Teenage Zombies

 
  • Original-Titel: Teenage Zombies
  •  
  • Regie: Jerry Warren
  • Land: USA
  • Jahr: 1959
  • Darsteller:

    Don Sullivan (Regg), Katherine Victor (Dr. Myra), Steve Conte (Whorf), J.L.D. Morrison (Brandt), Brianne Murphy (Pam), Paul Pepper (Skip), Mitzie Albertson (Julie), Jay Hawk (Morrie), Mike Concannon (Sheriff), Nan Green (Dotty), Don Neeley (Major Coleman), Chuck Niles (Ivan)


Vorwort

Unbeschwertes Teenagerleben an der Küste… Regg und seine Freunde sind primär mit Wasserskilaufen beschäftigt, schließlich hat Regg ein selbstgetunetes Motorboot. Zum heutigen Ausflug ans Meer kann Morrie leider nicht mit, denn der „muss“ mit seiner Freundin Dotty zum Reiten. Also auf Pferden, jetzt. Newa. Regg gelobt, den Kumpel später von den Stallungen abzuholen, damit man abends noch einen drauf machen kann.

Skip, ein weitere Freund Reggs, hat von einer Insel gehört, die einige Meilen vor der Küste liegen soll, die könnte man doch mal ansteuern. Regg weiß zwar nichts von einem Eiland, aber die Suche nach dem Felsen im Meer wird allgemein, d.h. Auch von den jeweiligen Freundinnen Julie und Pam, für eine töfte Idee gehalten. Die Insel wird auch gefunden, erweist sich aber wider Erwarten nicht als unbewohnt. Eine herrische Frau treibt dort ein Rudel irgendwie… seltsam wirkender Sklavenarbeiter herum. Regg & Co. sind clever genug, das nicht weiter persönlich ausforschen zu wollen, nur leider hat ein böser böser Bursche mittlerweile ihr Boot geklaut.

Nach einer längeren Suche verfallen Regg und Skip auf die Idee, bei den Bewohnern der Insel einfach mal höflich nachzufragen. Scheißidee. Denn die Dame des Hauses und offenkundige Eiland-Herrscherin, die unseren Boys zunächst noch ganz freundlich Pepsi-Cola aufdrängt (probably most ill-fated product placement ever), macht wenig später ernst und sperrt die Burschen mit Hilfe ihres buckligen Faktotums Ivan in einen Käfig im Keller – im Nachbarkäfig sitzen schon Julie und Pam…

Morrie ist indes besorgt – von der versprochenen Abholung war weit und breit nichts zu sehen, irgendwo anderweitig aufgetaucht sind Regg und die anderen Teens aber auch nicht. Ob was passiert ist? Morrie schaltet den Sheriff ein, der auch bereit ist, eine große Suchaktion zu starten. Nur ob die arg viel bringt, wagt der Sternträger ein wenig zu bezweifeln, schließlich ist das Gebiet, in dem Morries Freunde vermißt werden, dreihundert Quadratmeilen groß und Reggs Nussschale dagegen eher klein. Morrie und Dotty entscheiden sich also dafür, selbst eine Suchaktion zu starten – mit einem, eh, geliehenen Motorboot entdecken sie tatsächlich die geheimnisvolle Insel und treffen auf seine Herrin.

Die ist wieder ausgesucht freundlich, behauptet aber, niemanden gesehen zu haben. Es komme überhaupt niemand auf die Insel. Morrie und Dotty ziehen ab, aber just, als sie ablegen, legt ein anderes Boot mit zwei irgendwie finster aussehenden Burschen an…

Selbige sind Agenten einer feindlichen Macht, und auf der Lohnliste dieses Landes steht auch unsere liebe Gastgeberin und entpuppt sich ihres Zeichens als mad scientist, die für die bösen Kommunisten (davon ist unbürokratisch auszugehen) eine neue Geheimwaffe entwickeln soll, einen Wirkstoff, der ins Grundwasser eingeleitet werden kann und aus der US-Bevölkerung willfährige Arbeitssklaven macht. Da die Organisation der Kommis infiltriert wurde und die Bösewichter nicht recht wissen, wie dicht das US-Militär an ihnen dran ist, drängt nun die Zeit – innerhalb von 6 Wochen braucht man Resultate, ansonsten werden die Kreml-Chefs doch den Plan mit der Wasserstoffbombe weiterverfolgen. Die Dokteuse meint, dass sie in der Zeit nur einen Alternativplan spruchreif bekommt – ein Gas, das den erwünschten Effekt zwar erzeugt, gegen das es aber ein Gegenmittel gibt. Man müsste darauf setzen, dass das Zeug sich schnell genug verbreitet, damit alle Amis unter seiner Wirkung stehen, bevor jemand auf die Idee kommt, es zu analysieren. Bei einem Versuchsgorilla wirkt das Gas prächtig. Und für weitere Tests hätte sie ja gerade vier frische menschliche Versuchskaninchen hereinbekommen.

Morrie und Dotty sind sich nach reiflicher Überlegung sicher, dass die Inselchefin sie eiskalt angelogen hat – es gelingt ihnen, den Sheriff zu überzeugen, mit ihnen zur Insel zu fahren…


Inhalt

Von den großen Schlock- und Schundmeistern der 50er ist einer auf diesen Seiten noch ziemlich unterrepräsentiert – Jerry Warren. Was nun hauptsächlich daran liegt, dass seine Ultra-Low-Budget-Klopper oder Schändungen mexikanischer Genrefilme mit neuem Material, oft und gerne mit John Carradine, in erster Linie sterbenslangweilig sind, dafür verbürge ich mich als Überlebender vono „The Incredible Petrified World“, den ich vor zehn Jahren ungefähr einlegte und der gefühlt heute noch läuft. Nun gilt „Teenage Zombies“ in den für gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen als so etwas wie Warrens „Meisterwerk“, und da Vinegar Syndrome mir den als quasi B-Seite zu „Revenge of the Virgins“ sowieso ins Haus schickte, kann man den Käse ja auch mal ankucken. Wie schlimm kann’s schon werden (rhetorische Frage)?

Nach der Information, dass es sich um eine Jerry-Warren-Präsentation handelt, trifft den geneigten Zuschauer schnell der zweite Schlag – die Hauptrolle spielt Don Sullivan. Als Badmovies-Veteranen erinnern wir uns, das ist der Möchtegern-Elvis, der uns bereits in Ray Kelloggs unsäglichem „The Giant Gila Monster“ schauspielender- und singenderweise auf den Zeiger ging („Laugh, Children, Laugh“, seine dreimal im Film angestimmte Weise, verursacht heute noch Albträume bei mir). Zur Beruhigung meiner Nerven und der zartbesaiteter Leser, die „Teenage Zombies“ gerade von ihrer Watchlist streichen, sei erwähnt, er singt hier cthulhuseidank nicht. Schauspielern tut er aber auch hier nicht besser (als einer der ältesten Teenager der Welt…).

„Teenage Zombies“ kann als schönes Beispiel dafür dienen, welche Abwärtsentwicklung der Horrorfilm in den USA in den 50ern genommen hatte – als „ernsthafte“ Kunstform hatte das Genre allein schon durch die Einführung des Hays-Codes seine Bedeutung verloren, da Regisseure ihr Publikum ja nicht mehr richtig mit Grausamkeiten und echtem Horror erschrecken durften; schon die Universal-Horrorfilme der 40er waren ja nur noch „lower bill“-B-Features, und die Entwicklung setzte sich in den 50ern gnadenlos fort. Das Aufkommen der Autokinos mit ihrem überwiegend jugendlichen Publikum bedingte Filme, die keine gesteigerte Aufmerksamkeitsspanne brauchten (da die Filme ja eh nur Hintergrundberieselung für gewisse anderweitige Aktivitäten der Zuschauer sein mussten), und so wurden die Storys gleichsam abstruser und simplifizierter, an die Stelle erwachsener Protagonisten traten Jugendliche, die zumindest vorgeblich nicht älter waren als diejenigen, die ihnen zusahen. Diese neuen Helden durften dann wenigstens schlauer sein als die Erwachsenen (was dadurch bewerkstelligt wurde, dass die erwachsenen Autoritätspersonen einfach nur voll doof gezeichnet wurden), mochten exzentrischen Modegeschmack haben, obskure Hobbies wie Surfen oder Hot-Rodden haben und diese neumodische Rock’n’roll-Musik hören, waren aber bei Licht betrachtet (wenn’s nicht gerade ein juvenile-delinquent-Film war) anständige Jungs und Mädels, die der Verführung durch die dunkle Seite widerstanden und letztendlich immer für den American Way of Life eintraten.

Warrens Film ist, wie gesagt, geradezu eine Blaupause für den juvenilen Drive-in-Horror. Regg, Skip & Co. sind keine „Hoodlums“, auch wenn Regg gern an seinem Motorboot schraubt, tun keiner Fliege was zu leide und gehen vermutlich auch nie bei Rot über die Straße, sind also in etwa so rebellisch wie ein Glas Milch (fettarm) – mit ihren Hobbys und Outfits „jung und wild“ genug, um als Identifikationsfiguren durchzugehen, aber, wie Douglas Adams sagen würde, „größtenteils harmlos“ und keine Gefahr für die bürgerliche Welt, die sie, ganz im Gegenteil, sogar retten, weil die Erwachsenen, soweit sie stattfinden (interessanterweise scheinen die Teens keine Eltern zu haben, die sich evtl. Sorgen machen könnten. Morrie und Dotty sind die einzigen, die sich für die Vermissten interessieren), entweder Schurken oder nur von äußerst begrenzter Kompetenz sind.

Wie so oft in Gernefilmen dieser Zeit wird die Gegenseite nie klar als Ostblock, Russland, kommunistisch bezeichnet, muss das aber nicht mal implizieren – wer sollte es sonst sein (wobei die Namen der Bösewichter, Whorf, Brandt und Myra, die, wenn ich mich recht entsinne, kein einziges Mal im Film ausgesprochen werden, alles und nichts zulassen). Ganz interessant („interessant“ im Sinne eines Jerry-Warren-Films) ist der Plan der Schufte, das amerikanische Volk in ein solches aus gehorsamen Arbeitsdrohnen zu verwandeln (es ist explizit das Ansinnen der Schurken, nicht zu viele Amerikaner zu töten, weil man sie braucht, um das Land „running“ zu halten), und keiner von der Bösenfraktion ist sonderlich begeistert von Plan B ihrer Auftraggeber, die Yankees notfalls mit H-Bomben platt zu machen („wem nützt es, ein Land zu erobern, das man auf tausende Jahre nicht betreten kann?“). Bei der plumpen Schwarz-Weiß-Malerei, mit der man zumeist in dieser Ära konfrontiert wurde, ist das schon eine recht differenzierte Herangehensweise, aber sicher keine, die Warren politisch gemeint hat – im Endeffekt sind die Experimente von Dr. Myra ja nur eine Ausrede, um vergleichsweise, eh, effekttechnisch unaufwendige „Zombies“ zu produzieren. Womit wir natürlich dann auch beim Thema wären, denn „Zombies“ im Sinne lebender Toter gibt’s hier selbstverständlich nicht, sondern nur „mind control“ (damit sind wir zwar irgendwo in der Nähe des klassischen Voodoo-Mythos, aber hier ist alles streng wissenschaftlich).

Die einzigen Make-up-Effekte werden für den buckligen Ivan und einen kurzen Blick auf die vorhergehenden fehlgeschlagenen Experimente Dr. Myras gebraucht, aber ersatzweise bekommen wir dafür einen Mann im Gorillakostüm, und das ist doch auch immer super (im Gorillakostüm steckt keiner der bekannten Affendarsteller, sondern Mitch Evans, der ein paar Jahre später für David L. Hewitt in „Gallery of Horror“ den Grafen Alucard spielen durfte).

In getreuer Warren-Tradition passiert in „Teenage Zombies“ nicht arg viel – Action ist, wie wir alle wissen, teuer zu filmen, auf jeden Fall teurer als eine Dialogsequenz, in der ein paar Leute rumstehen und dummes Zeug plappern. Erst im Finale gibt’s ein paar ausführliche Zweikampfszenen (die größtenteils daraus bestehen, dass die Beteiligten aufeinander rumrollen und sich hauen wie Kinder auf’m Spielplatz). Komischerweise ist der Streifen trotzdem nicht sonderlich langweilig – ich weiß selber nicht, warum, aber trotz seiner extremen Billigkeit (das Schurkenhauptquartier ist ganz offensichtlich ein ordinäres Wohnhaus, würde mich nicht mal überraschen, wenn’s das von Warren selbst gewesen wäre, und einige crucial scenes finden in der dortigen Küche statt, die nach Filmlogik direkt hinter der Eingangstür angesiedelt ist), aber die Sache hat irgendwie einen chilligen Charme – man amüsiert sich darüber, dass Dr. Myra auf ihrer einsamen Insel ständig in eleganten Abendkleidern rumläuft, um sich für Experimente dann einen Kittel überzuwerfen, über hysterische Filmfehler wie einen deutlich erkennbar am rechten Bildrand auf seinen Einsatz wartenden Ivan, die Teenager, die erkennbar das 30. Lebensjahr erfolgreich hinter sich gelassen haben, die himmelschreiende Dummheit aller Charaktere ob Gut oder Böse; selbst wenn sich in Sachen Plot oder Action nichts tut, ist doch praktisch immer etwas, zumeist unfreiwilliges, Amüsantes vor der Linse.

Am Ende darf dann auch noch der Gorilla etwas Amok laufen, die Freiheit der Vereinigten Staaten ist gerettet, und Morrie kann ausgelacht werden, weil er vorschlägt, jetzt doch zum Reiten zu fahren Haha!

Der von Jerry Warren persönlich zusammengestellte stock-score haut ordentlich auf die Kesselpauke (primär werden Paul Sawtell und Bert Shefter geplündert), unabhängig davon, ob Warren, der Regisseur, gerade irgendwas kesselpaukentaugliches auf Zelluloid bannt.

Die Darsteller sind… jau, es sind welche…. Don Sullivan („The Monster of Piedras Blancas“) verzichtet, wie schon gesagt, erfreulicherweise auf Sangeseinlagen, ist als 30-jähriger Teenager natürlich extrem glaubwürdig (aber tatsächlich sogar nicht der Älteste), Paul Pepper („Knight Rider“) sogar 31 (wirkt aber wenigstens etwas jünger). Brianne Murphy („Man Beast“, 26 zur Drehzeit und später gut beschäftigte TV-Kamerafrau u.a. für „Unsere kleine Farm“ und Ein Engel auf Erden“) und Mitzie Albertson (nix sonst) funktionieren halbwegs als sittengerechtes eye candy, Jay Hawk (Morrie) und Nan Green (Dotty) gehen zumindest als Teenies durch.

Wie sieht’s bei den nominell Erwachsenen aus? Katherine Victor („Frankenstein Island“, eine Art Semi-Remake, das Warren über zwanzig Jahre später auf die Beine stellte, „The Wild Wild World of Batwoman“, und nur fünf Jahre älter als Sullivan und Pepper) könnte für meinen Geschmack etwas stärker aufdrehen, Steve Conte („The Gene Autry Show“) und J.L.D. Morrison (I stand corrected – es war seine Bude, in der gedreht wurde), haben wenig, womit sie arbeiten könnten. Mike Concannon (der Sheriff) spielte drei Jahre später noch in Warrens „Terror of the Bloodhunters“). Chuck Niles, der beinahe eine Torgo-würdige Performance als Ivan hinlegt, ist hauptamtlich ein bekannter Jazz-DJ und in dieser Eigenschaft sogar Eigentümer eines Sterns auf dem Walk of Fame in Hollywood. Neben ein-zwei weiteren Warren-Filmen war er sogar in „Frühstück bei Tiffany“ zu sehen.

„Teenage Zombies“ ist von Vinegar Syndrome auf einer DVD mit „Revenge of the Virgins“ veröffentlicht worden. Auch der „Zombies“-Print (1.85:1 anamorph) ist größtenteils herausragend, es gibt ein paar kleinere Fälle von Pixelbildung, aber ansonsten ist der Print verschmutzungsfrei, kontrastreich und gestochen scharf. Der Ton ist ebenfalls absolut im grünen Bereich.

Letzten Endes bietet sich „Teenage Zombies“ für Einsteiger in die Materie Jerry Warren an – es ist ein relativ zugänglicher Streifen, handwerklich auch nicht viel schlimmer als frühe Corman-Werke, trotz der Abwesenheit eines richtigen Plots oder horribler Action ziemlich unterhaltsam; der Film kommmt einem wenigstens nicht wesentlich länger vor als die 71 Minuten, die er dauert…

© 2018 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 6


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