- Deutscher Titel: Teutokill 2 - Fritz is Back
- Original-Titel: Teutokill 2 - Fritz is Back
- Regie: Thorsten Lehmkühler
- Land: Deutschland
- Jahr: 2003
- Darsteller:
Julia (Alina Tinnefeld)
Christa (Karola Wehmeyer)
Till (Jan Blum)
Wolfgang (Jochen Roendigs)
Lisa (Karin Schmidt)
Michael (Bastian Schaefer)
Kommissar Meier (Lars Senne)
Polizeischüler (Ruben Heihoff)
Joggerin (Saskia Svitts)
Fritz (Thorsten Lehmkühler)
Vorwort
Es kommt nicht häufig vor, aber es kommt vor (wenn wir ehrlich sind, einschließlich des heutigen Falls genau zwei mal bis jetzt), dass ein hoffnungsfroher Filmemacher mir sein Werk zur gefälligen Begutachtung quasi persönlich zukommen lässt (der erste Fall war bekanntlich J.A. Steels The Third Society, und bevor mich jemand noch nachträglich deswegen killen will, nein, mein wohlwollendes Review war nicht der Grund für marketing-film, den Streifen zu veröffentlichen, das war schon vorher in trockenen Tüchern).
Unser heutiger Film spielt aber in einer anderen Liga, denn The Third Society war, allen Unkenrufen zum Trotz, dafür gedacht, um damit Geld zu verdienen, während wir es bei Teutokill 2 mit einer Semiamateur-, zu gut neudeutsch auch “Independent“ genannten Produktion zu tun haben, die – wie man anhand der Laufzeit von gut 30 Minuten sicherlich einsehen wird – nicht ursächlich zwecks kommerzieller Verwertung auf die Beine gestellt wurde. Der Streifen versteht sich als Forstsetzung zu einem offensichtlich Blair Witch Project-inspirierten Vorgänger, der selbst von seinen Machern recht freimütig als konfus, chaotisch und weitgehend sinnfrei klassifiziert wird – Teutokill 2 hat dagegen den Anspruch, deutlich professioneller zu sein.
Wer den Doc kennt, weiß, dass er der deutschen Amateur/Indie-Szene eher skeptisch gegenübersteht (und Genossen wie Bethmann, Krekel, Schnaas und Teubert tun nicht unbedingt viel dafür, dieses Vorurteil zu revidieren), andererseits aber auch, dass er einer kostenlosen DVD nicht auf die Oberfläche schaut (sondern das seinen Player erledigen lässt). Außerdem nehmen die Macher selbst die Sache nicht so bierernst wie z.B. ein Krekel, der sich ja tatsächlich für den nächsten George A. Romero zu halten scheint, was eigene Regie-Qualitäten angeht, und nach den eher unerfreulichen Begebenheiten der letzten Tage kam dem Doc eine potentielle Dosis sinnloser Gewalt eh ganz recht. Na dann mal los…
Inhalt
So sehen wir denn eine junge Joggerin einen Weg am Waldrand entlang joggen. Sie joggt fröhlich vor sich hin, bis sie, plötzlich und unerwartet (und schön abgestimmt mit der Musik, die in der gleichen Sekunde von einem ruhigen klassisch angehauchtem Frauengesangs-Stück in eine laute Punknummer umschlägt) von einem beregenmantelten Unhold ins Gebüsch gezerrt wird…
Männer mit Sinn für die Prioritäten im Leben – Till und Wolfgang, nicht zu verwechseln mit Till und Obel
In gesegneter Ignoranz dieser dramatischen Ereignisse steckt dieweil unser offizielles Sortiment an cannon fodder in den Vorbereitungen ihres Campingausflugs (soweit, so A Crack in the Floor), als da wären Wolfgang und Till, die sich hauptsächlich darüber Gedanken machen, ob genügend Alkohol gebunkert wurde (aber die bloße Erwähnung von “Smirnoff” macht mir die Jungs richtig sympathisch,…), Michael und Lisa, die aber momentan noch auf der Rückbank des Partymobils beschäftigt sind und uns erst in eine Weile auch bildhaft vorgestellt werden, sowie Julia und ihre beste Freundin Christa. Christa ist irgendwie oder auch nicht in Wolfgang verknallt und Julia geht die diesbezügliche Unentschlossenheit ihrer Freundin ein wenig auf den Keks. Während der Fahrt in die Pampa des Teutoburger Waldes (die beiden Mädels, die dem Rest der Bande in ihrem eigenen Auto hinterherzockeln, vertrauen auf die navigatorischen Fähigkeiten Wolfgangs: “Sein Leben besteht nur aus Autos, Strassen und seinem ADAC-Mitgliedsausweis”) etablieren wir noch schnell per über die fröhliche Landpartie gelegten voiceover-Dialogs, dass Julia eine traumatische Vergangenheit mit sich herumschleppt – ihre Eltern wurden ermordet und nur der moralische Beistand Christas hat sie über den seelenmarternden Prozess gerettet (als aufmerksame Genrekenner wissen wir, dass wir damit in Julia unser final girl gefunden haben, weil das kann man ja spätestens seit Scream ohne eigene Familientragödie nicht werden).
Stellt sich die Frage: Hat Detmolder Pils dieses Product Placement verdient oder ja?
Dieweil scheißt Kriminalkommissar Meier seinen Azubi, eh, Polizeischüler, zusammen – der hat es doch tatsächlich gewagt, in Überschreitung seiner Kompetenzen Meiers persönliche Post zu öffnen; und weil Kriminaler Meier sich wg. voraussichtlichem Ungemachs seiner Frau, sollte die das spitzkriegen, sich seine Pornos aufs Revier schicken lässt, wäre es ihm lieb, wenn der Stift, der nicht mal einen Namen mitbekommen hat, von der Post seine Griffel lässt. Dabei war’s doch gar kein Tittenheft, sondern “nur” ein LKA-Bericht über den Mord an einer gewissen Joggerin. Der Polizeischüler rezitiert, zum selber lesen hat Meier keine Lust, den Inhalt der Akte (und das, schon mal an dieser Stelle Entschuldigung an den wackeren Darsteller, auf herzerfrischend stammelnde und verhaspelnde Weise. Haben wir unsere Zeilen nicht ganz gelernt?) – man vermutet einen Zusammenhang mit ein paar anderen mörderischen Aktivitäten und verdächtigt einen gewissen Fritz Heston, einen zumindest in einschlägig informierten Kreisen berüchtigten Massenmörder – das allerdings will das LKA nicht an die Öffentlichkeit geben, um eine Panik zu vermeiden (hmm… als vorletztes Jahr dieser eine Serienkiller aus der Klapse entsprang und öffentlich bekannt in Berlin untertauchte, hielt sich die Panik hier in Grenzen. Na,ja, Provinz, hihi).
Wehe, wenn sie losgelassen – man soll junge Frauen doch nicht in die Nähe eines Bierkastens lassen!
Mittlerweile haben unsere jugendlichen Freunde zumindest den Platz erreicht, wo sie ihre Autos abstellen und von dem sie aus per pedes weitermarschieren (nach meiner Einschätzung der location würde sie zwar nicht wirklich ernstlich viel daran hindern, auch den Rest des Weges zu fahren, aber vielleicht ist das auch ‘ne Einstellungsfrage – will man campen, muss man auch hiken). Michael und Lisa, die sich die ganze Fahrt über auf dem Rücksitz vergnügt haben (zumindest sehen das Till und Wolfgang so) nutzen die Gelegenheit, um einen kurzen Abstecher zu machen und ein wenig romantisch zu werden (zu den allergrößten Talenten in Bezug auf “überzeugend ausdrucksstarke Dialoge murmeln” würde ich die beiden auch nicht zählen, again, sorry for that). Im Unterholz kraucht eine Gestalt und beobachtet die beiden…
Meier hat sich zwischenzeitlich per e-mail Hestons Akte bestellt und ist entgeistert, dass der Download schlappe fünfzig Minuten dauert (okay, es ist eine Modem-Verbindung, trotzdem muss das eine Hammer-Akte sein… oder dieses Polizeirevier ist der stolze Besitzer meines alten 9600er-Modems). Meier, Typ jähzorniger Schimpfwortgebraucher, wird in letzter Sekunde daran gehindert, den Download zwecks eines wütenden Protestanrufs bei wem-auch-immer abzubrechen (also noch nicht mal eine eigene Datenleitung… unserer Polizei geht’s technisch wirklich nicht gut). Also gehen Meier und Azubi erst mal Kaffee trinken.
Im Wald haben unsere Freund inzwischen die Lichtung erreicht, auf der sie ihre Zelte aufschlagen, den Kasten Detmolder Pils bereitstellen und den Grill anschmeißen. Wofür natürlich die Herren der Schöpfung zuständig sind, während sich das Weibsvolk zum gepflegten Vorsaufen zusammensetzt. Immerhin regt sich bei Christa das schlechte Gewissen, hier auf der faulen Haut zu sitzen, während die Freunde schwer schuften müssen, aber Julia verweist darauf, dass man es letztes Jahr gerade umgekehrt gehandhabt habe (man erlaube mir ein gesundes Vorurteil, aber die Frau, die freiwillig und unfallfrei einen Grill befeuert und ein Zelt aufbaut, während gleichzeitig ein Mann anwesend ist, muss meines Erachtens noch gezüchtet werden). Christa kann sich jedenfalls nicht mehr ansehen, wie sich Michael (offenbar mit eher überschaubarem Erfolg) als Grillmeister probiert und löst ihn ab, was der nutzt, um sich sofort mit Lisa in die Büsche zu verabschieden (an was anderes denken die wirklich nicht… wir wissen ja, wieweit man in Horrorfilmen gemeinhin kommt, wenn man immer nur Sex im Kopf hat).
„Du Schuft! Ich hab dir schon mal gesagt, du sollst deine Yoga-Übungen nicht ohne mich machen! Ich verlasse dich!!“
Wie jeder psychopathische Killer, der eingetragenes Mitglied im Jason-Voorhees-Fanclub ist, fühlt sich Fritz Heston (eh, falls ich jetzt gerade eine für Euch schockierende Überraschung ausgeplaudert habe… es war nicht mit Absicht, glaub’ ich) durch kopulierende Aktivitäten in SEINEM Wald empfindlich gestört und pfählt die beiden Sexsüchtigen mit seinem Holzstock (also, die übermenschliche Power von Michael und Jason hat er schon mal – mit einem bloßen Holzstock nicht nur einen, sondern gleich ZWEI Menschen auf einmal zu durchboren… Respekt, der Junge hat seine Stunden in der Muckibude gut genutzt) – womit darüber hinaus auch geklärt wäre, dass der Streifen für Gorefreunde unergiebig bleiben wird, ein splattriger Geräuscheffekt ist alles, was aufgefahren wird (ich finde das angesichts der Ergüsse der oben genannten deutschen Indie-Filmer schon wieder sympathisch).
Till hat inzwischen die Herrschaft über den Grill übernommen und ein paar Bratwürste fertiggebrutzelt (da krieg ich richtig Hunger) – seine lautstarke “Essen ist fertig”-Bekundung findet nicht das Wohlgefallen Wolfgangs, der dadurch nämlich die Radio-Nachrichten und ganz besonders das Ergebnis der Bielefelder Arminia nicht mitbekommen hat (hm, angesichts des Entstehungsdatums des Films würde ich sagen – er hat nicht viel verpasst… und bevor jemand meine gegenwärtige Berliner Residenz zu einem “Hertha steht auf’m Abstiegsplatz”-Spott nutzt: Meine Schadenfreude könnt’ kaum größer sein, wenn’s die Hertha erwischt, höhö). Julia quatscht mit Till und in der wenig eleganten Methode eines Kurzfilms, der dafür nicht wahnsinnig viel Zeit hat, verrät uns Till, dass er unangenehme Erinnerungen an die Ecke hier hegt, weil er da einen Unfall mit einigen Toten gebaut hat – “Ich lebe, sie sind alle tot, das ist nicht fair!” Ein hehres Ansinnen, Till ein wenig dramatischen Tiefgang mit auf den Weg zu geben, aber die überwältigende Emotionalität, in der dies dargeboten wird, raubt dieser Enthüllung doch ein ganz klein wenig der Wirkung… (und ich glaube, ich trete niemandem zu nahe, wenn ich vermute, dass das eine mehr oder wenige subtile Anspielung auf I Know What You Did Last Summer sein dürfte).
Till Z. aus B. verstand bei der letzten Wandertour den Rat ´Stütz dich doch auf einen Stock´ leider grundfalsch.
Wolfgang, schon leicht angetütelt und willig, seinen Freunden tierisch auf die Nüsse zu gehen, beschließt trotz Christas Protest (“stör sie nicht!”) nach den abgängigen Michael und Lisa zu sehen. Wohl in der Befürchtung, dass Wolfi, wenn er Michael beim Rammeln unterbricht, heftig eine auf die Kauleiste beziehen könnte, eilt Christa ihrem Liebling hinterher, was Till und Julia so was von überhaupt nicht interessiert.
Meier und sein Gehülfe rekapitulieren dieweil anhand der endlich fertig runtergeladenen Heston-Akte dessen erstaunliche killende Karriere – bereits im zarten Alter von sieben Jahren habe der Schuft zwei Zehnjährige umgenietet (na ja, in dem Alter hat Michael Myers ja auch angefangen).
Christa irrt indes durch die Wälder und hört auf einmal Wolfgangs letzte Worte, die mit einem recht unmissverständlichen “aaargh” enden. Christa ahnt übles und nach einer zappeligen Handkamera-Blair Witch-Gedächtnis-Sequenz findet sie auch den kopfüber aufgehängten Wolfi, dem der böse Fritz die Kehle durchgeschnitten hat. “Neeeein! Waruuuum?” kreischt Christa auf die Knie sinkend (und ich weiß, man soll nicht über Darsteller lästern, die nicht ihr Geld mit Schauspielerei verdienen, sondern das aus Spaß an der Freud’ betreiben, aber dabei musste ich dann doch mächtig grinsen). Das “Warum” würde ihr Fritz mit dem irren Blick in seinem blutbesudelten Mantel gerne persönlich auseinanderlegen – Christa nimmt doch lieber die Beine in die Hand und der Killer stiefelt mordlustig hinterher.
Im Polizeirevier staunen Meier und Lehrling über die weiteren dokumentierten Machenschaften unseres Mörders – dem gelang aus dem Heim, in das man ihn nach seinen ersten Schandtaten eingeliefert wurde, die Flucht in die Wälder, metzelte zwei Polizisten nieder und konnte erst nach zweiwöchiger Intensivsuche von vier Hundertschaften wieder arrestiert werden, wobei er noch einem Cop die Nase und einem anderen einen Finger abbiss (Mahlzeit, und übrigens, Shocker anyone?) Diese kleine Nettigkeit am Rande führte dazu, dass Fritzchen von den wütenden Kollegen der Bissopfer zünftig verprügelt wurde (hm, das ist nun wieder Natural Born Killers, oder?). Eh, und falls Ihr glauben solltet, wir würden von diesen Events tatsächlich Bilder sehen, erinnere ich schamhaft daran, dass wir es mit einer No-Budget-Produktion zu tun haben. Man erzählt uns das.
Als nächstes kommen wir in den Genuss einer Parallelmontage. Einerseits rast Christa panisch durch die Wälder, verfolgt von Fischers Fritz, andererseits kommt es am Grill zu zarten romantischen Anbandelungsversuchen von Julia und Till. Till ist allerdings superschüchtern und mag sich nicht recht küssen lassen (weil er hat noch nie… würde ihn eigentlich zum “final boy” prädestinieren). Gerade als es dann doch passieren soll, stolpert die kreischende Christa ins Camp – stolpern ist gut, denn das tut sie über eine herumliegende Bierflasche (und schon wieder was gelernt: darum sollten geleerte Bierflaschen sofort zurück in den Kasten wandern) und schlägt hin, was ihr allerdings das Leben rettet, da der von Fritz in bester Speerwerfermanier (uh-oh, jetzt erinnere ich mich glatt wieder an Killer Spiele, dem blödesten Slasher aller Zeiten) geschleuderte angespitzte Spazierstock nun nicht sie, sondern den bedauernswerten Till plättet. Während Julia das mit angemessenem Entsetzen quält, versucht Christa, in der Tradition sämtlicher Horror-Heroinen der Filmgeschichte (Frauen lernen ersichtlich *nie* dazu) dem Killer per Rückwärts-Kriechgang zu entkommen (zum Glück für sie ist wenigstens keine Treppe da, remember Swimming Pool – Der Tod feiert mit. Es gelingt ihr, einer Grillzange habhaft zu werden und die Fritz irgendwohin zu stechen (leider kann ich’s nicht präzisieren). Fritz revanchiert sich mit einer harten Linken, die Christa ins Land der Träume schickt.
Nicht mal mehr in der Pama ist man vor den aufdringlichen Jugendlichen, die einem die Windschutzscheibe putzen wollen, sicher.
Die Vertreter von Law & Order sind in des *immer noch* am Lesen des umfangreichen Vorstrafenregisters unseres killenden Wahnsinnigen. So erfahren wir, dass extra für Fritz eine völlig neue Stufe der Sicherheitsverwahrung erfunden wurde, die aber (und hier versichert sich der Streifen seiner Realismus-Punkte) nicht knorke genug war, um zu verhindern, dass Fritz bei einem Feueralarm stiften ging, dabei drei Wärter umbrachte und seitdem in den Teutoburger Wäldern vermutet wird. Meier hängt sofort der Verschwörungstheoretiker erfreuenden These an, dass es den powers-that-be der Ist-Zustand ganz recht ist, alle Nase lang ein paar Tote, dafür aber keinen Ärger mit Unterbringung etc., klingt nach einem für alle Beteiligten vorteilhaften Arrangement (halt diejenigen ausgenommen, die Fritz vor seinen angespitzten Stock laufen, aber man kann’s halt nicht allen Recht machen).
Überraschendes indes im Wald – Fritz hat Christa offenbar ungeschändet- und -ermorderterweise liegen lassen und sich in die Büsche zurückgezogen. Christa beweist, das man klassische Slasher-Floskeln nicht auf jede Gelegenheit übertragen kann: “Wir müssen raus hier”, klingt irgendwie etwas doof, wenn man es im Freien grölt (“wir müssen hier weg” wäre da m.E. etwas sinniger). Julia aber hat Angst und traut sich nicht (kann ja gerne warten, bis Fritz zurückkommt…). Christa entdeckt ihre Heldengene: “Ich lasse nicht zu, dass ein Perverser meiner besten Freundin etwas antut!” (Hm, “Perverser” ist eine etwas konservative Bezeichnung für einen fröhlich metzelnden Massenmörder). So motiviert, lässt sich Julia auf das Unterfangen ein, zum Auto zu flüchten. Von dort werden per Handy die Bullen angerufen, deren lapidare Antwort auf die hysterischen Bekundungen, mehr oder weniger gerade gekillt zu werden, sicherlich jeden Menschen in Notlage optimistisch und vertrauensvoll stimmen wird: “Wir haben schon so was vermutet.” Das möchte man doch von den Freunden und Helfern in dieser Situation hören! Auch Fritz meldet sich zurück, umkreist das Fahrzeug und pflückt den Reservekanister aus dem Kofferraum (darum sollte man den Kofferraum *immer* abschließen!). Julia kreischt sich die Seele aus dem Leib und Fritz beginnt damit, das Auto großzügig mit Sprit zu übergießen. Christa schlägt intelligenterweise vor, das Fahrzeug zu verlassen, weil die Überlebensaussichten im Wald mit in die Hand genommenen Laufstelzen doch besser sein sollten als im brennenden Auto. In letzter Sekunde gelingt es ihr, die total hysterische Julia zur Umsetzung dieses Plans zu veranlassen – da das Budget schwerlich erlaubte, ein echtes (und ziemlich neues) Auto in die Luft zu jagen, erwecken irgendwie niedliche Flammen-CGIs den Eindruck, das Auto würde zu brennen beginnen, die CGI-Explosion, die Julia und Christa zu Boden schleudert, ist dagegen schon erträglich.
Endlich enthüllt: was Kriminalbeamte wirklich in ihren Schreibtischschubladen haben!
Meier wird der Notruf aus dem Wald zugetragen. “Den schnappen wir uns!” In Meier ist der Schimanski erwacht, er greift sich seine Knarre aus der Schublade, in der auch die Tittenhefte liegen, und macht sich mit seinem Gehilfen auf den Weg (auf die Idee, darüber hinaus Verstärkung mitzunehmen, kommt er, besonders angesichts der von ihm gerade durchgeackerten erbaulichen Lebensgeschichte des Fritz H. leider nicht; und dass sein Polizeischüler ihm im Fall des Falles eine echte Hilfe sein könnte, wage ich mal wieder ganz leicht anzuzweifeln).
Julia hat sich in Folge der Autoexplosion das Bein verletzt, wird aber von der heroischen Christa notverbunden und zurück zum Camping-Lager geschleppt, wo Christa hofft, Offensivbewaffnung zu finden (das allerdings außer dem putzigen Taschenmesser, das sie aus den Camp-Beständen popelt, nichts irgendwie, eh, gefährlicheres zu finden ist… Hm, na ja, in Scary Movie wurde ja auch zur Banane gegriffen). Fritz legt sich erstens im nächsten Busch auf die Lauer und zweitens Pfeil und Bogen an – da er aber nicht Beschützer von Witwen und Waisen, sondern eher dafür zuständig ist, dass Witwen und Waisen überhaupt entstehen, jagt er Julia einen Pfeil durch die Schulter (der Effekt ist simpel, aber er funktioniert). Das ist nun endgültig des Guten zuviel für Christa – mit gezücktem Messer stürmt sie auf Fritz los, der abwehrbereit seinen Stock hebt… dramatische Weißblende.
Nach einem Weilchen rappelt sich Julia wieder auf und, mangels sichtbarer Aktivitäten des Killers oder ihrer Freundin, wankt auf das entsprechende Gebüsch zu. Da liegen beide reglos da – Christas Stirn ziert ein dekoratives Loch. Fritze ist zwar schwer angeschlagen und bewegungsunfähig, aber noch nicht im Killerhimmel. Doch dafür kann und soll nach Julias Ansicht gesorgt werden: “Du hast alle meine Freunde getötet,” stellt sie zutreffend fest und übergießt Fritz mit Grillanzünder (und damit man merkt, dass ich wirklich eine perverse alte Drecksau bin – zunächst hatte ich ernsthaft vermutet, er würde angepisst… das kann nur an den vielen schlechten Filmen liegen…) Fritz ahnt zwar übles, kann aber nix tun, er wird zum Serienkiller-à-la-Flambée (hier feiern die putzigen Digitaleffekte fröhliche Urständ).
Noch mehr Enthüllungen – die Arbeitsbedingunen eines B-Movie-Reviewers: ´Und wenn du nicht SOFORT ein positives Review schreibst, gibt´s mit der ganz groben Kelle!!´
Wir entsinnen uns – eigentlich wollten doch auch Meier und sein Lehrling noch ins Geschehen eingreifen. Tja, da die Bielefelder Polizei ihre Kommissare scheinbar nur mit ungewarteten Dienstfahrzeugen ausrüstet, stehen die tapferen Gesetzeshüter pannengepeinigt in der Pampa und stieren ihrer Karre ratlos unter die Motorhaube. Gehilfenschüler dreht sich um, als Julia dazustößt und ringt sich zu einem herzlichen “Hallo” durch. Doch darauf zieht Julia eine wilde Grimasse, lässt einen Kampfschrei los und stürzt sich mit angespitztem Stock auf die Polizisten…
Bewertung
In einer Zeit, in der deutsche Independent- und Amateurfilmer ihre Einfallslosigkeit und technische Inkompetenz gerne mal (bzw. überwiegend) mit selbstzweckhaften Sudel-Gore-Einlagen zweifelhafter Qualität tarnen (um dann folgerichtigerweise bei der entsprechenden Fanklientel abgefeiert zu werden) und sich dann noch zunehmend erdreisten, ihre Machwerke in abendfüllende Länge zu strecken, kommt einem ein kleiner Streifen wie Teutokill 2, der im Gegensatz zu vielen seiner Konkurrenten eben nicht in Kübeln von Kunstblut und mehr oder weniger überzeugenden Eingeweiden ertrinkt, schon wie eine kleine Offenbarung vor.
Was nicht heißt, dass dieser sympathisch kurze Slasher ein perfekter Film wäre, nachdem sich jeder Genrefreund die Finger abschlecken und der umgehend auf der Einkaufsliste eines jeden nach Qualitätsware hungerndem Horrorliebhaber erscheinen müsste, denn dafür hat der Streifen doch zu viele und zu deutlich sichtbare Schwächen, aber, im Gegensatz zu manch anderem Rivalen aus deutschen Landen – der Film sieht, und das ist schon mal ein Riesenkompliment, nach professioneller Machart aus (im Klartext – Teutokill 2 wirkt erheblich mehr nach “echtem Film”, als Joseph Lai es bewerkstelligen könnte, täte sein Leben davon abhängen).
Aber wollen wir mal das übliche Format unserer Analyse einhalten und beginnen demzufolge beim Script. Okay, what did you expect (warum mir die Rechtschreibkorrektur von Works für “expect“ ständig “Expest“ vorschlägt…. Jaja, richtig schreiben gelernt von Microsoft)? Es ist ein Teenieslasher und der braucht nun mal per Definition kein Drehbuch, das über “schaffe deinen Cast an massakrierbarem Jungvolk zur gewählten Location und harre dann der Dinge, die da kommen mögen” hinausgeht (obwohl es natürlich prinzipiell vorzuziehen wäre, wenn auch Slasherfilme sich um ein paar grundsätzliche Dinge wie ein intelligentes Drehbuch, interessante Drehungen und Wendungen und clevere Dialoge kümmern würde anstatt nur ums Setup seiner Mordszenen – darum stach ein Scream auch so aus der breiten Masse heraus, obwohl der Film bei weitem nicht die Revolution des Genres war, als die er heute oft hingestellt wird). Viel mehr tut auch das Buch von Teutokill 2 nicht – die Teens fahren in die Wälder, hauen sich bis dahin ein paar Scream- und I Know What You Did Last Summer-Referenzen als Charakterbackground um die Ohren. Die Insider-Jokes (wenn ich auch die Anspielungen auf Shocker u.a. richtig verstehe, sind zwar durchaus treffend, aber wirken ein wenig aufgesetzt (manche mehr, manche weniger) – ein gravierendes Problem des Streifens ist natürlich der “Parallelplot”, in dem uns die Vergangenheit von Fritz Heston durch den Polizeibericht vermittelt wird – es ist halt grundsätzlich recht wenig kinematisch, wenn ein Charakter ein paar Seiten vorliest; natürlich im Rahmen eines Kurzfilms ohne Budget kaum anders zu bewerkstelligen, wenn man nicht nur auf voiceovers und Textcrawls zurückgreifen muss. Das Problem wurde auch erkannt, indem diese intensive Exposition in verdaulichere Happen aufgeteilt wurde. Trotzdem bremsen diese Szenen das Tempo des Films mächtig ein.
Wo der Film punkten kann, das ist die professionelle Machart – die Kameraführung ist zwar statisch, aber im Gegensatz zu Signore D‘Amato, dem auch während seines ganzen Lebens niemand erzählt hat, dass man eine Kamera auch schwenken kann, sind die Einstellungen hier solide gewählt – auch wenn die Kamera sich nicht bewegt, so wechselt sie doch innerhalb einer Einstellung doch mehrfach die Position und die Perspektive – so lange der Film also on location im Wald bleibt (und das ganze Setup hergestellt ist, was aber erfreulicherweise nicht lange dauert), entfaltet er durchaus eine gewisse Dynamik und visuelle Energie, was durch die gute, ich wiederhole mich, professionelle Schnittarbeit unterstrichen wird
Wie schon gesagt – Teutokill 2 ist nichts für Effektliebhaber – der Streifen, der sichtlich um parodistische Wirkung bemüht ist, versucht, seine Spannung nicht aus vordergründigen Tricks zu beziehen. Kunstvolle Todesszenarien à la Friday the 13th gibt’s nicht zu bewundern, an Splattereffekten gibt’s eine nicht wirklich spektakuläre durchgeschnittene Kehle und zwei technisch schlichte, aber recht wirkungsvolle “Durchbohr”-Effekte (ich schätze, mit FSK 16 würde der Streifen locker durchgehen) und die Computergrafiken, die fürs Feuer eingesetzt werden, regen auf den ersten Blick erst mal die Lachmuskeln an (das brennende Auto und der abfackelnde Killer werden sicher nicht mal Albert Pyuns Filmwerks-FX-Crew beeindrucken), aber bei einer No-Budget-Produktion können wir sicher nicht die gleichen Maßstäbe anlegen wie bei einem professionellen kommerziellen Produkt – und dafür ist die “Explosion” schon wieder ganz anständig geglückt.
Lobend erwähnen darf und muss man die Musik – neben zwei netten Fun-Punk-Stücken für Vor- bzw. Abspann wird ein treibender Drum’n’Bass-Score geboten, der gut passt.
Kommen wir zu dem Teil, der kritisiert werden muss, auch wenn ich’s in Fällen wie diesen nicht gern tun – die Schauspielerei. Nun sind die Dialoge sowieso einer der Schwachpunkte des Films, sie sind mir etwas zu prätentiös und unnatürlich, und die Darsteller zeigen sich im nuancierten Umgang mit diesem auch leicht überfordert; da ist wenig “Spiel”, da ist viel “auswendig gelernt” und mit etwa der gleichen Inbrunst vorgetragen, mit der unsereins früher als Schüler “Die Glocke” rezitiert hat. Das gilt leider sowohl für “on-screen” vorgetragene Dialoge als auch für die voiceovers. Aber wer wird den Stab brechen wollen, wenn, wie schon weiter oben gesagt, wir’s nicht mit Leuten zu tun haben, die damit ernstlich ihren Lebensunterhalt bestreiten wollen, sondern denen es um den Spaß an der Sache geht, und den haben sie sichtlich. Mein besonderer Freund ist dabei Lars Senne als Kommissar Meier, der übertreibt, bis die Schwarte kracht (aber er muss in den Polizei-Szenen auch für zwei spielen), und auch Karola Wehmeyer als Christa hält sich redlich.
Teutokill 2 gibt’s als DVD-R (Kontakt über kunst-duenger.net. Der geneigte Konsument erhält eine hübsch aufgemachten Jewel-Case, der Rohling itself beinhaltet den 30-minütigen Film in einem schönen Letterbox-Transfer, der in Punkto Bildqualität Lichtjahre über so manchem rivalisierenden Semiamateurprodukt steht, als Zugabe gibt’s ein paar Fotos vom Dreh und den nett selbstironischen Trailer.
Teutokill 2 ist, und damit kommen wir langsam zum Fazit, keine Splattergranate, kein Gore-Großereignis und will das auch nicht sein, was mir, wie gesagt, sehr sympathisch ist. Dass der Streifen nicht vollständig geglückt ist, ist auch nichts, woraus ich seinen Machern einen Strick drehen möchte (wir alle gehen ja ins Kino und in die Videothek und wissen, was man uns mit purer kommerzieller Absicht vorzusetzen wagt) – er ist charmant kurz, hat einen netten parodistischen (wenn auch nicht hundertprozentig funktionierenden) Ansatz, ist stellenweise funny as heck (wenn vielleicht auch nicht ausschließlich aus den ursächlich hierfür gedachten Gründen) und daher durchaus als kleiner Snak zwischendurch für eine bierselige Trash-Horror-Runde geeignet – die Schwächen in der Struktur, bei den Dialogen und in der darstellerischen Umsetzung sind durchaus dazu angetan, sich auch darüber zu amüsieren. Was aber auf jeden Fall anzumerken ist: die Beteiligten vor allem hinter der Kamera haben was auf dem Kasten, vor allem was Kamera und Schnitt angeht – ich hätte keine Bedenken, mir von diesem Team wieder mal einen Film anzusehen. Ein kleiner Indie-Bonus ist in die Bewertung eingerechnet – I´ve seen much worse, und die meisten schlimmeren Filme waren durchaus mal zum Geldverdienen gedacht…
UPDATE – UPDATE:
Zu den Reaktionen auf den Film und die Bedingungen am Dreh ein paar Anmerkungen vom Regisseur himself – Thorsten Lehmkühler speaks:
Mensch,das nen ich mal ne schöne Kritik an Teutokill 2. Wenn ich da an die Kritken der Lokalpresse denke, unvergessen war da die Frage im Uniradio nach der Aussage des Film. Aussage ?? Im Kino jagt eine aussageloser Schema F Film den nächsten,aber so ein „künstlerisches“ Freizeitprojekt muss eine wichtige Aussage zur Gesellschaft, der Rolle der Frau und dem Irakkrieg im Angebot haben. Da wird halt gleich ein Drama ala „Gegen die Wand“erwartet und es gibt kein Verständnis aufgrund von Zeit, Geld, Erfahrungsfaktoren klein anzufangen und sich dem simple Teenieslashen zu widmen…
Die andere Fraktion sagte so Sachen wie „Scream ist spannender“ oder „die Explosion sah nicht echt aus“ oder “ das hätte man besser so machen müssen…+aufwendigste drehbeschreibung“, sah aber auch keine Geld und Zeitaspekte,die auch entscheidend sind. Ein Setting (Wald), 7 Darsteller und fertig !
Zu den bemängelten schauspielerischen Fähigkeiten: schön wäre eine gewisse Hobbytheater-, Schultheater- oder sonstwas Erfahrung gewesen… aber die Umstände. Als Kriterium galt „Alter, Geschlecht“ und das entscheidene: IST DIE PERSON FAULER STUDENT,ARBEITSLOS,KOMPLETT BEZIEHUNGSLOS UND HAT EINE GANZE WOCHE VON 9.00-18.00 ZEIT ???
Tja,als Regisseur ohne Namen muss man leider so arbeiten und die Kronen der Schauspielkunst (Fritz) gleich selbst übernehmen, weil leider niemand Bock hat 5 Tage verdreckt im Wald rumzustehen und gelegentlich zu Schreien und Speere zu schwingen.
Dennoch gab es Probleme: Hauptdarstellerin erkrankte im Vorfeld und musste durch Regieassistenz Carola (Dame mit schwarzen Haaren) ersetzt werden. Schauspieler X sagte am Drehtag 10min vor dem Treffen ab und deshalb musste Kameramann Jochen auf einmal den Wolfgang spielen… Meine Lieblinge sind die beiden Polizisten, vor allem „Brüller“ Lars, der schön zum verhaspelnden Polizeischüler Ruben passt.
Die Gesamtkosten müssen wohl irgendwo zwischen 250-400 EURO liegen,je nachdem ob man die Handykosten des Regiesseurs mitrechnet. Am teuersten waren vor allem die 2 DVCAM Kassetten (pro Stück 40 EURO !), die Verpflegung am Camp (umsonst, Schauspieler wollen immer alles umsonst haben…) und die Leihkosten für das Supertonmikro inklusive Tonarm und fetten Windschutz.
(c) 2004 Dr. Acula
BOMBEN-Skala: 7
BIER-Skala: 5
Review verfasst am: 01.04.2004