- Deutscher Titel: Tequila Express
- Original-Titel: Tequila Express
- Regie: David Starr
- Land: USA
- Jahr: 2003
- Darsteller:
Christopher Atkins (David Manny), Anthony Azizi (Gregory Adams), Anne Jensen (Alice Jeffries), Jesse Borja (Hank), Paul Hyett (Salbador), Tane McClure (Diane)
Vorwort
Ein seltenes Erfolgserlebnis für die Drogenfahndung – die DEA-Agenten um David Manny und dessen Kumpel Hank nehmen nicht nur eine beachtliche Fuhre Rauschgift, sondern auch den Drogenboss Mr. Hang hops. Freut Gouverneur Jeffries, der eine enthusiastische und wählerstimmenversprechende Pressekonferenz abgeben kann. Im Lager der asiatisch-mexikanischen Drogenhandelsgenossenschaft wird die Sache naturgemäß weniger fröhlich gesehen. Da trifft es sich günstig, dass des Govs zwar volljähriges, aber fürchterlich unselbständiges Tochterherz Alice heimlich in Mexiko zu urlauben gedenkt. Nach ein paar lauschigen Tagen des Abhängens und Flirtens werden Alice und ihre Freundin Carmen unter einer fingierten Drogenanklage festgenommen. Salbador, mit der mexikanischen Polizei im Bund, wünscht als Gegenleistung für unversehrte Rückkehr des Politikerkindchens die Freilassung seines Bundesgenossen Hang. Der glückliche Zufall will es nicht nur so, dass des Gouverneurs Berater Adams ein vorzüglicher Martial Artist ist, sondern auch, dass praktisch jeder in Mexiko ein Undercover-DEA-Agent ist, der nur auf eine günstige Gelegenheit wartet, Salbador ans Zeug zu flicken. So ist Danny z.B. als Hotel-Sicherheitsmann tätig und sogar Salbadors Freundin Diane ist in Wahrheit eine Agentin. Während Adams nach anfänglichen Mißverständnissen Dannys gesamte Einheit rekrutiert, entdeckt Diane die mittlerweile auf Salbadors Hacienda verfrachtete Alice – ihr Befreiungsversuch scheitert allerdings schmählich. Die Kavallerie in Form von Adams, Danny & Co. verhindert schlimmeres wie z.B. eine zünftige Vergewaltigung – schnell sind Diane und Alice befreit, doch der schwierige Part steht unseren wackeren Helden, deren Fluchtauto in der heißen Wüstensonne schnell verröchelt (diese Hummer- Geländepanzer werden überschätzt), noch bevor – die Flucht über die Grenze durch Salbadors Gebiet…
Inhalt
Hach, es gibt sie noch, die unterbelichteten fünftklassigen DTV-Actionfilmchen, gegen die sich jeder handelsübliche Phoenician-Klopper wie Grosses Kino (TM) ausnimmt. „Tequila Express“, geschrieben, produziert und inszeniert von Multi-Untalent David Starr lässt sogar auf camp getrimmten Güteklassetrash wie „The Third Society“ nach FILM aussehen.
Ausnahmslos alles an „Tequila Express“ ist schlecht. Und zwar sehr, sehr schlecht. Das fängt schon beim selten hirnlosen Script an. Beleuchten wir nur mal ein paar der Punkte, die mir beim mehr oder minder entspannten Filmkucken so die Kinnlade auf Bodenhöhe krachen liessen, dass ich miri, entgegen meiner Gewohnheit beim Anschauen von für Kurztests vorgesehenen Filmen, Notizen auf der Rückseite des Bestellzettels für meine neue Küche kritzeln musste. Die 22-jährige, mithin selbst nach den rigidsten US-Gesetzen volljährige Tochter muss ihren Daddy um Erlaubnis fragen, um in die Ferien fahren zu können? Meine Güte, in dem Alter hat die durchschnittliche Bush-Tochter schon drei Knaststrafen wegen öffentlichen Saufens. Dann fragt sie also ihren Dad, bekommt offenbar auch die Genehmigung, verkündet aber eine Szene später, „heimlich“ zu fahren und vom Urlaubsort aus Adams, dem Gov-Berater, ’ne Karte zu schicken? Hä? Außerdem – eine hübsche 22-jährige Blondine, die im Urlaub mit einem ungefähr doppelt so alten Glatzkopf flirtet? Glglglglgl…
Dann die Herren Bösewichter – die sind auf vielfältige Weise Umstandskrämer. Per komplizierter (pffrz) Erpressung haben die sich der Mithilfe von Alices Freundin versichert. Um Alice aber die Drogen unterzujubeln, bedienen sie sich wiederum eines asiatischen Zimmermädchens… einer der Schritte ist dann ja wohl überflüssig. Gleichfalls fraglich – wieso überhaupt der Terz mit den untergeschobenen Drogen und der Verhaftung? Kann Salbador Alice nicht gleich „direkt“ entführen und den Gouverneur erpressen (zumal Alice eh nach einem Tag im Knast dazu gezwungen wird, ein gefälschtes Entlassungsformular zu unterschreiben und auf Salbadors Hacienda gebracht wird)? Aber warum einfach, wenn’s auch kompliziert geht. Dagegen kann ich ja fast noch akzeptieren, dass fast jeder Ami in Mexiko DEA-Undercoveragent ist. Extrem dämlich ist auch der Showdown – die Bösewichter legen den Helden einen Hinterhalt, den aber in einem Gebäude, in dem früher Petroleum verarbeitet wurde, das deshalb explosionsgefährdet ist UND IN DEM DARUM NICHT GESCHOSSEN WERDEN DARF!? Mein Gott, das darf doch alles nicht wahr sein.
Kein Wunder, dass dann auch die Dialoge zum Schreien doof sind und die gruselige deutsche Synchronisation dem ganzen Treiben noch die Narrenkappe aufsetzt (derart lustlos heruntergenudelt und unpassend besetzt muss man das erst mal hinbekommen). Der nicht wirklich unterschwellige Rassismus, der aus Mexikanern durch die Bank verachtenswertes Kriminellengesindel macht, dass von den edlen Yankees ausgemerzt werden muss, ist für einen Film aktuellen Datums auch ziemlich unerfreulich.
Naja, es ist ja nicht so, dass hier eine tolle Filmperle vor die Scriptsau geworfen würde, der Film ist auch technisch lahm. David Starr inszeniert den Streifen nicht gerade öde, aber auch furchtbar uninspiriert. Die Kameraführung ist langweilig, die Martial-Arts-Stunts unaufregend, größere Actionszenen können aus Budgetgründen nicht gezeigt werden (der spektakulärste Shoot-out vollzieht sich nach fünf Minuten, danach gibt’s nur noch ein paar halbwegs erträgliche Schlägereien) – das teuerste Requisit dürfte der Hummer- Geländewagen gewesen sein (und der muss dann auch gleich ’ne Doppelrolle spielen) und wenn drehbuchgemäß zum Showdown ein ganzes Gebäude gesprengt wird, reicht’s in der bildhaften Umsetzung grade mal für eine laue Pyro-Zündung in einem Tunneleingang. Woah. Wenigstens hält der Kameramann sein Objektiv richtig rum…
Ein paar exploitative „Women-in-prison“-Elemente mit zarter Frauenfolter-Andeutung (wo ist Bethmann, wenn man ihn braucht und schiebt eine Uncut-Fassung in der Hartbox nach?) und eine Fast-Vergewaltigung mit nackten Tatsachen helfen dem Film genausowenig weiter wie der hanebüchene Zensurschnitt des Schlußkampfes zwischen Danny und dem Chief Henchman der Gegenseite (der sich in der hiesigen Schnittfassung wie folgt abspielt: Henchman kämpft mit Adams, Danny kommt zu Hilfe, Adams latscht ins Freie, Danny folgt ihm – wie Danny den Henchman besiegt? Ich hab doch keinen Schimmer…).
Auf die Nerven geht mit zunehmender Laufzeit auch der Soundtrack, eingespielt von einer Kapelle mit dem lauschigen Namen „Cover This!“, dessen großer „Höhepunkt“ eine selten luschig hingerotzte Coverversion des alten Tanzstandards „Tequila“ ist. Seufz.
Na, da freut einen doch auch, dass auch die Schauspieler echte Nasenbären sind und das schließt den nominellen Star der Plotte mit ein. Christopher Atkins (schwamm einst nackig mit Brooke Shields durch „Die blaue Lagune“) ist als schlagkräftiger Actionhero nun nicht gerade meine erste Wahl. Er wirkt deplaziert, besonders im Kreise der anderen Agenten-Helden, die zwar alles andere als schauspielerische Kronleuchter sind, aber zumindest (bis auf den fetten „Billy“, der sich aber auch gleich vom erstbesten Bad-Guy- Henchman ein Messer in den Wanst rammen lässt) die notwendige physische Präsenz mitbringen. Anne Jensen sieht als Alice unschuldig-nett genug aus und muss sonst nicht großartig spielen, ziemlich peinlich ist die Performance von Tane McClure (80er- Jahre-Horrorstarlet und danach Softcore-Star; außerdem steuerte sie drei Songs zum „Terminator“-Soundtrack bei), die nun wirklich auch nicht überzeugend kicken kann (dafür aber ziemlich große Actionszenen hat) und der man auch sagen sollte, das nicht jede 43-jährige Frau im Minirock rumlaufen sollte (und im Gesicht sieht man ihr die Jahre auch an – zumindest sollte man dann auf close-ups verzichten…)
Bildqualität: Cascarde Films, die uns diesen Streifen ans Herz legen, sind eine Unterabteilung von Goldlight Films, und jenes Label ist normalerweise in der Hardcore- Porn-Branche zugange. Naja, eine Ausweitung des Betriebsfeldes hat noch keinem geschadet. Der Film wird in passablem Vollbildformat präsentiert, dass sich hinter Budgetveröffentlichungen von LP oder Best keinesfalls verstecken muss. Gute Farben, solide Detail- und Kantenschärfe, passabler Kontrast, der Kompression geht allerdings in den Action-Szenen doch die Puste aus, da wird’s dann recht pixelig.
Tonqualität: Mehr als deutschen Dolby-Stereo-Ton (2.0) gibt’s nicht. Der ist zweckmäßig, aber nicht aufregend.
Extras: Cascarde erfindet die DVD völlig neu – anstelle überschätzter Luxusfeatures wie einem sogenannten „Menü“ erfreut uns Cascarde mit tollen Großartigkeiten wie „Auto Run“ und „Auto Repeat“. Klartext: Dem Konsumenten wird jegliche Fernbedienungshandlung abgenommen. Der Film startet, sobald eingelegt, und beginnt nach Ende des Nachspanns sofort wieder von vorn (immerhin hat man den Film aber tatsächlich gechaptered). Die auf dem Cover versprochene Slideshow ist bei derlei Mastering leider nicht mehr unterzubringen gewesen (awwwww…).
Fazit: „Tequila Express“ ist mal wieder ein echter Grützefilm, der für echte Trashfanatiker, denen’s wirklich vor nix graust, eine Überlegung wert ist. Aber auch nur für die, denn der Streifen saugt wirklich in jeder Beziehung – Drehbuch, Schauspiel, Umsetzung, Aufwand, das alles ist schlicht und ergreifend gar nix. Ein Film für ein Publikum, dem ein viertklassiger PM-Film zu aufwendig oder zu professionell ist…
1/5
(c) 2005 Dr. Acula