
- Deutscher Titel: The Curse
- Original-Titel: The Curse
- Alternative Titel: Tales of Terror |
- Regie: David Keith
- Land: USA
- Jahr: 1987
- Darsteller:
Wil Wheaton (Zack), Claude Akins (Nathan), Malcolm Danare (Cyrus), Cooper Huckabee (Forbes), John Schneider (Willis), Amy Wheaton (Alice), Steve Carlilse (Charlie), Kathleen Jordon Gregory (Frances), Hope North (Esther), Steve Davis (Mike)
Vorwort
WHEATOOOOOOOOON! Der frustrierte Schrei von Dr. Sheldon Cooper, wenn seine Erznemesis ihm mal wieder einen Streich gespielt hat, hat Wil Wheaton, den vielgeschmähten Darsteller von Wesley Crusher aus „Star Trek: The Next Generation“ einer völlig neuen Generation von Fans näher gebracht. Dabei hätte Wil allen Grund dazu gehabt, sich von seiner „Star Trek“-Vergangenheit zu distanzieren – eine schöne Erfahrung waren seine Jahre an Bord der Enterprise nicht, denn nicht nur der Fan-Backlash gegen eine Figur, für deren Konzeption und Charakterisierung er ja schlechterdings nicht konnte, machte ihm zu schaffen, sondern auch Regisseure, die den Jungschauspieler als eine Art lebende Requisite, die man nach Belieben herumschubsen könnte, betrachtet, und nicht unbedingt hilfreiche Kollegen. Nach seinem Ausstieg aus „The Next Generation“ fand Wheaton auch keinen rechten Anschluss mehr, musste Depressionen überwinden, ehe er sich als eine Art Vorzeige-Nerd neu erfand, biographische Bücher schrieb, ein erfolgreiches Blog eröffnete, sich als voice-actor etablierte und mit der Webserie „TableTop“ zum „Influencer“ der Brettspielszene wurde.
Man vergisst dabei schnell, dass Will vor seinem TNG-Stint absolut als einer der kommenden Jungstars gehandelt wurde, nicht zuletzt basierend auf seiner starken Vorstellung neben künftigen schauspielerischen Schwergewichten wie River Phoenix, Kiefer Sutherland, Corey Feldman oder John Cusack in „Stand by Me – Das Geheimnis eines Sommers“. Bekanntlich wachsen wirklich gute Rollen für junge Schauspieler auch nicht auf Bäumen, und so fand sich Will nur ein Jahr nach „Stand by Me“ ganz oben auf der Besetzungsliste von „The Curse“, einem Low-Budget-Horrorfilm aus der Produktionswerkstatt des erprobten Schundologen Ovidio G. Assonitis wieder. Wie Wil später bemerkte, sei das Beste am Film gewesen, dass auch seine kleine Schwester Alice eine Rolle ergatterte. Aber Beteiligte besitzen ja oft nicht die notwendige Objektivität, und, after all, es ist eine Lovecraft-Verfilmung, frei nach der bei Produzenten durchaus beliebten Geschichte „The Colour from Outer Space“ (beliebt deshalb, weil sie wie z.B. „Re-Animator“ keine Verbindung zum Cthulhu-Mythos aufweist und daher ohne großen Aufwand an Backstory erzählt werden kann), und da lohnt es sich doch immer mal, einen Blick drauf zu werfen (auch wenn man’s nachher gern bereut). Zudem gibt es noch eine ganz reizvolle Connection zum Italo-Gore-Film der frühen 80er – kreditiert als „associate producer“ wird niemand Geringeres als Lucio Fulci, und wenn man sich fragt, was zum Henker eigentlich seine Mitwirkung am Film war, so vertrauen wir vielleicht Producer Assonitis, der zu Protokoll gab, dass Fulci second-unit-Regie (und damit mutmaßlich bei den FX-Sequenzen) geführt habe. Mal sehen, ob dem Lucio seine Handschrift hier durchschimmert…
Inhalt
Zunächst mal finden wir uns in einer nicht näher genannten amerikanischen Stadt (vermutlich irgendwo in Tennessee… Tenessee-heee) wieder, wo die Polizei versucht, einen offensichtlich gemeingefährlichen Irren mit einseitig fies explodierter Gesichtsbaracke – da hilft auch kein Clearasil mehr- aus seinem Haus zu subtrahieren. Das Unterfangen gelingt, dieweil der Wahnsinnige krakeelt, dass „es im Wasser“ sei. Was auch immer. Jedenfalls scheint es seiner Ansicht nach nicht gut zu sein, insbesondere unter Berücksichtigung der Tatsache, dass offensichtlich jeder gottverdammte Einwohner der Stadt gerade mit Wasser plantscht. Was sind nun die Extreme dieses freundlichen Hysterikers?
Hierzu müssen wir sechs Monate zurückblenden und uns in die tiefste tennesseesche Pampa beamen, genauer gesagt, auf die Farm der dezent dysfunktionalen Familie Crane. Patriarch Nathan Crane(Claude Akins, WER DEN WIND SÄT, RIO BRAVO, DIE SCHLACHT UM DEN PLANET DER AFFEN) ist ein greiser Alt-Farmer der bibelwerfenden Art, jederzeit in der Lage, einen passenden oder unpassenden Vers als Kommentar auf die Sach- und Rechtslage abzusondern, aber gleichzeitig auch jemand dieser uramerikanischen Superchristen, die erwarten, dass jeder andere Mensch das Wort Gottes buchstäblich auslegt, sich selbst davon aber nicht unbedingt betroffen fühlt. Leidtragender seiner Handgreiflichkeiten ist primär sein Stiefsohn Zack (Wil Wheaton), als hätte der nicht schon genug unter seinem Stiefbruder Cyrus (Malcolm Danare, Roland Emmerichs GODZILLA, CHRISTINE) zu leiden – einer fetten Qualle, stets im vier Nummern zu kleinen T-Shirt unterwegs und lebendes Beispiel dafür, dass man auch ohne Gehirn ganz gut über die Runden kommen kann. Der Grund, warum Zack sich mit Nathan und Cyrus herumschlagen muss, ist seine Mum Frances (Kathleen Jordon Gregory, aus schier gar nichts anderem), die sich nach dem vorzeitigen Ableben ihres ersten Gatten (und Zacks Vater) aus nicht völlig rational erklärbaren Gründen – primär offensichtlich wirtschaftlicher Natur – an Nathan angeheftet hat. Großartige romantische Gefühle sind da ersichtlich nicht im Spiel, was Nathan nicht daran hindert, auch die Ehe als auf biblischer Basis geschmiedet zu betrachten. Zur Farm gehört auch noch ein gewisser Mike (Steve Davis, SADOR – HERRSCHER IM WELTRAUM, TALON IM KAMPF GEGEN DAS IMPERIUM, THE MUTILATOR) als eine Art Vorarbeiter/Knecht/live-in-Handyman, der momentan damit beschäftigt ist, für Nathan einen neuen Brunnen auszuheben.
Die Cranes leben primär vom Verkauf des selbst angebauten Obsts und Gemüse, und, wie das halt immer so ist, die Zeiten sind schlecht und die Kasse leer. Eines Nachts – Cyrus und Zack sind sich mal wieder in die Haare gekommen, nachdem ersterer letzterer ganz scherzhaft in den eingesammelten Kuhdung geschubst hat, und Zack hat sich die Ohrfeigen dafür eingefangen – stürmt es gar heftig und *etwas* stürzt vom Himmel und bohrt sich lärmend ins Crane’sche Familienland. Zack ist der erste, der das Objekt, einen glühenden Meteor, mit eigenen Augen betrachtet und stürmt sofort los, um den Nachbarn Dr. Forbes (Cooper Huckabee, KABINETT DES SCHRECKENS, WEHRLOS – DIE TOCHTER DES GENERALS) zu alarmieren. Der ist eigentlich Medizinmann, aber in dieser gottverlassenen Einöde das, was einem Mann der Wissenschaft am Nächsten kommt, und ein solcher, ist sich Zack als Nerd sicher, ist genau das, was gebraucht wird. Auch der Rest der Cranes wird von der Neugier gepackt, aber Nathan ist beinahe noch beeindruckter als vom Meteoriten von der Tatsache, dass sein angetrautes Eheweib Frances in Begleitung von Mike aus dessen Hütte stolpert, und dies, sagen wir mal, eher leicht bekleidet. Die Stimmung beim Kriegsrat in der Crane-Wohnküche ist daher gedämpfter als einer womöglich wissenschaftlich wichtigen Entdeckung geschuldet wäre.
Forbes ist, wie nicht anders, nicht zuletzt auch von ihm selbst, erwartet, way out of his league und daher absolut gewillt, die Sache Experten für Sachen, die vom Himmel fallen, zu überlassen. Da hat er die Rechnung aber ohne den Wirt gemacht, und der heißt in diesem Falle Charlie Davidson (Steve Carlisle, SATANIC – AUSGEBURT DER HÖLLE, DONNER DES TODES), in Personalunion Immobilienmakler, Chef der örtlichen Handelskammer, erstklassiges Ekelpaket und Forbes‘ geheimer Geschäftspartner. Was treibt einen Menschen mit auf den ersten Blick funktionierender Denkmurmel wie Forbes in eine Partnerschaft mit einem Ekelpaket wie Charlie? Nun, die beiden wissen etwas, was sonst hier keiner weiß, nämlich, dass die Wasserbehörde von Tennessee ein größeres Dammbauprojekt plant und an dem so entstehenden Stausee ein großes Freizeitterrain errichtet werden soll. Wer sich jetzt also noch günstig die entsprechenden Grundstücke sichern kann, und wer könnte das besser als ein Immobilienmakler mit dem finanziellen Backing eines gut verdienenden Mediziners, kann sich, wenn die Regierung die Grundstücke ankauft, ein goldenes Arschloch verdienen. Wenn jetzt eine wissenschaftliche Untersuchungskommission ins Kaff einfällt und hier auf Monate hinaus Forschungsarbeit durchführt, könnte das die Behörde dazu veranlassen, sich einen anderen Standort für das Projekt auszusuchen, und dann täten Charlie und Forbes dumm aus ihren jeweiligen und in Charlies Falle schlecht sitzenden Anzügen kucken. D.h. Forbes soll das Objekt selbst untersuchen und möglichst zu dem Ergebnis kommen, dass keinerlei Grund zur Veranlassung besteht. Angesichts der Tatsache, dass seine rattenscharfe Freundin Esther (Hope Stuart, ZEIT DES GRAUENS) lieber heut als morgen in etwas kosmopolitärere Gegenden ziehen würde (das Cosmopolitan-Abo hat sie jedenfalls schon), macht Forbes gute Miene zum bösen Spiel. Und vielleicht erledigt sich das Problem ja doch von selbst, denn als Forbes das Objekt am nächsten Tag untersucht, ist es bereits deutlich kleiner geworden. Forbes vermutet, dass es zum größten Teil aus Kohlendioxid bestehen und sich daher in der Erdatmosphäre auflösen würde (ich hab nicht die geringste Ahnung, ob das Wissenschaft ist, wie sie auf diesem Planeten ernstlich praktiziert wird), und bohrt das Ding mal probehalber an, worauf irgendein ekliger Glibber herausglibbert.
Dieweil man sich im Hause Crane weiter gegenseitig auf die Nerven geht und Zack im Zweifel die Prügel abbekommt, globbert das Objekt in der Nacht in zu einer schleimigen Pfütze und versickert malerisch im Erdboden. Das kann, vermute ich mal, nicht gut sein.
Gut ist das allerdings für die Pläne von Charlie und Forbes, und auch Nathan Crane ist entzückt, dass das Problem aus dem Weltraum sich per spontaner Selbstauflösung erledigt hat. Forbes hat sogar eine vernünftige Erklärung auf Lager – der Brocken war offensichtlich der gefrorene Inhalt einer Flugzeugtoilette, und nu ist die Kacke halt geschmolzen und versickert. Alles gut, und düngt sogar noch Cranes Felder. Nur Zack ist verhältnismäßig enttäuscht – doch kein großes Abenteuer.
Mittlerweile hat Mike, den Nathan erstaunlicherweise weder gefeuert noch auf biblische Weise Auge um Auge, Zahn und Zahn, zur Hölle geschickt hat, den neuen Brunnen fertiggestellt, und das Wasser, versetzt um was auch immer in der außerirdischen Rumkugel drin war, bewässert Felder und Haine der Crane-Farm. Und wie’s der Deibel will, das Zeug wächst wie Zunder…
Aber nicht alles ist Eitel Freude Sonnenschein. Bei den Cranes bemängeln Zack und seine leibliche Schwester Alice (Amy Wheaton, A VALIANT KISS FOR THE CLOSET MONSTER) den neuerdings recht widerlichen Geschmack des Wassers – was selbstredend zur Folge hat, dass Zack den Zorn seines Stiefvaters und den Spott seines geschmacklich weniger wählerischen Stiefbruders zu spüren bekommt, und im Ort trifft ein Fremder ein. Willis (John Schneider, EIN DUKE KOMMT SELTEN ALLEIN, SMALLVILLE, RETURN OF THE KILLER SHREWS), und weil der mit einem ordentlich als solchem markierten Behördenauto unterwegs ist, deduziert Charlie völlig richtig, dass der im Auftrag der Wasserbehörde nach geeigneten Standorten für den Staudamm fahnden soll. Für Charlies Pläne ist es selbstredend unverzichtbar, dass niemand von den örtlichen Farmern (i.e. auch Crane, dessen Farm ganz besonders auf Charlies Einkaufsliste steht) mitbekommt, dass die Behörde auf Grundstückssuche ist, damit die Preise so niedrig bleiben, wie sie aktuell sind. Charlie drängt sich daher als Willis‘ offizieller Stadt- und Landführer und –fahrer auf, was auch bedeutet, dass er Willis dorthin kutschieren kann, wo Charlie ihn bevorzugt sehen will.
Nun sind immerhin gut 40 Minuten Film rum und von „Horror“ kann bislang höchstens im Hinblick auf Steve Carlisles und Malcolm Daneres schauspielerischer Leistungen gesprochen werden, und Kollege Fulci, nun, da kann man immerhin vermuten, dass er die typisch italienischen hintergrundbeleuchteten Nachtszenen von der Meteroritenabsturzstelle dirigiert hat. Dafür hätte man den alten kranken Mann aber nicht aus Italien einfliegen müssen…
Okay, das ändert sich jetzt doch ein wenig. Zunächst mal wird Cyrus von einem wildgewordenen Gaul angegriffen – Zack nutzt die günstige Gelegenheit, um seinem verhassten Stiefbruder den Stacheldrahtzaun auf den Arsch klatschen zu lassen, und das wiederum bietet Frances die unerwartete Chance, auf Zacks Hintern „connect-the-dots“ zu spielen. Und DAS wiederum bringt Nathan auf die Palme. Frances entwickelt zudem einen hübschen fetten Pickel auf der Wange, der aber niemanden gesondert irritiert, außer mir, der trainwreckmäßig nicht wegkucken kann. Erfreulicher erscheint zunächst das erstaunliche Pflanzenwachstum – doch auch das ist nur schöner Schein. Kaum schneidet Frances nämlich einen besonders riesigen Kopfsalat auf, entpuppt sich dessen Innenleben als ekligster Ekelschmodder der ekligen Art. Die Tomaten sehen nicht besser aus, und die Äpfel… nun, die sind, wie Charlie, der versucht, Nathan zum Verkauf zu bewegen, was Nathan angesichts der scheinbaren Rekordernte als ganz besonders lächerlichen Vorschlag sieht, von Haus aus gefüllt und zwar nicht mit Leckereien, sondern mit eklig wimmelnden Maden. Mahlzeit.
Dazu wird noch Alice von den sonst eigentlich ganz zutraulichen Hühnern angegriffen, und Mama Frances Geisteszustand verschlechtert sich in Übereinstimmung mit ihrer fortschreitenden Freddy-Kruegerisiering ihrer Visage. Alas, Nathan Crane will nichts davon wissen, dass das Wasser verseucht sein könnte und betrachtet auch Frances‘ Probleme als nichts, was Isolation und eine Fuhre Gebete nicht wieder ins Lot bringen könnten. Zack beginnt sich und Alice heimlich selbst zu versorgen – Wasser zapft er von Forbes ab, und den Magen füllen aus dem Städtchen organisierte Cornflakes u.ä.
Das hilft aber nicht dagegen, dass Frances inzwischen zu einer selbst von Nathan nicht mehr schönzuredenden lebensgroßen Eiterbeule mutiert ist und von ihm im Keller verklappt wird, und da Nathan und Cyrus weiterhin das eigene Wasser konsumieren, macht sich bei ihnen auch langsam spontane Ekzem- und Abszeßbildung bemerkbar. Nachdem Zack nach einem Anfall von Frances Forbes alarmiert hatte, der aber umgehend von Nathan wieder rausgeworfen wurde, ist der Doktor beunruhigt genug, eine Wasserprobe zu nehmen und sie bei der Behörde einzureichen – sicherheitshalber unter falschem Namen.
Während Charlie mutmaßlich auf der Suche nach irgendwelchen Anhaltspunkten, die Nathan zum Verkauf bewegen könnten, im Keller des Crane-Anwesens herumschlumpft und von dem, was von Frances übrig ist, dekorativ gekillt wird, erfährt Forbes bei der Abholung des Ergebnisses, dass IRGENDWAS im Wasser drin ist. Ob das schädlich ist oder nicht, kann keiner so genau sagen, weil – noch nie hat einer der Weißkittel etwas Vergleichbares gesehen.
Die Erkenntnis droht für Zack und Alice zu spät zu kommen- Cyrus und Nathan haben sich nun auch in grunzende Sabbermonster mit ausgeprägter Mordlust verwandelt und das ganze Farmhaus an und für sich scheint nun vom Bösen besessen zu sein und zu versuchen, die Kinder umzubringen…
Für den amerikanischen Horrorfilm und speziell den der 80er ist THE CURSE schon eine recht schräge Angelegenheit. Während die meisten anderen amerikanischen Genrefilme sich zu der Zeit darauf beschränkten, irgendwelche Slasherkiller auf die üblichen jugendlichen Sex- und Alkoholkonsumierer loszulassen, ist THE CURSE schon verhältnismäßig europäisch-mediterran geprägt. Die beiden bekannteren verfilmten Drehbücher von Autor Dave Chaskin sind allerdings auch einigermaßen ungewöhnlich und nicht der übliche 08/15-Horrorkrams – NIGHTMARE 2 – DIE RACHE war ein zumindest engagierter, wenn auch nicht unbedingt geglückter Versuch, als zweiten Freddy-Krueger-Film nicht noch mal den gleichen wie den ersten zu machen (was bekanntermaßen von den Fans deutlich abgelehnt wurde, weswegen für Teil 3 dann Wes Craven wieder als Drehbuchautor zurückgeholt wurde, um das Schiff wieder auf den gewünschten Kurs zu bringen), und HARDCOVER (aka „I, Madman“ ) gehört sicher auch nicht zu gewöhnlichen Horror-Fetzern von der Stange. Chaskin macht sich z.B., wie die meisten italienischen Genrefilme auch, keinen gesteigerten Kopf über des „warum“. Da fällt was Außerirdisches vom Himmel, globbert in den Boden und macht Leute zu Monstern. Warum das so ist, ob das eine Art gesteuerte Invasion oder reiner Zufall ist, das interessiert Chaskin nicht (auch nicht, warum z.B. Frances quasi über Nacht betroffen ist, Nathan oder Cyrus, die gewisse nicht weniger oder später das verseuchte Wasser konsumieren, sich ein paar Tage länger halten, oder Zack, der wie Alice das Wasser zumindest auch mal gekostet haben muss, gesund bleibt). Wissenschaftliche Erklärungen sind ihm, wie es der Bösewicht aus INFERNO THUNDERBOLT sagen würde, eindeutig zu vulgär. Auch der Umstand, dass am Ende das ganze Haus im Erdboden versinkt und sich vorher zusammenfaltet, ist so ein typischer out-of-leftfield-Italo-Gedanke, der auch im Filmkontext keinen Sinn macht, und wieso ausgerechnet Willis in letzter Minute zum deus-ex-machina-Retter wird (zumindest bevor er selbst mutiert, denn er ist der fröhliche Wahnsinnige aus dem Prolog), wo der doch bis dato weder etwas mit den Cranes zu schaffen hatte noch von dem Meteor-Problem weiß, bleibt auch unerklärt. Und, ach ja, natürlich passt auch das Ende, das eine apokalyptische Weiterentwicklung des Szenarios zumindest andenkt, in die Tradition grotesker Italo-Enden wie z.B. bei ALIEN 2 – DIE SAAT DES GRAUENS KEHRT zurück, der ja auch einen eigentlich ganz individuellen Vorfall in eine Weltuntergangsgeschichte abgleiten lässt.
David Keith, normalerweise vor der Kamera zu finden (u.a. in DER FEUERTEUFEL oder EIN OFFIZIER UND GENTLEMAN und zu meinem persönlichen Verdruss nie mit Keith David in einem Film aufgetreten) legt hier sein Regiedebüt vor und macht die Sache eigentlich ganz gut. Obwohl ich nir malerweise kein Fan von Filmen bin, die in einem gigantischen Flashback serviert werden, funktioniert dieser Kunstgriff hier ganz gut, weil er uns zumindest mit dem Prolog ein Indiz für künftige Eskalation liefert, die eigentliche Story aber einigermaßen lange braucht, bis sie in die Strümpfe kommt. Bis dahin muss uns reichen, wie Nathan und Cyrus ihre angeheiratete Verwandschaft tyrannisieren, und dieweil es Wesley-Crusher-Hater durchaus bei Laune halten kann, den guten Wil Wheaton als personifizierten Watschenbaum zu sehen, dürfte diese Phase für mich keine Minute länger dauern als sie es tut.
Der Horror-Part beginnt dann also ziemlich punktgenau zur Halbzeitmarke und auch hier durchzieht den Streifen ein distinkt italienisches Flair – seine FX, zumindest nach allgemeinem Daführhalten von Fulci entworfen, zielen nicht auf das Erschrecken, sondern auf das Anekeln – alles ist schleimig, glitschig, von Maden, Würmern und Käfern durchzogen (z.B. die großformatigen Wunden der Crane’schen Rindviecher rein bovinen Zuschnitts), und, ja, sie verfehlen nicht ihre Wirkung, ebenso wie das zunehmend eskalierende Make-up der von dem außerirdischen Globber übernommenen Personen. Die Miniatureffekte für das Finale des zusammenbrechenden Hauses sind ganz anständig.
Die Kameraarbeit von Roberto Forges Davanzati (einem der Handvoll Italiener, die am Film arbeiteten), der an „Cannibal Holocaust“ und „Ein Zombie hing am Glockenseil“ schon mitgearbeitet hatte, ist besonders in den Nachtszenen ordentlich atmosphärisch, der Score von Franco Micallizzi („Die rechte und die linke Hand des Teufels“, „Die Viper“, „Die Gewalt bin ich“) bedient die üblichen 80er-wir-haben-John-Carpenter-gehört-Soundtrack-Klischees steriler Synthi-Klänge.
Wil Wheaton mag top-kreditiert sein, spielt aber nicht die wirkliche Hauptrolle – Zack und Alice (seine kleine Schwester hat das Schauspielern auch nicht unbedingt in die Wiege gelegt bekommen) werden dosiert eingesetzt. Es ist ein bisschen ein Problem des Films, dass es eine echte Hauptfigur nicht gibt – Zack, Forbes, Charlie, Nathan, Willis, sie alle teilen sich die Aufgabe einigermaßen und übernehmen mal für ein paar Minuten den narrativen Fokus des Films. Der Veteran Claude Akins ist als altmodischer Familientyrann ein angemessener Bastard, John Schneider… hm, sein Charakter müffelt ein wenig danach, als hätte man noch auf Teufel komm raus einen „name actor“ gebraucht, ohne ihn dramaturgisch rechtfertigen zu können (der ganze Staudamm-Subplot führt letztlich nirgendwohin), Carlisle ist, wie erwähnt, furchtbar als Charlie, während Danare wenigstens die Ausrede hat, dass Cyrus eklig sein soll.
Mir lag zum Review die spanische DVD vor, die einen bildschönen anamorphen 2.35:1-Widescreen-Transfer und ordentlich englischen Ton mitbringt, als Extras aber nur über den Trailer verfügt.
Letztlich ist „The Curse“ kein besonders „guter“ Film – er nudelt die Lovecraft-Geschichte, die nicht direkt zu seinen absoluten Meisterwerken gehört, einigermaßen brauchbar runter und sorgt mit dem Charaktergeflecht dafür, dass auch immer, wenn die „Farbe aus dem All“ gerade Siesta macht, zumindest irgendetwas passiert, und gewinnt allein schon dafür gewisse Bonuspunkte, dass es einer der wenigen zumindest formal amerikanischen Horrorfilme ist, der sich eben, auch dank der von dort importierten Expertise, wie ein italienischer Streifen spielt. Die Geschichte braucht aber trotzdem zu lang, um in Fahrt zu kommen, und irgendwie fehlt mir dadurch irgendwie ein halber Akt, in dem die Lage von „wir verstecken Mama im Keller“ zu „die Bedrohung wird zu GROSS, um versteckt zu werden“ ausartet. Eine Sitzung wert ist „The Curse“ aber allemal, und Wheaton, der ist auch nicht so schlecht… (okay, in einer Szene wollte ich ihm aufs Maul hauen…).
© 2019 Dr. Acula
BOMBEN-Skala: 5
BIER-Skala: 6
Review verfasst am: 26.07.2019