The Amazing Transparent Man

 
  • Original-Titel: The Amazing Transparent Man
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  • Regie: Edgar G. Ulmer
  • Land: USA
  • Jahr: 1960
  • Darsteller:

    Laura Matson: Marguerite Chapman
    Joey Faust: Douglas Kennedy
    Major Paul Krenner: James Griffith
    Dr. Peter Ulof: Ivan Triesault
    Julian: Boyd „Red“ Morgan
    Maria Ulof: Carmel Daniel
    Drake: Edward Erwin
    Smith: Jonathan Ledford
    Security Guards: Norman Smith, Patrick Cranshaw
    Woman: Kevin Kelly
    State Police Officers: Dennis Adams, Stacy Morgan


Vorwort

Abt. Olle Kamellen für 200

Schon in einem der letzten Langreviews (The Incredible Petrified World, für ADS-Geschädigte) deutete ich an, dass ich seit Neuestem auf einem 50-Filme-DVD-Pack sitze (Treelines „50 SciFi Classics“), den ich quasi komplett von A bis Z als Review-Grundlage verwenden könnte (und dies höchstwahrscheinlich im Lauf der nächsten ungefähr drölfzig Jahre auch tun werde). Nachdem mein böses Notebook sich vorgestern Nacht mit unchristlichen Geräuschen in die nächste Welt verabschiedete und sich damit auch die Notizen für das ursprünglich angedachte nächste Review („Psychos in Love“ wär’s gewesen… tja, dumm gloff’n) in Datenmüll verwandelten, ich demzufolge etwas entnervt war, erwies sich dieses Pack als akut lebensrettend – das Schöne an Filmen, die schon unsere Opas nicht leiden konnten (sonst würden sie nicht in Public-Domain-Sammlungen für den sprichwörtlichen Apfel und’n faules Ei verhökert) ist ja, dass sie gerne mal sehr kurz sind und konsequenterweise dem geplagten Rezensenten nicht zu sehr auf den Senkel gehen sollten. Der Streifen, den ich mir zur Verhackstückung ausgesucht habe, tickt bei gerade mal 57 Minuten ein – das kann man nicht mal mehr mit viel Fantasie und allen zugedrückten Hühneraugen „abendfüllend“ nennen, das war und ist nichts anderes als eine halbwegs glaubhafte Ausrede für die „lower bill“ eines Drive-in-Double-Features.

Immerhin ist sein Macher ein interessanter Name – Edgar G. Ulmer gehört zu den zahlreichen Kreativbolzen, die nach Hitlers Machtergreifung schleunigst Deutschland verließen und in Hollywood ihr Glück suchten. Zunächst mal entwickelte sich seine Karriere ganz vielversprechend – für Universal drehte er das superbe Karloff/Lugosi-Vehikel The Black Cat, das zwar mit Edgar Allan Poe praktisch nichts zu tun hatte, aber seiner Zeit sowohl optisch als auch inhaltlich ungefähr 40 Jahre voraus war; der Streifen spielte sein Budget zwar wieder locker ein und gilt heute berechtigterweise als ganz großer Klassiker aus Universals großer Horror-Zeit, aber Ulmer sah sich rasch gezwungen, Nischenproduktionen für jüdisches und osteuropäisches Publikum und ultraschnell gedrehte Low-Budget-Fetzer (wie „Moon over Harlem“ oder den frühen WIP-Film „Girls in Chains“) herunterzukurbeln. Im Spätherbst seiner Karriere blieb dem armen Mann nichts mehr anderes übrig, als mit diesem und „Beyond the Time Barrier“ einige Ober-Quickies für die kurzatmige Produktionsklitsche Miller Consolidated zu drehen. Ulmer steht mit anderen Emigranten wie Frank Strangler of the Swamp Wisbar exemplarisch dafür, dass nicht jeder Auswanderer in den USA sein (berufliches) Glück fand. Aber dafür haben wenigstens wir B-Movie- und Trashfans was zu kucken… damit auch ohne weitere Umschweife zum Film, bevor schon das Vorwort zum Review länger wird als der ganze Kappes selbst…


Inhalt

Sirenen plärrern, Scheinwerfer fingern durch die Nacht, ein MG feuert Stakkatosalven von einem Turm – wir befinden uns mitten in einem Gefängnisausbruch. Durch Anwendung der couragierten „hinter-einem-Baum-verstecken“-Taktik entzieht sich der Entsprungene (warum soll ich ein Geheimnis drum machen? Es ist Joey Faust, und in Ermangelung eines echten Helden in Folge unser Protagonist) auch den Hundestaffeln. Ein Fluchtwagen steht auch schon parat, mitsamt einer Fluchtwagenchauffeuse, einem mittelmäßig attraktiven Frauenzimmer namens Laura. In brausender Fahrt tauscht Joey seine eher auffälligen Knastklamotten gegen gesellschaftlich kompatiblere Zivilkleidung. Die Staatsmacht hat immerhin Straßensperren errichtet, diese aber leichtfertigerweise mit unmotivierten Uniformträgern besetzt. Joey stellt sich schlafend und Laura erfindet geschwind die Mär, ihr „Ehemann“ habe auf einer Party etwas zu tief ins Glas geschaut. Der Kontroll-Trooper (der sich darüber bewusst ist, dass ein gefährlicher Verbrecher entflohen ist) belässt es bei ein paar verständnisvollen Worten und der Moral, dass man den armen Mann, der ja eh schon genug zu leiden habe, ja jetzt nicht auch noch aufwecken müsse und schickt das „Paar“ auf seine weiteren Wege. Örks. Manchmal macht man’s den Schurken schon sehr leicht…

Joey ist zwar nicht undankbar, dass man seinen vorzeitigen Knastabschied arrangiert hat (hm, sah eigentlich so aus, als müsse er das Ausbrechen schon selbst bewerkstelligen), möchte aber schon gerne wissen, warum und wohin Laura ihn kutschiert. „Sie werden schon sehen“, erteilt Laura eine Anti-Auskunft und rödelt mit ihrem Reisegefährten zu einer abgelegenen Ranch (TM), die von einem ältlichen Hillbilly namens Julian nebst seiner Schrotflinte bewacht wird. Julian entwickelt eine spontane Abneigung gegen den Neuankömmling: „Ich hab den Kerl schon auf Fahndungsplakaten gesehen“, grummelt der alte Knabe, was ihn jetzt nicht so sonderlich überraschen sollte, alldieweil man, wie sich noch herausstellen wird, Joey gezielt ausgesucht hat. Auftraggeber des Jailbreaks ist ein gewisser Major Paul Krenner. „Welche Armee?“, fragt Joey. „Da gab’s verschiedene“, grinst Krenner sehr suspekterweise und stellt anschließend klar, dass er ein altmodischer Schurke ist. Beim geschäftlichen Talk mit Joey herrscht Abwesenheitspflicht für doofe Frauenzimmer – Laura soll sich mal irgendwo das Näschen pudern oder sich anderweitig fraulich-nützlich machen.

Joey verlangt Antworten. „Ich kann sie brauchen“, meint Krenner und zwar genauer gesagt seine Safeknacker-Fähigkeiten. Joey hält seinen Gastgeber für extrem bescheuert, schließlich könne er nach seinem Ausbruch in der Nähe einer Bank nicht mal mehr unverdächtig rumstehen, ohne auf Sicht festgenomme und/oder erschossen zu werden. Da trifft sich’s ja recht gut, meint der Major, dass Joey keine Bank ausräumen soll, und abgesehen davon geht er dem Ganoven mit intimer Kenntnis über seinen familiären Background auf den Keks – er kennt „die Frau, die sie verlassen hat und das Kind, das sie nicht sehen dürfen“. Da springt Joey gleich mal der Draht aus der Mütze: „Erwähnen sie NIE WIEDER den Namen meiner Tochter“, sonst mores usw. (was insofern lustig ist, alldieweil der Major kein Wort über eine „Tochter“ und schon gar keinen Namen erwähnt hat. Tja, so sind sie, die safeknackenden Psychopathen, verstehen alles falsch). Krenner gibt sich verständnisvoll und lässt die Katze aus dem Sack – Joey soll Radium klauen. „Das ist Atom-Zeug“, gibt sich der Panzerknacker wider Erwarten sachkundig. Und da hört bei ihm der Spaß offensichtlich auf, schnell ist die Knarre gezogen (wo hat er die her? Gab’s die im Knast? Hat Krenner die einschmuggeln lassen?), aber blöderweise steht hinter ihm Julian mit der Schrotflinte und hat eindeutig die großkalibrigeren Argumente. Krenner stellt klar, dass er keine Probleme damit hätte, Joey den Autoritäten auszuliefern und die ausgesetzte 5.000-Dollar-Belohnung zu kassieren. Joeys Einwand, dass er dann ein paar gewichtige Aussagen über Beihilfe zu Flucht etc. machen könnte, sind von ihm sichtlich nicht völlig durchdacht, denn der Major erinnert ihn daran, dass die Belohnung auch an den Überbringer eines toten Joey Faust ausgezahlt wird. Womit die Sache offensichtlich ausdiskutiert wäre. Nun wird das Labor besichtigt.

Here’s serious science going on (allerdings ein erheblicher Mangel an bunten Flüssigkeiten in Reagenzgläsern… tsk), und wo ernsthafte Wissenschaft betrieben wird, kann ein mad scientist nicht weit sein. Der heißt hier Dr. Peter Ulof, ist zwar nicht hauptberuflich mad, aber zumindest scientist, und eine dermaßen bekannte Konifere der generellen Schlaubischlumpfzunft, dass sogar Joey schon von ihm gehört hat (da ich Joey nicht gerade für ein intellektuelles Schwergewicht halte, muss Ulof so mindestens in der Kragenweite Einstein+Oppenheimer combined angesiedelt sein, und dann wundert’s, dass der unbekannterweise auf Rechnung eines Amateur-Bekloppten wie Krenner rumforschen muss). Ulof ist Atomphysiker (soweit, so also richtig vermutet) und überraschenderweise nicht sonderlich begeistert als Krenner ihm eröffnet, dass Joey für Nachschub an spaltbarem Material sorgen wird. Nach einem kleinen herzlichen Anschiss durch seinen Brötchengeber macht sich Ulof aber an seinen Apparaturen zu schaffen, um eine kleine Vorführung seiner Erfindung vorzubereiten. Das, was Ulof da auf seinem Arbeitstisch stehen hat, sieht zwar verdächtig aus wie ein vollkommen herkömmliches Röntgengerät aus der Vorsteinzeit, ist aber viel besser und toller, denn wo die normalen Röntgenstrahlen ja nur auf einem Foto sichtbar machen, was sich unter der Haut verbirgt, „neutralisiert“ das Gestrahle aus des Dottores Wunderkanone gleich den ganzen lästigen Krams wie Hautgewebe, Muskeln und Knochenstruktur, dank einer neuartigen Kombination aus „X-Ray Alpha Beta“-Strahlen und dem Element „X-13“. „Yeah“, brummt Joey akkurat-zusammenfassend-intelligent. Dr. Ulof ist allerdings latent beunruhigt – X-13 könnte eine Kettenreaktion verursachen, die in einer hübschen kleinen Pilzwolke kulminiert (hm, dass er den Panzerschrank mit X-13 offen stehen lässt, was ihm erst den oben erwähnten Anpfiff eingebracht hat, könnte man ja dann direkt als Sabotageversuch durch absichtliche Nachlässigkeit verstehen). Krenner hasselt Joey in eine Beobachtungskammer, dieweil Ulof ein Meerschwein unter seiner Strahlenkanone festschnallt (Buuh! Tierversuche! Unterrichtet PETA) und dann geschäftig an diversen Schaltern, Knöpfen und Reglern herumfummelt, ehe er sich ebenfalls hinter die ungefähr halbmeterdicke Bleitür zurückzieht und am dortigen Schaltpult noch mehr Knöpfe drückt. Im Labor BIZZLT & summts und die arme Meersau wird per Zeichentrickeffekten, die Universals Trickkünstler fast 20 Jahre früher in Son of Dracula schon besser hinbekamen, unsichtbar! Gosh! Geewhiz!

„Es ist noch da“, versichern der Major und der Doktor, und bestätigenderweise streichelt Krenner ganz lieb das unsichtbare (aber nicht unhörbare, da vor sich hin quietschende) Tierchen. „Es hat keinen Schaden davon getragen“, behauptet Krenner, und von Nebenwirkungen könne gar nicht die Rede sein. Und ein weiterer Strahlenbeschuss macht – begleitet vom GeBIZZL der Apparaturen – das Schwein auch wieder sichtbar. Krenner ist von „seiner“ Erfindung ungeheuer begeistert und schwadroniert über „unbegrenzte Möglichkeiten“, die die Maschine eröffnen würde. „Welche?“, fragt Joey naiv. „Später“, lenkt Krenner ab und ist sich sicher, dass Joey ja von seiner anstrengenden Flucht ganz doll müde sein und dringend schlafen muss. Eine Mütze Schlaf täte Joey in der Tat gut, aber vorher würde ihn noch interessieren, was sich hinter dieser einen besonderen Tür des Labors verbirgt. „Nichts, was sie etwas angehen würde“, knurrt Krenner scharf wie Blaubarts kleiner Bruder, und dirigiert Joey bestimmt wieder ins Erdgeschoss der Hütte. Ulof streichelt nachdenklich die Meersau.

Der Major hat über die Nacht irgendwelche unspezifizierten Geschäfte zu erledigen und traut seinem neuen Gast keinen Meter Highway weit. Julian soll sich deshalb vor Joeys Zimmer deponieren und darauf achten, dass der Gangster keine unangemeldeten Ausflüge unternimmt. Joey ist gleichfalls ganz grundsätzlich misstraurisch, täuscht den Matratzenhorchdienst nur vor und macht anschließend absichtlich verdächtige Geräusche hinter der Tür. Julian kuckt pflichtschuldigst mal nach dem Rechten, hat aber von seiner Loyalität nur Kopfschmerzen, da Joey ihm was über die Rübe zimmert, mit dem hastig zerrissenen Bettlaken fesselt, und darüber hinaus noch das Schießgewehr beschlagnahmt. Joey trabt ins Labor, wo Ulof nicht zu sehen ist. Joey will seine lockpicker-Fähigkeiten an der verbotenen Tür ausprobieren, aber das weckt den Doktor, der nur hinter einem Krankenhaus-mäßigen Paravent sein weises Haupt zur nächtlichen Ruhe gebettet hatte. Ulof, netter Pyjama übrigens, ist ersichtlich dankbar, einen Abnehmer für seine tragische Lebensgeschichte gefunden zu haben, da Joey bereits ermittelt hat, dass er „kein Mitglied im Krenner-Fanclub“ sei. Ist er auch nicht, aber Krenner, böser erzschuftiger Fiesowatz, der er ist, hat seine Tochter! Jetzt wäre Joey stark an der ganzen Geschichte interessiert (ich… weniger, aber ich fürchte, der Film fragt nicht mich…).

Also… alles begann gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, wo Ulof von den Nazis gezwungen wurde, im Konzentrationslager gar garstige Versuche zu betreiben und dabei blöderweise die eigene Frau umgebracht hat (unwissenderweise… hm, kuckt man sich nicht an, was man auf den Seziertisch gelegt bekommt? Mein Mitleid hält sich in Grenzen). „Das erklärt noch nichts“, brummt Joey. Jedenfalls verzog sich Ulof nach Kriegsende mit seiner Tochter in die USA und wollte nur noch seine Ruhe haben. Da Krenner sich aber das Töchterlein gekäscht habe und drohe, sie im Falle grober Unwilligkeit des Dottores kaltzumachen, bleibe ihm ja keine andere Wahl, zumal Philanthrop Krenner versprochen habe, sich in der Folge finanziell um die Ulof-Juniorin zu kümmern. „Das glauben sie doch selbst nicht“, gibt sich Joey keinerlei Illusionen über die Vertrauenswürdigkeit seines Ausbruchshelfers hin, aber Ulof meint, er hätte keine Alternativen. Des Doktors Lendensproß ist offensichtlich *tatsächlich* hinter der bewußten verbotenen Tür „gefangen“, was ich auf so viele unterschiedliche Arten für dämlich halte, dass mir der Platz für die Aufzählung fehlt, und Ulof ist sicher, dass Joey die Tür unmöglich aufbekommen kann. „Die krieg ich mit verbundenen Augen auf“, behauptet Joey (ich will mir keine übertriebenen kriminellen Fähigkeiten andichten, aber die Tür, bei der es sich meines Erachtens um eine völlig handelsübliche Zimmertüre aus’m Baumarkt handelt, bekomme *ICH* auf. Und sei’s durch Dagegenhusten) und lobt den Doktor ob dessen raffinierter Psychologie (ächz). Bevor Joey allerdings Schaden an der baulichen Substanz verüben kann, unerbricht Laura mit vorgehaltenem Revolver die traute Zweisamkeit unter Männern und empfiehlt unserem sort-of-Helden, „nichts amüsantes“ unternehmen zu wollen. Ulof verzweifelt still und leise vor sich hin. Ein hartes Los, das er zu tragen hat, ganz ohne Zweifel.

Im Salon der Hütte nölt Joey Laura an: „Was kommt als nächstes, Mata Hari – erschießt du mich?“ „Krenner würde es vielleicht tun“, gibt Laura kaltschnäuzig zurück. Joey weist die Braut auf einen seiner Ansicht nach schwerwiegenden Denkfehler hin. Für jemanden, der so „gierig“ ist, wie Joey Laura hält, ist es ihm zufolge reichlich dusslig, dass sie nicht auf *den* offensichtlichen Anwendungsbereich der Unsichtbarkeitsformel gekommen ist – die Aneignung größerer Geldbestände durch illegitime Abhebung bei Kreditinstituten, oder, wie Safeknacker Joey es etwas profaner ausdrückt: „Ich könnte am hellichten Tag Banken ausräumen!“ Laura gibt sich uninteressiert und nicht mal die von Joey vorgeschlagene faire Aufteilung der zu erzielenden Einnahmen kann sie umstimmen. Ersatzweise kloppt der wiedergenesene Julian Joey eine Flasche über die Rübe. „Gottseidank“, haucht Laura und spielt unüberzeugend damsel-in-distress, beißt beim mißtraurischen Julian aber auf soliden Granit. Dem nämlich hat die gute Laura Joeys unmoralischen Angeboten etwas *zu* aufmerksam gelauscht. Die Meinungsverschiedenheit muss vertagt werden, da Krenner lautstark klopfend Einlass begehrt. Julian und Laura einigen sich auf ein „das-hat-alles-nie-stattgefunden“-Szenario, das ein gehirnamputierter Goldhamster ihnen nicht abkaufen würde, Krenner allerdings schon. Der faltet Julian nur zusammen, weil er seinen Posten verlassen habe, um die Scherben einer von ihm versehentlich fallen gelassenen Flasche aufzukehren (was Julians fix ausgedachtes Märchen ist). Joey fragt sich, warum Laura ihn nicht bei Krenner ans Messer geliefert hat und Lauras Antwort, dass er sie (also Krenner & Co.) mehr brauche als die ihn, beantwortet dieses durchaus berechtigte Auskunftsbegehren nicht wirklich.

Am nächsten Morgen ist Krenner nachtragend – Julian, der olle falsche Zickerich, hat ihm nämlich geflüstert, was in der Nacht Fischiges vorgefallen ist und hält es daher für angebracht, Laura durch Verabreichung der ein oder anderen wohlverdienten Ohrfeige mores zu lehren und ihr, wo er schon dabei ist, nahezulegen, in Sachen Wodkasaufen kürzer zu treten (Alki-Mädels, don’t we all love ‚em?). Im Labor wird dieweil Joey auf die Invisibilisierung vorbereitet. Der Proband ist nervös – Ulof rät zur Entspannung, „dann tut’s auch nicht weh“. Kann sein, dass er für ein paar Sekunden das Bewusstsein verliert, aber sonst ist nichts zu befürchten. BIZZL-BIZZL, und langsam (und im Gegensatz zum Meerschwein nicht ganzkörperlich über die diversen Innenleben-Stufen, sondern eher körperteilweise) verschwindet Joey. Ulof tastet nach dem Puls des Unsichtbaren und verkündet, Joey habe sich in einen Schockzustand verabschiedet. „Er atmet nicht mehr“, regt sich Krenner künstlich auf, aber das auch nur, weil der Major ins Leere tastet. Joey ist nämlich aufgesprungen, haut Ulof k.o. und packt Krenner würgend am Schlawittchen. Bei aller Freundschaft und Sympathie hat man nämlich, wie Joey eingefallen ist, bislang nämlich sträflich vernachlässigt, über seine Entlohnung zu verhandeln und „meine Loyalität kostet Geld!“. Krenners gestammeltes 1000-Dollar-Angebot wird wegen erwiesener Lächerlichkeit deutlich zurückgewiesen. „Ich brauche GELD,“ insistiert der Ex-Knacki und lässt damit durchblicken, dass ein schlapper Riese für ihn nicht ernsthaft unter die Bezeichnung „Geld“ fällt. „1000 ist nicht genug?“, stellt Krenner den heutigen Kandidaten für die Kategorie „saublöde Fragen“. Da spekuliert Krenner mal goldrichtig, denn Joey hat sich die Rechnung aufgemacht, dass der Major durchaus auf seine Dienste angewiesen ist, denn sonst hätte er nicht aufwendig seinen Ausbruch orchestriert (sofern wir als geneigte Zuschauer der Meinung sind, dass – unglücklicherweise vor den Eröffnungstiteln – tatsächlich so etwas wie ein aufwändiger Plan des Majors vorausging). Und deswegen hätte er gerne als bescheidenen Obolus für seine Dienstleistungen das schmale Sümmchen von 25.000 Dollar. „Soviel Geld hab ich nicht“, keucht Weichflöte Krenner (jaja, sich in der Folge noch mit Welteroberungsplänen tragen, aber kein Startkapital auf Kante haben. Diese Superschurken waren in den frühen 60ern auch nicht mehr das, was sie mal waren). Letztlich ist dem Major die Unversehrtheit seiner Luftröhre aber näher als der Dispo seines Bankkontos, man einigt sich also zu Joeys Bedingungen. Und schon ist unser „Held“ bereit, chauffiert von Laura, aus einer Militärinstallation in unsichtbarem Zustand radioaktives Material zu stibitzen.

Das gestaltet sich übrigens lächerlich einfach – selbst für einen Unsichtbaren. Er spaziert unsichtbar rein, öffnet unsichtbar die Panzertür, haut unsichtbar einem verdutzten Wachtposten was auf den Nüschel und spaziert unsichtbar mit einer Thermoskanne X-13 wieder raus. Tricktechnisch tut sich hier nicht mehr als das „über-den-Gang-schweben“ der Kanne. Das kriegen die FX-Magier immerhin hin.

Die Polizisten Drake und Smith verhören einen Umschnitt weiter die Wachtposten, die nichts weiter zur Klärung der Sach- und Rechtslage beitragen können, als dass sie lediglich die Klickgeräusche der sich öffnenden Panzertür gehört haben und kein Alarm ausgelöst worden wäre (was auch nur bedeutet, dass die Alarmanlagen auf US-Basen, die hochradioaktives Material bunkern, das ein oder andere re-design nötig haben).

Ulof hält Krenner dieweil einen sehr bedenkentragenden Vortrag. Ihm ist nämlich aufgefallen (aufgrund der verbesserungswürdigen Audioqualität der Treeline-DVD übernehme ich für folgende Interpretation keine Haftung), dass sein Lieblingsversuchsmeerschwein eine Resistenz gegen die Strahlen entwickelt hat und demzufolge mit immer höherer Dosis bestrahlt werden muss, um unsichtbar und wieder sichtbar gemacht zu werden. So wird’s auch Joey gehen, resümmiert der Doktor und das mit voraussichtlich fatalen Folgen. Höchst bedauerlich, achselzuckt Krenner, aber nicht weiter schlimm – wer, wie er, eine ganze Armee unsichtbarer Soldaten aufbauen will, kann auf tragische Einzelschicksale keine Rücksicht nehmen. „Ich habe nicht zugestimmt, einen Mann zu töten“, quengelt Ulof. „Sie sind zu altmodisch, um ein Genie zu sein“, rhabarbert Krenner Ed-Wood-mäßigen Dialog. Noch wäre die radioaktive Verseuchung heilbar, meint Ulof und wiederholt seine Ansage, niemanden, nicht mal einen Ganoven wie Joey, wissentlich weiter zu verstrahlen. „Wenn sie eine Alternative kennen, können wir drüber reden“, ist Krenner für einen megalomanischen Superschurken erstaunlich leutseig, aber da Ulof nichts entsprechendes auf der Pfanne hat, gibt’s keinen weiteren Diskussionsbedarf.

Joey, wieder sichtbar, leuchtet sich zur Feier des gelungenen Coups alkoholische Getränke ein. Krenner hat schon den nächsten Auftrag, und dieses Mal wird Joey sogar seinen Traum verwirklichen können und am hellichten Tag zuschlagen müssen. „Sie wollen, dass ich draufgehe,“ knurrt Joey gereizt, aber der Major hat einen guten Grund für den neuen Termin – die Wachen bei Nacht sind verdreifacht worden (und offensichtlich bedeutet das im Umkehrschluss, das tagsüber niemand mehr aufpasst… jesses).

Ulof plagen bei der erneuten Verunsichtbarung Gewissensbisse, den entscheidenden Schalter muss daher der genervte Major persönlich umlegen. BIZZL-BIZZL, Joey verschwindet erneut und düst wieder mit Laura am Volant vom Hof. Der Unsichtbare überrascht die Fahrerin mit einer spontanen Planänderung. Da der brave Mann an sich selbst zuerst denkt, hat er keinen Bock auf eine erneute X-13-Beschaffungstour, sondern, getreu der Devise „nur Bares ist Wahres“, soll eine Bank nun doch um ihre Vorräte erleichtert werden. Damit Laura auch motiviert genug ist, Krenners Anweisungen zu ignorieren, offeriert Joey generös einen Anteil von 40 %. Der Raubüberfall gestaltet sich zunächst einfach – der einzige Wachmann ist schon allein durch die selbstätig öffnende Glastür abgelenkt, also kann Joey in Ruhe in den geöffneten Tresorraum latschen und sich einen Geldsack füllen. Bei aller Liebe fällt ein schwebender Geldsack in einer dank allgemeiner Öffnungszeit gut besuchten Bank nun doch auf und beim Versuch, sich den aufdringlichen Wachmann vom unsichtbaren Leib zu halten, wird Joey teilweise sichtbar (d.h. Kopf und ein Arm). Da haben die Kundinnen gut kreischen… Joey wedelt verzweifelt mit seiner Knarre (die zuvor interessanterweise auch unsichtbar war), krakeelt die üblichen Bankräubersprüche und hat’s recht eilig, ins im Halteverbot wartende Fluchtfahrzeug zu jumpen.

Drake und Smith verhören Zeugen und sind genervt, dass die Story vom halb-unsichtbaren Bankräuber auch schon über den Äther geht. Die Zeugenaussagen haben den Täter immerhin eindeutig als Joey Faust identifiziert, dennoch sind die Bullen ratlos. Wer sich unsichtbar machen kann, gegen den ist kein Kraut gewachsen, also kann man’s mehr oder weniger einfach aufgeben. Das sind hochgradig nacheifernswürdige Gesetzeshüter. Kein Wunder, dass die beiden Nasenbären nicht die Helden sind.

Die Radionachrichten hören auch Julian und Krenner – der Major ist not amused. Wer es wagt, ihn auf’s Kreuz zu legen, der soll sich schon mal warm anziehen usw. Das ist wider Erwarten auch Joey ziemlich klar, der deswegen an Ort und Stelle (d.h. vor der Ranch) zur Teilung der Beute schreitet (sonderlich VIEL kann in dem schmalen Beutel nicht dringewesen sein). Laura hofft auf eine gemeinsame Zukunft in Mexiko, aber Joey stellt klar – hier wird ausgezahlt und dann trennen sich die Wege, oder, wie er es charmant ausdrückt: „Momentan brauche ich ein Auto dringender als dich. Du kannst jederzeit laufen.“ Laura kuckt doof – selbst 1960 wurde die Damen nur selten so direkt abserviert.

Aus eher unerfindlichen Gründen ist Krenner hektisch dabei, seinen Krempel zusammenzupacken (scheinbar geht er davon aus, dass Joeys Identifizierung die – bekanntlich hochmotivierten – Cops direkt auf die Ranch führt. Hm. Whatever). Ulof mag aber nicht mit umziehen: „Ich bin mein Leben lang davongelaufen!“ (Ach? Wann? Wovor? Hä?). Krenners Vision einer unsichtbaren Armee, die die Weltherrschaft an sich reißen könnte, begeistert ihn nach wie vor nicht: „Es wäre eine Armee der Toten!“ (unsichtbare Zombies? That’s… cool, he-he-he). Krenner scheint der Selbst-Substraktion Ulofs aus der ganzen Operation nicht vollständig ablehnend gegenüber zu stehen, aber Maria (Ulof) will er zumindest als Rückversicherung mitnehmen. Die haust *tatsächlich* hinter der bewußten verbotenen Tür (und hat sich wohl die letzten Jahre von Luft, Liebe etc. ernähren müssen. Argh). Aus noch unerfindlicheren Gründen taucht plötzlich der mittlerweile voll sichtbare Joey (hat der sein gutes Gewissen entdeckt?) auf, schubst Krenner in das bislang von Maria belegte Gefängnis und schließt die Tür ab. Dann will er von Ulof wissen, was mit ihm passiert (also, die Teilsichtbarwerdung). Ulof wittert eine günstige Gelegenheit und sagt Joey Heilung zu, aber nur für den Fall, dass er Papa und Tochter in Sicherheit bringt. Zähneknirschend willigt Joey ein.

Laura wird indes von Julian behelligt, der mit seiner Schrotflinte auch die passenden Argumente hat, Joey und die fluchtwilligen Ulofs in Schach zu halten. Laura redet ihm ins Gewissen: „Krenner hat dich nur benutzt!“ Dieser ausgefeilten Rhetorik kann Julian sich nicht verschließen und händigt sein Schießgewehr kampflos Joey aus (??? Ich halte mich ja schon für ein Weichei, aber ich denke, ich hätte an der Stelle etwas mehr wenigstens verbalen Widerstand geleistet. Es ist ungelogen nur dieser eine Satz Lauras, der Julian auf die Achse der Guten – oder in diesem Film eher der etwas weniger Bösen – umschwenken lässt). Zu ihrer gesteigerten Überraschung wird Laura von Joey, der offenbar gerade einen schweren Einsperrfetisch pflegt, in einem günstig herumstehenden Zimmer eingeschlossen. „Gib mir eine Chance,“ fleht die Verstoßene, aber Joey bleibt kalt: „Du hattest deine Chance!“ (Undankbar ist der Herr also auch noch. Hätte Laura Julian mal den guten Joey totballern lassen…)

Beim gemütlichen Spaziergang zum Auto (Julian führt galant Maria) versucht Ulof mit der Geschichte der unsichtbaren Armee, mit der Krenner „ihr Land überfallen“ könnte, zu landen. Joey ist aber erstaunlicherweise eher unpatriotisch drauf – „ich interessiere mich nur für mich!“. Ulof will Joey – taktisch bedenklich – mit Aussicht auf anstehendes Märtyrertum locken („Sie könnten in die Geschichte eingehen als derjenige, der sich geopfert hat, um ihr Land vor einer unsichtbaren Armee zu retten!“ Pah). „Wir hatten einen Deal“, knurrt Joey und packt den Doktor am Kragen des Weißkittels. So genötigt tut Ulof Butter bei de Fische. „Ich sterbe!“ Von wegen der Strahlenkrankheit halt, Joey sei sogar noch schlimmer dran und habe vielleicht nur noch wenige Tage zu leben (dafür wirkt er ziemlich gesund und zeigt kein einziges der gängigen Symptome für eine zünftige radioaktive Vergiftung)!! Säuerlich stellt Joey fest, dass Ulof ihn nur benutzt habe, um von Krenner wegzukommen (äh. Hat der den gleichen Film gesehen wie ich? Joey kam doch nicht auf Ulofs Veranlassung zurück. Eigentlich auf Veranlassung von niemandem, außer von Joey…). Ulof nimmt den alten Schlager „Was ich tat, tat ich nur für Maria“ vorweg und appelliert nochmals an Joeys vaterländische Einstellung. „Dieses Land hat nichts für mich getan außer mich in eine Betongruft zu sperren“, schimpft Joey. „Vielleicht verdienen sie es, eingesperrt zu sein“, stammelt Ulof sich durch seine Lines, „aber hat Maria es verdient, in einer Welt aufzuwachsen, die von einer unsichtbaren Armee erobert wurde? Verdient sie es zu sterben? Ich habe es GESEHEN!“ (Hm. Eine unsichtbare Armee zu sehen ist an und für sich schon mal ein großes Kunststück, aber dass Hitlers Erfolge auf einer solchen basieren, ist mir neu). Irgendwie scheint mir dieser Film sehr eigenwillig konzipiert zu sein – ich sag mal, was will Krenner machen, ohne Atomphysiker und einen Unsichtbaren, der ihm X-13 klaut? Da erscheint mir Bela Lugosis Plan, in „Bride of the Monster“ eine Armee atomarer Supermenschen zu bauen, irgendwie fundierter… Nachdem Ulof ihm eröffnet, bestenfalls noch einen Monat auf dieser Erde wandeln zu dürfen, grummelt Joey ein wenig vor sich ihn und stapft dann zurück ins Haus.

„Da geht ein Mann, der jede Tür geöffnet hat, außer die zu seiner Seele“, filosofiert Ulof, „jetzt hat er den Schlüssel.“ Isch muss gleisch breschen… Krenner hat sich indes aus seinem ausbruchssicheren Gefängnis befreit, indem er das Schloss aufschießt. Joey lässt Laura frei und hasselt sie nach draußen, doch ballert Krenner von der Treppe wild um sich und bringt es offensichtlich fertig, durch Joey hindurch Laura totzuschießen (anders ist das bei den dargestellen Winkeln undenkbar). Das könnte Joey nun eigentlich, eingedenk der bisherigen Beziehung zu ihr, reichlich wurscht sein, trotzdem sprintet er hinter Krenner die Treppe hoch und wird von ihm in Handgreiflichkeiten verwickelt. Krenner gewinnt zunächst die Oberhand und rollt die Röntgen-, äh, Unsichtbarkeitsmaschine über den am Boden liegenden Kontrahenten (würde er ihn einfach erschießen, wäre alles viel einfacher. Was genau hat Krenner vor? Mir fällt höchstens ein, dass er Joey eine tödliche Strahlendosis verpassen will, aber warum die Umstände?). Krenner fummmelt an den Kontrollen rum, öffnet die Beobachtungskammer, doch dann fällt ihm ein, dass er UNBEDINGT noch das X-13 aus dem Safe holen muss (???). Joey stürzt sich auf ihn, pinnt ihn auf den Rücken und wartet, bis die versprochene Kettenreaktion einsetzt. Krenner kreischt wie eine Zwölfjährige beim Tokio-Hotel-Konzert, dann macht’s BUMM und wir kommen in den Genuss einiger Stock-Footage-Aufnahmen aus alten Propagandafilmen….

Nun, wo alles vorbei ist, können auch Drake und Smith vorbeikucken und Ground Zero in Augenschein nehmen. Die Atomexplosion hat ein schlappes Viertel des Countys total zerstört, am Explosionsort hüpfen diverse Leute in Gasmasken und mit Geigerzählern (und teilweise ohne jegliche Schutzkleidung) herum, dieweil die Cops von Staatstroopern an näherer Betrachtung gehindert werden, des „Fallouts“ wegen (ächz). Drake begnügt sich also mit ein paar Blicken durch den Feldstecher (einen von dieser magischen Sorte, der Bilder – also stock-footage – aus allen möglichen und unmöglichen Winkeln und Entfernungen liefert). Dann wendet er sich Ulof zu. Der ist ziemlich zerknirscht ob seiner Beteiligung am großen Knall, aber immerhin war letztlich ja Krenner an allem Schuld, und der war „a deranged mind“. Drake liebäugelt mit der Idee, die gewonnenen Erkenntnisse den Guten (also dem Militär und dem CIA) zur Verfügung zu stellen, denn für die „counter-intelligence“ wären unsichtbare Spione ja geradezu elefantös großartig (Memo an mich selbst: „The Invisible Spy“ auftreiben. Gutes Film das). Die CIA war schon interessiert, gibt Ulof zu, aber, Wort zum Sonntag voraus, was, wenn der böse Feind die Technologie klauen sollte? „Sowas ist schon vorgekommen“, erinnert Ulof und plädiert dafür, das „Geheimnis“ mit Krenner und Faust sterben zu lassen. „Es ist ein ernstes Problem“, resümmiert er, bricht den „fourth wall“ und fragt direkt in die Kamera: „Was würden SIE tun?“

(Schnellstmöglich das Kino verlassen, denn jetzt ist Schluss…)

Man muss manchen Filmemachern der 50er und 60er regelrecht ein Kompliment machen – sie schaffen es, Filme, die unter einer Stunde Laufzeit einticken, länger wirken zu lassen als die ungekürzte Version von „Berlin Alexanderplatz“… Coleman Francis war so einer, Edgar B. Ulmer konnte es im Bedarfsfalle offenkundig auch recht gut. „The Amazing Transparent Man“ (ein Titel, der dem ursprünglich „Search for a Shadow“ benannten Script zwecks besserer Vermarktbarkeit auf dem Drive-in-Sektor, wo „The Amazing Colossal Man“ und Konsorten für ordentlich Kasse gesorgt hatten, aufoktroyiert wurde) ist auch einer dieser wunderbaren Filme, die dem geneigten Zuschauer, obschon in der kurzen Laufzeit kaum etwas Filmreifes passiert, durchaus wie ein „richtiger“ Abendfüller vorkommen.

Das Drehbuch von Jack Lewis (eigentlich ein Western-Spezialist, dessen „größter“ Erfolg der Teutonen-Western „Die Schwarzen Adler von Santa Fe“ mit dem illustren Cast Brad Harris, Tony Kendall, Horst Frank, Pinkas Braun und Edith Hancke sein dürfte, und der auch unkreditiert am Horror-Western-Heuler „Billy the Kid versus Dracula“ mitschrieb) „uninspiriert“ zu nennen, wäre eigentlich schon zu viel des Lobes. Lewis bedient sich verschiedener bewährter Versatzstücke des 50er-Jahre-Genrekinos (und ist damit schon wieder zu spät dran, um noch wirklich auf der Welle der „atomic monster“-Horrorfilme mitzuschwimmen, und zu früh, um die Popularität der gerne utopisch angehauchten Eurospy-Fetzer im Fahrwasser von James Bond ausnutzen zu können) – seine singuläre Stärke, und ich gehe stark davon aus, dass Lewis das nicht unbedingt absichtlich so hingeschrieben hat, liegt darin, dass der Film ohne einen einzigen durchweg positiven Charakter auskommt und trotzdem nicht sonderlich unter dem Mangel einer echten Identifikationsfigur leidet (begünstigt durch die Kürze des Films). Sämtliche Figuren sind egoistische Gesellen, ausschließlich auf ihren eigenen, persönlichen Vorteil bedacht, und stets willens, andere entsprechend zu manipulieren – für einen Film Baujahr 1960 ist das eine erstaunlich „moderne“, zynische Weltsicht; es gibt keine klaren Helden, man schleppt emotionalen Ballast mit sich rum (zumindest die wenigen Charaktere, die ein wenig background mit auf den Weg bekommen haben), bis auf Maria Ulof (die aber, wenn ich richtig aufgepasst habe, nicht eine einzige Silbe Dialog hat) ist niemand „unschuldig“. Joey Faust ist kein „Ganove mit goldenem Herzen“, sondern eine überraschend frühe Form des klassischen Anti-Helden, der scriptbedingt nicht überleben kann und darf, aber schlussendlich das Werk des „Guten“ verrichtet, nicht aus Überzeugung, sondern weil ihm (nach Script-Logik gesehen) keine andere Wahl bleibt – das ist alles nicht wirklich gut ausformuliert (zumal es glaubhafter wäre, Ulof bezöge sich in seiner Gardinenpredigt nicht auf Maria, die Joey nach allem Dafürhalten ja ziemlich piepschnurzegal sein kann, sondern auf Joeys erwähnte Tochter… dazu hätte man nur die erste Dialogszene zwischen Joey und Krenner ins Labor verlegen oder anderweitig etablieren müssen, dass Ulof von Krenner über Joeys Hintergrund gebrieft wurde), aber es ist für ein dummes, kleines B-Filmchen von 1960 (und als nichts anderes ist der Streifen nunmal gedacht gewesen) bemerkenswert. Das gilt ebenso für Ulof selbst, dessen Ausrede, nur wegen Maria Krenners finsteres Werk zu tun, er wahrscheinlich selbst nicht glauben würde – er ist einfach zu schwach, um sich gegen Krenner aufzulehnen (und hält sich vielleicht auch aufgrund der Schuld, die er schon im WK Zwo auf sich geladen hat, für ungeeignet) und braucht daher Joey, den er bewusst unter Vorspiegelung falscher Tatsachen (der angeblichen Heilung) auf seine Seite zieht und erst danach mit der Wahrheit (*ist* es die Wahrheit? Krenner hat er ein paar Minuten vorher ja gesagt, noch wäre die Verstrahlung heilbar… das wäre dann schon enorm perfide) rausrückt. Laura ist ebenfalls eine selbstsüchtige Zicke, bereit, sich immer dem an den Hals zu schmeißen, der im Moment die stärkeren (nicht unbedingt besseren) Argumente (gerne ersatzweise Schußwaffen) hat und wird von Joey erstaunlich hart abgeschoben (und das gleich zweimal, und weil sie die Lektion nicht lernt, wird sie dann auch prompt erschossen. So gehört sich das…). Hier ist nix mit Love Interest… Von den wesentlichen Figuren ist ausgerechnet der nominelle Schurke, Krenner, die unausgegorenste (wenn man von Julian absieht, dessen character turn so wirkt, als hätte man einen emotional überwältigenden Monolog Lauras auf die „er-benutzt-dich“-Line zusammengekürzt und gehofft, der Punkt käme trotzdem irgendwie rüber). Abgesehen von seiner Bemerkung, er wäre „in verschiedenen Armeen“ tätig gewesen, fehlt es seinem Charakter an jeglicher Definition. Ich erwarte in einem 60-Minuten-Film jetzt keinen tiefgründigen Hintergrund a la Magneto bei den „X-Men“-Filmen, aber ein Hinweis, warum es ihm nach der Machtübernahme mittels unsichtbarer Armee gelüstet, außer, dass es ihm momentan wie ’ne chefmäßige Idee vorkommt, wäre ganz nett gewesen. Wir müssen uns halt damit begnügen, dass er böse ist, WEIL er böse ist, und damit hat sich die Sache.

Interessant ist die Rolle – bzw. eben gerade das Nichtvorhandensein einer solchen – der Staatsmacht, die bei jeder Gelegenheit als unfähig und/oder unmotiviert dargestellt wird. Das kann man, wenn man will, als politische Botschaft und Ruf nach einer „starken Hand“ interpretieren (was ich bei einem billig hingerotzten B-Film aber auch keinesfalls als Absicht unterstellen würde), wogegen dann aber wieder Ulofs pazifistische Schlussrede spricht (wobei die auch wieder insofern denkwürdig ist, als Ulof weniger den prinzipiellen militärischen Nutzen seiner Erfindung in Frage stellt als die Gefahr des Diebstahls durch die Gegenseite) – nur um dann durch die direkt an den Zuschauer gerichtete „was-würden-Sie-tun“-Frage zu relativieren. Im typischerweise eindimensionalen schlichten schwarz-weiß-Denken, wie es speziell der US-B-Film der 50er betrieb, ist ein derart ambivalentes Ende, das letztlich keine Position vertritt, sondern „nur“ die Alternativen nennt und den Schluss nahezulegen scheint, dass es keine ideale Lösung gibt (außer, wenn man so will, die „WarGames“-Lösung „nicht zu spielen“), nahezu einzigartig und dem „Zeitgeist“ um mindestens zwei Jahrzehnte voraus.

Schön wär’s gewesen, wenn dieses originelle Schlusswort von einem besseren Film vorbereitet worden wäre. Leider spielt sich „The Amazing Transparent Man“ als furchtbar langweiliges Stück Pseudo-SF-Kintopp, dessen finanzielle Möglichkeiten praktisch jedwede wirklich „kinematische“ Action ausschließen. Viel hängt davon ab, dass wir als Zuschauer einfach für „face value“ nehmen, was die Charaktere uns so erzählen (die jeweiligen tragischen Vergangenheiten, die Tatsache, dass Krenner Joeys Ausbruch angeblich orchestriert hat), die zentralen „set pieces“ (die Einbrüche) sind einfallslos und beinhalten kaum etwas, was gewinnbringend filmisch umgesetzt werden kann; das Technobabble ist relativ harmlos (weil die Technik niemanden sonderlich interessiert. Es gibt halt dieses Element X-13, und wenn man das an einen Röntgenapparat anschließt, funktioniert die Chose), der leichtfertige Umgang mit dem Thema „Nuklearmaterial“ ist auch nicht dümmer als in größeren, bedeutenderen Filmen, es gibt relativ wenig groben Unfug und (leider) nur wenig bemerkenswert-hysterischen Dialog (neben der großen Ansprache von Ulof an Joey ist vor allem der „ich-brauche-ein-Auto-dringender-als-dich“-Dialog von Joey und Laura lustig).

Ulmer inszeniert den Streifen dann auch denkbar langweilig – von seiner der expressionistischen Schule geschuldeten Vorliebe für geometrische Formen und elaborates Set Design ist hier natürlich nichts zu sehen. Ulmer beschränkt sich darauf, die Schauspieler irgendwo hinzustellen und ihr Ding machen zu lassen, die Kameraführung von Meredith Nicholson („Missile to the Moon“, „She Demons“, „Frankenstein’s Daughter“ und später Stamm-D.O.P. für Hit-TV-Serien wie „Auf der Flucht“, „Mini-Max“ und „Batman“) ist statisch, alles plätschert vor sich hin und selbst die „money shots“, also die Unsichtbarkeits-Sequenzen mit den Einbrüchen in die Militäranlage und die Bank, sind selten unspektakulär, uninteressiert abgefilmt – als wäre allen Beteiligten klar gewesen (was höchstwahrscheinlich auch genau so *war*), dass man hier keine Kunst für die Ewigkeit macht, sondern Billigkram, der zwei Wochen in den Drive-ins läuft und dann verdientermaßen der Vergessenheit anfallen wird (tja, damals dachte noch niemand an Nerds, die nichts besseres zu tun haben, als Schwachsinnsfilme aus Opas Teenagerzeit auf ihre filmhistorischen Meriten abzuklopfen). Nichts bleibt im Gedächtnis, aber dafür hat man wenigstens das Armee-Archiv der Propagandafilme geplündert und ein paar Explosions- und Aftermath-Aufnahmen (wie man sie z.B. auch in Weird Als „Christmas at Ground Zero“-Video oder der Something Weird-Atomkriegs-DVD mit Rat (Atomic War Bride) und This Is Not a Test als Zugabe findet) in die letzten zwei Minuten gepackt. Hmtja.

Die Effektemacher müssen keine Überstunden schieben – die Tricks, mit denen das Meerschwein und Joey „unsichtbar“ gemacht werden, sind simpel (Überblendungen und Zeichentrick), aber halbwegs effektiv für das, was sie sein müssen; „unsichtbare“ Shenanigans gibt’s kaum (die „schwebende Kanne“ und der „schwebende Geldsack“ sind die einzigen Objektmanipulationen, die tricktechnisch umgesetzt werden müssen), die Aufnahmen des „halb sichtbaren“ Joey sind relativ kompetent. Als ernüchternde Fußnote sei angemerkt, dass Make-up-Künstler des Films (nicht, dass er irgendwelches „special make-up“ einsetzen müsste) tatsächlich der große Jack P. Pierce, Schöpfer der legendären Universal-Monstergestalten Frankenstein-Monster, Werwolf und Mumie, ist, der sich mit Jobs wie diesem im zarten Alter von 71 Jahren die Rente aufbessern musste.

Ein herzlicher Gruß in Form eines Stinkefingers geht an den Komponisten Darell Calker, dessen Score sich ohrenscheinlich aus zwei abgezählten Akkorden (DA-DAAAH!) zusammensetzt. Calker steuerte die Musik auch für so unvergeßliche Machwerke wie den womöglich ersten UFO-Film „Flying Saucer“ (von 1950), „From Hell it Came“ oder „Voodoo Woman“ bei.

Top-Billing im Ensemble geht an Marguerite Chapman, die in den 40er Jahren ein relativ großer Star war, an der Seite von Glenn Ford, Edward G. Robinson oder George Sanders spielte, in den 50ern aber graduell in Nebenrollen (immerhin aber in „Das verflixte 7. Jahr“) und TV-Auftritte abrutschte und mit diesem Film ihren letzten Leinwandauftritt „feierte“. James Cameron wollte sie für die Rolle der alten Rose in „Titanic“, aber sie erkrankte und musste die Rolle an Gloria Stuart abtreten. Die Laura spielt sie hier relativ solide – zwanzig Jahre Schauspielerfahrung in „richtigen“ Filmen lassen sich halt nicht gänzlich abschalten. Ihr Problem ist der abweisende, unsympathische Charakter. Douglas Kennedy, der mich irgendwie stark an Lon Chaney jr. erinnert, begann seine Karriere in den 40ern als Schurke in B-Western und arbeitete sich in den 50ern zu Nebenrollen in größeren Filmen und prägnanten TV-Parts hoch (sozusagen die umgekehrte Karriere von Chapman mit dem letztlich gleichen Ergebnis). Als „Steve Donovan, Western Marshal“ feierte er einen frühen Fernseh-Erfolg, dazwischen staubte er ab und zu eine Hauptrolle in B-Filmen wie „The Alligator People“ ab, außerdem war er in „Invasion vom Mars“ (dem Original) zu sehen. Kennedy erledigt einen recht guten Job als früher Anti-Held und überzeugt vor allem dann, wenn er aus sich herausgehen und mit vollem Körpereinsatz „die Beherrschung verlieren“ darf. Als Schurke bleibt James Griffith, der von hier direkt an den Set von „Spartakus“ weiterreiste (unter Kubrick war er auch schon bei „The Killing“ dabei) sehr farblos – klar, das Script gibt ihm nicht viel Anhaltspunkte, aber eine echte Bedrohung für den Weltfrieden zu sein, das mag man Griffith nicht abkaufen. Den sort-of-mad-scientist gibt der gebürtige Este Ivan Triesault, der hauptsächlich kleine Nebenrollen als Schurke oder Uniformträger in B-Filmen und im Fernsehen spielte. Triesault kämpft des öfteren einen verzweifelten Kampf gegen seine Lines, aber sein großer overacting-Moment (die Dialogszene, in der Joey überredet, zurück ins Haus zu gehen und mit Krenner endgültig aufzuräumen) ist für den Trashfeinschmecker sehenswert.

Überraschenderweise wurde „The Amazing Transparent Man“ in 1.85:1-Widescreen gedreht und noch überraschender ist, dass Treeline tatsächlich einen Widescreen-Print ausgegraben hat – dass man bei einem 50-Filme-auf-12-DVD-Package auf eine anamorphe Abtastung geflissentlich verzichtet hat, ist verzeihlich. Die Bildqualität ist erstaunlich gut – passable Schärfe, recht guter Kontrast, kaum Verschmutzungen und Bilddefekte, das geht in Ordnung. Der Ton ist größtenteils auch erträglich, manchmal etwas schwammig, ein Grundrauschen ist da, aber nicht arg störend.

Was bleibt also? „The Amazing Transparent Man“ ist ein Film, dessen Konzeption – höchstwahrscheinlich unbeabsichtigt – seiner Zeit voraus ist; Anti-Helden allenthalben, die sich gegenseitig manipulieren oder zu manipulieren versuchen, das ist für einen B-Quickie dieser Epoche unerwartet, ebenso die Entscheidung, eben keine politische/moralische Wertung zu treffen, sondern diese bewusst dem Zuschauer zu überlassen; das ist modern und ein deutlicher Bruch zu den Erzählkonventionen speziell des 50er-B-Kintopps, in dem normalerweise zackige Helden dem Bösen militärisch-effektiv den Garaus machen und nebenher noch die Sahneschnitte abstauben und könnte, wenn man jetzt wirklich daran gehen würde, einen Heuler wie diesen filmhistorisch einzuordnen, den Streifen als eine Art experimentielle Vorstufe zum zynischen Euro-Kino, das ein knappes Jahrzehnt später über die Leinwände der Welt hereinbrach und in denen es kein klares „Gut“ oder „Böse“, sondern nur „böse“ und „weniger böse“ gab, sehen. Könnte, wie gesagt, denn das tatsächliche Geschehen im Film ist trostlos und größtenteils langweilig, weil sich weder Autor Lewis noch Regisseur Ulmer bewußt waren (oder ein Interesse daran hatten), das Potential ihrer Geschichte wirklich auszuloten. Da man sich auch effekttechnisch nicht überschlagen konnte (des Geldes wegen), bleiben plausible darstellerische Leistungen von Kennedy und Chapman, Triesault, der wenigstens ab und zu mal Spaß macht und ein blasser Schurke. Das ist summa summarum dann weniger schmerzhaft als Jerry Warrens jüngst besprochener The Incredible Petrified World, aber kein Konkurrent zu den unterhaltsameren AIP-Schnellschüssen oder gar Ed Woods Werken. Am ehesten interessant ist der Streifen dann wirlich noch für filmhistorisch Interessierte, die hier einen von der Anlage ungewöhnlichen B-Film vor sich haben, der in seine Entstehungszeit nicht wirklich passen will; quasi komplett am angestrebten Publikum vorbeiinszeniert wurde. Unterhaltsam ist das nur in kleinen Dosen, aber zumindest recht denkwürdig.

(c) 2009 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 4


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