaktion, Tane pocht auf primäre Einhaltung der Mission. Irgendetwas ist aber im Busch, denn der blutüberströmte Nazioffizier, der den Kiwis aus dem Bunker entgegenstolpert, scheint eher erleichert zu sein, die alliierten Soldaten zu sehen und bittet um Hilfe. Grogan erteilt diese unbürokratisch durch einen Messerstich in den Hals. Mir deucht, er mag keine Nazis.

Grogan erbittet sich von seinem Kameraden ein paar Minuten, im Bunker mal nachzusehen und wider besseres Wissen lässt sich Tane darauf ein. Im labyrinthartigen Tunnelsystem entdecken die Kiwis weitere tote Soldaten und Tane einen mittelalterlichen okkulten Wälzer. Davon hat er aber auch wenig, alldieweil er vom letzten deutschen Soldaten im Bunker erschossen wird. Oberst Klaus Meyer gelingt es auch, Grogan zu überwältigen, den lässt er aber am Leben.

Meyer versucht Grogan zu verhören, doch erst als er droht, das Bild seiner Ex-Frau Helena, die bei einem teutonischen Bombenangriff auf London getötet wurde, wird der Kiwi ein wenig redseliger, aber nicht sonderlich kooperativer. Dafür aber neugierig – wer z.B. ist die gefangene Frau, der Meyer einen Eimer rohen Fleisches als Happa bringt? Die Frage kann erst geklärt werden, als es Grogan gelingt, Meyer mit einem improvisierten Messer zu verletzen und nach ein wenig Versteckspiel im Bunker den Spieß umzudrehen. Die gefangene Frau, mit schweren Ketten in eine Nische geschmiedet, ist… Helena?

Natürlich nicht, erklärt Meyer und rückt, von Grogan waidwund geschossen, mit der Wahrheit heraus. Er ist ein Angehöriger des von Hitler himself gegründeten „Germanenordens“ der SS, dessen heilige Pflicht es ist, okkulte Reliquien und Gegenstände aufzuspüren, die kriegsgünstig eingesetzt werden können. Und das Mädel mit Helenas Zügen ist ein – nicht sonderlich hochrangiger – Dämon, der für seine Opfer die Gestalt seiner Liebsten annimmt, um sie dann zu fressen. Der Dämon hat bis auf Meyer die gesamte deutsche Garnison aufgemischt.

In Anbetracht der Gesamtsituation wäre Meyer jetzt einem Deal durchaus zugänglich – hilft Grogan ihm dabei, den Dämon zurück in die Hölle zu schicken und ihm anschließend Immunität zusichern, wäre er gewillt, wertvolle Informationen preiszugeben und die Alliierten in die Handhabung des Grimoires, mit dem er den Dämon beschworen hat, einzuführen. Grogan lässt sich auf den Handel ein, doch wird er den Verführungskünsten des Helena-Dämons widerstehen können und spielt der Nazioberst wirklich mit offenen Karten?


Inhalt

Film Nummer 2 aus der „Horror Girls Unlimited“-Box musste schon ein wenig Überzeugungsarbeit leisten, denn nach dem eher erschütternden denn erschreckenden Erlebnis von „30 Days to Die“ befürchtete ich, das Label (welches auch immer es sein mag, in der Grabbeltischklasse verbirgt man ja gern mal seinen wahren Namen) hätte ein halbes Dutzend Ladenhüter aus der „unterbelichteter Ami-Indiekram“ auf die DVDs pressen lassen, um arglosen Konsumenten wie moi wertvolle Euro aus der Tasche zu leiern.
Allerdings stimmte mich gleich die erste Einblendung optimistischer – anstatt eines „coolen“ Namens wie „Zoom’n’Doom“ wie bei „30 Days“ stand da was von „New Zealand Film Commission“. Da ich mal davon ausgehe, dass die neuseeländischen Filmförderanstalten nicht die dortigen Äquivalente von Jochen Taubert und Timo Rose fördern, sondern vielleicht doch eher den nächsten Peter Jackson, pendelte ich mich darauf ein, vermutlich etwas zu sehen bekommen, was den grundsätzlichen Definitionen zum Thema „Film“ zumindest ansatzweise entsprechen könnte. Die Ansprüche sind gering im Hause badmovies.de (was einige meiner Leser und Facebook-Freunde sicher wholeheartedly bestätigen werden).

Regisseur und Co-Autor Paul Campion verdient sein Geld normalerweise als Effektbastler bei den Freunden von WETA (da haben wir also auch unsere Peter-Jackson-Connection) und kann dadurch mit dem Pfund wuchern, dass sein hauptamtlicher Arbeitgeber gewillt war, know-how und manpower in sein Soloprojekt zu stecken – „The Devil’s Rock“ kann sich also ganz legitim damit brüsten, FX vom Team von „Herr der Ringe“ bieten zu können. Ursprünglich plante Campion den Film komplett aus eigener Tasche als 3-Personen-Stück zu realisieren, dann steuerte aber die schon erwähnte Film Commission noch einige NZ-Dollar bei und sorgte so dafür, dass Joe Tanes Rolle erweitert werden konnte (und vermutlich ein paar FX mehr zu machen waren).

Mit seinem Setting hat Campion jedenfalls schon mal einen Stein bei mir im Brett – die Verbindung „Krieg“ und „Horror“ zieht bei mir eigentlich immer, und liegt ja eigentlich so nahe, dass man sich wundern kann, warum diese Karte nicht öfter gezogen wird (mit „Dog Soldiers“, „The Keep“, „Deathwatch“ & Co. gibt’s ja einige bemerkenswerte Vertreter dieses Subgenres). Mag daran liegen, dass eine solche Story idealerweise als „period piece“ aufgezogen wird und das dann natürlich etwas aufwendiger wird als mit ein paar Idioten, die Collegestudenten mimen, und ner Großhandelspackung Ketchup und Tierinnereien in den Wald zu ziehen. Bei Campion nehme ich fast an, dass die Location vor der eigentlichen Story kam. Der Bunker, in dem gedreht wurde, ist ein echter solcher, steht nur nicht auf einer Kanalinsel, sondern eben an der neuseeländischen Küste rum und bietet mit seinen langen Korridoren, der diffusen künstlichen Beleuchtung und den Räumen, die nicht so aussehen, als wären sie architektonisch sinnvoll verteilt, sondern immer dort in den Fels geschlagen worden, wo’s grad jemandem einfiel, eine beunruhigend-unangenehme Atmosphäre, die praktisch nicht totzukriegen ist (wir erinnern uns, selbst Oliver Hummells „State of Emergency“ schaffte es nicht, die unheimliche Atmo des dortigen Bunkers komplett zu negieren, obwohl sich der Film ordentlich Mühe gab).

Eigentlich muss man nicht mehr tun, als ein paar Charaktere in so einem Bunker einzusperren, und der Horror ergibt sich früher oder später von selbst, aber damit ist Campion nicht zufrieden. Er erinnert uns an die Legende, die Nazis hätten nach okkulten Gegenständen gesucht, um mit schwarzer Magie den Krieg zu gewinnen (in Wahrheit hatten einige Nazi-Granden zwar tatsächlich Interesse an solchen Gegenständen, aber weniger aus praktischen Erwägungen denn aus ideologisch-kultischen Gründen. Hatten halt einen anner Waffel). Charmanterweise erlaubt sich Campion, seinen Film in ein Universum mit „Jäger des verlorenen Schatzes“, „Hellboy“ und „Constantine“ zu setzen, indem ausdrücklich auf die dortigen Ereignisse als „Tatsachen“ und Bestandteile der entsprechenden Versuche der Nazis, sich mit übernatürlicher Hilfe Kriegsvorteile zu verschaffen, Bezug genommen wird.

Freilich kann Campions Film weder quali- noch quantitativ mit den genannten „Vorbildern“ konkurrieren. Auch mit Hilfe der neuseeländischen Filmförderung ist „The Devil’s Rock“ natürlich sehr low-budget und kann keine großen apokalyptischen Fässer aufmachen. Statt dessen zieht der Regisseur seine Geschichte als Kammerspiel auf, in dem die drei Hauptcharaktere Grogan, Meyer und Dämon versuchen, sich gegenseitig zu manipulieren, auf die eigene Seite zu ziehen, günstige „Mehrheitsverhältnisse“ für die eigenen Pläne zu schaffen. Ständig steht die Frage des gegenseitigen Vertrauens im Raum – kann Grogan den Verführungskünsten des Sukkubus widerstehen, kann Meyer den Neuseeländer dazu bewegen, auf seinen Dämonenvernichtungsplan einzugehen, wird es dem Dämon gelingen, einen der Männer auf ihre Seite zu ziehen?

Das bedingt natürlich, dass in „The Devil’s Rock“ relativ viel geredet wird, dafür aber keine atemlose non-stop-Action geboten werden kann (schmeiß noch ein paar Popkultur-Referenzen rein, und es ist ein Horrorfilm im Tarantino-Stil). Campion geht damit ganz manierlich um, gerät allerdings da und dort ein wenig in Probleme – die Erweiterung der Rolle Tanes und seine Entdeckung des okkulten Grimoires nimmt das Mystery heraus (da die späteren Versuche Meyers, Grogan von der Wahrheit zu überzeugen, für uns als Zuschauer nur aufhalten, da wir bereits wissen, dass Meyer in der Hinsicht mit offenen Karten spielt), der Mittelpart könnte ein paar mehr Twists und Turns und wechselnde Allianzen vertragen (Grogan schwenkt etwas zu rasch auf Meyers Linie ein und weist die dämonischen Avancen in Gestalt seiner Frau zurück. Da wäre etwas mehr Ambivalenz nicht schlecht gewesen, auch wenn natürlich ein Horrorfilmprotagonist, der schnell begreift, was Sache ist, auch eine nette Abwechslung ist), und das Ende… es ist nicht inkonsequent aus Charaktersicht, aber etwas enttäuschend und lässt den Film nicht mit einem BANG, sondern einem „whimper“ ausklingen.

Campion weiß allerdings, dass seine Story nicht gerade episch ist und belässt es daher bei durchaus flott arrangierten 81 Minuten und guten handwerklichen Fähigkeiten. Man kann getrost darüber streiten, was für einen Film dieser Art „besser“ ist – ein rauer, eher grindhousiger Stil oder ein polierter, slicker Look. Campion entscheidet sich für die letztgenannte Alternative, der Film ist elegant inszeniert, mit guter Kameraarbeit, von Rob Marsh („Meg“, „Thor: Tag der Entscheidung“), die aus den beengten Räumlichkeiten und den überschaubar-diversen Sets das Maximum herausholt. Die liebevolle Ausstattung trägt ihr übriges dazu bei (auch wenn die deutschen Warnschilder und Beschriftungen den ein oder anderen Rechtschreibfehler beinhalten, aber da habe ich in wesentlich teureren Produktionen auch schon wesentlich schlampigere Arbeit gesehen).

Die FX stammen, wie gesagt, von WETA. Der Film will selbst nicht sonderlich herumsplattern – er kann seinen begrenzten Cast ja auch nicht sonderlich ausdünnen. Wir bekommen daher einige hübsch unappetitliche Ergebnisse der dämonischen Freßarbeit in Form ausgeweideter Kadaver zu sehen, ein paar blutige Einschüsse, wenn die Herren der Schöpfung sich gegenseitig demolieren, und für die wahre Gestalt des Dämons bekommen wir von WETA eine Art „Hellgirl“ geboten. Nicht ausnehmend originell, aber schon effektiv. Der Score von Andrea Possee („Cat Skin“) ist stimmungsvoll.

Freilich steht und fällt ein Horror-Kammerspiel auch mit der Qualität seiner Schauspieler und die allererste Garde steht Campion begreiflicherweise nicht zur Verfügung. Craig Hall (Grogan) ist durchaus ein Profi – einer aus dem Stall von Sam Raimis neuseeländisch basierten Fantasy-Serien („Hercules“, „Xena“, „Cleopatra 2525“), der sich aber auch in „King Kong“, „30 Days of Night“ oder „Der Hobbit – Smaugs Einöde“) sehen ließ. Für die leading-man-Rolle fehlt’s ihm etwas an Ausstrahlung und an der Emotionalität für einen Charakter, für den der Krieg etwas sehr persönliches ist und der mit einem Gespenst aus seiner Vergangenheit konfrontiert wird. Dagegen ist Matthew Sunderland („Gejagt – Auf Leben und Tod“, „Out of the Blue“) ziemlich prima als Nazi-Offizier Meyer irgendwo zwischen reiner Brutalität, Opportunismus und „charming Nazi“ a la Christoph Waltzens Landa aus „Inglourious Basterds“. Gina Varela („Power Rangers S.P.D.“) ist ein Hinkucker (der aber nicht soviel zeigt, wie mann hoffen dürfte), aber auch nicht gerade ein Ausbund an Charisma und Boshaftigkeit – ein bisschen Zähnefletschen allein macht frau noch nicht zur Dämonin. Einen Cameo erlaubt sich „Black Sheep“-Regisseur Jonathan King als „suicide soldier“.

Wie gesagt liegt mir die Veröffentlichung in der „Horror Girls Unlimited“-Box vor, erfreulicherweise unter dem Originaltitel und nicht unter dem anderweitigen deutschen Verleihtitel „Nazi Bitch – War is Horror“ (ächz, stöhn, röchel). Die Bildqualität (2.35:1 Widescreen) ist recht gut, gelegentlich durch das 3-Filme-auf-1-DVD-Format kompromittiert, und leider in Chapter 7 (so nach 59 Minuten) durch einen kompletten Freeze (auf zwei Playern getestet) „ausgezeichnet“. Am PC konnte ich mich mit dem VLC-Player und kleinen Sprüngen um zwanzig-dreißig Sekunden weiter zumindest einigermaßen an den knapp 10 Minuten vorbeihangeln, um im Showdown dann nicht verständnistechnisch auf verlorenem Posten zu stehen. Ton liegt ausschließlich auf Deutsch (Dolby Digital 5.1) vor, die Syncho ist aber für Low-Budget-Horror-Verhältnisse ziemlich gut.

Schade wegen der technischen Probleme, der Film hätte es besser verdient. Es ist kein Weltklassestreifen, aber ein solides Kriegshorrorkammerspiel, technisch überraschend gut und mit zumindest der starken Performance von Matthew Sunderland gesegnet. Ein Film, der einen nicht auf Ewigkeiten im Schlaf verfolgen wird, aber einem (also mir wenigstens) ein wenig den Glauben in den Low-Budget-Horror zurückgibt. Müssen halt doch erst wieder die Kiwis kommen…

© 2018 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 4

BIER-Skala: 6


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