Tail Sting – Der Stich des Skorpion

 
  • Deutscher Titel: Tail Sting - Der Stich des Skorpion
  • Original-Titel: Tail Sting
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  • Regie: Paul Wynne
  • Land: USA
  • Jahr: 2001
  • Darsteller:

    Christian Scott (Jack Russell), Laura Putney (Dr. Jennifer Ryan), Rick Kelly (Dr. Scott Milhouse), Gulshan Grover (Yaffi), Guy Bracco (Sudan), Tara Price (Courtney), Conroe Brooks (Omar), Dave McCracken (Mr. McCullen), George Hoth (Dr. Stewart), Joe Bonny (Security Fred), Thomas Dunn (Gunter), Kat Jensen (Coach Jan)


Vorwort

Nicht schon wieder ein „Creature Feature“, hör´ ich so manchen aufstöhnen. In der Tat, Videotheken werden derzeit von Schlangen (Boa, Snake Zone, Pythons 2), Spinnen (Spiders, Spiders II, Earth vs. the Spider), Octopi (Octopus, Octopus 2), Krokodilen (Crocodile, Crocodile 2, Blood Surf, Lake Placid), Fledermäusen (Bats) etc. geradezu heimgesucht und selbst Kinoleinwände sind nicht mehr sicher vor mörderischen Riesenviechern (Eight Legged Freaks oder „Arac Attack“ wie sich der Film auf schlecht Deutsch schimpft). Stammuser peroy (Hi!) und ich scherzten bereits über die wenigen Tierarten, die man bislang noch nicht auf uns losgelassen hat. Ich schlug Goldhamster und Pandabären vor, wurde aber von peroys souveräner Idee „Skunknophobiä klassisch ausgekontert (wir schreiben ein Drehbuch, holen uns ein 5.000-Euro-Budget und inszenieren den Reisser des Jahrhunderts). Kurz gesagt: seit den guten alten Siebzigern und filmischen Gesamtkatastrophen wie Ants, Frogs oder The Swarm haben uns nicht mehr so viele killende Vertreter der Fauna „beglückt“. Ob das irgendwie mit der jetzt auch für Low-Budget-Produzenten erschwinglichen CGI-Technologie zu tun haben kann (rhetorische Frage)?

Tja, und auch unser heutiges Beispiel, vom hochgeschätzten Kollegen Ken Begg in der letzten Ausgabe seines Video Cheese auf Jabootu schon gewürdigt, bezieht seine Existenzgrundlage aus der Anwesenheit mörderischer Mutanten aus dem Tierreich, und wie man sich aus dem nicht gerade überwältigenden Titel Tail Sting mit etwas Fantasie zusammenreimen kann, handelt es sich um Skorpione. Die sind ja schon von Haus aus „nasty little critters“, wie man so schön sagt und filmisch eher selten als Hauptdarsteller aufgetreten (wenn gleich gerne mal in prominenten Nebenrollen, wie z.B. in diesem hübschen Endzeitfilm mit George Peppard und Jan-Michael Vincent, dessen Namen mir mal wieder entfallen ist, oder auch in Oblivion.

Meine persönliche Hemmschwelle bei Creature Features ist relativ niedrig angesiedelt (was mir schon Schelte für ein vergleichsweise wohlwollendes Review für Boa eingebracht hat ;-)), kucken wir also mal, was die bösen Skorpione so schlimmes anstellen und ob das Unterhaltungswert aufweist.


Inhalt

Wir beginnen unser Opus irgendwo im australischen Outback, wo sich ein per X-Files-mässigem Insert your generic Genlabor befindet, was in einem B-Film noch selten etwas gutes bedeutet hat. Von dort aus fährt ein Kleinbus irgendwohin quer durch die Wüste, wird aber beobachtet. Der Chefbeobachter lässt zwei Motorräder materialisieren, samt Fahrern, die den Van, der die üblichen „Biohazard“-bestickerten Kisten transportiert, per Tränengasgrante anhalten. Zur Überraschung der potentiellen Hijacker zeigt sich davon aber ein (in Worten: EIN) nicht unbeding athletisch wirkender mindestens fuffzich Jahre alter Security-Heinz (actually nennt ihn das Drehbuch nicht viel weniger despektierlich „Security Fred“ recht unbeeindruckt von solchen Massnahmen, wedelt den bösen Buben mit einer Kanone im Gesicht rum und kann sie drei Sekunden später aneinandergefesselt im brennend heissen Wüstensand zurücklassen, während der Van planmässig zum Woomelang Airport weiterdüsen kann. Weiss der Geier, wo dieser Airport sein soll, aber immerhin gehen von dort Interkontinentalflüge. Fred trifft sich mit Scott Milhouse, dessen Funktion wir gleich noch näher erläutern wollen, berichtet von dem versuchten Überfall, aber auch, dass alles in Butter ist und die geheimnisvolle Fracht, die aus noch nicht näher bezeichneten „Specimen“ (was ebenfalls im B-Movie-Kontext selten etwas erfreuliches zu bedeuten hatte) besteht, „safe and sound“ ist. Scott und Fred vereinbaren über den kleinen Zwischenfall gegeüber den Doctores Ryan und Palmer, wer immer das zum jetzigen Zeitpunkt auch sein mag, Stillschweigen zu bewahren.

In der Schalterhalle des Airports hat sich währenddessen das übliche Assortment an secondary characters versammelt. Die meisten wollen nach Newark, der Flug dorthin wurde aber wegen schlechtem Wetter über New Jersey (gibt es dort anderes?) abgesagt und die freundliche Airline-Angestellte schlägt den Gestrandeten vor, einen gleich abgehenden Charterflug nach L.A. zu boarden, um dann von LAX weiter nach New Jersey zu reisen (ein schlapper 37-Stunden-Trip, auf den sich erfreulicherweise für den weiteren filmischen Fortgang der Angelegenheit die meisten der gefrusteten Reisenden einlassen).

Lernen wir also die Charaktere kennen… Scott Milhouse ist Partner von Dr. Stewart und Dr. Jennifer Ryan, ersterer ein ältlicher B-Film-Professor aus dem Lehrbuch, letztere die übliche superattraktive Superwissenschaftlerin, die gleich mal mit dem Kapitän der Chartermaschine, Captain Jack (ich verbitte mir jegliche „Iko Ikö-Zwischenrufe) Russell, aneinandergerät. Daneben hätten wir eine Gruppe von Karate Kids, die samt ihrer Trainerin auf dem Heimweg von den Weltmeisterschaften sind, den Goth-Rocker Gunter, den unsympathischen arroganten BusinessmanTM Mr. McCullen und den ängstlichen sprücheklopfenden Schwarzen Omar. Dazu gesellen sich noch eine herrische alte Schachtel, zwei (in Worten: ZWEI) Flight Attendents, Navigator George und Co-Pilot Jack (was eine kurze Airplane-mässige „Check Jack“-Sequenz auslöst). Dann hätten wir da noch die zwei Araber Jaffi und Sudan, die sich als Gepäck-Bodenpersonal in die Cargo Bay des Fliegers schleichen und von dort aus die Passagierkabine entern (ich weiss, dass es ein unerfreuliches Stereotyp ist, aber ich schrieb instinktiv „arab terrorists“ auf meinen Notizzettel – kann zu meiner Entschuldigung nur anbringen, dass ich es hier immerhin mit einem amerikanischen B-Film zu tun habe und wenn schon amerikanische A-Filme Araber de facto ausschliesslich als Terroristen featuren, erwartet man grundsätzlich von einem B-Film nix besseres).

Wir etablieren noch kurz, dass Scott und Jennifer bis vor kurzem ein Paar waren, sie ihn aber in die Wüste geschickt hat (was dem alten Knacker Stewart, der mit Sicherheit in sämtlichen Beziehungsfragen absolut mitreden kann, die Bemerkung entlockt, dass man halt tunlichst nie was mit Arbeitskollegen anfangen sollte… bin geneigt, dem nach persönlicher Erfahrung zuzustimmen).

Scott hat nicht nur das Ende der Beziehung nicht wirklich gut verkraftet (wir old-fashioned Kerle sind halt immer noch der Ansicht, dass WIR für die Sitzenlasserei zuständig sind, gell?), sondern outet sich per Gespräch übers Credit-Card-Phone des inzwischen gestarteten Fliegers als Bösmann ersten Ranges, der sich bei seinen Komplizen beschwert, warum der Überfall in der Wüste denn nicht geklappt habe. Einige unbefriedigende Auskünfte später ist sich Scott sicher, dass er die Sache (welche auch immer) selbst & allein und zwar jetzt in Angriff nehmen müsse.

Während ich mich noch zweierlei frage, nämlich a) ob kommerzielle Passagierflüge tatsächlich einfach so „Biohazard“-Gefahrgut überhaupt und wenn, dann nicht weiter gesichert, in ihren Frachtabteilen mitkutschieren und b) „Charterflug“ nicht eigentlich bedeutet, dass die entsprechende Fluglinie ihren Flieger ziemlich komplett an einen Reiseveranstalter vermietet hat und es demzufolge etwas wunder nimmt, dass der (angesichts der deutsch-englischen Beschriftung der Kontrollen etc. vermutlich einen Airbus mimende) Jet BIS AUF DIESE ungefähr 10 Figuren, die grösstenteils nach Newark und nicht nach L.A. wollten, komplett LEER ist (und abgesehen davon von seinem Interieur so aussieht, als könne er maximal dreissig, vierzig Leute transportieren, womit dann aber die lediglich zwei Flugbegleiter wieder Sinn machen würden), bemühen sich Yaffi und Sudan weiterhin eifrig, Verdächtigungen auf sich zu lenken, indem sie von der „Mission“ faseln, die sie im Vertrauen auf Allah ausführen wollen und an der ihr Vater einst gescheitert sei.

Zu den weiteren ungeklärten Betriebsgeheimnissen der (nie genannten) Airline gehört es, dass Passagiere sich ohne gesteigerte Probleme Zugang zur Cargo Bay verschaffen können, obwohl der Einstieg ins Frachtabteil mehr oder weniger MITTEN im Mittelgang, vor der Cockpittüre, im Boden versenkt ist. Aber nicht nur das Personal, auch die Mitreisenden sind recht uninteressiert, als Scott diesen Vorteil ausnutzt und sich zur Fracht hinabbegibt, um vermutlich finstere Dinge zu treiben. Treibt er auch, allerdings erst, nachdem er blöde genug war, zwischen den Koffern der Passagiere (an awful lot für die Handvoll Fluggäste) herumzuwühlen, obwohl der BIOHAZARD-Container einfach so mitten auf dem Boden des Frachtabteils steht und er förmlich drüberstolpert. Gesucht, endlich gefunden, getan. Scott öffnet den Container und entnimmt daraus offenbar tiefgefrorene Skorpione von maximal 20 cm Länge, also zwar ziemliche Brummer, aber noch nicht unbedingt Monster, in den üblichen Behältnissen für solche Dinge (speak: Erlenmeyer Flask). Zu seinem Glück steht direkt neben dem Container ein leerer Sarg (wir erklären gleich), der aussieht, als wäre er von der nächstgelegenen Kindergarten-Bastelgruppe zusammengezimmert worden, in dem er die umquartierten Skorpionbehälter einlagern kann.

Über ihm, im Passagierabteil, ärgert sich der aufdringlich schwule Steward (denn schliesslich kann man als männlicher Flugbegleiter nur schwul sein) Ben mit den nervigen Beschwerden des Snotty Rich Woman (so bezeichnen selbst die Credits die Dame), die sich über „Zigarettenqualm“ beschwert, den verursacht niemand anderes als der kettenrauchende Captain Jack. Security Fred kommt die Abwesenheit von Scott verdächtig lange vor (wenigstens einem), also sieht er im Frachtabteil (ein Kommen und Gehen ist dort, man möchte meinen, dort wäre die Bordbar) nach dem Rechten und überrascht Scott bei seinem Übeltun. Scott hält sich nicht mit lahmen Ausreden aus, sondern offenbart dem Sicherheitsmann unverblümt, dass er beabsichtigt, die Technologie (welche auch immer, noch hat man uns das nicht verraten) für teuer Geld zu verscherbeln und für Fred da sicher auch ein Anteil drin währe. Fred ist aber ein aufrechter unbestehlicher Gesell und hält Scott mit seiner Kanone (die er ebenfalls sehr unbeobachtet an Bord gebracht hat) in Schach, verspricht Scott aber immerhin, bis zur Landung seine Klappe über den Vorfall zu halten, um die beiden anderen Eggheads nicht zu beunruhigen. Scott nimmt dies dankbar zur Kennntis, verwickelt den alten Sack in ein Handgemenge, greift sich einen im Gepäck herumliegenden Skistock (!!) und rammt dessen spitze im Normalfall schneezugewandte Seite in die Stirn des tapferen (und sicherlich unterbezahlten) Sicherheitsmann, der damit den Abschied einreicht.

Von diesen Vorkommnissen unbehelligt debattieren Jennifer und der alte Sack Stewart ihr weiteres Vorgehen in den Staaten. Jennifer macht sich Sorgen über die hehren Absichten der neuen Investoren (also HAT Stewart das Projekt de facto schon verkauft, nur offenbar zu billig nach Ansicht des fiesen Scott), Stewart setzt ihr aber auseinander, dass er sein gesamtes Privatvermögen schon forschungstechnisch in den Sand gesetzt hat, ohne frisches Geld die Lichter für das gesamte Projekt also ausgehen würden.

Yaffi und Sudan versuchen weiterhin verzweifelt, Verdacht auf sich zu lenken, denn den jungen Bruder Sudan packen plötzlich „Bedenken“, die Yaffi mit dem Vertrauen auf Allah zerstreut. Zwei Kids aus der Karate-Klasse sind heftig am Knutschen und werden durch Courtney, die ihren Arm dem Turnier sei dank in Gips trägt, ersucht, weiteres auf die Bordtoilette zu verlegen – der Aussicht auf Beitritt des exklusiven Sex-über-den-Wolken-Clubs stehen die Kids positiv aufgeschlossen gegenüber und verdrücken sich.

Noch mehr Beispiele für die Sonderbarkeit dieser Fluglinie? Gerne. Jennifer, kaffeesüchtig, bedient sich selbst in der Bordküche und anstelle des eigentlich erwarteten scharfen Verweises der Flugbegleiterin kommt von dort nur ein „Entschuldigung, dass sie sich selbst bedienen mussten“. Try that at Lufthansa! (Wobei ich nun wieder fairerweise zugeben muss, dass ich noch nie mit Kranich-Air geflogen bin, war bislang immer zu teuer, der Schuppen). In der Küche trifft Jennifer auch Captain Jack wieder, man macht sich ein wenig Avancen, aber Stewardess Pat unterrichtet Jennifer, dass der Captain seit acht Jahren seiner bei einem Absturz ums Leben gekommenen Ehefrau die Treue hält.

Scott ist immer noch damit beschäftigt, seine Skorpione umzupacken. Da er wie alle Wissenschaftler nicht wirklich ein Praktiker ist, kommt es ihm nicht dumm vor, den Sarg nach Verrichtung AUF die Biohazard-Kiste zu stellen (ungeachtet der Tatsache, dass der Sarg ungefähr dreimal so gross ist), ergo – in der ersten Kurve, die der Flieger beschreibt, dengelt der Sarg vom Container runter, zerbricht und dito die Skorpion-Behälter…

Irgendwie ging dabei noch ein wesentlicher integraler Flugzeugbestandteil kaputt, nämlich „Avionics“ (ich bin kein Flugtechniker, aber „Avionics“ klingt mir ein wenig seeehr … allgemein. Hätt´s nicht wenigstens die Hydraulik sein können?), was der Cockpitbelegschaft durch ein Warnlicht angezeigt wird. Captain Jack schickt seinen Navigator George nach unten, zum Ausbaldowern des Fehlers (can you spell DOOM, my friend?).

Omar versucht dieweil, bei Courtney zu landen, die jedoch dem eigentümlichen Humor des Typen (wie auch ich) wenig abgewinnen kann („you´re gross“) und sich lieber neben den Goth-Typen Gunter (inkl. fake accent) hockt: „You´re weird“. Antwort Gunter: „Thank yoü. Allerdings sind Courtney auch Gunters blumige Erzählungen über Aborigene-Begräbnis-Zeremonien, inklusive der Offenbarung, dass Gunter der Sarg im Frachtabteil gehört, und dieser angeblich ein Aborigene-Relikt sein soll (frage mich erstens, ob die Aborigenes nicht irgendetwas … eh, naja, more ancient hinbekommen hätten und zweitens, was die australischen Behörden zur vermutlich unerlaubten Ausfuhr von nationalen Kulturgütern durch Privatpersonen halten) zuwider, sie versucht, bei Mr. McCullen Gesellschaft zu finden, doch der ist nur in seine wichtige Arbeit per Laptop vertieft und verbittet sich jedwede Störung.

George, dem Navigator, passiert das, was sicher keinen Menschen gesteigert überraschen wird, er wird Scorpion-Fodder. Noch verwehren uns die Filmemacher genauerer Blicke auf die Untiere, sondern präsentieren uns nur einen … shudder… Schatten.

Captain Jack findet´s merkwürdig, dass sich George nicht meldet und beschliesst, der Sache persönlich auf den Grund zu gehen. Im Gepäckabteil findet er prompt den toten Navigator.

Die beiden Kids auf der Toilette sind so scheint´s von der eher umständlichen Sorte – obwohl sie sich vor mindesten zehn Screen-Minuten verdrückt haben, sind sie jetzt gerade soweit, dass er ihr die Bluse öffnet (und wir kommen in den zweifelhaften Genuss nackter Tatsachen, was Oberweite angeht). Wie in allen anderen neunhundertfünfundsechzigtausenddreihundertachtundvierzig anderen Horrorfilmen auch bedeutet sex before marriage natürlich auch im Falle eines skorpionverseuchten Airliners das sofortige Todesurteil – ein mindestens schäferhundgrosser Skorpion (bzw. man zeigt uns erst mal nur den Giftstachel desselben) plättet die Teenies prä-koital.

Auch den Flugbegleiter Ben ereilt das Schicksal – ihn durchbohrt ein Skorpionstachel (reichlich gory) in der Bordküche (to add insult to injury, just nachdem er sich den Finger an einer Dose geschnitten hat).

Jack hält indes Kriegsrat mit Pat – er zählt gerade zwei und zwei nach George-W.-Bush-Manier zusammen: toter Navigator im Gepäckabteil + zwei Araber als Passagiere, die keiner beim Einsteigen gesehen hat… können nur Terroristen sein (uffz, erleichtert, dass mein schändliches Vorurteil von weiter oben zumindest ansatzweise seine Rechtfertigung findet). Jack stellt die beiden zur Rede – aber Sudan klärt die Sache auf: ja, sie haben sich illegal an Bord geschlichen, aber nur, weil sie nach Amerika auswandern wollen (Jack glaubt die Story unbesehen… könnte jetzt einen zynischen 11/09/01-Kommentar loswerden, aber dann ziehe ich mir endgültig den persönlichen Zorn sämtlicher konservativen Amerikaner zu – und ich will ja auch zukünftig noch bei Jabootu lesen & mal was ins Board posten). „Wir sind hervorragende Elektriker“, erklärt Sudan (Herrscht da Bedarf in Amiland?), „we can fix everything!“ Ich frage mich, ob das sich im weiteren Filmverlauf noch als nützlich erweisen könnte…

Die schlechten Nachrichten für Captain Jack reissen nicht ab – nun ist auch noch der Funk ausgefallen. Um trotzdem die Bodenkontrolle auf die „situation“, die man nun mal an Bord hat, hinweisen zu können, erschleicht sich Jack unter dem äusserst lahmen Vorwand, ein Privatgespräch führen zu wollen, was die Firma ungern sehe, Jennifers Kreditkarte, um damit und mit dem Credit-Card-Telefon des Fliegers den Tower anzurufen (!).

Mit eingeschränktem Erfolg, denn bevor Jack dem diensthabenden Fluglotsen nähere Informationen geben kann, bricht der Kontakt ab und Sekunden später danach geht der Vogel auch noch in Sturzflug über. Grund? Einfach. Ein riesiger Skorpion von nahezu biblischen Ausmassen hat Co-Pilot Jack permanent von seinen Dienstpflichten befreit und schickt sich an, den ins Cockpit stürmenden Captain Jack ebenfalls zu meucheln. Jack entzieht sich dem Zugriff des Killer-Arachniden durch das beherzte Ausstechen eines Skorpion-Auges (yuck), kann eben noch den Autopiloten einschalten und flüchtet sich wieder ins Passagierabteil, wo er Jennifer zur Rede stellt – nicht ganz zu Unrecht verdächtigt er sie als Wissenschaftlerin, etwas mit der Insektenplage zu tun zu haben.

Während sich im LAX-Tower die Flugaufsicht in Form von Curtis nebst zwei Sidekicks (zu denen wir gleich noch kommen) einfindet, bricht im Flieger nun endgültig die Hölle los. Pat, die verbleibende Flugbegleiterin, beisst ins Gras und ein ganzes Rudel von (nicht wirklich überzeugenden und von tiggeditiggeditik-Laufgeräuschen, die mehr zur Zuni-Doll aus Trilogy of Terror passen würden, akustisch untermalt) schäferhundgrossen Skorpionen wuselt durch die Gänge und bricht aus allen möglichen Schächten. Nicht weiter benötigte Charaktere wie die Karate-Trainerin und eine weitere ihrer Eleven sowie die Rich Snobby Bitch werden elegant (aber verhältnismässig effektiv gefilmt) geoff´ed – Captain Jack evakuiert die Überlebenden in die Holzklasse des Fliegers (übrigens der Grund, warum Rich Bitch ins Gras beisst – sie denkt gar nicht dran, ihren First Class-Seat wegen einiger lausiger Skorpione aufzugeben und sich zum Pöbel zu gesellen – laut B-Movie-Logik absolut ausreichend für das sofort exekutierte Todesurteil). Stewart kommen die Viecher verständlicherweise bekannt vor: „Ich hab ja gewusst, dass sie ihre Grösse vervierfachen würden, aber so schnell???“). Jennifer erschlägt schnell eines der Viecher, das Scott killen will, mit McCullens Laptop (also scheinen die Skorpione doch nicht soooo stabil zu sein, wie man angesichts ihres Panzers meinen würde; denn der Laptop ist danach zwar etwas eingeschleimt, aber noch funktionsfähig). Tja, die Herkunft der Biester ist durch Stewarts promptes Geständnis zwar unstrittig, stellt sich nur noch die Frage, warum die Krabbeltierchen jetzt frei rumlaufen? Scott stellt die These auf, dass der plötzliche Sinkflug die Skorpione befreit habe, aber Jack weist zutreffenderweise darauf hin, dass selbiger nur deswegen stattfand, weil ein „big ass“-Skorpion seinen Co-Piloten geplättet habe. Die Erwähnung eines „big ass“-Skorpions lässt Stewart messerscharf schliessen: „We have a queen!“ (Can´t have a post-Aliens-Monster-Movie without a ´queen´, can we?)

Curtis, der Flugaufsichts-Mensch, lässt seine Sidekicks ran, um mit dem Flugzeug Kontakt aufzunehmen und die Sidekicks entpuppen sich als — HACKER!!! Hiermit verabschiedet sich der Film endgültig gen Sillyland, unsere Hacker, absolute Klischee-Figuren natürlich, machen sich prompt daran, sich in Militärcomputer etc. einzuhacken (auf LEGALEM Wege die Kooperation des Militärs anzufordern, das sicher im Normalfall gern bereit ist, bei zivilen Notsituationen zu helfen, wäre filmisch ja vollkommen unergiebig).

Im Flugzeug bewundern wir indes nicht nur die schlechteste Nachsynchronisation, seit Coleman Francis das Filmemachen aufgegeben hat, sondern auch die – schon erwartete – Tatsache, dass angesichts der Aufgabenstellung, aus Bordmitteln Anti-Skorpion-Waffen zu basteln, unsere arabischen Freunde sich als Angehörige der nahöstlichen Seitenlinie eines schottischen Clans entpuppen – will sagen – ihr seliger Papa hörte sicherlich auf einen Namen wie Abdullah McGyver (oder ersatzweise Mohammed B.A. Baracus) – in der Folgezeit werden Yaffi und Sudan diverse technologische Höchstleistungen aus den jämmerlichsten Ressourcen fertigen, wie wir´s eben von McGyver oder dem A-Team stets kurz vor dem Showdown kennen.

Nachdem die ersten Impromptu-Waffen zusammengebaut sind, kommen zeitgleich unsere Freunde aus dem Morgenland auf die Idee, dass sie im Gepäckabteil ihren Werkzeugkasten deponiert haben, sowie Jack auf den Geistesblitz, dass man auf jeden Fall noch „Avionics“ reparieren müsse. Also machen sich Yaffi, Sudan, Gunter, Jack und Jennifer auf in die Cargo Bay, wo sie sich aufteilen. Jack und Jennifer kümmern sich um die Avionics, der Rest um die Werkzeuge. In Anbetracht der Notlage (und der Tatsache, dass ihn selbst Yaffi ob seines Outfits respektlos mit „Draculä anredet) outet sich Gunter, dass er mitnichten Deutscher, sondern vielmehr Ami aus New Jersey sei und auf den Namen Joel höre und die Gothic-Tour nur zum Anbaggern von Mädeln entwickelt habe. Yaffi weist den Gespaltenen darauf hin, dass jetzt nicht die rechte Zeit für eine „persönliche Identitäts-Krise“ wäre, womit er nicht ganz Unrecht hat.

Der Rest der Überlebenden löchert Scott und Stewart mit der berechtigten Frage, warum zum Henker sie Riesenskorpione gezüchtet haben. Die Antwort ist vorhersehbar – irgendwelche Hormone, die den Skorpionen angeblich innewohnen, könnten Krankheiten wie Krebs und AIDS heilen und weil das Forschen an normalen Skorpionen im handelsüblichen Westentaschenformat zu langweilig ist, kreuzte man die Viecher mit der DNA von prähistorischen Skorps. „Jurassic Park-Skorpione“, stellt Omar fest.

Die Araber plus Gunter begegnen einem Skorpion und erledigen ihn mit einem selbstgebauten Flammenwerfer (!). Während diese Gesellen versuchen, sich vor Zudringlichkeiten weiterer Rieseninsekten in Sicherheit zu bringen, was Gunter nicht gelingt (da hilft ihm auch seine Persönlichkeitskrise nichts mehr), stellt Jack fest, dass die ganze Schaltkreistafel von „Avionics“ hinüber ist – das bedeutet nicht nur, dass man irgendwie „auxiliary power“ anwerfen muss, sondern auch das Fahrgestell nicht mehr ausfahren kann. Dumm das.

Endlich fällt auch diese beiden ein Skorpion an. Jacks Taschenlampe erweist sich als unzureichende Skorpionabwehrwaffe, also klettern unsere Helden in den bereitstehenden Sarg und machen den Deckel zu! Und wo man schon mal zu zweit in einem Aborigene-Sarg liegt und noch lebt, kann man das ja für eine brief romantic interlude nutzen. Bevor die Sache Necromania-artige Ausmasse annimmt (das war jetzt einer für echte Ed-Wood-Insider ;-)), scheint sich die unmittelbare Gefahr verzogen zu haben und die Helden können den Sarg verlassen – doch, hahaa, von der Decke stürzt sich ein Skorpion auf die beide, wird aber geistesgegenwärtig von unseren Heroen im Sarg gefangen. Knapp können sie sich ins Passagierabteil retten.

Dort faselt Scott, dass er die Queen gern lebend fangen würde, während Yaffi und Sudan ihre neuste Creation präsentieren – die Anti-Queen-Waffe besteht aus einem Taucheranzug nebst Defilibrationgerät als Backpack. Hört sich nicht nur bescheuert an… Omar ist entrüstet, dass sich die Araber dafür SEINES Taucheranzugs bemächtigt haben, greift sich eine selbstgestrickte Harpune und verkündet, selbst auf die Jagd zu gehen.

Scott nimmt Jennifer beiseite und lässt nicht nur die üblichen Sprüche von wegen „wir dürfen nicht zulassen, dass sie alles zerstören, was wir erreicht haben“ vom Stapel, sondern verleiht noch seiner Eifersucht auf Jack Ausdruck. Jennifer hält ihn angesichts des nicht zu vernachlässigenden Faktors, dass ihre Forschungsergebnisse schon einen ordentlichen body count zuwege gebracht haben, für durchgeknallt. Also zieht Scott eine von Fred erbeutete Bleispritze und übernimmt dank des schlichten Rechts des Stärkeren das Kommando über die Überlebenden. Jack verwickelt Scott in ein Handgemenge, ein Schuss löst sich und trifft Stewart (na sowas… der Wissenschaftler wird NICHT von seiner Kreatur getötet… that´s creativity, folks!!). Beim langsamen Dahinscheiden schafft es Stewart aber wenigstens noch, die Kabinentür zu öffnen und für einen Druckabfall zu sorgen. Neben Stewart und einigen Skorpionen verabschiedet sich auch noch Mr. McCullen beim unerwarteten Versuch, Courtney zu retten, in die luftigen Höhen. Für Suspense sorgt auch noch, dass Jennifer das gleiche Schicksal droht, doch Jack kann seine zukünftige love interest selbstredend retten. Nach einer Weile sind normale Verhältnisse wieder hergestellt, aber Scott hat immer noch seine Macke, seine Knarre und damit das Sagen.

Nachdem den Hackern im Dienste der Flugaufsicht es nicht gelungen ist, durch einen Quervergleich der Passagierliste und sämtlicher amerikanischer Handy-Besitzer Kontakt mit dem Flieger aufzunehmen (selbst unseren Filmcharakteren kommt es seltsam vor, dass kein Mensch im Flieger ein Cellphone zu haben scheint, bis ihnen aufgeht, dass sie´s nicht mit der Crew probiert haben), beauftragt Curtis sie, sich direkt in einen CIA-Spionagesatelliten einzuklinken (warum auch immer, die Mühle ist ja nach wie vor auf dem Radar).

Scott wedelt indes weiterhin mit seiner Kanone umher. Zwar ist man allgemein der Ansicht, dass der Druckabfall sämtliches Skorpionsgezücht aus der Maschine geblasen habe, aber deswegen kann Scott ja weiterhin den Psychopathen raushängen lassen. Jack stellt fest, dass nach wie vor das Problem bestehe, dass Avionics und Fahrwerk nicht funktionieren würden, es mit landen daher nicht wirklich weit her ist. Scott hat dafür schon eine Lösung – die Araber und Yaffi bestätigt auch gern und schnell auf Anfrage, „we can do it“. Sudan ist skeptischer, dito Jack, schliesslich ist Flugzeugreparatur ja ein etwas komplizierteres Geschäft als Flammenwerfer basteln, aber Onkel McGyver hat mangelnde Sachkenntnis ja auch selten von einer guten Bastelstunde abgehalten. Damit Jack nicht auf dumme Gedanken kommt, während Yaffi und Sudan unter Scotts Aufsicht in den Flugzeugeingeweiden werkeln, erschiesst letzterer kurzerhand den Autopiloten.

Vor Ort und Schalttafel stellt Yaffi fest, dass die Technik-Wizzards doch die Hilfe des Kapitäns brauchen. Innerhalb von Sekundenbruchteilen hat er aus einem Radiorecorder und einem Megaphon ein funktionierendes drahtloses Kommunikationssystem gebastelt, dessen eine Endstelle Scott dem lieben Jack überbringt, gerade rechtzeitig, um einen weiteren romantic moment von Jack und Jennifer kurz vor dem finalen Rettungskuss zu unterbrechen. Scott, inzwischen vollkommen im „Looney-Tunes“-Cartoon-Schurken-Stadium angekommen, schleppt Jennifer ab, hält einige weitere insane ramblings, kann aber trotz fortgeschrittenem Durchgeknalltseins verhindern, dass Jennifer ihm die Pistole entreisst. Doch da!!! Jack erhält Besuch im Cockpit und zwar von einer übelgelaunten Skorpion-Königin, die sich für angediehene Behandlung revanchiert und dem Kapitan mal kurz mit einer Schere über die Augen fährt, autsch. Scott ist begeistert, dass einer seiner Specimen überlebt hat und legt vor Entzückung sogar die Knarre nieder. Trotzdem kriegt er einen „Tail Sting“ ab. Jennifer greift sich die Waffe, ballert ein paar Mal in die Königin, die sich daraufhin in irgendwelche Schächte verzieht.

Tja, unser Pilot und Captain Jack ist nunmehr blind, also braucht er jemanden, der für ihn sieht. Die Wahl fällt auf Courtney. Nebenher muss Jack auch noch Yaffi und Sudan instruieren, die aber auch noch andere Sorgen haben, denn die Queen hat sich zu ihnen durchgeschlagen und knabbert ein wenig an Yaffi, wird aber vertrieben, bevor sie fatalen Schaden anrichten kann.

Die Hacker haben indes den CIA-Satelliten geknackt, wozu auch immer das gut sein soll.

Jennifer nimmt die Sache nun persönlich – sie hat sich in den Anti-Skorpion-Kampf-Taucher-Elektroschock-Anzug gepellt (und sieht damit alberner aus als jedes Kind, das mal im Fasching als „Ghostbuster“ mit dem Laubsauger auf dem Rücken gegangen ist) und ist ready to kick some monster ass, wie man so schön sagt. Diese Suit hat zwei empfindliche Nachteile – erstens kriegt der Träger von den zu verteilenden Elektroschocks auch ´ne Dosis ab und zweitens ist die Batterie des Defilibrators vermutlich zu schwach, aber Jennifer weiss, wo sie Strom nachtanken kann (mir war und ist ehrlich gesagt nicht klar, wo sie das letztendlich tut) – auch wenn sie damit Gefahr läuft, im Falle des Falles selbst den tödlichen Stromschlag abzubekommen…

Im Cockpit klingelt´s Telefon, es ist Jacks Handy (stellt sich die Frage, warum Trübtasse Jack nicht selbst auf die Idee gekommen ist, darüber ´nen Notruf abzulassen), und die Flugaufsicht ist dran, und besser ist das, denn ein kurzer Abgleich der Höhendaten macht deutlich, dass die Instrumente des Fliegers nicht mehr richtig funktionieren. Curtis weist Jack via Courtney in einen Sinkflug ein.

Jennifer begegnet der Queen und für ein paar Sekunden begeben wir uns in allerheftigstes Alien-Territory (inklusive der obligatorischen Face-to-Face-Konfrontation). Ein Feuerlöscher erweist sich, wie so oft in B-Filmen (wenn´s die Dinger nicht in echt gäbe, für B-Filme müsst´ man sie erfinden) als hilfreich, die Queen flüchtet sich in die Erste Klasse, Jennifer auf ihren Fersen. Die tapfere Heroine zückt bereits den Defilibrator, doch da taucht der totgeglaubte Scott zwischen ihr und der Queen auf – in bad shape, aber ziemlich lebendig. „Die Arbeit mit den Skorpionen hat mich teilweise immunisiert,“ grinst Scott und salbadert in typischer Movie-Madman-Manier daher, dass die Queen „Perfektion“ sei und natürlich auch „sein Mädchen“. Wenn´s ihm danach steht, kann ihm geholfen werden, denkt sich Jennifer und schubst Scott auf die Königin – die lässt sich nicht lange bitten und verhackstückt Scott, denn dagegen schützt die beste Immunität nicht.

Unsere arabischen Freunde bosseln auf gut Glück („das Leben vieler Menschen hängt von uns ab“, stöhnt der vom Schicksal bzw. der Queen gezeichnete Yaffi… lass mal zusammenrechnen… sie selbst, Courtney, Jennifer, Jack – summa summarum fünf – „viele“???) irgendwelche Drähte zusammen und landen den Volltreffer, dass Jack das Fahrgestell ausfahren und in den Landeanflug übergehen kann. Jennifer kämpft ein wenig mit der Queen, drückt dem Skorpion schliesslich den Defilibrator auf den Panzer – low-budget-mässiges blaues Elektrizitäts-Bizzeln symbolisiert den Elektroschock, der ausreicht, die Scorpion Queen (man sollte sie mal mit The Rock zusammenbringen, oder?) in die ewigen Skorpionsjagdgründe zu befördern. Jack landet den Vogel sicher…

Die Überlebenden sammeln sich zum Ausstieg, da rumpelt´s über ihnen – aber aus dem Gepäckfach fällt ihnen nicht – wie zu befürchten war – ein Skorpion entgegen, sondern Omar, den irgendwann auf seinem Ein-Mann-Feldzug das Mütchen verlassen hat und der sich irgendwie in einem solchen Fach verbarrikadiert hatte… Jennifer kann den schwer angeschlagenen Jack aus dem Flugzeug und – so steht´s zu befürchten – in eine angeregte Zweierbeziehung schleppen (und er sich auch noch das Rauchen abgewöhnen), während ein kleiner Skorpion unbemerkt über die Runway huscht (und sicher von der nächsten startenden 747 plattgemacht wird). Das war´s.

Einen Vorwurf kann man Tail Sting mit Sicherheit nicht machen – Riesenskorpione on the loose in einem Flugzeug, das hatten wir meines Wissens bislang noch nicht. Zählt das schon für einen Originalitätspreis? We´ll leave that question to the philosophers und beschäftigen uns lieber mit anderen Aspekten, denn wir wissen ja alle, dass wir von einem B-Monsterfilm mit Sicherheit keine neuartigen Ideen erwarten können (und selbst Producer Ruskin gibt im Zusatzmaterial recht unverblümt zu, dass es sich um ein „lächerliches Konzept“ handelt – da hat er nicht Unrecht).

Betrachtet man die Sache „nüchtern“, funktioniert Tail Sting nach den üblichen etablierten Grundprinzipien des Genres – man hat einen Haufen stereotyper Charaktere und wirft sie einem Haufen Monster zum Frass vor. Mehr braucht man nach allgemeiner Ansicht nicht für einen soliden Monsterhorror (nach allgemeiner Ansicht von Low-Budget-Monsterhorror-Produzenten jedenfalls). Nun ist dies, wie wir geplagten Zuschauer sicherlich alle bestätigen können, ein ziemlicher Irrglaube, denn diesen Film haben wir alle sicherlich schon umpfzigtausendmal gesehen und kennen ihn auswendig. Dies muss irgendwann auf halbem Weg auch den Machern von Tail Sting aufgefallen sein – der Film beginnt als durchaus „seriöser“ (soweit ein Monsterfilm überhaupt so etwas wie „seriös“ sein kann) Reisser, aber bevor er sich in die Sackgasse nahezu ausnahmslos sämtlicher anderen Riesentier-Filme stürzt, nimmt er spätestens zur Filmmitte die letzte mögliche Abzweigung und beschliesst, sich von Stund´ an nicht mehr ernst zu nehmen. Wie auch andere Reviewer ausgeführt haben spielt sich die zweite Hälfte des Streifens mehr wie Airplane! mit Monstern. Gut, das ist übertrieben, Tail Sting begibt sich nicht auf das Terrain einer blossen Parodie, sondern versucht weiterhin auch mit seinen bescheidenen Mitteln, Suspense, Thrill und Horror zu erzeugen, aber wie die Anglophilen so schön sagen, „tongue is definitely in cheek“, auf germanisch, alles wird mit einem überdeutlichen Augenzwinkern serviert. Das macht vor allem den Tierhorror-Veteranen unter den Zuschauern sicherlich Spass, denn der Film übersteigert so manches Klischee bewusst bis zur Karikatur. Okay, einiges ist und bleibt unglaubwürdig, selbst bei komödiantischer Auslegung, so z.B. als Jennifer Jack im Cockpit besucht und sich mehr oder minder in eine verführerische Lolita-Pose auf den Co-Piloten-Sitz pflanzt, während der psychopathische Scott noch eifrig am Terrorisieren ist und das zwei dahergelaufene Typen (woher auch immer… da will ich gar nicht auf dem „Araber-Faktor“ rumreiten) mirnix dirnix im Flug einen defekten Jet reparieren, that´s a bit too much – jedoch grösstenteils funktioniert dieser Approach ziemlich gut und gestaltet das Prozedere hochunterhaltsam. Dem kommt auch durchaus das „lächerliche Konzept“ zupass, denn es erlaubt dem Film, sich fast ebenso stark wie auf die lange Ahnenreihe anderer Tierhorrorfilme sich auf das Vermächtnis des klassischen 70er-Katastrophenfilms zu beziehen (phasenweise war das, zugegeben, ja austauschbar, denke man nur an den erwähnten The Swarm vom Master of Disaster Irwin Allen) – die meisten Charaktere scheinen eher einem Disaster Flick entliehen als dem klassischen Monsteropus; man kann das Pedanterie nennen, denn sicherlich unterscheidet sich das nur in Nuancen, aber dem Viel- bis Allesseher fällt sowas auf – und an solche richtet sich DTV-Ware ja im Allgemeinen.

Man kann darüber spekulieren, ob die Produzenten zu dieser humorvollen Auslegung des Themas aus Budget-Gründen gezwungen wurden – der Streifen hat sicherlich noch erheblich weniger gekostet als der übliche DTV-Horror-Schotter – mehr als drei nicht gerade opulente Sets hat´s nicht, verwendete Stock Footage ist ziemlich abgewirtschaftet und wird mehr als nur einmal eingefiedelt und fürs Drehen auf Film hat´s ganz offenkundig auch nicht gereicht, aber eigentlich ist das ja egal. Die Produzenten haben erkannt, wie sie einen Film, der sich, wenn man ihn bierernst gestaltet hätten, kein Jota von einem x-beliebigen Genre-Rivalen unterschieden hätte, abgesehen davon, dass er noch billiger ist, von der breiten Masse abheben.

Bevor dies Review zu unangebrachter Lobhudelei verkommt, muss ich aber auch auf die Schwächen des Scripts hinweisen, denn da ist nicht alles Gold, was glänzt. Wenig beschweren kann man sich über die Charaktere, für Genre-Verhältnisse ist das relativ durchdacht und mit einigen netten Ideen versehen (einzig auf Omar hätt´ ich gut und gern verzichten können, der ist ein einziger – und nicht netter – Stereotyp), und abgesehen von den Stellen, wo´s beabsichtigt cartoonish überzeichnet ist, tut keiner der Charaktere etwas vollkommen verblödetes (normalerweise im Horrorfilm ja gang und gäbe), aber… auf den gesamten Subplot LAX-Tower mit Flugaufsichtsmann Curtis und seinen zwei infantilen Hackern könnte man ohne Probleme verzichten – das trägt zur Story absolut zip-zilch-nada-nix bei, ist nicht mal ansatzweise komisch, sondern nur albern und wirkt verdächtig nachgedreht, als hätte man nach Sichtung des Materials festgestellt, dass man nur 75 Minuten hat, aber unbedingt 90 Minuten abliefern müsse (Kollege Ken Begg machte die gleiche Feststellung… nennt mich Kupferkönig, aber wo Ken recht hat, hat er nun mal recht…). Jede dieser Szenen stört das an sich akzeptable Tempo des Streifens, das ansonsten recht ausgewogen zwischen Monsterattacken und Character Development pendelt, ohne je langweilig zu werden. Regisseur Paul Wynne erweist sich nicht unbedingt als Grossmeister seines Fachs, aber auch inszenatorisch hat Wynne genug drauf, um das geringe Budget des Films nach Kräften zu übertünchen – der von ihm selbst fabrizierte Schnitt ist stellenweise rasant, zum Auftakt setzt er sogar modisches Handkamera-Gefrickel ein – angesichts des doch recht beschränkten Spielraums ob der knappen und rein grössenmässig nicht ausladenden Sets gelingt es ihm recht gut, dem Streifen trotz der Beschränkungen Dynamik und gelegentlich sogar Anflüge von Suspense und Thrill zu verleihen.

Trotzdem steht und fällt ein Tierhorrorfilm natürlich mit den Spezialeffekten. Und da kann ich zumindest mal eins anmerken – ENDLICH ein neuer Monsterfilm, der nicht den easy way out nimmt und sich auf im Zweifelsfall einfach immer unecht wirkende CGIs verlässt, sondern noch mit guten altmodischen handgemachten Effekten auszukommen versucht. Ich schreibe bewusst versucht, denn so sehr´s mich freut, dass man zur Abwechslung mal keine computergenerierten Kreaturen vorgesetzt bekommt, handwerklich haut es einen nicht vom Stengel, was das Creature FX-Team um Bruce Mitchell abgeliefert hat – Mitchell und sein Team bedienten sich schlichter Stilmittel – Modelle, Puppen und Man-in-Suit-Effekte (für die Queen) stehen zur Verfügung. Leider sehen die Modelle nicht wirklich grossartig aus (und obwohl der Film sich bemüht, so wenig Monster wie möglich zu zeigen, wohl auch um die nicht wirklich oscarreifen Tricks nicht zu sehr in den Mittelpunkt zu rücken, durchschaut man die Kreaturen auf den ersten Blick als nicht sehr glaubhafte, naja, Tricks halt) – das Design ist nicht wahnwitzig originell (gut, wenn man mit Skorpionen dealt, ist man natürlich ein wenig eingeschränkt, geb ich zu), die Animationen reissen nicht zu Begeisterungsstürmen hin und der Schlussfight mit der Queen und ihrem sehr eingeschränkten Bewegungsspielraum (man-in-suit sei dank wirkt das stellenweise sehr gekünstelt) wird sicher nicht in die Hall of Fame einprägsamer Showdowns aufgenommen werden. Andererseits muss man wieder das schmale Budget ins Kalkül ziehen. Und selbstredend hat man schon schlechtere Effekte gesehen… irgendwie passen die schlichten Tricks aber auch ins Bild des „goofy“ fun. Gelegentlich wird´s auch recht blutig mit dem ein oder anderen Splattereffekt, aber ich denke, eine FSK-16-Freigabe könnte uncut drin sein (der zumindest im Kino ab 16 freigegebene Deep Rising, der, wie mir gerade einfällt, auch Katastrophen- und Tierhorrorfilm ansatzweise verbindet, ist erheblich splattriger; aber Kinofreigaben sind ja allgemein liberaler als die für Videos).

Schauspielerisch werden keine Bäume ausgerissen, aber für den Genrestandard ziehen sich die Beteiligten, allesamt absolute No-Names, ordentlich aus der Affäre. Während Leading Man Christian Scott recht „bland“ bleibt, gefällt Laura Putney nicht nur optisch ziemlich gut (wenngleich ich mich immer noch frage, ob es wirklich sooo clever ist, in Holzclogs auf Monsterjagd zu gehen…). Rick Kelly bietet eine erlesene over-the-top-Performance als schurkischer Scott. Guy Bracco und Gulshan Grover, das dynamische arabische McGyver-Duo, lässt zwar kaum ein Klischee aus, aber immerhin registrieren wir erstaunt (wenn auch unter Berücksichtigung der Tatsache, es mit einem Prä-11/09/01-Film zu tun zu haben) nach Pitch Black einen zweiten Genre-Film, der es wagt, Araber nicht ausschliesslich als finstere ränkeschmiedende Terroristen, sondern sympathische Figuren darzustellen (und die sogar, in Steigerung zu Pitch Black auch noch aktiv zur „Rettung des Tages“ beitragen). Von den sonstigen Nebendarstellern nervt eigentlich nur Conroe Brooks, was aber an seiner Rolle liegen kann, der Rest erfüllt seine Aufgaben zufriedenstellend bis ansprechend.

Zu den Aspekten der von mir unter die Lupe genommenen US-DVD (unten über amazon.com zu erwerben; allerdings erlaube ich mir darauf hinzuweisen, dass es die Disc für drei Dollar weniger bei www.cduniverse.com zu kaufen gibt – davon hab ich allerdings associate-mässig nix ;-)): der Vollbildtransfer ist ausreiched – nicht mehr, nicht weniger – offensichtlich gab schon das Quellmaterial nicht viel mehr her, die Stock Footage sieht ziemlich abgenudelt aus. Der Dolby 5.1-Ton ist unspektakulär, aber brauchbar. An Extras gibt´s neben einer Trailershow (die neben dem Trailer für Tail Sting einige herrlich debile Vorschauen auf Filme von mittelprächtiger Home-Movie-Qualität bietet, besonders die Trailer zu R.I.C.C.O. und Living in Paradise wirken, als würde man Camcorder-Familienaufnahmen betrachten…) ein gut zehnminütiges Making-of, in dem zunächst Producer Ruskin Tips für zukünftige Monsterfilmer austeilt (gehört schon ein wenig Chuzpe dazu, darüber zu schwadronieren, dass ein vernünftiges Script das allerwichtigste sei… okay, das von Tail Sting ist beabsichtigt „goofy“, aber doch noch lange nicht „vernünftig“), der Löwenanteil wird allerdings dem Special-FX-Department gewidmet, dem man ein wenig bei der Arbeit über die Schulter schauen kann. Immer wieder interessant, Effekttüftler am Werke zu sehen, auch wenn´s nicht die Bundesliga ist, in der Bruce Mitchell und seine Mitstreiter spielen.

Unter´m Strich: Tail Sting ist ein reichlich billiger, nichtsdestoweniger meiner Meinung nach sowohl für Genre-Einsteiger als auch -Vielseher hochunterhaltsamer Monsterstreifen. Sicher wird das Genre nicht neu erfunden, aber das ganz bewusste Spielen mit und Überzeichnen von Klischees, in Verbindung mit dem klassischen Katastrophenfilm-Szenario sowie ganz generell die sympathische Attitüde aller Beteiligten, sich nicht bierernst zu nehmen, sondern den Film als das zu betrachten, was er einfach ist, nämlich schwachsinniger Fun, ist mir mit Sicherheit lieber als Genre-Konkurrenten, die so tun, als WÜRDEN sie das Genre neu erfinden und am Ende doch nur die üblichen Versatzstücke by the numbers runterrattern. Wie schon an anderer Stelle ausgeführt: Tail Sting ist ein B-Film von ganzem Herzen – er versucht nichts anderes, als seine Zuschauer zu unterhalten. Und auch wenn er dahingehend nicht perfekt ist, bleibt das Ergebnis respektabel – ein flotter, unterhaltsamer, witziger Partyspass, dessen einzige Ambition es ist, Spass zu machen.

(c) 2003 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 8


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