Terror Train

 
  • Deutscher Titel: Terror Train
  • Original-Titel: Terror Train
  • Alternative Titel: Monster im Nachtexpress | Todesparty 3 |
  • Regie: Roger Spottiswoode
  • Land: USA/Kanada
  • Jahr: 1980
  • Darsteller:

    Jamie Lee Curtis (Alana Maxwell), Ben Johnson (Crane), Hart Bochner (Doc), David Copperfield (Ken, der Magier), Derek McKinnon (Kenny Hampson), Sandee Currie (Mitchy), Timothy Webber (Mo), Anthony Sherwood (Jackson)


Vorwort

Zu Silvester ist es bei den Mitgliedern der College-Verbindung Sigma Phi Usus, eine große Party zu feiern und die „Neulinge“ dazu zu verdonnern, quasi als Initation, eine gepflegte Nummer mit einer Kommilittonin (uff, richtig buchstabiert? Glaub ich nich…) zu schieben. Doc, practical joker der Vereinigung, spielt dem schüchternen Kenny einen fiesen Streich. Unter dem Vorwand, niemand anderes als die heissbegehrte Alana möchte es jetzt und auf der Stelle mit ihm treiben, wird der arme Kenny direktemang in die Arme einer im Bett auf ihn wartenden Leiche getrieben. Schon irgendwie verständlich, dass Kennys Verstand Winke-Winke macht und der Getriezte von Stund an die Annehmlichkeiten einer gut sortierten psychiatrischen Verwahrstelle in Anspruch nehmen muss…

Drei Jahre später – wieder ist’s Silvester und für die Blase um Doc, Alana, deren Boyfriend Mo usw. ist’s die letzte College-Fete. Auf Docs Initiative hat Sigma Phi einen ganzen Zug zu Partyzwecken gechartered – eine Band und ein Zauberkünstler sind engagiert und die ganze Truppe ist kostümiert. Der letztgenannte Umstand macht es einem Geheimnisvollen Unbekannten (TM) natürlich leicht, sich in die fröhliche Partygesellschaft einzuschleichen und sich ans mordende Handwerk zu machen. Natürlich hat’s der fiese Killer auf die Clique abgesehen, die seinerzeit Kenny so übel mitgespielt hat. Während sich die Abteile mit Leichen füllen (aber auch nicht mit soo vielen), versucht der alte Zugschaffner Crane die Übersicht zu bewahren und den Killer zu enttarnen…


Inhalt

So, mal wieder ’ne Bildungslücke geschlossen. „Terror Train“ ist so ziemlich der letzte aus der Welle der Ur-Slasher, die Ende der 70er/Anfang der 80er die Kinos im Gefolge von „Halloween“ heimsuchten, der sich bislang einer persönlicher Sichtung meinerseits entzogen hatte.

Der Streifen basiert auf der Schnapsidee des Produzenten Daniel Grodnik – der hatte „Halloween“ und „Trans-Amerika-Express“ gesehen hatte und meinte, es wäre doch echt super, wenn man die beiden Filme kombinieren würde (seine Frau hielt die Idee für Tinnef, aber wann hören Kerle schon mal auf die Weiber?). Mit der Verpflichtung von „Halloween“- und „Prom Night“-Star (und somit Genre-Dreh- und Angelpunkt) Jamie Lee Curtis schien man das Rezept für einen todsicheren Moneymaker in der Tasche zu haben. Ich habe ehrlich gesagt keinen Plan, ob die mit 3,5 Mio. Dollar Budget nicht gerade finanziell ärmlich ausgestattete Produktion tatsächlich den angestrebten Haufen Kohle machte (ich wage es zu bezweifeln), aber über die Jahre hinweg erarbeitete sich der Streifen immerhin einen Ruf Genre-Mitbegründer (und einer der solchen, der sogar von der seriösen Filmkritik nicht als verbrennungswürdiges Werk von geistesgestörten Psychopathen eingestuft wurde. Allein schon dieses Faktum sollte dem Genrefreund eine dezente Warnung sein).
Terrortrain3.jpg

Vom 2008er-Standpunkt aus betrachtet, ist „Terror Train“ (der übrigens von Nu Image zum Remake angedacht war. Aufgrund der erfolgreichen Welle von Folterpornohirnihorror wie „Hostel“ hat man das Projekt nunmehr allerdings, mit Thora Birch in der Hauptrolle, zum Folterflick umkonzipiert) furchtbar unoriginell – 1980 sah das halt noch ein wenig anders aus, da war das Konzept „Outsider, dem Schlimmes widerfahren ist, nimmt Rache an seinen Peinigern“ noch nicht zu Tode geritten (obwohl „Prom Night“ letztlich exakt die gleiche Plotte verfolgte. Das hätte doch zumindest Jamie Lee merken müssen… auch wenn mich der Schlag auf der Stelle treffen soll, wenn ich weiß, welche dieser beiden 1980-Produktionen eher dran war). Allerdings – selbst wenn man maximal „Halloween“ als Referenzpunkt hat, spielt sich „Terror Train“ weitgehend überraschungsfrei ab. Wir haben ein halbes Dutzend mehr oder weniger unsympathischer Teens, die vom Drehbuch nach Kräften so blöde/verantwortungslos/idiotisch/anwidernd (Zutreffendes bitte streicheln) gezeichnet werden, dass wir theoretisch im Vorgriff auf die Freddy-, Michael- und Jason-Filme der Folgezeit schon fast darauf kommen würden, den Killer anzufeuern, wenn der denn wenigstens irgendeine Personality hätte. Hat er – schon allein dadurch, dass er in wechselnden Masken mordet, was ja so etwas wie das Gimmick des Films ist, nur leider nicht ansatzweise auslotet, welche Möglichkeiten sich hierdurch, think paranoia, bieten – aber nicht (zumal das Drehbuch sogar den Aufhänger, man habe Kenny – dass der der Mörder ist, dürfte ja nicht als Spoiler durchgehen – garstig gemobbt und so in den Wahnsinn getrieben, später noch abschwächt, indem es Kenny einen früheren Mord andichtet). Dazu leidet der Film an den üblichen logistischen Problemen (wie ist Kenny aus der Anstalt gekommen, wieso „schleicht“ er sich in der Tarnung eines Studenten ein, wo er doch im Filmsinn eine absolut logische Begründung hat, im Zug zu sein?) und an einer ziemlich hanebüchenen Auflösung, die mich darin bestärkt, dass Slasher-Schreiberlinge in den 80ern allesamt einen gewissen Hang zum Crossdressen gehabt haben müsse (man erinnere sich an „Sleepaway Camp“ oder „Girls Nite Out“). Abgesehen davon hält sich der Film bereits sklavisch an die üblichen Genre-Konventionen, wenn auch langweiliger als die meisten anderen Slasherstreifen. Nichts hier, was man anderswo nicht schon dreimal und ab und an sogar deutlich besser gesehen hätte.
Terrortrain4.jpg

Roger Spottiswoode, der später mit „Mörderischer Vorsprung“ einen famosen Thriller hinlegte, aber irgendwie, trotz Publikumserfolgen wie „Scott & Huutsch“, dem Bond-Film „Der Morgen stirbt nie“ oder „The Sixth Day“ (wo er vom gefeuerten Teutonen-Export Marcus Nispel übernahm) nie ganz die Erwartungen erfüllte, die man (zumindest ich) in ihn setzte, feiert mit „Terror Train“ sein Regiedebüt. Es fällt ihm leider nichts sonderlich denkwürdiges ein, um „Terror Train“ aus dem Heer der gesichtslosen, gleichförmigen „Halloween“-Nachzieher herausstechen zu lassen. Die stalk’n’slash-Sequenzen sind langweilig (lediglich der Showdown Jamie vs. Killer ist zumindest halbwegs interessant), viel Zeit wird mit den ziemlich eindruckslosen Taschenspielerzaubertricks des jungen David Copperfield (auch, wenn die streng genommen sogar ein bisschen was mit der Story zu tun haben) und greulicher Souldisco-Mucke der Kapelle „Crime“ totgeschlagen (auch das erinnert frappiernd an „Prom Night“, wo Paul Lynch sich auch dafür entschied, anstelle zünftigem Horrors lieber in ekliger Discopampe zu schwelgen). Aus der Location „Zug“ wird wenig Gewinn geschöpft – man ist nun mal recht limitiert, wenn man sich entscheidet, 85 Prozent des Films an Bord eines Zuges spielen zu lassen; man muss sich also kreativ verausgaben, um die Begrenzungen durch die Location in einen Vorteil umzukehren. „Terror Train“ gelingt dies nicht – es macht letztlich nicht den geringsten Unterschied, ob die Plotte nun in einem abgelegenen Hotel oder einem fahrenden Zug spielt; die Zugfahrt trägt zur Geschichte nichts bei und legt Spottiswoode ganz einfach „constraints“ an, die er in dieser Phase seiner Karriere nicht durch visuelle Gizmos oder innovative Regieeinfälle kompensieren oder gar aufbrechen kann. Folge – das Geschehen plätschert in müdem Tempo vor sich hin, die (wenigen) Kills schaffen es nicht, ein wenig Spannung und Dynamik in die Geschichte zu bringen; es entwickelt sich kein „sense of urgency“, obwohl der Killer eine feste Opfer-Liste durcharbeitet (und erst im Showdown von ihr abweicht, um an sein letztes Opfer zu kommen). Nur in den allerletzten Minuten des Films gelingen Spottiswoode ein paar wenige memorable Bilder.
Terrortrain5.jpg

Stichwort Kills – die sind betont unspektakulär und größtenteils off-screen, zumeist wird uns nur das Resultat gezeigt (in Form von, soweit man das beurteilen kann, für 1980 akzeptablen Effekten). Es ist deutlich zu spüren, dass Spottiswoode versucht, das Erfolgsgeheimnis von John Carpenter nach Kräften zu kopieren – mit einem Minimum an tatsächlich gezeigter Gewalt und „Atmosphäre“ (diesem wunderbar schwammigen Kunstbegriff) ein Maximum an Wirkung zu erreichen. Klappt halt nur nicht, weil es dem Film ganz einfach am emotionalen Durchschlag von Geschichte und Charakteren mangelt (s.o.) und die Zug-Atmosphäre kaum das gewünschte klaustrophobische Feeling erreicht. Ebenso fehlt natürlich das virtuose Zusammenspiel von Kamera, Schnitt und Musik – speziell die Musik von John Mills-Cockell (er beschallte ironischerweise Paul Lynchs nächsten Slasher-Versuch „Humongous“) plärrt jeden Anflug von Spannung erfolgreich tot (die Crime-Songs habe ich ja bereits erwähnt). Nudity gibt’s in Form eines Satzes unbedeckter Brüste.
Terrortrain6.jpg

Schauspielerisch wird viel Durchschnitt geboten. Jamie Lee Curtis ist irgendwie anzusehen, dass sie sich fragt, warum sie SCHON WIEDER die gleiche Rolle spielt. Sie absolviert den Film bis auf die letzten 10 Minuten, in denen sie auch mal aktiv in die Handlung eingreifen kann, auf Automatik (und außerdem wird sie von einer 80er-Jahre-Frisur geplagt, die mich ab Halbtotale aufwärts immer wieder überlegen liess, welcher von den Jungs das nu wieder ist…). Der Western-Routinier („The Wild Bunch“, aber auch „The Getaway“, „The Town that Dreaded Sundown“, „Ruckus“, „Die rote Flut“, „Cherry 2000“) Ben Johnson müht sich redlich, aber ihm fehlt etwas die Präsenz, wie sie z.B. andere Alt-Mimen im Horrorfilm vom Schlage Donald Pleasence auszeichnet, um den Film zusammenzuhalten. Hart Bochner, der den ekligen Doc ohne Erinnerungswert runterleiert, kam später in Filmen wie „Supergirl“ und „Stirb langsam“ für kurze Zeit größer heraus, musste sich aber später dann in Dummfug wie „Urban Legends 2“ verdingen. In „Break-Up“ gab er an der Seite von Bridget Fonda und Kiefer Sutherland einen guten Fiesling ab. Derek McKinnon ist einer der langweiligsten Killer der Filmgeschichte (hat aber auch, schauspielerisch gesehen, nix zu tun, außer zweimal lächerlich den Verstand zu verlieren), Timothy Webber als Mo reißt keine Blumentöpfe aus, ist aber wenigstens nicht offensiv langweilig oder nervig – nach einer langen Tingeltour durch alle möglichen US-TV-Serien hat er nun endlich ein geregeltes Auskommen in der Anne-Heche-Comedy-Serie „Men in Trees“ gefunden. Zu erwähnen ist natürlich der bislang einzige Leinwandauftritt des Megastars unter den Illusionisten, David Copperfield. Wider Erwarten ist uns David nicht nur Special Guest, sondern hat eine richtige (und, wie gesagt, nicht völlig unnötige) Rolle. Copperfield fällt schauspielerisch nicht mal unangenehm auf, wobei ihm natürlich entgegen kommt, dass er sich quasi selbst mimen darf. Die vorgestellten Illusionen, für die sich DC sogar noch einen zusätzlichen Credit abstaubt, werden allerdings keinen Kirmeszauberer beeindrucken. In einer kleinen Nebenrolle ist übrigens die spätere Prince-Gespielin und „Action Jackson“-Co-Star Vanity zu entdecken.

Bildqualität: Mir liegt hier die MiB-Kaufhausgrabbeltisch-DVD vor und die sollte man als aufmerksamer Konsument dort vergammeln lassen, selbst zum 3-Euro-Kampfpreis. Der leicht geletterboxte 4:3-Print ist schauderhaft. Praktisch alles, was an an Negativa über einen DVD-Transfer aussagen kann, trifft auf „Terror Train“ zu. Man hat hier publisherseits offensichtlich ein extrem abgenudeltes VHS-Band unkritisch als Master hergenommen. Das Bild scheint mir speziell in den Kill- und „Splatter“-Sequenzen zusätzlich abgedunkelt zu sein (was ja durchaus dem Usus des frühen Videozeitalters entsprechen würde) und verschlechtert sich kontinuierlich über die Laufzeit – im Schlussakt kann man eigentlich gar nix mehr erkennen. Grauenhafter Kontrast, erschreckende Schärfewerte, ausgeleierte Farben. Würg. Im übrigen ist die 16er-Fassung um dreißig der „härteren“ Sekunden geschnitten. Uncut gibt’s den ganzen zweifelhaften Spaß als Hartbox von der Firma mit dem X. Ich hoffe, wer richtig teuer Geld für die große Schachtel ausgibt, kriegt wenigstens ’nen besseren Print.

Tonqualität: Das, was sich auf der Scheibe befindet, nennt sich zwar offiziell Dolby Digital 5.1, ist aber nix anderes als ein ebenso schauderhafter Upmix eines verknarzten und verrauschten Rumpeltracks Marke VHS. Nix gut.

Extras: Eine Bildergalerie und eine Trailershow, die aus EINEM ausgewählten Trailer („It Waits“) besteht.

Fazit: Man muss sich irgendwie wundern, dass der Slasherfilm mittlerweile auf eine dreißigjährige Geschichte zurückblicken kann, wenn schon die ersten Nachzieher des Carpenter-Classics (namentlich also Krams wie „Prom Night“, „Terror Train“, „He Knows You’re Alone“) dermaßen uninspiriert runtergekurbelt wurden. Ob man’s nun positiv sehen willen oder nicht – erst dadurch, dass sich weitere Slasher-Epigonen wie „Freitag der 13.“ vom „Halloween“-Konzept (also Atmosphäre, wenig Gewalt, reine Spannung) hin zu kreativen Kills und exzessiven Gewaltdarstellungen wurde dem Genre „das Leben eingehaucht“; Kreativität innerhalb des Slasherfilms lässt sich halt am ehesten über Kills, Splatter und Gore erreichen. „Terror Train“ ist nicht ganz so öde wie „Prom Night“ und „He Knows You’re Alone“, aber langweilig genug, um selbst einen sonnigen Sonntagnachmittag in graue Tristesse zu verwandeln. Einzig für Komplettisten wirklich interessant…

2/5
(c) 2008 Dr. Acula


mm
Subscribe
Benachrichtige mich zu:
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments