Teuflische Begegnung

 
  • Deutscher Titel: Teuflische Begegnung
  • Original-Titel: Malevolent
  •  
  • Regie: John Terlesky
  • Land: USA
  • Jahr: 2002
  • Darsteller:

    Lou Diamond Phillips (Jack Lucas), Edoardo Bellerini (Oliver Chadwicke), Kari Wuhrer (Jessica Tarrant), Gwen McGee (Det. Carla Gifford), Carmen Argenziano (Warren Lucas), Iva Hasperger (Sandy), Steven Bauer (Captain Pruitt), Rex Ryon (Sgt. Joe Dexter), David Reivers (Det. Bressler), Guy Ecker (Det. Voss), Jack McGee (Eddie)


Vorwort

Ein Glückskind ist er gerade nicht, Detectiv Jack Lucas von der Mordkommission – vor zwei Jahren wurde seine Mutter ermordet, der Täter nie gefasst, vor ein paar Monaten sein Partner posthum der Zusammenarbeit mit einer gefährlichen Asiaten-Gang überführt, weswegen Jack die Internal-Affairs-Abteilung immer noch im Nacken sitzt, und jetzt wird ihm auch noch die Wumme geklaut; dabei hatte Olli, der freundliche junge Herr, ihm als Ausgleich für ein Beinahe-Überfahren nur in Jacks Stammpinte vermeintlich nur einen Drink spendiert… als Jack auf dem Kneipenklo wieder zu sich kommt, ist nicht nur der Schießprügel, sondern auch Jacks (praktischerweise mit Blutspuren ob eines kleinen Malheurs mit dem Whiskeyglas versehenes) Taschentuch, Kuli und eine ausgerissene Hemdtasche weg. Torfnase Jack will offenbar nicht zum Gespött des Reviers werden, meldet den Verlust nicht, sondern strengt auf eigene Faust Ermittlungen an. Die bringen ihn immerhin auf die Spur von Jessica Tarrant, einer Strip-Tänzerin, die Olli im Gespräch als seine Ex, die er gerne bei nächstbester Gelegenheit umbringen würde, ausgegeben hat. Jessica kennt Olli nur zu gut als psychotischen Stalker, der sie seit Monaten belästigt, kann aber über genauen Namen und Aufenthaltsort keine Informationen beisteuern. Dumm das, denn Olli verfolgt einen perfiden Plan; er bricht bei Jacks persönlichem internen Ermittler Dexter ein, diktiert dem eine Jack belastende Neufassung seines Berichts und knallt ihm dann mit Jacks Kanone eine Kugel durch die Rübe, nicht ohne daran zu denken, noch das ein oder andere Jack zurechenbare Souvenir am Tatort zu hinterlassen. Jack, der weiß, dass spätestens mit Vorliegen der Laborergebnisse alle Beweise auf ihn deuten werden, wagt es nicht, seine Kollegen ins Vertrauen zu ziehen, sondern versucht, Jessica, die er als nächstes Opfer des Psychopathen ausgemacht hat, zu schützen. Klappt beinahe, jedenfalls beißt nicht sie, sondern ihre Freundin und Mitbewohnerin Sandy als nächstes ins Gras. Jack vermutet, dass Olli ihn sich nicht zufällig als Sündenbock ausgesucht hat, sondern irgendeine Verbindung zwischen ihm und dem Wahnsinnigen bestehen muss. Der Zufall hilft ihm weiter – eine von Ollis Schauspielschulkameradinnen, die erneut in Eddies Bar auftaucht, kann ihn identifizieren. Jack verhaftet Olli, der ihm gegenüber den Mord an Dexter auch zugibt, nicht mehr jedoch natürlich im Verhör, wo ihm sogar das Kunststück gelingt, den Lügendetektor zu überlisten. Olli wird nicht nur freigelassen, sondern erreicht auch Jacks Suspendierung – eine Stunde bleibt ihm noch, um seine Unschuld zu beweisen und Olli dingfest zu machen…


Inhalt

„Teuflische Begegnung“ hält zumindest mal einen Rekord – es ist der bislang im Einkauf für mich billigste Film auf diesen heiligen Seiten, ohne Versandkosten musste ich für diese DVD umgerechnet doch stolze 0,67 Cent (nein, ich habe mich nicht verschrieben. Ich meine Cent. Eurocent. Für eine offiziell lizenzierte Veröffentlichung mit Amaray und allem Drum und Dran) hinblättern. Das sind dann auch Regionen, in denen selbst notorisch klamme Pleitegeier schon mal einen Schuss ins Blaue abgeben und auf gut Glück zuschlagen können – selbst wenn der Film der allerletzte schimmelige Hüttenkäse wäre, müsste man der Investition keine Krokodilstränen nachweinen.

Um so erfreulicher ist es dann, wenn sich das corpus delicti zu allgemeiner Überraschung als durchaus brauchbarer Film entpuppt, und das obwohl ausgerechnet Cinetel, eine der zahlreichen Billigproduktionsschmieden aus dem Umfeld des umtrieben (aber in den letzten Jahren bekanntlich nicht mehr sonderlich qualitäts- oder wenigstens funorientierten) Jim Wynorski dafür zuständig ist – womit dann auch geklärt wäre, das alles, was entfernt danach riecht, als könnte es Geld gekostet haben, nicht auf dem Cinetel-Mist gewachsen ist (dazu dann später mehr). Dass „Teuflische Begegnung“ was taugt, ist sicherlich auch Verdienst des Drehbuchs (obwohl es seine Schwächen hat, und die größte freilich ist, dass es einem routinierten Bullen wie Jack Lucas nicht einfällt, den Verlust seiner Dienstwaffe zu rapportieren) – immerhin wurde das auch nicht von völlig talentlosen Nasenbären verfasst, sondern von zwei Autoren, die – was die Größe ihrer Filme angeht – schon bessere Zeiten erlebt haben. Dennis Shryack erdachte immerhin Clint Eastwoods „Pale Rider“, das Chuck-Norris-Vehikel „Hero“ und den Tom-Hanks-Erfolg „Scott und Huutsch“, während Kollege Peter Bellwood sowohl den ersten (guten) als auch den zweiten (nach Fertigstellung geschändeten) „Highlander“ auf dem Gewissen hat, summa summarum also Leute, die filmischen Erfolg nicht nur vom Hörensagen kennen und die man nicht unbedingt auf der Rechnung hat, wenn’s um schnell dahingeschluderte Ausreden für Drehbücher geht, die ein Ultra-Low-Budget-Studio mal für eine Handvoll Dollar eben an drei Wochenenden verfilmt.

Sicherlich laboriert die Geschichte an dem bereits erwähnten Grundmakel, aber wenn wir eben als gegeben annehmen, dass Jack aus persönlichen Gründen niemand ins Vertrauen ziehen will (das Script wirft uns da sogar eine Hilfskonstruktion hin, wonach er sich persönlich von seinem früheren Partner hintergangen fühlte und deswegen die Sache lieber solo und ohne offizielles Aufhebens regeln will), rollt die Story durchaus als gut geöltes Uhrwerk dahin und reitet seine Hauptfigur mit Wonne immer tiefer in die Exkremente, wenn Olli mit dem armen Jack Katz & Maus spielt, ihm Insider-Informationen zuspielt und es immer schwieriger bis hin zu rein unmöglich macht, mit sauberer Weste wieder aus der ganzen Angelegenheit herauszukommen. Ja, es stimmt, Olli ist als Gegenspieler fast etwas *zu* omnipotent, aber mit gutem Willen kann man vieles erklären – er ist nach Script-Willen ein guter Schauspieler und kann sich „tarnen“, er kann den Lügendetektortest bestehen (den er selbst verlangt hat), weil er sich vermutlich darauf vorbereitet hat, und den Haken, dass Jessica eigentlich keine Verbindung zu seinem eigenen Racheplan hat (außer im Scriptsinne Jack eine love interest zu verpassen) und damit das ganze set-up ein wenig auf Zufälligkeit beruht, kann man auch akzeptieren, wenn man das informed attribute, Olli wäre einfach ein brillanter Geist, der sich ob der glücklichen Fügung des Schicksals, das ihm eine zufällige Begegnung mit Jack geschenkt hat, in Sekundenschnelle einen raffinierten Plan zur Vernichtung des Feindes ausdenkt, schluckt; es gibt größere, erfolgreichere und mit haufenweise Megastars besetzte Blockbuster, die die suspension of disbelief ärger strapazieren.

Zusammenfassend kann man jedenfalls ohne Gewissensnöte sagen, dass die Story – für ein B-Movie und speziell eins aus der Cinetel-Werkstatt – verhältnismäßig clever ist, auf Basis seiner Prämisse keine gravierenden Plotholes aufweist (allerdings eins etwas säuerlich aufstoßendes im Schlussakt, der nur funktioniert, weil Jessica blöde genug ist, in der Nachbarswohnung, in der Jack sie versteckt – er hat den Schlüssel, weil er dort die Katzen versorgt -, ans Telefon zu gehen; die eigentliche Mieterin ruft daraufhin natürlich bei Jack an und in dessen Wohnung sucht Olli gerade nach Jessica) und sich insgesamt überraschend, hm, wie soll man’s ausdrücken, un-B-Movie-mäßig entwickelt, d.h. es gibt einen logischen Grund dafür, dass Jack trotz der Indizien zunächst weiter vor sich hin ermitteln kann, weil Olli nicht an den Tatorten nicht gerade „Jack war hier, haha“-Botschaften hinterlässt, sondern eben Spuren, die erst nach eingehender und zeitaufwendiger Untersuchung auf ihn zeigen (eingedenk der Tatsache, dass ein solcher „Jack war’s“-Zettel Ollis Plan insofern zuwiderlaufen würde, als everyone and his stupid brother dann darauf kommen würden, dass man Jack die Morde nur sehr offensichtlich anhängen will). Jacks Charakter wird speziell durch eine halbwegs elegant eingebaute Charakterszene mit seinem Vater definiert, die nicht nur sein Trauma, sondern auch seine Sturheit erklärt, wohingegen Ollis Motivation erst im Schlussakt (und interessanterweise *wieder* durch eine Szene mit Jack und seinem Vater) aufgelöst wird; man mag es für wenig spannungsförderlich halten, dass es für den Zuschauer kaum echte Hinweise auf den Antrieb des Psychopathen gibt und damit seine Aktionen auf den ersten Blick etwas zufällig wirken (weil wir eben die Verbindung zwischen Jack und Olli erst nach einiger Zeit angedeutet bekommen), aber dabei zuzusehen, wie sich die Schlinge um Jacks Hals immer weiter zuzieht und die Frage, wie er da wieder rauskommen will, ist mir jedenfalls spannend genug.

Inszeniert wird der ganze Spaß von John Terlesky, dem man nach Werken wie „Das Pandora Projekt“ oder „Chain of Command“ nicht unbedingt Großtaten zutrauen würde, hier aber einen ziemlich guten Job abliefert. „Teuflische Begegnung“ sieht *fast* nach richtigem Kino aus und auf jeden Fall deutlich sorgfältiger gewerkelt als die üblichen run-of-the-mill-Stock-Footage-Orgien von Phoenician oder Royal Oaks. Terlesky widersteht auch der Versuchung, aus dem Film ein late-night-Kabelsender-kompatibles selbstzweckhaftes Sex-und-Action-Stück zu machen, sondern zieht die Spannungsschraube langsam, allmählich, aber deutlich spürbar zum Schlussakt hin an, frei von spekulativen Gewaltexzessen und Softsexszenen, wie man sie bei einer Produktion wie dieser (speziell wenn Kari Wuhrer mitspielt) erwarten könnte. Das ist alles sehr seriös und speziell im Schnitt-Bereich sogar mit ein wenig verve gearbeitet; manch Rezensent hält „Teuflische Begegnung“ für schlecht geschnitten, aber es ist keine handwerkliche Unfähigkeit, sondern Stilmittel, dass speziell dialogintensive Szenen durch rasche, harte Perspektivwechsel aufgelockert und so deutlich dynamischer gestaltet werden, ein Gimmick, das ich persönlich, obwohl es der „NYPD Blue“/“CSI“-TV-Schule entstammt, durchaus für gangbar halte.

Eingerahmt wird die Geschichte von zwei großen Actionszenen, und hier schimmert die alte Cinetel-Tradition durch, sich stock footage aus richtig großen Kinoproduktionen zu bedienen (immerhin allerdings wird ausnahmsweise sogar mal im Abspann aufgeklärt, woher das Material stammt). Die Verfolgungsjagd zu Filmbeginn stammt aus dem Chow-Yun-Fat-Streifen „The Corruptor“, für den Showdown hat man sich beim Seagal-Vehikel „Zum Töten freigegeben“ bedient (aufmerksame Hinkucker können Seagal sogar erkennen). Ist man aber von der Story ausreichend eingenommen, fallen einem die kleinen Ungereimtheiten (dass die Fahrzeuge aus dem neuen Material mit den eigenen Darstellern *nicht ganz* mit denen aus den Action-Einlagen übereinstimmen) nicht wirklich auf (aber schlampig ist es schon, wenn man doch deutlich sehen *kann*, dass z.B. in Jacks Kalesche in den „Leihszenen“ zwei Typen und einer davon verdächtig Seagal-ähnlich sitzen und nicht nur einer).

Große Härten (außer einem knackigen Kopfschuss) sind nicht zu verzeichnen, Kari Wuhrer behält ihre weitgehend Klamotten an (und mittlerweile bin ich fast geneigt anzunehmen, dass Wuhrers Ruf ihr unberechtigterweise vorauseilt – mindestens in den letzten vier Wuhrer-Filmen, die ich gesehen habe, blieb sie bekleidet. Tsk), bietet aber wie auch Iva Hasperger wenigstens den ein oder anderen „exotischen Tanz“.

Ich werde auf meine alten Tagen nicht mehr der ganz große Freund der thespischen Kunst von Lou Diamond Phillips werden – irgendwie kommt mir der Bursche *IMMER* so vor, als würde er mit angezogener Handbremse spielen und nicht sein ganzes Können in die Waagschale werfen; dass man für eine B-Produktion wie „Teuflische Begegnung“ nicht alles gibt, mag man ja einerseits verstehen, andererseits empfiehlt man sich so auch nicht wirklich für ein Comeback (weswegen er heutzutage auch SciFi-Channel-Kram wie den von mir noch dringlich zu besprechenden „Alien Express“ zu spielen hat und einen, ausnahmsweise mal wirklich couragierten Gastauftritt in „Psych“ schon als Highlight zählen muss). Dazu macht ihm das Casting einen Strich durch die Rechnung bzw. eine nicht für notwendig gehaltene Drehbuch-Umschreibung – Phillips als Halb-Iren (!) zu kaufen, dazu gehört schon einiges an goodwill… Kari Wuhrer („Arac Attack“, Berserker – Hell’s Warrior, „Anaconda“) schlägt sich recht wacker, der mir bislang gänzlich unbekannte Edoardo Ballerini („24“, „The Sopranos“, „Terminator: The Sarah Conner Cronicles“) gibt, obwohl ein Milchbubi vor dem Herrn, einen stellenweise recht beängstigend berechnend-durchgeknallten Psychopathen ab. In weiteren Rollen erleben wir Gwen McGee („Wishmaster 2“, solide als Jacks neue Partnerin), Carmen Argenziano (Momentum, „Stargate SG-1“, „CSI: NY“, „Red Scorpion“, zwei prägnante Auftritte als Jacks Vater), Steven Bauer („Scarface“, „Traffic“, okay als geplagter Polizeicaptain) und Jack McGee (Air Rage, als Barkeeper Eddie).

Bildqualität: Die DVD aus dem Hause Laser Paradise kommt mit einem durchaus überzeugenden anamorphen 1.85:1-Widescreen-Transfer ohne Aussetzer, Defekte oder Störungen. Detail- und Kantenschärfe bewegen sich im gut durchschnittlichen Bereich, ebenso Kontrast und Kompression. Ich werde mich bei dem von mir gezahlten Preis nicht beschweren… Für Sparstrümpfe wie den Doc gibt’s den Streifen auch in einem 3er-DVD-Set unter dem schönen Titel „Don’t Trust Anyone“ im Pack mit „The Swap“ und „Heartless“.

Tonqualität: Neben der von mir nicht ausgetesteten deutshcen Sprachfassung in Dolby 2.0, 5.1 und dts gibt’s auch den englischen O-Ton in Dolby 2.0, der recht druckvoll klingt und einen ausgewogenen Mix zwischen klar verständlichem Dialogton und Musik/Soundeffekten bietet. Deutsche Untertitel finden sich ebenfalls an, liegen aber teilweise fürchterlich neben der Spur („B-Movie“ wird als „play-Film“ übersetzt und ein „fait accompli“ als „fettes compli“. Argh!).

Extras: Neben einer ausführlichen Trailershow (inkl. dem Trailer auf „Teuflische Begegnung“) gibt’s Filmographien für Phillips, Wuhrer, Ballerini und Terlesky.

Fazit: Der englische Sprachraum kennt eine schöne Metapher für Filme wie „Teuflische Begegnung“: „perfectly servicable“. D.h. obschon man keine gesteigerten Wege in Kauf nehmen sollte, um unbedingt und zu jedem Preis an eine Ausgabe dieses Films heranzukommen, kann er im Rahmen seiner Möglichkeiten voll überzeugen – es ist ein kleiner, bescheidener Thriller, der niemandem schlaflose Nächte bescheren wird und der ganz gewiss nicht für die Ewigkeit ist, aber, einmal im Player angekommen, neunzig Minuten gut und solide spannend unterhält. Das Script ist akzeptabel, die Regieleistung ansprechend, die schauspielerischen Leistungen nicht durch die Bank umwerfend, aber allemal gehobener B-Durchschnitt – wesentlich mehr, als ich von einer Cinetel-Produktion unter der Regie von John Terlesky erwartet hätte, und summa summarum angenehmes Futter für düstere Mittwoch-Abende. Prädikat: absolut brauchbar.

3/5
(c) 2009 Dr. Acula


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