Texas Payback

 
  • Deutscher Titel: Texas Payback
  • Original-Titel: Texas Payback
  •  
  • Regie: Richard W. Munchkin
  • Land: USA
  • Jahr: 1996
  • Darsteller:

    Sam J. Jones (Louis Gentry), Gary Hudson (Cody Giles), Bo Hopkins (Bishop), Kathleen Kinmont (Angela), Patrick St. Esprit (Jimmy Giles), Mike Riordan (Maxwell), Michael Delano (Bob), Danny Holguín (Dejesus), Steve „Biscuit“ Walker (Otis)


Vorwort

Der Sträfling Cody Giles wird von seinem Bruderherz Jimmy in einer ebenso beherzten wie brutalen Aktion direkt aus der chain gang weg befreit. Zusammen mit dem dritten Giles-Bruder werden nun Rachepläne gehegt. Das Trio aufrechter Texas Ranger, das dereinst Papa Giles zu den Engeln schickte, soll ins Gras beißen, u.a. Louis Gentry, der mittlerweile in Las Vegas die Security eines Casinos überwacht, mit der dort auftretenden Country-Sängerin Angela angebandelt hat und mit ihr zusammen eine Ranch bauen will. Sheriff Hopkins, einer der beiden anderen Ex-Ranger auf der Giles’schen Todesliste warnt Louis vor dem Ausbrecher und seiner psychopathischen Brüderschar. Nachdem Ranger #3, Maxwell, in seiner Kneipe von Cody umgeballert wird, verschanzen sich Louis und Hopkins in der trauten Hütte des Letzteren. Der Angriff der Giles kommt prompt, aber nur halbherzig – Louis realisiert, dass es nur ein Ablenkungsmanöver war. *Wirklich* her sind Cody und seine Brüder hinter Angela, kidnappen sie und deponieren sie halbtot an der von ihnen in Brand gesteckten Ranchbaustelle. Louis gelingt es, seine Holde zu retten, aber nun wünscht diese, dem Koma entkommen, die umgehende Terminierung des fiesen Attentäters. Der ist mit seiner Baggage unterwegs nach Mexiko. Louis sattelt sein treues Ross und macht sich, gute alte Selbstjustiz im Sinn, auf die Verfolgung…


Inhalt

Sam Jones. Ich glaube, ich leite jedes Review eines Films mit Sam-Jones-Beteiligung (hm, wieviele hab ich gemacht?) mit einer wehmütigen Remineszenz an die guten alten Zeiten, als der gute Sam noch ein formidabler „Flash Gordon“ war ein, denke an seine folgende „Karriere“ und bin ein sad panda. Der Junge hatte den Look, das Charisma und die nötige Selbstironie, um ein wirklich großer Star zu werden, aber weiß der Geier, was passierte – außer der Hauptrolle in der mittelprächtig-debilen Actionserie „Highwayman“ kam nie wirklich etwas dabei rum, und so strandete der Knabe schneller, als ihm lieb sein konnte, im Ghetto der quick heruntergekurbelten B-Filme von der Stange. Waren’s am Ende doch die Nacktbildchen für „Playgirl“ (auch wenn die vor „Flash“ waren)?

Nun gut. Ein geregeltes Auskommen hat der olle Sam jedenfalls, gelegentlich staubt er auch mal in einer TV-Serie ’ne Gastrolle ab (in „Stargate SG-1“ z.B. oder jüngst, ja auch passend, in der fulminant gescheiterten „Flash Gordon“-Neuverfilmung für den SciFi Channel), und B-Filme drehen ist immer noch besser als auf die alten Tage noch ’nen richtigen Job lernen zu müssen. „Texas Payback“ stammt ungefähr aus der Phase, als Sam auch den hier besprochenen American Tigers-Schmarrn zierte und stammt aus der Werkstatt von Richard W. Munchkin, einem Autor/Produzent/Regisseur, der sein Handwerk bei PM Entertainment gelernt hat, und das ist nicht unbedingt die schlechteste Schule, wenn man mit wenig Geld verhältnismäßig passable B-Action auf die Beine stellen will. Nimmt daher keinesfalls Wunder, dass sich „Texas Payback“ wie ein typischer früh-bis-mid-90er-PM-Film spielt.

D.h. wir haben ein rudimentäres Drehbuch, das nicht wirklich Sinn ergibt (wenn Cody alle drei „Mörder“ seines Vaters killen will, warum bleibt Bishop dann bis auf einen Kratzer am Arm ungeschoren? Warum haut er in Richtung Mexiko ab, nachdem er den Anschlag auf Angela verübt hat, und wartet darauf, dass Louis ihm folgt? Und wieso hält er es für eine gute Idee, Louis‘ Ranch, die bis dato nur aus Holzrahmen besteht, nicht nur abzufackeln, sondern auch noch mit Dynamit zu sprengen? Overkill?), per Stoppuhr über den Film verteilte Actionsequenzen, zwischen denen sich bedeutungsloser Charakterquark abspielt, während dem man sich in aller Ruhe ein Bier oder drei holen kann, weil man nichts elementar wichtiges verpasst, und bedenkliche Schauspielkünste en bloc.

Schreiber-Eintagsfliege Brian Page gibt sich immerhin Mühe, die ganze Chose in ein Western-Gewand zu packen – die „die Söhne das Outlaws machen sich auf, den vom Sheriff gefällten Vater zu rächen“, ist ein klassisches Westernszenario, und, wenn man das als eigenständigen positiven Aspekt werten will, Regisseur Munchkin hält diesen Ansatz weitestgehend (bis auf einige ausschweifende Szenen mit sights & sounds aus Las Vegas, was in meinem Book of Cool allerdings immer lobende Erwähnung findet und das man mit Fug und Recht als auch moderne Entsprechung der Saloon-Szenen der klassischen Pferdeoper sehen kann) durch – von den anfänglichen minimalistischen Gitarren-Cues im Ry-Cooder-Stil, den shoot-outs, der Tatsache, dass Louis sich zu Pferd auf die Verfolgung macht bis hin zu der klar erkennbaren Einstellung, dass Frauen maximal als Hupfdohlen und/oder zum Flachlegen geeignet sind, und zu allem Überfluss packt der Streifen noch drei in voller Länge on screen gesungene Country-Nummern drauf (das geht schon *fast* als Musical durch…). Auftakt und Showdown spielen konsequenterweise in der Prärie, und, naja, dass Louis Rancher werden will, ist nun auch nicht gerade ein Gimmick, das im Western noch nie vorgekommen wäre. Insgesamt verleiht das „Texas Payback“ immerhin eine Art originellen look & feel im Vergleich zu den Legionen anderer 90er-Billig-Action-Filme, wenngleich man andererseits wieder feststellen muss, dass die Transplantation eines klassischen Sheriff-gegen-Outlaw-Westerns in die relative Gegenwart dem Genre keine wesentlichen neuen Aspekte abgewinnt – statt mit dem Colt ballern Bösewichter und gute Jungs halt mit automatischen Waffen und „Explosivgeschossen“ verballernden Schrotflinten um sich (der einzige ernsthafte Versuch, einen neuen Aspekt, nämlich Hip-Hop-Gangsta-Subkultur einzubauen, in dem die Giles-Band bei einem schwarzen „brother“ Kanonen kaufen geht, stört und zieht aus der Western-Atmosphäre, die Munchkin teilweise gut hinbekommt, eher raus als ihr modernisierend weiterzuhelfen).

Die Action-Szenen sind in etwa on par mit PM-Produktionen gleichen Datums – es gibt massenhaft shoot-outs mit recht drastischen Resultaten, semispektakuläres stuntwork und ein paar Explosionen (aber den „Auto schraubt sich aus einem Feuerball“-Stunt, den hat PM sich wohl gesetzlich schützen lassen), wobei PM das im Idealfall ein wenig mitreißender und aufwendiger hinbekommen konnte (aber es nicht immer tat). „Texas Payback“ ist zudem wieder einer dieser Filme, die mit „unrealistischeren“, sprich LAUTEREN Soundeffekten einfach etwas besser wirken würde. Die Härten sind FSK-16-verträglich, wobei ich mich schon ein wenig wundere, dass ein Film mit derart unverhohlener Selbstjustiz-Sympathie mit einem blauen FSK-Siegel und m.W. ungekürzt aus der Prüfung entlassen wurde. In Form der ein oder anderen namenlosen Strip-Maus und/oder Nutte gibt’s auch hin und wieder unbedeckte Brüste zu sehen.

Der Score von Jim Halfpenny (der auch ein Rudel PM-Filme beschallte, so u.a. die hier besprochenen Sword of Honor und Skyscraper, aber auch den aufgrund seines lächerlichen Video-Covers immer wieder gern verarschten Slasher „Zipperface“) beginnt solide mit den erwähnten Ry-Cooder-Anklängen, verliert sich aber in der Folgezeit in eher unpassend-nichtssagender 08/15-Soundtrack-Mucke. Die on-screen gesungene Country-Songs bewegen sich auf der Tammy-Wynette-Ausschuss-Ebene, als Hintergrundmusik werden einige fetzigere „alternative country“-Stücke eingefiedelt.

Leider, muss ich sagen, ist ein gehöriges Problem des Films gerade mein Freund Sam Jones – der ist, wie wir wissen, seit „Flash“-Zeiten deutlich in die Breite gegangen und schafft es hier nicht mal, sich vernünftig zu bewegen. Jones wirkt, wenn er schneller als zwei-Schritt-pro-Minute laufen muss, weniger wie ein dynamischer Actionheld als wie ein arthritischer Nasenbär. Charisma und Likeability scheint Jones vor Drehbeginn auch an der Studiotür abgegeben zu haben. Schade drum. Gary Hudson, den wir aus Operation Delta Force 4: Deep Fault, „Smallville“, der „Air America“-TV-Serie oder als Regisseur von Thunder Run kennen, ist ein einigermaßen akzeptabel-fieser Schurke, wird aber von seinem scriptbedingt noch psychopathischeren Filmbruder Patrick St. Esprit (cooler Name. Und dereinst debütierte er als geplagter Boxer in der „Police Squad“-Serie. Zuletzt war er in „Sleeper Cell“ und „The Shield“ zu sehen) an die Wand gespielt (was jetzt auch nicht soooo viel heißen soll). Das notwendige weibliche Beiwerk spielt Ex-Mrs.-Lorenzo-Lamas Kathleen Kinmont (Gangland, „CIA Codename Alexa“, „Renegade“), attraktiv wie immer, aber die Country-Sängerin nehme ich ihr nicht ab (zumal sie mit rhytmischer Bewegung auch so ihre liebe Not hat). Bo Hopkins („Denver-Clan“, „Midnight Express“ und immer da, wenn im B-Film ein alternder Sheriff gebraucht wird, so z.B. in A Crack in the Floor) verschleißt sich nicht wirklich, fällt aber auch nicht negativ auf (vor allem, da er die meisten seiner Szenen gegenüber Jones spielt und gegen dessen hiesige Form würde sogar eine leere Aldi-Tüte wie ein Oscar-Mime wirken). Curiousity Casting verbirgt sich hinter „Otis“ Steve „Biscuit“ Walker, der gute Mann ist im richtigen Leben nämlich Musik-Manager und war eine Zeitlang in dieser Funktion für die New Kids on the Block tätig. Gebraucht hätt’s seine Rolle als Waffenhänder deswegen auch nicht. Das deutsche DVD-Cover entblödet sich übrigens nicht, Mark Barrett (der hier ein Mitglied von Kinmonts Band spielt, keine Dialogzeile hat und halt nur dabei ist, weil die Musik on stage ja irgendwo herkommen muss) wegen dessen Mitwirkung in „Scary Movie 2 (als „Partygast“!!) herauszustellen…

Bildqualität:
Vorgelegt wird der Streifen von meinen Freunden von HMF (Fiend, Prisoners of the Lost Universe), hier aber mit Screen-Power-Lizenz, so dass das Ding wenigstens halbwegs ansehnlich geraten ist. Okay, nicht despektierlich – der 4:3-Vollbildtransfer geht dafür, dass wir’s mit einer Ultra-Budget-Scheibe eines unbekannten B-Films zu tun haben, in Ordnung. Schärfe- und Kontrastwerte sind akzeptabel, die Farben okay, da kann man nicht wirklich großartig meckern. Die Auflösung ist stellenweise etwas grobkörnig und manchmal gibt’s leichte Schlieren, aber im Vergleich zu den anderen bislang von mir gesehenen HMF-Scheiben ist das Criterion.

Tonqualität:
Ausschließlich deutsche Synchro (größtenteils eher lustlos heruntergerasselt) in Dolby 2.0 wird geboten. Unspektakulär, rauschfrei, gets the job done, muss man aber auch nicht gleich Freudentänze ‚wegen aufführen.

Extras:
Niente nada rien zilch zip.

Fazit:
„Texas Payback“ ist ein Film für die Fans von PM-Entertainment – anstelle der üblicherweise eher urbanen Settings der PM-Filme spielen sich diesmal die zahlreichen shoot-outs halt eher in ländlichen Prärie-Gefilden ab, oder, kurz und bündig, hätten Pepin und Merhi jemals einen „modernen Western“ produziert, sähe der mit großer Wahrscheinlichkeit ungefähr so aus wie dieser Film. Die Action ist für B-Film-Verhältnisse halbwegs anständig gelöst und angemessen ruppig, der character stuff auch nicht lahmer als bei PM und der Action-Anteil an sich vielleicht sogar ’ne Prise größer als beim durchschnittlichen PM-Klopper. Tragisch halt nur, dass ausgerechnet der Star und Hero des Films, mein Sam Jones, eine der schlechtesten Performances seiner Karriere liefert und damit den Film beinahe im Alleingang killt. Man muss sich halt überlegen, ob das „PM-style Western“-Gimmick genug ist, um sich eine niederschmetternde B-Body-Leistung eines einstmals charmanten Draufgängertypen schön zu saufen. Mir persönlich … reicht’s fast nicht.

2/5
(c) 2009 Dr. Acula


mm
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