- Deutscher Titel: Switching Channels
- Original-Titel: Switching Channels
- Alternative Titel: Eine Frau steht ihren Mann |
- Regie: Ted Kotcheff
- Land: USA
- Jahr: 1988
- Darsteller:
Kathleen Turner (Christy), Burt Reynolds (Sullivan), Christopher Reeve (Bingham), Ned Beatty (Ridnitz), Al Waxman (Berger)
Vorwort
Die TV-Reporterin Christy ist das Aushängeschild des in Chicago ansässigen Nachrichtenkanals SNN. Als sie sich aufgrund akuter Überarbeitung einem bildschönen Nervenzusammenbruch annähert, schickt sie ihr Boss und Ex-Mann Sullivan in Urlaub, wo sie, wie’s nun mal so passiert, sofort ihren Traummann, den New Yorker Multimillionär Bingham kennen- und Hals über Kopf lieben lernt. Der Entschluss ist schnell gefasst – es soll geheiratet und die nervenaufreibende Nachrichtenbranche hinter sich gelassen werden. Sullivan, natürlich erstens immer noch in Christy verliebt und zweitens unwillig, sein bestes Pferd im Reporterstall kampflos ziehen zu lassen, greift zu Verzögerungstaktiken, um Christy und Binham einander madig zu machen und sie zu einer „letzten Reportage“ zu überreden – Schlagzeilen macht nämlich der Fall der ersten Hinrichtung in Chicago seit ewigen Zeiten. Ike Roscoe soll als Polizistenmörder exekutiert werden, obwohl sein Opfer (was auch sein Motiv darstellt) nebenberuflich schändlicher Drogendealer war – der karrieregeile Staatsanwalt Ridnitz, scharf auf den Gouverneursposten, will Roscoe unbedingt schmoren sehen. Christy glaubt an die Unschuld des sympathischen alten Mannes…
Inhalt
Was sich auf den ersten Blick nach einer recht unpassenden Kombination von klassischer screwball comedy und eher düsterem Justizthriller anhört, ist keine neumodische Erfindung, sondern, mit ein paar zeitgemäßen (d.h. auf 1988 getrimmten) Updates versehene Neuverfilmung eines bereits vielfältig auf Leinwände gezauberten Theaterstücks aus den 1920ern (die meisten bisherigen Filmversionen des Stoffes bedienen sich des Originaltitels „The Front Page“, alldieweil die Plotte originär im Zeitungsmillieu spielt). Zwar ist die Rollenverteilung im ursprünglichen Schauspiel umgekehrt, aber den „Twist“ der Geschlechterumkehrung erlaubte sich auch schon eine Verfilmung aus den 40er Jahren. Auch wenn der Stoff tatsächlich von seinen ursprünglichen Autoren so gewollt ist, kommt mir das Zusammenspiel von leichtgewichtiger Komödie und (aktualisierter und vorsichtiger) Medien- und Gesellschaftskritik etwas zu gewollt vor – die beiden Plot-Teile scheinen sich nicht wirklich miteinander zu verzahnen, sondern laufen weitgehend parallel, ohne größere Berührungspunkte ab, was schon ein wenig den Eindruck, sich zwei Filme (mit überlappenden Darstellern) gleichzeitig anzusehen.
Für meine Begriffe funktionieren die rein komödiantischen Aspekte der Story besser, was an teilweise wirklich spritzigen Dialogen und munteren Wortgefechten einer gut aufgelegten Darstellerriege (auf die ich an gewohnter Stelle noch eingehen werde) liegt – die dramatischen Elemente der „Rettet-den-Todeskandidaten“-Nebenhandlung wirken vergleichsweise gekünstelt und aufgesetzt, auch wenn sich zum Finale hin sogar ein wenig Spannung einstellt. Dennoch – in diesem Part wird die „suspension of disbelief“ bisweilen arg strapaziert (selbst in Texas, glaub ich, wäre es nicht möglich, eine Hinrichtung zwecks Fernsehübertragung aufzeichnen zu lassen). Ein weiteres Dilemma der Aufsplittung der Handlung in zwei mehr oder minder unabhängig voneinander ablaufende Parallelplots liegt darin begründet, dass die Autoren mit dem dritten Charakter der Dreieckskomödie, Christys neuem Liebhaber Bingham, nicht wirklich viel anzufangen wissen (und das, obwohl die Rolle gegenüber früheren Varianten des Stoffs schon stark ausgebaut wurde). Bingham ist über weite Strecken zur Hintergrundfigur degradiert, was aus schauspielerischen Gründen schade ist, da Christopher Reeve in der Rolle wirklich aufgeht und -blüht, aber er verschwindet halt bedenklich lange komplett aus der Story.
Regie führte der inszenatorische Hansdampf in allen Gassen und Veteran Ted Kotcheff, dem zwischen harten Actionfilm („Rambo“), schwarzer Komödie („Immer Ärger mti Bernie“) und schwerer dramatischer Kost („Winter People“) kein Genre fremd war. Kotcheff inszeniert den Streifen flott und routiniert, aber frei an Überraschungen, bemüht sich, hauptsächlich das Script für sich arbeiten zu lassen, was einerseits aufgrund der Abstammung des Stoffes von einer Theaterkomödie nicht verkehrt ist, aber gerade in den dramatischen Passagen einige Längen stehen lässt, die der Regisseur nicht wirklich übertünchen kann. Dennoch ist der Streifen bei knapp 96 Minuten Laufzeit recht kurzweilig geraten, im letzten Drittel, vor dem „Showdown“, hätte dem Streifen aber eine kleine Adrenalininjektion ganz gut getan, in dieser Phase vergisst der Film zu sehr, dass er grundsätzlich eine Komödie ist und seine dramatischen Elemente allein nicht tragfähig sind.
Kameraführung, Schnitt und sonstige handwerkliche Aspekte bewgen sich auf nicht aufregendem, aber ansehnlichen Niveau – insgesamt wirkt der Streifen technisch aus heutiger Sicht vielleicht ein wenig altbacken (inwiefern dazu schon rein subjektiv beiträgt, dass die Titelmusik von Oberschmalzer Neil Diamond stammt, lasse ich dahingestellt).
Was der Streifen aber auf alle Fälle zu bieten hat, ist ein prominenter und bestens aufgelegter Cast. Kathleen Turner („Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten“, „Der Rosenkrieg“) und Burt Reynolds (der an dieser Stelle wohl hoffentlich keiner Vorstellung mehr bedarf) beweisen sozusagen im Doppelpack ihre komödiantischen Fähigkeiten und erreichen in ihren hitzigen Wortgefechten eine chemistry, die schon fast an screwball-Legenden wie Hepburn/Tracy o.ä. erinnert, vor allen Dingen Reynolds schüttelt eine seiner besten Spät-80er-Performances aus dem Ärmel. Der kürzlich verstorbene „Superman“ Christopher Reeve beweist in der – leider, wie erwähnt, etwas zu schmalen – Rolle des „Dritten im Bunde“ ebenfalls komödiantisches Talent und Willen zur Selbstironie (den „Superman“-Darsteller mit dem Charakterzug „Höhenangst“ auszustatten, ist schon eine witzige Idee). Gekonnt schmierig-eklig-fies gibt Burt Reynolds‘ Stamm-Filmpartner Ned Beatty („Physical Evidence“, „Der rasende Gockel“, „Beim Sterben ist jeder der Erste“) als hinterhältiger Staatsanwalt eine ausgezeichnete Vorstellung ab – ist auch ’ne Paraderolle für ihn.
Bildqualität: Die Scheiben, die Power Station/Magic Video aus dem Lizenzstamm von Carlton für die Wühltische dieser Republik veröffentlichen, suchen in dem Bereich bildtechnisch, wie schon mehrfach an dieser Stelle lobend erwähnt, ihres Gleichen und auch „Switching Channels“ (im TV und auf Video übrigens als „Eine Frau steht ihren Mann“ gelaufen) zieht sich respektabel aus der Affäre. Der 1.85:1-Letterbox-Transfer (im 4:3-Verfahren) ist verschmutzungsfrei, ungetrübt von Artefakten und mit angemessenen Farben und für Grabbeltischware überragenden Detail- und Kantenschärfewerten sowie angemessenem Kontrast, verliert aber leider durch zwei gleich in den ersten Minuten auftretende grobe Mastering-Fehler (zweimal verpixelt für vielleicht eine halbe Sekunde das komplette Bild) en paar Punkte.
Tonqualität: Wenn ich überhaupt was an den Power-Station-Scheiben auszusetzen habe, dann den fehlenden O-Ton, aber den darf man in der Preisklasse halt einfach ncht erwarten. Auch „Switching Channels“ kommt nur mit deutschem 2.0-Dolby-Ton, der größtenteils gut anhörbar ist (nichts für die Dolby-Anlage, wie üblich, dafür ist das weder der Film noch die Sorte DVD), aber zwei-drei kleine Tonaussetzer zu verzeichnen hat, so dass auch hier eine bessere Bewertung an einigen lässlichen kleinen Fehlern scheitert. Anspruchslose Gemüter werden aber auch am Audiotransfer nichts auszusetzen haben.
Extras: Keinerlei Zusatzfeatures sind vorhanden.
Fazit: „Switching Channels“ hätte mir noch entschieden besser gefallen, wenn das Script nicht sklavisch an dem festgehalten hätte, was schon in der Originalversion, der Bühnenfassung, und den bisherigen Verfilmungen, nicht so richtig funktioniert, nämlich die Mixtur von flotter, frecher Beziehungskomödie und ernstem, medien- und sozialkritischem Drama. Selbstverständlich machen Film und Script auch in seinem ernsterem Part durchaus gültige Statements (obgleich er sich interessanterweise um die journalistisch-ethische Frage „Wann hören Reporter auf, über Nachrichten zu berichten und MACHEN die Nachrichten“, die durchaus angerissen wird, drückt), aber es „klickt“ einfach nicht mit der gut gelaunten, spaßigen Comedy des anderen Teils, weswegen mir es lieber gewesen wäre, Kotcheff und seine Autoren hätten sich auf die komödiantischen Aspekte der Geschichte konzentriert und diese, insbesondere Christopher Reeves Rolle, ausgebaut und noch stärker von der guten chemistry zwischen Turner und Reynolds profitiert. Nichtsdestotrotz liefert der Film auch in dieser Form einige herrliche Szenen und ist insgesamt recht kurzweilig, aber er hätte einfach noch ’ne Prise besser (und durchgängig witziger) sein können. Leichte „unforced errors“ sowohl im Bild als auch beim Ton lassen die Disc von Power Station/Magic Video knapp an besseren Wertungen vorbeischrammen.
3/5
(c) 2003 Dr. Acula