The Dark Area

 
  • Deutscher Titel: The Dark Area
  • Original-Titel: The Dark Area
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  • Regie: Oliver Hummell
  • Land: Deutschland
  • Jahr: 2001
  • Darsteller:

    Tobias (Tobias Ibel)
    Jasmin (Jasmin Hänsgen)
    André (André Horsten)
    Stefan (Stefan Lammert)
    Oliver (Oliver Hummell)
    Ranger (Rolf Roentgen)
    Cop (Georg Lammert)


Vorwort

Was heute zum Review vor mir liegt (bzw. schon hinter mir, denn ich hab den Streifen ja mittlerweile gesehen), ist ein Werk, das mir einerseits schon mehrfach im Forum als reviewwürdig vorgeschlagen wurde, andererseits mir auch schon ein ums andere Mal auf Kaufhauswühltischen vor die Flinte lief, ohne dass ich mich zum sofortigen Zuschlagen genötigt sah. Komisch eigentlich, denn normalerweise sollte ich ja auf das Zeug, das mir Dritte ausdrücklich ans Herz legen, anspringen wie Nachbars Lumpi. Wieso also die anfängliche Zurückhaltung und warum dann doch noch?

Letztere Frage beantwortet sich leicht, denn diese Woche traf die DVD in Begleitung von drölfzigtausend anderen in der neuesten Sponsoren-Trashkiste ein (womit mir an dieser Stelle einmal mehr ein herzliches Vergelt´s Gott gen Emsdetten erlaubt sei. You know who you are, grins). Und wenn´s um Filme für umme geht, ist der Doc bekanntlich nicht besonders wählerisch. Die erste Frage lässt sich dann doch auch relativ unkompliziert beantworten. The Dark Area wurde vielerorten (und auch von meinen Forums-Vorschlägern) als „deutsches Blair Witch Project“ angepriesen (oder zumindest beschrieben). Man kann über Blair Witch Project nun sagen, was man will, aber es handelte sich bei dem No-Budget-Blockbuster um eine pfiffige Idee (sie muss einem nicht gefallen, gewiß), aber auch um eine, die nicht reproduzierbar ist (wie auch schon die Macher von The St. Francisville Experiment erkennen mussten, und was auch den Produzenten von BWP selbst klar war und sie für das unvermeidliche Sequel ein völlig anderes Konzept auf die Beine stellten, das, auch wenn ich hier eine Mindermeinung vertrete, noch mal um einiges besser war als das des Originalfilms) – schließlich nutzt sich der Gag an Blair Witch Project allerspätestens beim dritten Ansehen so ab, dass ein Sonntagsspaziergangsvideo durch den botanischen Garten Ihrer Wahl ungefähr den gleichen Aufreger-Level hat (aber vermutlich weniger hysterische Chargen).

Mein zweiter Punkt der Skepsis ist einer, der mir in der Seele irgendwo weh tut, aber ich kann halt nicht aus meiner Haut. The Dark Area ist, auch wenn mir die Macher möglicherweise dafür ins Gesicht springen werden, nun mal letzten Endes ein deutscher Amateurfilm, dem im Zuge des BW-Hypes die Gnade einer kommerziellen Auswertung zuteil wurde. Und meine grundsätzliche Meinung zu deutschen Amateurfilmen ist wohl bekannt (sie unterscheidet sich nur unwesentlich von der über Lucio-Fulci-Filme). Die Aussicht, einer Handvoll Möchtegern-Filmemacher beim Herumstolpern durch einen Wald und verzweifelten Blair Witch-Imitieren zuzusehen, steht auf meiner Top-10-Must-See-Liste nicht wirklich auf den vorderen Plätzen. Auf der anderen Seite lasse ich mich herzlich gern von meinen Vorurteilen abbringen – immerhin hab´ ich mit Teutokill 2 und vor allem Es war einmal… zwei deutsche Amateurfilme hier besprochen, die mich daran erinnerten, dass die deutsche Independentszene nicht nur aus merkbefreiten Nixblickern besteht, die im Zweifel einen Eimer Kunstblut für Dramaturgie und gefakte Innereien für den Gipfel filmischer Innovation halten (auch wenn letztere wohl in der Überzahl sind).

Und trotzdem – obwohl ich mir einrede, dass es ja unter Umständen gar nicht so schmerzhaft sein wird, die knapp 80 Minuten durchzustehen (zumindest ist das eine auf den ersten Blick erträglich klingende Laufzeit), will ein Teil von mir „Augen zu und durch“ rufen. Dummerweise muss ich als Reviewer die Augen aber offen halten… nun denn, bewaffnet mit einem gesunden Rudel Vorurteile und meinem Notizblock pflanze ich mich auf meine Couch und drücke voll gespannter Erwartung die Play-Taste auf der Fernbedienung. Ich hab „Manos“ The Hands of Fate und The Skydivers überlebt, da sollte einen doch nichts mehr erschüttern können…


Inhalt

Nachdem uns ein symphonisches Theme brachial (und solide bei Jerry Goldsmith und Basil Pouledouris abgekupfert) darauf vorbereitet, dass wir in der Folgezeit mindestens mit Total Recall II 1/3, wenn nicht GRÖSSEREM, unterhalten werden (und mich mal wieder köstlich amüsiert, dass sich ein Haufen deutscher Indiefilmer nicht, jetzt hätte ich beinahe ein böses Wort verwendet, eh, zu eitel dafür ist, den Vorspann komplett zu anglisieren), erfahren wir, dass unser heutiger Regisseur ein Großer Künstler TM ist – aus keinem gesteigerten Grunde (außer vermutlich dem, dass der Regisseur zeigen will, dass er es kann) sind die Szenen der „Rahmenhandlung“ in stilvollem Schwarz-Weiß gehalten. Wenn´s denn sein muss…

Was verdächtig nach einem kleinen Schulzimmer, dessen Tische man hastig so zusammengeschoben hat, dass sie wie ein großer Tisch wirken, aussieht (und im richtigen Leben natürlich nichts anderes ist), soll nach dem Willen der Macher ein Verhörraum eines Polizeireviers sein und dort hockt, einen geistig eher abwesenden Eindruck machend, Tobias, der singuläre Überlebende of things-to-come, und ist reichlich unkooperativ, alldieweil er die durchaus verständlichen Fragen des ermittelnden Polizisten mit beredtem Schweigen bedenkt. Auch die Tatsache, dass der Cop Videobänder auf den Tisch knallt (die, davon ist mal auszugehen, unsere Protagonisten geschossen haben), lockt den unwilligen Tobias nicht aus der Reserve. Da bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als uns den Krempel ansehen dürfen zu müssen (er hätt´ es uns ersparen können).

Okay, dann halt also wirklich Blair Witch für zukünftige Hartz-IV-Almosenempfänger. Wir finden uns im inneren eines Automobils wieder, wo sich die künftigen Hauptfiguren selbst vorstellen. Wir hätten André, der so etwas wie die offizielle Jerk-Rolle einnehmen wird, Jasmin, Quotengirl, Tobias, den Fahrer und großen erleuchteten Führer der Gruppe sowie Kameramann Oliver (sind wir schon beim ersten Punkt der „Blair Witch Project gesehen, aber nicht verstanden“-Skala. Für das Funktionieren des Vorbilds war es essentiell, dass alle drei Hauptfiguren mit Kameras bewaffnet waren, was unterschiedliche Perspektiven ermöglichte, nicht nur rein filmisch, sondern auch erzählerisch. Die Frage, wer gerade was filmt, ist für die Funktionsweise von BWP von zentraler Bedeutung. The Dark Area hat nur einen Kameramann und muss daher ohne dieses wichtige Element auskommen). Der kühne Grund für den Ausflug dieser uns sicher noch schwer ans Herz wachsenden Viererbande ist eine „Schlangenexpedition“. Anstelle also einer örtlichen Legende auf die Spur zu gehen, halten die Helden dieser Plotte also für eine Schularbeit Ausschau nach Blindschleichen und Ringelnattern. Wenn das mal nicht aufregend ist (gähn, I´m bored already). Bevor man in die Büsche (die Wälder in der Gegend von Moers. War da noch nie, enthalte mich also eines Kommentars) steigt, muss noch das fünfte Mitglied der Expedition aufgegabelt werden (mir schwant, dass dieser Film auch unter zu vielen Charakteren leiden wird), Stefan, der schulbekannte Streber, den keiner leiden kann, Tobias aber angeheuert hat, weil´s um die Abschlußprüfung geht und´s nicht schaden kann, wenn wenigstens ein Fünftel der Gruppe rudimentäre Ahnung hat, was für Kriechzeuch man wo finden kann. Die diesbezüglichen Dialoge strahlen eine Natürlichkeit aus, gegen die mein Plastikgummibaum im Fenster wie ein sicherer Kandidat für das botanische Institut der Humboldt-Uni darstellt.

Stefan wird, ungeachtet der vor allem von Jasmin geäußerten Proteste, eingeladen, und dann wird gefahren. Und erst mal gefahren. Das Autoradio spielt einen hübschen Country-Song, im Hintergrund brabbeln unsere Charaktere unverständliches und unwichtiges Zeug und langsam komme ich mir doch vor wie in „Manos“ The Hands of Fate (weil auch hier minutenlang aus Front- und Seitenscheibe gefilmt wird. Entschuldigung, wenn ich dumm frage, aber warum filmt der Kameramann der „Schlangenexpedition“ stundenlang aus dem fahrenden Auto? Hat der Kerl seine Akkus im Großhandelspack in der Lotterie gewonnen? Filmt er heimlich im Nebenberuf für „Die tausend langweiligsten Landstraßen Deutschlands“? Oder schlagen wir am Ende einfach nur Zeit tot?). Irgendwann erreichen unsere Helden ihr Ziel, steigen aus und verabschieden sich in Person von Oliver mit einem hübsch debilen „Tschüss, Auto“ (außerhalb von schlechten Horrorfilmen tut das doch wohl auch kein Mensch, oder?) von ihrem Mobil und trekken in die unwirtlich-herbstliche Botanik.

Schon nach wenigen Metern und einigen blöden Sprüchen von André stellt Tobias, der weise Anführer der Gruppe, wir erinnern uns, schreckensgebleicht fest, dass ihm die Wanderkarte abgeht. Die hat auch Stefan. Nachdem dies zu allgemeiner Zufriedenheit geklärt ist, geht´s weiter, bis auf einmal ein mysteriöser Kerl erscheint und mit einer geradezu formatsprengenden Screenpräsenz (d.h. gegen den Typen wirkt der Sprecher der Wetterkarte im Ersten wie ein Hamlet-rezitierender Shakespeare-Mime) geheimnisvolle Warnungen ausstößt – keinen Schritt weiter, Sperrgebiet, viel zu gefährlich, verschwindet, denn „es ist schon zu viel passiert…“ (hat man da Marienhof gedreht?). Auf die freundliche Nachfrage, was der bärtige Zausel geraucht hat bzw. wovon er da eigentlich salbadert, ernten unsere Freunde nur ein unheilsschwangeres „du willst das gar nicht wissen“ (doch, eigentlich, eh, schon). Die Wandergruppe knickt schneller ein als ein typisches amerikanisches Wohnhaus in einem Tornado und dreht um.

Doch, haha, sie tun nur so, denn kaum hat der Waldschrat ihnen den Rücken zugewendet, wird natürlich basisdemokratisch beschlossen, seine Warnungen in den Wind zu schießen. Während Stefan, Streberleiche und deswegen natürlich auch Langweiler, auf dem nicht ganz von der Hand zu weisenden Standpunkt steht, der Waldläufer könnte unter Umständen wissen, wovon er redet und es deswegen für klug und weise hielte, sich wunschgemäß zu verpissen, lassen sich die anderen nicht ins Bockshorn jagen, insbesondere André und Oliver versprechen sich von den finsteren Andeutungen primär einen zusätzlichen Nervenkitzel bei der allgemein als recht öde eingestuften Schlangenjagd (und ich möchte immer noch wissen, welch obskure Arten die Schüler erwarten… hausen in Moerser Wäldern Boas, Anacondas oder wenigstens Königskobras?).

Die Wälder um Moers müssen auch ausgedehnter sein, als ich Kleingeist es mir ausgemalt habe, denn die Dunkelheit bricht ein und unsere Helden sind immer noch nicht da, wo sie sein wollen, e.g. bei den Reptilen (Zooeintrittskarte wäre vermutlich praktischer gewesen). Stefan, being the expert, wissenschaftliche Konifere und all-around genius, hat einen schätzungsweise 500 Seiten starken, DIN-A4-formatigen Hardcover-Wälzer über wilde Tierarten dabei und erhofft sich von dem Artikel über Schlangen (überschrieben „Die Dschungelapotheke“. Und ihr seid wirklich sicher, dass ihr solche Viecher hier findet, Leute? Welche Klasse seid ihr? Oder besser gefragt, was für´ne Art Schule besucht ihr?) wertvolle Hinweise (klar, wäre ja auch zu einfach gewesen, sich die fünf Seiten rauszukopieren. Da nehm ich lieber einen 10-Kilo-Klotz von Buch mit, um ihn stundenlang durch den Wald zu schleppen. Weltfremde Streber…). Es ist noch keine Viertelstunde rum, und dieser Film beginnt mich langsam, aber sicher, offiziell zu nerven (die erwartungsgemäß zappelige Handkamera mit ihren übelkeitsfördernden Hauruck-Schwenks leistet dabei energische Unterstützung). Vier der fünf Wanderer albern herum, André und Oliver füllen sich gegenseitig mit dem mitgebrachten Reiseproviant (weißer Rum… schön, wenn man an die wichtigen Dinge in der Wildnis denkt) ab, nur Stefan markiert den party-pooper und mahnt eine gewisse Ernsthaftigkeit an. Oliver verarscht den Streber, bis es selbst Tobias zu bunt wird und er seinem Kameramann anrät, weitere Frotzeleien zu unterlassen.

An dieser Stelle findet sich in meinen Notizen der in Großbuchstaben notierte Vermerk: Könnte jetzt bitte ein Monster kommen und diese Nervköppe blutig ausweiden? Da hätte ich unterhaltsamere Videoabende verbringen können, wenn ich meine eigenen Schulwandertage mitgefilmt und mir Stück-für-Stück in Echtzeit angesehen hätte….

Stefan kommt nach ausfühlichem Studium seines schlauen Buches zur Überzeugung, die gewünschten Reptile könnten sich an einer „Steilwand“ finden, die auch in erreichbarer Nähe vorzufinden sein sollte (wenn ihr jetzt auch noch ´ne Bergsteigerausrüstung dabei habt, um eine Steilwand zu erklimmen, bin ich beeindruckt. Ansonsten könnt ihr euch das nämlich in die Haare schmieren, schätze ich mal). Der Film langweilt. Und er langweilt erheblich mehr als die Auftaktphase von Blair Witch Project. Unter der Gruppe herrscht geringfügige Uneinigkeit über den einzuschlagenden Weg, was sich letztlich in vor allem von Jasmin vorgetragenem Gequengel über die eingeschränkten Qualifikationen des vermeintlich ortskundigen weisen Anführers Tobias äußert.

Tobias zeitigt die nötige Ausgeglichenheit und Gelassenheit, die man in einer solchen Situation zur Schau tragen muss, flippt mittelschwer aus und ventiliert seinen Zorn einerseits auf Stefan, der noch kein Kriechtier aufgetan hat und André, dessen bisheriger Beitrag zur Expedition hauptsächlich in der Bekämpfung der Alkoholvorräte liegt, andereseits. Oliver schlägt zur allgemeinen Beruhigung eine Waffenstillstandspause vor, in der Tobias zum Schluß kommt, ausschließlich von Vollidioten umgeben zu sein (aber selbst Oliver fällt auf und ein, dass diese Bezeichnung den Ultimo Leader mitklassifiziert). Die Pause wird verkürzt durch mysteriöse metallische CLONC-Geräusche (ich könnte jetzt lustigerweise vorgreifen und verraten, dass dieser Film sich nicht mal die Mühe macht, diese zu erklären, aber erstens tue ich das nicht und zweitens erklärt ja auch Blair Witch Project nicht wirklich was, also bin ich ruhig). Als sich das GeCLONCe gelegt hat, schlägt Tobias intelligenterweise vor, zur Erhöhung der Erfolgsaussichten zwei Gruppen zu bilden (okay, ich bin in einer Gruppe in einem als „Sperrgebiet“ und „gefährlich“ bezeichneten Waldstück, höre ominöse Geräusche, die ich mir nicht erklären kann, weiß eh nicht wirklich, wo´s lang geht, also teile ich die Gruppe auf. Im Überlebenstraining lernt man das nicht). André hält diese Idee berechtigterweise für Schwachsinn (Suff macht klug, offenbar), aber möglicherweise will Tobias auch nur die aus seiner Sicht als Störfaktoren ausgemachten André und Stefan loswerden, denn die sollen ein Team bilden (was es ihrem Expeditionszweck, dem Filmen von Schlangen, nützen soll, wenn André und Stefan, die ja keine Kamera haben, die Reptile finden, ist ´ne ganz andere Frage, mit der ich mich jetzt nicht auseinandersetzen möge).

Oliver zweifelt die Richtigkeit dieser Entscheidung ebenfalls an, wird aber mit den Argumenten „willst du mit so einem Großmaul weitergehen“ (ob er damit Stefan oder André meint, ist mir nicht klar) und „ich bin der Anführer“ (das Totschlagargument jedes verwirrten Chefs) abgebürstet, schließlich „säuft André die ganze Zeit“ (Oliver zwar auch, aber das scheint Tobias nicht zu stören). Dieser Film ist bis jetzt ganz schön doof.

Man trennt sich also und da die einzige Kamera bei Tobias und seiner Gruppe ist, verfolgen wir in Ermangelung anderer Alternativen also diese Bande. Da tut sich offensichtlich (bzw. eher nicht offensichtlich, von wegen stockfinstere Nacht und so) auch irgendwas. Jedenfalls kreischt Jasmin ein Kreischen, das sie noch ausbauen muss, will sie´s jemals zur Scream Queen bringen. Tobias scheint auch (im Gegensatz zu mir) irgendwas oder -jemand zu sehen und spurtet gröhlend in die Wälder, als sei er ein Dynamo-Dresden-Fan, der einen Anhänger des gegnerischen Teams gesichtet hat, kommt aber mit leeren Händen und hohlen Worten zurück. „Wer war das?“ Eh, wer war was? Kameramann Oliver ist bereits leicht panisch, also scheine ich was verpasst zu haben.

Als, eher überraschenderweise, Stefan und André, angelockt von dem Gekreische ihrer Compadres, wieder aufschließen („Wenn ihr so´nen Lärm macht, finden wir die Schlangen nie“, behauptet André, als hätte er ernstlich nach dem Getier Ausschau gehalten. Will wohl beim Chef punkten, der Sack) und Tobias beinahe in einen Herzinfarkt erschrecken, wird aufgeklärt. Oliver stößt André nämlich Bescheid: „Wenn du gesehen hättest, was wir gerade gesehen haben…“ „Jennifer Lopez mit ´ner Anaconda an der Leine?“, fragt André die vermutlich beste Zeile des gesamten Films. Tobias gurgelt ein finsteres Grummeln und präzisiert auf „eine Gestalt mit einem Beil“ (mein erstes Wort. Und mein nächstes Wort ist: Gibt es irgendeinen Achtzehnjährigen auf dieser Welt, der in einer solchen Situation das gewählte Wort „Gestalt“ auch nur buchstabieren könnte, geschweige denn es verwenden?). In Anbetracht der leicht hysterischen Sachlage schlägt Stefan, als Streber auch offizieller Denker der Gruppe, vor, dass man sich vielleicht doch besser zum Auto zurückziehen möge (hm. Ihr seid mindestens zehn Stunden, zumindest möchte man das annehmen, durch den Wald gelaufen und jetzt wieder zurück? Dann könnt ihr gleich im Wald pennen). André hält die Irrer-mit-Beil-Geschichte für ausgesprochenen geistigen Dünnschiß bzw. Verarsche, dennoch wird der Rückzug beschlossen, verkündet und erstaunlicherweise sogar erfolgreich vollzogen.

Ein neuer Tag, ein neues Glück. Sowohl gesunder Menschenverstand als auch Überlebenswille scheint bei den fünf Freunden (gratitious-Enid-Blyton-reference) nicht besonders ausgeprägt zu sein, denn ungeachtet der Geschehnisse der letzten Nacht treten die tapferen Schlangenforscher nicht etwa die Heimreise an, sondern unternehmen einen neuen Anlauf (eh, Kids, ihr seid, verzeit meine offenen Worte, dämlich). Wieder stiefeln die Teens in den Wald, wieder wird es Nacht, wieder hat wohl keiner der Beteiligten von einer Schlange auch nur eine Schuppe gesehen (ich sag doch, Zoo wär einfacher gewesen). Aus eben diesem kühnen, letzteren Grunde macht André Chef Tobias mal probehalber rund, indem er den dumpfen Verdacht äußert, dass jener keine Ahnung habe, ob und ggf. wo in diesem Teil der Wälder sich reptile Bodenkriecher anfinden. Sieht Tobias eher locker, ist man doch seines Erachtens auf etwas viel interessanteres gestoßen, nämlich die bebeilte Gestalt (fragt sich nur, ob die, so rein schulprüfungstechnisch, ähnlichen Wert aufweist). Zu Tobias´ gesteigerter Überraschung halten seine Gefährten eine erneute Begegnung mit der Axt-im-Walde für eher weniger erstrebenswert. Ausgerechnet André (von allen!) weist auf den Umstand hin, dass man einer schulischen Aufgabe wegen hier sei und nicht irgendwelchen Hirngespinsten hinterherlaufen solle und Stefan gibt ihm Recht. Tobias, der ersichtlich seine Monatspackung Valium schon am ersten verbraucht hat, explodiert wie ein illegaler China-Böller made in Poland und empfiehlt den Rebellen lautstark, doch umgehend das Weite zu suchen. Das lassen André und Stefan sich nicht zweimal sagen und verziehen sich (Restintelligenz? Wohl eher nicht), was Oliver mit einem herzhaften „Idioten!“ quittiert. Um es mit den unsterblichen Worten eines großen Dichters zu sagen: Mein Gott, was ist das für ein Haufen Schwachköpfe und wieso muss ich ihnen zusehen?

Während die drei verbliebenen Musketiere (man sollte vielleicht Jasmins Anwesenheit noch mal gesondert erwähnen, weil viel zu sagen hat sie grade nicht) Kriegsrat halten, materialisert sich plöztlich der Waldschrat unter ihnen und stellt die entscheidende Frage, warum die Herrschaften denn noch immer seinen hübschen verbotenen Wald mit ihrer Präsenz verunzieren. Und, vor allem, wo denn die restlichen zwei Störenfriede sind. „Wir suchen sie selber schon“, behauptet Jasmin in völliger Diskrepanz der dargestellten Ereignisse (anders ausgedrückt: die lügt das Blaue vom Himmel, die Frau). Das können unsere sogenannten Helden sich sparen, meint der Oberförster, das wird er schon übernehmen, Tobias & Co. sollen sich verpissen. Wie gewohnt brabbelt der Waidmann seinen Text mit der Emotionalität einer Bandansage der Deutschen Bundespost von 1973 (ich könnte noch einige Anmerkungen machen, aber die verkneife ich mir für meine gerechte Zornestirade in der Analyse. Ich glaub nämlich nicht, dass ich mich in The Dark Area noch verlieben werde). Der Waldläufer wandert aus dem Fokus und Oliver äußert völlig unerwartete kameradschaftliche und pflichterfüllungsmäßige, eh, Äußerungen. Er werde diesen Wald nicht ohne Stefan und André und auch nicht ohne mindestens auf Video gebannte Schlange verlassen (dedication, man, true dedication. Vielleicht hättest du vorhin, als Tobias die beiden anderen Jungs verscheucht hat, eingreifen sollen). Jasmin erinnert sich daran, dass sie ein weibliches Wesen und jetzt ein dramaturgisch angemessener Moment für ängstliches Schluchzen ist.

Oliver hat überdies den Eindruck, dass die Expedition sich gehörig verfranzt hat und bittet Tobias um einen klärenden Blick auf die Karte (ich will ja jetzt nicht unken, aber… was, bitte schön, nützt euch eine Karte jetzt, in finsterster Nacht, mitten im Wald, ohne jeglichen Orientierungspunkt? Ein „You are here“ wird da kaum eingezeichnet sein… ein Kompaß und Orientierung nach Sternbildern o.ä. wäre da meiner bescheidenen Ansicht nach, obwohl nie Pfadfinder gewesen, sinnvoller). Panik, Entsetzen, Aufruhr – Tobias hat die Karte nicht. Man erinnert sich, dass die Karte zuletzt in Stefans Griffeln gesichtet wurde, und der ist ja bekanntlich abgängig. Tja, großer weißer Häuptling Tobias, da hast du die Deinen aber tief in die Kacke geritten. Na, ist auch größeren Feldherren als dir passiert. Tobias behauptet wenig überzeugend, dass er sich in der Gegend ja halbwegs auskenne (sehr vertrauenseinflößend) und Oliver teilt mit, dass er die Kamera abzuschalten gedenkt, um Strom zu sparen (ich glaube eher, um eine potentiell aufwendige Szene nicht zeigen zu müssen, außerdem ist´s ´ne seltsame Kamera, die, wenn ausgeschaltet, noch Ton aufzeichnet). Schwarzer Bildschirm ist ausgesprochen unterhaltsam (aber ich will mich nicht beschweren – wenigstens ist das Bild jetzt mal ruhig…).

Nach etwas Wanderschaft in schwärzester Schwärze begibt sich Oliver in spontanen Streik und verkündet, keinen Schritt mehr weiter gehen zu wollen (was auch immer ihm jetzt über die Leber gelaufen ist). Als Ausgleich für die eingestellte Fußleistung schaltet er die Kamera aber wieder ein. Perfektes Stichwort für Jasmins hysterischen Anfall, die Tobias vorwirft, nur sinnlos in der Gegend rumzulaufen (ist ungefähr genau das, womit man den bisherigen Film perfekt zusammenfassen könnte, wenn man den böse wäre), und Oliver kriegt auch gleich sein Fett ab, denn Jasmin fragt sich, ob der Kameramann denn nichts bessers anzufangen wüßte, als den ganzen Scheiß auch noch zu filmen (mir liegen jetzt diverse hämische Bemerkungen auf der Zunge, ich belasse es dabei, dass ich Jasmin in beiden Punkten völlig zustimme, wenngleich möglicherweise aus minimal divergierenden Gründen). Tobias tritt den bildhaften Beweis an, dass dreizehn Jahre deutsches Schulwesen noch den ausgeglichensten Zen-Buddhisten zum Psychopathen machen können, geht Oliver an Gurgel und Kamera und fordert ultimativ die Abschaltung des Geräts. Oliver gehorcht gezwungenermaßen, was folgerichtig bedeutet, dass wir wieder eine Weile schwarzen Bildschirm bewundern dürfen (Zugabe! Zugabe!).

Zumindest solange, bis Tobias wieder eine Erscheinung hat – Olli wirft seinen Kamerahobel an und tatsächlich, da steht ein Männlein im Walde, hat aber keinen Mantel aus Purpur um, sondern ein Beil in der Hand. Nicht ganz unverständlich, dass unsere Teenage Heros die Beine in die Hand nehmen und eine beachtenswerte Leistung im Mittelstrecken-Nacht-Crosslauf bewerkstelligen. In vermeintlicher Sicherheit spielt Jasmin die Kassandra und prophezeiht, dass „wir hier alle sterben werden“ (und womit? Mit Recht!). Tobias bittet die Kameradin, nicht ganz so negativ zu sei und schlägt vor, einen „sicheren Platz“ für die Nacht zu finden. Der ausgekuckte „sichere Platz“ unterscheidet sich für meine Begriffe zwar in keinster Weise von den trölfzigtausend anderen Plätzen im Wald (will meinen, er ist auch nicht irgendwie gesicherter, böte Deckung oder was man auch immer sich in seinem jugendlichen Leichtsinn unter „Sicherheit“ vorstellen mag), was Zustimmung findet. Und so richtet man sich auf eine unruhige Nacht unter freiem Himmel ein (schadet euch Sesselpupsern auch nicht).

So, der halbe Film ist rum, es könnte sich, wenn´s nach mir geht, langsam IRGENDETWAS tun. Ha, werden meine Gebete erhört? Jedenfalls stören erst ein Schrei und dann die bewährten metallischen CLONC-Geräusche die nächtliche Ruhe. Tobias nimmt dies zum Anlaß, auf bewährt-hysterische Weise laut gröhlend in die Nacht zu rennen (ausgesprochen clever. For the record, Mädels, ihr geht davon aus, dass im Wald ein wahnsinniger Axtmörder auf euch lauert. Prima Idee, den durch Brüllen in Manowar-Konzertlautstärke auf sich aufmerksam zu machen. Warum muss ich mir diesen Schmu eigentlich ansehen? Scheiß-Chronistenpflicht).

Unsere drei oberschlauen Helden folgen also dem GeCLONCe und finden eine mysteriöse Ast-Konstruktion – Blair Witch isses grade nicht – vier knapp mannshohe Äste sind senkrecht in den Boden gerammt, ein weiterer hängt schräg-quer davor. Jeder, der in seiner Stammkneipe mal mehr als fünf Pils auf´m Deckel gehabt hat, wird das, hüstel, „Symbol“ unschwer erkennen. Oliver hält diesen Ort für eine religöse Kultstätte und stellt sich die berechtigte Frage, wer bei klarem Verstand solche Kunstwerke fabriziert. „Oh mein Gott, was ist das?“, kreischt der furchtlose Führer Tobias (Memo an den Rest der Gruppe: für zukünftige Expeditionen keinen Hysteriker, der seine Medikamente vergessen hat, als Chef wählen. Interessant ist übrigens auch, so rein von der Sinnhaftigkeit her, dass Tobias die dumme Frage stellt, * nachdem * Olli schon seine Theorie aufgestellt hat. Scheint nicht zuzuhören, der Kerl). Man trekkt zurück zum „sicheren Platz“, wo Tobias zum ersten Mal in seinem Leben eine nicht debile Idee hat und vorschlägt, dass jeweils einer der Gruppe Wache halten soll, während der andere pennt. Oliver soll die erste Schicht übernehmen. „Okay, aber ich schalte die Kamera aus“, stimmt der zu (whatever makes you happy, dude).

Etwas später CLONCt es wieder, Oliver weckt Tobias auf (was erwartet er von dem Kerl? Sachdienliche Hinweise? Gewinnbringende Beiträge? Hysterisches Rumgebrülle?) und unterrichtet den Kumpel, den Geräuschen auf die Spur gehen zu wollen (wie schon erwähnt, Idee des Jahrhunderts. Mein Gott, von euch ist einer so blöd wie der andere. Bloß doof, dass noch so viele leben…). „Kann das denn nie aufhören?“, beschwert sich Tobias, hält seinen Freund aber auch von nichts ab. Oliver bricht mit Kamera ins Unterholz, filmt eine Weile lang eine Unmenge von nächtlichen Bäumen (möglicherweise ist der Film für Botaniker interessant) und kehrt dann ohne neue Erkenntnisse zum Lager zurück. Hattu fein macht, Olli, da, nimm Keks. Tobias übernimmt die nächste Wache, die Kamera bleibt aus.

Der nächste Morgen bricht an – die Kamera filmt die Quadratlatschen von Tobias und den ebenfalls im Grünen vor sich hin schnorchelnden Astralkörper von Oliver (na, sehen wir den auch mal, is´ das nett). Nachdem wir diese aufregende Einstellung angemessen beeindruckt bewundert haben (oder die Grashalme gezählt, je nachdem, was den Zuschauer mehr interessiert und ich habe den begründeten Verdacht, dass die Grashalme da vorne liegen), wacht Oliver auf und bemerkt zu seinem Entsetzen (und meinem Gähnen), dass Jasmin spurlos verschwunden ist (fällt eigentlich nicht weiter auf, da das Mädel ja richtig entscheidendes bislang nicht beigetragen hat. Da ist sie zwar in guter Gesellschaft mit den restlichen Gestalten, aber für Jasmins Teilnahme an dem ganzen Film sehe ich sowieso keinen anderen Grund, als dass das Girl vermutlich die Freundin eines der restlichen Akteure war und daher sowieso am Dreh rumlungerte). Der aufgeweckte Tobias („aufgeweckt“ bezieht sich aber nur auf „aus dem Schlaf gerissen“ und nicht, bevor noch jemand auf falsche Ideen kommt, auf „besonders helle“) muss leidgeprüft zugeben, dass er während seiner Wachschicht sanft entschlafen ist, was Oliver verständlicherweise für ziemlich scheiße hält. Diplom-Arschloch Tobias verteidigt sich, das ja nichts hätte passieren können (außer eben dass Jasmin fehlt, aber das scheint er nicht als ernsthaften Verlust anzusehen) und er die Maid ja schlecht „am Baum festketten“ hätte können und kurzerhand jegliche Schuld von sich weist. Würde bitte jemand in meinem Namen dem Idioten mal ordentlich eine vors Freßbrett donnern? Oliver stellt fest, dass die Kamera seit 30 Minuten läuft (Lüge! Zwei Minuten vielleicht, aber die waren schon lang genug. Andererseits bin ich den Filmemachern dankbar, dass die nicht tatsächlich ´ne halbe Stunde formatfüllend Tobias´ Wanderschlappen eingeblendet haben. Zuzutrauen wär´s ihnen ja) und spekuliert, dass Jasmin den Apparat eingeschaltet habe. „Warum sollte sie das tun?“, fragt Tobias (gute Frage, warum tut ihr, liebe Filmemacher, es die ganze Zeit schon?) und resümmiert: „Das hat uns grade noch gefehlt“ (und mir erst…). Oliver äußert recht mysteriöserweise sowie ohne weitere Folgen für Handlung und/oder Filmfortgang, dass er zu wissen glaube, wer „es“ getan hat. Tobias versteht das als persönlichen Angriff und behauptet, dass die ganze Nacht nichts passiert ist (mal abgesehen von Jasmins Verschwinden, aber wie gesagt, Schwund ist überall). Schüchtern unterbreitet er den Vorschlag, probehalber mal nach Jasmin zu rufen (wow, was für eine grandiose Idee. Bist du da allein drauf gekommen oder hast du ´nen Telefonjoker gezogen? Abgesehen davon – fünf Jugendliche im Jahr 2000 im Wald und keiner hat´n Handy dabei? Wer soll das glauben?).

Überaus motiviert schreiten Tobias und Oliver gut und gerne zwanzig Meter in den Wald hinaus, bevor sie übereinkommen, dass die Suche „nichts bringt“ und man besser umkehren sollte. Männer allein im Wald… oh my God, lass´ mich bitte NIE mit solchen Typen zusammenkommen. Tobias verzweifelt ob seiner geographischen Orientierungslosigkeit und Oliver behauptet, irgendetwas zu sehen, jedenfalls hält er seine Kamera in eine Richtung, in der ich zumindest nichts ekrennen kann. Dafür stellt unser dummnamisches Duo fest, dass sie wieder an der vermuteten Kultstätte angelangt sind. Schreck! Schock! Gosh! Es fehlt die Querstange, nur noch die vier vertikal in den Boden gerammten Äste sind da (okay, okay, falls es irgendjemand tatsächlich nicht begriffen haben sollte, das Ding ist ein manueller Counter der eher rustikalen Sorte). „Langsam wird´s mir unheimlich“, stellt Tobias fest (Blitzmerker) und räsonniert, dass eine obskure Entität es offensichtlich vorziehen würde, dass die Schülercrew den Wald nicht mehr lebend verlässt (sollten es die geplagten Zuschauer sein?). „Oder es ist ein perverser Witz“, theoretisiert Oliver, worauf Tobias wieder mal die angespannten Nerven durchgehen: „Das ist doch kein Witz mehr, wenn hier ´ne Stange fehlt und die Kamera läuft!“ (Zumindest bei letztgenanntem Punkt bin ich geneigt, dem Meister beizupflichten).

Tobias beginnt, Stimmen zu hören und zweifelt an seinem Verstand (da gibt´s nicht viel, um dran zu zweifeln, Junge) und schätzt die unmittelbaren Zukunftaussichten eher pessimistisch ein. Oliver filmt Bäume und Himmel. Sehr ergreifend. Mir kommen die Tränen (noch eher kommt mir das Kotzen, weil mir die Kameraführung langsam, aber sehr sicher, auf den Magen schlägt. Blair Witch stieß mir nicht so übel auf).

Wieder bricht die Nacht herein, unsere Helden latschen immer noch sinnlos durch den Wald und brüllen hin und wieder nach André (die anderen beiden sind ihnen ersichtlich ziemlich wurst. Naja, den Stefan konnte ja eh keiner leiden). Und, nein, man möchte es nicht glauben, endlich passiert was, oder sowas ähnliches zumindest, denn unser Doofmanns-Doppel stößt tatsächlich auf André. Peinlicherweise hängt der kopfüber an einem Baum und ist hin, aber irgendwas ist ja immer. Tobias kreischt, Oliver benutzt Fäkalausdrücke, und nebenher befindet man sich auch wieder am manuellen Body-Counter – jetzt stecken nur noch zwei Stäbe im Waldboden (dass in dieser Zählerei keinerlei Systematik steckt, wundert mich ob des konfusen Drehbuchs überhaupt nicht. Technisch gesehen müssten noch drei Äste anwesend sein, denn, wie wir gleich sehen bzw. hören werden, NOCH lebt Jasmin).

Während Tobias und Oliver erstaunlicherweise tatsächlich und wider Erwarten gewisse Zerebralfunktionen aktivieren, CLONCt es wieder und Jasmin gibt einen Schrei von sich, der auf der akuten Bedrängnisskala so ungefähr zwischen „Hilfe, da ist´ne Maus“ und „Verdammich, mir ist ein Teller runtergefallen“ einzustufen ist. Jasmin eekt nochmals, aus unerfindlichen Gründen (sprich: es könnte etwas potentiell sehenswertes passieren), nimmt die Kamera eine Weile lang nur noch Ton auf, dann schreit Tobias wieder seinen unnachahmlichen Hysterikerschrei (gibt´s eigentlich den Beruf „Scream King“? Der Knabe sollte sich als solcher für David DeCoteaus Gay-Horrorfilme bewerben). Erfreulicherweise (naja, man ist für alles dankbar) schaltet Oliver seine Kamera wieder ein und lässt uns so am gräßlichen Fund teilhaben. Es ist, natürlich, Jasmin, und auch die ist dood, ist aber wenigstens ebenfalls stilvoll drapiert, und zwar unter einer Ast-Pyramide. Nicht ganz, was der olle Cheops sich in Gizeh hat hinstellen lassen, aber man muss nehmen, was man kriegt. Tobias rastet wieder mal aus und beschimpft den flüchtigen Täter als Schwein und Sau (pfui, welch böse Worte), während Oliver zum Sensibelchen mutiert und ein wenig rumheult. Plötzlich schält sich aus dem Astbau der axtschwingende Killer in meuchelnder Absicht – Tobias rennt ziellos, dafür aber lauthals krakeelend davon, Oliver versucht ihm zu folgen, wird aber erfolgreich abgeschüttelt und ist nun ganz allein (buaaaah, Angst!). Aus der Entfernung ist zwar noch Tobias mit seinem inkoherenten Gebrabbel zu hören, dann aber fällt Oliver hin oder lässt die Kamera fallen oder irgendjemand haut ihm was auf´s Maul, jedenfalls poltert das teure Gerät zu Poden. „Tobias“, krächt Oliver noch, und dann ist die Aufnahme finis und wenn´s nach mir geht, könnte der Film nun auch aufhören, allein er dauert noch ´ne Viertelstunde. Seufz.

Wir sind also wieder Schwarz-Weiß und bei den Bullen, wo Tobias trotz der Videovorführung nicht wirklich redseliger geworden ist, sich aber wenigstens nach Olivers Verbleib erkundigt. „Er ist tot“, kunftet der Bulle äußerst sensitiv aus und die Frage nach Stefan lässt der Gesetzeshüter vielsagend unbeantwortet (im übrigen gehen unsere Filmemacher absolut zutreffenderweise davon aus, dass es keine alte Sau interessiert, wie Tobias aus dem Wald herausgefunden hat). Tobias holt sich die Genehmigung ab, nach Hause pilgern zu dürfen und tut selbiges.

Nachdenklich schiebt der Bulle ein zweites Tape in den Recorder… metallische CLONC-Geräusche und Oliver, der seine Kamera offenbar noch mal geschultert hat, scheint eine bekannte Person zu treffen und erhofft sich von dieser hilfreiche Lotsung aus den Wäldern. Was er bekommt, ist allerdings eine Axt frontal gegen die Visage, doch die Kamera hält das Bild des Killers fest – es ist niemand anderer als der … der Polizist (please check your brain at the door) und neben ihm im Verhörraum parkt plötzlich der bärtige Waldläufer. Nein, wer hätte das gedacht (okay, ich nicht), der Cop und der Waldschrat sind aus unerfindlichen Gründen Komplizen in der Mördernarretei und beschließen, den einzigen Überlebenden rein sicherheitshalber ebenfalls noch aus dem Verkehr zu ziehen… JETZT wäre ein weiterer guter Zeitpunkt für´s Ende, aber nöö…

“ A FEW DAYS LATER“ (Leute, euer Film wird durch englische Inserts auch nicht besser). Tobias hängt daheim rum und macht ´nen deprimierten Eindruck, aber nicht deprimiert genug, um sich nicht auf Video ´nen Horrorfilm reinzuziehen (gefühlloses Aas. Wenn ich grad meine besten Freunde verloren hätte, würde ich sicher nicht gerade solche Filmkost goutieren wollen). Seine Eltern befinden sich im Urlaub und erledigen einen Kontrollanruf, den Tobias cheerful-as-fuck und damit entschieden zu fröhlich mit „macht-euch-noch-schöne-Tage-mir-geht´s-bestens“ bewältigt. Doch plötzlich… metallische CLONC-Geräusche aus dem Keller. Tobias ist natürlich dusselig genug, nachsehen zu wollen und bewaffnet sich ob eines spontanen Ausfalls der Festbeleuchtung des Tiefparterres mit einer Tschenlampe. Unten trifft er – in einem Anflug von Style in einer Art von Stroboskop-Licht, auf den Killer, der sich einen lächerlichen Kaftan und eine Kapuze übergezoen hat und einladend mit der Axt wedelt (gleich wird er sich hämisch grinsend die Kapuze vom Kopf streifen und sich als der Waldmann outen). Tobias gelingt die Flucht ins Erdgeschoß, doch die Haustüre ist fieserweise abgeschlossen und der Axt-Maniac winkt fröhlich mit dem Schlüsselbund. Tobias rast in den ersten Stock und schließt sich in seinem Zimmer ein, um sich dort im Schrank zu verstecken (das hat schon in keinem Halloween-Film so richtig geklappt, Macker). Dummerweise ist der Schrank bereits belegt, und zwar von Stefans blutigem Kadaver, der dekorativ auf Tobias purzelt. Nichtsdestotrotz und ungeachtet der Tatsache, dass der Mörder, wenngleich der etwas unmotiviert agiert, ihm auf den Fersen ist, gelingt Tobias der rettende Durchbruch in den Vorgarten, wo er allerdings schon von einem halben Dutzend Bullerei unter Führung des verhörführenden Cops erwartet wird. Und, haha, was haben wir gelacht, die verhaften den armen Tobias wg. Mord. „Das war von Anfang an klar“, knödelt der Bulle, „er hat seine Freunde umgebracht!“ Tobias streitet natürlich alles ab, aber der böse Polizeimann stellt die Frage, warum sich dann auf allen Leichen seine Fingerabdrücke finden würden – für den Fall, dass wir uns nicht sowieso schon zusammenreimen können, dass im Laufe einer dreitägigen Waldexkursion schon mal vorkommen kann, dass man sich antatscht, blendet der Film noch schnell entsprechende „Tobi-ist-blöd-genug-die-jeweilige-Leiche-zu-berühren“-Szenen ein (abzüglich Oliver, denn da täte sich der Film in seiner internen Logik schwer, das zu konstruieren). Der allwissende Bulle schickt seine Untergebenen auf eine kleine Hausdurchsuchung, da wird sich sicher noch Stefans Leiche anfinden, Tobias kreischt ein bissl hysterisch herum, dass der Mörder noch im Haus sei und dann ist gottseidank endlich Schluß (es schließt sich nicht unerwarteterweise ein selbstbeweihräuchernder Nachspann an, der vermutlich hauptsächlich deswegen so ausführlich gestaltet wurde, damit jedes Crewmitglied seinen Namen wenigstens fünfmal lesen kann).

Ein offener Brief an die Macher von The Dark Area.

Liebe Leute,

falls Ihr dieses Review lest, entschuldige ich mich in gewisser Weise für meine Äußerungen. Möglicherweise habe ich Euch (oder werde es noch durch die folgenden Worte tun) weh getan, denn ich habe bislang und werde auch weiterhin offene Worte finden, was die Qualität Eures Films angeht. Ich weiß, dass das in gewisser Weise unfair ist, denn auch, wenn Ihr das Glück hattet, Euren Film kommerziell auswerten zu lassen, handelt es sich sicher um eine ambitionierte Amateurproduktion von Filmverrückten, die das komplette Werk in Eigenregie auf die Beine gestellt haben, was ich respektiere. Da Ihr aber mit diesem Film wohl auch Geld verdient (habt), müsst Ihr Euch, so leid es mir tut, mit den selben Maßstäben messen lassen wie andere kommerziell gefertigte Filme und das wird, falls das aus obigen Zeilen nicht schon klar geworden ist, nicht wirklich sehr schmeichelhaft für Euch ausfallen. Lasst Euch versichert sein – ich meine das nicht bösartig und will Euch damit nicht persönlich an den Karren fahren, aber ich will diejenigen, die den Film noch nicht gesehen haben und eventuell ihre sauer verdienten Kröten in ein Exemplar der DVD investieren würden, einfach warnen. Nix für ungut und seid mir nicht zu böse,

Euer Doc.

The Dark Area ist möglicherweise der (offensive Sprache voraus) beschissenste Film, den ich seit langer langer Zeit gesehen habe. Ich weiß, ich schreibe das öfter mal an dieser Stelle, aber was kann ich dafür, wenn alle vier Wochen ein Film eintrudelt, der bislang als unerreichbar eingestufte Schluchten der Schlechtigkeit mit einer schon wieder bewundernswerten Anti-Finesse übertrifft? Eben. Nicht so wirklich viel.

Wo fangen wir an? Am besten mit einem kleinen Rückgriff auf eine oben von mir gemachte Äußerung. Wir haben es mit dem Werk von Leuten zu tun, die Blair Witch Project gesehen, angemessen beeindruckt haben, auszogen, das Erfolgsrezept zu imitieren, nur leider Gottes halt überhaupt nicht begriffen haben, was das prominente Vorbild funktionieren ließ. Drei ganz gravierende Punkte des Unverständnisses möchte ich mal, ohne Reihenfolge in der Wertigkeit, besonders herausstellen.

1. Einen Großteil der Faszination des ganzen BW-Projects machte die Legende um die Hintergrundstory aus – etwas, das sogar Kushner/Locke und Charles Band bei ihrem ansonsten reichlich, aber zumindest debil-unterhaltsam mißglückten St. Francisville Experiment berücksichtigten. Blair Witch hatte eben die Blair-Hexe, The Last Broadcast (auf gewisse Ähnlichkeiten mit dem Film komme ich gesondert zu sprechen) den Jersey-Teufel und der St. Francisville-Hokuspokus die fiese Madame Lullary – Background-Storys, die mehr oder weniger erfolgreich nicht nur den Protagonisten einen Grund geben, ihren Dokuschmokuschmonzes zu treiben, sondern auch der Geschichte an sich eine gewisse Plausibilität geben, sozusagen ein „Universum“, in dessen Rahmen die Story sich entwickeln kann. The Dark Area verzichtet auf solche Aspekte leider völlig – nicht nur, dass der Aufhänger der Story, nämlich die Suche nach „Schlangen“ in den Moerser Wäldern, himmelschreiend dämlich ist, nein, auch der „Horrorgehalt“ der Geschichte ist idiotisch, alldieweil der geneigte Zuschauer anstelle einer solide ausgearbeiteten, eine gewisse Mystik ausstrahlende Backstory einen völlig simplen Backwood-Slasher der primitivsten Machart vorgesetzt bekommt (ich gehe darauf auch später noch ein), der sich nicht mal die Mühe macht, Erklärungen anzudeuten. Wer der geheimnisvolle Meuchler ist (abgesehen davon, dass Förster und Bulle sich diese Aufgabe scheinbar teilen) und warum er des Nächtens die Wälder durchstreift, um nervende Teenager zu killen (was an sich, wenn ich mal so sagen darf, ein gutes und lobenswertes Werk ist) bleibt genauso unklar wie die Antwort auf die Frage, inwiefern der Wald-Ranger und der Polizist zusammengehören. Ja, ich weiß, man MUSS nicht alles erklären, aber es wäre doch schnuffig gewesen, wenn der Film eine halbwegs logische (ich hätte auch eine unlogische genommen, schließlich bin ich Horrorfilmfan und einiges gewöhnt) diesbezügliche Theorie postuliert. Ein Ersatz für das Szenario von BWP ist der Nonsens keinesfalls.

2. Das habe ich auch schon beim St. Francisville Experiment angemerkt, aber hier ist es noch auffälliger. Eine der Stärken von BWP war es, dass alle drei Protagonisten mit Kameras ausgerüstet waren – das machte nicht nur möglich, dass alle Figuren auch VOR der Kamera auftreten konnten, sondern ermöglichte verhältnismäßig reizvolle unterschiedliche Erzählperspektiven und gab Aufschluß über die Gruppendynamik (auch dazu gleich noch ein gesondertes Wort). Die Blick- bzw. Kamerawinkel, aus denen in BWP gefilmt wurde, waren wichtig für den Fluß der Geschichte und die Entwicklung der Charaktere. St. Francisville versuchte das zu kopieren, beging aber dabei den Fehler, die Perspektiven austauschbar zu gestalten, was das Gimmick schon halb ruinierte. The Dark Area beschränkt sich auf * eine * Perspektive, was das ganze schon einmal recht langweilig macht und ein „Eintauchen“ in die Charaktere sabotiert. Darüber hinaus macht es die Trennung der Gruppe obsolet (wieso nehm ich fünf Leute mit in die Wälder, wenn ich zwei dann einfach „wegschicke“? Jetzt nicht aus Sicht der Rolle, sondern aus der des Filmemachers. Wenn die beiden (also André und Stefan) wenigstens ’ne eigene Kamera dabei gehabt hätten, wären da noch Möglichkeiten gewesen, diesen „Plotpunkt“ ein wenig auszubeuten). Ein weiteres Problem des „nur-eine-Kamera“-Syndroms ist, dass jede Menge „Füllmaterial“ herhalten muss, um den Film überhaut auf Laufzeit zu bringen (wie die endlosen Autofahrszenen zu Beginn und massenhaft pointless bickering in der ersten Filmhälfte). Kurz und gut – mindestens eine weitere Kamera- und damit Charakterperspektive hätte dem Film nur gut tun können.

3. Das mag jetzt vielleicht dem ein oder anderen Leser seltsam vorwerfen, aber ich werfe dem Film rein grundsätzlich vor, dass er ein Drehbuch hatte. Bevor jetzt endgültige Mutmaßungen über meinen Geisteszustand bzw. den Verfall desselben angestrengt werden, let me explain. Eines der „Erfolgsgeheimnisse“ von BWP war, dass die dortigen Kreativköpfe Myrick und Sanchez den Film für ihre Darsteller als Schnitzeljagd anlegten. Anstelle eines ausgearbeiteten Drehbuchs gaben die Regisseure dort ihren Darstellern einen Kompaß, gute Wünsche und die Anweisung, sich da-und-da einzufinden, wo sie die nächsten Hinweise finden würden, auf den Weg und erzählten ihnen auch nicht, was sie sich an Gemeinheiten ausgedacht hatten, um sie auf Trab zu bringen. Die Folge – Heather Donahue und ihre Kollegen improvisierten ihre Dialoge (innerhalb ihrer vorgegebenen Charaktere) und ihre Reaktionen auf das, was Myrick und Sanchez benutzten, um ihnen Angst einzujagen, waren echt. Diese Finesse kann bei The Dark Area schon mal nicht funktionieren, weil sowohl Autor als auch Regisseur als Darsteller bzw. Kameramann fungierten und daher diese Spontanität und „Natürlichkeit“ gar nicht entstehen konnte, weil alle Beteiligten wußten, was als nächstes passieren wird bzw. im Script steht. Insofern hält der Film seinen „documentary“-Angle schon dadurch nicht durch. Ganz für sich alleine schlecht sind die Dialoge selbst – sie klingen ungefähr so, wie wenn man fürs heimische Videoband die Familie schnappt und als „Regieanweisung“ ausgibt, „verhaltet euch natürlich und spontan“ – jeder, der mal das zweifelhafte Vergnügen gehabt hat, ein solches Video zu drehen (wie yours truly), weiß, welch katastrophale unspontane und unnatürliche Reaktionen man damit provoziert. Leute (und vor allem junge Leute) reden – nicht – so.

Ohne jetzt weiter die Parallelen (bzw. das Verfehlen derselben) zu BWP strapazieren zu wollen, weiter im Verriß (öh, sorry). Die Charaktere sind nervig. Sie nerven, sie ätzen, sie quälen den Zuschauer durch ihre Dummheit, ihre Idiotie, ihre Anti-Sympathie. Das fängt schon mal dabei an, dass trotz der Geschehnisse der ersten Nacht keiner auf die Idee kommt, die blöde Expedition abzubrechen, sondern lieber weiter nach den verschissenen Schlangen sucht. Abschlußnote her oder hin, soviel schulische Beflissenheit gibt´s doch wirklich nur in miesen Filmen (es ist auch deswegen doof, weil außer Stefan am ersten Tag ja sich keiner der Beteiligten sich gesteigert für das eigentliche Schulprojekt interessiert hat, und dann, nachdem schon klar ist, dass man den Wald mit einem beilschwingenden potentiellen Psychopathen teilt, sind alle ungeheuer scharf auf die Reptile. Wer zum Geier soll das glauben? Suspension of disbelief schön und gut, aber das rangiert ungefähr auf einem Glaubwürdigkeitslevel mit der Bezeichnung der DDR als „demokratische“ Republik). Natürlich versuchen Regisseur Hummell und Autor Ibel mit der Zusammensetzung ihrer Posse die Gruppendynamik und die inneren Konflikte der Protagonisten aus BWP zu imitieren. Ebenso natürlich geht das kläglich in die Hose. Die drei Gesellen aus BWP mögen einem nicht unbedingt ans Herz gewachsen sein (die konnten auch ganz schön nerven), aber es waren wenigstens glaubhafte Charaktere und die Konflikte wirkten echt und überzeugend. Hier existieren die Konflikte hauptsächlich in Form der beliebten „informed attributes“ (will meinen – die Charaktere entwickeln sich kaum bis gar nicht und ihr Background ist mit maximal zwei Worten umfassend umschrieben: Tobias, der Hysteriker, André, der Jerk, Stefan, der Streber, Oliver, das Weichei, Jasmin, die Frau) – anstelle, dass diese Konflikte irgendwie zum Geschehen auf der Leinwand beitragen, wie´s BWP bewerkstelligte, sind´s hier nur gegenseitige Anbrüllereien, die die Laufzeit strecken. Das hat keine Dramatik und keine Dramaturgie, das nervt einfach nur und ödet ziemlich schnell an.

Ihr habt´s sicher gemerkt, ich hab mich bisher nur mit der Blair Witch-Gedächtnisportion des Films beschäftigt, aber der Film ist ja mehr als das (bzw. er würde herzlich gern mehr sein). Deswegen komme ich noch zum oben angekündigten The Last Broadcast-Vergleich. Auch dieser Film gab zum Ende hin seinen Mockumentary-Approach auf, um im finalen Plottwist in ein ungetarntes Spielfilm-Format überzuschwenken – das könnte (und viel tun das auch) man bei The Last Broadcast als Beschiß bezeichnen, da es die ganze vorhergehende Story mehr oder minder ad absurdum führt, paßte aber zumindest in den dort angerissenen (und später ironischeweise in Blair Witch 2 konsequent ausgespielten) Angle, inwieweit die Realität das ist, was sich wirklich abspielt oder das, was auf Videobändern zu sehen ist (die an sich angebrachte existentialistisch-philosophische Bewertung spar ich mir auf, bis ich mal einen der beiden genannten Filme reviewe). Auch The Dark Area verwandelt sich mit der letzten Viertelstunde in einen „reinrassigen“ Spielfilm – das wirft schon mal die Frage auf, warum wir uns, wenn wir uns sozusagen „zugegebenermaßen“ in einer fiktiven Story befinden, vorher eine Stunde lang epileptisch-zuckendes Kameragewackel anschauen müssen… Da hätte man die Geschichte gleich als straighten Spielfilm erzählen können. Sicher wäre da schneller aufgefallen, dass es sich um eine äußerst simple Backwood- Metzelei mit einem Bart, gegen die die Jungs von ZZ Top Waisenknaben sind, handelt (Irrer im Wald killt Teenager. Hat man sicher erst ungefähr 46.328mal gesehen), aber es wäre wenigstens ehrlich gewesen und hätte den Film vielleicht sogar interessanter gestalten können, da wir vieles hätten sehen dürfen, was uns in der vorliegenden Form aufgrund des gewählten Formats verborgen bleibt. Ganz für sich allein stupide ist das Finale natürlich auch – nicht nur, dass Tobias dafür, dass vier seiner Freunde (vermeintlich) brutal ermordet wurden, viel zu gut drauf ist… es bleiben auch so zu viele Fragen offen. Wie schaffen es die „Bösen“, Stefans Leiche in Tobias´ Schrank zu deponieren, z.B.? Von dem schon oben angesprochenen unaufgeklärten Rätsel, wer eigentlich der Killer ist, warum er mordet und wieso er mit dem Cop zusammenarbeitet, ganz zu schweigen. Auch die Schlußpointe ist dermaßen antelegrafiert, dass es schon schlicht und ergreifend weh tut (da platzen die Gehirnzellen aus Selbstschutzerwägungen). Wenigstens wird in dieser Phase die Kamera gerade gehalten und zumindest eine nette Einstellung (der Killer im flackernden Stroboskop-Licht) kann bewundert werden.

Soll ich tatsächlich noch was zur Inszenierung sagen? Ergibt sich doch eigentlich schon alles aus den elfeinhalb vorhergehenden A4-Seiten, oder? Na gut, wenn Ihr drauf besteht. Furchtbar. Reicht das? Selbst Fulci-Filme (und das sind ja, wie man weiß, zur Zeit meine Lieblings-Haßobjekte, die sogar Joe D´Amato verdrängt haben, weil D´Amato wenigstens lustig-doof drehte) wie das Haus an der Friedhofsmauer lösten in mir keinen so starken Impuls aus, selbst zur Axt zu greifen und meinen Fernseher einzuschlagen (oder wenigstens die DVD kleinzuhacken). Sicherlich vierzig Minuten lang tut sich nichts anderes, als das wir fünf absolut hirnamputierten Vollidioten dabei zusehen dürfen, wie sie sinnlos durch einen Wald stapfen, gestörte Dialoge murmeln und sich alle Nase lang anbrüllen. Danke, da schick ich lieber meine Nachbarin unter mir und ihren Ex-Freund in den Stadtpark und hör zu, wie die sich ankeifen. Wenn dann tatsächlich sowas ähnliches wie ein „Plot“ einsetzt, wird´s leider nicht besser, weil dann halt nur entsprechend zahlenmäßig weniger hirnamputierte Vollidioten durch den Wald stapfen, gestörte Dialoge murmeln usw. Ist ja nicht so, als ob wir von dem „Horror“ etwas sehen dürften (BWP zeigte auch keinen sichtbaren Horror, erzeugte aber zumindest eine unbehagliche Atmosphäre und konnte mit einigen verdammt intensiven Szenen aufwarten). Die brechreizfördernde Kameraführung gibt mir zumindest den Rest (mein Gott, man kann doch eine Kamera auch mal drei Sekunden ruhig halten, selbst als Amateurfilmer im Wald. Wenn´s wacklig wird, wenn die „Action“ einsetzt, könnte ich das ja noch verstehen, aber Oliver verfällt ja schon beim gemächlichen Trab in Zuckungen, als hätte man ihn an eine 5000-Volt-Leitung angeschlossen).

Ist´s denn dann wenigstens Horror im Sinne von „blutig“? Ich geb´s ungern zu, aber das ist einer de Sorte Filme, die man mit den in der Einleitung erwähnten Eimern Blut und Gedärme etwas aufgewertet hätte. Im Nachspann wunderte ich mich ehrlich, dass ein „Special Visual Effects Designer“ kreditiert wurde – ich hatte nämlich nicht mal einen unspeziellen visuellen Effekt geortet (Euer Doc, immer das Gute im Menschen sehend, spekulierte schon darauf, dass damit der komische Body-Counter gemeint sein könnte). Erst im Making-of (dazu noch gleich) wurde deutlich, dass Jasmin z.B. durch eine durchgeschnittene Kehle verscheidet. Im Film ist das null und gar nicht zu erkennen, den „Effekt“ einer aufgeklebten Halswunde hätten die Filmemacher sich dann auch schenken können. Auch ansonsten ist der Film eine effektmäßige Null-Lösung (womit er auf Linie der restlichen technischen und/oder dramaturgischen Kompetenz liegt) und daher insgesamt so furchteinflößend wie ein Besuch im Kasperletheater (letzterer dürfte aber deutlich unterhaltsamer sein, selbst für „Große“).

Erstaunliche Professionalität bietet der Soundtrack. Kommt sicher auch daher, dass von dem halben Dutzend Leute, das für alle wesentlichen Cast- und Crewpositionen verantwortlich zeichnet, keiner seine Griffel drin hatte. Die Filmemacher bedienten sich dafür einer ziemlich cleveren Lösung, sie rekrutierten die drei Interpreten für die Musikstücke und den „classical score“ aus dem Internet (wenn ich die Dankesliste richtig interpretiere, über den leider dahingegangenen Service mp3.com) und kamen so, wie einst die Jungfrau zu dem Kinde, zu einigen ausgezeichneten Songs und einem heftig übertreibenden Score.

So, und jetzt muss ich´s mir noch mit ein paar Leuten verscherzen (andererseits hab ich´s mir mit den meisten Beteiligten ja eh schon verscherzt, kommt also darauf auch nicht mehr an), in dem ich die Schauspielerei schelte. Und was anderes kann man angesichts der Anti-Leistungen ja auch nicht. Am besten gefellt mir noch André Horsten, weil er, trotz der undankbaren Rolle des „official jerk“, der einzige des ganzen Haufens ist, der wenigstens ein Mindestmaß von gewisser natürlicher Ausstrahlung und Glaubwürdigkeit aufbietet. Tobias Ibel möchte man, sicherlich auch dank seines besch…eidenen Charakters, schon nach wenigen Minuten ernstliche körperliche Gewalt antun, weil er einfach nur noch nervt, Stefan Lammert hat als Streberleiche (harhar) nach den ersten zehn Minuten nicht mehr viel zu tun und sagen, wenn Jasmin Hänsgen nicht dabei gewesen wäre, es wäre wohl niemandem aufgefallen und Oliver Hummell sieht man zwar fast nicht, aber da geht mir schon die Stimme mit fortschreitender Laufzeit auf den Keks. Völlig daneben sind die beiden Nicht-Teen-Akteure. Georg Lammert als Polizist (mir deucht eine gewisse verwandschaftliche Beziehung) ist ungefähr so überzeugend wie ein 81-Euro-Schein und wenn Regisseur Hummell im gleich noch anzusprechenden Making-of bei „Killer“ Ralf Roentgen ernsthaft von „Präsenz“ und „jede Szene, in der er auftritt, gehört ihm“ spricht, ist das a) ein ernsthafter Fall von Tischplatte-über-Schädel-kloppen und b) zarter Nachfrage, ob Hummell am Ende wirklich meint, was er da sagt, oder er nur jemanden verarschen will (im Zweifel den Zuschauer). Sagen wir´s so: ich habe Leute emotionaler die Inhaltsstoffangabe von „Fred Ferkel“-Kaubonbons rezitieren hören als Roentgen seine Lines runterbetet. Kinders (und Erwachsene), ihr seid alles mögliche, aber KEINE Schauspieler.

Bevor ich meine Hasstirade abschließe, noch ein paar Worte zur DVD. Die Lizenz scheint mittlerweile in den Fundus von „Power Station“ übergegangen zu ein, die den Film in 4:3-Vollbild auf die Disc klatschen, mit einer ziemlich saumäßigen Bildqualität. Teilweise scheint mir das schon im Originalmaterial begründet zu sein, von dem ich glaube, dass es in der Post Production bewußt noch auf „schlecht und verschmutzt“ getrimmt wurde (soweit es den „documentary“-Part betrifft). Auch die „Spielfilm“-Szenen sind allerdings ziemlich unscharf, verwaschen und kontrastarm, auch die Kompression könnte unauffälliger sein. Der Ton ist in Ordnung (Dolby Digital 2.0), wobei´s nicht viel zu hören gibt (außer bodenlosem Geschwafel und dem anständig reinpowernden Score).

Die Scheibe ist ziemlich gut ausgestattet – ein 13-minütiges „Making-of“, das hauptsächlich aus Interviewschnipseln anläßlich der Premierenfeier im Essener Cinemaxx besteht, ist das Herzstück und ist ein Lachschlager für sich, alldieweil vor allem Regisseur Hummell und Autor Ibel nichts unversucht lassen, ihr Werk als ernstgemeintes filmisches Werk darzustellen und im allgemeinen so tun, als wären sie Profis, die wüßten, wovon sie reden. Besonders Hummells bereits angesprochene Äußerungen zu den Darstellern (speziell Rolf Roentgen und Georg Lammert) sind putzig. Desweiteren finden sich Outtakes (man möchte nicht glauben, dass es Szenen gibt, die nicht in den Endschntit kamen), eine deleted scene (die auch nicht viel furchtbarer ist als der Rest), Teaser und Trailer, ein Musikvideo (der hübsche Country-Song aus der Autofahr-Szene mit Filmbildern unterlegt), Produktionsnotizen auf zwei Texttafeln und Cast & Crew zum Nochmalnachlesen.

Schlußwort: The Dark Area ist wirklich der unerfreulichste Film, der sich mir im letzten Jahr vorgestellt hat (vielleicht abgesehen von Van Helsing. Und wann haben wir Requiem der Teufel gesehen, Forumsbande?). Wirklich alles an diesem Machwerk riecht nach Inkompetenz – die Idee ist miserabel, die dramaturgische Umsetzung ebenso für die Füße wie die technische Ausgestaltung, die darstellerischen Leistungen sind unterirdisch und der Film erweist sich alles in allem als nicht so unterhaltsam wie eine Wurzelbehandlung ohne Betäubung. Sicherlich ist der Film nervenzerfetzend – aber nicht, weil er so aufregend oder spannend wäre, sondern weil es schlicht und ergreifend nur fürchterlich nervt, sich diesen auf DVD gepreßten Haufen Gülle ansehen zu müssen. Wie gesagt, liebe Macher – es tut mir herzlich leid. Ich bin sicher, Ihr seid nette Leute, mit denen man gut quatschen und über Filme diskutieren kann (wer seine Produktionsfirma „Hill House Entertainment“ nennt, kann eigentlich kein wirklich schlechter Mensch sein), aber nach dem zweifelhaften Genuß von The Dark Area spreche ich Euch rein grundsätzlich jedwede filmemacherische Begabung, egal ob vor oder hinter der Kamera, ab (was mich mit Angst auf die noch ihrer Begutachtung harrende Disc des nächsten Films des Teams, State of Emergency, schielen lässt), aber ich bin recht zuversichtlich, dass ich mit einer 200-Euro-Videokamera von Aldi, keinem Budget, keinem Script und den nächsten fünf Leuten, die an meiner Haustür vorbeilaufen, einen interessanteren und unterhaltsameren Film drehe (na, hoffentlich nimmt die Wette keiner an…). Neenee, das war ja wohl sowas von gar nix…

(c) 2004 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 10

BIER-Skala: 1


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