- Original-Titel: Tales of Poe
- Regie: Bart Mastronardi, Alan Rowe Kelly
- Land: USA
- Jahr: 2014
- Darsteller:
Adrienne King (Private Nurse/Queen of Dreams), Alan Rowe Kelly (Miss Lamarr/Gogo Montresor), Randy Jones (Fortunato Montresor), Brewster McCall (Marco Lechresi/Demon of Dreams), Caroline Williams (Angel of Dreams), Amy Steel (Mother of Dreams/Poetic Narrator), Desiree Gould (Nurse Maillard), Lesleh Donaldson (Eveylne/Woman in black)
Vorwort
Drei Episoden nach Motiven von Edgar Allan Poe:
„The Tell-Tale Heart“: Ein Neuzugang für die Abteilung terminal Bekloppter in der Nervenklinik findet nicht das Wohlgefallen von Evelyne, die sich mit gewisser Berechtigung für die Verrückteste der Irren hält („I ripped out the cunts of my cheating husband’s sluts!“) und diese Position auch gefälligst zu halten gedenkt. Doch die Geschichte der Neuen ist nicht von schlechten Eltern… Als Privatschwester tritt sie eine Stellung bei der alternden Stummfilmdiva Peggy Lamarr an und ist angemessen von den diversen Zeugnissen einstigen Glamours sowie von Lamarrs freimütig erzählten Geschichten aus ihrer Star-Zeit fasziniert. Und doch fühlt die Schwester sich in Anwesenheit ihrer Patientin unwohl – es ist wohl Lamarrs blindes Auge, das sie förmlich verfolgt. Die Schwester steigert sich in den Verfolgungswahn bis zur tödlichen Konsequenz hinein, sie erstickt Lamarr mit einem Kissen, zerstückelt die Leiche und versteckt sie unter den Bodendielen. Doch damit ist sie ihre Paranoia noch lange nicht los – als sie von einem jungen Cop besucht wird, der im Haus der alten Dame mal nach dem Rechten schauen will, wird sie vom Herzschlag der vermeintlich Toten heimgesucht, bis sie die Kontrolle verliert…
„The Cask“: Weinmogul Fortunato Montresor überraschts eine Freunde und Geschäftspartner damit, nach drei Jahren wilder Ehe seine Herzdame Gogo nun doch legitim vor den Traualtar zu schleppen. Auch wenn’s ein recht seltsames Paar ist, so freut man sich doch für den kranken Magnaten. Gogo wird allerdings während der Feier von einer seltsamen Kuttengestalt mit venzianischer Karnevalsmaske ins Bockshorn gejagt, doch entpuppt sich der Eindringling als Montresors alter Kumpel Marco. Irgendwie ist der ganze Hochzeitsstress aber ein wenig zu viel für Fortunato – der Herr klappt zusammen. Und wacht in seinem Bett wieder auf, ganz und gar nicht zur Freude von Gogo und Marco, die eigentlich gehofft hatten, Fortunato hätte endgültig den Löffel gereicht. Marco ist allerdings nicht wirklich ein Komplize in Gogos teuflischem Plan, sich Fortunatos Millionen anzueignen, aber nicht doof genug, um nicht längst kapiert zu haben, dass die mysteriöse Krankheit seines Freundes justament nach Beginn seiner Beziehung mit Gogo ihren Anfang nam. Naja und nun möchte Marco gerne auch von Fortunatos hoffentlich baldigem Ableben profitieren. Mit einer Überdosis seiner Medikamente soll Fortunato endgültig in die ewigen Jagdgründe befördert und anschließend unauffällig in den umfänglichen Katakomben des Montresorschen Familienschlosses eingemauert werden. Aber Fortunato ist ein zaacher Hund (wenn auch ein ziemlich jämmerlicher) und will einfach nicht abkratzen. Gogo hat die Faxen dicke, überschüttet ihn mit Benzin und zündet ihn an. Nun muss Gogo nur noch den lästigen Mitwisser beseitigen, aber während sie noch damit beschäftigt ist, Marco zu vergiften, kratzt in den Katakomben etwas von innen an der frisch gemörtelten Mauer…
„Dreams“: Eine junge Frau liegt im Krankenhaus im Sterben. Die Ärzte können nichts für sie tun. Sie versinkt in einem Traum, in der sie zunächst von einem Dämon attackiert wird, dann aber von einem Engel durch eine Fülle surrealer Welten geführt wird, ehe sie – und auch ihre Mutter – ihren Tod zu akzeptieren lernt.
Inhalt
Ich bin ja ein ziemlich großer Freund von Kickstarter bzw. Crowdfunding im Allgemeinen. In Zeiten, in denen Künstler eigentlich nur die Wahl haben, ihre Seele an einen großen Konzern zu verkaufen oder ihre Kunst im wahrsten Sinne des Wortes brotlos im Hinterzimmer zu fabrizieren, bietet das Crowdfunding-Modell Künstlern und Konsumenten Gelegenheit, bereits in der eigentlichen kreativen Phase zu kommunizieren, sich zu unterstüzten, anzuregen und so auch Projekte zu realisieren, die in der rein kommerzorientierten Welt nicht zu stemmen wären, weil der Markt dafür einfach nicht groß genug ist.
Dieweil ich primär damit beschäftigt bin, Spiele (of the not digital kind) finanzierungsmäßig mitanzuschubsen, stifte ich hin und wieder auch ein paar Kopeken für Musik- oder Filmprojekte. So lief mir denn auch „Tales of Poe“ in Form seiner Kickstarter-Kampagne über den Weg und, naja, was soll ich sagen, ein ambitionierter Indie-Film, der einige Geschichten aus der Feder des Großmeisters der klassischen Schauerliteratur neu präsentieren wollte, das interessierte mich dann doch, zumal die dahinter stehenden kreativen Köpfe Bart Mastronardi und Alan Rowe Kelly auch keine größenwahnsinnigen Amateure sind, sondern sich ihre Hörner im Indie-Horror-Bereich bereits abgestoßen und bewiesen haben, auch unter den Bedingungen des Low-Budget-Filmemachens Resultate liefern zu können.
Dabei ist Poe, wie wir alle ja aus langjähriger Erfahrung wissen, notorisch schwer adäquat zu verfilmen. Die wohl publikums- wie kritikerseits bestgelittenen Poe-Adaptionen, der Zyklus von Roger Corman in AIP-Diensten, umgingen das Problem, das Poe – wie hätte er auch gekonnt- wenig „visuell“ schrieb, sondern viel in langen Monologen seiner Protagonisten unterbrachte (ähnlich wie sein Nachfolger-in-spirit Lovecraft später), indem die vermeintlichen literarischen Vorlagen weitgehend unbeachtet am Wegesrand stehen gelassen und um Titel, einzelne Zeilen oder Motive der Poe-Werke mehr oder minder eigenständige Geschichte gestrickt wurden (so handhabten es ja auch große Künstler wie Fellini in den Außergewöhnlichen Geschichten). Man darf also gespannt sein, wie Mastronardi und Kelly mit den beschränkten Möglichkeiten von Independent-Filmern an die Herausforderung gehen.
Der geneigte Zuschauer bekommt dann einen satten Zweistünder (für Indie-Verhältnisse nun wahrhaftig episch) vorgesetzt, der drei – miteinander nicht verwobene oder auch nur durch eine Rahmenhandlung verbundene – Geschichten beinhaltet. Den Auftakt macht „Das verräterische Herz“, geradezu ein Musterbeispiel für die Schwierigkeiten, Poe zu verfilmen, spielt die Geschichte doch quasi ausschließlich im Kopf ihres langsam den Verstand verlierenden Protagonisten. Mastronardi behilft sich mit dem Kunstgriff, die Story als Flashback zu inszenieren, den die (namenlose) Protagonistin in der Klapsmühle den Mitinsassen erzählt und kann somit zumindest ansatzweise Sprachbilder der Vorlage in der Narration verwenden. Inhaltlich ist seine Adaption verhältnismäßig geradlinig; sowohl Täter als auch Opfer wechseln das Geschlecht zu weiblich, was psychologisch beim modernisierten Setting durchaus Sinn macht; neben der blanken, anlasslosen Paranoia, die Poes ursprünglichen Protagonisten „auszeichnet“, kommt bei Mastronardis Hauptfigur noch der latente Neid auf die Karriere und das spannende, erfüllte Leben der alternden Diva zurück (und macht es der Paranoia erst möglich, sich zu manifestieren – der Zusammenhang erschließt sich spätestens dann, wenn die Nurse nach der Tat bei der Konfrontation mit dem Cop versucht, die Glamour-Femme-Fatale-Persona der Ermordeten anzunehmen).
Mastronardi widersteht – bis auf das framing device der Irrenhaus-Geschichte – der Versuchung, die Geschichte künstlich aufzublähen (im Gegenteil, man hat beinahe den Eindruck, der Wahnsinn der Hauptfigur entwickle sich zu schnell). In knapp 30 Minuten ist die Nummer erzählt. Ein großes Lob geht an Hauptdarstellerin Adrienne King, die den fortschreitenden Absturz in den totalen Wahnsinn gut hinbekommt. Slasher-Freunde kennen King aus den ersten beiden „Freitag, der 13.“-Teilen. Nach ihren Auftritten dort legte sie eine längere Pause vor der Kamera ein und befasste sich mit voice acting, u.a. für Großproduktionen wie „Philadelphia“, „Wolf“, „Während du schliefst“ oder „Titanic“, setzt aber nun seit einigen Jahren ihre Kult-Horror-Credibility wieder in Low-Budget-Horrorkloppern ein. Zu Alan Rowe Kelly als Lamarr sage ich weiter unten noch was, hier ist allerdings schon zu erwähnen, dass das old-age-make-up, das man ihm ins Gesicht geklatscht hat, wirklich *gar nicht* geht und eben in keiner Sekunde anders aussieht als schlecht aufgetragenes old-age-make-up. Zerstört die Illusion recht gekonnt… Lesleh Donaldson, die die Oberbekloppte Evelyn mit ihrer Hasenpuppe „Annabel Lee“ (a-haa!) mimt, dürfte Horrorfreunden aus dem Triumvirat „Schreie der Nacht“, „Ab in die Ewigkeit“ und „Night Eyes“ bekannt vorkommen. Desiree Gould, hier die Krankenschwester in der Nervenklinik, kennt immerhin schon das „Sleepaway Camp“…
Die zweite Episode, dirigiert von Alan Rowe Kelly, befasst sich mit der allseits beliebten Geschichte um das Fässchen von Amontillado, dessen wohl schönste filmische Umsetzung Roger Corman in seiner „Trilogy of Terror“, hierzulande derzeit als Schwarze Geschichten auf DVD erhältlich, mit Vincent Price und Peter Lorre als rivalisierenden Weinkennern auf die Leinwand bannte. Kelly geht dabei recht frei mit dem Quellmaterial um (was, wie gesagt, im Kontext der Poe-Adaptionen keine Schande ist) und behandelt die Geschichte als eine Art Mischung aus kontemporär angesiedeltem „film noir“ und „morality tale“ im Sinne der alten EC-Comics. Fortunato Montresor ist hier Opfer eines schlichten Mordes aus Habgier, Gogo Montresor ist die klassische femme fatale, die dann auch noch gleich mit ihrem sich selbst aufdrängenden Komplizen aufräumt, aber, wie es dann eben bei EC so üblich ist, gedeihet unrechtes Tun nicht. Das Amontillado-Fass spielt keine Rolle, wird lediglich von Fortunato als Teil der Familien-Lore in seiner Hochzeitsrede mal kurz erwähnt, aber dafür wird zumindest fröhlich gemörtelt und gemauert, auf dass die Geschichte ihrer Vorlage zumindest in einem Aspekt gerecht wird.
Was Kellys gut 45-minütige Arbeit allerdings dem Zuschauer verleidet, ist das relativ maue Tempo (wir wissen ja alle, worauf’s hinauslaufen wird) und, da muss ich jetzt leider mal politisch unkorrekt werden, Kelly himself in der Hauptrolle der Gogo Montresor. Ja, ich hab nachgeschlagen, dass Kelly sich offensichtlich in der LGBT-Szene zuhause fühlt und das sei ihm unbenommen, aber sein (auch in seiner Filmographie ablesbarer) Hang, sich nach Möglichkeit prominent in drag selbst zu inszenieren, ist der Sache des Films – zumindest hier – eher abträglich. Wenn wir den Vergleich zu Divine ziehen, den Star praktisch aller frühen John-Waters-Filme, machte die Besetzung dort eigentlich immer Sinn; sei es, weil es die Filme als bewusster „Trash“ sich sowieso einen feuchten Furz um die Befindlichkeiten des „normalen“ Kinos scherten, sei es, weil Divine zwar allgemein bekannt ein Kerl in Frauenklamotten war, aber trotzdem immer *weiblich* aussah. Kellys IMDb-Profil zeigt zwar einige ansprechende Glamour-Shots, aber… mittlerweile ist er/sie 56 Jahre alt und, naja, auch für eine „gealterte“ femme-fatale-Rolle einfach nicht, entschuldigung, wenn man mich jetzt des body shaming für schuldig befindet, *hübsch* genug. Kelly wirkt nicht einmal mehr, s.o. *weiblich*, sondern eher wie ein schlecht frisierter Kerl. In einer Geschichte, die nicht unwesentlich darauf abstellt, dass sowohl Fortunato als auch Marco ungeheuer auf ihre Attraktivität abfahren, ist das der suspension of disbelief nicht gerade zuträglich (ehrlich gesagt – um die Nummer LGBT-interessant zu halten, wäre es cleverer gewesen, aus Gogo auch scripttechnisch einen Kerl und aus dem ganzen Setup eine schwule Hochzeit zu machen. Das wäre auch politisch brandaktuell gewesen…).
Ein Casting-Coup gelang den Machern allerdings mit der Verpflichtung von Randy Jones, dem originalen Cowboy der Village People (und der hat sich für seine 62 Lenze gut gehalten), als Fortunato (umso mehr ärgert es mich eigentlich, dass Kelly die naheliegende LGBT-Connection nicht wirklich ausgenutzt hat). Insgesamt ist „The Cask“ aber für seine Substanz deutlich zu lang – wer durchhält, wird aber zumindest mit hübsch ekligem verbrannter-Zombie-Make-up für den rachedurstigen Fortunato entschädigt…
Und dabei hatte er sich als das letzte Einhorn beworben…
Der Höhepunkt der Anthologie ist aber zweifellos Mastronardis „Dreams“, eine sort-of-Adaption eines ziemlich unbekannten Poe-Gedichts, das 1827 in seinem ersten veröffentlichten Poesieband „Tamerlane and other Poems“ veröffentlicht wurde. Aus einem Gedicht von gerade mal 34 Zeilen Länge ist es nun NOCH schwerer, einen Film zu machen als es bei Poe schon üblich ist, deswegen versucht Mastronardi nicht wirklich, das Gedicht zu verfilmen, sondern Stimmungen einzufangen, Bilder zu komponieren, die eine Traumwelt, ein Limbo zwischen Leben und Tod darstellen. Ohne Dialoge (lediglich das titelgebende Gedicht wird, verteilt über die knapp 40 Minuten Laufzeit des Segments, über die Bilder gesprochen und als I-Tüpfelchen mit einigen wenigen Lines aus dem bekannteren „A Dream Within a Dream“ garniert. Als Collage von teilweise erschreckenden, teilweise seltsamen und teilweise einfach schönen Bildern, stets passender Musik und den gelegentlichen Einsprengseln der Poe’schen Poesie ist „Dreams“ einer der bislang überzeugendsten Versuche, einen „glaubwürdigen“ surrealen Traum mit all seinen unterbewusstseinsgesteuerten Verschränkungen und Verästelungen auf Film zu bannen. Vergleichbar ist das vielleicht am ehesten noch mit den aber immer noch deutlich narrativer ausgelegten Filmen von Helene Cattet und Bruno Forzani (Amer), die Logik, cause & effect und stringentes Storytelling auch jederzeit zugunsten einer „Stimmung“ beiseite wischen würden. Neben den schon in anderen Segmenten des Films tätigen Brewster McCall und Adrienne King wirken hier u.a. Amy Steel („Freitag, der 13. – Jason kehrt zurück“, „Die Horror-Party“) und Caroline Williams („Texas Chainsaw Massacre 2“, „Stepfather 2“, „Leprechaun 3“) mit. Einen kleinen Part als Totengräber spielt Joe Zaso (Nikos the Impaler).
Generell ist „Tales of Poe“ schön fotografiert – die ersten beiden Segmente sind für Indie-Verhältnisse auch durchaus opulent ausgestattet, „Dreams“ dagegen arbeitet, wie es sich für eine Traumgeschichte auch irgendwie gehört, stellenweise mit „symbolischen“ Sets (für eine Operationsszene braucht man in dem Zusammenhang kein Krankenhaus-Set, sondern nur einen OP-Tisch und vier weiße Vorhänge). Alle drei Episoden kommen ohne inflationäres Geschmodder aus – jedes Segment hat letztlich jeweils eine stand-out-FX-Sequenz, den heftigsten Gore gibt es in der „Dreams“-Episode, wo unsere Träumerin Zeugin einer bizarren Operation, die zwei verrückte Ärzte (vom Nachspann nonchalant als Doctor Tarr und Professor Fether identifiziert) an einer anderen jungen Frau durchführen, wird, und wo’s dann mal wirklich „schön“ eklig wird.
Geschauspielert ist die ganze Nummer solide – wie und warum ich mein Problem mit Alan Rowe Kelly habe, hab ich weiter oben ausgeführt, der Rest des Casts erledigt einen ordentlichen Job, wobei überwiegend die Leute, die größere Rollen zu spielen haben, auch von erfahrenen Genrekämpen gemimt werden, die wissen, was sie tun. Neben den schon erwähnten Akteuren wirken in kleineren Parts auch noch Carl Burrows („Toxic Avenger III“) und – als Erzählerin – Debbie Rochon mit.
Die musikalische Untermalung aus der Feder von Tom Burns ist gelungen und stimmungsvoll.
Bildqualität: Mir liegt als Contributor-Perk die BluRay-Version des Films vor. Die Bildqualität (1.85:1) ist, wie sich das für eine aktuelle Produktion gehört, hochanständig. Schicker HD-Transfer mit guten Farben, guten Schärfewerten und angenehmem Kontrast.
Tonqualität: Englischer Ton (leider ohne Untertitel) in Dolby Digital 5.1. „Tales of Poe“ ist nicht der Film der Surroundanlagen-sprengenden Soundeffekte, aber der Mix ist insgesamt angenehm, wobei der Dialogton etwas lauter sein könnte.
Extras: Behind-the-Scenes-Featurette, deleted scenes, Trailer, das Pitch-Video der Kickstarter-Kampagne und das Contributor-Thanks-Video.
Fazit: “Tales of Poe” ist nicht die Neuerfindung des gothischen Schauerkinos, aber ein ehrenwerter Versuch, die klassischen Vorlagen vorsichtig zu modernisieren, ohne Poes spezifischen Stil dabei zu verlieren. Als „Adaption“ ist von den drei Segmenten sicherlich „Tell-Tale Heart“ die „werktreueste“ Episode. Mastronardi lässt die Geschichte weitgehend intakt und ändert lediglich die Geschlechter und das Setting. „The Cask“ schiebt, wie erwähnt, die Vorlage – nicht unlogischerweise – in die EC-Horror-Richtung, ist dabei aber etwas zu lang geraten (und, naja, ich hab das Alan-Rowe-Kelly-Problem ja nun mehrfach aufgeführt). „Dreams“ mag mit dem technisch zugrundeliegenden Poe-Poem nicht wahnsinnig viel zu tun haben, ist aber als Umsetzung einer Traumgeschichte, wie Poe sid sich ausgedacht haben *könnte*, ausgesprochen gelungen. Mit einer sehr guten, einer brauchbaren und einer verbesserungswürdigen Episode tickt „Tales of Poe“ letztlich bei einer guten Durchschnittswertung ein; wer ein Herz für den Indie-Horror und/oder den großen Meister des Makabren hegt, sollte nach der Anthologie Ausschau halten.
3/5
(c) 2014 Dr. Acula