The Dark Side of the Moon

 
  • Deutscher Titel: The Dark Side of the Moon
  • Original-Titel: The Dark Side of the Moon
  • Alternative Titel: Dark Side of the Moon |
  • Regie: D.J. Webster
  • Land: USA
  • Jahr: 1990
  • Darsteller:

    Giles (Will Bledsoe)
    Paxton (Joe Turkel)
    Jennings (John Diehl)
    Flynn (Robert Sampson)
    Dreyfuss (Alan Blumenfeld)
    Alex (Wendy MacDonald)
    Leslie (Camilla More)
    Gotier (Kenneth R. Leskel)


Vorwort

Ein Genre, in dem der geneigte Fan nicht gerade von Qualitätsware überschüttet wird, ist der Science-fiction-Film. Durch gesteigerte Erwartung an Effekt-Extravaganzen ist es heute nicht mehr so einfach ist wie in den 50ern, mit wenig Geld SciFi zu realisieren. Vieles, was heutzutage unter SF läuft, hat dieses Mäntelchen nur umgehängt. Denn das führt uns direkt zum zweiten Faktor, nämlich Ridley Scott´s ALIEN. ALIEN bescherte dem Genre die Abkehr von der reinen technischen SF zur Kombination SF/Horror. Das bescherte uns über die Jahre umpfzig Rip-offs des Klassikers (nebst den etlichen offiziellen Sequels… während ich das hier schreibe, bekundet Ridley Scott Interesse, ALIEN 5 selbst zu machen.) 1988/89 kam dazu noch die Welle der Unterwasserfilme in kurze Mode. Schnell hintereinander machten Streifen wie THE ABYSS, DEEP STAR SIX und LEVIATHAN leidlich Kasse. 1990 nun wiederum kamen ein paar findige B-Filmer auf die Idee, Unterwasserfilm und ALIEN-Rip-Off zu kombinieren und das ganze nach einem Pink-Floyd-Album zu betiteln. Voilá, hier ist THE DARK SIDE OF THE MOON.


Inhalt

Der Opening Crawl verschafft uns erste Informationen. Wir schreiben das Jahr 2022, das Raumschiff Spacecore 1 ist unterwegs, fremde Welten zu besuchen, halt, stop, das war falsch. Nein, die Spacecore 1 ist auf einer Routinemission, um nuklear bewaffnete Satelliten zu warten. Ein extrem gefährlicher Job, versichert uns der Crawl. Unser Haufen generic characters an Bord wird das auch schnell merken, als da wären der altgediente Veteran Captain Flynn, sein junger, dynamischer Stellvertreter Giles, der jump-the-gun-ex-Kriegshaudegen Jennings, der für die Technik zuständig ist, die hübsche Alex (okay, hübsch ist übertrieben, aber im Weltraum senkt man seine Ansprüche…) sowie Paxton, der Computerspezialist, der für den Bordcomputer Leslie (ein Android in Frauengestalt!, schliesslich BRAUCHT ein Alien-Rip-off einen Androiden) zuständig ist, und der Bordarzt Dreyfuss, der eigentlich nur ´ne ruhige Kugel schieben will (und ungefähr soetwas verkörpert). Flynn und Giles sitzen auf der Brücke und möchten den nächsten Satelliten anpeilen, but to no avail, da aus Houston keine Koordinaten kommen. Wie´s der Deibel so will, funktioniert schnell gar nichts mehr, sämtliche Bordsysteme versagen, nur das Notsystem springt an, wird aber nur 24 Stunden die Besatzung versorgen können. Antriebslos treibt die Spacecore auf Centrus B 40, die dunkle Seite des Mondes, zu. Bordcomputer Leslie hilft nicht weiter, denn die Computeranalyse stellt fest, dass die Systeme vollkommen ordnungsgemäss ihren Dienst verrichten. Paxton und Flynn kommen sich ob dieser wenig hilfreichen Aussage Leslies in die Haare, aber Giles kann die Situation beruhigen. Man beschliesst, das Schiff per Hand zu inspizieren. Jennings und Alex bilden ein Team, Jennings hat – klischeeerfüllend – ein Auge auf Alex geworfen, selbige – ebenfalls klischeeerfüllend – kann Jennings nicht ausstehen. Fehler werden keine gefunden.

Beim gemeinsamen Teetrinken in der Messe serviert Alex Dreyfuss versehentich Tee mit Milch, den dieser (siehe DAS EXPERIMENT) nicht wirklich verträgt, ist er doch allergisch dagegen. Der Vorfall ist schnell vergessen, denn Alex sieht etwas durch´s Bullauge – ein Objekt auf direktem Kurs Spacecore. Zur allgemeinen Überraschung handelt es sich um ein altes Space Shuttle! Das Shuttle wird offensichtlich gesteuert und leitet Andockmassnahmen ein, ohne sich jedoch auf Anrufen zu melden.

Flynn und Giles beschliessen, das Shuttle zu erkunden. Dort ist es feucht und heiss, nämlich satte 41 Grad Celsius. Die Atmosphäre ist atembar, hat aber einen erhöhten Schwefelanteil (hint, hint). Giles´ Monitor sendet seltsame Daten an die Spacecore, das herkömmliche Binärcodezeuch (tatsächlich spuckt der Monitor nur 100111100111 etc. aus) ergibt plötzlich ein Dreieck aus Nullern. Flynn pumpt entgegen der Einwände Paxtons, der das Luftgemisch lieber etwas genauer unter die Lup nehmen würden, die Luft auf die Spacecore, denn dort droht den restlichen Crewmitgliedern selbige auszugehen.

Giles und Flynn wundern sich indes, denn die Tanks des Shuttles sind leer. Ein unbemanntes Raumschiff fliegt sich ohne Sprit selbst durchs All? Die Frage wird vertagt, denn man durchsucht das Shuttle erst mal nach Anhaltspunkten und stösst auf NASA-Uniformen. Im Laderaum sendet Giles´ Monitor wieder das Nuller-Dreieck und prompt fällt den Erkundern eine tote Leiche auf den Kopf. Selbige wird auf die Spacecore gebracht und trägt ein NASA-Nametag „Gotier“. Now things get awkward. Gotier hat nämlich eine ziemlich groteske Bauchwunde in Dreiecksform, in der sich die Eingeweide nur so tummeln. Die Crew einigt sich zunächst mal interessanterweise auf Selbstmord (!). Wer also hat dann das Schiff gesteuert? Ist etwa noch jemand an Bord des Shuttles?

Giles befragt Leslie, doch muss er erst eine zusätzliche Sicherheitsmassnahme Paxtons abstellen. Das Shuttle ist die Discovery 18. Eine Abfrage nach den Crewmitgliedern Gotier und Marks (dessen Uniform sich im Shuttle fand) bleibt ergebnislos, im aktuellen Raumfahrtprogramm sind die Herren nicht verzeichnet. Das Shuttle selbst ist seit 1992 offiziell nach einer Notwasserung verschollen – das Shuttle ging im Bermuda-Dreieck runter (Shock! Gosh! Gee-whiz!) Das Shuttle muss also zur NASA gehören, die seit 30 Jahren nicht mehr fliegt (hehe… so recht trauten unsere Herren Autoren dem Weltraumprogramm der USA also nicht über´n Weg) – intelligente Feststellung, wenn schon NASA-Raumanzüge im Shuttle rumhingen… Naja, Helden sind manchmal Schnelldenker und Blitzmerker.

Flynn und Jennings haben derweils vorsichtshalber die Luftschleuse verrammelt, Dreyfuss sucht Giles auf und informiert ihn, dass die Selbstmordtheorie ad acta gelegt werden kann, denn die Wunde trägt keinerlei Rückstände einer Waffe und formt exakt ein gleichschenkliges Dreieck (also doch kein Harakiri). Giles quetscht Leslie weiter aus und lässt sie eine Linie vom Bermuda-Dreieck nach Centrus B 40 ziehen. Und, washabicheuchgesagt, die Spacecore liegt genau drin in dieser Linie.

Gotier reanimiert derweil in der Medostation und attackiert Alex. Seine Augen sind plötzlich gelbe Raubtierpupillen und er spricht mit Darth-Vader-Stimme, ist also folglich EVIL. Er gibt diversen okkulten Brimborium von sich und stopft mithilfe eines ekligen Monsters aus seiner Bauchwunde Alex´ Gesicht in selbige, was Giles nur hilflos am Monitor verfolgen kann.

Bis Giles die Crew zusammengetrommelt hat, hat sich die Situation schon entschieden. Gotier liegt brav auf seinem Untersuchungstisch (in einem wüsten Continuity-Error allerdings jetzt nur noch mit so einem Krankenhauslaken bekleidet, während er bis vor ein paar Sekunden noch in Uniform war) und Alex pflackt bewusstlos am Boden. Giles´ Beobachtungen wird vernünftigerweise wenig Glauben geschenkt, denn Gotier erweist sich als toter noch als tot. Nichtsdestotrotz befördert Flynn den Kadaver in den „Vaporisator“. Immerhin kann Giles durchsetzen, dass Alex, immer noch out-for-lunch, angegurtet wird und er nimmt Dreyfuss das Versprechen ab, dass der bei all seinen Tests selbige nicht entfernen wird. Dann wendet er sich wieder Leslie zu und lässt sich eine Liste der verschwundenen Objekte im Bermuda-Dreieck geben, die erwartungsgemäss (schliesslich haben wir alle unseren Charles Berlitz gelesen) ellenlang ist. Leslie spekuliert als Ursache auf eine unbekannte Macht, die mittels Energiefelder die Objekte irgendwohin befördert.

Dieweil verhält sich Alex suspekt, wirft sich in ihren Gurten hin und her und entwickelt einen Puls von 280. Bis Giles naht, hat sich die Gute wieder beruhigt, was den Doktor auf die Palme bringt, denn eigentlich dürfte ein Mensch das nicht überlegen.

Giles berichtet Flynn von seinen Leslie-Erkenntnissen, doch die Theorie mit dem Bermuda-Dreieck hält der Captain für ziemlichen Lötzinn. Wichtiger ist ihm, die Discovery nach potentiellen Ersatzteilen für die lädierte Spacecore abzugrasen, denn in 13 Stunden droht der Crash auf die Mondoberfläche. Für Horrorfilme ausgesprochen intelligenterweise geht Flynn alleine.

Jennings hat derweil die frohe Kunde, den Satelliten vom Anfang aufgespürt und so umprogrammiert zu haben, dass man über diesen einen Notruf absetzen könnte. Flynn marschiert auf der Discovery (die für ein Shuttle erstaunlich gross ist und mindestens drei Decks hat… wusste gar nicht, dass die NASA schon Jumbo-Ausgaben auf der Pfanne hat) und stürzt zu seinem Befremden in einen Laderaum voller Salzwasser, Seetang und Wasserpflanzen!

Bevor er der Sache näher auf den Grund gehen kann, wird er aber von irgendjemandem angegriffen, Funkstille. Giles und Dreyfus packen sich die nächstbesten Waffen und entern die Discovery to the rescue. Ein Schott trennt die beiden, Dreyfus ballert auf irgendwelche Schatten, man vereint sich wieder und findet Flynn, der tot an einem Haken hängt und die selbe nette Bauchwunde sported wie dereinst Gotier.

Alex hat sich derweil ihrer Fesseln entledigt und bekommt Besuch (von wem, erfahren wir zwengs der Suspense nicht). Sie packt ihre Verführungskünste aus (und nicht nur die, ähem), der Besucher ist begeistert und versteigt sich zu Streicheleinheiten, aber… TA-DAMM… das geht schlecht für ihn aus, schon wird sein Gesicht in Alex´ Bauch gesaugt.

Als Giles und Dreyfuss zurück auf die Spacecore kommen, finden sie nur noch einen aufgelösten Jennings und eine reichlich tote Alex mit der angemessenen Dreiecks-Bauchwunde. Als Paxton hinzustösst, kommt es zu einer DRAMATISCHEN AUSEINANDERSETZUNG, denn jeder beschuldigt jeden, für mindestens einen Todesfall verantwortlich zu sein. Paxton redet sich ein, dass Giles sowohl Flynn als auch Alex getötet hat und beabsichtigt, Giles dafür an Ort und Stelle zu erschiessen. Doch die Vernunft kehrt rechtzeitig ein und die Handlung ihren Fortlauf nehmen.

Giles befragt wieder Leslie und bekommt die schockierende Auskunft, dass die Spacecore Schiff Nr. 666 wäre, dass im Bermuda-Dreieck bzw. seiner stellaren Verlängerung verlustig geht. In einem spontanen Geistesblitz lässt Giles sich die Koordinaten von Centrus B 40 anzeigen, und tatsächlich, wenn man alle anderen Zahlen wegstreicht, bleiben als Koordinaten der Eckpunkte 6-6-6 übrig. Nasty stuff, isn´t it? Iron Maiden should´ve been proud.

Zwei Stunden bis Einschlag auf Mond. Der Kriegsrat der vier Überlebenden tagt und Giles schlägt vor, dass er sich nochmal allein auf die Discovery wagt, um die benötigten Ersatzteile, die der selige Captain immerhin schon lokalisiert hatte, zu bergen. Ist er aber in 30 Minuten nicht zurück, sollen die anderen mittels des Killer-Satelliten die Discovery in den Orkus jagen.

Giles dringt in der Discovery in das selbe Planschbecken vor wie dereinst Flynn, es blubbert verdächtigt, und getreu der Devise shoot first, ask questions later, erschiesst Giles einen Schlauch.

Auf der Spacecore überlegt man, ob man die Discovery nicht lieber, Giles hin, 30 Minuten her, gleich in die Luft jagen soll, aber Paxton und Dreyfuss setzen sich gegen Jennings durch. Giles findet die benötigten Teile, wird aber von der Discovery im Laderaum eingeschlossen. Durch Luftschächte (die sich zum Glück auch auf einem Space Shuttle in mannsgrosser Bauweise eingefunden haben) krabbelt Giles gen Ausstieg, doch auf der Spacecore wird man mulmig. Die Zeit ist rum. Paxton und Dreyfuss wollen Giles noch eine Nachspielzeit einräumen, aber Jennings ist von der pünktlichen Sorte und setzt den Killersatelliten sowie die Abdockprozedur in Gang. Die Discovery legt ab, just als Giles im Verbindungstunnel steckt, was für ihn eine etwas unangenehme Situation ist. Dreyfuss versucht, ihm zu Hilfe zu eilen, bringt aber die Luftschleuse nicht auf.

Paxton und Jennings geraten aneinander und – ta-daa- falsche Fährte ausgelegt, nicht etwas Jennings ist der jetzt Besessene, sondern Paxton! Während Dreyfuss mit Müh und Not Giles in die Spacecore hieven kann, leert Jennings das Magazin seiner Waffe in Evil Paxton. Giles und Dreyfuss finden bei ihrer Rückkehr in die Zentrale nur den toten Paxton (mit dem Bauch-Dreieck) und vermuten nicht völlig unlogischerweise, dass der Kelch nun an Jennings gegangen ist. Leslie bekommt Besuch, den sie uncharmat als „Mistvieh“ bezeichnet. Giles muss feststellen, dass die Ersatzteile für die Katz sind, da das gesamte Relaissystem der Spacecore im Eimer ist. Dann wird plötzlich auf Giles und Dreyfuss geschossen, vermutlich von Jennings, also wird zum Gegenschlag geblasen. Auf der Suche nach Jennings findet sich Dreyfuss plötzlich in einem dreieckigen Lichtschein wieder…

Jennings und Giles geraten aneinander und der kampferprobte Jennings hat eindeutig die besseren Karten. Bevor er Giles aber in die ewigen Jagdgründe schicken kann, wird er vom plötzlich auftauchenden Dreyfuss geplättet. Dann schaukelt das Schiff und hält an.

Der mittlerweile im wahrsten Sinne des Worts kopflose Bordcomputer weiss nicht mehr, als dass die Spacecore aus unbekannten Gründen angehalten hat.

Giles und Dreyfuss trinken erst mal ein Tässchen Tee, doch, was ist das? Dreyfuss schüttet sich kübelweise Milch in seinen Pott. Giles fällt das wohl auf, aber er hält die Klappe, sondern erfindet flugs eine Story. Vielleicht könnte man über den Satelliten doch einen Notruf abschicken? Dreyfuss gefällt der Vorschlag.

Natürlich ist Giles nicht blöde, sondern programmiert den Satelliten auf die Vernichtung der Spacecore. Kaum ist er fertig, ist auch Dreyfuss hinter ihm und offenbart sich als nichts weniger als Satan persönlich, der auf Seelenfang ist, um es endlich seinem alten Spezi Gott heimzahlen zu können, dass der ihn dereinst aus dem Himmel rausgeworfen hat. Giles hat aber schon den Countdown gestartet und bevor Satanas unserem tapferen Helden zu nahe treten kann, löscht eine Atomrakete die Spacecore 1 aus.

Die Kamera schwenkt zur Mondoberfläche, nach Centrus B 40, wo sich dem ungläubigen Auge des Betrachters ein wahrer Schrottplatz der Aviatik und Aquatik offenbart, Frachter, Galeonen, Flugzeuge… und ein Mayday-Ruf des Raumschiff Tiberius erklingt, das antriebslos auf diesen Ort zutreibt…

Puh, das ist schon eine wilde Mischung, die die Schreiberlinge Hayes & Hayes (in ihrer weiteren Karriere zuständig für ein paar BAYWATCH-Episoden und diverse US-Fernsehfilme) dem geneigten Publikum hier vorsetzen. Aber man muss ihnen zugute halten, dass es anno 1990 sicherlich noch eine absolut originelle Idee war, Alien-mässigen SF-Horror mit übernatürlichen bzw. okkulten Elementen zu verbinden – Hollywood, d.h. das RICHTIGE Hollywood, klaute diese Idee Jahre später für EVENT HORIZON. Allerdings versäumten es die Macher des letztgenannten Streifens nicht, wenigstens eine halbwegs plausible Erklärung für die Vorkommnisse zu liefern, während in DARK SIDE OF THE MOON alles „einfach sö passiert (Satan darf z.B. als Begründung dafür, warum er ausgerechnet das Bermuda-Dreieck für seine Aktivitäten nutzt, schlicht „Bequemlichkeit“ angeben. Wohl eher Bequemlichkeit der Autoren). Der mystisch verbrämte SF-Schocker hat aber durchaus seine Vorzüge. Zwar hat das Drehbuch Lücken, wie man sie nicht anders erwartet (warum z.B. ist Leslie ein Android?), aber es entbehrt nicht eines gerüttelt Mass an Spannung. Natürlich hätte alles noch besser sein können, denn obwohl das Script gelegentlich auf der geschwätzigen Seite liegt (es wird viel gequasselt), erfahren wir recht wenig über unsere Charaktere, ausser dass sie eben die generic-crew mit ihren vorgesehenen Aufgabenverteilungen (nicht nur, was ihren Dienst an Bord, sondern auch den Dienst am Film angeht) darstellt. Auch ALIEN hatte wohl schier endlose Talkrunden zu bieten, aber dort waren einfach die Figuren interessanter. Zuviel wird in DARK SIDE OF THE MOON lediglich angerissen – die (sexuellen) Spannungen zwischen Jennings und Alex z.B., oder der Fakt, dass Paxton ein undurchsichtiger Kantonist ist, das kann man zwar mit gutem Willen herauslesen, deutlich wird es aber nicht.

Immerhin umschifft der Streifen das ein oder andere Klischee. Zum einen darf die Frau nicht bis zum Schluss überleben, wie es normalerweise üblich wäre, der Jennings/Paxton-Angle ist immerhin der Versuch, eine geschickte falsche Fährte auszulegen und, wie gesagt, der Kunstgriff, kein böses ausserirdisches Monster, sondern eine okkulte Macht mordend umherziehen zu lassen, war zumindest zur Entstehungszeit neu (obgleich natürlich eine Prise Fliegender Holländer nicht zu verhehlen ist).

Mankos hat der Film in seiner technischen Ausführung, nicht, was das filmische Handwerkszeug angeht, sondern in der Ausstattung. Die Spacecore 1 bringt zwar einerseits ein gewisses klaustrophobisches Feeling auf, die Ausstattung ist aber ungefähr so futuristisch wie meine Stereoanlage von 1988, in der Zentrale kommt regelrecht Heimcomputerfeeling auf. Man könnte ein geringes Budget doch vielleicht etwas besser tarnen. Schon angedeutet habe ich, dass das Set der Discovery nicht wohl durchdacht ist (mehrere Decks auf einem Space Shuttle, Luftschächte??). Die Model-Effekte sind passabel gelöst (bis auf den abschliessenden Kameraschwenk über die Mondoberfläche, der doch eher nach Modelleisenbahn aussieht), und die zwei-drei Gore-Einlagen sind zünftig.

Ein bisschen problematisch ist vielleicht auch die Beleuchtung. Natürlich spielt der Film auf einem Raumschiff mit Stromausfall, dennoch ist vieles einfach etwas zu dunkel gehalten, manchmal hat man Mühe, den Fortgang der Handlung mangels Durchblick zu erkennen, dabei hat Regisseur Webster gelegentlich ein gutes Feeling für den Einsatz von Licht und Schatten.

Insgesamt ist die Inszenierung Websters durchaus spannungsvoll. Die Dialogpassagen sind zwar machmal etwas zäh, aber es passiert genug, um den Zuschauer bei der Stange zu halten und – wie gesagt – Spannung zu erzeugen. Schade, dass Webster weder vor noch nach DARK SIDE OF THE MOON einen weiteren Film inszeniert hat, hier haben wir durchaus ein Talent, das ausbaufähig gewesen wäre. Es wäre sicher interessant gewesen, Webster mal mit einem grösseren Budget arbeiten zu lassen. Gespür für atmosphärische Inszenierung ist durchaus vorhanden und für die leichten Macken des Drehbuchs kann der Regisseur ja nix.

Was DARK SIDE OF THE MOON (neben der Grundidee) über das weite Feld der ALIEN-Nachzieher heraushebt, sind die Darsteller. Obwohl keine grossen Namen im Ensemble sind, können alle Beteiligten durch die Bank überzeugen und nuancierte Vorstellungen präsentieren, mit dem vielleicht leichten Schwachpunkt des Hauptdarstellers Will Bledsoe als Giles, der sich zwar müht, aber mit dem Spiel seiner Kollegen nicht ganz Schritt halten kann. Seine kinematische Karriere ist daher etwas überschaubar gehalten.

Im Gegensatz dazu Joe Turkel, der überzeugend den undurchsichtigen Paxton gibt. Turkel ist ein Veteran, der schon in den 50er Jahren mit Stanley Kubrick u.a. „The Killing“ drehte, über die Jahre gut beschäftigt war und in den frühen 80ern mit „Blade Runner“ und „Shining“ zwei echte Knüllerfilme in seiner Vita hat (in BLADE RUNNER mimte er den bösen Tyrrell).

Alan Blumenfeld (Dreyfuss) war u.a. in FRIDAY, THE 13TH VI und PROBLEM CHILD 2 am Start, darüber hinaus war er in der hochgelobten Fernsehserie MURDER ONE am Start. Hier bietet er eine gute Vorstellung.

Genrefreunde dürften mit dem Namen Robert Sampson durchaus vertraut sein. Neben dem Italo-Horror CITY OF THE LIVING DEAD verdiente sich Sampson Kultstatus durch sein Mitwirken in den Stuart-Gordon-Streifen ROBOT JOX und natürlich RE-ANIMATOR. Hier ist es regelrecht schade, dass sein No-Nonsense-Captain relativ früh ins Gras beissen muss.
Vermutlich am bekanntesten im Cast dürfte John Diehl sein, der zuletzt mit Nebenrollen in Blockbustern wie JURASSIC PARK III, PEARL HARBOR oder A TIME TO KILL sein Geld verdiente, dem grossen Publikum aber durch seinen langjährigen Auftritt als Detective Zito in MIAMI VICE im Gedächtnis sein durfte. Hier verkörpert er seinen Trademark-Charakter als latent durchgeknallt wieder einmal absolut souverän.

Die weiblichen Ensemble-Mitglieder könnten mit derlei Vita nicht auftreten. Wendy MacDonald, die vielleicht auch ein wenig blass bleibt, weil sie auch nicht allzuviel zu tun hat, kann immerhin auf ein Jahr Soap-Erfahrung in SANTA BARBARA zurückgreifen, Camilla More, die es in ihrer Androiden-Rolle mühelos schafft, mit geringstem Aufwand greifbare unterkühlte Erotik zu schaffen, hat drei Seasons in GENERAL HOSPITAL und zwei Jahre DAYS OF OUR LIFES zu bieten.

Wie gesagt, für Genre-Verhältnisse leisten aber alle Schauspieler überdurchschnittliches, was natürlich auch dazu beiträgt, den Zuschauer über die Untiefen des Drehbuchs hinweg bei der Stange zu halten. DARK SIDE OF THE MOON ist daher unter der Masse der ALIEN-Rip-offs eine Sonderstellung einzuräumen. Nicht nur bedienen sich die Macher einer im Rahmen des Sujets kreativen Grundidee, nein, es gelingt ihnen auch, mit bescheidenen Mitteln für ein gerüttelt Mass an Spannung zu sorgen und einen Film abzuliefern, der Genrefreunden eigentlich rundum gefallen müsste – er hat gute Schauspieler, eine nette Story, angemessene Effekte und Gore-Einlagen (für FSK 16) und damit alles, was ein Bier, äh, Film, braucht. Hinter EVENT HORIZON braucht er sich jedenfalls nicht zu verstecken – mit dem beim „grossen Cousin“ verpulverten Budget würde DARK SIDE OF THE MOON vermutlich klar besser aussehen als das Sam-Neill-Vehikel. Nur mit Pink Floyd hat der Streifen nun wirklich nichts, aber auch gar nichts zu tun. Aber das ist vermutlich auch ganz gut so 🙂

(c) 2001 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 5


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