- Deutscher Titel: Tartarus
- Original-Titel: Tartarus
- Regie: Stefan Müller
- Land: Österreich
- Jahr: 2010
- Darsteller:
Jakob Trimm: Moritz Thate
Veith Schartl: Martin Kroissenbrunner
Mirabell Kranzler: Ines Gruber
Dr. Heinrich Kranzler: Leopold F.J. Keber
Josepha: Stefanie Kammerhofer
Kaufmann: Peter Kolb
Kellnerin: Gunde Fürpass
Hohenzinnerin: Christine Vrijs
Johanna Hohenzinner: Gwendolin Barnard
Vorwort
Da isses nun. Mein erstes Review für Badmovies.de. Nachdem ich ja schon sehr lange die Seite und ihre genialen Reviews genossen habe, und sich mit „Tartarus“ ein vielversprechender Indie-Film aus meiner steirischen Heimat geradezu anbietet besprochen zu werden, ist nun die Zeit gekommen (*bitte hier epischen Trommelwirbel einfügen*).
Tartarus lief schon Ende 2010 in ausgewählten österreichischen Kinos (wobei man die Uraufführung am 15. Oktober 2010 auf dem Indigo Filmfest in Deutschland feierte) und erscheint nun auf DVD und Bluray.
Gedreht hat man das Ganze mit einem geradezu lächerlichem Budget von 30000 € (ungefähr der Gegenwert von Cameron Diaz‘ Nagelschere am Set…), was man aufgrund des Gesehen teilweise kaum glauben kann… aber dazu später mehr.
Na dann mal ran ans Eingemachte:
Inhalt
Der Film beginnt mit einer äußerst ansehnlich gemachten SFX-Sequenz die den Flug eines ausserirdischen Vehikels Richtung Erde zeigt (und: ja, Asylum: das funktioniert hier sogar schöner mit NOCH geringerem Budget *hehe*), um uns kurz danach schnell mal in den zeitlichen Rahmen eintauchen zu lassen: Österreich – 1813.
Kurz nach der Völkerschlacht von Leipzig (wer genaueres wissen will, möge sich bitte an ne gewisse wikipedia.de wenden… bin doch nicht Herr Dr. Prof. Oberstudienrat Geschichtsprofessor… *ähm hüstel*) kehrt Veith Schartl ins steirische Pahlbach zurück. Begleitet wird er von seinem preußischen Kameraden Jakob. Während der Cast eingeblendet wird, sieht man die zwei Richtung Veiths Heimat wandern (und ist erstaunt was für geniale steirische Landschaftsaufnahmen auf Hollywood-Breitbildformat getrimmt werden können!).
Nach langem Marsch finden sich die beiden im kleinen Dorf ein und fragen halt mal vor-sichtshalber nach dem Weg. Nachdem im folgenden Dialog klar wird, dass zu dieser Zeit Leute, die in voller Uniform und bewaffnet wohl kaum „von der Alm“ kommen können (Kultfrage des Dorfbewohners: „Also Niederlage für den Neapolitaner?“), schickt man die Beiden auf den richtigen Weg (Veith sucht das Almhaus, das er geerbt hat).
Auf dem Weg macht man noch nen kurzen Stop bei Dr. Kranzler (Veith hat `ne Beinverletzung und Kranzler ist der ortsansässige Arzt, sowie anscheinend auch offiziell Zirben-Schnaps-Beauftragter des Landes Steiermark, der gern mal seinen Patienten eine kleine Spirituosen-Dröhnung gibt).
Auf der Hütte angekommen machen sich Veith und Jakob einen schönen Abend. Als sich die Zwei kurz vor dem Einschlafen nochmal über den Krieg unterhalten, merkt man das erste Mal so richtig, dass der Preuße Jakob nicht so einfach über den Krieg hinweggekommen ist (was zu einem toll geführten Dialog führt).
Screeneinblendung: 1. Tag (nun nehmen die Dinge ihren Lauf)
Jakob steht am Morgen vor der Haustür und ruft mit versteinertem Blick nach Veith, die beiden holen ihre Waffen und folgen einer Blutspur in Richtung Wald. Sie finden ein scheinbar verlassenes Zeltlager (erstmalig sieht man eine Art POV Shot eines fremden Wesens), als plötzlich die blutige Hand eines Menschen sich empor streckt. Sie bringen den schwer Verwundeten zu Dr. Kranzler, der versucht diesen zu retten.
Währenddessen ist dessen Schwester Mirabell völlig verstört. Jakob versucht sie zu trösten und erfährt, dass dieser Verletzte ein Zigeuner war und eine Frau hatte. Jakob erklärt Mirabell, dass sie keine Frau gefunden hätten. Um Jakob und Veith nicht als die „Neuen“ in Verdacht zu bringen, bietet Kranzler an die zwei zu decken und den Dorfbewohnern zu erzählen, dass er die Leiche gefunden habe.
Veith und Jakob sind wieder auf der Hütte und reden über das Erlebte, als plötzlich etwas an ihrer Tür hämmert. Sie bekommen mit, dass mehrere Kreaturen versuchen ins Haus einzudringen. (Man sieht zwar die Aliens nicht, aber die Szene ist verdammt intensiv, besonders als die zwei aus vollen Rohren aus den Fenstern ballern!)
Nachdem der Angriff vorüber ist, wagen sich beide aus dem Haus und entdecken eine Leiche sowie eine Forderung der Kreaturen (das Abbild eines weiblichen Menschen an einem Baum). Veith ist klar was die Kreaturen wollen: Frauen. Aber Jakob hält schon mal seinen Fuck-Finger in Form seines Gewehres hoch und ballert Richtung Wald und „Alien-Geräuschen“ (Und die klingen echt verdammt creepy !!!)
Blende: Jakob macht auf Rambo und geht mal ins Dorf Waffen kaufen. Währenddessen sitzt Veith beim Dorfwirt, flirtet mit der Kellnerin und schlabbert an einem Bier. Jakob kommt dazu, und als man sich gerade über Waffen unterhalten will, stürmt ein junger Dorfbewohner rein und erzählt, dass gerade das Waisenhaus abgebrannt ist (in so ´nem kleinem Schnarchdorf gibts ein Waisenhaus??? Da war wohl damals die Budgetsituation besser als heute …ähhhääämm…). Heftige Umblende: Veith und Jakob entdecken die Leichen der verbrannten Kinder vor ihrer Hütte und ehren diese nach dem ersten Schock mit einem vernünftigen Feuerbegräbnis.
Inzwischen (Achtung Screen-Einblende!): 3. Tag (ok…Tag 2 hab ich vergessen! Mea Cul-pa!)
Veith und Jakob unterhalten sich am See ob man die Kreaturen vernichten kann. Jakob ist sich sicher, dass ihre einzige Chance ist, dass die Kreaturen etwas von IHNEN wollen.
Jakob macht sich nach bester Stallone-Tradition daran seine Waffen auf „Maximum Overkill“ zu tunen.
Die Beiden kommen zum Schluss, dass man für solche Biester einen Köder braucht. Also entführt man (natürlich nur mit den besten Absichten *höhö*) die Dorf-Nutte (na so wie die redet muss sie es wohl sein 🙂 ). Leider klappt das Ganze so gar nicht wie es sollte. Das Mädel wird von den Aliens abgeschleppt, die Zwei kommen nicht nach und verlieren sie.
Blick in die Alien Höhle… Die entführte… ääähmm… Dame wird zur nächsten Brutstätte (ziemlich cool gemacht… man sieht zwar kein Alien… aber das Ganze ist super intensiv gefilmt).
6. Tag (irgendwie kommen die Tages Einblendungen zu schnell …): Jakob besucht, durch die Ereignisse sehr mitgerissen, Dr. Kranzlers Haus. Er findet aber nur Mirabell vor (man merkt inzwischen: seine „love interest“ 🙂 ).
Toller Monolog von Jakob über den Krieg. Mirabell versteht ihn und zeigt, dass sie ihn am liebsten immer bei sich hätte. Jakob kehrt zur Hütte zurück wo Veith bereits wartet. Jakob ist nun klar, dass es ein Test der Aliens ist. Veith und Jakob hielten die Aliens für Tiere. Aber die Aliens halten die Menschen für Tiere und wollten SIE testen (oder die Aliens wollten wissen ob auch ohne RTL 2 die Menschheit für jeden Scheiß zu haben ist… just some thoughts…).
Szenenwechsel: Jakob sitzt in der Hütte, als Veith eine gefesselte Frau anschleppt, um mit ihr die Aliens anzulocken. Zwischen beiden entfacht sich ein Streit, da Jakob nicht fassen kann, dass sein Freund einfach wahllos eine Frau entführt. Veith hat einen Plan um die „Viecher“ (mal ne geile Bezeichnung für blutrünstige Aliens by the way) aufzuspüren und zu vernichten. Man nehme eine Frau, einen Beutel Farbe, den man im richtigen Moment aufsticht und folge der Spur. Jakob wird etwas direkter und droht seinem Freund mit dessen sofortiger Exekution, wenn man diese Frau auch noch verliere.
Man hat also die Frau im Wald an ´nen Pfosten gebunden und wartet, mit Waffen im Anschlag, auf die bösen „Viecher“. Doch es läuft so ziemlich alles schief, was schief gehen kann (wer hätte DAS wohl gedacht?). Während die Frau von den Aliens abholbereit ge-macht wird, taucht einer der Bösewichter hinter Veith auf, zerkratzt mal eben aufs Übelste dessen Bauch, und entwischt nach ein paar gezielten Schüssen von Jakob. Dieser schafft es, nachdem er sich davon überzeugt hat, dass Veith nicht den Löffel abgibt, noch mit letzter Kraft (und Hollywood-reifem Sprung… ähmm…) den Farbbeutel aufzustechen, der zum Unterschlupf der Aliens führen soll. Er bringt Veith bei Dr. Kranzler vorbei, um dessen Wunden zu pflegen. Jakob indessen folgt, untermalt mit dramatischer Musik, der Farbspur (bärtig und mit langem Umhang…OBI WAN war Österreicher?).
Einblendung: 7. Tag
Jakob erkundet die Höhle und findet nach kurzer Zeit (und nachdem sich das Bild stilecht schwarz/weiß gefärbt hat… Ed Wood Huldigung oder was?) einen Berg von Frauenleichen. Er schafft es gerade noch sich zu verstecken, während er hilflos zuschauen muss, wie eines der Aliens eine junge Frau in seinen Klauen hält. Er „erlöst“ sie mit einem Messerstich und kann gerade noch dem tobenden Alien (der übrigens echt cool „creepy“ rüberkommt) entfliehen.
Er rennt Richtung Kranzler-Hütte. Dort glaubt er zunächst, Veith hätte all die Frauen zu den Aliens geschafft, aber nach einem längeren Gespräch kommt heraus, dass Dr. Kranzler ihnen ebenso Frauen beschafft hat. Und nicht nur das, viele Männer im Ort haben einen „Pakt“ mit den Aliens geschlossen und ihnen Frauen ausgeliefert.
Man entschließt sich aufzubrechen und die Hohenzinner (welche in der Nähe auch ein Haus haben) ebenso zu warnen bzw. zu retten.
Doch auch dort haben es sich die Aliens bereits häuslich gemacht, beziehungsweise in deren Keller. Und auch die Hohenzinner-Mutter ist bereits ein Alien-Brutkasten. Veith kommt deren Wunsch nach und befreit sie von ihrer Qual (mit einem beherzten Kopfschuss).
Alle fliehen mit der Hohenzinnern-Tochter vom Hof. Mit Fackeln bewaffnet bahnt sich die Gruppe einen Weg durch den Wald. Plötzlich eine Attacke, und sowohl die Hohenzinner-Tochter als auch Mirabell werden von den Ausserirdischen weggeschleppt. Jakob stürmt Mirabell hinterher. Doch zu spät. Aus der Dunkelheit kommt er mit ihrem toten Körper auf Veith und Kranzler zu. Jakob hat nun genug. Er befiehlt Veith alle aus dem Dorf zusammen zu rufen, um sie wach zu rütteln. Veith und Kranzler kommen der Aufforderung nach. Veith fordert die Dorfbewohner zum Widerstand auf, während Jakob Richtung Höhle läuft, um sich den Aliens im Kampf zu stellen. Während er mit einem Speer aus einem der Ausserirdischen einen leckern Spieß zubereitet, sieht man wie die Dorfbewohner bewaffnet (mit allem was der übliche Bauernhof halt so hergibt) zur Höhle laufen. Jakob schießt währenddessen aus allen Rohren, um das ausserirdische Ungeziefer los zu werden. Veith und die Dorfbewohner sind inzwischen bei der Höhle angekommen, wo Jakob schwer verletzt am Boden davor liegt, nur um kurz darauf an seinen Verletzungen zu sterben.
Finale Szene: Veith schwört die Bewohner des Dorfes auf den ultimativen Gegenschlag ein. Alle Aliens sollen vernichtet werden. Die Gemeinschaft geht bewaffnet und mit erho-benen Fackeln Richtung Höhle.
Abspann 🙂
Analyse
Aliens, die im 19. Jahrhundert in der Steiermark landen. Da kann man durchaus etwas skeptisch sein. Aber Pustekuchen! Was Stefan Müller hier gezaubert hat, ist so manchem Hollywood-Hochglanzprojekt um Lichtjahre voraus. Mit einem Budget von gerade mal 30000 €, viel Herzblut und einer enthusiastischen Crew hat der Regisseur einen Independent Film aus dem Boden gestampft, der seinesgleichen sucht!
Story:
Die „Aliens landen“-Story mag ja inzwischen einen Bart haben wie Moses, ABER: Die ist hier so genial umgesetzt, dass man immer wieder staunen muss, wie ein talentierter Regisseur aus dem Thema noch was rausholt. Interessante Wendungen, coole Charaktere und ein durch und durch stimmiger Plot (auch wenn die Love Story zwischen Jakob und Mirabell doch etwas kurz kam und ziemlich stiefmütterlich behandelt wurde).
Schauspieler:
Fast alle Akteure bringen eine überzeugende Leistung. Ausnahme vielleicht Leopold Keber als Dr. Kranzler, der seine Textzeilen doch recht holprig rüberbringt.
ABER – absolut sensationell: Moritz Thate als Jakob. Der Kerl kommt rüber wie ´ne deut-sche Version von Christian Bale! Saucoole Ausstrahlung, perfekte Mimik und eine geniale Art seine Zeilen überzeugend rüber zu bringen! Also der Mann ist absolut für Höheres bestimmt.
Bild/Ton:
Unglaublich was hier mit so wenig Kohle für ein überragender Look generiert wurde. Jedes Bild, jede Einstellung, jeder Kameraschwenk schreit geradezu „ganz großes Kino“. Und wenn wir schon bei „groß“ sind: Der Soundtrack ist sensationell! Episch, passend, szenen-dienlich. Sound-Guru Matthias Erb hat sich hier selbst übertroffen.
FAZIT:
So machen Filme Spaß! Wenn sich die Zukunft des österreichischen Independent-Film so entwickelt, muss man sich keine Sorgen machen!
(c) 2011 Oliver Hübler
BOMBEN-Skala: 2
BIER-Skala: 8
Review verfasst am: 22.12.2011