The Defilers

 
  • Original-Titel: The Defilers
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  • Regie: Lee Frost, David R. Friedman
  • Land: USA
  • Jahr: 1965
  • Darsteller:

    Carl Walker, jr (Byron Mabe)
    Jameison Marsh (Jerome Eden)
    Jane Collins (Mai Jansson)
    Ellen (Carol Dark)
    Mrs. Olson (Mimi Marlowe)
    Kathy (Linda Cochran)


Vorwort

Auf die Gefahr hin, dass ich mich anhöre wie eine kaputte Werbeschallplatte aus den guten alten Zeiten (als es so was, nämlich Werbung auf Schallplatte, noch gab – ich hab ein paar dieser raren alten Teile von sunil oder Nescafe´ – Kult für sich selbst) – wenn´s Something Weird Video nicht gäbe, müsste man diesen Laden glatt erfinden. Die Genossen um Mike Vraney sind zweifellos ganz weit vorn, wenn´s ums Ausgraben der obskursten Exploiter aus den days of yore geht. Im Gegensatz zu so manch anderem Verein, der sich dieser Tätigkeit verschrieben hat, begnügen sich Something Weird nicht nur mit dem blossen Release, sondern spicken die netten kleinen DVDs mit Extras, bis der Arzt kommt – so wird eigentlich jede Disc aus diesem Hause zum wahren Vergnügen, selbst wenn die eigentlichen Filme ab und an mal auch gut gerne in der Vergessenheit versunken hätten bleiben können.

Soderla, genug der Lobhudelei. Will nur sagen, es liegt mal wieder eine SWV-Disc vor mir (bzw. im Player) und diesmal ist es eine mit zwei quintessentiellen „roughies“ aus den 60ern, also aus der Zeit, in der das Drive-In-Futter endgültig seine Unschuld abglegte und ans eingemachte ging, was Sex und Gewalt, wenn möglich auch in einem Aufwasch, betraf. Exploitation in Reinkultur halt, und wo Exploitation ist, darf Kult-Producer David F. Friedman, derjenige, der Herschell Gordon Lewis die Kohle für Blood Feast etc. in die Hand drückte und auch die originalen Ilsa-Eskapaden bezahlte, nicht fehlen. Und so erblickte 1965 unter fachmännischer Aufsicht von Lee Frost, der der Welt später noch cineastische Highlights wie Ray Millands unvergesslichen Aufritt in The Thing with Two Heads oder The Black Gestapo bescheren sollte, auch The Defilers das Licht der Welt. Und wenn man sich aus dem Englisch-Unterricht (oder zumindest vom letzten Besuch bei Leo) noch daran erinnert, dass „defiler“ der englische Ausdruck für „Beschmutzer“ oder „Schänder“ ist und die Tagline schön „everything they touch is STAINED“ herauskreischt, kann man mit Gewissheit davon ausgehen, dass das kein Walt-Disney-Film wird…


Inhalt

Aber so schlimm fängt´s gar nicht an… unsere beiden Hauptpersonen, Carl Walker jr. und Jameison Marsh, gondeln (begleitet von hübschem 60er-Jahre-Jazz, wenn man auf so was steht) mit ihren Miezen zum Strand. Der Film scheint allerdings mal wieder in einem Paralleluniversum zu spielen, denn dass im richtigen Leben diese zwei Pfeifen pro Nase nicht eine, sondern ZWEI Sahneschnitten abbekommen, halt ich dann doch für ein Gerücht (okay, Jameison ist nicht gerade ein Kinderschreck, aber Carl … naja, Adonis isser grade nich…) – vom filmtechnischen Standpunkt her ist ganz nett anzusehen, dass sämtliche Totalen und weiter aufgezogenen Einstellungen ganz offensichtlich stumm geschossen sind und nachvertont wurden, das hat mal wieder den netten Effekt, dass man zwar Strassenlärm, Meeresrauschen etc. hört, aber nicht das, was die Charaktere sich so ganz offensichtlich zu sagen haben. Anyway, die dynamische Sechsergruppe plantscht und sonnenbadet am Strand, aber Carl ist irgendwie etwas nachdenklich – sein alter Herr geht ihm nämlich mit vollkommen unverständlichen Wünschen wie Suchen einer geregelten Arbeit etc. mächtig auf die Nüsse. In der Tat scheint Carl eine etwas sonderliche Einstellung zu diversen Aspekten des Lebens, z.B. zu Frauen, zu haben – denn diese, die Frauen also, haben seiner Ansicht nach die einzige Funktion zu erfüllen, Männern Vergnügen zu bereiten – yep, Carl hat irgendwo den Übergang von Patriarchat in eine gleichberechtigte Gesellschaft geistig noch nicht so vollzogen. Ausserdem findet er, dass sich das ganze Leben eigentlich nur um „Kicks“ drehen sollte (ich hätte eigentlich vermutet, dass er bei diesen Worten wenigstens ein Surfbrett wachst oder so, aber der sportlichste Typ ist er ja nun auch gerade nicht – da muss man sich andere Kicks suchen). Die Nacht bricht herein und Jameison, kurz Jamie genannt, was sich auch handlicher tippt, zieht sich mit seiner Flamme Ellen zwecks passionate lovemaking zurück (erster nackter Frauenhintern hier, und der Rest lässt auch nicht lang auf sich warten). Carl schnappt sich ebenfalls eine seiner Tussis und die beiden verbleibenden Mädels entscheiden sich ob der Vernachlässigung für eine spontane Runde skinny-dippin´ (auch wenn das eine Mädel dem anderen erst erklären muss, dass es sich dabei um Nackt-, bzw. in diesem Film um Topless-Baden handelt… fragt nicht erst danach, ja, es gibt was zu glotzen). Während Jamie mit Ellen rumspielt, erweist sich, dass Carl erwartungsgemäss der etwas sadistisch veranlagte Typ ist – er beisst seiner Gespielin ins Bein, was die nicht wirklich spassig findet (naja, wenn´s schmeckt…). Folge der Übung: das Mädel hat keine rechte Lust mehr auf weitere Aktivitäten, Carl ist entsprechend angefressen (hehe, nettes kleines Wortspiel wieder, was?) und gönnt von daher auch Jamie keinen Spass, sondern empfiehlt ihm vielmehr, es „schnell“ zu machen. Ein echter Li-La-Launebär, der Knabe.

Anderntags, am Greyhound-Terminal, und das kann nur bedeuten, dass nun die sprichwörtliche Unschuld vom Lande, der vermutlich nicht wirklich erfreuliches zustossen wird, eingeführt wird. Die Unschuld ist natürlich blond und (leidlich) attraktiv und hört auf den Namen Jane Collins (und wird, wie in zahllosen anderen Horror- und Exploitationfilmen dieser Epoche auch, vermutlich war das eine Gewerkschaftsregel, von einer Schwedin verkörpert). Jane mietet sich bei einer gewissen (und nicht unbedingt absolut vertrauenserweckenden) Mrs. Olson ein und erkundet Hollywood, was dem Produzenten die Gelegenheit gibt, dem dankbaren Publikum ENDLICH all die Sights & Sounds zu präsentieren, die es mit Sicherheit noch nie gesehen hat: Walk of Fame, Mann´s Chinese Theatre – nur das Hollywood-Sign fehlt (buuh!).

Unsere Freunde Carl und Jamie cruisen dieweil durch die Gegend, Jamie hat wieder Ellen dabei, Carl hat ´ne neue am Start, Kathy. Carl hat für Kathy eine kleine Überraschung – er bringt sie in eins der Lagerhäuser seines alten Herrn, wo er sich im Kellergeschloss seinen kleinen „secret dungeon“ angelegt hat – ein hübsch versifftes Loch mit Matratze, Ekel-Bad und Kühlschrank. Dort würde Carl gern seine liebe Kathy aufs Kreuz legen, aber Kathy mag nicht – kein Wunder, törnt nicht wirklich an, die Bude. Während Jamie und Ellen droben im Auto warten (und die Gelegenheit natürlich auch schnell mal für ´ne kurze Nummer nutzen, auch wenn Ellen Carl nicht leiden kann und gerne mal ohne den Weirdo und seinen temporären Bettgefährten ausgehen würde – aber Jamie verklickert er, dass Carl und er nun mal „Blutsbrüder“ seien und deswegen nix ohne Carl geht, ganz abgesehen davon, dass Carl der Autobesitzer unter den beiden ist…), packt Carl seinen ganzen maskulinen Charme aus: „Du brauchst ein wenig Disziplin,“ eröffnet er der verblüfften Kathy und macht sich dann daran, das ganze persönlich in die Tat umzusetzen, und, ta-daa, tatsächlich verpasst Carl dem Mädel trotz heftiger Gegenwehr eine heftige Tracht Prügel auf den nackten Hintern (Spanking-Freunde… looks like this is your movie). In getreuer B-Film-Logik zeitigt das selbstredend den gewünschten Erfolg. Die Ärzte haben doch recht: Manchmal haben Frauen ein kleines bisschen Haue gern. Hot and passionate love steht also nix mehr entgegen (tja, Feministinnen – bei Mitstreiterinnen wie Kathy steht ihr auf echt verlorenem Posten). Ach ja, nudity natürlich, ich werd´ das nicht mehr gesondert erwähnen (hätt´ ich echt viel zu tun).

Okay, also auf zur nächsten Szene. Carl und Jamie besuchen Mrs. Olson (der Kreis beginnt sich zu schliessen, gell), die nämlich nicht nur mit der Zimmervermietung ihren Zaster verdient, sondern auch mit der Ausgabe bewusstseinserweiternder Substanzen gegen Entgelt… wie schon Bambi in Linie 1 zu sagen pflegte: Einen guten Dealer hat Gott lieb. Als Jane Mrs. Olson fragt, wie sie zu einer Adresse im Valley käme, drängt ihre Zimmerwirtin Carl und Jamie als freundliche Taxichauffeure auf. Carl und Jamie sind zwar nicht sonderlich begeistert, aber seinem Dealer schlägt man ja so leicht nichts ab. Die Fahrt ist lang genug, dass Jane den Jungs ihre oberlangweilige Lebensgeschichte erzählen kann (aus Iowa, Eltern tot, will Schauspielerin oder Model werden, dat übliche, man kennt das ja)… die Freunde sind erst mal froh, das Mädel wieder los zu sein (und Carl bittet Jamie, ihn daran zu erinnern, Mrs. Olson für die „Freude“ der Fahrt beim nächsten Besuch den Hals aufzuschlitzen).

Nixdestoweniger rauchen sich Carl, Jamie und Ellen bei nächstbester Gelegenheit mit dem frisch erworbenen Stoff „gscheit ´ei“ (wie Hans Söllner sich ausdrücken würde). Kathy hat Carl sitzen lassen (naja, Hintern patschen ist wohl doch keine Basis für eine langfristige Bindung) und der bläst deswegen Trübsal. Nicht nur deswegen, ihm ist einfach langweilig. „What would you do for kicks?“ fragt er seinen Blutsbruder, der gerade versucht, die halb bewusstlose Ellen zu besteigen und wohl deswegen hormonell erst mal „chicks“ versteht. Carl korrigiert und Jamie kommt langsam auf den richtigen Trichter. ´Ne Bank ausrauben? Das Grundwasser der Stadt vergiften? Einen Filmstar entführen? Entführung wär schon clever, aber noch besser wäre es, jemand völlig Unbekannten zu kidnappen (Korrektur: einE UnbekanntE, latürnich, unsere Freunde sind ja weird, aber nicht gay). Jamie ist etwas skeptisch, auf Entführung steht immer noch die Todesstrafe, und darauf hat er nicht so wirklich Bock, aber Carl weiss Bescheid: Dass Kidnapper gefasst werden, liegt immer an Lösegeldforderungen… wo keine Forderung, da keine Lösegeldübergabe, wo man geschnappt werden könnte und alles eitel Freude Sonnenschein. Und natürlich hätte Carl schon das perfekte Opfer auf Lager, keine Verwandten, keine Freunde – Jane ist wie gemalt für den ultimativen Entführungskicks. Wer hätte das gedenkt… Und schon sneaken die Ränkeschmiede des Nächtens um die Wohnstube der guten Jane und brechen mal eben ein Fenster auf, damit man besser sieht, was drin vorgeht. Jane sieht fern und zieht sich dabei aus (und ich dachte immer, der Wonderbra wäre eine relativ neumodische Erfindung – für das, was die gute Mia Jonsson mit sich herumträgt, bräucht´s nicht wirklich Körbchengrösse D, if you know what I mean – kurz gesagt, ich hab schon hübschere Frauen gesehen). Aber das war nur ein „scouting trip“ für Carl und Jamie, aber da unsere Jane ja blöd und demzufolge blond ist (oder umgekehrt), bereitet es den Jungs keine gesteigerte Mühe, Jane unter der äusserst fadenscheinigen Ausrede, sie zu einer abgefahrenen Party zu karren, in Carls „Dungeon“ zu befördern, wo Carl dem Mädel erst mal verkündet, dass sie jetzt ihnen „gehöre“, beabsichtige, sie als Sex-Spielzeug zu behalten und womöglich gar „für immer“ festzuhalten. Jane erhebt selbstredend geringfügigen Einspruch, der aber mit einer Ohrfeige und Herunterfetzen der Klamotten abgeschmettert wird. „Das nenne ich KICKS,“ doziert Carl, der Frauenschläger.

Carl hat´s aber auch wirklich nicht leicht mit seinem Papa (der einen ziemlich angeklebt wirkenden Schnurrbart spazierenträgt), der hält ihm nämlich die üblichen Altherren-Vorträge von wegen es wäre doch echt besser gewesen, die Schule fertigzumachen etc. Als Carl sich dann auch noch Essensreste, für „Freunde, die kein Geld haben“ einpacken lässt, ist der „alte“ Knabe total aus dem Häuschen – wie kann Sohnemann es nur wagen, sich mich bedürftigen Elementen abzugeben? Seufzend ringt die Mama dem Sohn das Versprechen ab, nie wie der Vater zu werden. Schätze, das ist keine grosse Kunst.

Das Happa-Happa ist klarerweise für Jane und die stürzt sich auch im Dungeon ausgehungert auf die Hühnerteile. Jamie, den latente Gewissensbisse plagen, stellt fest, dass man sie nicht ewig dabehalten könne, was Carl natürlich ganz anders sieht: „Sie gehört MIR! Wie eine Sklavin!“ Dass Carl faaar out ist, bedarf keiner gesonderten Erwähnung. Carl deutet an, dass es, sollte die Sache brenzlig werden, ja immer noch die Möglichkeit gäbe, Jane zu entsorgen. Da die Freunde dies clevererweise vor Jane diskutieren, hält die es für eine gute Idee, vielleicht doch einen Fluchtversuch zu unternehmen, der aber schmählich an der verriegelten Kellertüre endet. Carl spielt den Charmeur, versucht Jane zu küssen, wird aber von ihr gebissen (in die Zunge oder in die Lippe). Wie den meisten Sadisten gefällt Carl eine Dosis der eigenen Medizin nicht so gut und er schreitet zu umgehender Vergewaltigung, die wir in der Form miterleben, dass wir die entsprechende Geräuschkulisse zu Jamies besorgt-unglücklichem Gesichtsausdruck präsentiert erhalten.

Jamie plädiert später weiter für die Freilassung Janes, aber Carl will davon nichts wissen, auch nicht, als Jamie zu Protokoll gibt, dass er nicht die „Kicks“ erhalte, die er sich erhofft habe (Schlauberger). In Janes Verlies hüpft eine Ratte durchs Bild, die keinen weiteren Einfluss auf unsere Geschichte nimmt.

Wieder einmal sitzen die Boys mit ihren Freundinnen zusammen, d.h. Jamie mit Ellen und Carl mit Wer-auch-immer-gerade-greifbar-war, so wählerisch scheint der Kerl ja nicht zu sein. Jamie schleppt Ellen ins Schlafzimmer, wo die Maid ihm eröffnet, dass sie jetzt gar nicht in Stimmung für eine ordentliche Runde Matrazenakrobatik sei, und wir wissen ja alle, wie gern wir Jungs so was hören (ganz speziell dann, wenn sich die Mädels erst mal ins Bett befördern lassen und DANN auf die Idee kommen, keine Lust zu haben). Carl hat die Sorgen nicht, sein Mädel ist wohl bei Laune und in derart abgelenktem Zustand leiht Carl dem guten Jamie auch gerne mal die Schlüssel für Auto und Dungeon. Klar, unser Jamie ist unbefriedigt und unleidlich und ihm dürstet nach Behebung vor allem der ersten Tatsache, und dafür ist Jane dann doch gut. „Ich tu dir nicht weh,“ verspricht Jamie, aber ehrlich gesagt kann ich mir nicht vorstellen, dass er all zu viel Spass bei der Sache hat, denn Jane liegt rum wie tot (nur ein bissl heulen tut sie dabei). Als sie am nächsten Morgen aufwacht, ist Jamie fort und die Tür nach wie vor zu.

Der Jane-Besteiger plantscht vielmehr mit Carl in einem Swimming Pool und nölt weiter rum, dass man Jane doch nun freilassen solle und da Carl die alte Leier offenbar nicht mehr hören kann, gibt er ein „okayokay“ von sich, wenn Jamie dann Ruhe gibt, soll es halt so sein. Und so finden sich die Zwei im Dungeon ein und verkünden die frohe Botschaft. Jamie redet sich ehraus, dass alles nur eine Art Spiel gewesen sei. Jane nimmt das relativ gefasst und gibt nur zu bedenken, dass das ein ziemlich abartiger Witz gewesen wäre und kleidet sich zum Gehen an. Jedoch hat Carl andere, natürlich finstere Pläne – er greift sich das Mädel, fesselt ihr die Beine zusammen, schmeisst sie bäuchlings auf die Matraze und beginnt sie mit seinem Gürtel tüchtig auszupeitschen. Jamie ist zwar entsetzt, aber noch nicht angekotzt genug, um Jane nicht festzuhalten, aber irgendwann übertreibt Carl seiner Ansicht nach (etwa da, als Jane sich in Richtung einer ordentlichen Bewusstlosigkeit verabschiedet). „Du bringst sie um,“ brüllt er, aber Carl grinst nur ein „Kicks, nur für Kicks“ und ganz offenkundig hat sich sein Brägen ausgeknobelt, dass das Killen der Gefangenen der grösste Kick wäre. Jamie hat genug und verwickelt Carl in einen Zweikampf, Blutsbruder hin oder her, Carl hat Mord im Sinn und da kommt ihm auch Jamie recht. Der wäre auch unterlegen, aber es gelingt ihm, Carl stirnseitig gegen die Wand zu schubsen, und zwar praktischerweise an die Stelle der Wand, aus der ein rostiger Nagel rauskuckt und den bohrt sich Carl fatalerweise in die Stirn. Carl ist hin und Jane sieht auch nicht wirklich frisch aus. Jamie stürzt mit dem Versprechen, Hilfe zu holen, hinaus, während die Kamera auf den Schauplatz mit der Leiche Carls und der regungslos herumliegenden Jane hält… Ende.

Yo, Freunde, das ist sixties´ sexploitation vom Feinsten. Die Kollaboration Friedman/Frost erweist sich als recht fruchtbar und beschert dem geneigten Fan ziemlich genau das, was man erwarten, erhoffen oder befürchten durfte (je nach persönlichem Gusto). Was wie ein vielleicht etwas sexorientierterer, aber nicht unbedingt spektakulärer „juvenile delinquent“-Film beginnt (selbstredend nicht ohne den moralischen Zeigefinger, dass solcherlei schändliches Tun natürlich ursächlich mit Haschrauchen zu tun hat), steigert sich zur Filmmitte zu ziemlich starkem Tobak, wir reden ja schliesslich vom Jahr 1963, und da neben jeder Menge nackter Tatsachen auch noch Spankings und die Entführung einer jungen Frau als Sex-Sklavin zu präsentieren, ist schon bemerkenswert. Natürlich ist das nach heutigen Massstäben immer noch relativ zahm, da die ganz grossen fiesen Szenen grösstenteils offscreen passieren (die Vergewaltigungen; und wenn wir von der Gürtel-Auspeitschung der armen Jane etwas sehen, ist schon ziemlich deutlich, dass Byron Mabe Mai Jonsson bestenfalls „streichelt“ – andererseits schnippelt die britische Zensurbehörde derartige Szenen ja auch heutzutage noch tutti kompletti aus ab 18 freigegebenen Filmen wie dem hier besprochenen Chained_Heat:_The_Horror_of_Hell_Mountain, während wir die flache Hand auf nackten Po sogar im DDR-Fernsehen in der charmant-trashigen Softsex-Serie Erotisches zur Nacht sehen durften), aber vor vierzig Jahren war das schon mehr als nur „risque´“ und so verwundert es nicht, dass The Defilers in der Historie der „roughies“, also dem, was man heutzutage so einen Sexploiter nennen würde, einen ziemlichen Ehrenplatz als einer der ersten und herbsten Vertreter des Genres einnimmt.

Dramaturgische Feinheiten waren selbstredend nie beabsichtigt und werden daher auch nicht geboten. Frost (und gerüchtehalber David Friedman selbst, ich hab die obige Angabe ausnahmsweise mal klaglos aus der IMDB übernommen) wollten hauptsächlich so viel Exploitation-Elemente wie möglich unterbringen, da braucht es keine grosse Story und keine inszenatorischen Kniffe. Das hat den Vorteil, dass grösstenteils der Plot (bzw. das, was zur Verbindung der diversen Exploitation-Einlagen dafür hergenommen wird) recht flott vorankommt – dennoch sind einige Szenen ein wenig überflüssig geraten bzw. führen zu nichts: der Ausflug in Carls Familienleben trägt nicht wirklich erhellendes zur Entwicklung von Carls Vollmeise bei (ausser dass sein Dad auch ein leichtes Rad abzuhaben scheint), eigentlich hätte man erwarten können, dass auf die kurze Szene mit der Ratte im Dungeon noch eingegangen wird und selbst einem Kleingeist wie mir fiel auf, dass doch eigentlich wenigstens die gute Mrs. Olson als Janes Zimmerwirtin irgendwann mal hätte feststellen sollen, dass ihre eine Mieterin abgeht. Der Subplot um Jamies Beziehung zu Ellen dient zwar als Setup für dessen Anlauf, Jane zu vergewaltigen, andererseits bringt das den Charakter Jamies auch nicht weiter – bereits vor der Vergewaltigung war er derjenige, der mit der ganzen Entführungsgeschichte nicht wirklich glücklich war und sonderlich zu beeindrucken schien ihn die Szene auch nicht. Egal, ich bin schon wieder dabei, vielzuviel in einen Film hineinzuinterpretieren, über den sich vermutlich keiner der Beteiligten auch nur annähernd so viel Gedanken gemacht hat wie der durchschnittliche Internet-Reviewer heutzutage. Lassen wir also die Story mal so stehen und stellen abschliessend fest, dass sie im Kontext des Beabsichtigten halbwegs passabel funktioniert und die Charaktere angemessen flach sind (besonders Jane leidet darunter – irgendwie verhält sie sich während ihrer Gefangenschaft recht unglaubhaft relativ „unbeteiligt“ – halbherziger Fluchtversuch, ein kurzes Flehen… ich könnt´ mir denken, dass man sich da etwas energischer zur Wehr setzen könnte).

Vom, ahempt, künstlerischen Aspekt her wirkt The Defilers sogar professioneller als ein Herschell-Gordon-Lewis-Film. Die Kameraführung ist ein wenig statisch, was aber auch daran liegt, dass die Sets grösstenteils sehr beengt sind und daher kaum Raum für grosse Bewegungsdynamik liefern, der Schnitt ist handwerklich in Ordnung und die Inszenierung routiniert (auch wenn´s erst Frosts zweiter Film war). Von handwerklich-technischer Seite her ist nur die dubiose Ton-Nachbearbeitung der stumm geschossenen Aussenaufnahmen zu beanstanden, aber auch das hat man schon schlimmer gesehen bzw. gehört.

Bei den Schauspielern gibt Byron Mabe einen akzeptablen Madman, auch wenn es schwer glaubhaft erscheint, dass ein vergleichsweise normaler Typ wie Jamie mit einem Psycho wie Carl herumhängen sollte (okay, das ist schon wieder Drehbuchschelte, jaja) – wie die beiden zueinandergekommen sind, verrät uns das Script nämlich auch nicht. Tschuldigung, ich wollt´ ja über die Schauspieler was sagen. Mabe, wie erwähnt, ist recht überzeugend für Genre-, Budget- und Handelsklasse-der-Akteure-Verhältnisse, Jerome Eden bleibt wie sein Charakter ein wenig ausdruckslos und flach, Mia Jonsson ist wie die meisten schwedischen „Schönheiten“; die den US-Drive-In-Film in den 50ern und 60ern heimsuchten, von relativ wenig Talent gezeichnet und darüber hinaus nicht mal sonderlich hübsch (vermutlich Geschmacksfrage, aber mein Typ ist sie ganz gewiss nicht). Nett durchgeknallt verkörpert Mimi Marlowe die dealende Mrs. Olson, der Rest des Ensembles hat nichts wirklich greif- bzw. bewertbares zu tun.

Die DVD-Präsentation erfüllt nicht ganz die Something-Weird-üblichen Qualitätsvorstellungen. Der schwarz-weiss-Bildtransfer (Vollbild) ist zwar recht hübsch und klar, dafür ist der Ton stellenweise etwas matschig und schwer verständlich (was aber auch am Quellmaterial liegen kann). Wie üblich bei SWV ist die Disc mit Extras sprichwörtlich zugeschmissen – neben einem Audiokommentar von David Friedman zu The Defilers gibt´s eine Latte Trailer auf andere Sexploiter der Ära, diverse Drive-In-Spots und ein paar Kurzfilme. Interessantes Feature ist zweifellos die Möglichkeit, sich beide Filme auf der Disc als „Drive-In-Double Feature“ anzusehen – wählt man diese Option, bekommt man quasi eine komplette Drive-In-Show inklusive Trailerreel, Pausen-Spots etc. wie im guten alten Autokino präsentiert. Nettes Gizmo für Freaks (und wer ausser solchen investiert schon seine sauer verdienten Tacken in Zeuch wie dieses?).

Also, das Wort zum Sonntag: Wenn Ihr schon immer einen „kinky“ angehauchten T&A-Film aus den guten alten Sixties sehen wolltet, ist The Defilers ein verdammt guter Tip. Handwerklich richtiggehend professionell, mit allem gesegnet, was das Sexploitation-Freundes Herz begehrt (abgesehen vielleicht einer wirklich gutaussehenden Hauptdarstellerin, ähempt). Trash vom Inhalt her, aber nicht wirklich von der Machart – wie schon gesagt, für das zu vermutende Mini-Budget sieht das ganze verdächtig nach einem richtigen FILM aus. Für Something-Weird-Fans unverzichtbar, jeder historisch interessierte Sexploitation-Freund sollte mal einen Blick auf einen der Granddaddys des Genres werfen. Good fun!

Sexploitation-Faktor: T&A in rauhen Mengen, Spanking, Whipping, kurze Fesselszene, angedeutete Vergewaltigung (zweimal)

(c) 2004 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 7


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