The Burning Moon

 
  • Deutscher Titel: The Burning Moon
  • Original-Titel: The Burning Moon
  •  
  • Regie: Olaf Ittenbach
  • Land: Deutschland
  • Jahr: 1992
  • Darsteller:

    Julia Sanders (Beate Neumeyer)
    Cliff Parker (Bernd Muggenthaler)
    Linda Sanders (Ellen Fischer)
    Chris (Helmut Neumeyer)
    Ralf, der Priester (Rudolf Höss)
    Frank (Kurt Nauder)
    N.A. Olaf Ittenbach
    N.A. André Stryi
    N.A. Ronald Fuhrmann
    N.A. Andrea Arbter


Vorwort

Abt. Mal was anderes.

Das heutige Review ist so ´ne Art Zwischending aus Bit-Review und Full Scale… ich hab den Film gestern bei einem unserer Forums-Regulars (hi, ChainsawHorst!) gesehen und wollte ihn dann doch ein bissl würgen, äh, würdigen (den Film, nicht den Forums-Regular, äh). da ich auf derartige Aktionen nicht vorbereitet war und weder Notizblock noch Notebook am Start hatte, muss ich die Inhaltsangabe aus dem Gedächtnis rezitieren. Naja, ich wollte ja schon lang mal wieder ein „kurzes Review“ machen…

Okay, ohne weiter ado, viel Vergnügen mit der kurzen Abhandlung zum 131er-Review des Monats. FSK 18, newa, auch wenn mangels Screenshots und ausschweifender Inhaltswiedergabe wohl keine strafrechtliche Relevanz bestehen dürfte (höchstens in Form von Beleidigungsklagen…).


Inhalt

Ein jugendlicher Tunichtgut (äh, überzeugend verkörpert vom Regisseur himself), der mit schlechtem Zeugnis, zerrissener Jeans und dem dringlichen Wunsch nach einem Bier zum Vorstellungsgespräch erscheint, ergattert zu seiner Freude den ausgelobten Ausbildungsplatz nicht, liefert sich mit seiner Gang einen, ha-höm, hochgradig durchchoreographierten Streetfight (der Sorte, indem die Leute anständig warten, bis sie geschlagen werden und nicht etwa ausweichen o.ä.) und kommt dann leicht derangiert nach Hause, wo er erst mal seiner lieben Mama an die Gurgel will und berechtigterweise vom Vater mal kurz stirnseitig gegen die Tischplatte gedonnert wird (endlich mal wieder ein autoritär erziehender Vater. Aber ich glaub, er hat zu spät damit angefangen). Zu allem Überfluss wird er verdonnert, seine kleine Schwester babyzusitten. Das erledigt er, indem er ihr, nachdem er sich ´ne Runde bewusstseinserweiternder Substanzen in die Venen gejagt hat, zwei Horrorgeschichten erzählt…

Geschichte Nummer 1 nennt sich „Julia´s Love“ und berichtet von dem Massenmörder Cliff Parker, der in einer Klapsmühle einsitzt, nachdem er schlappe 21 Menschen ermordet hat. Seine behandelnde Ärztin hat´s (man glaubt es nicht) mit… Gesprächstherapie versucht (shoot me NOW!) und hat zudem noch seine Sedativa abgesetzt. Ehrensache für den Psychokiller, dass er in einer blutigen Aktion aus der Irrenanstalt ausbricht (favorite scene: Parker drischt den Kopf der Ärztin „brutal“ gegen eine Wand. Äh, ich hab mir schon öfter meine Rübe an der Wand hinter meinem Bett gestossen; wenn ich nach diesem Film gehe, müsste der entsprechende Fleck an der Rauhfasertapete längst mit Blut, Hirnteilen und Knochensplittern übersät sein). Wieder in freier Wildbahn verkuckt sich der Psychopath in Julia, was zunächst mal dazu führt, dass wir ewig lange Julia beim Girltalk mit ihren Freundinnen (ich will nicht despektierlich klingen, aber, Mädels, wenn ihr gemeinsam zum Schönheitschirurgen marschiert, kriegt ihr Mengenrabatt) u.ä. Aktivitäten zukucken können, wenn wir nicht gerade damit beschäftigt sind, Cliff dabei zu beobachten, wie er einen (entsetzlich lächerlichen) Dummy, äh, natürlich einen arglos aus seinem Automobil aussteigenden Bürger überfährt. Aus irgendeinem Grund (da muss ich gerade damit beschäftigt gewesen sein, eine andere Szene mental zu verarbeiten und ich ahne, welche) ist Julia plötzlich und unerwartet nicht mehr in Cliff verknallt und steigt aus seinem Auto (lustig: die Szene soll offenbar auf einem Parkplatz spielen, allerdings sind alle weiteren Gefährte ausser dem geklauten Golf GTI des Killers Peugeot 205er ohne Nummernschilder. Hat Ittenbach sr. zufällig ein Peugeot-Autohaus?). Dummerweise vergisst Julia ihr Portemonnaie, in dem sie (warum auch immer) einen handgeschriebenen Zettel mit ihrer Adresse drin liegen hat. Der Killer killt aus purem Spaß an der Freud eine Nutte und schneidet ihr das Köpfchen ab, um´s einem hinter ihm hupenden Drängler, der der berechtigten Überzeugung anhängt, dass die Ampel, an der man steht, nicht viel grüner wird, durch´s Schiebedach auf die Windschutzscheibe (nicht uncool, die Aktion), zu werfen. Der Rest ist dann das übliche – Cliff fährt zu Julia nach Hause, metzelt ihre Familie brutalst und blutig nieder, kokelt ihre Schwester in der Badewanne an, Julia ist, wie die Girls in Slasherfilmen, so üblich, zu blöde, um aus dem Badezimmerfenster im ersten Stock zu springen. Aus dem Nichts materialisiert sich dann plötzlich ein Bulle, den wir vorher keine Sekunde lang gesehen haben und bläst mit seinem Handtaschenrevölverchen, der offensichtlich panzersprengende Munition laden kann, Cliff die Rübe weg (der Kopp explodiert in tausend Fetzen, als herumsprengelnde Hirnteile musste offensichtlich eine Tüte Miracoli Bolognese o.ä. herhalten), dann geht die Story noch ungelogen fünf Minuten weiter (für einen der dusseligsten false scares der Filmgeschichte), obwohl sich streng genommen nicht mehr tut, als dass Julia mit der Ambulanz abgekarrt wird und drei abgezählte Komparsen die neugierige Menschenmenge mimen.

Dann aber kommt die zweite Geschichte, die sich „The Purity“ nennt und trotz des englischen Titels in „Niederbayern 1957“ spielt. Der katholische Gemeindepfaffe vergewaltigt des Nächtens ein Mädel und schießt ihr postkoital genau zwischen die Augen. It´s rather ironic oder sowas ähnliches, dass er als Pfarrer die Predigt zur Beerdigung halten darf oder muss (großartig: die Verblichene liegt im offenen Sarg und der unfähige Bestatter hat´s nicht für nötig befunden, die Einschußwunde zuzukleistern… bruaahahaa). Jaja, unser Gottesmann ist einer von der üblen Sorte und mordet, weil er nix besseres zu tun hat, auch noch ein Ehepaar, d.h. er erschießt den Mann ungefähr dreiundsiebzigmal (der ist echt zäh) und schlitzt im Rahmen einer schwarzen Messe dem Eheweib, an eine Wand gekettet (Bondage!) die Kehle auf. Ein wahrer Satansbraten… Der wütende Dorfmob hat sich als Topverdächtigen für die grausame Mordserie bereits den Dorfdeppen Justus ausgekuckt und plant unbürokratischen Gemeinschaftslynchmord. Ausgerechnet der Pfaffe eilt dem Bedrängten zu Hilfe und pflegt dessen Verletzungen. Das scheint beim Satanspriester einen Denkprozess auszulösen, jedenfalls schießt er sich, kaum, dass er Justus wieder ins freie Leben entlassen hat, das Gehirn an die Wand. Der Zusammenhang „Justus ist mordverdächtig, Priester hilft Justus, Priester ist tot“ macht Justus bei den geistig eher schlicht gestrickten Dörflern nicht populärer. Wortlos wird in der Wirtschaft von einem verdächtig nach Alm-Öhi aussehenden Gamsbartträger einem abseits sitzenden anderen Dorf-Außenseiter ein größerer DM-Betrag zugeschoben (bestimmt hundert Mark!). Justus wird zwar von einer mitleidigen Frau gewarnt, dass Ärger im Anflug ist und er sich besser verstecken solle, „bis Gras über die Sache gewachsen ist“. Der Dorfdepp beweist, dass er seinen Ehrentitel nicht zu Unrecht trägt und tut natürlich nichts der gleichen, sondern schiebt weiter seine Schubkarre durch die Gegend. Der gedungene Mörder lässt sich nicht bitten und prügelt auf Justus´ (erkennbar nicht als lebenswichtiges Organ zu klassizierenden) Denkkasten mit einem Hammer ein (tschuldigung, aber es *GIBT* praktikablere Mordwaffen als einen Hammer von der nicht mal besonders überwältigend monumentalen Sorte… aber dadurch wird´s halt schmoddriger). Nach der ausgiebigen Mordszene zieht sich der Mordbube zurück in sein Heim, wo er Besuch eines Freundes erhält. Der erkundigt sich, ob der Auftragsmord erledigt wurde und stellt nach der Bejahung Bedenken ob der moralischen Richtigkeit der Aktion in den Raum. Genervt haut sich der Mörder aufs Ohr, wird aber von einem bösen Magenkrampf geweckt (der damit einher geht, dass die achtlos liegengelassene Leiche von Justus von einer geheimnisvollen Stimme [dem Priester?] reanimiert wird (was aber völlig blafasel ist). Der Mörder wird in die „Hölle“ transportiert (eine eher beengte Angelegenheit, it´s the garage of hell), wo sich acht Minuten sinn- und verstandfrei aneinandermontierte Extremst-Gore-Einlagen aller Coloeur abspielen, da werden Nägel durch Hände gebollert, Augen mit Korkenziehern rausgezogen, Zähne ausgemeißelt, mit Gedärmen gespielt und der Körper des Mörders der Länge nach auseinandergerissen, blablabla. Das alles spielt sich aber offenbar in der Fantasie des Mörders an, der anschließend tot in seinem Schlafzimmer liegt, während Justus vom lieben Gott persönlich ins Paradies aufgenommen wird (selig sind die Geistig Armen, da haben deutsche Splatteramateure gute Chancen)…

Die Rahmenhandlung überrascht mit einem Shalalamadingdongverdächtigen Twist – unser liebenswerter Drogenfreak hat seine kleine Schwester mit einem Messer entleibt, schneidet sich anschließend die Pulsadern auf der heimischen Terrasse auf (bzw. die halbe Hand ab. Overkiller…) und verblutet malerisch. Le End.

Soweit also „The Burning Moon“ (ich würde den normalerweise sicher mit einem Vollreview würdigen, aber ich hab den nicht bei mir zuhause gesehen, war unvorbereitet und hab den ganzen obigen Schmu, wie gesagt, nun aus dem Gedächtnis geschrieben). Stellen wir mal das Grundsätzliche voran: Ittenbach steht ungefähr soweit über Schnaas wie Peter Jackson über Ittenbach (damit wäre rein theoretisch alles wesentliche gesagt). D.h. mit ein bissl gutem Willen kann man diesen, Ittenbachs zweiten, Streifen als „Film“ klassifizieren, wenngleich sich Itti durch das von ihm mit „Beyond the Limits“ wieder aufgenommene Thema des Episodenfilms um die wirklich *schwierigen* Dinge, wie z.B. das Aufbauen einer abendfüllenden Dramaturgie, mehr oder weniger (eher weniger) elegant drückt (aber man muss ihm wohl zumindest dankbar sein, dass er Anti-Ideen wie die hier verwursteten nicht zu jeweils eigenständigen 90-Minuten-Filmen aufbläht, wie´s wohl so mancher seiner Kollegen getan hätte). Gerüchtehalber soll der Film mit einem Budget von 50.000 Deutschmarks gar nicht mal so billig gewesen sein (??? Wo sind die geblieben? Am Set versoffen?). Für das Geld hätte Fred Olen Ray vermutlich David Carradine und Aldo Ray angeheuert.

Zur Rahmenhandlung will ich gar nicht so viel sagen – Itti spielt den Vollproleten ziemlich überzeugend (ich will nicht lästern, aber ich schätze mal, der spielt sich da mehr oder weniger selbst), die große Schlägerei der Jugendbanden muss man als abschreckendes Beispiel wohl wirklich mal gesehen haben (man sollte das Drehen großformatiger Actionszenen halt denen überlassen, die´s können). Story Nummer 1 ist für deutsche Amateurspläddaverhältnisse (obwohl, bei dem kolportierten Budget bin ich fast nicht mehr gewillt, von „Amateur“ zu reden) relativ verträglich. Klar, die Story ist nicht mehr als eine beliebige Slasher-Serienkiller-Story, aber da die blutigen Effekte (und weswegen sonst sieht man sich den Schotter an?) recht, äh, gefällig über die Geschichte verteilt werden (natürlich zieht´s zum Ende hin mächtig an, was die Spläddaschraube angeht) und dabei noch relativ „zahm“ bleibt (will sagen – da wird nicht mit Innereien um sich geworfen), entwickelt sich die Sache noch ziemlich kurzweilig. Doof, aber kurzweilig – besonders in gleichgesinnter partywilliger Gesellschaft kann man diese Episode wirklich bestens im MST3K-Stil kommentieren, das macht sogar ansatzweise (mögen mir die Finger beim Tippen abfaulen) Spaß (besonders cool ist die Flashbacksequenz, die Cliff Parkers Motivation erklären soll – er musste als Steppke mit ansehen, wie sein Großvater den Rest der Familie mit der Axt filettierte. Der Blick des blutbesudelten Opas mit Axt in der Hand und der Spruch: „Du bist der Nächste!“ [tschatscha-tschatschatschatscha] könnte bei mir glatt Klassikerstatus erreichen… wie sich Cliff dieser Ankündigung allerdings entzogen hat, bleibt ein Mysterium), auch wenn viele Effekte wie der überfahrene Dummy oder der abgetrennte Nuttenkopf schon auf der technisch eher simplen und leicht durchschaubaren Seite sind. Dennoch, da sogar ein gewisser selbstironischer Zug durchzuschimmern scheint (im Fernsehen läuft Ittis Debüt „Black Past“ und wird von einem Akteur mit „da läuft auch nur noch Scheiß“ kommentiert), das ist zumindest einigermaßen in Machart und Intention einigermaßen schmerzfrei konsumierbarer Funsplatter (die Einschränkung, die ich machen muss, betrifft auch die zweite Episode und wird daher später abgehandelt).

Episode 2 ist allerdings dann wirklich nur noch schlimm. Die Geschichte ist grauenvoll öde und langweilig – die niederbayerischen Dialekte tragen nur kurz zur Erheiterung bei, danach muss man einfach nur noch resigniert mitansehen, wie todernst Ittenbach diese Story (selbstredend völlig unspannend) verkauft (und irgendwie erinnert mich der Grundgedanke ein bissl an „Night of the Scarecrow“ mit Larry Drake). Die Szenen dauern – ist ja klar, weil der Plot beim besten Willen keine 35-40 Minuten hergibt – dreimal so lange wie´s nötig wäre, über weite Strecken hält sich Ittenbach sogar mit seinem unique selling point, dem Goregeschmodder zurück. Aber das hat er sich natürlich nur für seine GROSSE SZENE, die „Höllenszene“ (auch das: ein Szenario, das in „Beyond the Limits“ wiederkehrt) – und das ist, da muss ich mal wieder böse werden, ein Paradebeispiel für die klassische sinn- und verstandfrei in einen Film künstlich implantierte Schmodderszene – acht Minuten lang wird ohne ein Wort Dialog nur mit Eingeweiden und Ekel-FX um sich geworfen, das hat alles null und gar nix mit der Story zu tun, da wird einfach nur an Gore aufgefahren, was geht. Technisch ist das zweifellos gar nicht so übel (und auf jeden Fall ein paar Ligen über Schnaas angesiedelt), aber es ist genau das, was ich hasse – schmoddern um des Schmodderns Willen, das ist weder lustig (wie in „Braindead“) oder irgendwie schockierend-erschreckend, sondern eklig und, man wagt´s kaum zu sagen, langweilig. Nach drei Minuten ist der, äh, Punkt der Szene gemacht, alles weitere sieht sich Schreiber dieser Zeilen höchstens noch aus journalistischer Neugier an, aber nicht mehr, weil´s ihn irgendwie interessiert oder er sich darauf, ums salopp zu sagen, einen runterholt. Das Tragische ist, dass Ittenbach mit der ersten Story ja durchaus (möglicherweise rein aus Versehen) bewiesen hat, dass er durchaus Splatter einigermaßen im Sinne einer Horror-Dramaturgie einsetzen kann (und sie dabei im Showdown zahlreicher und expliziter zu gestalten), ohne dass es in pure selbstzweckhaftes Gesudel ausartet. Bei „The Purity“ hat man den Eindruck, dass Ittenbach auffiel, dass die Episode für seine Klientel zu wenig blutiges Gesotter beinhaltet und er, statt das irgendwie halbwegs sinnig in die Story zu integrieren, darauf verfiel, alles en bloc zu servieren. Das ist zweifellos extremst derb, aber es macht einfach keinen Eindruck mehr. Man quält sich also beim Zuschauen erst durch 30 Minuten bodenlose Langeweile und dann acht Minuten Extremgore am Stück. Dramaturgie nennt man das wohl nicht (außer vielleicht, man heißt Miike).

Optisch ist der Streifen keine Augenweide – trotz des (wenn´s denn stimmt mit den Fuffzichtausend) gar nicht mal so mageren Budgets hat der Film den typischen Camcorder-Look. Ittenbach bemüht sich zwar wenigstens um einigermaßen sinnvolle Kameraführung, den ein oder anderen atmosphärischen Shot und einen für Amateur-Verhältnisse halbwegs plausiblen Schnitt, aber man hat in keiner Sekunde das Gefühl, etwas anderes als einen für praktisch lau gedrehten Amateurfilm zu sehen – es gibt Filmemacher, die für erheblich weniger Geld erheblich Filmischeres abliefern (ich will jetzt gar nicht von Rodriguez und „El Mariachi“ reden). Die Gore-FX sind technisch annehmbar – auf dem Bereich macht Ittenbach im deutschen Indie-Sektor (und auch weltweit, das muss man neidlos anerkennen) kaum einer was vor. Jenseits reiner Gore-Einlagen geht ihm zwar ein bissl die Puste auf (was fake severed limb props oder Ganzkörperdummys angeht), aber das macht einen deutlich, eh, realistischeren Eindruck als bei praktisch allen seinen Kollegen (ich würde Itti zwar trotzdem nicht mit einem jungen Tom Savini auf die gleiche Podeststufe stellen, aber ich respektiere das zumindest). Schlimm ist die Nachsynchronisation – so stelle ich mir ungefähr einen kantonesischen Film vor, den man auf Suaheli übersetzt hat. Da geht wirklich gar nix mehr – die Sprecher sind nicht nur wunderbar ausdrucksstark (nämlich gar nicht – besonders die „Schreie“ sind des öfteren einfach nur zum Schießen. Da werden einem grad die Eingeweide rausgerupft und der macht kurz „aua“, als hätt er sich grad ´nen Spreißel eingefahren (oder den Fuß am Nachttisch gestoßen) und zumeist recht unpassend, Lippensynchronität ist ein Fremdwort, aber immerhin, Ehre, wem keine gebührt, zumindest hat jede Rolle einen eigenen Sprecher. Die Musik klingt zunächst mal gar nicht so unprofessionell, aber man merkt schnell, wie elendiglich repetetiv das Gedudel ist – und dann nervt´s.

Schauspielerische Leistungen werden natürlich nicht geboten. Ittenbach himself als drogenkranker Vollspacko wirkt irgendwie aus dem Leben gegriffen, der Rest – najaaa, sagen wir´s so, man sollte nicht zu streng richten, die Nachsynchro macht kaputt, was an Engagement ursprünglich mal vorhanden gewesen sein könnte, für gelegentliche Grinser ist´s allemal gut…

Zu technischen Aspekten der DVD mag ich nichts sagen (gesehen wurde die LP-Fassung aus der Ittenbach-Box), weil, wie gesagt, ich sah den Film nicht bei mir daheim… die Bildqualität sah für Amateurschotter annehmbar aus, der Ton ist der Nachsynchro sei dank zumindest gut verständlich.

Den allgegenwärtigen (bekanntlich in Deutschland nicht vorhandenen) Zensurgremien (i.e. ein Amtsrichter, der grad nix besseres zu tun hatte) gefiel „The Burning Moon“ so gut, dass sie ihn gleich für sich behalten wollten. Der Film wurde beschlagnahmt und Ittenbach kann für sich in Anspruch nehmen, wohl der erste Amateur-„Filmemacher“ zu sein, dessen Werk einer treuen deutschen Tradition zugeführt wurde – der Film samt Master-Material wurde vernichtet (siehe hier) und Ittenbach selbst entging nur relativ knapp einer Haftstrafe wegen vorsätzlichen Verbreitens der ungeschnittenen Version (ungeachtet aller qualitativen Merkmale – dass DAS in einer demokratischen, vom Grundgesetz her „zensurfreien“ Gesellschaft nicht vorkommen sollte, da besteht keine Diskussion drüber), nämlich verbrannt.

Aber ich will dem Itti keinen Märtyrerschrein basteln – The Burning Moon ist ganz großer Käse, den kein Mensch braucht. Was die erste Episode an dezentem Partyspaß bietet, wird durch die Langeweile und den Extrem-Gore der zweiten Geschichte mühelos neutralisiert (´ne „Singleauskopplung“ von „Julia´s Love“ könnte aber sogar ihren Weg in meine Sammlung finden). Sicher ist Ittenbach von den bekannten deutschen Splatter-Filmern der beste – aber deswegen noch lange nicht GUT und z.B. die Jungs von Transcendental Pictures oder auch die Lee/Leroc-Leute sind wesentlich talentierter: die machen nämlich FILME.

(c) 2003 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 2


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