The Call 2

 
  • Deutscher Titel: The Call 2
  • Original-Titel: Chakushin ari 2
  • Alternative Titel: One Missed Call 2 |
  • Regie: Renpei Tsukamoto
  • Land: Japan
  • Jahr: 2005
  • Darsteller:

    Mimura (Kyoko Okudera), Hisashi Yoshizawa (Naoto Sakurai), Renji Ishibashi (Det. Motoyima), Peter Ho (Yuting Chen), Asaka Seto (Takako Nozoe), Chisun (Madako), Karen Oshima (Mimiko)


Vorwort

Ein Jahr ist seit der mysteriösen Todesserie um Handy-Nachrichten aus der Zukunft vergangen. Yumi ist verschwunden, der Fluch ersichtlich nicht. Als erstes trifft es Mr. Wang, den Chef des kleinen Restaurants, in dem Naoto, ein Bekannter der Kindergärtnerin Kyoko, arbeitet – kurz nach dem ominösen Anruf verscheidet Mr. Wang aufgrund eines bedauerlichen Küchenunfalls. Der neuerliche Todesfall ruft nicht nur Inspektor Motoyima auf den Plan, der schon beim letzten Mal ermittelte, aber eigentlich wegen seiner Spekulationen in den paranormalen Bereich Ermittlungsverbot in der Angelegenheit hat, sondern auch die Reporterin Takako, die Naoto und Kyoko auf den Stand der Dinge um die tödlichen voicemails bringt. Naoto erinnert sich, dass auch seine Freundin Madako einen solchen Anruf erhalten hat, und Kyoko, die mit Madako videochattet, kann nicht verhindern, dass das Mädel grausamst ermordet wird.

Wie sich erweist, hat Takako ein persönliches Interesse an der ganzen Misere – in Kindertagen ging ihre Zwillingsschwester dem bereits aktiven Fluch fatalerweise auf den Leim, und Takako macht sich persönlich dafür verantwortlich, ihr Schwesterherz nicht daran gehindert zu haben, an das damals klingelnde Münztelefon ranzugehen.

Takako, Naoto und Kyoko versuchen dem Geheimnis zusammen auf die Spur zu kommen. Sie enthüllen bislang unbekannte Fakten aus Mimikos Vergangenheit. Das mordende Geistermädchen war, so ergibt sich, Resultat einer Vergewaltigung und schon deswegen nicht unbedingt Mamis kleiner Liebling. Zudem scheint der ganze Fluch aus Taiwan importiert zu sein, jedenfalls stamt von dort Mimikos Großvater und wie Takakos Ex-Göttergatte, der Taiwanese Yuting, auf Anfrage zu berichten weiß, treibt der Fluch auf der Insel schon seit Jahren sein Unwesen. Takakos Recherchereise nach Formosa ist nur so halb erfolgreich. Der bewusste Großvater ist kürzlich, mit einem Handy in der Hand, in die ewigen Jagdgründe aufgefahren, doch lassen sich zumindest weitere Einzelheiten über den Fluch klären. In des Opas Heimatkaff gab es, so sagt man, ein Mädchen namens Lili, das den Tod vorhersagen konnte. Begreiflicherweise ließ sie das aufgrund des zeitnahen Eintretens ihrer Prophezeihungen keine Popularitätswettbewerbe gewinnen, so dass sich die Dörfler eines Tages dazu entschlossen, Lili in einer alten Mine zu entsorgen und ihr vorher sicherheitshalber noch das vorlaute Mundwerk zuzunähen. Wenn das mal kein Grund für einen ordentlichen Fluch ist…

Die Sache wird brenzlig, da Yuting den bösen Anruf erhalten hat. Das Trio infernale glaubt, des Rätsels Lösung und des Fluchs Bruch in der Erlösung Lilis aus ihrem Minenschachtschicksal gefunden zu haben. Takako betritt das Bergwerk zuerst und trifft dort auf Mimiko. Wider Erwarten überlebt sie das Treffen und kann zu Yuting eilen, der seinen angekündigten Todeszeitpunkt überraschenderweise unbeschadet übersteht. Inzwischen dringt Kyoko in den Minenschacht vor. Mit Lili ist allerdings nicht zu spaßen – sie will Kyoko…


Inhalt

Natürlich musste es so kommen. Nachden „One Missed Call“ einen ordentlichen Batzen Yen einspielte, war eine Fortsetzung unvermeidlich. Takashi Miike allerdings hatte, obwohl sonst Fortsetzungen nicht grundsätzlich abgeneigt, offenbar kein Interesse daran, den ausgetretenen Pfad noch weiter niederzutrampeln und überließ den Regiestuhl einem gewissen Renpei Tsukamoto, den man nun selbst als Freund von Asia-Gedöns nicht unbedingt kennen muss. Tsukamoto hatte sich durch den Horrorstreifen „Ghost Shout“ für den Job qualifiziert. Immerhin verfasste das Drehbuch der Autor des Originalfilms, Minako Daira, der auch den letzten Teil der Trilogie schreiben sollte, ansonsten aber sprichwörtlich gar nix vorzuweisen hat.

Wie üblich stellte sich den Verantwortlichen die Frage nach der Herangehensweise – grundsätzlich bestehen da ja zwei Möglichkeiten. 1. Man macht einfach den ersten Film nochmal und hofft, dass das dem geneigten Publikum schon reicht oder 2. Man versucht, das im ersten Teil vorgestellte Szenario zu erweitern, den Scope zu vergrößern, eine größere Mythologie zu entwickeln. Als Zuschauer, sollte man meinen, wäre man mit der Option 2 glücklicher, aber sie lässt halt auch die Möglichkeit zu, sich ordentlich zu verzetteln und den eigentlichen Sinn der Übung, dem Zuschauer eben ein paar angenehme Schauer des Grauens über den Rücken zu jagen, aus dem Auge zu verlieren.

Das „Ringu“-Franchise plagte ein ähnliches Problem. Dort war Hideo Nakata zwar schlau genug, die literarische Vorlage komplett über Bord zu werfen und auf Grundlage seines eigenen Scripts weiterzufabulieren, aber je mehr die Ringu-Filme versuchten, sich über das Gimmick des tödlichen Videos hinaus weiterzuentwickeln und aus der bösen Sadako mittels des gut gemeinten, aber verhunzten Prequels „Ringu 0“ zu einer tragischen Figur zu machen, desto konfuser wurde die Angelegenheit und um so wurschtiger wurde dem Zuschauer, zumindest dem, der diese Zeilen in die Tastatur hackt (merkt man eigentlich, dass ich wieder Zeichen schinde? Höhö), das Ergebnis. „One Missed Call 2“ tappt in die gleiche Falle, erledigt den Absturz in totale Verwirrung und Desinteresse aber dankenswerterweise wenigstens in einem Film (Teil 3 scheint, so wie ich das sehe, die hier aufgebaute Mythologie eh wieder in die Tonne zu treten).

Das grundlegende Missverständnis, dem die Filmemacher unterliegen, scheint mir zu sein, dass sie glauben, wir als Konsumenten würden händeringend darauf warten, einen tieferen Sinn, ein größeres Gesamtbild, eine Art „kosmischen Grund“ für die Ereignisse, die man uns im ersten Film geschildert hat, vorgesetzt zu bekommen. Dabei ist doch gerade ein Reiz des mystery-orientierten J-Horror, wenn man ihn denn mag, dass eben nicht alles logisch erklärt werden muss, nicht alles einen plausiblen Grund haben muss, und wenn doch, dass wir uns den gerne spekulativ-interpretativ erarbeiten, ohne jedes Geheimnis, jeden Plottwist ausbuchstabiert bekommen zu müssen. Reicht es nicht, dass Mimiko ein gestörtes Kind war, das die eigene Vernachlässigung durch die Misshandlung ihrer Schwester kompensierte und, beim tödlichen Asthmaanfall absichtlich ignoriert worden, nun aus dem Jenseits seine bösen Spiele weiter treibt? Nicht nach dem Willen von Tsukamoto und Daira, die sich, gelinde gesagt, ein ganz klein wenig an Nakata und „Ringu“, äh, orientieren (um nicht zu sagen – praktisch die gesamte backstory wholesale bei dem populäreren J-Horror-Franchise abkupfern). Der Gipfel der Originalität ist, dass sie den Beginn des Fluchs von Ersatz-Sadako Mimiko zwei Generationen vorverlegen und die arme Lili nicht in einen Brunnenschacht werfen, sondern in einer Mine verrotten lassen. It’s a whole different ballgame!

Ersatzweise liefern uns die Macher ein paar unappetitliche Geschmacklosigkeiten als plot points – Mimiko als Resultat einer Vergewaltigung darzustellen und damit zu implizieren, dass sie allein dadurch „böse“ sei, stößt ebenso bitter auf wie die Darstellung der taiwanesischen Dörfler als abergläubig-primitive Untermenschen (wir reden von Vorfällen, die sich in der Filmlogik so ungefähr in den 70er Jahren abgespielt haben sollten, also nicht gerade im finsteren Mittelalter).

Das wäre für sich allein unerfreulich genug, könnte aber zumindest im Hinblick auf den Unterhaltungswert kompensiert werden, wenn Tsukamoto wenigstens einen spannenden Film draus basteln würde. Macht er aber nicht. Ganz im Gegenteil – schon Miikes Original war jetzt nicht gerade ein Temporeißer, gegen das Sequel aber ein hochoktaniger Adrenalin-Thriller. Bei Tsukamoto plätschert alles in einer recht gleichförmigen und höhepunktarmen Langsamkeit vor sich hin, als hätte der Regisseur genauso wenig Spaß am Film wie der geplagte Zuschauer, der sich das ganze Drama dann ansehen darf. Nicht mal die (spärlichen) Todesszenen geben zu gebremsten Begeisterungsstürmen Anlass. Wangs Unfalltod in der Küche würde eher in einen „Final Destination“-Film passen als ins OMC-Franchise, Madakos Sterbeszene ist ein lauer Abklatsch von Natsumis spektakulärem TV-Tod im ersten Teil, und… und das war’s dann praktisch schon mit dem Bodycount, bis zu den Enthüllungen im twisty Finale, an dem aber kaum mehr jemand großes Interesse zeigen dürfte, weil der Weg dahin steinig und langatmig ist. Dementsprechend gibt’s auch für den Gorehound wenig zu kucken, die 16er-Freigabe wirkt da beinahe schon übertrieben.

Auf der Schauspielerebene wird auch kein besonderer Aufwand getrieben. Mimura (Kyoko) sieht süß genug aus, um als weiteres Ergebnis japanischer Klonfabriken durchzugehen, spielt sich aber nicht gerade um Kopf und Kragen, Hisashi Yoshizawa („I Am A Hero“, „BraveStorm“) geht mir eher auf die Nerven, als dass ich mit ihm mitfiebern würde. Asaka Seto („Death Note“, „Bullets of Love“) ist als Takako zumindest einigermaßen engagiert, aber selbst das willkommene Wiedersehen mit Miike-Veteran Renji Ishibashi (abgesehen von Karen Oshima, die wieder Mimiko spielt, einziger Rückkehrer aus dem ersten Teil, wenn man ein paar Flashback-Sequenzen nicht zählen will), der dann auch noch im Dienste eines Plottwists off-screen abserviert wird, bringt den Film entscheidend weiter. Peter Ho, der als Yuting auch nicht gerade vor mimische Herausforderungen gestellt wird, war immerhin in Donnie Yens „Monkey King“, einem der neueren chinesischen Megablockbuster, in tragender Rolle dabei.

Die DVD von 3L ist ordentlich. Der anamorphe 1.85:1-Transfer ist sauber und, wie der ganze Film, eher unterkühlt mit einem Hang ins Grünliche (was kein Mastering-Fehler ist, sondern bewusste Farbgebung, warum auch immer). Als Tonspuren werden Deutsch in DTS 5.1 und Dolby 5.1 sowie Japanisch in Dolby 5.1 angeboten, deutsche Untertitel inklusive. Als Extras gibt’s nur den deutschen Trailer.

Wer J-Horror nicht leiden kann, kann also auch diesen Film getrost weg lassen, und selbst wer ein Faible für’s Genre hat, wird hier bitterlich enttäuscht. „One Missed Call 2“ ist ein lasches, des Geldes wegen hinterhergeschobenes Sequel, das keiner braucht, sich in seiner unnötigen Aufbauschung der Backstory verliert, und dabei nicht mal die Schauwerte oder Scares bietet, die man nun, bitte schön, erwarten darf. Man muss halt nicht zwanghaft aus ALLEM ein Franchise machen, oft genug wär’s mit einem Film auch gut…

(c) 2018 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 3


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