The Arena

 
  • Deutscher Titel: The Arena
  • Original-Titel: The Arena
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  • Regie: Timur Bekmambetov
  • Land: Russland/USA
  • Jahr: 2001
  • Darsteller:

    Karen McDougal (Jessemina), Lisa Dergan (Bodicia), Olga Sutulova (Livia), Yuliya Chicherina (Diedra), Severina Kamugish Kemirimbe (Lucinia), Viktor Verzhbitskiy (Timarchus), Anatoli Mambetov (Septimus), Alexei Osipov (Flavius), Kirill Ulyanov (Priscium), Gabriel Vorobyov (Aemelius), Leon Maximov (Claudius), Natalya Sukrova (Cornelia)


Vorwort

Timarchus ist ein mit sich und der Welt eher unzufriedener römischer Würdenträger – eben noch Caesars rechte Hand, jetzt schon in die tiefste Barbarenprovinz abgeschoben, um als Statthalter über die Brettersiedlung Dorosturum zu herrschen und den einheimischen Primitivlingen die Segnungen der römischen Zivilisation nahezubringen, z.B. Gladiatorenkämpfe. Seltsamerweise führt die regelmäßige Veranstaltung von blutrünstigen Schaukämpfen bis zum Tod nicht stantepete dafür, dass die Barbaren zu beinharten Roma-Fans werden, aber auch Timarchus ist genervt, dies aber eher ob der mangelhaften Qualität der Fights (was nicht wundern muss, wenn der Kerl es für sportlich fair hält, dass berittene Legionärs-Bogenschützen in der handgeklöppelten Holzarena ratlose Barbaren spicken). Sein Gehülfe Priscium soll daher in Rom mal anständige Gladiatoren besorgen, auf dass die den renitenten Eingeborenen mal zeigen, wie sich echte Römer in der Arena aufs Haupt schlagen. Und wo er schon mal da ist, soll er auch ein paar hübsche Sklavinnen mitbringen.
Gesagt, getan – mit dem legendären Gladiatorentrainer Septimus und einem Rudel seiner Musterschüler sowie einem Quartett schnuckliger Slave Girls aus den unterschiedlichsten Regionen des Imperiums kehr Priscium zurück. Der erste Kampf mit den neuen Gladiatoren ist leider eine absolute Luftnummer – ein Schwertstreich, und die Sache ist gelaufen. Timarchus is not amused und befiehlt als nächsten Fight ein Handicap-Match von Septimus (der als Trainer die Verantwortung für seine luschigen Schüler übernehmen muss) gegen zwei Gladiatoren. Letztere dürfen sich vor dem Fight ein Mädel für die Nacht aussuchen – Flavius, der sich eh schon in die Druidin Bodacia verknallt hat (und ihr einen Fluchtversuch wg. erwiesener Aussichtslosigkeit ausgeredet hat), wählt diese, Quintus Jessamina. So haben die Mädels wenigstens beide was zu heulen, als Septimus seine Musterschüler im Staub der Arena plättet.
Nur mangelt es weiterhin an würdigen Kontrahenten, bis Timarchus zufällig beobachtet, wie sich die Sklavinnen im Zuge leichter Meinungsverschiedenheiten eine Schlacht mit diversen Haushaltsgegenständen und Lebensmitteln liefern. Wäre nicht ein Kampfabend mit GladiatorINNEN mal eine richtig tolle Sache? Septimus soll den Girls einen Crashkurs im Gegenseitig-Abschlachten verpassen, verliebt sich dabei aber in das exotische Sklavenmädchen Lucinia und will sie vor dem Tod in der Arena bewahren. Da hat er die Rechnung aber ohne Timarchus gemacht, der vor dem offiziellen Kampf an einem hohen barbarischen Feiertag (was an sich ein Sakrileg darstellt) noch einen Demonstrationskampf sehen möchte, aber den dann bis zum Tod…


Inhalt

Keule Corman mal wieder. Der alte Roger ist bekanntlich ein Sparfuchs vor dem Herrn, und das bedeutet auch, dass er sich absolut nicht zu schade dafür ist, ein Thema, das er vor dreißig Jahren schon mal verwurstet hat, für eine neue Generation neu aufzulegen. Und da ist dann eben auch sein 74er-Hobel „The Arena“ (auch bekannt als „Naked Warriors“), seinerzeit inszeniert von Steve Carver unter gütiger Mithilfe eines gewissen Joe D’Amato, vor einem Remake nicht sicher. Die amerikanische Beteiligung an dieser neuen Version beschränkte sich auf die Zurverfügungstellung einiger gut gebauter Playmates zur gefälligen Verwendung in den Titelrollen und den postalischen Versand des 74er-Drehbuchs von John William Carrington (der, obwohl die Plotline in einigen nebensächlicheren Punkten und ganz besonders im Finale doch vom Original abweicht, übrigens alleiniger kreditierter Autor ist, wovon der gute Mann allerdings auch wenig hat, weil er 1988 verstarb), der ganze leidige Rest (also Casting der sonstigen Rollen, Bauten, Kostüme und der unvermeidliche Umstand, blöderweise noch einen FILM drehen zu müssen) wurde nach Russland outgesourced, wobei Corman sich heute aber noch die grauen Haare abfreuen wird, denn als Regisseur wurde Timur Bekmambetov, damals noch ein unbekannter Scherge, der gerade mal einen international völlig unbekannten Kriegsfilm abgedreht hatte, verpflichtet – und aus dem wurde ein Superstar auf dem Regiestuhl, inszenierte er doch die beiden russischen „Wächter der Nacht“-Blockbuster und die irgendwie-ja-ne-Comic-Verfilmung-auch-wenn-von-der-Vorlage-nix-übrigblieb „Wanted“, was man natürlich prima auf DVD-Cover drucken kann (wie’s die aktuelle Veröffentlichung von MoviePower dann auch stolz tut).

Nun gut, künftiger apostrophierter Regiegott zu sein (bzw. der russische Michael Bay, wenn das ein Titel wäre, auf den man stolz sein könnte), heißt noch lange nicht, dass man auch unter den notorisch finanzklammen Bedingungen einer New-Concorde-Produktion (auch wenn das typische Corman-Budget umgerechnet in Rubel vermutlich etwas mehr bang for the buck ermöglicht) vernünftige Leistungen abliefern kann, aber dieser Frage wenden wir uns tradtionell ja erst nach der Drehbuchschelte zu.

Nun muss ich an dieser Stelle leidgeprüft zugeben, dass der originale „Arena“ einen ausgesprochen peinlichen weißen Fleck in meiner Kenntnis wesentlicher 70er-Exploitation mit Women-in-Prison-Elementen darstellt, aber ich hab schnell mal das Review des in solchen Dingen allgemein verlässlichen Dr. Freex nachgelesen und stelle fest – „Arena 2001“ klebt geradezu sklavisch an der Vorlage – set-up, Plotpunkte, Charaktere, sogar Dialoge sind größtenteils 1:1 aus Carringtons 74er-Drehbuch übernommen (Carrington schrieb mit seiner Ehefrau und Partnerin Joyce Hooper Carrington auch Der Omega Mann, seltsamerweise wird Mrs. Carrington vom Remake nicht kreditiert). Die wesentlichen Unterschiede lassen sich an drei Fingern abzählen – aus Pam Griers Mamawi-Charakter wurde, nicht zuletzt sicherlich aufgrund ethnischer Zugehörigkeit der „neuen“ Hauptdarstellerin, Jessamina, mit Claudius, Timarchus einheimischen Berater, der den ganzen Film über erfolglos versucht, den Statthalter vom Blutvergießen am heiligen Feiertag abzuhalten, gibt’s genau einen neuen Charakter (der dann streng genommen auch nicht wirklich etwas zur Story beiträgt) und das Finale des alten Films wurde, vermutlich aus Budgetgründen, heftig gekürzt und in einigen Details geändert. Eher nebensächlich sind „logistische“ Änderungen wie die Ansiedlung der Geschichte an einem der äußersten Außenposten des römischen Imperiums (so wie ich das verstehe, spielte auch das Original in der „Provinz“, aber nicht gerade bei Barbarens hinter’m Thing-Platz); während der Originalfilm in der zeitlichen Anordnung vage war, verortet das Remake die Plotte eindeutig in Julius Caesars Blütezeit.

Hauptsächlich aber folgt „Arena 2001“ streng der Vorgabe aus den 70ern – die Geschichte entwickelt sich einigermaßen logisch (von grundsätzlichen Problemen mal abgesehen, und das größte dieser Probleme machen halt auch die ambitioniertesten und aufwendigsten Gladiatorenfilme falsch… Gladiatorenkämpfe endeten in der Regel nicht mit dem Tod eines Kämpfers, dafür war die Ausbildung, das Training der Fighter viel zu teuer), die Charaktere sind eindimensional, wie sie im Exploitationfilm nun mal meistens sind, handeln aber recht schlüssig, gravierender Dummfug wird vermieden; klar, die Sprache ist zu modern, das Super Special Ring Announcment [TM], für das Priscium zuständig ist, würde besser zu einem Wrestling-Titelmatch passen als zu einem Gladiatorenfight (obwohl da zumindest mal das Attribut „death match“ passen würde), der vermeintliche Konflikt zwischen einheimischer Bevölkerung und römischer Besatzung wird stets nur beredet (Claudius quatscht permanent, dass das Blutvergießen in der Arena den Barbaren nicht wohlgefällig ist, was aber eben jene ungewaschene Baggage nicht davon abhält, die Kampfstätte regelmäßig auszuverkaufen und dort auch fröhlich die Kämpfer anzufeuern. Nur sind sie etwas gnädiger als Timarchus und recken den Daumen immer wieder für den Unterlegenen in die Höhe, was der Statthalter durch seine Machtposition aber ebenso regelmäßig überstimmt), aber nie wird wirklich Unzufriedenheit der Besetzten mit ihren Besatzern *gezeigt* (was das Finale unglaubwürdig werden lässt), aber im Vergleich zu den Dussligkeiten, die DTV-Action, und speziell, hüstel-hüstel, „historische“ DTV-Action dem Zuschauer zumeist auftischt, ist das relativ rund, in sich schlüssig und vermeidet tumbe Anachronismen; die Dialoge schwanken zwischen munterer Klischeerfüllung und regelrechter Pfiffigkeit (ersteres, wenn Jessamina dem Gladiatior, der sie für seine heiße Liebesnacht ausgesucht hat, vorwirft, die Römer hätten ihn zu einem „Tier“ gemacht, letzteres, wenn Timarchus auf Claudius‘ Drängen, ein Gladiatorenkampf am Feiertag sein ein Sakrileg gegenüber den einheimischen Göttern, eher gelangweilt zu Protokoll gibt, nicht mal an die römischen Götter zu glauben, und darum absolut nicht einsieht, sich auch noch um die Befindlichkeiten irgendwelcher anderer kümmern zu müssen). Die einzige Szene, bei der ich dezent grinsen musste, war eine römische Festivität, in deren Rahmen sich die Legionäre und sonstigen römischen Würdenträger an den Händen packen, in die Luft springen und dabei „ho-ho-ho“ rufen (und zwar ungefähr fünf Minuten am Stück), aber wer weiß, vielleicht hat sich damit die römische Soldateska nach gewonnener Schlacht oder bei ähnlichen feierträchtigen Anlässen verlustiert. Weiß man ja nicht, war ja nicht dabei. Sieht trotzdem eher nach Kindergartenbeschäftigungstherapie aus. Leicht enttäuschend ist das Finale, das den „Aufstand“, der im Originalfilm quasi den Schlussakt ausmachte, höchstwahrscheinlich aus finanziellen Gründen auf eine zwei-dreiminütige Montage zusammenstreicht (und zumindest noch mindestens einen Synchrongoof beinhaltet – Bodacia darf darüber räsonnieren, dass die Barbaren im Jahr 14 Rom einnahmen. War allerdings das Jahr *410*. Hat sich der Herr Übersetzer wohl verhört).

Bei allem verhaltenen Lob für ein mit allen zugedrückten Hühneraugen plausibel zu nennendes Script sollte aber eins nicht vergessen werden – „The Arena“ ist auch in seiner 2001er-Inkarnation in erster Linie ein Exploitationfilm, was bedeutet, dass die Charakter- und Dialogszenen letztlich nur lästiges, aber eben irgendwie dazugehörendes und nicht gänzlich zu umschiffendes Füllwerk zwischen den diversen Action- und Nacktszenen darstellen. Zwar gibt sich Bekmambetov speziell in der ersten Filmhälfte alle Mühe, nicht mehr nackte Haut und Brüste zeigen zu müssen, als es den Mindesterwartungen des Publikums entspricht (und er mit Kamerapositionen und Schnitt als Tarnung im Prinzip freizügige Szenen züchtiger zeigt als möglich), aber Boobies sind nun mal ein Hauptargument, mit dem man(n) sich die Ausleihe oder den Kauf eines Films dieser Art schönredet – deswegen gibt’s in Hälfte Zwei dann auch einige ausführlichere FSK-16-kompatible Softsexszenen (und über den Film verteilt ein paar un-explizite Vergewaltigungen. Waren halt raue Zeiten damals, gell?), in bewährter DTV-Ästhetik und, weil Russland auch nicht besser dran ist als der Rest der Welt, von Ethno-Gedudel akustisch untermalt (der Score ist allgemein eher schauerlich und klingt mehr als einmal so, als wäre er in einer Garage aufgenommen worden).

Womit wir dann nahtlos bei Bekmambetovs Inszenierung angekommen wären und, hmtja, wie soll ich’s sagen? IT SUCKS. Den ersten „Wächter des Tages“-Film fand ich ja okay (nicht weltbewegend, aber nett) und optisch durchaus gelungen, mit „Wanted“ hat Bekmambetov allerdings mittlerweile eindeutig bewiesen, dass er auch gerne mal überinszeniert und ein vermeintlich cooles technisches Gimmick einer flüssig inszenierten Szene im Zweifelsfalle vorzieht. Das deutet sich im beschaulich-bescheidenen Rahmen, den eine unterfinanzierte Corman-Produktion eben so bietet, bereits an. Gut, für die spärlichen production values kann er nix – dadurch, dass der Film sprichwörtlich am Arsch der Welt spielt, ist auch inhaltlich einigermaßen gedeckt, dass es nicht großartig was zu Gucken gibt (an dieser Stelle noch ein finsterer Gruß an den deutschen Vertrieb, der dem Streifen die Tagline „Schlacht um Rom“ angehängt hat. Rom ist im Filmkontext ein paar tausend Kilometer entfernt und darum gekämpft wird keine Sekunde lang… d.h. vermutlich schon, waren ja wilde Zeiten damals, aber jedenfalls nicht in diesem Film), aber nur, weil’s inhaltlich sinnvoll ist, ist’s noch lang nicht attraktiver anzuschauen (immerhin – die Kostüme sehen recht gut aus, von einer „Ausstattung, die ihresgleichen sucht“, wie es der Covertext herausgröhlt, würde ich aber ganz sicher nicht sprechen wollen. Außer, man interpretiert den Satz so, dass man *überhaupt* eine Ausstattung sucht…). Desweiteren nervt Bekmambetov mit einem schon fast fetischartigen Fimmel, sämtliche Arena-Szenen in einem aufdringlichen Gelb zu filmen (und zwar NUR die Arena-Szenen. Ich weiß, das ergibt keinen Sinn, aber „künstlerische Vision“ muss ja auch keinen Sinn haben) – es ist nicht nur nervig, weil man meinen könnte, der Streifen würde auf einem Wüstenplaneten spielen (wie Sumuru), aber vor allen Dingen ist es POTTHÄSSLICH.
Strukturell schleudert der gute Mann einige unnötige bzw. ungünstig plazierte Flashbacks heraus (speziell der „ein-Jahr-früher“-Flashback, der sich ungelogen ca. 2 Minuten nach Filmstart einstellt, ist deppert – man hätte genauso gut, eher besser, mit DIESER Szene einsteigen können und dann eine „ein Jahr später“-Einblendung bringen können); Bodicias Flashback ist ersichtlich nur im Film, weil Bekmambetov unbedingt ein vermeintlich cooles Visual zeigen will. Die Softsexszenen bekommt er, wie erwähnt, einigermaßen hin, sobald er sich dafür entschieden hat, dem Fan das zu geben, was der zu sehen wünscht (auch wenn die Tricksereien, sich anfänglich um eindeutig zweideutiges zu drücken, technisch für einen Film dieser Preisklasse bemerkenswert sind), was wirklich NIX taugt, sind die Actionszenen. Gut, in gewisser Weise muss man den Meister in Schutz nehmen, denn es ist auch in der Form, wie Bekmambetov die diversen Gladiatorenkämpfe zeigt, qualvoll ersichtlich, dass die Beteiligten nicht wirklich irgendwas KÖNNEN, das nur ansatzweise aussieht wie ein packender Kampf auf Leben und Tod. Deswegen regieren in den Actionszenen aufdringliche close-ups und bewusst unscharf-verwaschene Aufnahmen, wenn wir versehentlich mal in eine Halbtotale schalten. Durch den völligen Verzicht auf Totalen und den seltenen Einsatz von Halbtotalen (was im Endeffekt 90 % der Kämpfe so aussehen lässt, dass wir die Visage eines der Kämpen bzw. der Kämpinnen und ein Stück Schwert o.ä. Waffe sehen, und das dann ganz doll aufregend sein soll) sind die Kämpfe völlig undynamisch, wenig mitreißend, schlicht… langweilig. Das ist nicht choreographiert, das ist schlicht „gestaged“, keine flüssigen Bewegungen, sondern kurze, abgehackte Einstellungen, die selbst im Kontext des Films den Zuschauer immer wieder daran erinnern, dass „jetzt“, d.h. „während“ des Schnitts der Regisseur den Darstellern sagt: „Und jetzt stellst du dich so hin und hältst dein Schwert so“, was jegliche Illusion, das hier ein echter, gefährlicher Kampf stattfindet, zerstört wird.

Ersatzweise präsentiert uns Bekmambetov ein paar halbseidene Splattereffekte, die wenigstens „echt“, d.h. altmodisch prosthetisch gelöst sind. Nichts ist wirklich aufregend, noch nie dagewesen oder denkwürdig, jedoch zumindest für anspruchslose Genrefreunde, die jeden abgetrennten Arm aus Prinzip bejubeln, einigermaßen befriedigend. Die FSK 16 ist angesichts wieder etwas strengerer Zeiten beim Prüfungsgremium (zumindest, wenn man nach einigen Schnittauflagen aus jüngster Zeit gehet) okay, aber eher in Richtung „harte 16“ tendierend. Viel mehr hätte Bekmambetov wohl nicht auffahren dürfen, um noch jugendfrei zu bleiben.

Widmen wir uns nun noch dem erfreulichen Thema Schauspielerei zu. Die Hauptdarstellerinnen wurden ganz gewiss nicht aufgrund ihres darstellerischen Vermögens eingekauft – spielen kann von den durchaus ankuckbaren Miezen nämlich keine (woran man erst wieder merkt, was man an einer Pam Grier hatte). Ex-Playmate Karen McDougal hat wenigstens die Ausrede, Freundin von Bruce Willis zu sein (und mal einen Development-Kontrakt bei der WWE gehabt zu haben), hat aber filmographisch lediglich bessere Komparserie in „3 Engel für Charlie“, „Unterwegs mit Joe Dreck“ oder „The Girl Next Door“ zu bieten. Ex-Playmate Lisa Dergan durfte immerhin einmal bei „Frasier“ und einmal beim „Palm Beach Duo“ ihren attraktiven Körper vor die Kamera halten. Beide Girls sind mit jeglichem Ansatz von auch nur krippenspieltauglicher Schauspielerei weit überfordert und sind auch nicht gerade Naturtalente, was Action angeht – dafür haben sie, äh, anderweitige Talente, die sie auch herzeigen.
Wo die Produzenten Severina Kamugish Kemirimbe aufgetrieben haben, ist nicht überliefert, sie kann auch nicht schauspielern (vielleicht noch etwas besser als die beiden genannten Kolleginnen), aber auch sie hat kein Problem damit, sich aus ihren Gewändern zu schälen.
Der Rest des Ensembles wurde vor Ort in Russland rekrutiert. Olga Sutulova ist zumindest so etwas wie eine respektable Schauspielerin (und hat demzufolge die „Bitch“-Rolle zu spielen), Yulya Chicherina (als Diedra so etwas ähnliches wie comic relief) ist wohl eine russische TV-Personality und legt ihren Charakter wohl als eine Art Skinhead-O‘-Connor-Parodie an (ungefähr so lustig ist das dann auch).
Den schauspielerischen Spaß (und den, nackte Frauen beglotzen zu können und dafür noch Geld zu kriegen) haben die Kerle – Viktor Verzbitskiy (in beiden „Wächter“-Filmen dabei) lässt seinen Timarchus locker zwischen britisch wirkendem understatement und unkontrolliertem overacting pendeln, was zumindest recht spaßig anzusehen ist, Anatoli Mambetov (der offensichtlich auf den Casting Call „Gesucht wird ein Typ, dessen Nase so oft gebrochen wurde, dass der Zinken jetzt quer im Gesicht sitzt“ antwortete) und in ein paar russischen Gangsterfilmen mitwirkte, ist als Septimus überraschenderweise der Akteur, der sich am ehesten einer emotional nuancierten Performance befleißigt (seine Trauer um Lucinia und sein Racheversuch sind die schauspielerischen Höhepunkte), Alexsei Osipov als Flavius ist ein beeindruckender Specimen, was die Muskelmasse angeht, aber ein mieser Schauspieler, Kiril Ulyanov (der das Glück hat, das sein Priscium in der Neufassung nicht durch die Blume schwul ist wie im Original) war zwischenzeitlich in „Russian Ark“ und „Anonyma – Eine Frau in Berlin“ zu sehen, muss hier aber nur marktschreierisch übertreiben, Gabriel Vorobyov (Aemilius) hat eine ganz nette Szene im Finale, Leon Maximov (Claudius) hinterlässt keinen gesteigerten Eindruck.

Bildqualität: MoviePower zeigt den Streifen in anamorphem 1.85:1-Widescreen. Prinzipiell kein schlechter Transfer, ohne Drop-outs, Defekte oder sonstige Störungen, anständige Schärfe- und Kontrastwerte, aber eben sehr videolook-verhaftet; gerade bei Historienfilmen wirkt der mittlerweile typische billige DTV-Look doppelt kontraproduktiv, weil den kristallklaren Videoaufnahmen einfach dieser gewisse epische Look fehlt. Ein-zwei Filter drüberlaufen lassen, und das Ding sähe deutlicher nach Kino aus.

Tonqualität: Englischer (Dolby 2.0) und deutscher Ton (Dolby 5.1) wird geboten, wobei freilich auch die englische Fassung eine Synchronfassung ist. Aufgrund der recht lustlos ausgefallenen (aber dabei wenigstens noch ein Mindestmaß an Professionalität wahrenden) deutschen Synchro ist der gut verständliche (sowohl was die Sprachqualität als auch die Sprache selbst angeht) englische Ton zu bevorzugen. Deutsche Untertitel werden mitgeliefert. Beide Spuren sind sehr klar und differenziert abgemischt, wobei die Musik für meine Begriffe etwas zu sehr im Vordergrund steht (das kann aber auch daran liegen, dass ich sie einfach nicht gut fand).

Extras: Interessantestes Extra ist eine Discovery-Channel-Doku, die (im Original gesprochen von Lucy Lawless, was in der deutschen Fassung leider von einem männlichen Erzähler übersprochen wird) nahezulegen versucht, dass ein Römergrab in London den Beweis für die Existenz weiblicher Gladiatoren im römisch besetzten Britannien darstellt. Da ist wohl mehr Wunschdenken dabei als ernsthafte Forschung, aber es ist recht interessant und vor allem sind die nachgestellten Kampfszenen deutlich besser als die im „feature film“ (das sah dann wohl auch der Vertrieb so und wählte als Covermotiv eine Einstellung aus der Doku). Dazu gibt’s Interviews mit McDougal und Dergan.

Fazit: Ohne das 74er-Original gesehen zu haben (ich gelobe, ich hole das mittelfristig mal nach) und trotz der D’Amato-Mitwirkung an selbigem gehe ich mal frank und frei davon aus, dass es der deutlich bessere Film ist. Das Remake laboriert an zwei Hauptproblemen – der armseligen Leistung der beiden Hauptdarstellerinnen und der möglicherweise dadurch begründeten Schäbigkeit der Actionszenen. Packende Gladiatorenkämpfe zwischen attraktiven Babes werden versprochen, aber nicht geliefert (nominell zwar schon, aber eben nicht wirklich bildhaft). Bekmambetovs Mätzchen mit doofer Flashback-Platzierung und hirnrissiger Farbgebung tragen auch nicht unbedingt zur Erbauung ein, so dass letzten Endes nur die knackigen unbekleideten Körper der wesentlichen Darstellerinen und eine zumindest enthusiastische Schurkenvorstellung von Verzbitskiy auf der Pro-Seite zu notieren sind. Ergo: ein fürchterlich unnötiges Remake eines kleinen Schundklassikers, das Corman zweifelsfrei nur finanziert hat, um im Kielwasser von „Gladiator“ noch mal schnell mit-abzusahnen. Immerhin kann er sich das filmische Desaster damit schönsaufen, wieder mal einen Regisseur „entdeckt“ zu haben, der später noch groß rauskommen sollte. Deswegen wird dessen Frühwerk aber auch nicht besser (will sagen: lieber einen frühen Dante oder Demme als einen frühen Bekmambetov). Ich denke, da würde ich Seductions „Gladiator Eroticus“ noch spaßiger finden (der hat zumindest Misty Mundae)… Also lieber zum Original greifen.

1/5
(c) 2009 Dr. Acula


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