The Dark Side of the Moon

 
  • Deutscher Titel: The Dark Side of the Moon
  • Original-Titel: The Dark Side of the Moon
  • Alternative Titel: Parasite |
  • Regie: D.J. Webster
  • Land: USA
  • Jahr: 1990
  • Darsteller:

    Will Bledsoe (Giles Stewart), Robert Sampson (Flynn Harding), Alan Blumenfeld (Dreyfuss Steiner), Joe Turkel (Paxton Warner), Wendy MacDonald (Alex McInny), John Diehl (Phillip Jennings), Camilla More (Lesli), Ken Lesco (Michael Gotier)


Vorwort

Wenn man mal drüber nachdenkt, gibt es verdammt wenig Filme, die Science fiction mit okkulten Themen vermengen – mir fiele vielleicht EVENT HORIZON ein und, wenn man die Begrifflichkeiten etwas weiter fasst, Carpenters FÜRSTEN DER DUNKELHEIT, danach wird’s aber schon recht dünn, zumal Filme, die übernatürliche Elemente in ihrer „hard science“ andeuten, dann meist doch den Notausgang nehmen und eine rationale Erklärung vorziehen. Und, wenn wir schon beim Nachdenken über die Thematik sind, es gibt verdammt gute Gründe davor, warum sich das SF-Genre und der Okkult-Horror schlecht vermengen lassen – es besteht einfach eine kaum überwindbare Inkompatibilität zwischen harter wissenschaftlicher „speculative fiction“ und dem nun mal dezidiert unwissenschaftlichen Paranormalen, Metaphysischen. Es ist nicht unmöglich, diese Hürde zu überwinden – EVENT HORIZON ist ein schönes Beispiel dafür, wie man Hard SF mit geradezu alttestamentarischer Wucht des Okkulten verbinden kann, aber man braucht dafür schon ein Händchen…

1989 wagte sich eine Handvoll Independent-Filmemacher um den Werbe- und Musikvideo-Regisseur D.J. Webster an die Thematik. Grundlage war ein Development-Deal, den Produzent Keith Walley (der u.a. an den Yuzna-Werken SOCIETY und BRIDE OF RE-ANIMATOR beteiligt war) mit den hoffnungsfrohen Jungautoren Chad und Carey Hayes geschlossen hatte und in dessen Rahmen die Schreiberlinge satte acht Drehbücher runterholzten und sie auch alle abgenommen bekamen (allerdings bliebt THE DARK SIDE OF THE MOON das einzige davon, das auch tatsächlich realisiert wurde). Aus den Hayes-Brüder wurde schon satte knapp 25 Jahre später, nachdem sie sich über Jahre mit Drehbüchern für Krams wie BAYWATCH NIGHTS oder die BEASTMASTER-TV-Serie über Wasser gehalten hatten, ein Big Thing ™, als sie für unsere Freunde von Blumhouse den ersten (und später auch zweiten) THE CONJURING schrieben, der für ein schmales Budget ja so ziemlich alles Geld der Erde einspielte. Damit katapultierten sich in die A-Liga und dürfen jetzt die nächsten JOURNEY TO THE CENTER OF EARTH-Sequels (hat danach jemand gefragt?) und den nächsten DIE-HARD-Film, MCCLANE, benamst (hat danach jemand gefragt??) schreiben. Wenn sonst auch nichts beweist diese „Erfolgsgeschichte“, dass langer Atem sich auch in der Drehbuchbranche manchmal auszahlen kann…

THE DARK SIDE OF THE MOON ist dabei einer dieser komischen Sorte Film, die man, also in dem Fall „ich“, einfach nicht los werde… Ich lieh mir den Streifen wohl so um 1991 rum aus der Videothek aus, kaufte mir ein Jahr oder so später die Kaufcassette, die (ziemlich miese) DVD polterte mir irgendwann in den Nuller Jahren aus einem Sponsoren-Paket entgegen… und ich hab ihn wahrhaft oft angekuckt, wusste dabei immer, dass er nicht besonders *gut* war, aber ein gewisses je ne sais quoi mitbrachte, eine eigenwillige Faszination. Vor ein paar Wochen grübelte ich daher mal unspezifisch, ob sich mittlerweile vielleicht ein freundlicher Publisher an eine Blu-Ray-Veröffentlichung gewagt haben könnte. Nach kurzer Prüfung der Sachlage stellte ich erfreut fest – ja, gerade war in den USA eine „Collector’s Edition“ von Unearthed Films erschienen. Unearthed ist als sonstiger Verklopper unterbelichteter Goresudeleien für Minderbemittelte („Guinea Pig“ wurde von dem Laden ebenso veröffentlicht wie deutscher Amateurrotz wie „Das komabrutale Duell“) kein Publisher, den ich permanent auf dem Schirm habe, weswegen die Veröffentlichung ohne mein zufälliges Gedankenexperiment glatt an mir vorbeigelaufen wäre. Und das wäre ja furchtbar gewesen! Also flugs die Kreditkarte geschlachtet und das Ding bestellt – wenn andere Leute jede Suaheli-Version von DAWN OF THE DEAD in den Schrank stellen müssen, kann ich mir ja wohl auch DARK SIDE OF THE MOON in drei verschiedenen Formaten gönnen…


Inhalt

Wir schreiben optimistischerweise das Jahr 2022 – spricht nicht unbedingt für uns und unseren kollektiven „Fortschritt“ in der Weltraumtechnologie, dass das Datum 1990 für die Hayes-Brüder recht plausibel für den im Film gezeigten technischen Stand geklungen haben muss, wir aber im echten Leben wahrscheinlich weiter davon entfernt sind als vor dreißig Jahren…

Das Raumschiff SPACECORE 1 (okay, aber wenigstens beim Benennen von Raumschiffen sind wir kreativer, oder? *Denkt-an-SPACE-X-und-senkt-bedröppelt-den-Blick*) ist auf einer Routinemission unterwegs – die Aufgabe der Crew: die Wartung nuklear bewaffneter Satelliten. Ich liebe es, wenn ein SF-Film sich schon mit seinem Eröffnungs-Textcrawl beherzt in den Fuß schießt, behauptet jener doch zum einen, dass es sich eben um eine langweilige Routinearbeit handelt, einen Absatz später aber darauf besteht, dass es sich dabei um eine GEFÄHRLICHE, sogar SEHR GEFÄHRLICHE Arbeit handelt (as routine jobs are wont to do, aren’t they?).

Momentan herrscht auf der Brücke gewisse Verwirrung, denn Captain Flynn Harding (Robert Sampson, RE-ANIMATOR, ROBOTJOX) und sein Erster, Lt. Giles Stewart (Will Bledsoe, DAS TURBOGEILE GUMMIBOOT, SPACECOP L.A.) – übrigens ist das ein lustiger Laden, auf den Namensschilder der Uniformen stehen konsequent die Vornamen der Betreffenden – suchen relativ verzweifelt den nächsten zu wartenden Satelliten, doch der glänzt mit Abwesenheit (ein Plotpunkt, den ich bitte umgehend zu vergessen bitte, da er den Film keine Sekunde weiter interessieren wird). Beim Versuch, mit der Bodenkontrollstation diesbezüglich Verbindung aufzunehmen, brennen dem Funkgerät gleich mal sämtliche Transistoren durch, und weil die Mühle grad dabei ist, fällt auch gleich noch der Antrieb und so ziemlich alles an Systemen aus, die ein Astronaut zum Glück brauchen könnte. Flynn und Giles gehen daher dem Bord-Supertechnik-Genie Paxton Warner (Joe Turkel, BLADE RUNNER, WEGE ZUM RUHM, SHINING) auf die Nerven, der ob der Beschwerden gelinde überrascht ist, denn geht’s nach dem aus unerfindlichen Gründen in Form eines attraktiven weiblichen Geräts in attraktiver Ledermontur gestalteten Bordcomputer Lesli (Camilla More, FREITAG, DER 13. TEIL 4 – DAS LETZTE KAPITEL, DEAD TIDES), ist mit den Systemen alles in allerbester Ordnung. Selbst Paxton, der ersichtlich im Zweifel ein paar von ihm persönlich zusammengelöteten Platinen mehr vertraut als seinen werten Crewkameraden, kann sich aber auf der Brücke vom glatten Gegenteil überzeugen.

Trotzdem, meint Paxton, ist das alles kein Grund zur Veranlassung, denn die Back-Up-Systeme werden für mindestens 14 Tage laufen, und in der Zeit hat man entweder den Schaden gefunden und repariert oder ist eine Hilfsmission eingetroffen. Nicht mit Bordtechniker Philip Jennings (John Diehl, MIAMI VICE, KICKBOXER 2 – DER CHAMP KEHRT ZURÜCK, FIRE DOWN BELOW), nicht nur der einzige an Bord, der mit Nachnamen angesprochen wird, sondern auch professional bearer of bad news, der seinen Kollegen vermittelt, dass die 14-Tage-Frist eher eine 24-Stunden-Frist ist, denn die Back-Up-Systeme quittieren ebenfalls den Dienst und damit wird der SPACECORE 1 bald die Luft ausgehen. Was aber auch wieder wurscht ist, weil das Schiff noch zwei Stunden vorher auf dem Mond einschlagen wird, und das auch noch im Bereich Centrus B 40, der dunklen Seite des Erdtrabanten. Das ist jetzt einigermaßen doof.

Jennings schlägt vor, über einen möglicherweise in der Gegend herumschwirrenden Satelliten eine SOS abzusetzen, was ich prinzipiell für keine schlechte Idee halte, aber Flynn und Giles mögen nicht – bis die SPACECORE 1 der impressiven Kratersammlung des Mannes im Mond einen weiteren hinzufügen wird, kann gar keine Rettungsmission von der Erde eintreffen, also kann man sich das auch sparen (andererseits – vielleicht WÜSSTE die Bodenkontrolle ganz gern, was mit der SPACECORE 1 los ist?). Beim Kriegsrat in der Messe zeigt uns das einzige weibliche (und lebendige, ehm) Besatzungsmitglied des Schiffs, Alex McInny (Wendy MacDonald, L.A. GODDESS, DEAD INSTINCT, MAYHEM), was hier ihre prinzipielle Aufgabe ist – den Herren der Schöpfung Tee zu servieren (some things just never change). Dabei bringt sie versehentlich beinahe den Bordarzt Dreyfuss Steiner (Alan Blumenfeld, WAR GAMES, BLACKBELT, RING) um – ungefragt hat Alex nämlich Milch in die Teetassen gekippt, und Dreyfuss ist schwer laktoseintolerant (5 Gummipunkte für denjenigen, der vermutet, dass das noch in den weiteren Storyverlauf hineinspielen wird). Alex kann aber nicht nur Tee kochen und Leute vergiften, sondern auch aus dem Bullauge kucken (ein echtes Multitalent!), und entdeckt dabei, dass ETWAS vom Mond aus direkt auf die SPACECORE 1 zusteuert.

Man stürmt auf die Brücke und staunt einen halben LEGO MOVIE, was ihnen da entgegenkommt – ein antikes Space Shuttle, das offenbar aus eigener Kraft auf die SPACECORE zuhält und sogar ein Andockmanöver einleitet. That’s kinda strange, denn eigentlich sollten keine alten Schrottkisten mehr durchs Universum eiern, und dieses hier, identifiziert als „Discovery 18“ (way too optimistic again, guys!), sieht, wie Flynn fachkundig bemerkt, aus, als sei es „durch die Hölle geflogen“. Buaah! I feel scared already! (Aber, um nicht zu zynisch zu werden… der Film ist durchaus dabei, ein ordentliches Mystery aufzubauen).

Da vom Shuttle aus niemand Anstalten macht, auf die SPACECORE überzusetzen, entscheidet Flynn, dass er sich den unerwarteten Gast mit Giles mal persönlich ankucken wird. Immerhin sind die Herrschaften schlau genug, sich hierfür in Raumanzüge zu stopfen. Die Discovery entpuppt sich als wahres Geisterschiff – obwohl das Shuttle ja unter eigenem Antrieb zur SPACECORE flog, sind alle Maschinen und Computer ausgeschaltet, und unerklärlicherweise starren die Gänge und Korridore (in einer geradezu meisterhaften Fehlleistung ist ein Space Shuttle nach Meinung der Filmemacher ein schlichtweg GIGANTISCHER Apparat mit Hallen, in denen man Basketballspiele veranstalten kann, Korridoren, Walkways, Leitern… MOMENT MAL! Das ist kein Shuttle, das ist eine freakin‘ TARDIS!) vor Wasser – und würden Giles und Flynn (der für sowas aber überhaupt keine Augen hat) genauer hinsehen, sie würden sogar Fischgräten entdecken. Very very mysterious, indeed.

In der Pilotenkanzel des Shuttles ist von einem rechtmäßigen Piloten nichts zu sehen, was die Frage weiter offen lässt, wer zum Geier die Discovery geflogen hat. Zumal sich, nachdem Flynn den Bordcomputer angeworfen hat, herausstellt, dass die Sprittanks des Shuttles staubiger sind als die Kehle eines Verdurstenden in der Sahara. Gerätselt werden kann aber später, momentan ist es nützlicher, das Shuttle an die Sauerstoffversorgung der SPACECORE anzuschließen, um zumindest eines der akuten Probleme zu lindern. Paxton weist zwar auf die Gefahr hin, dass sich in der Shuttleluft allerhand an unerwünschten Schadstoffen rumtreiben könnten, aber Flynn zieht die Kapitänskarte und auch das Argument, dass die aktuelle Situation nicht unbedingt Zeit für alle ansonsten angebrachten Vorsichtsmaßnahmen lässt.

Das Shuttle wird weiter erkundet – Flynn und Giles entdecken eine Kabine, in der eine fein säuberlich aufgehängte NASA-Uniform eines gewissen William T. Marks hängt (was Giles in der Folge ziemlich dämlich aussehen lassen wird), und wenig später, in einem der kathedralengroßen Laderäume des Shuttles, noch eine NASA-Uniform, ebenfalls aufgehängt, wenn auch nicht säuberlich, und mit dem Inhalt des dazugehörigen Astronauten, Michael Gotier (Ken Lesco, ARIZONA HEAT, hauptamtlich aber Stuntman). Der, obwohl umgehend als potentieller Shuttle-Pilot ausgemacht, kann allerdings keine Fragen beantworten, alldieweil er ob einer riesigen dreieckigen Wunde im Bauch, die erstklassigen Einblick auf seine diversen internen Organe gewährt, auf terminale Unpässlichkeit plädieren kann. Man schleppt den Kadaver auf die SPACECORE und lässt Dreyfuss daran rumdoktorn, damit der Sack auch mal was zu tun hat. Nach erster Untersuchung schließt Dreyfuss einen Selbstmord kategorisch aus – niemand könnte sich selbst, so absichtlich wie auch immer, ein derart exaktes Dreieck aus der Plauze schneiden.

Giles ist an der Lösung des Rätsels sehr interessiert – im Gegensatz zu Flynn, der das in Anbetracht der Situation als nachrangiges Problem betrachtet. Giles verschafft sich eine Audienz bei Lesli und stellt überrascht fest, dass Paxton eigenmächtig einige neue Sicherheitsabfragen installiert hat, die mehr oder minder dazu dienen, jeden anderen außer Paxton von der Benutzung des Computers abzuhalten (auch das ist ein Plotpoint, der geradewegs ins Nirvana führt). Giles befiehlt die Abschaltung dieser zusätzlichen Securitychecks und beansprucht dann von Leslie Informationen über die Discovery und ihre Besatzung. Die verblüffende Auskunft des sexy Computers: die Discovery ist 1992 im Atlantik bei einer Notwasserung verloren gegangen. Die Koordinaten der Absturzstelle liegen mitten im sagenumwobenen Bermuda-Dreieck, nach Meinung diverser Pseudowissenschaftler und Schund-Scharlatane ja quasi der direkte Draht in andere Dimensionen (ungeachtet der langweiligen Fakten, wonach im Bermuda-Dreieck weder mehr noch weniger Schiffe und Flugzeuge verloren gehen als in anderen Bereichen der Ozeane). Nachdem Giles sich, wie schon angedeutet, nicht entblödet, nach den Namen der Astronauten Marks und Gotier in den aktuellen Personallisten des Raumfahrtprogramms zu suchen (ich meine… auf ihren VERDAMMTEN UNIFORMEN stand GROSS NASA, und Lesli hat dir gerade erklärt, dass die Discovery in NASA-Diensten stand….), muss Lesli ihn mit der Nase drauf stoßen, dass Marks und Gotier NASA-Astronauten waren. Gotiers Leiche wurde aber nicht geborgen! Shudder! Whimper! Nailbite!

Während Flynn auf der Discovery nach irgendwelchen verwertbaren Ersatzteilen sucht, beobachtet Giles vom Computerraum aus über den Monitor gar grausliches – Gotier erhebt sich von seiner Pritsche und greift Alex an, die auf der Krankenstation irgendwelche Dinge zu verrichten hat. Weiberkram, vermutlich. Als Giles und die anderen Crewmitglieder die Krankenstation erreichen, liegt Alex bewusstlos auf dem Boden und Gotier brav und tot wieder auf seiner Liege (ich bin mir nach über 25 Jahren immer noch nicht sicher, ob die Tatsache, dass Gotier sich zwischen dem Angriff auf Alex und Giles‘ Erscheinen seine Uniform aus- und ein Laken übergezogen hat, für den wüstesten Continuity-Goof seit Erfindung der Daguerrotypie oder ein beabsichtigtes Statement halten soll). Giles‘ Geschichte vom untoten Astronauten wird vom Rest der Crew für ein Anzeichen beginnenden Weltraumkollers o.ä. gehalten, aber der Lt. setzt sich immerhin soweit durch, dass Dreyfuss die Bewusstlose bitte schön ans Krankenbett gefesselt halten soll. Jennings und Flynn schleppen Gotiers Kadaver in einen Frachtraum.

Giles fummelt weiter an Lesli, eh, mit Lesli an der Lösung des Bermuda-Problems. Lesli verkündet, dass bislang 665 Schiffe und Flugzeuge im Dreieck verschollen seien. Giles verblüfft uns (und ihrer Reaktion nach, auch Lesli) mit der korrekten Lösung der komplexen mathematischen Aufgabe 665 + 1. 666! (Six Six Six, the number of the beast, the one for you and me… GRÖHL!). Drama, Baby! Jetzt arbeiten Giles‘ drei existierende Gehirnzellen auf Hochtouren. Er lässt Lesli eine grafische Darstellung des Bermuda-Dreiecks und von Centrus B40 darstellen, und, lo and behold, es ergibt sich eine DIREKTE GERADE VERBINDUNG zwischen den zwei Bereichen (wir vergessen einfach mal Erdrotation, Mondorbit etc. und nehmen das als gottgegeben hin). Und die SPACECORE 1 tuckert gerade MITTEN IN DIESER DREIECKSVERBINDUNG! Argh! Gasp! Gosh!

Der Captain kehrt auf die Discovery zurück, weil die SPACECORE dringend „Geo-Relais“ braucht, was immer das auch sein mag, und die vom Shuttle könnten glatt mit denen der SPACECORE kompatibel sein, man müsste sie nur finden. Giles will den Captain begleiten, aber der lehnt ab – offiziell braucht er Giles auf der Brücke der SPACECORE, inoffiziell glaube ich fast, dass El Capitano seinem Untergebenen nicht mehr so vollständig über den Weg traut, erst recht, seit dem der ihn die Story vom Bermuda-Dreieck und vom Pferd erzählt hat.

Flynn kann die Relais lokalisieren (in ihrer unvergleichbaren Weisheit haben die Shuttle-Konstrukteure die rohe Platine, ohne Verkleidung o.ä.. an die Wand eines Laderaums gepichelt), aber – der Laderaum steht ungefähr anderthalb Meter tief unter Wasser. Salzwasser, möchte man ausdrücklich hinzufügen. Giles hysterisiert seinen Kapitän an, sich schleunigst vom Shuttle zu subtrahieren, aber es ist zu spät – Flynn begegnet einer unbekannten Person, dann reißt der Funkkontakt ab. Giles sattelt Dreyfuss (AUSGERECHNET!) und ein paar automatische Waffen und stürmt auf die Discovery, wo die tapferen Helden (naja, ein tapferer Held und ein zitterender Feigling) umgehend durch ein wie von selbst zufallendes Schott getrennt werden. Dreyfuss ballert irgendwelche Schatten tot, und als unsere Recken in einem der zahlreichen Laderäume der Discovery (seufz) wiedervereint werden, ist Dreyfuss in heller Panik, die auch nicht dadurch reduziert wird, dass sie Flynn finden. Wieder mal von der Decke hängend, mit dem dekorativen Dreiecksschnitt im Gewölle. Whoops.

Währenddessen geht auch auf der SPACECORE gar grausliches vor sich – Alex, die kurioserweise nicht mehr gefesselt ist und sich in ein sehr kurzes Krankenhemdchen gewickelt hat, wacht auf und macht Jennings schöne Augen. Der ist ja bekanntlich das offizielle Schiffsarschloch und nach allgemeiner SF-Logik daher auch notgeil und durchaus willig, das Girl, das ihn bislang stets ausgesprochen deutlich zurückgewiesen hat, zu begatten. Alex schält sich aus den Restbeständen ihrer Kleidung und, uäh… Ich bin normalerweise ja der Ansicht, dass man jeden Film durch hübsche Titten aufwerten kann, selbst mongolische Theologie-Dramen, aber die Betonung liegt auf „hübsche“. Ich weiß, ich bin wieder mal höchst chauvinistisch, ein mieser weißer alter Cis-Mann und überhaupt eine ekelhafte Person, aber… was der liebe Gott Wendy MacDonald an Holz vor der Hüttn mitgegeben hat, ist nicht schön. Während mir sich der Penis gerade schockiert nach innen kräuselt, hat Jennings ersichtlich niedrigere Ansprüche und geht der Sirene sabbernd auf den Leim…

Als Giles und Dreyfuss von der Discovery zurückkehren, finden sie einen heulenden Jennings vor der Krankenstation und eine ziemlich tote Alex in derselben, wie nicht anders zu erwartend, mit dem modisch schicken Dreiecksschnitt im Bauch. Das führt uns nahtlos in die gesetzlich vorgeschriebene „jeder misstraut jedem“-Szene, da unsere vier Überlebenden (auch Paxton hat sich dazugesellt), feststellen, dass jeder von ihnen Zeit & Gelegenheit gehabt hätte, Alex zu töten (warum auch immer). Paxton würde zwar gern Giles aus allgemeinen Erwägungen gerne erschießen (zumal Dreyfuss Giles auch nicht unbedingt ein Alibi spendiert), bringt’s aber nicht übers Herz. Zumal da auch noch der tote Captain zu erwähnen wäre… für den Moment schließt man einen Waffenstillstand, obschon Giles schon durchaus realisiert hat, dass ETWAS hier meuchelnd durch die Schiffe zieht, und dabei von Körper zu Körper wechselt. Fragt sich halt nur, in wessen Körper das Fiese nun steckt…

Der Captain hatte aber mit einer Sache Recht – man braucht die verdammten Relais, d.h. irgendjemand muss zurück auf die Discovery, auch wenn, und da sind sich die fantastischen Vier erstaunlicherweise einig, das Shuttle fraglos der Quell allen Übels, das über die Mannschaft hereingebrochen ist. Kraft seiner Wassersuppe bestimmt Giles sich zum Relaisapportierer ,aber was, wenn er sich einfach mit dem Shuttle absetzt oder anderweitigen Schindluder treibt? Jennings hat eine Idee – man könnte einen der in der Gegend rumschwirrenden Killersatelliten so programmieren, dass er die Discovery in dreißig Minuten in den Orkus jagt. Giles ist einverstanden, geht auf die Discovery und findet die Relais. Aber die Zeit wird knapp, zumal ETWAS ganz ersichtlich versucht, ihn an der fristgerechten Rückkehr auf die SPACECORE zu hindern – Schotte schließen sich, Leitern gehen kaputt, etc. Dreyfuss und Paxton wären dafür, Giles etwas mehr Zeit einzuräumen, aber Jennings löst die Verbindung zwischen den Schiffen und leitet den Raketenabschuss ein – just, als Giles sich endlich in den Verbindungstunnel gewuchtet hat. Dreyfuss entdeckt seine Heldengene und eilt zur Schleuse, um Giles und Relais zu bergen, bevor beide in die Unendlichkeit des Universums gepustet werden. Aber während Dreyfuss mit aller Kraft versucht, Giles an Bord zu ziehen, kommt es zu einer Konfrontation zwischen Paxton und Jennings, und wer bislang fleißig mitgezählt hat, weiß, dass einer der beiden The Evil ™ ist…

Okay, okay, ich hör auf, bevor ich auch noch den letzten Twist der Story aufdrösele (der nun auch kein besonders schwierig zu erahnender ist… Ihr erinnert Euch an den Vorfall mit der feinen Mili im Tee? Ich sagte Euch ja, das wird noch wichtig werden).

Ich würde mich mit niemandem streiten wollen, der behauptet, THE DARK SIDE OF THE MOON sei kein guter Film. Es IST kein guter Film – dafür hat der Film tonnenweise Probleme von Continuity über Bauten bis hin zu grundsätzlichen Script-Ideen und der Vernachlässigung eigentlich ganz wichtiger Details – ich kann z.B. ja noch glauben, dass auf der SPACECORE 1 künstliche Schwerkraft herrscht, aber auf der Discovery? No no never! Von den Dimensionen des Shuttles habe ich schon gesprochen, und ich bezweifle, dass irgendein Raumschiffdesigner seine Konstruktion absichtlich so anlegen würde, dass sie, wie die SPACECORE 1, von abknickenden Korridoren, Sackgassen und genereller Unübersichtlichkeit gezeichnet wäre (gerade auf einem Raumschiff, stelle ich mir ganz unbefangen vor, dürfte eine große Priorität darin liegen, möglichst schnell von Punkt A zu Punkt B gelangen zu können, ohne eine Straßenkarte konsultieren zu müssen). Dazu kommen Gurken wie die „direkte Verbindung“ der beiden Dreiecke (was hätte der Satan, der, huch, jetzt hab ich’s doch gespoilert, nur angestellt, hätte man die Mondrückseite nicht in Dreieckssektoren, sondern in Hexagons eingeteilt?) oder die markerschütternde Feststellung, dass sich die Koordinaten von Centrus B 40 auf „666“ kürzen lassen!! (Natürlich nicht etwa durch irgendeine Art mathematischer Berechnung, sondern dadurch, dass man alle Ziffern, die NICHT 6 sind, wegstreicht. Nimmt man genug Kommastellen, kann man das wohl mit so ziemlich jeder Ziffernfolge, die sich ein Mathematiker ausdenken kann).

Yeah, it’s pretty much all stupid – auch die Zusammenstellung einer Crew, die psychologisch so inkompatibel ist, dass sie sich im echten Leben drei Sekunden nach dem Start an die Gurgel gehen würde (und warum das Script Paxton als eine Art Antagonisten aufbaut, bereits bevor irgendeine Art von externer Bedrohung postuliert ist, begründet sich ebenso wie der Umstand, dass Lesli ein humanoider Computer ist, nur dadurch, dass die Hayes-Brüder sowas in „Aliens“ schon mal gesehen haben [„hey look, our artificial lifeform is not only clever, it’s sexy as fuck!“ – probable line from the pitch meeting]).

Und dennoch – der Film strahlt eine gewisse Faszination aus, ganz einfach dadurch, weil es Vergleichbares, also eine honest-to-God-bzw.-Satan-Kombination aus okkultem Horror und SF nicht gab – EVENT HORIZON, der ähnliches Terrain natürlich deutlich besser beackerte, kam ja erst 1997 in die Kinos! Es war sicher keine bewusste Entscheidung der Hayes Brothers, unbedingt etwas Okkultes machen zu wollen als einfach der Versuch, die „monster-on-the-loose“-Thematik, die seit ALIEN keinen B-Producer los ließ, zu variieren (und streng genommen ist der Ansatz ja auch budget-freundlich, weil man keine potentiell teure Kreatur bauen muss). Von da aus aber direkt zum buchstäblichen Satan zu kommen, der keine effektivere Methode zum Seelenfang gefunden hat, als ein paar arglose Raumfahrer zu triezen, ist ein Sprung, den man erst mal machen muss; und die Hayes-Brüder „committen“ sich der Idee voll und ganz (die Expositions-Blöcke, wenn Giles mit Lesli die Geschichte des Bermuda-Dreiecks und die Verbindung mit dem Gottseibeiuns recherchiert, muss man erst mal überstehen, ohne sich in ein debiles Koma zu grinsen, aber wie ich immer sage, die Idee darf dumm und dämlich sein, wenn man auf ihr schlüssig aufbaut, ist das valide. Gut, bei der Schlüssigkeit haperts da und dort auch, aber ich werde jetzt bei diesem Film auch keine kritischeren Maßstäbe anlegen als bei „Star Crystal“, „Mutant“ oder „Return of the Space Herpes Part XI“.

Die düstere Atmosphäre eines schon im optimalen Zustands auf Zweckmäßigkeit und Arbeit ausgerichteten Gebrauchsschiffes mit einem generellen low-tech-Look, (nur Lesli passt nicht in das Bild eines Schiffes, dessen technischen Stand man sich für die nahe Zukunft durchaus vorstellen kann), das nun auch noch unter allen möglichen technischen Problemen leidet, verfehlt auch hier nicht ihre Wirkung, und auch wenn es natürlich selbst im Filmkontext strunzdoof ist, strahlt auch die Atmo an Bord der Discovery mit den verlassenen, heruntergekommenen, nassen und unheimlichen Laderäumen und Korridoren eine bedrohliche Stimmung aus – man meint förmlich das faulige Brackwasser riechen zu können.

Die Spezialeffekte sind okay – die Modelltricks für die Raumschiffe halten jeden B-Vergleich aus, und die nicht sehr zahlreichen Goreeinlagen sind eher albern (unser Satansbraten wechselt die Körper, indem er die Visage seines nächsten Opfers gegen seine Bauchwunde presst und dann eine Art blutige Satansfresse aus dem Bauchdreieck herausbricht), aber nett eklig. FSK 16, und unter einer anderen Freigabe firmierte der Streifen hier nie, ist angemessen (schon allein wegen Wendy MacDonalds nicht sehr ansehnlichem Vorbau. Der könnte die Jugend in die Homosexualität treiben!!!111).

Schauspielerisch können vor allem die alten Hasen überzeugen – Robert Sampson ist als no-nonsense-Captain quasi eine Bank, Joe Turkel als undurchsichtiger Paxton so schwer durchschaubar, wie das Script es auch gerne haben möchte, und John Diehl wurde praktisch dafür geschnitzt, durchgeknallte Hitzköpfe zu spielen. Alan Blumenfeld soll einen ziemlich passiven Charakter spielen, ist mir aber trotzdem immer noch zu blass, und Will Bledsoe… naja, der überlässt das Schauspiel lieber seiner gloriosen 80er-Vokuhila, die mich ständig darüber nachdenken lässt, in welcher 80er-New-Wave-Band er optisch am besten aufgoben wäre – Duran Duran, a-ha oder doch Kajagoogoo? Wendy MacDonald ist nicht nur rein visuell gesehen nicht mein Fall, ihre schauspielerischen Fähigkeiten sind auch eher auf dem Level „dinner theatre“ denn „feature film“ angesiedelt. Camilla More bekommt die emotionslose Maschine Lesli gut hin…

Das Tempo, das D.J. Webster anschlägt, ist nicht mörderisch – er versucht, die Atmosphäre auch mal wirken zu lassen und bekommt zum Ende hin auch einen soliden Spannungsbogen gebacken.

Die Unearthed-Blu-Ray zeigt den Film in 1.85:1-Widescreen. Die Bildqualität ist nicht überragend gut, schlägt aber natürlich die olle DVD (besondes die Interiors sind ziemlich gut, während die Modell-FX-Weltraum-Sequenzen unter arger Körnigkeit leiden). Der ausschließlich mitgelieferte englische O-Ton ist brauchbar, Untertitel gibt’s nicht. Als Extras gibt’s (qualitativ grausame, da offenbar per Skype mitgeschnittene) Video-Interviews mit Alan Blumenfeld und Stuntman …

THE DARK SIDE OF THE MOON ist also kein vergessener Klassiker, aber für den Genrefreund allemal einen Blick wert – es ist ein recht eigentümlicher, eigenwilliger, einzigartiger Take auf das ALIEN-Rip-off-Genre, und das allein räumt dem Film in einem meistens nur by-the-numbers heruntergewirtschaftetem Sujet eine Sonderstellung ein.

© 2019 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 6


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