The Barn of the Naked Dead

 
  • Deutscher Titel: The Barn of the Naked Dead
  • Original-Titel: Nightmare Circus
  • Alternative Titel: Terror Circus | Caged Women |
  • Regie: Alan Rudolph (als Gerald Cormier)
  • Land: USA
  • Jahr: 1974
  • Darsteller:

    Andrew Prine (André)
    Manuela Thiess (Simone)
    Sherry Alberoni (Sheri)
    Gyl Roland (Corinne)
    Sheila Bromley (Mrs. Baynor)
    Gil Lamb (Mr. Alvarez)
    Al Cormier (Sheriff Stanford)
    Chuck Niles (Derek Moore)


Vorwort

Abt. X-Geraten

Neulich war ich wieder mal auf Börse. Da man mittlerweile ja etwas gesetzter und sparsamer ist, haut man dort nicht mehr die ganz großen Beträge auf den Kopf (auch wenn man sich’s theoretisch eher leisten könnte) und hält sich mehr an die Sonderangebote, aber wenn einem dann etwas im Normalpreisprogramm über den Weg läuft, das halt doch irgendwie-irgendwo ins Sammelgebiet passt, na, dann schlägt der Doc immer noch beherzt zu. So denn auch bei unserem heutigen Machwerk, das von X-Gabu unter den Titelvarianten „Caged Women“ (so hieß der Film nach meiner oberflächlichen Recherche zwar nirgendwo auf der Welt, aber das hat den Verein ja auch noch an nix gehindert) und „The Barn of the Naked Dead“ (das klingt außerordentlich frohsinnsstiftend, wurde aber auch erst von einem Re-Release-Verleiher erfunden) feilgeboten wird. Ganz ursprünglich hieß das stolze Werk mal „Nightmare Circus“, was aber schon nach kurzer Zeit als zu wenig verkaufsförderlich befunden und durch „Terror Circus“ ersetzt wurde.

Filmhistorisch bemerkenswert ist der Hobel dank seines Regisseurs. Alan Rudolph, der sich hier schüchtern hinter dem Pseudonym Gerard Cormier versteckt und sein Regiedebüt feiert, als hätte er geahnt, dass er dereinst noch Karriere machen würde, bescherte der Welt später zwar nicht unbedingt millionenschwere Blockbuster, aber immerhin mehr oder weniger denkwürdiges belichtetes Zelluloid wie das spaßige Meat-Loaf-Vehikel „Roadie“, den Arthouse-Thriller „Equinox“ mit Matthew Modine in einer Glanzvorstellung und den kritikerseits geliebten „Mrs. Parker und ihr lasterhafter Kreis“ mit Jennifer Jason Leigh. Rudolphs Output ist über drei Jahrzehnte überschaubar geraten (und seit 2002 herrscht auch Funkstille. Naja, wer mit Til Schweiger drehen musste, gibt das Handwerk vermutlich freiwillig auf) und ist zweifellos mit „hit or miss“ zünftig umschrieben, aber ein Film, den die Bethmann-Company als „Mischung aus Frauenlagerfilm, Horror und Psychotrip“ umschreibt, sollte einem Regisseur seines Kalibers wohl wirklich peinlich sein. Aber was dem einen sein persönliches Waterloo, ist dem anderen seine fröhliche Trashparty. Mal sehen, wo wir des Maestros Frühwerk schlussendlich einsortieren dürfen. Ich bin ehrlich gespannt…


Inhalt

Okay, also dann los. Erst mal brauchen wir doch sicherlich ’nen knackigen Teaser, oder? Also beamen wir uns in die kalifornische (oder nevadaische, wer wird da kleinlich sein?) Wüste, wo zwei Mädels in der Hoffnung auf Transport weg von dieser garstigen Einöde (wer hat die da rausgeschmissen?) die jeweiligen Daumen rausstrecken. In der Tat hält ein Typ mit einem offenbar 1948 von der Armee ausgemusterten Jeep an und lässt die Grazien einsteigen. Roll opening credits. Wuff. Das war ja schon mal mächtig spannend…

Anderswo, an einer wenig vertrauenserweckenden Tanke. Dort sind drei Mädels mit ihrer Schrottmühle vorstellig geworden – Corinne, die schüchterne, zurückhaltende Blonde, Sheri, die aufgedrehte Brünette und Simone, ebenfalls dunkelhaarig und ihres Zeichens offensichtlich Eigentümerin der Kalesche. Als wir unsere drei von der Tankstelle (höhö) kennenlernen, sind sie gerade dabei, mit dem (wie so ziemlich sämtliche männliche Akteure in diesem Film einem typischen 70er-Porno entsprungen wirkenden) Tankwart über den aus weiblicher Sicht empfindlichen Mangel an Handtüchern auf der Toilette zu diskutieren. „HANDTÜCHER?“, entsetzt sich Monsieur Tankwart, als wäre der bloße Gedanke daran so ziemlich das ekelhaft-perverseste, was er jemals gehört hat, stellt allerdings wohlwollend in Aussicht, mittelfristig „ein paar hinzuhängen“. Dies wahrscheinlich hauptsächlich deswegen, weil er und sein mehr oder weniger sinnlos mit an der Tanke rumlungernder Buddy nicht abgeneigt wären, dem ein oder anderen der verhältnismäßig attraktiven Geräte bei nächster sich bietender Gelegenheit (i.e. Sofort) in den Schlüpfer zu steigen. „Wir könnten doch in den Zirkus gehen“, schlagen die Sackträger vor, was ich jetzt auch nicht für den granatenstärksten Anbaggerspruch seit Erfindung der K.O.-Tropfen halte (aber es schlägt zumindest die Briefmarkensammlung). Die Girls lehnen höflich, aber amüsiert ab und lassen sich auch von des Tankmechanikus kritischem Blick auf den Thermostat der von ihnen bewegten Rostlaube nicht von sofortiger Weiterreise gen Las Vegas abhalten. Unglücklicherweise verfallen die Ladies auf die noch selten Leib und Leben zuträgliche Idee, nicht, wie es intelligente Menschen tun würden, auf dem Highway nach Vegas zu brausen, sondern, wegen der enormen Zeitersparnis von doch immerhin einer glatten Stunde (! Das möchte ich ehrlich bezweifeln, denn einen direkteren Weg von L.A., und da kommen die Tussen her, nach Vegas als den bestens ausgebauten Highway gibt’s nicht) eine Abkürzung über einen „Feldweg“ in Angriff zu nehmen. Ich wiederhole mich: Kucken diese Leute nie schlechte Filme?

All dies wird von einem Pseudo-James-Bond-mäßigen Lounge-Jazz-Song namens „Evil Eyes“ akustisch gefällig untermalt.

Dieweil in der Wüste: dort besteigt ein Knabe mit einer auch nur in den 70ern von der Geschmackspolizei tolerierten Anorakjacke mit langen weißen Fransen an Ärmeln und Kragen auf einen Hochsitz und schreitet zur Überwachung der ihn reichhaltig umgebenden leeren Prärie.

Unsere Girls sind indes an der Abzweigung zur Abkürzung angekommen. Simone, offensichtlich als einzige der drei Damen mit einer halbwegs funktionierenden Gehirnzelle ausgestattet, würde ganz gerne erst mal anhand vorliegenden Kartenmaterials eruieren, ob die Abkürzung denn wirklich eine solche ist (aber wie wir nicht nur aus Clever & Smart wissen, ist manch einem für eine gute Abkürzung kein Weg zu weit), wird aber von ihren beiden drängelnden Gefährtinnen dazu genötigt, ohne prüfenden Blick auf den Plan in den augenscheinlich zuletzt von Francisco Coronado persönlich benutzten Feldweg einzubiegen. Ich will nicht unken, aber das wird doch wieder mal die road to ruin werden.

Fransenjackenguy starrt immer noch in die Wüste. Wie würden wir seinen Gesichtsausdruck beschreiben? Entschlossen? Finster? Böse? Oder einfach nur blöde? Let history decide.

Zur allgemeinen Überraschung von freakin‘ nobody (außer natürlich unseren dummen Heroinen) verreckt die Karre der Miezen mittemang zwischen den Kakteen. Der Kühler ist überhitzt, „der alte Gauner“ (!), stellt Simone sachkundig fest (sag keiner, die freundlichen Herren an der Tanke hätten nicht vor diesem Ungemach gewarnt). Die Girls nehmen die Panne trotz der widrigen Umstände (immerhin kann es sein, dass in den nächsten fuffzich Jahren kein hilfreicher Automobilist an der Stelle vorbeikommen wird. Handys gab’s damals noch nicht und die Gelben Engel sind da drüben auch nicht tätig) reichlich locker und entscheiden sich dafür, wenn auch eher aufgrund mangelhafter sich aufdrängender Alternativen zur Übernachtung im Stahlross.

Wider Erwarten überleben alle drei Mädels die Nacht und können am nächsten Morgen von einem sich anschleichenden POV-Shot ins Bockshorn gejagt werden. Es ist natürlich niemand anderes als Fransenguy, der ganz den hilfsbereiten Oberpannenhelfer mimt und seine Hilfe aufnötigt. Relativ überzeugend tut er so, als sei er im Umgang mit in dieser Gegend nicht auf den nicht vorhandenen Bäumen wachsenden hübschen Girls nicht geübt, verrät aber trotzdem seinen werten guten Namen: „Nennt mich einfach André“. Ansonsten besteht sein Notfallrettungsplan in dem Vorschlag, in seinen (uns als aufmerksamen Zuschauern bekannt vorkommenden) Jeep einzusteigen. Den liegengebliebenen Hobel der Girls wird schon keiner klauen (Kunststück. Wer kommt da schon mit ’nem Abschleppwagen oder ’nem Ersatzmotor vorbei?). Die Mädels packen vertrauensselig ihre Handtäschchen (naja, möglicherweise fühlen sie sich auch durch die zahlenmäßige Überlegenheit sicher) und schon geht’s los, mutmaßlich zum nächsten erreichbaren Telefon.

Selbiges soll sich angeblich in Andrés heruntergekommenem Farmhaus in der Mitte des Arsch von Nirgendwo befinden. Unter Verweis auf dringend notwendige anderweitige Aktivitäten entschuldigt sich André und lässt die Mädels ratlos im Hof stehen. Frau hat nichts besseres zu tun, als sich unerlaubt umzusehen und stolpert zunächst mal über den im Hof geparkten Käfig, in dem vorgeblich ein bösartiger Berglöwe sein trauriges Dasein fristet (zumindest versucht uns die Tonspur durch garstige Growls mächtig zu beeindrucken, während das Vieh bestenfalls milde gelangweilt aussieht und herzhaft gähnt). Unsere Heldinnen sind nicht erstens keine Zoologinnen, können nämlich mithin die Großkatze nicht korrekt identifizieren und fragen sich zweitens, warum man sich ein solches überdimensioniertes Schoßtierchen halten sollte. Todesmutig wagen sich die Girls in die Scheune des Anwesens, in der diverser Krempel zum Handling von Schlangen (das behaupten zumindest die Mädchen, und die sind eindeutig näher dran als ich) aufbewahrt wird. Ob das am Ende irgendwas mit dem Zirkusposter, das eins der Girls an der Tür entdeckt hat, zu tun hat? Wenn ja, ist’s ein seltsamer, wie sich nach dem Schritt durch das nächste Tor in den Hauptraum der Scheune schnell erweist.

„Mein Gott,“ entfährt es unseren impressionierbaren Freundinnen, denn… dort befinden sich zahlreiche an Pflöcke angekettete Frauen in unterschiedlichem geistigen (und optischen, ähem) Zustand. „Ihr solltet nicht hier sein“, spricht eine, eh, eher verblühte Blondine die zu Eisklumpen erstarrten Mädchen an, denn André werde sicher gleich zurück sein und der wäre ein böser Mann. Letzterer Behauptung ist angesichts der Faktenlage von ungefähr einem Dutzend angeketteter Frauen nur schwerlich zu widersprechen, und so würde ich an Stelle unsere Heldinnen nun die Hufe in die Hand nehmen und mich egalwohinhauptsacheflott vom Acker machen, aber ich bin ja nun mal erstens halbwegs geistig gesund und zweitens ein Kerl. Nach längerem Denkprozess kommt aber auch Simone, von mir ja bereits als einzige Gehirninhaberin ausgemacht, zu einer ähnlichen Schlussfolgerung: „Ich glaube, wir sollten gehen.“ (Erkenntnis des Monats). Alas, it is too late. André materialisert sich und stellt sich die berechtigte Frage: „Und wo binde ich euch drei jetzt an?“ (Mei, hätt’st se halt nicht mitgenommen, wenn dir die Pflöcke ausgehen. Trottel, sowas organisiert man doch).

Da Gegenwehr aus offensichtlichen (naja, wir hätten ansonsten keinen Film, ist doch offensichtlich genug) nicht in Frage kommt, hocken einen Umschnitt weiter Sheri, Corinne und Simone schon mit unglücklichen Gesichtsausdrücken dank der schweren Ketten um den Hals (und das sind jetzt nicht die Ketten mit fetten Brillis dran, über die sich jede Frau normalerweise freut) an ihren Pflöcken. Nu, dat hätten wir alle nicht gedenkt, wa?

Die verblühte Blonde hat mit dem berechtigten Hinweis von vorhin ihre geistige Gesundheit endgültig ad acta gelegt und zeichnet nun lieber ihr „Traumhaus“ in den sandigen Boden und fantasiert dabei über glückliches Familienleben. Naja, irgendwie muss man sich ja bei Laune halten. „Wo sind wir?“, stellt eine unserer drei Heldinnen die Gretchenfrage (in ’nem Schuppen, inner Wüste. Mei, sind die doof). „In einem Zirkus“, antwortet eine ihrer Leidensgenossinnen, die noch vehältnismässig frisch aussieht (sowohl geistig als auch körperlich) und auskunftet, seit zwei Monaten hier gefangen gehalten zu werden. Andere Frauen seien aber schon seit sechs Monaten hier (wenig überraschend diejenigen, die sich schon am tiefsten ins La-La-Land verabschiedet haben. Neben der Verblühten gibt’s da noch eine, die gar nix mehr sagt, sondern nur noch völlig gaga vor- und zurückschunkelt). Eine afro-amerikanische Gefangene gibt zu Protokoll, dass André die Frauen als seine „Puppen“, „Tiere“ und „Spielzeuge“ betrachte. „Er will uns beherrschen“, resümmiert sie, denn „er ist wie alle Männer! (Danke). Ich hasse ihn.“ Hach, wie feministisch. Unsereins grübelt indes darüber nach, ob die Ketten um den Hals der armen Frauen denn wirklich so unentrinnbar sind, mir deucht, die könnte frau sich einfach über die Rübe ziehen.

Simone wird spontan von einem Geistesblitz getroffen: „Wenn wir nicht in Vegas auftreten, wird Derek kommen und uns rausholen!“ Aha, also sind unsere Heroinnen Showgirls und Derek wohl ihr Impresario. Ihre erfahrerenen Mitgefangenen halten diese Hoffnung für hysterisch komisch: „Hier ist noch niemand hergekommen“. Und die halbwegs-normale-seit-2-Monaten-hier-seiende (hm, dafür muss ich mir wohl eine Abkürzung ausdenken. HNS2MNS?) fügt an, dass außer abwarten und Heißgetränke schlürfen derzeit keine Handlungsmöglichkeiten bestehen würden: „Keiner weiß, was er mit uns macht.“ Die Farbige hat noch einen auf Lager: „Er will wissen, dass wir ihn brauchen. Er beobachtet uns“. Und indeed spechtet André durch ein Guckloch aus seiner Werkstatt in den Weiberschuppen.

Ein Girl, in meinen Notizen ob ihrer, hüstel, ruhigen Art „catatonic girl“ getauft, kloppt ihre Rübe fortgesetzt gegen ein loses Brett, was André auf den Plan ruft. Gutmensch, der er ist, schenkt er der bekloppten Traumhäuslebauerin großherzig einen Schminkspiegel (was enthusiatisch rezipiert wird), der Brettkoppklopperin ein Tuch (?), was eher weniger begeistert entgegengenommen wird. Wo er schon mal da ist, checkt André die restlichen Stücke seiner Sammlung durch und wird von einem Mädel gebissen. Daraufhin wendet er sich Corinne zu, doch offensichtlich ist ihm das Blondchen zu langweilig, weswegen er auf Simone umdisponiert und ihre kitschige Comic-Figuren-Brosche (o.ä.) abrupft. Nach dieser diabolischen Missetat zieht er sich in seine Privatgemächer zurück und glotzt nachdenklich auf ein s/w-Foto einer hübschen Frau. Mir deucht ein heftiges Trauma.

Auf der Straße nach Vegas herrscht auch ohne unsere Animiermädels Betrieb, so z.B. in Form eines Chevy Camaro, wenn ich meine bescheidenen Kenntnisse über US-amerikanische Automobilbaukunst korrekt zusammenkratze. Der Camaro hält an einem schäbigen Motel („Desert Inn“, für location hunter) an und ihm entsteigt ein schmieriger Typ (on the other hand, es sind die 70er, da sahen alle so schmierig aus, kann also auch’n nominell Guter sein). Es handelt sich um Derek, den Agenten unserer Showgirls, der sich an dieser Stelle mit seinem Auftraggeber, dem Clubbesitzer Phil, trifft. Phil, seines Zeichens widerlicher Fettsack mit logischerweise attraktiver Schnalle, ist rather pissed, weil die Girls den Auftritt haben platzen lassen. Derek hängt der Ansicht nach, er habe alles menschen- und agentenmögliche unternommen, da er pflichtschuldigst die Polizei verständigt habe. „Was soll ich’n noch tun?“ Das wiederum ist Phil relativ wurscht, er will nur die Mädels in seinem Club sehen, ansonsten Ärger, Klage, Anwälte (Betonschuhe, vermute ich. In den 70ern war Vegas ja noch nicht family-friendly) usw. Derek dackelt ab und Phil kommentiert dessen mangelhafte Motivation mit einem von Herzen kommenden „Widerlich, diese Agenten.“ Phils Schnalle möchte gern in den Zirkus gehen, Phil willigt ein. Allerdings scheint mir seine Geschäftstätigkeit nicht ganz so erfolgreich zu sein wie der Film zu behaupten versucht, denn als richtig große Nummer im Clubgeschäft müsste er seine geschäftlichen Besprechungen sicher nicht in einem Billigmotel abhalten (aber man muss halt nehmen, wofür man Drehgenehmigungen kriegt, gell).

Meanwhile, back at the Folterranch der gefangenen Frauen. André führt seine Mädels, am Hals aneinandergekettet, ins Freie. Gleichschritt bittet sich der Herr Frauenschänder aus. Meinereiner freut sich darüber, dass die Klamotten der Girls, dafür, dass sie teilweise seit Monaten im Schuppen vor sich hin vegetieren, ziemlich gut in Schuss zu sein scheinen. André erklimmt seinen Wachtturm und lässt die Frauen um ebenjenen Kreise ziehen. Peitsche in der Hand, macht André klar, was Sache ist: Dressur! „Nehmt die Arme hoch für vier Schritte, dann nehmt ihr sie für die vier nächsten Schritte wieder runter!“ Hat dem keiner erzählt, dass Frauen undressierbar sind? Die Frauen jedenfalls agieren äußerst glaubwürdig so, als wäre das eine hochkomplizierte und kaum zu bewältigende Choreographie (und da behaupten die immer, die könnten mehrere Dinge gleichzeitig… pööh).

Nach geschlagenen 21 Minuten und 45 Sekunden bekommen wir in Form einer sowas-ähnliches-wie-ne-Duschszene (die noch dazu einen verdächtig nachträglich reingepfriemelten Eindruck macht) tatsächlich doch mal nackte Tatsachen zu sehen. Für doch immerhin zehn Sekunden und, wie mich Future Doc freundlicherweise unterrichtet, auch zum letzten Mal in diesem Film. Enjoy it while it lasts…

Annerswo in der Wüste. Zwei Brillenträger (einer davon lächerlicherweise mit einer Pudelmütze bekopfschmückt) ballern relativ sinnfrei in die Botanik, gehen also mithin dem zweifelhaften Hobby der Jagd nach, ersichtlich aber weniger wegen des Tiere-totschießen- als dem des dabei-Schnaps-wegpicheln-Aspekts. Dem Pudelmützenrambo fällt ein Geräusch auf, dessen Urheber er zu erkunden gedenkt. Sein Kumpel frönt lieber weiter dem Dämon Allohol und wird deswegen umgehend von einer verbrannt-vernarbt-verunstalteten Hand gekillt. GORE! Okay, naja, ein halbwegs akzeptabler blutig aufgerissener Kopp und ’ne appe Hand. Haut nicht vom Hocker, gibt aber ’nen fetzigen Screenshot für die Hartbox her (und außerdem – kann ein mordendes Monstrum ernstlich IRGENDEINEM Film schaden??). Pudelmützenrambo findet die schöne Bescherung nach seinem kurzen Geräuscherkundungsausflug wieder und wird promptestens vom Urheber der Sauerei (off-screen, weil: wir wollen uns ja effekttechnisch nicht verausgaben) ebenfalls gekillt. Noch dürfen wir raten, was diese Szene mit dem Restfilm (in dem’s, wir erinnern uns grad noch so, ja eigentlich um gefangenen Frauen gehen sollte) zu tun haben könnte.

Dem können wir doch gleich auf den Grund gehen. Im Schuppen, wo’s des Nächtens saukalt zu sein pflegt und die Mädels sich die Gänsehaut krumm frieren, begehrt Simone Auskunft, wie HNS2MNS denn hierhergeraten sei. Nu, das kann erläutert werden. HNS2MNS war nämlich früher mal Laborassistentin in L.A., forschte an Radioaktivität und ähnlich speziellen Dingen und hatte von hier in der Gegend stattfindenden Atombombenversuchen gehört. An Ort und Stelle wollte sie dann diverse Messungen vornehmen und Mutationen an Pflanz‘ und Tier unter die Lupe nehmen, wobei ihre Wege sich schicksalshafterweise mit denen Andrés gekreuzt hätten (ja, wir werden schwer politisch relevant. Die Bombe ist böse!).

Aber eigentlich soll sich Simone darüber gar keine Gedanken machen, empfiehlt die verhinderte Nuklearforscherin: „Sei ruhig und iß dein Essen, du wirst deine Kräfte brauchen, wenn die Vorstellung beginnt.“ Was für ’ne Vorstellung, täte Simone nun gerne wissen (okay, also sonderlich mathematisch muss man nicht sein, um 2+2 zusammenzuzählen, oder?). „Ich weiß auch nicht, vergiss es,“ rät HNS2MNS, zu Andrés Vergnügen, der den Schuppen offenbar auch akustisch überwacht (oder er hat einfach ’nen Dachschaden und grinst öfter mal dämlich vor sich hin, wie jetzt in seiner Wohnstube). Unsere drei Neuzugänge pondern ihr Schicksal. „Wir werden verrückt wie die anderen!“ Und was für eine „Vorstellung“? Am Ende wirklich „Zirkus“? „Denkt er, wir sind Tiere?“ (Ähm, das hatte euch schon die Schwarze gesagt, Mädels). „So verrückt kann er nicht sein“. Kann er wohl, ist schlußendlich auch das Ergebnis des gemeinsamen Brainstormings. Man macht sich nach Kräften gegenseitig kirre, aber Zählbares, Gewinnbringendes oder wenigstens Handlungsförderliches ergibt sich nicht.

Am Morgen serviert André leckeren Schlabbermampf direkt aus dem Blecheimer. Und nicht nur das, denn er kündigt noch ganz besonderen Besuch für den weiteren Tagesverlauf an: „Männer!“ „Ihr wollt sie sicher nicht sehen,“ grinst der böse Junge evil, „sie haben so seltsame Angewohnheiten“. Jetzt wären wir theoretisch gespannt wie die Flitzebögen, welche perfiden Perversitäten die Drehbuchabteilung hat einfallen lassen, nur leider kommen wir auf den fiesen Männerbesuch nicht mehr zurück (hm, will André damit nur die Mädels schocken oder hat da irgendwer was vergessen?). Egal. André kümmert sich persönlich um ein ziemlich putziges Girl im Minikleidchen. Simone starrt ihm finster direkt ins getrübte Auge – den Niederstierwettbewerb verliert André durch nervöses Blinzeln klar in der ersten Runde durch technischen k.o.

Uns Freund Derek telefoniert mal wieder mit Phil. Von den Mädchen gibt’s keine Neuigkeiten. „Ich mache mir wirklich Sorgen“, behauptet Derek, aber ich stehe immer noch auf dem Standpunkt, dass er sich weniger Gedanken um körperliches Wohlbefinden seiner Klientinnen denn um die Ruinierung seines guten schlechten Rufs und die vermutlich schon in den Startlöchern sitzenden Anwälte des Clubbesitzers macht. Jedenfalls hat sich weder in Kalifornien noch in Nevada eine Spur der Vermissten angefunden.

André ist immer noch mit dem Abfüttern seiner Gefangenen beschäftigt und führt uns weitere Prunkstücke aus seiner Dachschaden-Kollektion vor, nennt er die Mädels doch „meine kleinen Bärchen“ (wenn er jetzt noch eine auf den Namen Knut tauft, führe ich die DVD dem Gartenhäcksler zu). Und im Zirkus, stellt André fest, machen die Bären Kunststücke mit ihrem Futter. Den Girls ist aber ersichtlich nicht nach Spielereien mit dem Schmackofatz zumute. Nichtsdestoweniger ist André der Ansicht, es wäre eine generelle Warnung angebracht: „Kämpft nicht gegen mich!“ Sieht zwar nicht so aus, als trage sich irgendjemand mit entsprechenden Gedanken, aber Simone bringt er offenbar auf Ideen. Nun, das kann allerdings auch daran liegen, dass Vollpansen André seinen schweren Schlüsselbund hat fallen lassen und’s nicht bemerkt. Bei den Girls kommt hysterische Freude auf, nur leider ist die einzige Dame, die ohne größere Verrenkungen an die potentiell freiheitsspendenen Schlossöffner rankäme, ausgerechnet catatonic girl. So’n Pech. Alles gute Zureden hilft nix, die Lady ist far out und nicht zu schlüsselapportierenden Aktivitäten zu bewegen. Also muss wohl oder übel eine der anderen Madames ran – mithilfe eines armverlngernden Holzstücks gelingt es ihr tatsächlich, die Schlüssel heranzuziehen. Jubel! Hurra! Dummerweise erweist sich die gute Frau als Pißnelke ersten Ranges, befreit sich selbst und wäre drauf und dran, ihre Schicksalsgefährtinnen mit einem „Macht’s gut, und danke für den Fisch“ ihrem weiteren Lebensweg zu überlassen, täte sich nicht André vor ihr aufbauen, quite pissed aus seinen Klamotten kucken und sie mit seiner Peitsche (nicht graphisch) ordentlich durchzuprügeln und sie anschließend auch noch zu würgen. „Ich bin euer Dompteur“, tönt André: „Gehorcht ihr mir, werdet ihr bei der größten Tierdressur aller Zeiten dabei sein, aber gehorcht ihr nicht, werdet ihr leiden!“ (Klingt jetzt für mich auch nicht gerade nach dem Mega-Deal, bei dem man zwanglos zugreifen muss…).

Derek kommt indes nach augenscheinlich sorgenvoll durchlittener Nacht in einem billigen Hotelzimmer zu sich, checkt aus und schwingt sich wieder auf die Straße. Dies aber unter geringfügiger Missachtung der geltenden Geschwindigkeitsbegrenzungsvorschriften, was ihm den Zorn eines Gesetzeshüters in Sheriffform einbringt. Die Rechtsranfahrnummer kommt Derek, dem die Einrichtung von Polizeiwachen und Sheriffbüros offensichtlich bislang entgangen ist, aber ganz gelegen, denn nach kurzer Selbsterklärung (die der Sternträger zunächst gerne als lächerliche Ausrede interpretieren möchte) gibt Derek an Ort & Stelle, sozusagen drive-by-mäßig eine Vermisstenanzeige auf (okay, und wenn bislang keine Vermisstenanzeige aufgegeben wurde, wer hat bislang außer Derek nach den Girls gesucht?). Der Gesetzeshüter nimmt die Anzeige unbürokratisch auf, „aber einen Strafzettel muß ich ihnen trotzdem geben.“ Tja, umsonst ist nu mal nur der Tod.

André bereitet sich indes auf seine große Nummer vor und posiert (zu Zirkus-Trommelwirbelmusik) mit Zylinder vorm Badezimmerspiegel. Aber nicht nur die ordnungsgemäße Kopfbedeckung kann er vorweisen, sondern ein ganzes schickes Dompteur-Outfit. Classic stuff. In dieser standesgemäßen Kleidung entert der den Schuppen und verkündet der Welt im Allgemeinen und seinen Mädeltieren im Speziellen in bester Zirkusdirektoransagemanier, dass man jetzt zum ersten Mal einer unglaublich tolle Nummer augenscheinlich werden könne. Aber vor den Spaß hat der liebe Gott nun mal die Schweißfüße gesetzt, bzw. die undankbare Aufgabe, die unbrauchbaren und untrainierbaren Tiere von den tauglichen zu separieren (ich mag mich täuschen, aber ein Dompteur macht das nicht erst in der Mange, oder?). Und ein solches untrainierbares Tier befinde sich schockierenderweise unter den Mädels (die in einem unbeobachteten Moment aus ihrer Straßenkleidung befreit und in Fellbikinis u.ä. schicke Tierhaut gehüllt wurden, dass Raquel Welch ganz feucht im Schritt würde). Die Untrainierbare ist eine gewisse Loretta, die er abkettet und hinfortzerrt. „Sie wird entkommen“, hofft eine Blondine irrationalerweise (naja, blond halt). Simone, wir erinnern uns, exklusiv zuständig für zerebrale Glanzleistungen, weiß es besser und heult schon mal prophylaktisch die ein oder andere Krokodilsträne. Nun, wir aufmerksamen Zuschauer haben uns natürlich auch schon den Reim aufgemacht, dass Kollege Puma nicht aus Jux & Dollerei im Käfig hockt, sondern noch den ein oder anderen dramaturgischen Zweck (hüstel) erfüllen müsste. Ein Zwischenschnitt auf das immer noch hochgradig gelangweilte Katzenvieh bestätigt unsere kühnsten Erwartungen. André zwingt Loretta dazu, sich einen gelben Stofffetzen anzuziehen und streicht sie großflächig mit Kuhblut ein. Loretta spielt Ölgötze auf Kufen und kapiert selbstverständlich nicht, dass die Blutsudelei kein Service für die Wüstengeier ist, sondern ist tatsächlich der Ansicht, André würde sie tatsächlich laufen lassen. Naja, insofern hat sie nicht ganz unreht, denn laufen soll sie in der Tat, und zwar um ihr Leben. Loretta hat second thoughts bezüglich ihrer offenbar mitgefangenen Schwester und den anderen Girls, aber André empfiehlt geflissentliche Selbstbevorzugung und Fersengeldgebung. Langsam, aber immerhin fällt bei Loretta der Nickel und sie stapft los (woher sie allerdings auf einmal Schuhe hat – im Schuppen war die Gutste noch barfüßig unterwegs – täte mich interessieren, allerdings, um mich selbst mal wieder zu zitieren, auch nicht so sehr). André lässt den Puma frei. Die Katze hat’s zunächst mal alles andere als eilig, legt aber dann doch endlich mal ’nen Zahn zu und nimmt die Verfolgung auf. Loretta wird unfairerweise vom Maschendrahtzaun aufgehalten. Mitten im schönsten Zaun steht ein kleiner Schuppenverschlag, an dessen Türe sie probehalber rüttelt. Dort zuhause ist allerdings das böse Monster, streckt seinen verunstalteten Arm raus und reißt ihr die Kehle auf. Tscha. Wozu dann der Umstand mit dem Berglöwen? Ach, was soll’s, André wird schon wissen, was er tut, ich habe da vollstes Vertrauen. Immerhin war das nach längerer Zeit mal wieder was halbwegs, ähm, interessantes, da pfeifen wir auf Logik.

Nach dieser herzinfarktauslösenden Aufregung sind wir doch alle dankbar für eine kleine Atempause mit Derek, der eine kleine Bar entert, sich ans Payphone schraubt, den Sheriff anruft und Nachforschungen über die Nachforschungen anstellt. Jedoch gibt’s nichts neues unter der Sonne. Wir danken für diese Szene.

André schleift dieweil die tote Loretta in seinen Werkstattschuppen, kuckt ziemlich deprimiert aus der Wäsche und schaltet eine grausam-kitschige Karussell-Spieluhr ein. Das soll wohl der toten Loretta ein Trost sein (und uns offensichtlich nahebringen, dass André nicht nur einen bis zwölf an der Waffel hat, sondern ein zutiefst tragischer Charakter ist). „Als Kind hatte ich Angst vorm Dunkeln,“ schneuft er, aber sobald er seine Spieluhr aufgezogen habe, hätte er sich nicht mehr so allein gefühlt. Mein Mitgefühl trieft mir nur so aus den Poren, erst recht, als André sich anschickt, ein zartes Lullaby für die Dahingemeuchelte zu summen.

Später wird André von Alpträumen geplagt, die sich dem geneigten Zuschauer in Form eines voice-over-audio-flashbacks präsentieren und uns expositionär vermitteln, dass es sich bei dem mordenden Monstrum um Andrés stolzen Papa handelt, der den strategischen Fehler beging, im Atombombentestgebiet spazierenzugehen (wird doch nicht „Yucca Flats“ gewesen sein? Dann müsste er Tor Johnson getroffen haben). „Ich kümmere mich um dich, bis Mutter zurückkommt“, verspricht André im Flashback seinem zutiefst angeschlagenen alten Herrn (und Mama ist natürlich niemand anderes als die hübsche Frau auf dem von André angehimmelten Foto). Schweißgebadet erwacht André aus den trübsinnigen Erinnerungen und wühlt sich durch die Besitztümer seiner Gefangenen. Dabei fällt ihm ein Foto von Simone in die Hände und das lässt bei André ein funzeliges Licht aufgehen. Da besteht doch eine gewisse Ähnlichkeit mit Mama (und im echten Leben merkste das nicht, Meister? Was’n Trottel). Das kann nur eines bedeuten! Freudestrahlend hüpft André in seinen Privatzoo und stiert die verblüffte Simone begeistert an: „Dndlich, du bist zurückgekommen!“ Jawoll, liebe Rahmen und Sperren, der geistig derangierte André hält Simone, die sichtlich jünger ist als er selbst, für seine Mama. Norman Bates hätte seine Freude an dem Kerl. Simone versteht erwartungsgemäß Bahnhof, aber André lässt sich davon gar nicht erst imprägnieren. „Ich werde dich von den Tieren wegbringen, sie stinken ja erbärmlich“, jubiliert André und textet seine vermeintliche Mami zu, als gäbe es kein Morgen: „Es hat sich viel verändert in den letzten Jahren, der Zirkus und alles“, sehr schwierig sei’s für ihn so ganz allein gewesen, und warum benutzt Mama jetzt einen anderen Namen usw. usf. Simone checkt erwartungsgemäß nix und eins der anderen Mädels fühlt sich bemüßigt, André anzuraten, Simone doch in Ruhe zu lassen: „Wir sind keine Tiere, du bist eins!“ (sehr clever. Wenn André Simone für seine Mum oder zumindest eine vertrauenswürdige Person hält und sie aus dem Schuppen bringt, besteht für sie doch eine ganz gute Chance, etwas zugunsten ihrer Kolleginnen zu arrangieren, aber soweit denkt von den Logikbolzen natürlich keine…). André braust auf: „Du wagst es, mich vor meiner Mutter zu beleidigen?“ Simone stellt endlich ein paar notwendige geistige Verbindungen her und versucht, ihren vermeintlichen neugewonnenen Einfluss strafmildernd einzusetzen, aber André, bei dem die Mutterliebe auch nicht soweit geht, dass er Simone die Ketten abnehmen würde, lässt nicht mit sich spaßen und peitscht Sheri (die nämlich konnte ihre große Klappe nicht halten) into total oblivion (garniert mit ein bissl fake-o-blood). Corinne (die, wenn ich mich noch recht erinnere, noch gar nix zum Handlungsfortgang beigetragen hat) greint ein bissl rum.

André zerrt Simone an ihrem schmucken Halsband aus dem Schuppen und erzählt weiter das Blaue vom Himmel: „10 Jahre, aber ich habe nie die Hoffnung verloren!“ Ok, also a bissl exposition time. Eben vor zehn Jahren hat die liebe Mama André nebst Papa sitzen lassen und ist nach Chicago abgehauen. Papa kam natürlich nie im Leben auf die Idee, es wäre seine Schuld gewesen, sondern ventilierte Zorn nebst Schuldzuweisungen auf den Sohnemann weiter. „Das ist nicht wahr?“, schnieft André Simone an, die sofort glaubhaft versichert, dass das ganz bestimmt nicht wahr sei. Weiter mit der fröhlichen Erklärbärerei. Als dann später das Militär angekommen sei und versucht habe, die stolzen Farmbesitzer vom hiesigen Grund & Boden zu vertreiben, gab Paps, noch nicht monsterisiert, wieder André die Schuld und warf ihm vor, heimlich mit den Armeefuzzis zwecks Verkauf des Anwesens verhandelt zu haben (alles schwer traumatisierend und stuff, aber irgendwie noch nicht der glaubhafte Auslöser für eine Dompteur- und Frauentierepsychose, oder?). Simone erkundigt sich, wo der werte Herr Vater sich denn nun befinde, aber André, der ihr bei der Gelegenheit einen hässlichen Anhänger umhängt, meint nur mehr oder weniger kryptisch, er habe für ihn gesorgt, von wegen dem Unfall: „Ich kümmere mich jetzt um alles.“

Im Schuppen herrscht immer noch allgemeine Hysterie, erst recht, als sich geräuschmäßig Besuch ankündigt. „Es ist André!“, behauptet eins der Girls rätselhafterweise (der kann’s ja nicht sein, weil: der debattiert noch mit Simone; wer’s wirklich ist, wird uns keiner verraten. Hfz. Ein bissl continuity-editing hätte dem Hobel nicht geschadet, dabei ist lustigerweise gerade der Cutter einer der namhaftesten Beteiligten an diesem Machwerk). Wie gesagt, Simone und André sind noch in der schönsten Diskussion. Simone möchte, dass André, „jetzt, wo ich wieder da bin“, die anderen Mädel freilässt, aber da lässt der Herr Dompteur nicht mit sich reden. „Sie gehören alle mir“, und wiederholen ist gestohlen usw.. „“Ich versuche, sie zu dressieren“, aber trotz aller wohlmeinender Schläge und sonstiger Disziplinierungsmaßnahmen wollen einige der undankbaren Tierchen einfach nicht parieren. Dann, so erläutert Dr. vet. André, bleibt ihm halt nichts anderes übrig, als diese Querulanten zu „beseitigen“. „Und es kommt keiner vorbei, der nach ihnen sucht?“, wundert sich Simone (und das zurecht, wenn man mich fragt, was aber mal wieder keiner tut). Nö, entgegnet André, denn „der Dschungel vergisst schnell“, und kleine Tiere wie diese tut eh niemand vermissen tun.

Nachdem diese Grundsätzlichkeiten geklärt sind, bringt André seine „Mama“ (immer noch kettendekoriert) zu Bett. Und, uah, André lebt in seinem Schlafgemach einen Tigerfimmel aus, der sich mit dem von Mrs. Doc durchaus messen kann: Tigerposter, Tigerbettwäsche, etc. Da fühl ich mich gleich wie zuhause…

Derek hockt in einem Diner und stochert appetitlos in seinem Happa rum. Rein zufällig setzt sich der lokale lange Arm des Gesetzes in Form von Sheriff Frank neben ihn (und sieht aus wie der eineiige Zwillingsbruder des Typen aus „UHF“ mit Cowboyhut und albernem Schnauzbart). Dem kann Derek doch gleich mit ein paar Nachfragen zu aktuellen Vermisstenfällen auf die Nerven fallen. In der Tat ist Frank auf der Suche nach zwei Vermissten, allerdings nicht weiblicher Natur – zwei Camper (ich tippe mal ganz frank und frei auf Pudelmützenrambo nebst Kollegen). Von vermissten Mädels hat der Sheriff zwar schon mal gerüchtehalber gehört, aber „wir haben dem keine große Aufmerksamkeit geschenkt“ (!!!). Sowas, erläutert der Polizeihäuptling, passiert nämlich immer wieder (!), „Leute verschwinden mal für ’ne Zeit!“ Da sich Derek im Gegensatz zum Meister des Sterns heftiges Interesse an den verschwundenen Mädels zeigt, fragt Frank mal dezent nach, ob da persönliche Verbundenheit im Spiel sein könnte. „Ich bin ihr Agent“, kunftet Derek wunschgemäß aus (und dass ein Agent, auch wenn wohl eher aus monetären Erwägungen, heftigere Ermittlungsarbeit leistet als die professionellen Gesetzeshüter, täte mein Weltbild erschüttern, bezöge ich es nur aus schlechten Filmen. Aber immerhin erklärt die luschige Motivation der Cops, warum André seinem Hobby schon so lange unbedrängt frönen kann).

Der Sheriff spekulirt, dass die Frauen, being female und deswegen nach gepflegter Machoansicht per se orientierungslos, sich möglicherweise in der Wüste verirrt haben könnten, nimmt aber generös mal eine Personenbeschreibung entgegen. Dereks gelieferte Deskription ist ein wahrer Ausbund an Detailfreude: „Eine ist blond, zwei brünett, alle recht hübsch“. Na, der Fall ist doch so gut wie gelöst! (Ehre, wem sie nicht gebührt, über’s Auto weiß er mehr – „brauner Ford, Baujahr 1966“).

Zurück auf der Ranch streift die Kamera liebevoll über einige Zeitungen, die Atombombentests in der Wüste Nevadas thematisieren. Simone pennt den Schlaf der ungerechten Nichtmütter, André greift zur Peitsche und sieht mal nach seinen Tieren. Corinne hat er sich ausgekuckt (wird auch Zeit, dass mit der mal was angestellt wird) und weggeschleppt. Ihre Schreie wecken Simone, veranlassen sie aber auch nur dazu, das geschenkte Halsband abzunehmen und sich wieder aufs Ohr zu hauen (wer solche Freundinnen hat…).

André möchte mit Corinne eine Spezialnummer einstudieren. Wenn sie brav ist, wird ihr auch nix passieren, verspricht der Herr Möchtegernzirkusdirex, was angesichts seines track records auch nicht gerade die vertrauenswürdigste aller Ansagen ist. „Das einzige, was mir in meinem Zirkus fehlt, ist ein Reptil“, informiert uns André (ach? Wo sind die Pferde, Löwen, Elefanten, Hochseilartisten, und, auch wenn das eher lässlich ist, die Clowns? Angeber). Und Corinne gibt seines Erachtens ein hübsches Reptil ab. Deswegen soll sie jetzt auch gefälligst mit auf den Rücken gefesselten Händen schlangenmäßig über den staubigen Boden robben (was bäuchlings nicht die leichteste Übung ist). Corinnes Performance scheint André sexuell zu erregen (wirkt jedenfalls vom Kamerawinkel arg so, als würde der Meister sich dezent einen von der Palme wedeln). Nach einer Weile hat er genug gesehen und befiehlt Corinne, sich auf den Rücken zu drehen. Aus einem Käfig (der einen Umschnitt vorher mit Sicherheit noch nicht da war) befreit André eine Riesenschlange (Kaliber Python o.ä.), die auch prompt auf Corinne herumrutscht. Das ist, wie wir alle wissen, schwer grausam, eklig and stuff.

Frank hat zu meiner ungeheuchelten Überraschung indes echte Polizeiarbeit geleistet und geht mit den Neuigkeiten bei Derek hausieren. Die Kreditkartenabrechnung von der Wüstentanke ist aufgetaucht und von da aus, so glaubt Frank, führen nicht viele nach Vegas, was anhand vorliegenden Kartenmaterials sofort überprüft wird. Adlerauge Derek entdeckt den bewussten Feldweg, der laut Franknur zu einer Ranch „oder ähnlichem führt“. Zum Glück für unsere ansonsten eher aufgeschmissenen Helden hat das Diner, in dem auch diese dienstliche Besprechung stattfindet (da Derek da wohl sein informelles Hauptquartier aufgeschlagen hat) seinen gesetzlich vorgeschriebenen alten Säufer (der wird bei Diner-Eröffnungen in den Staaten so viel ich weiß mit der Ersteinrichtung mitgeliefert), der hier auf den Namen Mr. Alvarez hört und der den Feldweg als „Eingang zum Hades“ beschreibt. Schuld dran sind natürlich die bösen Atombombentests, die laut Philosoph und Philanthrop Alvarez „die ganze Welt verändern“. Und deswegen bringen ihn persönlich keine zehn Pferde in Richtung der ominösen Ranch. Frank sagt, von Alvarez‘ Rede zutiefst berührt, zu, sich mal am alten, geschlossenen Highway umzusehen.

André verpasst indes seiner „Mama“ Simone die grande tour und zeigt ihr den Schuppen. Allerdings verbietet er ihr, allein den Schuppen zu betreten: „Es ist zu gefährlich!“ Während Sheri sprachlos zurückbleibt, führt André Simone in seine Werkstatt, wo „ich alles für die Show vorbereitet habe“. Dieweil er Simone an ihrer Hals-Kette an einen schweren gußeisernen Kamin anleint, verkündet er, mal kurz aushäusig zu gehen, „um neue Tiere“ zu besorgen. Simone drängt sich auf, diesen Job selbstlos für ihn zu übernehmen, aber für die werte Frau Mama ist das freilich eine viel zu gefährliche Aufgabe – schließlich handelt es sich um wilde Tiere, die manchmal sogar, wir ahnen es, untrainierbar sind. Als Dompteur ist es praktisch seine heilige Pflicht, dem Kroppzeuch Manieren, sprich Disziplin, beizubringen.

Simone erkundigt sich nach Lorettas Verbleib, aber da wird André eher kryptisch-einsilbig. Sie sei bei den „Anderen“. „Welche Andreren?“, täte Simone da gern wissen, aber André hat dieses Thema geistig bereits abgehakt und steigert sich enthusiastisch in Begeisterungsstürme über seine Tiershow hinein. „Ich habe hart gearbeitet“, eigenlobt er sich und im Gegensatz zu seinem lieben Papa hat er „einen richtigen Zirkus, und nicht nur einen, der nur in der Fantasie existiert.“ (Hm. Darüber könnte man jetzt durchaus diskutieren). Das ist, im Verbund mit der unerwarteten Rückkehr der Mama, doch das ein oder andere Freudentränchen wert, dass er denn auch umgehend in Simones mehr oder minder aufnahmebereiten Busen heult. Mit dem Versprechen, baldmöglichst wieder zurück zu sein, um versäumtes Familienglück aufzuholen, dackelt André ab.

Verblüffenderweise untersuchen Frank und Derek indes den Feldweg. Verblüffend deshalb, weil Frank sich doch erstens um den „verlassenen Highway“ (als solche inkongruent zum „Feldweg“) kümmern wollte und zweitens mit keinem Ton erwähnt hatte, dass Zivilist Derek dabei mitspielen darf. André sieht das Unheil nahen, späht er doch wieder mal von seinem Wachtturm auf der Suche nach kidnappenswertem Weibsmaterial ins Gewölle. Simone kommt in Andrés Abwesenheit tatsächlich auf die Idee, eventuell einen kleinen Fluchtversuch unternehmen zu wollen, scheitert aber an ihren Ketten (und zum Mitschleifen ist der Kamin vermutlich ’ne Tonne zu schwer). Sheri und Corinne machen sich gesteigerte Hoffnung, dass Simone entkommen und Hilfe holen könnte, aber die kommt auf keinen grünen Zweig. Sheri fordert Simone freundlich auf, André (der bekanntlich nicht mal da ist), doch bitteschön umzubringen, Corinne, offenbar etwas skeptischer, was die Erfolgsaussichten einer solchen Operation angeht, hofft vielmehr auf den „verdammten Derek“.

Der, mit Frank im Schlepptau bzw. umgekehrt, steht allerdings grad ratlos vor einer luschigen Absperrung by courtesy of US Military. „No trespassing“, steht an der äußerst schlichten und anscheinend zuletzt 1953 durchgecheckten Schranke. Derek möchte am liebsten gleich aufgeben, aber Frank, Rebell in Uniform, setzt sich wagemutigerweise über die militärische Barrikade hinweg (bzw. fährt dran vorbei). Keinen Respekt mehr vor dem Pentagon, diese mickrigen Landbullen.

Simone durchwühlt die Werkstatt, soweit die Ketten es zulassen, immer noch nach tauglichem Material zur Selbstbefreiung oder wenigstens André-Keulung. Was fällt ihr da ins Auge? Latürnich die Spieluhr und genau daneben hat Meister André die Schlüssel liegen lassen. Nur halt leider den obligatorischen Zentimeter außerhalb der Reichweite Simones gieriger Griffel. Nach einem Versuch, die Ketten über den Kamin zu stülpen (was mangels ausreichender körperlicher Größe scheitert. Tja, wenn man halt nicht auf Körperlänge züchtet…) zieht sie in ihrer Verzweiflung eine Decke von einem Vogelkäfig neben der Spieluhr. Im Käfig befindet sich aber nicht etwa ein Piepmatz, sondern Lorettas abgetrennte Rübe (der erprobte Effekt des „Schauspieler kuckt durch Loch im Tisch“ feiert fröhliche Urständ), gleich neben dem für diese Körperteilung ursächlichen Hackebeil. Nach kurzem Schock konzentriert Simone sich wieder auf das Wesentliche und mit einer letzten verzweifelten Kraftanstrengung gelingt es ihr, den Schlüsselbund zu greifen. Es dauert ein Weilchen, bis sie aus dem lockeren Dutzend Schlüssel den passenden für ihr Vorhängeschloss ummes Genicke ausgekuckt hat (I can relate… wenn ich den Schlüsselbund meiner Freundin dabei habe, stehe ich auch ratlos vor jeder verschlossenen Tür. Die hat mindestens 30 an ihrem Bund… meinereiner kommt mit vier aus). Als das Schloss sich dann aber tatsächlich öffnet, kann Simone es kaum fassen.

Umgehend beginnt sie damit, die anderen Girls zu befreien. Bzw. es zu versuchen… bei Sheri und Corinne, die als alte Freundinnen Vorzugsbehandlung geniessen, passt keiner der Schlüssel. Ein anderes Girl hat sich bereits selbst mit ihren Ketten zu Tode stranguliert (Lorettas Schwester? I have no clue). Endlich mal passt ein Schlüssel – dooferweise ausgerechnet bei catatonic girl und die macht nicht die geringsten Anstalten, sich fluchtmäßig in Gang zu setzen, weil – too far out. Nach ein paar weiteren Versuchen hat Simone endlich den Bogen raus und die nächsten befreiten Mädels (darunter Minikleidgirl) nehmen vernünftigerweise die mehr oder minder hübschen Laufstelzen in die Patschhände. Sogar bei catatonic girl setzt nach einem längeren staredown mit Corinne ein Denkprozess ein, der sie zum Verlassen des Schuppens veranlasst. Nur bei Corinne und Sheri will und will kein Schlüssel passen. Die Freundinnen schließen mit ihrem Leben ab und bedrängen Simone, sich lieber selbst zu retten. Nach kurzem Zögern würde Simmi die Sache sogar in Angriff nehmen, doch da gibt’s ein geringfügiges Hindernis… es heißt André und ist kein glücklicher Zeltplatzbewohner, if you catch my drift.

Wird die Kavallerie rechtzeitig eintreffen? Mal sehen… zumindest haben sie schon mal den gestrandeten Ford entdeckt. „Sie hatten sicher eine Panne“, blitzmerkt und MdEOT’d Derek. Frank erkennt am Horizont „einen alten Schuppen“. Derek hat’s jetzt auf einmal richtig eilig und würde gern nix wie ebendahin. Frank allerdings ist stark dafür, doch erst zurück zu fahren und seine Deputys aufzugabeln, ehe man sich den Laden mal ansieht. Pflichterfüllung bis zum Abwinken, von Gefahr in Verzug hat der Sack auch noch nie was gehört.

Catatonic girl ist inzwischen (unwissend?) an der Monsterhütte vorstellig geworden und macht sie auf. Nicht, um reinzugehen oder jemanden speziell rauszulassen, sondern nur, weil sie sich scheinbar in den schicken Holzkeil verknallt hat, der die Türe sperrt. André zerrt dieweil Simone hinter sich her und ist stinkesauer: „Du bist zwar meine Mutter, aber genauso hinterlistig wie die anderen!“ Was nix anderes bedeutet, als dass sie reif ist für die die Kuhblut-Puma-Kur. Hat sie ja auch verdient, meint André: „Ich weiß noch, wie dein neuer Mann sagte, ich sei krank und du gabst ihm recht. Ich bin nicht krank!“ (Wer bin ich, ihm zu widersprechen?).

Gerade als er dabei ist, Simone großflächig mit bovinem Lebenssaft zu bepinseln, wird er von catatonic girl mit dem Holzkeil k.o. geschlagen. Surprise, surprise (yawn). Simone gelingt es eroflgreich, catatonic girl davon zu überzeugen, dass es eine knorke Idee wäre, André festzubinden, aber anstatt ihm die Schlüssel für Simones (längst erneuerte) Ketten abzuluchsem, macht sich catatonic girl lieber daran, dem Bewusstlosen Kuhblut aufzutragen. André kommt wieder zu sich, bemerkt sein neues make-up und stellt fest, dass die Lage für ihn hoffnungslos, aber nicht ernst ist, hat catatonic girl ihn doch halsmäßig am Pumakäfig angekettet. „Was hast du getan?“, kreischt André, dem offenbar klar ist, dass der Blutgeruch nicht wirklich auf den Puma, sondern mehr auf seinen monströsen Papi wirkt… Und da ist er schon! Zum ersten Mal sehen wir des Monsters heftig vernarbte und halbgeschmolzene Gesichtsbaracke (für das vermutete Budget und die Entstehungszeit des Films gar nicht mal so üble make-up-FX) – Daddy bringt den missratenen Sohnemann mit Freuden um und killt anschließend auch gleich noch Simone (indem er ihr die Hand auf den Mund legt. Mehr zumindest dürfen wir nicht sehen).

Lahmarschcop Frank lädt indes grad mal erst seine Deputys ein. Monsterdad latscht indes über die Farm (vorbei an Enten, Ponys, Eseln und sonstigem Getier) und kommt auf die Idee, dem Schuppen einen Besuch abzustatten, wo die dortigen Girls angesichts der Hackfresse angemessene Panik schieben (hm, sind die jetzt wieder in voller Belegschaft dort oder sind das nur die, die Simone nicht mehr befreien konnte?). Wie ein Dreikäsehoch mit Einkaufsgutschein im Toys’R’Us (oder der Doc mit Blankoscheck auffe DVD-Börse) kann der monströse Nuklearkiller sich nach Herzenslust austoben (durch Erwürgen, Kehlenaufreißen etc.). Holladiewaldfee!

Als Derek und die Cops endlich ankommen, ist logischerweise schon alles vorbei – Leichen, Leichen überall. Ein Deputy erschießt (naja, er richtet halt seine Wumme auf Stock Footage) den entfleuchten Puma. Am Pumakäfig finden sich der übel zugerichtet und halb-ausgeweidete André (GOOORE), gleich nebendran liegt auch Simone tot rum. Im Schuppen sieht’s nicht besser aus. Nur die durchgeknallte Traumhausbauerin ist noch am Leben (die war dem Monster wohl zu hässlich), kann aber dank ihres Dachschadens keine klarifizierenden Worte beitragen. „Herr im Himmel,“ kann Derek da nur noch stöhnen. Und auch aus der überraschend aufgegabelten zweiten Überlebenden, catatonic girl (hm, hat das Monster sie verschont, weil sie es rausgelassen hat?), ist irgendwie nichts brauchbares rauszubringen. Die Cops führen die Überlebenden zum Stahlross („Gehen wir? Wo gehen wir hin?“, fragt Traumhauslady entrückt), während im Bildhintergrund das Meuchelmonster in die Wüste hinausstapft, für den Fall, dass es für eine Fortsetzung gebraucht wird…

Jesusmariaundjosef. Ich weiß ja, dass jeder große Hollywood-Akteur seine Leiche im Keller hat und auch, dass ein Arthouse-Kunstfilmfuzzi irgendwann mal klein anfangen muss, aber „Nightmare Circus“ (ich bleib jetzt mal beim Originaltitel) sollte man dringend all denen professionellen Filmkritikern vorführen, die zum Bleistift „Mrs. Parker and Her Vicious Circle“ abfeierten… ist schon eine wilde Mischung, die Alan Rudolph in seinem zweiten Spielfilm (sollte ich oben versehentlich „Debüt“ geschrieben haben, so korrigiere ich mich – zwei Jahre zuvor legte Rudolph mit „Premunition“, einem Hippie-Horror- und wohl Studentenfilm sein erstes abendfüllendes Werk vor) abliefert… das ist praktisch wirklich „The Beast of Yucca Flats“ meets „Psycho“ meets „Women in Cages“. Man muss sicher nicht ganz verstehen, wie und warum sich Rudolph und seinem Co-Autoren, dem weder zuvor noch danach auffällig gewordenen Roman Valenti, sich diese Plotte aufdrängte (außer, dass man vermutlich kollegial davon ausging, mit diesem Konzept einen surefire-Kassenknüller für die drive-ins im Köcher zu haben), aber des einen drogenumnebelte Geistesblitze von damals sind dem anderen die Trash-Feuerwerke von heute. Oder könnten es zumindest sein. Denn obschon in durchaus der Ansicht bin, dass der bunte Genrebastard in der Tat das Zeug wenn schon nicht zu einer Goldgrube für die Produzenten, dann zumindest zur Spaßbombe für Schundfilmfreunde hat, muss man nach 84 Minuten zweifelhaften Filmgenusses letztendlich das bedauerliche Urteil fällen, dass „Nightmare Circus“ eine ziemliche Graupe ist.

Ein selbsternannter Sleaze-/Exploitationfilm sollte, da sind wir uns einig, ja vor allem sleazig und exploitativ sein, und genau da scheitert’s ja bei vielen Genrevertretern, so auch bei „Nightmare Circus“. Das liegt schon zu einem Gutteil am Drehbuch, das verblüffenderweise trotz der Kombination Grindhouse-bewährter Plotelemente Frauenlager, Psychopathen-Murks und meuchelnder Mörder-Mutant kaum etwas mit den sich bietenden Möglichkeiten anfängt. Es drängt sich doch der Gedanke auf, dass zumindest die letztgenannte Idee, mithin also der entstellte Mutant, more or less als Nachgedanke in einen eher als Psychothriller gedachten Streifen reingepfriemelt wurde, um in den Auto- und Grindhouse-Kinos Kasse machen zu können; schließlich verbinden sich die beiden Handlungsstränge nicht wirklich (Papas Mutation aufgrund Atombombenstrahlung und Andrés Psychose haben nichts miteinander zu tun). Keines der Baukasten-Elemente kann wirklich überzeugen; der Frauenlager-Anteil ist vernachlässigenswert, der Psycho-Kram unausgereift und zu vage (ein bissl Mama-Trauma schön und gut, aber wieso bringt das André auf seinen Zirkustick? Dass man uns kurz vor Toresschluss darauf hinweist, dass auch sein Vater mal von einem Zirkus geträumt habe, macht das Kraut dann auch nicht mehr fett… ebenso verrät uns eigentlich niemand, wieso André Frauen für Tiere hält [wo sie doch Pflanzen sind…]) und der Mutant, naja, der rennt halt gelegentlich rum und killt (wobei auch da nicht klar wird, ob André, der seinen Paps ja wohl in der Hütte eingesperrt hält, ihn bewusst zum Killen rauslässt oder Daddy sich aus eigenem Antrieb befreit).

Wie üblich beruht das Funktionieren (naja, was man so nennt) des Scripts auf Bräsigkeiten wie der Behauptung, dass ein Dutzend Frauen mirnix-dirnix zwischen L.A. und Vegas verschwinden können, ohne, dass sich jemand, z.B. Polizei, nur so aus Spaß dafür interessieren würde (es muss schon ein windiger Agent daher kommen und dem Sheriff klar machen, dass eine Vermisstenanzeige nicht aufgegeben wird, weil’s dem Anzeigeerstattenden grad langweilig war und er so neue Leute kennenlernen kann), wir haben aber schon ganz andere Schwachmaten-Scripte überlebt, da ist das von „Nightmare Circus“ schon fast ein Ausbund an Logik und interner Schlüssigkeit.

Schwerer wiegt da schon das praktisch völlige Fehlen irgendwelcher likeable characters. Selbst die nominellen Helden (und da bleiben nur Derek und Frank übrig) sind keine Sympathieträger (Derek setzt sich erst in Marsch, als Fettsack Phil ihm finanziellen und juristischen Ärger androht, Frank seinerseits muss wiederum erst von Derek zu Polizeiarbeit veranlasst werden). Bei den Mädels gibt’s eh nur Simone (die anfänglich „gleichberechtigt“ dargestellten Figuren Sheri und Corinne rücken, sobald’s in den Schuppen geht, in den Hintergrund) und die hat nicht viel Gelegenheit, sich als echter Charakter zu präsentieren (zuerst leidet sie, dann ist sie Andrés wiedergefundene „Mutter“, aber eine eigene Identität hat sie genausowenig wie ihre Mitgefangenen. Kein Wunder, dass man die Girls eigentlich nur an den Klamotten auseinanderhalten kann). Aber diese, naja, nennen wir es mal Gleichgültigkeit des Scripts seinen Figuren gegenüber macht das Downer-Ende schon wieder verständlich und konsequent (es wächst einem niemand so richtig ans Herz, um ihm das Überleben zu wünschen, soweit’s die Mädels angeht).

Hauptsächlich aber geizt das Script an spektakulären Szenen – bis hin zum Showdown passiert einfach zu wenig, zu wenig Abgefeimtes, zu wenig Sleaze, zu wenig Action. Kein Wunder, dass gen Filmmitte unvorbereitet und aus dem Nichts heraus das Mutantenmonster zwei Statisten tilten muss – sonst würde das Publikum sanft entschlafen (was schwer genug ist bei einem Film, der nominell davon handelt, dass ein Geisteskranker mit einem Haufen junger Frauen in seinem Schuppen Zirkus spielt). Die Abwesenheit abfilmbarer Action wird noch nicht mal mit großartig quotierbaren Dialogen überdeckt, Drehbuch und folgerichtig Film plätschern daher in einem fast schon einlullenden Tempo vor sich hin (ich war schon fast entsetzt, als ich nach Filmende meine Notizen überblickte und bemerkte, SO WENIG geschrieben zu haben. Aber es tut sich halt einfach nicht mehr).

An Rudolphs Regie liegt das Scheitern des Films allerdings nicht. Auch wenn sicherlich nichts an „Nightmare Circus“ schreit, dass sein Director noch’ne solide Karriere (wenn auch überschaubar an finanziellen Erfolgen) absolvieren sollte (die aber nach seinem 2002er-Flop „The Secret Life of Dentists“ wohl genauso solide entschlafen ist), bemerkt man auch als casual viewer rasch, dass der Streifen doch ’ne ganze Ecke sorgfältiger heruntergekurbelt ist als der typische 70er-Grindhouse-Klopper für’s Bumskino am Bahnhof. Natürlich wird niemand den Streifen mit großer Kunst verwechseln können, aber bis auf den einen oder anderen kleineren continuity-Goof zieht Rudolph das Unternehmen handewerklich-technisch seriös durch und erlaubt sich gelegentlich Anflüge von Stil und inszenatorischer Raffinesse (das beste Beispiel ist sicherlich die Szene, in der Simone und ihre Freundinnen ahnungslos in den Schuppen stolpern und die Kamera fast schon quälend lange auf den Gesichtern der Mädchen verbleibt, ehe uns tatsächlich gezeigt wird, WAS sie so entsetzt). Sicherlich kein großer filmhistorischer Wurf, aber eben doch eine Liga über den meisten Genrerivalen. Was jedoch auch ein Regie-Talent wie Rudolph nicht übertünchen kann, ist, dass der Parallelplot um Dereks Suchbemühungen kurz gesagt verschwendete Lebenszeit darstellt. Die Passagen, in denen wir Derek und später Sheriff Frank bei ihrem Aktivitäten beiwohnen dürfen, tragen zum Filmgeschehen nicht wirklich denkwürdiges bei, bremsen den eh schon ziemlich aktionsarmen Streifen heftig ein und schaffen es nicht, der Plotte ein zusätzliches Spannungselement einzuimpfen. Es handelt sich einfach um einen überflüssigen Filmbestandteil, der nichts anderes tut als Laufzeit strecken (und um das Ende vorzubereiten, hätte es diese Ausführlichkeit auch nicht gebraucht). Wo wir schon das Ende erwähnt haben, das Downer-Ende kommt doch relativ unerwartet und in gewisser Weise auch „schockierend“, jedoch bringt es den geneigten Zuschauer um den eigentlich erwarteten Schlusskampf mit dem Monster. Wie schon erwähnt, startete Alan Rudolph eine einigermaßen wohlgelittene Karriere (deren Highlights ich schon angesprochen habe), besuchte aber 1982 noch mal das Genrekino mit dem dem Vernehmen nach eher kuriosen Kuhverstümmlungshorror „Endangered Species“.

An dieser Stelle sei erwähnt, dass der Schnitt von einem (späteren) multiplen Oscar-Gewinner stammt – Michael Kahn avancierte in der Folgezeit zu Steven Spielbergs Stamm-Cutter und hat mehr Blockbuster geschnitten, als es vermutlich gesund ist (sicherheitshalber verbirgt er sich bei „Nightmare Circus“ allerdings unter dem Firmennamen seiner Company „MK Enterprises“).

Womit wir schon beim nächsten Thema wären… für einen nominellen Exploitation-Film müht sich „Nightmare Circus“ schon sehr deutlich darum, so wenig Exploitation wie möglich zeigen müssen, und wenn, dann doch lieber ein wenig Gore als zufälligerweise, wie man’s eigentlich erhofft hatte, nackte Haut. Die einzige Nacktszene wirkt, wie schon erwähnt, als hätte man sie nachträglich eingefügt, um den Film aufzupeppen, denn der Rest des Treibens ist schon fast erschreckend prüde. Aus dem Gimmick des „Zirkus“ wird exploitativ auch wenig bis nichts herausgeholt – ein bissl spektakulärer als „dumm um den Wachtturm rumlaufen“ hätte Andrés Dressur schon ausfallen können. In Sachen Gewalt geht der Film etwas mehr aus sich heraus – wobei die wirklich graphischen Gewaltexzesse überraschenderweise dann doch den männlichen Opfern zugedacht werden (wer also gar garstige Frauenfolter erhofft oder erwartet, muss sich an den auch nicht sonderlich aufregenden Auspeitschungen und dem Setting der beinahe ständig angeketteten Frauen an sich erfreuen). Was der Streifen dann an echten Ruppigkeiten auffährt, wird keinen Gorehound in Ekstase versetzen – die Splatter-Sudeleien sind spärlich gesät, aber einigermaßen effektiv, was auch für das Monster-Make-up gilt. Verantwortlich für die Make-up-Sudeleien ist Douglas J. White, der später u.a. diesen Job auch für „The Sword and the Sorcerer“, „Metalstorm: The Desturction of Jared-Syn“, „Neon Maniacs“, „Return to Horror High“ und „UHF“ besorgte.

Schauspielerische Speerspitze spielt (huch, Vierfach-Alliteration. Yay me! Und das noch nicht mal mit Absicht) Andrew Prine, ein gut beschäftigter TV-Akteur, der Mitte der 70er Jahre eine kurze, aber heftige Karriere im B- und Schundfilmsektor erlebte (kurioserweise oder auch nicht, just, nachdem er 1974 für ein amerikanisches Frauenmagazin die Hüllen fallen ließ). Er gab sich im 74er-“Wonder Woman“-TV-Film die Ehre, spielte in „Centerfold Girls“ und erreichte 1976 einen zweifelhaften Höhepunkt mit den Auftritten in „The Town That Dreaded Sundown“ und – vor allem – William Girdlers dreistem „Grizzly“. Prine bekommt den Mamabuwerl-Psychopathen recht gut hin und leistet im Genrekontext Achtbares. Das Manko seiner Performance liegt fraglos darin, dass seine Figur vom Script her nur allernotwendigsten Hintergrund mit auf den Weg bekommen hat und Prine dadurch etwas an Glaubwürdigkeit einbüsst. Insgesamt gelingt dem Akteur aber ein brauchbarer Kompromiss zwischen breitem over-the-top und Zurückgenommenheit. Muss man nicht auf ein Podest mit Anthony Perkins‘ Norman Bates stellen, geht aber für die Handelsklasse Film, mit der wir es zu tun haben, in Ordnung.

Der Rest des Ensembles kann „Nightmare Circus“ wohl guten Gewissens als Highlight der jeweiligen darstellerischen Karrieren im Lebenslauf notieren. Manuela Thiess als Simone erledigt einen passablen Job (insbesondere, nachdem André sie fälschlicherweise als Mutter identifiziert hat). Die weiteren Damen haben nicht wirklich was zu tun (selbst Sherry Alberoni [immerhin über die kompletten 138 Folgen der Sitcom „Family Affair“ sowas wie ’ne TV-Personality] als Sheri und Gyl Roland [„The Day of the Locust“, dort mit der großartigen Rolle eines „Girl“] als Corinne) und müssen noch nicht mal sonderlich gut aussehen, weil siehe oben.

Chuck Niles (hauptberuflicher Radio-DJ, in den 60ern in ein paar Jerry-Warren-Heulern aktiv und immerhin 1970 stimmlich im semikultischen „Equinox“ – nicht dem von Rudolph – vertreten) als Derek ist eine typische unsympathische 70er-Jahre-Pappnase, die mich einmal mehr dem Schöpfer auf Knien danken lässt, nicht versehentlich zehn Jahre früher auf die Welt gekommen zu sein. Man stelle sich vor, man hätte mit solchen Klamotten und Frisuren rumlaufen müssen. Al Cormier als Sheriff Frank ist, trotz Pornoschnäuzer, noch der Lichtblick unter den männlichen Akteuren, aber warum’s auch bei ihm nicht für die große Karriere gelangt hat, dürfte auch jedem klar sein. Gil Lamb spielt den Süffel Mr. Alvarez – wenig bemerkenswert, außer, dass Lamb offensichtlich über vier Jahrzehnte eine Karriere als Bit-Part-Saufbold vom Dienst pflegte (manchmal aber auch Polizisten, gerne auch für Disney in Sachen wie „Herbie“ & „Käpt’n Blackbeards Spukkaschemme“. 1977 spielte er in „Day of the Animals“ einen „Old Man in Bar“. Also wie hier…).

X-Gabus DVD bietet den Film in 4:3-Vollbild von akzeptabler Bildqualität. Farben, Kontrast und Schärfewerte gehen schon in Ordnung, auch wenn Hartbox ja bekanntlich mit einem deutlich zweistelligen Europreis einhergeht und unsereins mittlerweile ja plausible Transfers auch zu Billigheimerpreisen gewöhnt sind (man wird halt doch verdorben; vor ein paar Jahren hätte ein Transfer dieser Güte für einen 70er-Jahre-Schotterfilm uns in Ekstase versetzt). In Punkto Akustik behelligen uns englischer O-Ton (brauchbar) und eine recht anständig gelungene deutsche Sychronvariante (die sich relativ neu anhört, aber trotzdem doch deutlich besser ist als die üblichen Bethmann’schen „Pornosynchros“).

An Extras findet sich leider nicht wirklich Gehaltvolles an. Neben einer Slideshow und dem Trailer darf man das Kinoposter und etwas Werbematerial bewundern (das macht zusammen vielleicht ’ne Minute selbstablaufender Galerie aus). Selbstredend kann Meister Bertucci sich nicht beherrschen und bewirbt sein Opus „Exitus Interruptus“ per Trailer.

Summa summarum, womit wir also beim Wort zum Sonntag wären, dürfte „Nightmare Circus“ primär für Genrekomplettisten interessant sein (schließlich braucht man zweifellos alle Frauenlager-meets-Mutantenmonster-Streifen der Filmgeschichte, gelle? Ist zumindest ein überschaubares Sammelgebiet). Weder der Psycho- noch der Frauenlager- noch der Meuchelmonster-Part für sich allein hauen den geneigten Vielseher pausenlos geplättet von der Fernsehcouch und auch in der Gesamtbeurteilung kommt letztendlich weder aus Qualitäts- noch aus Trasherwägungen so richtig große Freude beim Betrachter auf, aber immerhin nervt der Film nicht offensiv. Alan-Rudolph-Fans mit Hang zum Kuriosen dürfen zweifellos gerne zuschlagen, alle anderen Interessenten, vor allem die Grindhouse-/Exploitation-Crowd möge aber gewarnt sein – wieder einmal ist das fetzigste, sleazigste und exploitativste an der ganzen Sache der knackige (und im Falle von „The Barn of the Naked Dead“ auch reichlich irreführende…) Titel und das schnieke Hartbox-Cover. Der Inhalt ist dann doch eher ein laues Lüftchen…

(c) 2007 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 4


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