Swamp Girl

 
  • Original-Titel: Swamp Girl
  •  
  • Regie: Donald A. Davis
  • Land: USA
  • Jahr: 1971
  • Darsteller:

    Jimmy Walters (Ferlin Husky)
    Janeen (Simone Griffith)
    Sheriff Ben (Claude King)
    Nat (Pa) (Harrison Page)
    Steve (Steve Drexel)
    Eafe (Stuart Culpepper)
    Carol (Donna Stanley)
    Lonnie Bower
    Joyce Lee
    Hubert Conley


Vorwort

Ich hab Euch, glaub ich, ja schon mal erzählt, dass ich kurz davor bin, Something Weird Video offiziell heilig zu sprechen. Gut, Filme, von denen kein Mensch je was gehört hat oder die allenfalls bei den affecionados eher, ähem, ausgefallener Filmkost sachte Erinnerungen wecken, ausgraben und auf ´ne DVD klatschen kann jeder (naja, fast), vor allem in den USA mit ihren recht grosszügigen copyright-Gesetzen (wenn ich nicht ganz falsch liege, fallen Filmwerke nach 30 Jahren ins „public domain“, was heisst, dass jeder Depp dann ´n Video rausbringen kann) – auf die Präsentation kommt es an! Und wo Kommerzklitschen wie Rhino Video ihren lieblosen Releases mit Müh und Not vielleicht noch ein digitales Remaster spendieren, gehen Enthusiasten wie die Freunde von SMV da ganz anders ran – wer eine SMV-DVD erwirbt, der kauft nicht nur einfach irgend´nen unbekannten B-Film. Nein, meistens kauft er zwei (nur die absoluten Top-Titel der SMV-Collection, so wie die H.G.-Lewis-„Autorenbibliothek“, werden als single releases vertackt) von der Sorte, und dann spickt SMV die Discs mit allerlei kuriosen Extras – die durchschnittliche SMV-Double-Feature-DVD füllt dreieinhalb Stunden lockerst aus.

Something Weird bemüht sich, seine Double Features thematisch zu arrangieren, neben dem jüngst besprochenen Atom-Angst-Double nehmen wir uns für heute und fürs nächste Mal das „Sumpf“-Doppelbilling vor. Sümpfe sind ob ihrer „angeborenen“ Gefährlichkeit ein recht ergiebiges Filmthema für Abenteuerfilme – schliesslich gibt´s Tücken wie Treibsand, gefährliches Getier etc. Und da es in den USA ja sprichwörtlich jedes Terrain zur Abfilmung gibt, warfen auch die üblichen Verdächtigen, d.h. die Drive-in-Leinwände zumüllenden Low-Budget-Exploitation-Filmer ihr Auge auf ein vermeintlich lukratives Subgenre. Allerdings, im Vergleich zu anderen Thematiken wurde der Sumpf-Exploiter nie so wirklich kassenknüllend – die meisten dieser Produktionen waren „regional“, also eher gleichbedeutend mit „ambitioniert amateurhaft“ und errangen ausserhalb ihrer Herkunftsgegenden kaum Bekanntheit und Bedeutung. SMV zieht nun aus, diese Tatsache mit einem „Okefenokee“-Double-Billing zu änder. Die Okefenokee-Sümpfe (tja, jetzt wissen wir, woher die Perry-Rhodan-Autoren ihre Ideen nahmen – klingt immerhin aber kreativer als „Twonoser“. Mitlesende PR-Fans wissen, wovon ich labere) liegen in Georgia, mithin also in den Südstaaten (uh-oh, Redneck dialect ahead) und sind schon seit geraumer Zeit ein Naturpark. Und genau in diesen Naturpark verfrachtet uns nun ein gewisser Donald A. Davis, der seine ersten Meriten als Production Assistant bei Plan_9_From_Outer_Space unter der kompetenten Anleitung von niemand anderem als Ed Wood himself verdiente, um uns die Legende vom SWAMP GIRL näherzubringen. Bad(movie) Omen?


Inhalt

Also ehrlich, ich hasse Titelsequenzen, bei denen die Credits über Standfotos aus dem noch kommenden Film gelegt werden. Das ist einfach dusslig, denn natürlich verwenden die ach so cleveren Produzzer die „money shots“ des Streifens für diese Standbilder und meinereiner, der sich unbelastet an den Film machen, aber doch die Credits mitlesen will, ärgert sich mal wieder schwarz. Naja, auch das geht vorbei und dann beginnt auch schon unser richtiger Film mit einer des nächtens durch den Sumpf paddelnden Jungmaid in einem ziemlich geschmacklosen (und, so wie´s aussieht, seit mindestens fünf Jahren nicht mehr gewechseltem) rosa Kleidchen. Sie ist nicht ganz allein, sondern ein ziemlich bewusstloser Typ liegt noch mit im Kahn. Sumpfie deponiert den Kerl an einem zivilisatorischen Landesteg und verschwindet wieder im Sumpf. Zum Glück (?) für den Kerl sind gerade drei Rednecks zum Saufen & illegalen Fischen in den Sümpfen verabredet, finden ihn und sein dank eines Schlangenbisses übel zugerichtetes Bein (hm… sieht mehr nach ´nem ausgewachsenen Krokobiss aus, aber die Jungs sind vermutlich die grösseren Experten). Während die Kerle Hilfe holen, krächzt unser zukünftiger Hauptdarsteller (Ferlin Husky war tatsächlich Ende der 50er/Anfang der 60er ein ziemlich erfolgreicher Countrysänger mit diversen Nummer-1-Hits. Schätze, 1971 war sein musikalischer Stern etwas verblasst) an einem Geländer lehnend den Titelsong.

Der nächste Morgen bricht an und der lange Arm des Gesetzes in Form von Sheriff Ben und unserem Country-Barden (der übrigens als „Sumpfranger“ auch gewisse gesetzliche Autorität geniesst – allerdings erfahren wir diese seine Position erst ungefähr zwanzig Minuten später und fragen uns bis dahin, wieso ein abgetakelter Ex-Countrysänger Entscheidungsbefugnis in einer anstehenden Ermittlungssache geniesst) interviewt das Redneck-Trio, denn der vornachts von Sumpfie Abgelieferte hat mittlerweile den Löffel geschmissen (was uns das Sumpfgirl ungeheuer sympathisch macht… hätte sie den Typen nicht einfach an Land geschmissen, sondern actually echte Hilfe geholt, tät der Kerl vielleicht noch leben) und natürlich interessiert die Gesetzeshüter das genaue Wiesoweshalbwarum. Einer der Südstaateneingeborenen (und daher naturgemäss für Oxford-Englisch-gewöhnte Ohren wie die meinigen eher schwer verständlich) glaubt, eine junge Frau in einem Boot gesehen zu haben und erinnert an die Legende von „Swamp Girl“. Unser Herr Sumpfranger, der übrigens auf den Namen Jimmy Walters hört, hält das für grossen Dumpfsinn, sondern vermutet eher irgendwelche Schwarzbrenner als Soon-to-be-Kadaver-Entsorger. Keine Frage, man müsste im Sumpf nach dem Rechten sehen. Unsere Rednecks bieten sich auch gleich mal als Sumpfdurchforstungskommando an, aber das halten Sheriff und Ranger für nicht die allerbeste Idee (schliesslich ist der Sumpf Naturpark und Walters sowie der Sheriff vermuten wohl nicht zu Unrecht, dass das debile Trio die Gelegenheit für einen kleinen Jagdbummel nutzen könnten. „Die beste Idee,“ die Sheriff Ben denn heute auch zu hören bekommt, ist die von Walters, dass er alleine den Sumpf durchpflügen will (ich kenn zwar die Grösse des Okefenokee-Sumpfes nicht aus dem FF, aber eine etwas organisiertere Suchaktion würde ich schon für sinnvoll halten, auch wenn niemand so genau weiss, wen oder was Walters eigentlich im Sumpf zu finden gedenkt). Unsere Redneckfreunde drohen an, auf eigene Faust in die Sümpfe zu gehen und Ben befürchtet, noch Ärger mit den Gesellen zu haben. Walters entert schulterzuckend sein Airboat (ihr kennt ja diese coolen propellergetriebenen Sumpfgleiter, zur Not aus DARK UNIVERSE) und düst ab in die Wildnis.
Wo er, ohne weitere Hindernisse (wenn man von einigen scenic sights & sounds der georgianischen Sümpfe inklusive der sie bewohnenden Alligatoren absieht), auch sofort das von ihm noch Minuten vorher ins Reich der Fabel, Hirngespinste und Country-Songs verwiesene Swamp Girl aufstöbert (begünstigt dadurch, dass Swampie noch dabei ist, das zerrissene Hemd des jüngst Dahingeschiedenen von einem Ast direkt am Ufer zu entfernen).

Sumpfie gibt Fersengeld, der aufrechte Rangersmann nimmt die Verfolgung auf, Hm, der Herr gibt für einen Sumpfranger eine äusserst schwachmatige Figur ab, denn er verfängt sich in der erstbesten Bärenfalle (? Im Sumpf sollten sich doch höchstens Waschbären rumtreiben…), schlägt lang hin und jammert rum. Sumpfie eilt zur Hilfe und befreit den Armen, wenngleich sie mir die Worte aus dem Munde nimmt: „You shouldn´t go out here if you can´t spot a trip in the middle of the way!“ Walters, nicht ernsthaft verletzt, versucht Gut Freund zu machen, beisst aber ziemlich auf Granit, immerhin kann er ihr entlocken, dass sie mit ihrem „Pä in den Sümpfen lebt, beide selbigen nie verlassen und sie tatsächlich den mittlerweile toten Typen abgeliefert hat. „There are people out there who think you killed him,“ gibt Walters zu bedenken (Hm. Erstens hat, wenn ich das Südstaatengenuschel richtig interpretiert habe, niemand was von der Sorte gesagt und zweitens, es kann ja andererseits auch gut sein! Also ist Walters bereits nach zwei Sekunden näherer Bekanntschaft von der Unschuld unsere Sumpfbiene überzeugt? Ein leichtgläubiger welcher…). Sumpfie wehrt entsetzt ab, nein, der Knabe sein genauso blöde in eine Bärenfalle getappt und dann noch darüber hinaus von einer Schlange gebissen worden. Tja, das überzeugt und eine Einstellung später röstet Sumpfie am offenen Lagerfeuer schon irgendein Sumpfhuhn und Walters mampft fröhlich mit. Scheinbar hat Walters dem Sumpfgirl, das sich nunmehr auch offiziell als „Jeanine“ vorstellt, einen Crash Course in Naturparkregularien vermittelt, denn sie gelobt, alle Tierfallen, die sie zukünftig findet und die ja natürlich allesamt illegal sind, an der tiefsten Stelle des Sumpfs zu versenken. „Pa und ich töten nur, was wir zum Leben brauchen“, versichert Jeanine treuherzig und Walters ist so gerührt, dass er das Mädel am liebsten gleich zum Deputy machen möchte. Jeanine, die ganz offensichtlich nicht so oft rauskommt, weiss zwar nicht, was ein Deputy ist, ist aber trotzdem begeistert. Aber das muss sie erst mit Pa besprechen. Walters ist´s zufrieden und humpelt mit einem „wir sehen uns morgen“ von dannen.

Jeanine paddelt zu ihrer nett eingerichteten Hütte (fehlt nur noch Kabelfernsehen, u.a. gibt´s da abgepacktes Mehl in Grosshandels-Säcken… irgendeiner geht also doch ab und an auf Einkaufstour, möchte nur wissen, womit derjenige bezahlt) und trifft dort Pa, der zu allgemeiner Überraschung nicht nur höchstens zehn bis fünfzehn Jahre älter ist als Jeanine und ausserdem geringfügig schwärzer, was gewisse Zweifel an den Verwandschaftsverhältnissen erlaubt. Pa ist entrüstet, dass Jeanine mit fremden Männern spricht („das bringt nur Ärger“, immerhin da ist er echter Papa). Jeanine rechtfertigt sich mit einem „He wants to be our friend“ und „we could need a friend on the outside“, zumal man sie „all that killin´“ bezichtigt (Hm. Neigt ein wenig zur hysterischen Übertreibung, die Gute). Pa macht einen auf Resigniert. „I´ve seen it comin´ a looong time,“ befindet er und wir ahnen, dass wir auf eine ausführliche Rückblende zusteuern. „First of all, you gotta stop calling me Pa. I´m Nat or Nathaniel,“ wünscht er sich und wischt die Proteste des Mädels mit der folgenden rührseligen Backgroundstory beiseite…

A long long time ago, in a galaxy far aw— eh, sorry, got carried away. Also vor langer Zeit lebte in dieser Sumpf-Hütte ein Doktor, also ein richtiger Medizinmann, der seine Brieftasche hauptsächlich damit füllte, dass er bei jungen Dingern, die beim vorehelichen Sex nicht richtig aufgepasst hatten, Abtreibungen durchführte. Aber die Schändlichkeit allein reichte nicht aus, nein-nein! Wenn´s für Abtreibung zu spät war, führte er auch Geburten durch und behielt die Babies, um sie später an finstere Finsterlinge zu verkaufen (orientalische Scheichs etc.). Der junge Nat fungierte als sein Hiwi und Botenjunge, an den Doc „gefesselt“ durch die erpresserische Behauptung, die Polizei wäre wegen einem Paar geraubter Jeans hinter Nat her (!!! Okay, das sind die Südstaaten vermutlich in den 50ern, aber ich glaube nun doch nicht, dass man für ein solch furchtbares Verbrechen gleich den nächsten Baum und ´ne passende Schlinge gesucht hätte?). Eines schönen Tages kam so auch Jeanine zur Welt, an der besonders Nat einen Narren gefressen hatte. Und auch Doc fand wohl irgendwie Gefallen, denn er „behielt“ das Kind. Eines weniger schönen Tages schickte Doc Nat aber mit fadenscheiniger Begründung zum Einkaufen (sooo… und wenn die Polizei ihn nun bei einer seiner Einkaufstouren entdecken würde? Weder Doc noch Nat scheinen absolute Intelligenzbestien zu sein) und natürlich hat der Engelmacher übles im Sinn, nämlich die mittlerweile fünfjährige Jeanine doch noch zu verscherbeln. Zwei Schergen eines Scheichs o.ä. Kunden sehen sich allerdings einer Verdoppelung des Kaufpreises ausgesetzt und lehnen diese Offerte eher dankend ab, killen den Doc (was natürlich noch preiswerter ist) und stopfen die dem ganzen Treiben zukuckende (!) Jeanine in den Sack (literally). Nat, der offenbar ein Ominous Feeling (TM) hat, ist aber umgekehrt und hat sich mit einem Hackebeil bewaffenet. In einem überraschend blutigen Bit (für einen PG-Film) hackt er dem sacktragenden Schurken das Beil in den Hals (und geht ein verdammt grosses Risiko ein, statt dem Schurken den Sackinhalt zu erwischen) und dem zweiten frontal in die Rübe. Soweit Friede Freude usw., doch die achtlos vom gehackebeilten Henchmen fallengelassene Jeanine wird von einer bösen bösen Schlange gebissen. Zwar schleppt Nat die Kleene sofort ins Hütten-Hospital und geht medizinisch-fachmännisch nach der bewährten Methode „Wunde aufschneiden und aussaugen“ vor, aber bei dem Kind bleibt leider eine bleibende Amnesie als Nebenwirkung. Nat, der aus nicht näher spezifizierten Gründen fürchtet, dass von der „Outside World“ nur übles droht, baute daraufhin die Schein-Welt mit ihm als Vater und dem strikten „Don´t interfere with outsiders“-Gebot auf. Damit endet unser Flashback. Nat plagen weitere dark foreshadowings. „Sollte mir etwas zustossen, ist es vielleicht besser, wenn Du draussen einen Freund hast“, approved er weitere Treffen Jeanines mit unserem Rangerfreund (argh, that guy is suicidal. Never ever ever äussere den Satz „sollte mir etwas zustossen“ in einem B-Film [nicht mal in einem A-Film] – denn der ist die sichere Garantie, sich innerhalb der nächsten zehn Screenminuten die berühmten Radieschen von unten betrachten zu dürfen).

Walters treibt derweil belanglosen Smalltalk mit dem Sheriff. Okay, der halbe Film ist rum, aber irgendwie eine echte Story haben wir noch nicht gesehen. Fiel dann wohl auch Meister Don Davis auf (und da sage einer, bei Ed Wood könne man nix lernen), daher introducen wir doch schon unsere eigentliche Geschichte. Irgendwo auf einem Highway hat ein Auto eine Panne und Girl und Guy, die selbigem innesitzen, sind nicht glücklich darüber (wer ist das schon?). Aber dazu haben sie allen Grund, denn Carol und Steve sind on the run from the law. Carol war nämlich eingeknastet, Steve versuchte eine Befreiung (offenbar nicht gänzlich unerfolgreich), in deren Verlauf Carol einen Wärter umgepustet hat. Wie die meisten Gangster ist auch unser Ganovenpärchen der Meinung, wenn es erstmal die Staatsgrenze nach Florida passiert habe, wäre alles gut und in trockenen Tüchern – sofern man noch nie vom FBI gehört hat, könnte man das tatsächlich glauben… Also unterbreitet Carol den unbürokratischen Vorschlag (unterstützt durch das schlagkräftige Argument, dass sie im Besitz des einzigen – und mit immerhin noch EINER Patrone ausgerüsteten – langläufigen Schiessprügels ist), durch den Okefenokee-Sumpf gen Florida zu hiken. Steve (in einem sort-of-funny twist of cliche´) weist auf den offenkundigen Wahnsinn eines solchen Unterfangens hin – ohne Führer durch unbekanntes, von allerhand unliebsamen Getier bevölkertem Sumpfterrain zu stolpern, ist auf jeden Fall in meinem Buch der „most stupid ideas“ ziemlich weit vorne. Alas, in dieser Beziehung hat ganz augenfällig Carol die Hosen an (naja, und da ist immer noch das Schusswaffen-Argument) – ausserdem weist sie darauf hin, dass man vielleicht sogar eine Schnapsdestille finden könnte und das ist, das „beste, was ich heute gehört habe,“ wie Steve versichert. Dermassen übereingekommen wandert das brillante Duo natürlich ohne jegliche Ausrüstung für ein solches Undertaking (hach, bin ich heute wieder doppeldeutig) in die Sümpfe, wo Carol nach ungefähr zwanzig Metern böse aus dem Charakter fällt und sich beim improvisierten Nachtbiwak (d.h. man knallt sich einfach an den nächsten Baum auf halbwegs trockenem Grund) als „scared silly“ outet (blöde Schnepfe, war doch deine bescheuerte Schnapsidee…).

Ein neuer Tag, ein neues Glück. Walters schwingt sich in sein Airboat, Jeanine in ihr Kanu (nachdem sich Nat weiterhin diverse Selbstvorwürfe macht, von wegen Jeanine nicht früher reinen Wein eingeschenkt zu haben) und Carol und Steve wandern weiter ziellos und in circles durch die Sümpfe, naja, nicht ganz ziellos, denn immerhin stossen sie auf die bewusste Hütte und kommen sofort auf die kriminelle Idee, selbige nach Mampfbarem zu durchstöbern. Nicht ganz unerwarteterweise öffnet Nat im falschen Zeitpunkt eine Tür und wird ohne weitere Umschweife von Carol erschossen (nicht vergessen: das war die letzte Ladung). Der Schuss ruft natürlich Jeanine auf den Plan. Sofort befiehlt Carol ihr, das killende Pärchen aus den Sümpfen gen Florida zu führen (natürlich nicht ohne die obligatorische „I killed that nigger“-Remark) und reluctantly stimmt Jeanine diesem Vorschlag zu.

Walters wartet demzufolge vergeblich auf Jeanine und fährt enttäuscht zurück. Vor dem Polizeirevier spielen sich andere Dramen ab. Ein Ehepaar ist bei den Autoritäten gehörig mit dem Versuch, eine Suchtruppe in die Sümpfe zu schicken, gegen die Wand gefahren. Während uns der Film darüber noch eine Weile im Unklaren lässt, kann ich´s ja verraten, es sind Carols Eltern (die sich auch nicht gerade als Obergenies outen – wenn meine Tochter bei einem Jail Break einen Uniformträger gekillt hätte, würde ich nicht unbedingt bei der Polizei um Hilfe bitten… die suchen schon ganz von alleine nach solchen Gesellen und Gesellinnen). Wie´s der Zufall will, steht unsere Drei-Mann-Redneck-Posse (Ihr erinnert Euch noch?) direktemang daneben und bietet sich, da die Eltern irgendwie nach Geld aussehen, als impromptu-Suchkommando an – für die lausige Summe von 500 Bucks.

Sheriff Ben informiert dieweil Walters von den neuesten Entwicklungen, sprich den flüchtigen Verbrechern und headed gemeinschaftlich mit ihm in den Sumpf, zuvor noch von seinen fleissigen Mitarbeitern davon unterrichtet, dass die Rednex ebenfalls die Sümpfe geentert haben.

Allerdings noch eine Fehlinformation, denn erst mal sucht diese Troupe´ einen gewissen Turner, selbstredend von Beruf Schlangenfarmer, auf. Wozu? We´ll learn later, denn zunächst schalten wir zurück zu Jeanine und ihrem mörderischen Anhang (aber fragt mich nicht, warum Jeanine jetzt plötzlich ein oranges Kleid und eine Szene weiter wieder ihren pinken Kittel anhat). Diverse szenische, aber pointlose Footage, in der die drei durch irgendwelche treibsandartigen Dinge stampfen sowie Walters und Ben mit ihrem Airboat durch die Gegend cruisen, schliesst sich an.

Filmisch interessantere Dinge tun sich in der Schlangenfarm. Der Ober-Redneck (ich glaub, er heisst Jack, wenn ich mich recht erinnere), versucht mit Turner ins Geschäft zu kommen – für 20 Dollar soll Turner verraten, wo die Hütte des alten Doc steht, in der vermutlich das Swamp Girl haust (? Wenn Jack nich hellseherisch begabt ist – was würde ihm die Info bringen? Mr. Martin, d.h. der zahlende Vater, sucht nicht das Sumpfmädchen. Meint Jack, Sumpfie wüsste alles, was sich im Sumpf abspielt? Immerhin setzt ein kurzer Dialog zumindest einen zeitlichen Rahmen – die Geschehnisse um den Doc sollen zehn Jahre zurückliegen – das würde Jeanine ungefähr 15 Jahre alt machen… hm…. maybe, maybe not). Turner will sich mit mickrigen zwanzig Mäusen nicht abspeisen lassen, also greift Jack zu härteren Mitteln. Seine beiden Jungs binden Turner ein Seil um die Füsse und lassen ihn kopfüber in die Schlangengrube hinab. Diese Massnahme setzt einen Umdenkprozess seitens Turners in Gang und schon plappert er eine detaillierte Wegbeschreibung heraus (das alles ist sehr sehr „convenient“ – wenn Turner den Weg nach zehn Jahren noch so gut kennt, warum war er dann nie dort? Das hätte die ganze Sumpfgirl-Legende doch aufklären können?). Jack ist´s zufrieden und gibt das Kommando zum Hochziehen, als Turner einen strategischen Fehler begeht, nämlich während dieses Vorgangs lautstark „I´ll get you!!“ zu brüllen. Jacks Leute interpretieren dies als gewisses Risiko für sich selbst und schneiden das Seil durch, so dass Turner zu seinen Giftschlangen fällt und heftigst gebissen wird (cold blooded murder, wenn Ihr mich fragt… ist das die lumpigen 500 Piepen wert?). Niemand macht sich darüber weitere Gedanken, sondern die Posse plus Auftraggeber schwingt sich in ein Boot und macht sich auf den Weg.

Jeanine nutzt dagegen endlich ihre Ortskenntnis aus und lotst Steve in Treibsand (d.h. das übliche als Treibsand getarnte Wasserloch), wo er auch prompt absäuft. Jeanine hat nämlich kombiniert (wie auch immer), dass das Schiessgewehr leer ist und gibt Fersengeld und Carol noch „wenn du hier lebend rauskommen willst, solltest du mir besser folgen können“ auf den Weg.

Walters und der Sheriff düsen durch den Sumpf und sind generell besorgt, können aber nichts tun, ausser „keep our eyes open“. Dynamische Gesetzeshüter allenthalben. Die Posse erreicht die Blockhütte, findet den toten Nat und kombiniert messerscharf, dass nur Swamp Girl den Nigger kaltgemacht haben könnte. Mr. Martin, der seine Tochter offenbar besser kennt, hat leichte Zweifel.

Carol hat Jeanine eingeholt und verwickelt sie in einen eher unspektakulären Catfight (eher Mud Wrestling), kann aber keine entscheidenden Vorteile erringen, sondern sieht Jeanine bald wieder nur noch von hinten. Mr. Martin hört immerhin einen Mädchenschrei und führt die Posse in die richtige Richtung. Jeanine spurtet weiterhin vor Carol her, doch da tappt letztere in eine Bärenfalle und stürzt ins Wasser, worauf sich sofort diverse Stock-Footage-Alligatoren aufmachen, um einen kleinen Snack einzunehmen. Jeanine sieht am Ufer ungerührt bis leicht lächelnd zu, wie Carol ihr wohlverdientes Schicksal ereilt. Mr. Martin sieht nur noch die letzten Züge seiner Tochter, interpretiert die Lage falsch, vermutet Foul Play seitens Jeanine und schiesst der Flüchtenden in den Rücken. Das wiederum ruft den Arm des Gesetzes auf den Plan, der seinerseits wiederum Mr. Martin abknallt (glücklicher Zufall, dass alle Beteiligten sprichwörtlich in der selben Sumpfecke rumhängen).

Jeanine ist allerdings zur grossen Freude Walters unverletzt (also nur auf Verdacht wie vom Blitz getroffen umgefallen, gute Taktik, allerdings), aber von Selbstvorwürfen geplagt, hat sie doch nichts getan, um Carol zu helfen (ich glaub nicht, dass man ihr einen Strick aus unterlassener Hilfeleistung drehen würde…). Die komplette Belegschaft inkl. des toten Martin schwingt sich in des Rangers Airboat und düst zurück. Könnte eigentlich also ENDE sein, wenn wir jetzt nicht noch einen heftigen Abstecher in Soap-Opera-Gefilde machen müssten…

Am Landungssteg wartet Mrs. Martin und muss verkraften, dass sowohl ihr Göttergatte als auch ihr kleines Töchterchen ins Sumpfgras gebissen haben (die Rednecks teilen ihr charmant die Version mit, dass das „Sumpfgirl“ Carol den Alligatoren zum Frass vorgeworfen haben… wahrhaft mitfühlend, diese Südstaatler). Mrs. Martin heult rum, wird aber hellhörig, als Jeanines Name fällt. Jeanine war doch der Name ihrer Grossmutter… surprise surprise… Mrs. Martin ist Jeanines Mutter (also hätten die Rednecks den Weg zu Docs Hütte einfacher erfragen können… sie ist ja dortgewesen, yech). Mrs. Martin betreibt gewisse geistig-moralische Arithmetik und kommt zu dem Schluss, dass eine wiedergefundene Tochter besser ist als eine tote und ein toter Mann und versucht tränenüberströmt, Jeanine zum Mitkommen zu bewegen (sicher, der Mann meiner Mutter – er ist nicht nicht Jeanines Vater, der ist für´s Vaterland gefallen – hat gerade versucht, mich umzubringen, meine Schwester war auch fleissig dabei, meine Mum hat mich einem Quacksalber überlassen – in die Familie möchte ich auch liebend gerne zurückkehren…) und gibt die üblichen lame excuses für ihr Verhalten zum besten, die auf das altbewährte „I´d been the shame of the family“ hinauslaufen und naturgemäss bei Jeanine nicht wirklich gut ankommen. „I´m going back home,“ verkündet sie und damit meint sie nicht den Schoss der (dezimierten) Familie, wobei sie aber in Sorge ist, dass die Rednex um Jack jetzt ja wissen, wo sie lebt. Da beruhigt Ben… die Cops haben mittlerweile ein bisschen echte Polizeiarbeit geleistet und den toten Turner gefunden, dafür werden die Jungs verhaftet (on what evidence? Es gibt keine Zeugen, wenn die Jungs sich einig sind und die selbe Story erzählen, kann ihnen keiner was). Jeanine steigt in ein Boot, verspricht Walters noch, nach einer Periode des Reflektierens der jüngst erlebten Ereignisse zurückzukommen – schliesslich will sie ja Deputy werden, und winkt Goodbye…

Wie gesagt – nicht nur, dass ich Something Weirds Veröffentlichungspolitik respektiere, sondern sogar verehre – aber SWAMP GIRL ist sicher nicht unter die Highlights der DVD-Veröffentlichungen aus diesem Hause einzuordnen. Ich muss zugeben, dass ich mehr als einmal versucht war, den schnellen Vorlauf zu betätigen oder nebenher irgendetwas interessantes zu lesen (den Wirtschaftsteil im SPIEGEL z.B.) – und dass ich gut drei Tage gebraucht habe, mir diese Zeilen aus den Fingern zu saugen, spricht auch nicht unbedingt für den Film.

SWAMP GIRL verspricht ´ne ganze Menge und hält wenig. Ich weiss nicht, ob der Film für Don Davis, der in den 60er Jahren zahlreiche Sexploiter drehte (u.a. verfilmte er einen der notorischen Sexromane seines Lehrmeisters Ed Wood, „The Sexecutives“ unter dem Titel FOR LOVE AND MONEY, Wood übernahm selbst eine kleine Rolle darin), mit SWAMP GIRL versuchte, in ein seriöseres Fahrwasser zu wechseln, aber im Endeffekt ist der Film nun mal maximal für Drive-Ins geeignet und dafür nun wieder einfach zu unaufregend, zu langweilig.

SWAMP GIRL hat praktisch keine Exploitation-Elemente – es gibt absolut NULL Nudity (also wer darauf hoffen mag, dass ein junges Ding a la Marion Michael die Hüllen fallen lässt, ist hier dermassen im falschen Film…), kaum Gewalt (ausser im Flashback mit seinen zwei wirklich überraschend kommenden blutigen Szenen), keinen Humor und keine sonstigen halbwegs intelligenten, originellen oder wenigstens kuriosen Ideen – der Film leiert sich einfach über seine mageren, aber dennoch elendiglich lang wirkenden 78 Minuten Laufzeit, ohne irgendwann auch nur halbwegs eine interessante Story zu bieten. In der ersten halben Stunde passiert sprichwörtlich gar nichts (man könnte sie bequem überspringen und mit Nats Flashback einsteigen, ohne auch nur ein Quentchen Story verpasst zu haben) und auch die, ähempt, „action-packed“ zweite Filmhälfte ist ein reichlich dröges Unterfangen, was man durch endlose „Naturaufnahmen“, die laufzeitstreckend zwischen die dünnen Handlungselemente gestreut sind, auch leicht beweisen kann.

Der Film ist schlicht und ergreifend „blah“ – das ganze ist handwerklich halbwegs routiniert runtergekurbelt, die Aufnahmen der Sumpflandschaft sind stellenweise ganz nett (und diese Airboats sehe ich einfach immer wieder gern, wenngleich mir eine zünftige Verfolgungsjagd mit den Dingern sicher eine höhere B-Note entlockt hätte), aber es kommt einfach nichts rüber – keine Spannung, kein Witz, kein Tempo (wie gesagt, die 78 Minuten ziehen sich), kein Entertainment, kein Enthusiasmus (wie ihn Meister Wood immer zelebrierte) – Davis mag ein besserer Filmemacher im technischen Sinne als Ed Wood gewesen sein, aber was den Unterhaltungswert des Dargebotenen angeht, liegt Wood Lichtjahre über dem, was Davis abliefert (und das liegt nicht nur an Woods Pappmache-Sets, Radkappen-Untertassen etc. pp.).

Natürlich hilft Davis nicht weiter, dass das Drehbuch von Jay Kulp reichlich dünnbrettbohrerisch geraten ist. Unmotiviert handelnde Charaktere, unglaubhafte „Drehungen und Wendungen“, ein antelegraphiertes „Twist-Ende“ und die potentiell interessanten Sachen (nicht, dass es sie von der Umsetzung her wirklich gäbe) sehr sehr ungeschickt verteilt. In meiner, äh, schreiberischen Karriere hab ich zwar bislang erst ein Drehbuch verfasst (nein, Ihr braucht nicht zu fragen, es ist nicht verfilmt :-)) und daher steht´s mir vermutlich nicht wirklich zu, zu lästern (hat mich bis jetzt nicht davon abgehalten und wird´s auch zukünftig nicht), aber es liegt auf der Hand – jeder, der mal einen ZDF-Vorabendkrimi gesehen hat, dürfte vermutlich imstande sein, professionellere Scripts abzuliefern als Jay Kulp.

Konsequenterweise wird auch schauspielerisch Schmalkost geboten – Ferlin Husky hätte doch lieber beim Singen bleiben können (der Song „Swamp Girl“ ist eine nette kleine Country-Ballade und in jeder Hinsicht der Höhepunkt des Films, leider schon nach ungefähr fünf Minuten), Screenpräsenz (abgesehen von einer leichten Ähnlichkeit mit Johnny Cash) allerdings eher mangelhaft. Simone Griffith, die immerhin eine B-Movie-Karriere machte und 1975 mit David Carradine im legendären DEATH RACE 2000 (dt. „Frankensteins Todesrennen“) hauptrollte, kommt auch wenig charismatisch (und auch nicht spektakulär attraktiv, für die mitlesenden Chauvinisten) daher, zudem krankt ihr Charakter an ein paar Unglaubwürdigkeiten (ich hab wirklich Probleme damit zu akzeptieren, dass sie – unendlich naiv, wie sie zunächst portraitiert wird – willentlich Steve in den Treibsand lockt und mit gewisser Befriedigung zusieht, wie Carol von den Alligatoren verhackstückt wird). Nat wird vorgeblich vieler Internet-Quellen von Harrison Page (dem Lieblingsopfer von SLEDGE HAMMER und Mentor von van Damme in A.W.O.L. [dt. „Leon“] gespielt, ich könnte nicht sagen, dass ich ihn erkannt hätte. Sei´s drum, Page oder nicht Page, memorables wird auch von Nat nicht geboten. Über den Rest des Ensembles breiten wir den wohlbekannten Mantel der Barmherzigkeit.

Wie üblich bei Südstaaten-Filmen (und schon weiter oben erwähnt) hat man so seine liebe Müh und Not damit, zu verstehen, was die Prota- und Antagonisten so von sich geben (especially bei den Redneck-Konsorten), was das Sehvergnügen (bzw. Hörvergnügen, in dem Fall) weiter trübt. Es ist aber nicht davon auszugehen, dass uns irgendwelche genialen Gemmen drittklassigen „regional filmmaking“-Outputs entgehen.

SWAMP GIRL ist denn also wirklich kein Ruhmesblatt für Something Weird Video – für ein „top billing“ eines Double Feature ist das wirkliche Diätkost, ein nicht immer überzeugender Vollbildtransfer in stellenweise eher suspekter Print-Qualität und ein matschiger Mono-Sound kommen zu den dem Film selbst innewohnenden Schwächen noch dazu. Da kann man nur hoffen, dass SWAMP COUNTRY, der zweite Film auf der DVD, ein wenig besser wird (viel schlimmer kann´s nicht werden).

Extratechnisch spendierte Something Weird der Disc eine Trailerreel für diverse Sumpf-Filme (inkl. dem für SWAMP GIRL), die Gallery of Exploitation Art (unterlegt mit Radiospots für diverse Sensationsfilme, die nichts, aber auch gar nichts mit unserem Thema zu tun haben, trotzdem ganz lustig), einen seltsamen ungefähr sechs- oder siebenminüten Clip eines Sumpf-Traktor-Rennens aus den 60ern (vermutlich) und einen 25-minütigen Kurzfilm namens SWAMP VIRGIN (soviel ich weiss, die Kurzfassung eines „richtigen“ sechzigminütigen Spielfilm anderen Namens von 1946/47; immerhin mit eigener Chapter-Einteilung) – bis auf SWAMP VIRGIN, von mir noch nicht angesehen, also auch nicht gerade umwerfend im Vergleich zu anderen Double Features aus dem selben Hause.

Kommen wir langsam zum Ende (mir fällt auch ehrlich gesagt nicht mehr so wahnsinnig viel zu dem Streifen ein, irgendwie ist der Film einfach unergiebig). SWAMP GIRL allein sollte kein Grund sein, sich diese DVD zuzulegen – der Film ist langweilig, hat keine interessante Story, keine Exploitation – einfach ein mauer, dröger, spröder und öder Film. Jede Discovery-Channel-Dokumentation über das Tierleben in den amerikanischen Sümpfen ist mit Sicherheit spannender und unterhaltsamer. So leid´s mir für Something Weird tut, aber SWAMP GIRL kann man guten Gewissens einfach vergessen.

(c) 2002 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 3


mm
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