The Climax

 
  • Original-Titel: The Climax
  •  
  • Regie: George Waggner
  • Land: USA
  • Jahr: 1944
  • Darsteller:

    Boris Karloff, Susanna Forster, Turhan Bey, Gale Sondergaard


Vorwort

Universal war ja traditionell ein eher sparsames Studio (bis weit in die 20er hinein galt der Laden sogar als Mitglied der Poverty Row) – das für Studioverhältnisse schweineteure „Phantom der Oper“ musste irgendwie amortisiert werden, und sei’s, dass man in den gleichen Kulissen noch mal nen Film dreht. Ursprünglich sollte es wohl ein „offizielles“ Phantom-Sequel werden, aber Claude Rains lehnte ab, und so wurde daraus ein Boris-Karloff-Vehikel, immerhin Karloffs erster Farbfilm.

Wir sind irgendwo in einem deutschsprachigen Königreich so um die Jahrhundertwende. Vor zehn Jahren ging dem örtlichen Opernhaus die geniale Primadonna Marselina verloren – seit ihrem mysteriösen Verschwinden ist ihre Signatur-Rolle, die „magische Stimme“ aus dem Spielplan verbannt, wofür sich besonders der Leibarzt des Theaters, Dr. Hohner, einsetzt. Der hat auch guten Grund dazu, hat *er* doch Marselina umgebracht, weil die ihre abhebende Karriere für wichtiger hielt als Hohners Liebesschwüre. Nun, bei der aktuellen Primadonna Jarmila stellt sich die Frage nicht, die kommt in der Tonleiter gar nicht so weit rauf. Schon allerdings die Neuentdeckung Angela Klatt, die von dem jungen Impresario Franz vertreten wird. Hohner ist entsetzt – Angelas Stimme gleicht verblüffend der von Marselina, und mit deren Voice-Power fing das ganze Elend ja an! Also schreitet der bekloppte Arzt zur Tat – nach ihrem ersten und spektakulär erfolgreichen Auftritt schleppt er das junge Starlet zu einer angeblich mandatorischen Post-Auftritt-Halsuntersuchung und hypnosaftet das arme Ding in seiner Praxis nach Strich und Faden. Nie mehr, so suggeriert er ihr, wird Angela singen!

Das bewahrheitet sich auch bei der nächsten Probe, für die der Theaterdirektor die „Magische Stimme“ wieder aktiviert hat. Angela bricht stimmmäßig zusammen und wird in die Obhut von Dr. Hohner gebeten. Franz vermutet, dass es helfen könnte, Angela in eine Live-Stage-vor-Publikum-Situation zu werfen und arrangiert eine Aufführung der „Magischen Stimme“ auf königliches Geheiß. Dazu bekommt er unerwartete Hilfe von Hohners Haushälterin Louisa, die sich als Marselinas ehemalige Gesellschafterin nur bei Hohner verdingt, um Beweise für dessen Schuld zu finden, und die Angela zur Flucht verhilft…


Inhalt

Quasi Reverse-Phantom-der-Oper – anstatt einer jungen Sängerin zum Durchbruch zu verhelfen, will Karloff das genaue Gegenteil, ihre Karriere zerstören, bevor sie überhaupt richtig los geht. Interessante Variante des Themas und Karloff ist als sinistrer Doktor auch game für die Operation, auch wenn die Versuche, Dr. Hohner zu einer ähnlich tragischen Gestalt wie das Phantom zu machen, schmählich scheitern – dafür ist Hohner einfach zu sehr Arschloch als ambivalenter Charakter. Susanna Foster spielt praktisch die gleiche Rolle wie im „Phantom“, anstelle Nelson Eddy gibt’s Turhan Bey als Babyface-romantic-lead, der das aber ganz gut erledigt.

Das Hauptproblem von „Climax“ ist die Musik – ich weiß, dass viele heutige Kritiker das Rains-Phantom wegen seiner vielen Opern-Einlagen ablehnen, aber dort hat das gepasst, die „richtige“ klassische Musik von Chopin, Tschaikowsky etc., auf die die Universal-Leute eigene Librettos schrieben, das fügte sich gut ein. Anno 2016 gibt’s aber sicherlich keine Form des Musiktheaters, die toter ist als die Operette, und damit haben wir’s hier zu tun, und dann auch nicht, weil Universal immer zu geizig war, Musikrechte zu kaufen, keine „richtigen“; sondern was halt schnell hingefakedes. Das Koloraturgekiekse bis zum dreigestrichenen hohen C kann zartbesaiterere Seelen (wie mein Frauenzimmer) mühelos in den Wahnsinn treiben, und auch dramaturgisch halten die Bühnenszenen (grad bei einer starken, dominanten Performance von Karloff) heftig auf, während wir beim „Phantom“ ja quasi eine interne Dramaturgie der Opernauszüge hatten. Hier wissen wir nicht mal, worum’s in den gesungenen Stücken überhaupt geht.

Der Horror-Gehalt ist mäßig (der Bodycount beläuft sich insgesamt auf 2) und dem Film fehlt eine Standout-Szene wie der fallende Kronleuchter, aber als Karloff-Showcase ist der schon ganz okay – man muss halt wirklich mit dem Operettengekreische leben können, und das fällt selbst mir hier relativ schwer. Schön anzuschauen, was Kostüme und Ausstattung angeht, ist der Streifen allemal.

3/5
(c) 2016 Dr. Acula


mm
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